❆ 5.12.2022: blushing, dimpled cheeks ❆

Heute habe ich einen One Shot von der lieben alyssadormidera für euch! Bevor ich dazu ein paar Worte verliere, wollte ich euch noch kurz ihren Adventskalender ans Herz legen! ♥️ ich bin mir sicher das mindestens 95% von euch ihn schon lesen aber für die bei denen es noch in den Zeitplan passt (entweder jetzt oder irgendwann anders) schaut auf jeden Fall vorbei! 🥰♥️

Danke dir Love das du auch in diesem Jahr dabei bist, obwohl ich weiß wie viel Stress du sowieso schon hattest. Vor allem auch wegen deinem Projekt ♥️ ich bin unglaublich stolz das du das was du dir gewünscht hast auf die Beine gestellt hast und so so dankbar dein magic mind auch hier wiederzufinden 🥰✨ muss dich auf jeden Fall knuddeln sobald wir uns Wiedersehen 🥺♥️

Genießt ihn an diesem Montag, teilt ihn euch gut ein, denkt an eine kleine Rückmeldung ♥️

Lots of love xx

Wörteranzahl: 5210





TW: familiäre Probleme

Erschöpft lasse ich mich auf den Sitz des Schulbusses fallen, der dadurch ein leises Quietschen von sich gibt. Es ist echt grauenvoll, wie alt das Interieur dieses Gefährtes ist, aber beschweren tue ich mich dennoch nicht. Die Alternative besteht darin, die 5 Kilometer zu Fuß zu gehen und dazu habe ich bei dem Schneesturm draußen definitiv keine Lust. Es reicht, dass meine Mütze genauso wie die Vorderseite meiner Jeans bereits von den paar Minuten an der Haltestelle klatschnass sind, bis nach Hause wäre ich sicherlich durchgefroren.

Im Sommer gehe ich die Strecke gern zu Fuß, denn der Weg führt durch einen kleinen Waldabschnitt und ich liebe den Duft der Bäume, des Mooses und der Wildblumen.

Doch heute bin ich abgesehen vom offensichtlichen Grund der Wetterlage auch viel zu kaputt, um mich noch viel bewegen zu können. Wir haben bereits 4 Uhr Nachmittag und es liegen 2 Doppelstunden Mathe sowie 1 1/2 Stunden Zirkeltraining hinter mir. Mein Kopf raucht und ich bin schlapp und durchgeschwitzt, möchte so schnell wie möglich unter die heiße Dusche, bevor ich beginnen kann, zu müffeln.

Ich will gerade den Kopf gegen die Scheibe lehnen und die Augen schließen, die Musik auf meinen Ohren so laut drehen, wie möglich, als ich noch einmal hochblicke, da der Bus kurz nach dem Anfahren abbremst. Offenbar hat der Fahrer heute einen guten Tag, denn der Halterück liegt darin begründet, dass er einen Schüler, der patschend durch den Schneematsch gerannt kommt, nicht stehen lassen will. "Danke!" hechelt der Junge, als er hinein hüpft und auf dem feuchten Boden fast wegrutscht. "Langsam, junger Mann..." lacht der ältere Herr am Steuer rau. Beschämt senkt er den Kopf und geht bis zur Mitte durch, um sich an einer der Stangen festzuhalten.

Der Bus ist nicht besonders voll, sodass er sich auch setzen könnte, aber ich vermute, er möchte einfach bloß die Sitze nicht versauen. Denn seine Kleidung ist so durchnässt, dass bereits nach kürzester Zeit eine Pfütze unter ihm entsteht. Er muss von der Nachbarschule hergerannt sein, die einige Meter weiter entfernt liegt, jedoch zur gleichen Zeit Schluss hat. Hat man dort das Pech einen 'Ich beende die Stunde, nicht die Klingel!'-Lehrer in der letzten Stunde zu haben, kann es beim knapp angesetzten Fahrplan des Busunternehmens schon mal eng werden.

Da diese Linie ohne Umwege ausschließlich in mein Wohngebiet fährt, kenne ich jedes Gesicht in diesem Bus nach all den Jahren in und auswendig. Doch ihn sehe ich heute das erste Mal. Ich bin mir sicher, er wäre mir aufgefallen.

Nicht nur, weil sein Stil, sich zu kleiden, aus der Menge aller anderen heraussticht. Ich würde es ein wenig punkig nennen, eine schwarze, enge Hose, schwere Boots an den Füßen, ein langes, dunkelrot kariertes Hemd, das unter der mit dunkelgrünem Kunstpelz gefütterten Lederjacke hervorschaut. Seinen Kopf schmückt ein dunkel gemustertes Bandana, seine bräunlichen Haare wirken etwas lockig, auch wenn das unter dem vielen Wasser kaum noch zu erkennen ist. Der kleine Ring in seinem linken Nasenflügel ist allerdings meiner Meinung nach nicht echt, denn dafür wirkt er noch etwas zu jung. Und ich hoffe einfach, er gehört nicht zu den Menschen, die sich sowas auf der Schultoilette mit einer heißen Nadel selbst zu stechen versuchen...

Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb ich nicht aufhören kann, ihn anzusehen.

Denn er gefällt mir irgendwie, muss ich mir eingestehen. Ich muss mich wirklich zwingen, ihn nicht die ganz Fahrt über anzugaffen, denn ich merke schnell, dass er sich beobachtet fühlt. Demonstrativ blickt er immer wieder aus dem Fenster oder zu Boden, ich spüre deutlich bis hierher seine Unsicherheit. Doch es fällt mir schwerer, als ich zugeben mag, meine Augen von ihm zu reißen. Ich könnte nicht mal genau erklären, was mich an ihm so fasziniert. Es ist, als könnte ich ihn stundenlang einfach bloß anhimmeln...

Leise seufze ich auf, als mir sein leichtes Zittern auffällt. Die Heizung hier im Bus ist noch kaum hochgefahren, das Fahrzeug muss gerade frisch aus der Halle kommen, so kühl wie es hierin ist. Seine Nase beginnt bereits zu Laufen und seine ganze Haltung wirkt angespannt, er scheint in den nassen Klamotten unheimlich zu frieren. Am liebsten würde ich ihm meinen Mantel anbieten, denn der ist wirklich kuschlig warm, aber... wie verpackt man sowas, ohne gruselig zu wirken? So schüchtern, wie er von außen wirkt, würde er es vermutlich sowieso höflich ablehnen.

Fast verpasse ich durch die Träumerei meine Haltestelle, zucke bloß mit meinem Blick raus, weil auch er in Richtung Tür geht. Erschrocken greife ich nach meinem Rucksack, stolpere in den Gang und muss mich festhalten, um nicht gegen ihn zu fallen, als der Bus in die Haltebucht einbiegt. Immerhin hat es draußen aufgehört zu stürmen, auch wenn die Temperaturen noch immer um den Gefrierpunkt liegen müssten. Hoffentlich hat er es nicht so weit, bis nach Hause...

Als die Tür sich öffnet, kommt es zu einem kurzen, unangenehmen Moment, als wir zeitgleich ansetzen, auszusteigen, da wir nebeneinander standen. Beiden treibt es uns die Röte ins Gesicht, auch wenn es bei mir wohl deutlich offensichtlicher ist, denn seine Wangen sind durch die Kälte ohnehin, seit er eingestiegen ist, überaus rosig. Ich trete einen Schritt zurück, lächle ihn zaghaft an, sodass er sich etwas peinlich berührt leise räuspert und dann mein unausgesprochenes Angebot, vorzugehen, kommentarlos annimmt.

Bewusst lasse ich etwas Abstand, als er in die gleiche Richtung abbiegt, in die ich muss, damit er nicht denkt, ich wolle ihm folgen. Nach kurzer Zeit atme ich auf, als er in den Rosenweg einbiegt, denn die Straße ist nicht besonders lang, was bedeutet, er kommt bald ins Warme. Möglichst unauffällig erhasche ich einen Blick in die kleine Sackgasse, als ich sie passiere, kann tatsächlich erkennen, in welches Haus er huscht.

Kopfschüttelnd drehe ich dann schnell den Kopf weg, als mir bewusst wird, wie gruselig es ist, was ich hier gerade tue. Ich komme mir vor wie ein Stalker und hoffe einfach, er hat mich nicht gesehen.

Als ich kurz darauf zuhause rein komme, laufe ich direkt meiner Mama in die Arme, die mich mustert, wie es nur eine Mutter kann. "Ist was?" frage ich unsicher, als sie zu grinsen beginnt. "Wie heißt er?" will sie wissen, scheint mir also wie jedes Mal sofort anzusehen, dass jemand meine Aufmerksamkeit erregt hat. "Muuuuum..." brumme ich entgeistert. "Nichts da, Muuuum... es ist meine Pflicht als deine Mama neugierig zu sein, also sag schon!" lacht sie und stellt sich mit verschränkten Armen in die Küchentür, damit ich sie nicht passieren kann. "Okay, okay... aber ich habe keine Antwort auf deine Frage, sorry." Fragend legt sie den Kopf schief, weshalb ich mich seufzend gegen den Türrahmen lehne.

"Da war ein neuer Junge im Bus und jaaaa... vielleicht fand ich den irgendwie ganz süß." Quietschend hält sie sich die Hände vors Gesicht. "Mamaaa... ich bin 18 Jahre alt, krieg dich wieder ein." Sie hebt mit wichtiger Miene den Finger. "Noch bist du 17, mein Schatz."

"Ich hab' aber Angst, er denkt, ich wolle ihn stalken." gebe ich zu. "Warum?" kichert sie. "Er ist an der gleichen Haltestelle ausgestiegen wie ich und eventuell habe ich geguckt, wo er hingelaufen ist." Sie beginnt laut zu lachen. "Oh Love... ich nehme an, das ehemalige Haus der Andersons?" Ich nicke. "Ich kriege raus, wer dein kleiner Schwarm ist, gib mir eine halbe Stunde!" Erschrocken sehe ich ihr nach, als sie zum Telefon joggt. "KEIN WORT DARÜBER GEGENÜBER ROSIE!" rufe ich ihr nach, doch sie lacht bloß. "Love, man kauft mir auch so ab, dass ich neugierig bin, wer dort eingezogen ist. Mach dir da mal keine Sorgen."

Das stimmt allerdings. Egal was in der Nachbarschaft passiert, nach einem Telefonat mit Rosie, die passenderweise ebenfalls im Rosenweg wohnt, ist meine Mutter immer direkt auf dem neuesten Stand.

Beim Abendessen, ich hatte den Auftrag, den meine Mutter sich selbst gegeben hatte, schon fast wieder vergessen, schrecke ich aus meinen Gedanken hoch, als sie beginnt meinem Stiefvater etwas zu erzählen. "Hattest du mitbekommen, dass in das Haus der Andersons wieder jemand eingezogen ist, Liebling?" Er schüttelt den Kopf, setzt schmunzelnd sein Glas an und erwidert "Was hat Detective Rosie ermittelt, hmn?" Lachend schlägt sie sanft nach seinem Arm, wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor sie weiter redet.

"Eine Familie mit einem 16-Jährigen Sohn, Styles heißen sie wohl - noch, zumindest. Der Mann ist wohl ihr neuer Partner, die Hochzeit wird gerade geplant." Grinsend sieht Daniel sie an. "Hast du dich schon selbst eingeladen, Darling?" Sie strafft entrüstet die Schultern. "Nein." Sie hält einen Moment inne, bevor sie etwas leiser und schneller weiterredet. "Aber Rosie hat Anne zu unserer Teerunde eingeladen morgen, es ist also nur eine Frage der Zeit, bis du deinen Anzug hervorkramen kannst." lacht sie.

"Vielleicht knüpfst du ja so auch mal neue Kontakte? Dieser Oli hat mir zu viel Blödsinn im Kopf..." brummt Dan in meine Richtung. "Oli ist toll, lass ihn." Beleidigt stochere ich in meinen Nudeln herum. "Aber muss dieser Alkohol immer sein?" Ich rolle demonstrativ mit den Augen. "Er ist 18, Dan. Außerdem trinkt er gar nicht so viel." Nicht überzeugt blickt er mich an, wendet sich aber dennoch wieder seiner Pasta zu.

Am nächsten Morgen versuche ich zwar, mich irgendwie abzulenken, doch ich kann nicht dementieren, wie hibbelig ich bin, zur Bushaltestelle zu kommen. In der Hoffnung, dass auch der hübsche Junge zur ersten Stunde hat, setze ich meine Kopfhörer auf und trotte bereits recht früh durch meine Nachbarschaft.

Da um diese Uhrzeit die Station deutlich voller ist, als gestern Nachmittag, erkenne ich irgendwann bloß die Schuhe, die er auch gestern trug, durch die vielen Menschen, die uns trennen.

Er ist da.

Schnaufend versuche ich, das Bubbern meines Herzens zu ignorieren, doch durch die Kopfhörer auf meinem Kopf nehme ich es nur noch deutlicher war. Ich verlagere mein Gewicht etwas anders, um ihn unauffällig anschauen zu können.

Seine Locken, die ich gestern in nasser Form bloß erahnen konnte, liegen heute nahezu perfekt unperfekt. Er scheint sie bewusst etwas verwuschelt zu haben, damit sie in Position bleiben, doch das passt einwandfrei zu dem Look, den er verkörpert. Heute eine weiter geschnittene Hose tragend, die ein weißes und ein schwarzes Bein hat, kombiniert er dazu ein hellrosanes, geripptes Oberteil mit Rollkragen und riesigem, rotem Herz darauf, eine schwarze Bomberjacke darüber.

Diese Kombination aus 'bad ass' & 'babyboy' funktioniert an ihm so wahnsinnig gut, obwohl es eigentlich gar keinen Sinn ergeben dürfte.

Sofort zucke ich, vermutlich etwas zu auffällig, mit dem Blick zu Boden, als er auf seinen trifft. Auch seine Augen wandern schnell wieder auf das Handy in seinen Händen, auf dem er daraufhin wild zu tippen beginnt.

Als wir kurz darauf den Bus betreten, lande ich leider am ganz anderen Ende des Fahrzeugs, sodass ich keinen weiteren Blick erhaschen kann und auch am Schulzentrum angekommen, ist er schneller verschwunden, als ich ihn wiederfinden könnte. Den ganzen Tag bin ich kaum bei der Sache, blicke aus dem Fenster und werde von Oli, meinem besten Freund, bereits fürs Träumen aufgezogen.

Natürlich weiß er bereits seit gestern von meiner Schwärmerei, bereits im Bus hatte ich ihm geschrieben, wie bei jeder gay-panic Attacke, sollte mir ein schöner Mann über den Weg laufen. Oli ist zwar so straight, wie irgendwie möglich, doch ist dennoch jedes Mal sofort zur Stelle, wenn ich mentalen Support brauche. Und genau das ist auch der Grund, dass ich ihn so abgöttisch liebe, auch wenn ich ähnlich wie mein Stiefvater weniger begeistert von der vielen Feierei in letzter Zeit bin.

Gelangweilt werfe ich in der letzten Doppelstunde Bio erneut einen Blick auf den Hof, 2 Stockwerke unter uns, als ich unweigerlich zusammenzucke und in meinem Stuhl wieder nach oben rutsche.

Mit einem altrosa-farbenen Buch in der Hand, auf dessen Cover ein Junge mit großem Hut zu sehen ist, setzt er sich auf eine der kreisrund um die alten Bäume platzierten Bänke auf dem Schulhof und genießt einen kurzen Moment die kräftige Wintersonne, bevor er die Geschichte in seinen Händen aufklappt und darin versinkt.

"Ist er das?" Erschrocken zucke ich zusammen, als Oli, der mir über die Schulter schaut, mir ins Ohr flüstert. "Hmhmn...." brumme ich bloß zustimmend als Antwort. "Uh... er sieht wirklich... edgy aus." lacht er leise. Die Augen verdrehend stupse ich ihm mit dem Ellenbogen sanft in die Rippen. "Du hast sie nicht alle, Wright." Er streckt sich noch etwas weiter, sodass er mich bereits etwas zur Seite drückt. "Nein man, im Ernst. Wer setzt sich bitte mitten auf den Schulhof und liest ein Buch, wenn er schwänzt? Voll edgy!" Entrüstet sehe ich ihn über die Schulter an. "Wer sagt denn, dass er schwänzt? Vielleicht hat er auch 'ne Freistunde?" Gerade, als Oliver erneut ansetzen will, höre ich, wie der Lehrer vorn sich laut räuspert. "Tomlinson, Wright, langweilt Sie mein Unterricht so, dass Sie stattdessen lieber raus blicken?"

Rechtzeitig genug schaffe ich es, Oli in den Arm zu kneifen und somit davon abzuhalten, diese Frage zu bejahen, sodass er sich lediglich entschuldigt und wieder auf seinen Stuhl setzt. Er ist vor allem in Bio schon so oft rausgeflogen, dass ich keine andere Wahl habe, als ihm so den Arsch zu retten.

Erst als unser Lehrer sich wieder abwendet, traue ich mich noch einmal, aus dem Fenster zu schauen und lächle instinktiv, als der hübsche Junge erschrocken aufsieht, als ein großer Schneehaufen vom Baum neben ihm auf der Bank landet. Er schien so vertieft ins Lesen gewesen zu sein, dass er kaum etwas um sich herum mitbekommen hat.

Irgendwie ist es ja niedlich, wenn man so verträumt ist...

Auch am heutigen Tag hat er zur gleichen Zeit Schluss, wie ich, sitzt diesmal allerdings bereits im Bus, als ich einsteige. Unweigerlich muss ich vor ihm Platz nehmen, da der Bus nach der 6. Stunde deutlich voller ist, kann ihn also wieder nicht beobachten und ich bin selbst überrascht, wie sehr ich mich darüber ärgere.

Diesmal bin ich derjenige, der vor ihm an der Tür steht. Anders als ich gestern, ist er allerdings nicht darauf vorbereitet, dass der Bus gern mal mit dem Heck den Bordstein mitnimmt, wenn er einbiegt, sodass er gegen mich stolpert und sich instinktiv an meinem Arm festhält.

"Oh mein-... T-Tschuldigung, ich hab' nicht-... also, t-tut mir leid, wirklich!" stammelt er mit hochroten Wangen und taumelt noch einmal etwas in meine Richtung, als der Bus zum Stehen kommt. "Sorry..." Ich lächle etwas verlegen, winke ab und versichere ihm, das alles gut ist. Beide steigen wir aus, diesmal lässt er mir den Vortritt und hält etwas Abstand, sodass er auf Höhe seiner Straße angekommen ist, als ich in meine einbiege.

Oder hat er vielleicht dort bewusst gewartet, um zu schauen, wo ich abbiege?

Seufzend über mein Wunschdenken, husche ich schnell ins Haus, als es heftig zu schneien beginnt. Kaum ist die Tür ins Schloss gefallen, höre ich Geschirr in der Küche klappern, bevor meine Mutter in den Flur gerannt kommt.

"Harry!" ruft sie mir entgegen, weshalb ich sie irritiert ansehe. "Mein Name ist Louis, Mum, aber warum solltest du das auch wissen." antworte ich plump, wofür ich ein entgeistertes Gesicht ernte. "Vielen Dank, Louis William Tomlinson, dass du mich an den Namen erinnerst, den ICH dir gab. Aber was ich dir eigentlich mitteilen wollte, ist sein Name." Eine Gänsehaut durchfährt mich, als ich sie mit großen Augen anstarre. "D-Der Sohn von-...?" stammle ich, als sie nickt. "Der schöne, junge Mann aus dem Rosenweg, Anne's Sohn, ja. Sein Name ist Harry."

"Harry..." murmle ich nachdenklich vor mich hin. "Harry Edward Styles, um genau zu sein, aber den Edward mag er wohl genauso wenig, wie du deinen William." kichert sie. "Wow, sogar den Zweitnamen? Hast du mal überlegt, dich bei der Kripo zu bewerben, Ma? So schnell wie du, lösen die keinen Fall." lache ich. "Und offenbar hat er auch von dir Kenntnis genommen." teilt sie mir, meinen fantastischen Vorschlag ignorierend, mit. Ich schlucke schwer und blinzle sie an. "Was meinst du?" frage ich nervös.

"Ich habe Anne heute auf dem Markt kennen gelernt und als wir auf das Thema Kinder kamen, erzählte sie, dass ihr Sohn von einem anderen Jungen erzählt hatte, der auch hier ausgestiegen sei." Als sie meinen überforderten Blick sieht, fügt sie grinsend "Er fand dich nett, weil du ihm wie ein Gentleman den Vortritt gelassen hast. Ich wusste, ich habe dich gut erzogen, Spatz." hinzu, streichelt mir sanft über den Arm. "Immerhin scheint er nicht gemerkt zu haben, dass ich ihn stalke..." Lachend geht sie zurück in die Küche, während ich in mein Zimmer verschwinde.

Die folgenden Tage verlaufen ähnlich. Fast jeden Morgen sehe ich ihn an der Haltestelle und schaffe es von Tag zu Tag weniger, ihn nicht anzusehen. Nein, stattdessen gebe ich mir viel mehr Mühe, darauf zu achten, wie ich aussehe. Während ich sonst meist mit Kappe, jetzt im Winter alternativ mit Mütze, meine ungestylten Haare versteckte, stehe ich nun sogar einige Minuten eher auf, um daraus eine Frisur zu formen. Auch die Jogginghose tausche ich meist gegen eine Jeans und trage häufiger Kontaktlinsen, als meine Brille.

Es vergehen Wochen, in denen ich immer wieder versuche, mich zu überwinden, ihn einfach anzusprechen, letztendlich aber doch jeden Tag seufzend zuhause reinkomme, weil ich es dennoch nicht schaffe, über meinen Schatten zu springen. Ich komme mir so albern vor, wir sehen uns täglich, es wäre absolut nachvollziehbar, einfach mal Hallo zu sagen.

Obwohl ich das sogar schon einmal hinbekommen habe, irgendwie. Naja, ich bin mir bis heute nicht ganz sicher, ob er es überhaupt mitbekommen hat, ehrlich gesagt...

Es ist knapp eine Woche her, da habe ich es tatsächlich geschafft, ihn anzulächeln, als er zu mir rüber gesehen hat. Etwas unbeholfen ist ihm in dem Moment vor Schreck sein Rucksack von der Schulter gerutscht, sodass seine Reaktion etwas verhalten war, doch ich bin trotzdem sicher, er hat zurückgelächelt.

Zwei Tage später, ich habe erneut gemerkt, dass er zu mir rüber blickt, hob ich leicht die Hand, man könnte es vielleicht fast ein 'Winken' nennen, welches er, nachdem er mich kurz erschrocken angeblinzelt hat, wie ein Reh im Scheinwerferlicht, mit schiefem Lächeln zaghaft erwidert hat.

Und vorgestern, das letzte Mal, als ich ihn sah, ist mir doch tatsächlich ein kleines, holpriges 'Hi' rausgerutscht, als ich an ihm vorbeiging.

Wie gesagt, ich weiß nicht mal, ob er in dem Moment überhaupt realisiert hat, dass ich mit ihm spreche. Ich meine, ich bin so schnell an ihm vorbei, direkt darauf in Richtung meiner Schule abgebogen, dass ich seine Reaktion einfach nicht mitbekommen konnte. Ich war auch viel zu ängstlich dazu, darauf zu achten.

Mir mal wieder den Kopf darüber zerbrechend, bekomme ich heute gar nicht mit, dass er in den Bus eingestiegen ist und einige Reihen vor mir Platz genommen hat. Erst, als mir Olli, der in einem anderen Bus einige Meter entfernt sitzt, schreibt, zuckt mein Kopf in die Höhe.

smol gingerhead, 01:14pm
»Dir ist gerade die Chance deines Lebens entgangen, Idiot.
Harry stand locker 5 Sekunden vor dir und hat deinen Rucksack auf dem Sitz neben dir angestarrt, bevor er geseufzt und entschieden hat, sich doch woanders hin zu setzen.«

you, 01:14pm
»nicht dein Ernst?! :o«

Ich blicke neben mir aus dem Fenster, sehe meinen besten Freund nicken und ein 'oh doch' mit seinem Mund formen.

Och komm schon, das kann doch nicht wahr sein. Er wollte sich neben mich setzen und ich Idiot träume vor mich hin und bekomme nichts davon mit? Wie viel Pech kann ein Mensch bitte haben?

Mein Blick fällt erneut auf den Jungen, 5 Reihen schräg vor mir, der nachdenklich auf den Chat auf seinem Bildschirm blickt. Die ganze Fahrt über blicke ich rüber zu ihm, kaue mir nervös auf der Lippe herum und mache mich absolut wahnsinnig.

Denn mir ist gerade klar geworden, dass heute der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien ist und somit meine letzte Chance für die nächsten zwei Wochen, ihn anzusprechen, ohne bei ihm vor der Haustür stehen zu müssen. Auch wenn ich absolut keine Ahnung habe, wie ich ihn ansprechen soll...

Mama meinte, ich solle ihn nach Mathe Nachhilfe fragen, denn seine Mutter hätte erzählt, darin sei er wirklich gut - ich hingegen überhaupt nicht. Doch wie soll ich ihm bitte aufmerksam zuhören können, geschweige denn eine Aufgabe verstehen, wenn ich es schon nicht schaffe, einfach bloß neben ihm zu stehen, ohne ihn anzuhimmeln?

Nein, ich denke, ich muss schon gewissermaßen mit offenen Karten spielen. Ihm gestehen, dass ich ihn schon länger aus der Ferne beobachte (als wüsste er das nicht) und dass er mir ganz gut gefällt (Untertreibung des Jahrhunderts, offensichtlich). Wie er darauf reagieren wird? Ich weiß es nicht. Aber selbst wenn er sich angewidert wegdreht, wie der straightest guy in town und mir klipp und klar sagt, dass er definitiv kein Interesse an mir oder Männern allgemein hat, ist das okay... irgendwie. Immerhin weiß ich dann genau, woran ich bin und kann mir diese Schwärmerei über die Feiertage endlich aus dem Kopf schlagen.

Wenn, dann brauche ich diesen Schlag in die Fresse.

Eisig schlägt mir der Wind ins Gesicht, als ich aus dem Bus steige, diesmal etwas weiter entfernt von dem schönsten Lockenkopf der Stadt, da Leonie aus der Lilienallee zwei ihrer Freundinnen nach Hause eingeladen hat, welche sich zwischen uns gemogelt haben. Zu meinem Glück ist Harry allerdings ein paar Meter nach dem Aussteigen stehen geblieben und schaut, wie bereits die gesamte Fahrt über, abwartend auf sein iPhone.

Okay, Louis. Jetzt oder nie, du kannst das, sprich ihn einfach an, komm schon. Looooos!

Tief atme ich noch einmal ein und wieder aus, balle angespannt die Fäuste und presse die Lippen aufeinander, bevor ich mich überwinde, auf ihn zuzugehen. Nur knapp 2 Meter entfernt bleibe ich stehen, brauche einen Moment, bis ich meine Stimme finde, doch er realisiert offenbar gar nicht, dass jemand vor ihm steht. "H-Hey..." krächze ich dann, woraufhin er erschrocken zu mir aufsieht und mich anblinzelt.

Sofort vergesse ich, was ich eigentlich gerade vorhatte, als ich seine feuchten Augen erblicke, lege ihm vorsichtig die Hand an die Schulter und flüstere besorgt "...hey, was ist los?" Komplett überfordert kullert ihm eine Träne über die Wange, er schnappt nach Luft und sieht mich hilflos an. "Ach herrje..." wispere ich, öffne etwas die Arme und frage vorsichtig "...darf ich?", woraufhin er hektisch den Kopf auf und ab wippen lässt.

Augenblicklich wird mir klar, wie sehr er diese Umarmung gerade braucht, als er mich so fest an sich drückt, dass mir fast die Luft wegbleibt, sein Gesicht gräbt er zeitgleich in meine Halsbeuge. Fast fühle ich mich ein wenig schlecht, den Moment so zu genießen, während es ihm so schlecht zu gehen scheint, aber ganz kann ich das Glücksgefühl in meiner Brust nicht unterdrücken.

Viel zu oft habe ich schon davon geträumt, ihn so fest knuddeln zu dürfen, ohje...

Doch auch ihm scheint der Moment gut zu tun, denn, wenn auch sehr leise, höre ich ihn "Danke" murmeln. "Ich hab' dich, keine Sorge..." antworte ich und lege meine Hand sanft an seinen Hinterkopf.

Oh wow, wie können Haare so weich sein? Wie gerne würde ich da stundenlang drin herumwuseln...

Minuten vergehen, bis er sich etwas von mir löst und verlegen über meinen Schal streicht, der durch seine Tränen ganz feucht ist. "Tschuldigung..." murmelt er und zieht die rosige Nase hoch. "Alles gut, Love." rutscht es mir raus, versuche durch ein unangenehm lautes Räuspern darüber hinwegzutäuschen, was ich ihm gerade für einen Kosenamen gegeben habe. "Darf ich fragen, was passiert ist?" versuche ich es stattdessen vorsichtig, woraufhin er beschämt - und etwas verzweifelt - auflacht. "Ach, es ist eigentlich fast albern, dass ich mit 16 deswegen anfange zu heulen, vor allem weil..." er atmet tief durch, "...weil es mich eigentlich nicht so treffen dürfte. Es ist schließlich nichts Neues."

Erneut zieht er die Nase hoch, als er auf sein Handy blickt, das er noch immer in der Hand hält, als ich ihn am Arm zum Wartehäuschen ziehe. "Komm, setz dich erstmal hin und atme tief durch." Einen kurzen Moment braucht er, um runter zu kommen, bevor er zu erzählen beginnt. "...weißt du, ich hätte es eigentlich besser wissen müssen, von Anfang an. Aber irgendwie... ich weiß auch nicht, warum ich überhaupt Hoffnung hatte, dass er diesmal wirklich kommt." Er hält mir sein Handy hin, auf dem ein Chat mit 'Dad' geöffnet ist.

Offenbar hatte sein Vater versprochen, ihn zu Weihnachten besuchen zu kommen, um nun aber 2 Tage vorher mit einem simplen »Sorry, ich schaffe es doch nicht« doch noch abzusagen.

"Was ein Arschloch." sage ich trocken, ohne darüber nachzudenken, blicke dann zu ihm rüber und schiebe "Tut mir leid, ich wollte nicht-" hinterher. Doch er lacht bloß leise und murmelt "Nein, du hast Recht." Ich sehe, wie sein Adamsapfel sich schwer hebt und senkt, bevor seine Schultern etwas hinabsacken. "Wirklich, das ist er. Und ich weiß, dass er das ist. Deshalb meinte ich gerade, wie albern es eigentlich ist, dass ich mir überhaupt Hoffnungen gemacht hatte, dass es diesmal doch klappt. Ich sollte es eigentlich wirklich besser wissen..." wiederholt er sich erneut. Ich neige den Kopf etwas und lege meine Hand sanft auf das flauschige Fell seiner schwarzen Teddy-Jacke. "Aber wehtun darf es dir trotzdem."

Nachdenklich blinzelt er mich an. "Nur weil du tief im Innern weißt, dass er dich immer wieder enttäuschen wird, darf es dir dennoch wehtun, wenn es passiert. Du musst es nicht einfach hinnehmen, dass er ein Arschloch ist. Wenn es dir so wehtut, wenn er dir wieder und wieder zeigt,was für ein Arschloch er ist, beweist das nur, wie viel besser du bist, als er. Das du kein emotionsloses Monster bist, sondern ein wundervoller Mensch mit einer Menge Herz."

Eine einzelne Träne bahnt sich ihren Weg über sein, vom Weinen und der Kälte gleichermaßen gerötetes Bäckchen, bleibt dann in dem niedlichen Grübchen hängen, das sich durch das gerührte, sanfte Lächeln neben seinen Lippen bildet.

Es ist das erste Mal, dass ich ihn wirklich, aufrichtig Lächeln sehe und dass ich der Grund dafür bin, macht mich glücklicher, als ich zugeben möchte.

"Danke, Louis." flüstert er und lässt etwas verlegen den Blick senken. Grinsend beobachte ich noch einen weiteren Moment diese tiefe Einkerbung in seiner Wange (kann ich da bitte einfach einziehen, vielleicht?), bis ich etwas irritiert frage "Warte... du weißt, wie ich heiße?"

Er hebt den Kopf und nickt dann langsam. "Uhm, ja... meine Mum hatte vor Wochen mal deine auf dem Markt getroffen und, warum auch immer, haben sie wohl über uns gesprochen. Mama hat mir dann hinterher davon erzählt und dabei ist dein Name gefallen." Ich nicke nachdenklich. "Ich bin übrigens H-Harry..." fügt er dann leise hinzu und lächelt mich etwas schüchtern von der Seite an.

"Ich weiß..." grinse ich. "Auch deine Mum?" lacht er. "Yep." Kopfschüttelnd schnieft er leise und brummt "Mütter..." Einige Sekunden vergehen, in denen keiner von uns beiden etwas sagt, doch obwohl es Minusgrade hat, komme ich nicht auf die Idee, den Heimweg anzutreten. Und ich freue mich extrem, dass auch er offensichtlich lieber weiter Zeit mit mir verbringt, anstatt ins Warme zu kommen.

Mit gekräuselten Augenbrauen blickt er dann plötzlich auf, als ihm etwas einzufallen scheint. "Warum hast du mich eigentlich ursprünglich gerade angesprochen? Also, bevor ich meine 10-minütige Vater-Sohn-Krise an dir ausgelassen habe." Schlagartig wird mir heiß und kalt gleichzeitig, meine Hände schwitzig und mein Herz überschlägt sich fast. Ich wollte ehrlich sein und bevor ich mich davon überzeugen kann, wie peinlich ich bin, haue ich einfach raus, was ich denke.

Einfach so. Verrückt.

"Weil ich mich vermutlich sonst 2 Wochen lang selbst gehasst hätte, weil ich zu feige war, dich nach 4 Wochen aus-der-Ferne-anhimmeln, endlich anzusprechen." Gut, es war mehr ein unbeholfenes Murmeln, als ein klar gesprochener Satz, doch Harry scheint ihn dennoch verstanden zu haben. "A-Anhimmeln?" wispert er unsicher. Ich nicke bloß, lache nervös in meinen Schal und vergrabe meine roten Wangen beschämt darin.

"J-Ja ich... uhm, ich find' dich irgendwie, naja... ziemlich s-süß, ehrlich gesagt..." Erst als ich diesen Satz, wenn auch etwas holprig über die Lippen gebracht habe, traue ich mich, den Kopf zu heben und vorsichtig zu ihm rüber zu schielen. Doch auch er hat ein schüchternes Lächeln auf den Lippen und senkt etwas peinlich berührt den Blick. "Und ich hatte schon Angst, du würdest mich peinlich finden und bloß verarschen wollen, als du mir zugewunken hast..." Verwirrt mustere ich ihn. "Warum sollte ich dich den peinlich finden?" Er knibbelt betreten an seinen Fingern herum. "Weiß nicht, die meisten Typen finden mich eher peinlich und... ich weiß auch nicht, denken, ich wolle ein Mädchen sein, nur weil ich nicht 24/7 schwarze Jogginghosen und graue Hoodies trage."

Seufzend lasse ich die Schultern hängen. "Ja, naja... manche sind halt noch im 18. Jahrhundert hängen geblieben und klammern sich krampfhaft an Geschlechterrollen. Soll doch jeder tragen, wozu er Lust hat. Tut es jemandem weh, wenn du in einem rosa Pullover mit 'nem Teddy in Regenbogenfarben darauf rumläufst? Richtig, nein." Einer seiner Mundwinkel hebt sich leicht. "An den erinnerst du dich?" Ich nicke. "Natürlich. Ich erinnere mich an alles, was du anhattest..." gebe ich zu.

Das ich sogar den Wochentag und das Datum zu jedem einzelnen Outfit benennen könnte, behalte ich allerdings erstmal für mich...

"Vermutlich sind die alle bloß neidisch, weil sie wissen, dass sie darin nicht so fantastisch aussehen würden, wie du es tust." füge ich dann hinzu, weiß selbst nicht, wo ich den Mut plötzlich hernehme, so etwas zu sagen. "Dankeschön..." quietscht er, kichert dann leise vor sich hin. Beide erschrecken wir uns, als das Handy in seiner Hand vibriert, reflexartig blicke auch ich darauf und sehe, dass seine Mutter bereits nach ihm fragt. "Mama wartet mit dem Essen..." murmelt er und blickt mich scheu an.

"Ja, klar, i-ich-... wir, also-... es wird langsam auch echt kalt..." stammle ich, plötzlich wieder dreimal so nervös, wie zuvor. "Ich meine, also..." Ich sehe auf, als er erneut das Wort ergreift. "Vielleicht, wenn du magst..." er räuspert sich leise und zeigt auf meine Jackentasche, aus dem mein Handy etwas herausschaut, "...wir könnten ja vielleicht N-Nummern austauschen, also um... ich weiß nicht, wir könnten uns ja in den nächsten Wochen eventuell m-mal treffen?" Vermutlich ein wenig zu hastig beginne ich zu nicken, lasse fast mein Handy fallen, als ich es versuche aus meiner Tasche zu fummeln.

Kurz darauf machen wir uns also auf den Weg nach Hause, ich bleibe an seiner Einbiegung ebenfalls kurz stehen, um mich zu verabschieden. Etwas überfordert, wie ich das tun soll, nimmt er mir die Entscheidung ab, indem er seine Arme um meine Taille schiebt und mich sanft an seine Brust drückt. Diese Umarmung genieße ich nun aber in vollen Zügen und ohne schlechtes Gewissen, drücke meine Nase tief in seine flauschige Jacke und inhaliere seinen Duft.

Kein aufdringliches Parfum, lediglich sein Eigengeruch, doch ich liebe ihn schon jetzt...

"Danke nochmal, für eben..." nuschelt er in meinen Nacken. "Natürlich, immer gerne." erwidere ich, drücke ihn von mir aus noch etwas dichter an mich. Ich spüre, wie sein Kopf sich ein wenig mehr zu mir dreht, bevor er noch leiser als zuvor "Ich bin froh, dass du dich getraut hast..." flüstert, "...ich hätte vermutlich nie die Eier gehabt."

Überrascht, dass er gerade zugibt, ebenfalls bereits schon länger ein Auge auf mich geworfen zu haben, will ich ihn ansehen, doch stattdessen spüre ich in diesem Moment seine warmen, etwas feuchten Lippen auf meiner eisigen Wange. Schnell löst er sich dann von mir, verschwindet mit knallrotem Gesicht in seine Straße und winkt zum Abschied noch einmal hektisch, bevor er sich verlegen grinsend wegdreht.

Schmunzelnd sehe ich ihm noch nach, bis er wohlbehalten in seinem Zuhause angekommen ist, bevor ich mich ebenfalls auf mache, ins Warme zu kommen.

Eine Windböe erfasst mich und lässt mich heftig bibbern. Von Meter zu Meter, die ich unserem Haus näher komme, werden meine Schritte schneller, als mit erst jetzt bewusst wird, wie kalt mir wirklich ist.

Mit der Wärme in meinem rasenden Herzen ist mir das vorher gar nicht aufgefallen...





alyssadormidera

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