❆ 8.12.2022: Two Hearts in one Home ❆
Heute am 08.12.2022 haben wir einen One Shot von der lieben daydreamer_00_ für euch ♥️
Vorerst möchte ich meine Worte an dich richten;
Ich danke dir vielmals das du in diesem Jahr dabei bist. Es hatte natürlich einen Grund wieso ich dich für diesen Adventskalender extra angefragt habe; abgesehen davon das ich die Sachen die ich bisher von dir gelesen habe absolut liebe, zeigst du bisher auch eine wundervolle menschliche Seite die leider nicht selbstverständlich ist. Deswegen ist es mir eine große Ehre das du dabei bist und meine Anfrage angenommen hast - danke dir ♥️ ich kann es nicht abwarten selbst reinzuschauen 🥰♥️ Danke auch das ich dich zu meinen treuen Leserinnen dazuzählen darf und auch stetig von deinen Kommentaren beschenkt werde - vielen Dank Love ♥️ ich hoffe ich kann dir das möglichst bald zurückgeben (っ◕‿◕)っ
Nun an euch; schaut unbedingt bei ihr auf dem Profil vorbei. Ich weiß wie sehr sie sich über Neue und alte Gesichter freut und Kommentare genießt und beantwortet. Wenn ihr also einen kleinen Wohlfühlort braucht schaut unbedingt vorbei ♥️ falls ihr gerade noch Lesekapazitäten übrig habt oder plant es in Zukunft zu haben, kann ich euch nur ihren Kalender empfehlen. Werft gerne einen Blick (oder mehrere hihi) hinein und lasst euch verzaubern 🥰
Nun wünsche ich euch ganz viel Spaß. - danke an alle die bisher so toll dabei sind und die Autoren und mich unterstützen. Das bedeutet mir unglaublich viel, danke euch ♥️
Lots of love xx
Wörteranzahl: 3569
And when my hair starts turning gray he'll say I'm like a fine wine, better with age
I guess I learned it from my parents that true love starts with friendship
~ Like My Father, Jax
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Pov. Harry
"Papaaaaa, warteee!"
Bei Toms weinerlichen Stimme bleibe ich wie angewurzelt stehen und lasse meinen Arm wieder sinken, mit dem ich gerade dabei war, den Knopf der Kindergartentür aufzudrücken. Mit einem leisen 'Rums' fällt die Tür wieder ins Schloss, als ich mich umdrehe. Ich sehe, wie mein vierjähriger Sohn auf mich zu gerannt kommt und sich sofort fest an mich drückt, als ich in die Knie gehe.
"Was ist denn los, mein Spatz?", frage ich besorgt nach und streiche Tom sanft durch das braune Haar. Mit Tränen in den Augen sieht zu mir herauf. "Du-u ... du darfst nicht gehen, Papa", fängt er an zu schluchzen und schlingt seine kleinen Ärmchen fest um meinen Hals, in der Angst ich könnte einfach aufstehen und weglaufen.
Heute ist irgendwie nicht Toms Tag und das Verabschieden im Kindergarten fällt ihm nicht leicht. Schon den ganzen Morgen hat er sich an mich oder an meinen Mann Louis geklammert und wollte unter keinen Umständen in den Kindergarten.
Seufzen erhebe ich mich mit Tom in meinen Armen und halte ihn fest bei mir. "Es ist alles gut, mein Schatz", spreche ich dann in beruhigendem Tonfall. "Spatz, ich muss jetzt zur Arbeit, aber später holen Papa und ich dich ab und dann bauen wir wie versprochen einen Schneemann, okay?", erkläre ich leise und streiche meinem Sohn sachte über die Wange, als er sich von mir löst und sich schniefend über die etwas rote Nase reibt. In seinen Augen kann man noch immer die Tränen glitzern sehen.
"Was ist denn los, Spatz, hmm? Warum magst du heute nicht in den Kindergarten?", frage ich und rücke Tom auf meiner Hüfte etwas zurecht, sodass ich ihn richtig anschauen kann. "I-ich ... ich will bei euch bleiben", antwortet mein Sohn weinerlich und lehnt seinen Kopf an meine Brust, während er mit seinen Beinchen etwas hin und her wackelt. "Vermisst du uns so doll?", hake ich nach, "... magst du deshalb bei uns bleiben?" Noch immer an meine Brust gelehnt, beginnt Tom sein Kopf hoch und herunter zu bewegen und so ein Nicken anzudeuten.
"Aber Papa und ich sind doch immer bei dir. Erinnerst du dich? Egal, ob wir gerade bei dir sind oder nicht, wo werden wir immer sein?"
"In meinem Herzen", spricht Tom die Worte, die mein Mann und ich von klein auf zu unserem Sohn sagen.
"Ganz genau, Spatz. Wir sind im Herzen immer bei dir. Und wir haben dich ganz doll lieb, okay?", zögerlich nickt mein kleiner Schatz, doch ich kann noch immer sehen, dass er mich nicht wirklich gehen lassen will. Dabei ist er normalerweise gerne im Kindergarten und freut sich sonst wie verrückt, mit seinen Freunden zu spielen. Doch da Tom sich vor zwei Wochen in der Kita eine fiese Grippe eingefangen hat, ist er die letzten beiden Wochen Zuhause geblieben. So war es auch selbstverständlich gewesen, dass immer Louis oder ich in seiner Nähe waren. Tom hatte sich schnell daran gewöhnt, dass wir bei ihm waren und jetzt, nach dieser für ihn langen Zeit, wieder in den Kindergarten zu gehen, fiel ihm verständlicherweise schwer.
Vorsichtig setze ich Tom etwas mehr auf meine Hüfte, da er ein wenig heruntergerutscht war, und halte ihn mit meinem einen Arm fest, sodass ich sanft den Ärmel seines grünen Dino-Pullovers ein Stück nach oben schieben kann. "Und wenn du Papa oder mich ganz doll vermisst, musst du nur auf das Herz drücken, erinnerst du dich?", frage ich nach und lächele leicht, als Tom schnell mit dem Kopf nickt, während er geräuschvoll die Nase hochzieht. "Ja-a", nuschelt er und legt seinen Kopf wieder auf meiner Schulter ab. Gemeinsam betrachten wir das kleine, grünblaue Herz, welches mein Mann unserem Sohn heute Morgen auf den Arm gemalt hat, nachdem Tom schon Zuhause nicht in den Kindergarten wollte.
"Wenn i-ich euch ganz doll vermisse, dann ... dann muss ich nur darauf drücken und dann spürt ihr das", wiederholt Tom leise die Worte, die Louis ihm immer erklärt, "... oder?"
"Ja, ganz genau und immer wenn du das Herz drückst, weißt du, dass wir bei dir sind, weil du immer in unserem Herzen bist", ergänze ich die Worte meines Sohnes und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn. Vorsichtig stelle ich Tom wieder auf seine eigenen Beine. Begleitet von dem leisen Knacken meines Knies, gehe ich erneut in die Hocke, um mit meinem Sohn auf Augenhöhe zu sein. Sanft nehme ich seine Hände in meine und frage: "Wie viel Prozent hast du?"
"Null Prozent", nuschelt Tom leise, was mich leicht schmunzeln lässt. "Null Prozent?", frage ich gespielt erschrocken nach und ziehe Tom stürmisch in meine Arme, was meinen kleinen Sonnenschein endlich ein Lachen entlockt.
"Wenn du bei null Prozent bist, dann müssen wir das ganz schnell ändern", spreche ich und knuddele meinen Sohn fest, während ich uns dabei hin und her wiege. Einen Moment verweilen wir so in der Umarmung, bis Tom sich schließlich von mir löst. Auf seinem Gesicht ist ein Lächeln erschienen und auch auf meinem Gesicht breitet sich ein liebevolles Lächeln aus, als ich das sehe. "Und wie voll ist deine Batterie jetzt?", stelle ich meinem Sohn erneut die Frage, die ebenfalls von Louis stammt.
"1.000", strahlt Tom jetzt, weshalb ich ihn glücklich erneut in meine Arme ziehe und ihm einen Kuss auf den Kopf drücke. "Na dann bin ich aber erleichtert. Schließlich wartet Nila schon auf dich und will unbedingt mit dir spielen. Da wäre es doch schade, wenn du traurig bist." Bei der Erwähnung von seiner besten Freundin, dreht Tom seinen Kopf in Richtung seiner Kindergartengruppe und blickt freudig zu dem kleinen Mädchen, welches ihm sofort zu winkt.
"Schau, Nila freut sich schon", schmunzele ich. "Ich freue mich auch", sagt Tom nun deutlich glücklicher und drückt mir einen Kuss auf die Wange. "Tschüss, Papa."
"Tschüss mein Schatz, Papa und ich holen dich dann später ab, okay?", erkläre ich noch einmal, ehe ich mich endgültig von meinem Sohn verabschiede, als er zustimmend nickt.
Als ich nach draußen in die kalte Winterluft trete, ziehe ich schnell den Schal, den ich von meinem Mann geklaut habe, etwas fester um mich, sodass der wohlige Duft nach Zuhause mich erfüllt. Dann eile ich mit großen Schritten zu dem Fenster, was sich direkt vor Toms Gruppe befindet und stelle mit einem Lächeln fest, dass mein Sohn bereits auf der kleinen Bank steht, die zum Schuhe ausziehen für die Kinder gedacht ist. Fest hat er seine Nase an die Scheibe gedrückt und seine beiden Hände um die Augen an die Scheibe gelegt, um so die Helligkeit des Kindergartens abzuschirmen und mich draußen in der Dunkelheit erkennen zu können.
Als er mich entdeckt, breitet sich ein großes Lächeln auf seinem Gesicht aus und er fängt an mir wild zuzuwinken, was ich direkt erwidere. Kurz bleibe ich noch stehen und winke meinem Sohn zum Abschied, ehe ich mich mit einem Luftküsschen bei ihm verabschiede, was er nachahmt. Dann dreht er sich nach einem kurzen, letzten Blick zu mir herum und rennt in seine Gruppe, wo er sich auf den großen Teppich fallen lässt, auf dem bereits seine beste Freundin Nila spielt. Etwas erleichterter gehe ich den restlichen Weg zu meinem Auto und kann nur hoffen, dass Toms glücklichere Stimmung über den Tag anhält, bis Louis und ich ihn heute Mittag abholen.
Wieder einmal bin ich froh, dass mein Mann immer wieder diese kleinen Ideen hat, um die Verabschiedungen und Trennung für uns leichter zu machen. Denn nicht nur unserem Sohn fällt es schwer, sich von uns zu trennen, sondern auch für uns ist es nicht einfach, Tom alleine zu lassen, wenn es ihm nicht gut geht oder er sich nicht wohlfühlt.
Auch wenn wir wissen, dass bei kleineren Kindern Trennungs- und Verlustängste normal sind und zu ihrer Entwicklung gehören, ist es nicht einfach, unseren Sohn in solchen Situationen alleine zu lassen. Doch auch das muss er lernen, genauso wie wir, denn diese Situationen sind ein wichtiger Schritt in seiner Entwicklung. Sie stellen eine von vielen kleinen Krisen dar, die Kinder im Laufe ihres Lebens überwinden müssen, um sich weiterzuentwickeln und eigenständig zu werden.
Doch gerade aus diesem Grund bin ich froh, dass Louis einen Weg gefunden hat, Tom und uns die Verabschiedungen zu erleichtern, indem er so Kleinigkeiten wie die 'Umarmungs-Batterie' erfand. Es ist mittlerweile fast zu einem kleinen Ritual geworden, dass wir unseren Sohn fragen, wie viel Prozent seine 'Batterie' hat, um so herauszufinden, wie sein Wohlbefinden ist. Und wenn die 'Batterie' eben leer ist, knuddeln wir gemeinsam, bis unser Sohn sich sicher genug fühlt und seine 'Batterie' aufgeladen ist.
Auch das aufgemalte Herz war eine ganz besondere Methode, die Louis von klein auf bei unserem Sohn angewandt hatte. Doch noch viel größer als die Bedeutung an sich, war die Geschichte, die hinter dem kleinen, blaugrün aufgemalten Herz steckte.
↬ ᗱᦲ ꪗꫀa᥅s aᧁꪮ ↫
Unsicher blicke ich mich um. Warum hat Mama mich hier alleine gelassen? Hier ist es so laut. Überall sind Kinder, die ich nicht kenne. Hier gibt es zwar Spielzeug und die eine Frau, die genauso groß ist wie Mama, hat mit mir gespielt, während Mama noch da war, doch jetzt ist Mama weg.
Sie hat zu mir gesagt, dass sie in einer Stunde wieder da ist. Aber wie lange ist eine Stunde? Das weiß ich doch gar nicht. Ich weiß nur, dass ich Mama vermisse. Ich vermisse sie so schrecklich sehr. Lässt Mama mich hier alleine? Für immer? War ich nicht lieb, weil sie mich alleine lässt?
Vorsichtig schaue ich mich um. Irgendwie sind alle Kinder hier glücklich und spielen. Bis auf das eine Kind. Es verzieht das Gesicht und haut dem anderen Kind mit einem Bauklotz auf den Kopf. Und das andere Kind weint. Das hat Gemma bei mir auch letztens gemacht, als ich ihren Turm kaputt gemacht habe. Dann habe ich auch geweint, aber Mama hat mich getröstet.
Aber jetzt ist Mama nicht hier. Jetzt kann sie mich nicht trösten, wenn ich traurig bin. Dabei bin ich doch gerade so traurig. Zwar hat diese andere Frau, die mich mit Mama begrüßt hat, auch gefragt, ob sie mich trösten soll, doch das will ich nicht. Ich will nur meine Mama.
Ich merke, wie meine Augen feucht werden. Meine Nase läuft auch, deshalb putze ich sie schnell an meinem blauen Pulli ab. Auch wenn ich Mama versprochen habe, dass ich das nicht wieder mache. Mama mag das nämlich nicht und meint immer, ich soll mir ein Taschentuch holen, wenn meine Nase läuft. Aber ich weiß hier doch gar nicht, wo die Taschentücher sind. Und ich traue mich nicht zu fragen.
Schnell drücke ich Little fester an mich. Zum Glück darf ich Little mitnehmen. Little ist mein kleiner Bär und auch drei Jahre alt. Er hat sogar am gleichen Tag wie ich Geburtstag. Er hat schon bei mir im Krankenhaus im Bett gelegen, hat Opa erzählt. Seitdem ist Little bei mir.
Little ist immer bei mir. Außer Mama klaut Little mal wieder, um ihn zu waschen. Das mögen wir beide nicht - weder Little noch ich. Little mag kein Wasser, denn dann ist er immer nass. Und ich mag es nicht, wenn Little dann immer so komisch riecht. Eben nicht, wie Little sonst riecht.
Vorsichtig schaue ich mich um und streiche Little über die Nase, damit Little auch keine Angst hat.
"Hallo", erschrocken zucke ich zusammen und drücke Little noch etwas fester an mich, als plötzlich ein Junge vor mir auftaucht. "Wie heißt du?"
"H-harry", sage ich leise. "Hallo Harry", grinst der Junge. "Ich bin Louis, willst du mein Freund sein?"
Unsicher schüttele ich den Kopf. "I-ich ... ich hab doch schon einen Freund", piepse ich und zeige Louis meinen Little. Little ist mein bester Freund.
"Oh der ist aber süß", der Junge vor mir, Louis, macht große Augen. "So einen kleinen Bären habe ich noch nie gesehen", meint er dann und will nach Little greifen, weshalb ich Little schnell in die Tasche vorne an meinem Pulli stecke. Louis soll Little nicht nehmen. Das ist mein Little.
"Aber wir können ja trotzdem Freunde sein", meint Louis dann, "ich habe gaaaanz viele Freunde ... Und ich bin schon Fünf!", grinst er mich an.
"I-ich ... ich bin Drei", traue ich mich zu sagen und zeige Louis mit meinen Fingern, wie alt ich bin. "Dann bin ich größer als du!", meint Louis stolz. "Dann muss ich auf dich aufpassen, weil ich älter bin."
"Aber Little passt doch auf mich auf."
"Dann passen Little und ich jetzt zusammen auf dich auf", plötzlich greift Louis nach meiner Hand und zieht mich mit zu den Legosteinen, wo noch andere Kinder sind. Das eine Kind weint immer noch und das andere Kind jetzt auch. Und die Frau, die so groß wie Mama ist, schimpft mit den beiden Kindern, weil sie sich gehauen haben.
Das ist alles so laut und macht mir Angst. Würden die Kinder mich auch hauen? Das will ich nicht. Ängstlich drücke ich mich an Louis, während ich Little in meiner Pullitasche fest umklammer. Hoffentlich hat Louis recht und er und Little beschützen mich.
"Hast du Angst?", fragt Louis und dreht sich zu mir herum. Ich nicke nur mit dem Kopf. Ich traue mich nicht, etwas zu sagen. Ich will nicht, dass die Kinder mich bemerken.
"Du brauchst keine Angst haben", meine Louis sofort. "Ich passe doch auf dich auf."
"Aber wenn du nicht da bist?", frage ich und sehe, wie Louis anscheinend überlegt. Zumindest verzieht er so komisch die Stirn, wie Opa das manchmal macht. Einmal habe ich gelacht und gefragt, warum Opa immer so eine Falte im Gesicht bekommt und da hat Opa gesagt, dass er die Falten bekommt, weil er in seinem Leben so viel überlegen musste oder weil er so viel gelacht hat.
Louis hat auch diese Falte im Gesicht. Aber Louis lacht nicht. Trotzdem hat er diese Falte zwischen den Augenbrauen. Also muss er wohl überlegen.
"Ich habe eine Idee!", meint Louis begeistert und lässt plötzlich meine Hand los und rennt weg. Jetzt bin ich wieder alleine. Das will ich nicht. Hoffentlich kommt Louis schnell wieder.
Doch meine Angst verschwindet etwas, als ich sehen kann, dass Louis nur an den einen Tisch rennt, wo ein Mädchen, was dasselbe Anna-und-Elsa-Kleid anhat wie Gemma, malt. Er lässt mich nicht alleine.
Ich sehe, wie Louis sich zwei Filzstifte aussucht. Immerhin weiß ich schon, was Filzstifte sind, weil ich letztens bei Oma mit welchen malen durfte, weil ich jetzt groß genug bin. Mit den Filzstiften winkend, kommt Louis wieder zu mir zurück.
"Guck, so bin ich immer bei dir, auch wenn ich nicht da bin", erklärt Louis, als er wieder vor mir steht. Vorsichtig nimmt er meine Hand, schiebt den Ärmel meines blauen Pullis ein Stückchen nach oben und malt mir ein kleines blaues Herz auf den Arm. Dann hält er mir den anderen Filzstift hin. Einen grünen Filzstift.
"Und jetzt musst du mir auch ein Herz auf den Arm malen."
"Aber das kann ich doch noch gar nicht."
"Das ist ganz einfach!", meint Louis, "guck, du musst nur so zwei lange, dünne Kreise malen, die ein bisschen schief sind und sich in der Mitte berühren ... wie wenn sie sich küssen wollen", kichert Louis und hält sich die Hand vor den Mund.
Jetzt muss ich auch lachen. Ihhhh küssen ...
Ich versuche zwei Kreise, wie Louis es gesagt hat, zu malen und kneife angestrengt die Augen zusammen. Ich will mir extra viel Mühe geben, damit mein Herz genauso schön aussieht wie Louis'. Am Ende müssen wir wieder beide lachen, weil sich auch meine Kreise küssen. Dann ist es jetzt wohl auch ein Herz, auch wenn es anders aussieht, wie das von Louis.
"Jetzt hast du ein Herz von mir und ich ein Herz von dir." Louis lächelt mich breit an und als ich auf das kleine, blaue Herz schaue, was Louis mir auf den Arm gemalt hat, muss ich auch lächeln. Es fühlt sich schön an, dass ich es auf dem Arm habe.
"Und wenn du Angst hast oder mich vermisst, dann musst du nur auf das Herz drücken und dann weißt du, dass ich immer bei dir bin."
❅ ❅ ❅
Und Louis behielt Recht. Er passte immer auf mich auf. Blieb immer an meiner Seite, selbst als er in der Pubertät war und ich mit meinen zwei Jahren Altersunterschied noch lange nicht so reif war wie er.
Louis und mich gab es nur zusammen. Wir wurden besten Freunde und waren unzertrennlich. Es gab nicht 'nur Louis' oder 'nur Harry'. Nein, es gab nur Louis und Harry oder Harry und Louis. Aber nie einen von uns alleine.
Schon im Kindergarten erzählten wir, dass wir später heiraten würden. Wir hatten sogar einmal im Kindergarten unsere Hochzeit gespielt. Ich weiß noch genau, wie Louis mich gefragt hatte, ob wir heiraten wollten, nachdem sein Onkel seiner Tante einen Antrag gemacht hatte und Louis und ich das mitbekommen hatten. Als Louis seinen Onkel dann gefragt hatte, warum er das gemacht hatte und sein Onkel gemeint hatte, dass er seiner Zukünftigen einen Antrag gemacht hatte, weil er sie liebte, hatte Louis gemeint, dass er dann ja auch mir einen Antrag machen musste. Immerhin war ich sein liebster Mensch, so wie er meiner war.
Unsere Kindergärtnerin hatte uns dann zwanzig Jahre später, als wir schließlich wirklich zusammen vor dem Traualtar standen, ein Bild geschenkt, wie wir im Kindergarten unterm Klettergerüst unsere Hochzeit gespielt hatten. Dabei hatte es sogar damals einen 'Hochzeitskuss' gegeben, weil Louis das schließlich so auch auf der Hochzeit seines Onkels gesehen hatte. Und wenn die Erwachsenen das so machten, mussten wir das schließlich auch machen.
Die kleinen aufgemalten Herzen blieben während der gesamten Zeit immer unsere Tradition. Sie blieben unser kleines Ritual. Besonders in der ersten Zeit im Kindergarten malten wir sie uns fast täglich auf den Arm. Denn obwohl Louis bei mir war, fiel mir die Trennung von meiner Mama schwer. Doch mit dem Herzen ging es, denn ich wusste, dass Louis immer bei mir war. Und das nicht nur, wenn er meine Hand hielt. Daran erinnerte mich das kleine blaue Herz immer. Es zeigte mir, dass Louis bei mir war.
Immer.
Später malten wir die Herzen nicht mehr so oft auf, aber immer, wenn es einem von uns nicht so gut ging oder einer in den Urlaub fuhr. Irgendwie gehörten die Herzen einfach dazu. Dadurch wussten wir immer, dass der andere bei uns war. Auch wenn wir sie mal nicht aufgemalt hatten, wussten wir, dass unsere Herzen immer uns gehörten und keiner etwas daran ändern konnte. Je älter wir wurden, desto mehr wussten wir, wofür sie standen, auch wenn wir sie mal nicht aufgemalt hatten.
Sie standen für unsere Liebe, die wir schon immer für einander empfunden hatten. Erst aus freundschaftlicher Sicht und später auch aus romantischer Sicht.
Es war auch immer gleich. Ich bekam ein blaues Herz, Louis ein Grünes. Anfangs, weil ich am ersten Kindergartentag einen blauen Pulli trug und Louis einen Grünen. Später, weil Blau meine Lieblingsfarbe wurde, da sie mich an Louis' Augen erinnerten, während Louis immer auf das grüne Herz beharrte.
Als aus Louis und mir irgendwann mehr wurde, entwickelten sich die kleinen Herzen auch dazu, um uns auf diese Weise 'Ich liebe dich' zu sagen, als wir uns noch nicht trauten es laut auszusprechen.
Auch an unserer Hochzeit entschieden wir uns dazu, die Herzen beizubehalten. Zwar schaute unsere Familie ziemlich doof aus der Wäsche, als sie erfuhren, dass wir keine Eheringe während der Trauung austauschen und später tragen würden, doch wir wussten, dass wir damit nichts anfangen konnten. Louis hasste Ringe und auch wenn ich Ringe liebte, würde ein Ehering mir nur halb so viel bedeuten wie Louis' kleines, selbstgemaltes Herz auf dem Arm.
So entschiedenen wir uns zum Schrecken aller dazu, an unserer Hochzeit keine Eheringe auszutauschen. Stattdessen tätowierten wir uns gegenseitig zwei kleine Herzen auf den Arm. Eins in Grün und eins in Blau. Denn die beiden Herzen strahlten unsere Liebe viel mehr, als es ein Schmuckstück je könnte.
Ich wusste noch genau, wie nervös ich gewesen war, als ich Louis das kleine Herz tätowiert hatte, schließlich sollte es perfekt sein. Denn natürlich hatten wir uns auch hier geweigert, dass jemand anderes uns die Herzen tätowierte. Das durfte nur Louis bei mir und ich bei ihm.
Wir hatten uns immer geweigert, dass jemand anderes die Herzen malen durfte. Einmal hatte meine Schwester mir auch ein Herz aufmalen wollen, weil ich Louis so doll vermisst hatte, als er drei Wochen im Urlaub war, doch das hatte ich nicht gewollt.
Nur Louis durfte bei mir das Herz malen. Nur dann war es sein Herz, was ich bei mir trug.
Sein Herz, was mir Sicherheit gab. Was mir immer verdeutlichte, dass er bei mir war und dass ich keine Angst haben brauchte. Sein Herz, was er nur mir aufmalte und sonst keinem anderen Menschen. Das Herz, was mir die ganze Welt bedeutete, weil es von Louis war. Weil ich wusste, dass nur mir dieses Herz gehörte. Genauso, wie mein Herz nur ihm gehörte.
Nur eine einzige Ausnahme gab es.
Nun gehörte mein Herz nicht nur Louis.
Jetzt teilte er es sich mit Tom, genauso wie ich mir sein Herz mit unserem Sohn teilte. Das war auch der Grund, warum Tom der einzige Mensch war, der auch ein aufgemaltes Herz auf dem Arm haben durfte. Weil ihm genauso unsere Herzen gehörten.
So trug unser Sohn immer ein Herz, bestehend aus einer grünen und einer blauen Hälfte, auf dem linken Arm, wenn er Angst hatte oder sich nicht wohl fühlte. Und wer weiß, vielleicht würde er diese Tradition auch irgendwann weitergeben oder jemanden finden, dem er sein Herz schenkte, so wie Louis es damals vor 30 Jahren bei mir getan hatte.
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3569 Wörter
Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag und vor allem eine schöne Adventszeit ♡
Alles Liebe,
~ V (daydreamer_00_ ♥️)
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