❆ 23.12.2022: I see the light ❆
Der liebe Keimling18 hat einen Tag vor Heiligabend ebenfalls einen One Shot für euch ♥️
Ich danke dir vielmals das du in diesem Jahr eingesprungen bist und dementsprechend, soweit ich das weiß, bisher in jedem Adventskalender vertreten bist. Danke für deine Mühe und deinen wundervollen One Shot 🥰✨
Lasst ihm bitte eine Kleinigkeit da, schaut auf seinem Profil vorbei und nun wünsche ich euch viel Spaß beim lesen ♥️
Lots of Love xx
Wörteranzahl: 5605
Neugierig sehe ich aus dem Fenster als ich ein lautes Stimmengewirr wahrnehme. Mehrere Autotüren werden zugeschlagen, während die Stimmen immer lauter werden.
Ein großer Laster steht in der Einfahrt von dem Haus, das direkt neben unserem steht.
Die Familie, die dort vorher gewohnt hatte, musste umziehen, da der Vater befördert wurde. Was ich allerdings ziemlich scheiße finde, da Niall ein einziger Freund war. Das ist er natürlich immer noch, nur wohnt er jetzt eben nicht mehr neben mir sondern in Irland, was dann doch ein erheblicher Unterschied ist. Unsere Eltern hatten sich auch immer super verstanden, nur Niall gegen über waren meinen Eltern immer etwas skeptischer. Er war ihnen zu aufgedreht.
Es ist auch kein Geheimnis, dass Niall hier und da mal etwas kleines angestellt hat. Nichts großartiges, aber für meine Eltern hat es gereicht ihn als schlechten Einfluss abzustempeln.
Ich denke in Wahrheit sind sie ziemlich glücklich darüber, dass die Horans umziehen mussten und ich somit nicht mehr wirklich Zeit mit Niall verbringen kann. Es macht mich ziemlich fertig, dass er jetzt so weit weg ist. Irland, das ist nicht einfach ein Katzensprung von hier entfernt. Bis ich ihn mal wiedersehen kann, wird eine Ewigkeit vergehen.
Seufzend beobachte ich die neue Familie dabei, wie sie lautstark Kartons aus dem Laster in ihr neues Haus tragen.
Ich bin etwas überrascht, als ich feststelle wie groß diese Familie ist. Das alte Haus der Horans bietet doch niemals genug Platz für alle.
Von meinem Fenster aus habe ich nicht die beste Sicht, aber zumindest kann ich erkennen, dass es zwei Elternteile gibt und fünf etwas größere Kinder. Davon gehen zwei allerdings dem Vater ungefähr bis zum Bauchnabel.
Mein Fenster ist gekippt, weshalb man ihre fröhlichen Stimmen und das Gelächter bis in mein Zimmer hören kann.
Umso länger ich die Familie dabei beobachte wie sie zusammen lachen und sich in ihrem neuen Zuhause einrichten, desto trauriger werde ich bei dem Gedanken an meine eigene.
Diese hier scheint sich wirklich zu lieben, das merke ich sogar schon nach fünf Minuten.
Um den Neid komme ich leide nicht herum, doch bevor dieses drückende Gefühl in meiner Brust zu stark wird, schließe ich das Fenster und setze mich wieder an meine Mathehausaufgaben.
Einen Moment lang betrachte ich mein Geschriebenes, das eigentlich nur aus kleinen Kritzeleien und Lyricsideen besteht und lege seufzend meinen Kopf in meine Handfläche.
Mein Lehrer wird definitiv nicht begeistert sein von dem Mist, den ich da wieder zusammengeschrieben habe.
《♡》
Zwei Tage nachdem die neue Familie eingezogen ist, bekomme ich zwei ihrer Mitglieder zum ersten Mal von nahem zu Gesicht.
Heute ist ein angenehmer Sommertag, weshalb ich beschlossen habe, meine Hausaufgaben im Garten zu machen. In den ersten Zehn Minuten hatte ich auch die gewünschte Ruhe, doch dann betritt ein Junge, gefolgt von einem etwas kleineren Mädchen, den Nachbarsgarten.
Sobald ich ihre fröhlichen Stimmen wahrnehme, sehe ich auf.
Unser Garten ist nicht wirklich getrennt von dem unserer Nachbarn, was eben an dem guten Verhältnis zu Nialls Eltern liegt. Es gibt keinen Sichtschutz, lediglich eine kleine Blumenreihe zeigt wo der eine Garten anfängt und der andere aufhört.
Der Junge stellt sich jetzt neben seine Schwester und versucht ihr scheinbar etwas zu erklären. In der Hand hält er einen Football und macht immer wieder die Bewegung vor, als würde er ihn werfen wollen.
Seine Schwester nickt immer mal wieder und nimmt sich irgendwann den Ball und scheucht ihren Bruder weg.
Das ist der Moment, in dem sich der Nachbarsjunge zu mir umdreht und mir beinahe der Atem wegbleibt, als ich sein Gesicht sehe. Er lacht ausgelassen über irgendetwas, das seine Schwester gesagt hat und läuft auf die Blumenreihe zu. Kurz davor bleibt er stehen und will sich wieder zu seiner Schwester umdrehen, doch da bleibt sein Blick plötzlich an mir hängen und er bemerkt das Starren.
Etwas überfordert versuche ich zu lächeln und hebe die Hand als stillen Gruß.
Der Junge grinst leicht, bevor er den Gruß erwidert. Allerdings dreht er sich nicht um, sondern hält den Blickkontakt mit mir aufrecht, was mich zunehmend nervös macht.
"Louis!"
Erschrocken sehe ich zu dem Mädchen, die gerade ziemlich laut nach ihrem Bruder gerufen hat. Dieser sieht mich trotzdem noch einen Moment lang mit einem lächeln an, bevor er sich schließlich doch zu seiner Schwester umdreht.
Etwas erleichtert darüber, dass er mich nicht mehr ansieht, entspanne ich mich wieder etwas.
An meine Hausaufgaben ist jetzt allerdings nicht mehr zu denken. Viel lieber sehe ich dem Geschwisterpaar beim Spielen zu. Etwas im Gedanken seufze ich und bekomme gar nicht mit, dass sich mir etwas sehr schnell nähert.
"Achtung!"
Aus meiner Träumerei gerissen sehe ich zu den Geschwistern, die beide in meine Richtung schauen. Für eine Sekunde bin ich verwirrt, doch dann bemerke ich den Football unmittelbar vor mir und kann gerade noch so meine Arme vor mein Gesicht halten.
Der Wurf war nicht wirklich stark, allerdings hatte ich damit einfach nicht gerechnet, weshalb ich von meinem Stuhl falle.
"Scheiße" ,höre ich Jemanden sagen, während ich versuche mich wieder in eine sitzende Position zu bringen.
Es dauert nicht lang bis der Junge neben mir kniet und mich besorgt ansieht. Ich sehe zwar, dass sich seine Lippen bewegen, aber ich bin zu sehr von seinen Augen eingenommen, um ihm wirklich folgen zu können.
Jetzt runzelt er die Stirn, was wohlbemerkt ziemlich gut aussieht und legt eine seiner Hände auf meine Schulter.
"Hörst du mich?" ,fragt der bezaubernde Junge langsam, weshalb ich versuche mich zusammenzureißen. Langsam nicke ich. Meiner Stimme traue ich gerade noch nicht über den Weg.
"Es tut mir furchtbar leid! Das mit dem Ball war keine Absicht. Meine Schwester kann ihre Kraft einfach noch nicht so einschätzen" ,erklärt er mir etwas verlegen. Das ganze muss ihm furchtbar peinlich sein.
Ich will ihn gerade beruhigen und sagen, dass es nicht schlimm ist, als meine Mutter den Garten betritt.
"Was fällt dir eigentlich ein?" ,fährt sie ihn auch schon an, weshalb ich leise aufseufze und zu Boden sehe. Jetzt geht das schon wieder los.
"Ehm Ma'am, das war wirklich keine Absicht. Es tut uns furchtbar leid, es wird nicht wieder vorkommen."
Der Junge erhebt sich jetzt und versucht meiner Mutter schlichtend gegenüberzutreten, doch das wird nicht funktionieren. Es ist meine Mutter.
"Das hoffe ich für euch zwei und ich will von euch meine Blumen ersetzt haben. Schau dir doch mal an wie plattgetrampelt sie sind!"
Tatsächlich sind die Blumen an einer Stelle kaputt. Ich tippe mal darauf, dass der Junge auf sie getreten ist, als er zu mir wollte. Ich sehe ihn entschuldigend an und will ihm seinen Football zurückgeben, doch meine Mutter stoppt mich.
"Den nehme ich als Pfand. Sobald die Blumen repariert sind, könnt ihr ihn wieder haben" ,bestimmt sie und reißt mir den Ball aus der Hand.
"Aber-"
Ein strenger Blick von meiner Mutter genügt, um ihn zum Schweigen zu bringen. Diskutieren mit meiner Mutter bringt absolut nichts.
"Okay... und nochmals, Entschuldigung."
Der letzte Teil ging an mich, jedenfalls sieht der Junge dabei zu mir und lächelt ein schiefes Lächeln.
"Harry."
Alamiert sehe ich zu ihr hoch, da ich immer noch auf dem Boden sitze.
"Was hast du überhaupt hier draußen gemacht?"
"Das Wetter war so schön und deshalb dachte ich, ich könnte meine Hausaufgaben im Garten machen" ,erkläre ich ihr und stehe danach schnell vom Boden auf.
"Hausaufgaben im Garten. Ts. Sieh zu, dass du wieder in dein Zimmer kommst und deine Aufgaben erledigst."
Seufzend nehme ich mir mein Heft und den Stift vom Tisch und drücke beides an meine Brust, damit meine Mutter nicht auch noch auf die Idee kommt, meine Aufschriebe anzuschauen. Ich bin vorhin nämlich ziemlich von Mathe weggekommen und hab ein wenig rumgekritzelt.
Sobald ich im Wohnzimmer bin und die Schiebetür zur Terrasse schließen will, höre ich noch, wie meine Mutter den Jungen wieder anmeckert.
Das muss ja ein toller erster Eindruck von unserer Familie sein.
《♡》
Am nächsten Tag warte ich, bis meine Mutter zu ihren Freundinnen gefahren ist, bevor ich im ganzen Haus nach dem Football des Nachbarsjungen suche. Ich werde relativ schnell fündig und gehe mit dem Football und einer Tafel Schokolade bewaffnet aus dem Haus.
Es ist ein wenig komisch bei Nialls Haus zu klingeln und zu wissen, dass mir der Ire hier nicht mehr aufmachen wird. Fast schon vertraut fühlt es sich an, als ich bei der fremden Familie klingel. Es dauert nicht lange bis mir eine Frau mittleren Alters die Tür öffnet. Ihre braunen Haare sind in einem provisorischen Dutt zusammengebunden, einzelne Strähnen haben sich allerdings schon gelöst und hängen ihr wirr ins Gesicht. Sie trägt eine Schürze, die, wie ihr Gesicht, mit Mehl beschmutzt ist. Ein freundliches Lächeln liegt auf ihren Lippen.
Meine Mutter wäre niemals in diesem Aufzug an die Tür gegangen und allein dieser Fakt lässt diese Frau noch viel sympathischer wirken.
Ihre Augen sind mir eigentlich als erstes aufgefallen. Sie sehen fast genauso aus wie die von dem Jungen.
"Hallo, wie kann ich dir helfen?" ,fragt sie freundlich und sieht mich neugierig an. Ich bin es nicht gewohnt die volle Aufmerksamkeit meines Gegenübers zu bekommen, weshalb ich etwas überfordert bin.
"Ich äh wollte zu ihrem Sohn. Ist er denn da?"
Es ist immerhin Samstag, würde mich nicht wundern, wenn er irgendwo hingegangen wäre.
"Zu Louis?"
"Eh haben sie denn noch einen?" ,frage ich unbeholfen nach und versuche wirklich angestrengt den Blickkontakt zu halten.
Sie hat mittlerweile wohl mitbekommen, dass ich etwas überfordert bin und schenkt mir ein sanftes Lächeln.
"Ja, aber der ist erst drei, weshalb ich stark annehme, dass du zu Louis möchtest" ,erklärt sie mir mit einem Lächeln und macht die Tür etwas weiter
auf.
"Boo, hier ist Jemand für dich!"
Boo? Wie kommt man denn von Louis auf Boo? Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, kommt Louis schon aus der Küche in den Eingangsflur.
Zuerst ist er etwas verwirrt, doch als er mich sieht, beginnt er zu Lächeln.
"Ich lass euch zwei dann mal alleine. Es war nett dich kennenzulernen...?"
"Harry Ma'am."
"Es war nett dich kennenzulernen, ich bin übrigens Jay."
Mit einem letzten warmen Lächeln lässt sie uns allein. Louis sieht mich abwartend an, doch ich bin viel zu überfordert um das Gespräch zu starten.
"Ist das mein Football?" ,fragt Louis nach einer Weile und deutet mit einem kleinen Lächeln auf den Ball in meinen Armen.
"Ja, ich wollte ihn dir zurückbringen. Meine Mutter übertreibt es hin und wieder mal. Oh und ich hab dir noch eine Tafel Schokolade als Entschädigung mitgebracht. Ich hoffe du magst Schokolade, ich hab extra Vollmilch genommen, weil ich dachte, dass man damit nichts falsch machen kann."
Vor Nervosität kann ich gar nicht mehr aufhören zu reden. Mir ist mein Geschwafel furchtbar peinlich, weshalb sich meine Wangen erhitzen, während ich meinem Gegenüber den Football mitsamt der Schokolade überreiche.
"Das wäre doch nicht nötig gewesen, immerhin hat meine Schwester dich vom Stuhl geworfen. Geht es dir eigentlich gut, deine Mutter kam bevor du mir das beantworten konntest." Anfangs hat er noch ein schmunzeln auf den Lippen, doch sein Gesichtsausdruck ändert sich schnell in einen besorgten.
"Alles gut. Ich hab mich nur erschrocken, so fest hat sie gar nicht geworfen. Ich bin etwas ungeschickt."
Louis lächelt sanft, doch plötzlich scheint ihm etwas einzufallen, denn er runzelt die Stirn.
"Und was ist mit den Blumen? Ich dachte deine Mutter würde den Football als Pfand behalten, bis wir sie bezahlt haben."
Ich verdrehe die Augen.
"Meine Mutter hat sie nicht mehr alle. Du wolltest nur nach mir schauen und bist deshalb auf ihre Blumen getreten. Es war keine Absicht. Du musst dir keine Sorgen darum machen, ich werde ihr sagen, dass du mir das Geld vorbeigebracht hast. Ich zahl das bisschen" ,winke ich ab, doch Louis scheint überhaupt nicht damit einverstanden zu sein.
"Nein, ich kann das wirklich nicht annehmen. Das- Harry! Wie kann man nur so nett sein? Lass mich zumindest das Geld bezahlen, so viel können diese blöden Blumen doch nicht kosten."
"1.000 Pfund."
Louis' Augen weiten sich bei dieser Summe und sieht mich verdattert an.
"Und genau aus diesem Grund, will ich nicht, dass du sie zahlen musst. Ich mach das. Ich hab reichlich Taschengeld und am Ende hätte ich es sowieso nur für was dummes ausgegeben."
Louis sieht mich einen Moment lang still an, bevor er einen Schritt nach vorne macht und mich kurzerhand umarmt.
"Danke Harry, wenn ich dir bei irgendwas helfen kann, scheu dich nicht davor hier zu klingeln. Ich bin dir etwas schuldig" ,sagt er mit einem kleinen Lächeln nachdem er sich aus der Umarmung gelöst hat.
Ich will gerade etwas erwidern, als ich meinen Namen in einem ziemlich aggressiven Ton höre.
Als ich nach rechts sehe, weiß ich auch sofort warum. Mein Vater steht neben der offenen Tür seines Sportwagens und sieht finster zu mir rüber. Gestern beim Abendessen hatten wir es davon, dass die neuen Nachbarn ein schlechter Umgang für mich seien.
Wie so ziemlich jedes Lebewesen, das nicht meine Mutter oder mein Vater ist.
"Ich sollte lieber..." ,setze ich an und deute mit einem Kopfnicken zu meinem Vater rüber.
"Ist wohl besser so, nochmal vielen Dank Harry. Vielleicht sehen wir uns bald mal wieder." Ein schiefes Lächeln ziert seine Lippen und lässt mich automatisch mit lächeln.
"Harry!"
Oh nein, er klingt sauer. Schnell winke ich Louis nochmal zu, bevor ich hektisch meinen Rückweg antrete.
"Was sollte das?" ,fragt mein Vater auch schon streng, sobald ich unsere Einfahrt betrete.
Das wird definitiv kein schöner Tag mehr.
《♡》
Die darauffolgenden Tage versuche ich immer mal wieder ein Gespräch mit Louis anzufangen, doch jedesmal dauert es nicht lang und meine Mutter kommt in den Garten marschiert, um mich in mein Zimmer zu schicken.
Es nervt mich, dass meine Eltern alles daran setzten mich von unseren neuen Nachbar fernzuhalten. Mittlerweile darf ich noch nicht einmal mehr in unseren Garten, da es ja sein könnte die Tomlinson sind zu dem Zeitpunkt auch in ihrem Garten.
Das Verbot wurde allerdings aufgehoben, sobald die zwei Meter hohe Mauer zwischen den beiden Gärten fertig gestellt wurde, von deren Planung ich erst erfahren habe, als sie schon fast fertig war. Jetzt stehe ich kopfschüttelnd vor dem grauen Ding in unserem Garten und verspüre Wut, aber auch Frustration. Um mich abzureagieren gehe ich in mein Zimmer und schließe die Tür ab. Meine Mutter will ich heute wirklich nicht mehr sehen. Ich bin so sauer auf sie.
Sie setzt wirklich alles daran, dass ich fast keine sozialen Kontakte habe, damit ich mich besser auf die Schule konzentrieren kann. Zu der ich mittlerweile gar nicht mehr gehe, denn sie hat natürlich einen Privatlehrer für mich engagiert. Hobbys darf ich natürlich auch nicht haben, ich könnte mich ja schließlich dabei verletzten. Nur Schach mit Mister Rosewood, ein mitte fünzigjähriger, ist okay.
Kontakt mit Gleichaltrigen hat sie noch nie wirklich befürwortet.
Nachdem ich meine Hausaufgaben so gut es geht gemacht habe, beschließe ich schlafen zu gehen. Es ist zwar noch ziemlich früh, aber im Endeffekt würde ich sowieso nur in meinem Zimmer rumsitzen und mich über meine Mutter aufregen.
Bevor ich mich jedoch schlafen lege, öffne ich noch mein Fenster und sehe in den etwas dunkler werdenden Himmel. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, da ich die Sterne immer mit Niall verbinde. Er hat schon seit er ein Kind ist diese Faszination für Sterne gehabt. Bei unserem Abschied meinte er auch, dass egal wie weit wir voneinander getrennt sind, wir trotzdem am Ende den selben Sternenhimmel über uns haben.
Mit einem etwas besseren Gefühl will ich vom Fenster weggehen, als ich höre, wie Jemand meinen Namen ruft.
Louis steht in dem Haus gegenüber am Fenster und winkt mir fröhlich zu. Mein Lächeln wird breiter als ich den Gruß vorsichtig erwidere.
"Geh mal kurz vom Fenster weg!" ,ruft Louis mit gedämpfter Stimme und fuchtelt wild mit seinem rechten Arm herum.
Ohne das groß zu hinterfragen gehe ich vom Fenster weg und warte neugierig darauf, was wohl als nächstes passieren wird.
Ich zucke erschrocken zusammen, als etwas in mein Zimmer geflogen kommt und gegen meinen Schrank knallt. Nur schwer kann ich gerade noch so einen Schrei unterdrücken.
"Harry? Ist alles in Ordnung!"
"Ja, alles gut! Mir sind nur ein paar Bücher runtergefallen!" ,antworte ich meiner Mutter schnell, damit sie nicht hochkommt und nach mir sieht.
Als nächstes sehe ich nach dem Gegenstand, den vermutlich Louis in mein Zimmer geworfen hat.
Etwas verdutzt halte ich wenige Sekunden später seinen Football in der Hand. An diesem hat er ziemlich provisorisch einen Zettel mit Klebeband festgemacht auf dem eine Nummer zu sehen ist.
Verwirrt gehe ich wieder zum Fenster und sehe zu Louis rüber, der sein Handy hochhält und darauf zeigt.
Ohh er will das ich ihn anrufe. Ja gut, da hätte ich jetzt auch selbst draufkommen können.
Ich bleibe am Fenster stehen, während ich die Nummer einspeichere. Mein Finger schwebt über dem grünen Hörer, doch ich schaffe es noch nicht so ganz mich zu überwinden. Ich hasse es zu telefonieren. Gespräche sind sowieso schon schwer genug für mich, aber am Telefon ist es nochmal etwas ganz anderes. Da hat man kein Gesicht vor sich, an dem man ablesen kann, wie die Person verschiedene Dinge meint.
Tief atme ich durch, bevor ich meinen Finger tatsächlich auf das Handydisplay senke und ihn somit anrufe.
"Hey" ,begrüßt Louis mich enthusiastisch und sorgt dafür, dass sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schleicht.
"Hi" ,erwidere ich etwas leiser und suche mein Zimmer dabei nach meinen Kopfhörern ab.
"Wie geht es dir?"
Diese Frage trifft mich etwas unerwartet, weshalb ich mein Vorhaben, nach meinen Kopfhörern zu suchen, für einen kurzen Moment vergesse.
"Was?"
"Ich dachte nicht, dass man meinen Dialekt so schlecht versteht" ,höre ich Louis scherzhaft sagen und spüre schon die Wärme, die sich in meinen Wangen ausbreitet.
"Nein, ich äh- hab dich schon verstanden, aber die Frage ist nur... ungewöhnlich."
Mein kläglicher Versuch ihm wie ein normaler Mensch zu antworten, scheitert wie erwartet und ich versuche vor Scham mein Gesicht hinter meiner freien Hand zu verstecken.
"Warum ist die Frage nach deinem Wohlbefinden ungewöhnlich?"
"Naja dafür interessiert sich normalerweise niemand. Außer Niall, aber der ist weggezogen. Seine Familie hat in dem Haus gewohnt, in dem du jetzt wohnst" ,versuche ich meine komische Reaktion irgendwie zu erklären. Ich bin so schlecht in sozialen Interaktion, eben weil ich die meiste Zeit isoliert von allen lebe.
"Ist Niall dein bester Freund?"
"Ja und ehrlich gesagt auch mein einziger" ,gebe ich mit gesenkter Stimme zu. Ich hätte gern mehr Freunde. Nicht viele, nur eine Hand voll wäre schon schön, aber das wird vermutlich nicht möglich sein solang ich noch hier wohne.
"Das muss ja nicht so bleiben" ,antwortet Louis mit sanfter Stimme. Meine Kopfhörer sind längst vergessen und ich stelle mich wieder an mein Fenster, um ihn sehen zu können.
"Wie meinst du das?"
"Du hast ja jetzt auch mich" ,antwortet Louis mit einem strahlenden Lächeln und irgendwie sorgt dieses im Zusammenhang mit seinen Worten dafür, dass ich zum ersten mal eine innere Ruhe verspüre. All meine Sorgen und schlechten Gedanken schwirren mir normalerweise wie dunkle Wolken um meinen Kopf und verdecken mir somit die Sicht auf die guten Dinge.
Louis' Lächeln hingegen ist wie die Sonne, deren Strahlen alle dunklen Wolken vertreiben.
Unwillkürlich muss ich auch lächeln.
《♡》
"Come on Harold,
das ist dein Lieblingsbuch?"
"Heeeey hab doch wenigstens ein bisschen Mitleid mit mir. Meine Mutter erlaubt mir nicht andere Bücher zu lesen" ,verteidige ich mich und schiebe meine Unterlippe nach vorne, während ich mich auf meine Seite drehe. Das Handy dabei dicht an mein Ohr gepresst, um ja nichts von Louis' Reaktion zu verpassen.
"Wie sieht es aus mit Harry Potter?"
"Nie gelesen, angehört oder angeschaut."
"Harry! Ihr habt sogar den selben Namen, das kann nicht dein ernst sein! Irgendwann muss ich dir mal alle sieben Bänder vorlesen. Es kann nicht sein, dass du nur so alte Werke kennst von Shakespeare und wie die anderen alle heißen."
"Du meinst Friedrich Schiller, Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe, Bert-"
"Ja genau die, ist aber auch egal. Ich sehe es als meine Aufgabe an, deine massiven Wissenslücken zu füllen und am besten fangen wir mit Harry Potter an. Also machs dir bequem Harold, es wird eine lange Nacht."
"Du willst es mir jetzt vorlesen?"
"Ja natürlich, du hängst mindestens zwölf Jahre hinterher. Noch länger zu warten können wir uns nicht leisten, also shh keinen Mucks mehr. Ab jetzt lauscht du nur noch meiner wundervollen Stimme" ,kommt es bestimmend von Louis. Im Hintergrund kann ich es immer noch leise rascheln hören, bis es urplötzlich stoppt und Louis sich räuspert.
"Der Stein der Weisen, Kapitel eins..."
Mit einem seeligen Lächeln auf den Lippen schließe ich meine Augen und lausche tatsächlich seiner wundervoll beruhigenden Stimme.
Vielleicht ist die Autorin von Harry einfach nur sehr gut oder aber es liegt an Louis und wie er seine Stimme bei jedem einzelnen Charakter so verstehlt, dass es einem vorkommt, die Personen existieren gerade wirklich.
Louis ist generell toll.
Ich liebe unsere nächtlichen Telefonate, das Austauschen von jenen Gedanken, die immer nur zu dieser Zeit sichtbar werden, aber vor allem liebe ich das gemeinsame, einsame Gedanken hinterher hängen. Wir schweigen beiden die meiste Zeit über, doch allein ihn am anderen Ende atmen zu hören, ist so viel schöner, als die normale brüllende Stille, die sonst immer mein Zimmer erfüllt.
Und so ziehen die Monate vorbei, die Tage sind tristlos, grau und voller negativen Gefühlen.
Doch die Nächte sind anders. Die Nächte gehören nur uns. Dort gibt es nur Louis und mich. Alles andere kommt zum Stillstand, während wir zwei unsere Münder gar nicht mehr halten können.
Umso mehr freuen wir uns auf die Winterzeit, denn dort sind die Nächte länger als die Tage.
Normalerweise schaffe ich es durch Louis meine Familiensituation zu verdrängen, doch heute scheint das unmöglich, denn Louis kann gar nicht mehr aufhören von dem Weihnachtsmarkt zu schwärmen auf dem er mit seiner Familie war.
Ich würde auch mal gern auf einen Weihnachtsmarkt gehen und die schöne Atmosphäre, die Louis versucht in Worte zu fassen, selbst spüren zu können.
"Jedenfalls hat Lottie kotzen müssen von dem Glühwein und Mom hat mitbekommen, dass ich ihr einen gekauft habe. Sie war ziemlich sauer, aber nachdem wir den Abwasch gemacht haben, war alles wieder okay" ,erzählt Louis mit einem Grinsen in der Stimme. Ich habe allerdings nur mit halbem Ohr zugehört und habe deshalb nicht richtig verstanden, um was es genau geht.
Louis bemerkt das mein Lachen ausbleibt und vermutet natürlich sofort mehr dahinter, als nur eine unlustige Geschichte seinerseits.
"Was ist los Haz?"
"Ach ich weiß nicht" ,seufze ich leise und sehe an meine kahle Decke.
"Ich würd auch so gern mal die Lichter sehen..." ,sage ich nach einer Weile des Schweigens. Eigentlich will ich alles von einem Weihnachtsmarkt sehen, aber Louis hat den beschmückten Weihnachtsbaum in der Mitte so schön beschrieben, dass ich ihn am liebsten selbst sehen möchte.
Von Louis kommt keine Antwort, nur ein hektisches Rascheln ist zu hören, bevor er sich dann doch wieder zu Wort meldet.
"Es sind vielleicht nicht die Lichter vom Weihnachtsmarkt, aber ich finde ich habe einen erstaunlich guten Job gemacht."
"Was meinst du?" ,frage ich irritiert von Louis fröhlichem Tonfall.
"Komm ans Fenster."
Stirnrunzelnd stehe ich auf und laufe zum Fenster. Überrascht bleibe ich stehen, als ich die Lichterketten an Louis' eigenem Fenster sehe, die er provisorisch und sehr schlampig dort aufgehangen hat. Inmitten all der wirren Lichter steht Louis mit dem breitesten Lächeln im Gesicht.
"Warte es wird noch besser" ,sagt er in sein Handy, bevor sein Pulli plötzlich zu leuchten beginnt. In blinkenden Lichtern steht dort Merry X-mas und Rudolfs Nase wird durch eine rote, leuchtende Kugel hervor gehoben.
Das ganze gibt ein ziemlich chaotisches und schönes Bild ab, aber genau das beschreibt Louis' Charakter vermutlich am besten.
Und während ich dort an meinem eigenen Fenster meine Nase platt drücke, um das Lichterspiel von Louis zu betrachten, das er extra für mich aufgehangen hat, sprießt zum ersten Mal eine kleine, zerbrechliche Erkenntnis aus der Wildnis meiner Gedanken.
Ich bin sowas von verliebt.
《♡》
Seit dem ist genau eine Woche vergangen. Heute ist der dreiundzwanzig Dezember und Louis hat irgendetwas geplant. Was genau will er mir aber noch nicht verraten. Erst als wir am Abend wieder miteinander telefonieren, rückt er endlich mit der Sprache raus.
"Wir gehen heute auf den Weihnachtsmarkt!"
"Ich will deine Europhie wirklich nicht so zerstören, aber ich darf das Haus nach Acht nicht mehr verlassen. Außerdem wären meine Eltern vermutlich nicht so angetan von der Idee. Es tut mir leid." Mein schlechtes Gewissen nagt sofort wieder an mir, als ich Louis absagen muss. Er hat sich bestimmt schon richtig darauf gefreut, aber-
"Scheiß auf deine Eltern! Wir schleichen uns heute Nacht weg. Also meine Eltern sagen wir wo wir hingehen, aber deine werden noch nichtmal mitbekommen, dass du weg bist."
"Louis ich denke du lässt da ein paar wichtige Fakten unter den Tisch fallen" ,werfe ich ein, da ich das Haus definitiv nicht unbemerkt verlassen kann.
"Nein mache ich nicht. Ich habe alles genau mit in meinen Plan eingebunden. Er ist vielleicht ein bisschen leichtsinnig, manche würde ihn sogar als Lebensmüde beschimpfen."
"Und als was würdest du ihn bezeichnen?"
"Als ein Abenteuer" ,sagt er nach eine dramatischen Pause in den Hörer.
"Oh Gott."
"Was denn? Das ist charakter formend. Also schwing deine Beine aus dem Bett und komm ans Fenster."
Ich habe absolut keine Ahnung was genau mich dazu bewegt an mein Fenster zu kommen und dieses auch noch zu öffnen. Es dauert nicht lang bis Louis' Fenster auch aufgemacht wird. Doch zu meiner Überraschung erscheint nicht Louis selbst an seinem Fesnster, sondern eine Leiter, die langsam nach draußen geschoben wird.
"Eh? Lou?"
"Nimm sie entgegen sobald du an sie rankommst" ,entgegnet er sofort auf meine Unsicherheit hin, die nach dieser Antwort absolut nicht verschwunden ist.
Wackelig, aber Stück für Stück kommt die Leiter immer näher bis ich tatsächlich nach ihrem Ende greifen kann und diese an meiner Fensterbank einhake.
"Ich hab sie."
"Perfekt. Jetzt komm rüber" ,sagt er mit so einer Selbstverständlichkeit, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich mich gerade verhört habe.
"R-rüber kommen?"
"Ja klar, was glaubst du wofür die Leiter sonst da ist?"
"Keine Ahnung vielleicht für irgendeine Metapher?" ,antworte ich planlos, da ich wirklich hoffe, dass er nicht von mir erwartet mir den Hals zu brechen.
"Jetzt hör auf Schwachsinn zu reden und komm rüber."
"Ach ich rede Schwachsinn?"
"Ich hab hier drüben einen Weihnachtspulli für dich."
"Leuchtet der auch so wie deiner?" ,frage ich interessiert nach. So einen Pulli würde ich schon gerne haben.
"Sogar noch mehr."
Gut vermutlich ist das nicht mein schlauster Moment, aber es heißt doch immer, dass man sich auch manchmal etwas trauen muss, um schöne Dinge erleben zu können.
Bevor ich allerdings wirklich anfange auf die andere Seite zu klettern, überprüfe ich noch einmal die Haken mit der die Leiter an meinem Fensterrahmen befestigt ist.
Ein bisschen Sicherheit ist ja wohl noch erlaubt, bevor man etwas völlig hirnverbranntes macht.
Auf allen Vieren klettere ich langsam und vorsichtig über die Leiter. Die Sekunden ziehen sich bis ins unendliche, doch irgendwann komme ich am Fenster an und steige mit weichen Knien von der Leiter.
"Hey du hast es geschafft" ,begrüßt mich Louis erfreut, während ich mich an seiner Wand langsam zu Boden gleiten lasse und erstmal durchatmen muss. Erst jetzt bemerke ich die zwei Mädchen in dem Zimmer, die Louis dabei helfen die Leiter wieder einzufahren. Die eine erkenne ich wieder als das Mädchen, das mit Louis im Herbst Football gespielt hat. Lottie. Das neben ihr müsste Fizzy sein, von dem was Louis mir über sie erzählt hat.
"Das ist ja gar nicht Rapunzel, du hast uns angelogen Lou. Nicht fair!" ,meldet sich plötzlich eine weitere Stimme von der offenen Zimmertür aus. Ein deutlich jüngeres Mädchen steht dort mit verschränkten Armen, zusammengezogen Augenbrauen und einen Schmollmund.
"Er ist meine Rapunzel, außerdem zeig ich ihm heute die Lichter wie Flynn bei Rapunzel und jetzt geh wieder und lenkt Mom weiter ab" ,zischt Louis ihr im Flüsterton zu, allerdings verstehe ich jedes einzelne Wort und werde vermutlich unter den Blicken von Lottie und Fizzy rot im Gesicht.
"Erst die Bezahlung" ,fordert die Jüngere und hält auch schon ihre geöffnete Hand vor Louis' Gesicht. Dieser verdreht seine Augen, bevor er ein Glas voll Süßigkeiten von seinem Schreibtisch nimmt und es seiner Schwester in die Hand drückt.
"Halsabschneider" ,brummt er noch, doch da ist sie schon davon geeilt.
"Wenn Mom das erfährt bringt sie dich um. Das war bisher eine deiner leichtsinnigsten Aktionen. Es ist eine Sache dich selbst in Gefahr zu bringen, aber diesesmal hast du sogar das Prinzchen in Gefahr gebracht. Am Ende hätten wir den Eltern noch Geld zahlen müssen, weil er sich den Arm gebrochen hat. Ich hab dir nur wegen dem Glühwein geholfen, damit das klar ist. Das nächste mal musst du selbst schauen, wie ihr das anstellt, aber bitte ohne Verletzungen" ,kommt es kopfschüttelnd von Lottie, die sich jetzt bückt und die Leiter aufhebt. Fizzy greift nach dem anderen Ende und hilft ihrer Schwester dabei die Leiter aus dem Zimmer zu tragen.
Louis sieht seinen Schwestern noch hinter bis sie sein Zimmer verlassen haben. Mit einem breiten Lächeln dreht er sich zu mir um und hält mir seine Hand hin, da ich immer noch auf dem Boden sitze.
"Na? Bist du bereit die Lichter zu sehen Rapunzel?"
《♡》
Aufgeregt laufe ich neben Louis her. Laut ihm sind wir in fünf Minuten endlich da und ich kann es kaum mehr erwarten.
Immer wieder schiele ich zu ihm. Ein paar seiner Haarspitzen schauen unter seiner Mütze hervor, seine Wangen sind leicht rosa und er trägt ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen. Der riesige Schal um seinen Hals und die dicken Handschuhe sehen auf den ersten Blick vielleicht lustig aus, aber in Kombination mit allem anderen sieht er einfach nur schön aus. Ich kann meine Augen fast nicht von ihm nehmen, was im nächsten Moment auch schon dafür sorgt, dass ich auf einer glatten Stelle ausrutsche und den Halt verlieren.
Ein überraschter Schrei verlässt mein Mund, während ich umständlich zu Boden falle.
Ich hab mich zum Glück nicht verletzt, aber peinlich ist mir mein Sturz trotzdem. Urplötzlich erhitzt mein Kopf, während ich Louis' herzhaftes Lachen neben mir
höre. Unsere Augen treffen sich und ich ziehe einen Schmollmund. Sein Lachen wird daraufhin leiser und er beruhigt sich wieder etwas. Mit einem Schmunzeln im Gesicht will er mir wieder aufhelfen, doch bei dem Versuch rutscht er selber aus und verliert auch sein Gleichgewicht.
Fluchend landet er auf seinem Hosenboden und verstummt schlagartig.
"Alles okay Lou?" ,frage ich besorgt nach, da er regungslos auf seinem Rücken liegt.
"Ja und wehe du lachst" ,kommt es zum Glück von ihm, während er seinen Kopf etwas anhebt und mich mahnend ansieht. Eine kurze Sekunde lang kann ich mich zusammenzureißen. Allerdings finde ich die Situation zu lustig und bin so erleichtert darüber, das nicht schlimmes passiert ist, weshalb mein Lachen einfach aus mir heraussprudelt.
Jetzt zieht Louis einen Schmollmund, was mich tatsächlich noch mehr zum Lachen bringt.
"Harold das ist nicht nett" ,beschwert er sich und bringt sich selbst in eine sitzende Position. Als ich immer noch nicht aufhören kann zu lachen, rutscht Louis auf seinen Knien zu mir und drückt meinen Oberkörper zu Boden. Mein Lachen stoppt abrupt und ich sehe Louis mit großen Augen an, als ich den Schnee in seiner Hand entdecke.
"Du hast es nicht anders gewollt."
Im nächsten Moment verspüre ich eine ekelhafte Kälte in meinem Gesicht und fange an zu schreien. Louis fängt wieder an zu lachen und greift schon nach der nächsten Ladung Schnee, doch ich durchkreuze seinen Plan in dem ich ihn von mir stoße und selbst eine handvoll Schnee in sein Gesicht befödere. Louis' Lachen geht in einen Schrei über, während ich mich lachend aufrichte und versuche wegzurennen, bevor er mich erneut abwerfen kann.
Es dauert nicht lang bis er die Verfolgung aufnimmt und wir lachend, über den Schnee rennen. So frei wie in diesem Moment habe ich mich noch nie gefühlt. Der kalte Wind peitscht mir ins Gesicht und meine Klamotten sind komplett durchnässt, aber mich könnte das nicht weniger interessieren.
Doch das alles rutscht auf einmal in den Hintergrund, als ein riesiger Weihnachtsbaum in mein Blickfeld kommt. Er ist geschmückt mit den schönsten Dingen, doch am allerschönsten sind die hellen Lichter, die mir schon von weitem entgegenstrahlen. Die Schönheit von dem Bild vor mir nimmt mich so sehr ein, dass ich zum Stehen komme und die Lichter einfach nur bewundern kann.
Louis scheint allerdings nicht damit gerechnet zu haben, dass ich stehen bleibe und schlittert gegen mich, als er nicht mehr anhalten kann.
Mein Gleichgewicht ist nicht das beste, weshalb wir beide erneut den Halt verlieren.
"Entschuldigung Louis, ich war so im Gedanken, weil ich den Weihnachtsbaum bewundert habe" ,erkläre ich mich schnell und helfe Louis von dem kalten Boden auf, nachdem ich selbst schon wieder stehe.
"Er sieht so schön aus, die ganzen Kugeln, das Lametta und die Lichter Lou! Es sieht alles so schön aus. Hast du jemals etwas schöneres gesehen?" ,frage ich aufgeregt und sehe zur Seite, um wieder den Baum ansehen zu können.
"Ja."
Sofort sehe ich wieder zu Louis und will schon mit ihm diskutieren, dass das gar nicht möglich sein kann, als ich seinen Blick bemerke, der nicht eindeutiger sein könnte.
"Ich finde du bist viel schöner als der Weihnachtsbaum und deine Augen leuchten gerade mehr als all die Lichter dort zusammen" ,setzt er noch hinterher und greift nach mein behandschuhten Hand. Sanft zieht er mich näher zu sich. Ich fühle mich wie betäubt, da ich einfach nicht weiß wie ich reagieren soll. Das hier, das ist alles was ich jemals wollte, seit Louis für mich die Lichterketten an seinem Fenster angebracht hat. Bis vor ein paar wenigen Minuten dachte ich noch, das wäre etwas was ich niemals haben könnte und jetzt ist es so greifbar, so nah.
So real.
Sobald Louis' Lippen auf meinen liegen, kommt schlagartig alles an Gefühlen wieder zurück in meinen Körper und ich erwidere den Kuss mit so einer Erleichterung, die mich selbst überfordert und zum Weinen bringt.
So viele Gedanken gehen mir durch den Kopf, sind ein einziges Durcheinander. Wie Blätter, die im Herbst durch einen Windsturm aufgewirbelt werden und das darunter liegende freigeben. Erst als Louis lamgsam den Kuss beendet, legt sich der Sturm wieder und mein Kopf ist wie leer gefegt. Alles was ich jetzt nur noch wahrnehme ist Louis- wie er schüchtern lächelt, wie er mich ansieht, wie er immer noch meine Hand hält, wie sein Atem sich anhört.
"D-das war schön" ,bringe ich überwältigt von meinen Gefühlen hervor, was Louis' Lächeln breiter werden lässt.
"Schöner als die Lichter?" ,fragt er neckend, weshalb ich sanft anfange zu lächeln.
"Schöner als die Lichter."
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