❆ 6. Türchen: Harry The Cool Superhero ❆

Heute, an einem besonderen Tag, habe ich einen One Shot von einer ganz besonderen Person für euch. Die Liebe KiriHoran77 begleitet mich schon sehr viele Jahre auf diesem Account und tatsächlich hatte ich auch die Ehre, sie neben Wattpad etwas besser kennenzulernen. Dies hat gezeigt, was für ein durch und durch wundervoller Mensch sie ist, der mich auf diesem Account wahrscheinlich am längsten unterstützt und einfach immer da war.

Ich bin dir so dankbar dafür, dass du jedes Jahr aufs Neue dabei bist. Das deine Kommentare mir immer ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert haben. Auch wenn es dramatisch klingt, warst du einer dieser Personen, die mich dadurch des öfteren aus einem Tief geholt hat, wo ich diese App am liebsten mit allem löschen wollte, was ich jemals hier veröffentlicht habe. Dabei kanntest du mich da noch gar nicht richtig, aber du sollst trotzdem wissen, dass ich dich immer gesehen habe und wie viel mir das bedeutet hat (auch wenn ich es dir jedes Jahr aufs neue sage). Danke für alles, ich hab dich lieb xx

Nun aber los - bitte bitte bitte, schaut bei ihr vorbei. Sie ist eine wundervolle Autorin und hat so eine wundervolle Art und Weise Dinge zu beschreiben, dass ihr wirklich denkt, ihr wärt mitten in dem Geschehen drin. Ich kann wirklich alles empfehlen, was sie jemals in die Tasten gehauen hat. Schenkt ihr aber auch hier ganz viel Liebe, denn das hat sie verdient. Haut euch gerne die kleinen Patchehändchen wund c:

Vielen Dank, einen wundervollen Nikolaustag und ganz viel Spaß mit eurem kleinen Geschenk im Stie-auf Wattpad natürlich xx

Wörteranzahl: 2726






Feine Flocken fallen vom Himmel. Sie landen auf Harrys roter Stupsnase und er beobachtet, wie sich weitere im Wollstoff seiner Handschuhe verfangen. Die Handschuhe schenken ihm kein bisschen Wärme mehr, dafür haben sie schon zu viele Jahre hinter sich.

Schon seine Mutter hat diese getragen, als sie noch in Harrys Alter war. Genauso wie auch seine Schwester. Harry weigert sich andere anzuziehen. Die kleinen Löcher darin und die sich lösenden Fäden stören ihn keineswegs. Im Gegenteil. Er findet es toll, dass er dieselben Handschuhe wie Anne und Gemma tragen kann.

Lächelnd zieht Harry die Nase hoch, ehe er die Luft kräftig aus seinen Lungen stößt, damit er sehen kann, wie sich sein Atem dem Himmel entgegenschlängelt.

Eine frische Brise streicht ihm durch das Gesicht, sodass er seine Augen zusammenkneift. Die Schneeflocken treffen hart auf seine zarte Haut und hinterlassen ein sanftes Prickeln.

Harry senkt seinen Kopf. Sein Blick liegt auf den Schuhabdrücken, die seine Sohlen auf der dünnen Schneeschicht hinterlassen. Auf den Schuhspitzen finden sich noch die Beweise, dass Harry durch einen Schneehaufen gerannt ist. Seine Füße sind gefroren, die Skihose ist an den Hosenbeinen durchnässt. Ihm wäre es gar nicht aufgefallen, hätte sich der Stoff unten nicht so verräterisch dunkel verfärbt.

Er mag seine Hose nicht. Niemals hätte er sie freiwillig getragen, aber er war mit seiner Klasse heute Eislaufen und die Lehrer bestanden darauf, dass alle eine Skihose tragen sollten. Und sein Betteln hat bei Harrys Mutter nie Sinn. Harrys bockiges Verhalten heute Früh, nachdem seine Mutter ein weiteres Mal den Kopf schüttelte, hat ebenso nichts bei ihr bewirkt.

Harry mag das warme Gefühl auf seinen Beinen nicht. Sein T-Shirt und sein Pullover sind wegen der Hosenträger in den Bund der Hose gestopft. Das ist auch etwas, was Harry als unangenehm empfindet. Ständig hat er das Gefühl, dass das T-Shirt hochrutscht, weswegen ihm öfter ein Schauer über den Rücken läuft.

Unzufrieden verzieht der Junge sein Gesicht. Er hebt seinen Blick und dreht sich langsam in Kreis, um sein Umfeld ein weiteres Mal genau zu betrachten. Viel kann er wegen des Nebels jedoch nicht erkennen.

Harry bleibt stehen. Er wird beobachtet.

Schüchtern versteckt Harry sich hinter der Laterne, lugt dennoch an ihr vorbei. Seine zarten Hände umfassen das eisige Metall und die Kälte dringt durch den Stoff der Handschuhe hindurch.

Auf der anderen Seite des Gehweges steht eine Sitzbank aus dunklem Holz. Ein anderer Junge sitzt auf ihr und lächelt Harry entgegen. Die Hände hat er in seinen Jackentaschen vergraben. Über seinem Kopf windet sich ein gelber Luftballon im Wind.

Jede Woche donnerstags, wenn Harry von der Schule nach Hause kommt, sieht er den etwas Älteren auf dieser Bank sitzen. Ohne Ausnahme und immer mit einem mit Helium gefüllten Ballon. Dieser hat jedes Mal eine andere Farbe. Harry hat irgendwann sogar angefangen zu raten, welche Farbe der Ballon nächste Woche haben wird. Bisher lag er kein einziges Mal richtig.

Harry hat viele Fragen an den Jungen. Das ist auch der Grund, warum er heute den restlichen Weg nicht mit Gemma nach Hause gegangen ist. Er hat sich vorgenommen, dass er ihm die Fragen, die ihm schon seit Ewigkeiten im Kopf herumschwirren, endlich stellen wird. Bisher hat er es sich nur nicht getraut. Immer noch nicht. Die Angst übermannt ihn jedes Mal.

Aber er hat sich vorgenommen mutig zu sein. Zumindest ein einziges Mal. Er muss einfach.

Seine Mutter hat ihm schon öfter Mut zugesprochen und es wird Zeit, dass Harry seinen Plan endlich umsetzt.

Der Junge winkt Harry zu. Beschämt grinst Harry. Er zieht sich seine Mütze über die Augen und senkt seinen Kopf.

Nur wenige Sekunden später schiebt er sie sich aber wieder aus dem Gesicht, da er etwas an seinem Bein spürt. Im ersten Moment blendet ihn der Schnee und er blinzelt angestrengt gegen die Helle. Dann erst erkennt er den flauschigen Hund mit zerknautschter Schnauze.

Erschrocken stolpert Harry zurück und landet mit dem Hintern in der Wiese. Seine Augen sind riesig und auf den Knäuel vor sich gerichtet.

Die Besitzerin schimpft mit dem an der Leine zerrenden Hund. Harry starrt nur, während sein Herz heftig in seiner Brust klopft. Der erste Schrecken ist jedoch überwunden.

Seine Finger graben sich in die kurzen Grashalme, die dünne Schneeschicht darunter schmilzt durch seine Körperwärme. Der Stoff seiner Handschuhe ist durchnässt.

„Hey, alles okay?", erkundigt sich die junge Frau bei Harry. Sie hat ihren Hund zwischen ihre Beine geklemmt und ihre Finger sind im Halsband eingehakt.

Harry nickt. Er rappelt sich hastig auf und geht einen Schritt zurück. Tief atmet er durch, um den Schock loszuwerden. Seine verrutschte Mütze richtet er, ehe er seine Finger in seine Jacke krallt.

Seine Augen wandern von dem Vierbeiner hoch in das gestresste Gesicht der Dame und wieder zurück zum Hund. Diesem hängt die blaue Zunge aus dem Maul.

Der erste Schrecken ist sofort wieder vergessen und interessiert legt Harry den Kopf schief. Er kommt dem flauschigen Tier näher und streckt vorsichtig seine Hand aus. Der Hund schnuppert an ihr. Harry grinst und tiefe Grübchen bohren sich in seine rosigen Wangen.

Begeistert sieht er wieder der Besitzerin ins Gesicht. Ihre Gesichtszüge haben sich gelockert, sie wirkt nicht mehr so gestresst wie vorhin. Stattdessen breitet sich ein liebevolles, warmes Lächeln auf ihren Lippen aus.

Jedoch muss sie weiter. Bevor sie sich auf den Weg macht, stellt sie ein letztes Mal noch sicher, dass es Harry gut geht. Und dieser winkt den beiden zufrieden hinterher.

Harry mag Hunde. Katzen hat er dennoch etwas lieber, besonders seine eigene Katze Dusty. Dusty ist die beste Katze, die es gibt, da ist er sich sicher.

Ein Glücksgefühl durchströmt Harrys Körper und er kann gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Auch nicht, als er sich von den beiden neu Kennengelernten nun ganz abwendet. Sein Blick gleitet zu dem Jungen auf der Bank.

Dieser ist gerade damit beschäftigt, sich die Nase zu putzen. Dadurch erkennt Harry, dass die Schnur des Ballons um sein Handgelenk gebunden ist.

Ohne weiter nachzudenken und ohne sich weiter zu sorgen, stampft Harry auf die Bank zu. Die Nervosität steigt wieder in ihm auf und er schluckt schwer. Je näher er dem anderen kommt, desto langsamer wird er. Ganz genau beobachtet Harry seine Bewegungen.

Der Junge zieht die Nase hoch und stopft das Taschentuch in seine Jackentasche, ehe er zu Harry sieht.

Bei dem Anblick der leuchtend roten Nase muss Harry kichern. Verlegen senkt er seinen Blick und streicht über die freie Sitzfläche, damit er sich nicht in den feinen Schnee setzt. Er traut sich gar nicht mehr den anderen richtig anzusehen. Stattdessen setzt er sich nun einfach zu ihm. Und schweigt.

Der Duft von Lebkuchen und Orangen dringt in Harrys Stupsnase.

Seine winzigen, langsam sehr kalt werdenden Hände schiebt er unter seine Oberschenkel. Harry lässt seine Beine baumeln. Er ist klein. Nur mit den Schuhspitzen kann er gerade noch so den Boden berühren, wenn er sich streckt.

Sein Sitznachbar ist größer, denn seine Füße liegen flach auf der Wiese. Seine Schuhe sind schwarz und haben ein cooles Feuermuster. Harry findet sie cool, auch wenn sie sehr wahrscheinlich nicht leuchten können, wie seine eigenen.

Harry zieht seine Augenbrauen zusammen und seine Zunge schiebt sich zwischen seine Lippen. Langsam zieht er seine Hände unter den Beinen hervor und rutscht an die Kante der Sitzbank. So weit, bis auch seine Schuhsohlen komplett am Boden liegen. Zur Sicherheit umgreift er das Holz, auf dem er sitzt, damit er nicht runterrutscht.

Sind seine eigenen Schuhe überhaupt cool? Er mag seine Schuhe, aber ist es uncool, wenn man Schuhe hat, die beim Auftreten leuchten? Gemma trägt auch schon lange nicht mehr Schuhe wie diese.

Und was ist mit Superhelden? Sind die irgendwann uncool? Gemma interessiert sich nicht für Superhelden. Harrys Mutter aber sagt ihm immer wieder, dass Superhelden supercool sind. Sie lacht auch nicht so blöd wie seine Schwester, wenn er meint, dass er später auch ein Superheld werden will. Ein Superheld, der Superheldentaten vollbringt.

Skeptisch betrachtet Harry den gedruckten Netz-werfenden Spiderman auf seinem Schuh.

Seufzend wendet er seinen Blick ab und schielt stattdessen zum anderen rüber. Vorsichtig löst er seinen klammernden Griff von der Bank und stopft seine Hände ebenfalls in seine Jackentaschen. Auch die aufrechte Haltung löst er ein kleines Bisschen, um seinen Nachbarn zu kopieren. Denn Harry ist sich sicher, dass er ganz bestimmt cool ist. Von ihm wird er viel lernen können, was cool sein betrifft.

Harry möchte fast nichts lieber als cool zu sein. Häufig zweifelt er daran. Seine Mitmenschen geben ihm oft das Gefühl, er wäre das genaue Gegenteil davon. Er hat Freunde und er versteht sich sonst auch mit allen sehr gut, aber es kam schon mehrmals vor, dass er beispielsweise nicht zu Geburtstagen eingeladen wurde. Einmal sogar als einziger der ganzen Klasse. Das Geburtstagskind, sein Klassenkamerad, meinte, dass nur coole Menschen zu seiner Party eingeladen sind.

Harrys beste Freundin hat den Jungen dann geschubst. Sie hat ihn sogar mit Du bist scheiße! beleidigt. Er zog ihr deswegen an ihren wilden Locken. Noch nie hat Harry jemanden so laut schreien gehört wie sie.

Schlussendlich hat das Mädchen den Lehrern nicht ganz die Wahrheit von dem Geschehnis erzählt und der Junge hat ordentlich Ärger bekommen. Seine Proteste haben nichts bewirkt und auch alle anderen in der Klasse, die das Ereignis gesehen haben, sagten nichts dazu. Zu seinem Geburtstag durfte Harry dann trotzdem nicht. Nur war er nicht mehr der Einzige, seine beste Freundin war dort nämlich auch nicht mehr erwünscht.

„Wie heißt du?"

Erschrocken zuckt Harry zusammen. Mit großen Augen sieht er den Bommelmützenträger neben sich an. Er ist überrascht, dass er von ihm angesprochen wurde. Dass das passieren könnte, hat er gar nicht in Erwägung gezogen.

„Ich heiße Harry", murmelt er und zieht seine Schultern hoch, um sich vor dem Blick des anderen etwas zu schützen. „Du?"

Lächelnd antwortet der Junge: „Louis."

Harry kann sich ein glückliches Grinsen nicht verkneifen. Endlich weiß er seinen Namen.

Er ist stolz auf sich. Immerhin hat er sich endlich getraut sich zu Louis zu gesellen und sie haben zusätzlich auch noch Worte miteinander ausgetauscht. Das ist etwas ganz Besonderes.

„Und wie alt bist du?", fragt Harry ermutigt nach. Seine Augen funkeln, er löst sie nicht von Louis. Viel zu fasziniert ist er von seiner Ausstrahlung.

Louis' Ausstrahlung hat etwas Schönes und Angenehmes an sich. Sie lässt Harry wohlfühlen. Wohl und sicher. Warm.

Harry wusste, dass Louis toll sein muss. Zwar kann er seine Handlungen nicht ganz nachvollziehen, aber vielleicht wird er alles Wichtige dafür noch herausfinden. Und vielleicht werden die beiden auch Freunde? Das würde Harry cool finden.

„Elf. Und du?"

„Neun", antwortet Harry. Er lässt seinen Kopf sinken und seine Schultern sacken zusammen. Leise seufzt er auf.

„Was ist los?", möchte Louis neugierig wissen und Harry schiebt seine Unterlippe vor. Zögerlich wagt er wieder einen Blick zu Louis, sieht jedoch gleich wieder hinunter auf seine Schuhspitzen, die er in die Erde vergräbt.

Ob er dieses Gefühl jemals loswird? Oder wird es ihn ein Leben lang verfolgen?

„Ich wäre auch gern elf. Oder älter."

Louis gibt einen fragenden Ton von sich, der Harrys Aufmerksamkeit wieder fängt. Harry sieht in die blauen Augen, wird aber von der roten Nase abgelenkt.

Er überlegt, was er Louis antworten soll. In ihm macht sich der Gedanke breit, dass er Louis es nicht anvertrauen sollte, wenn er cool wirken will.

Aber was, wenn Louis ihm dabei helfen kann? Harrys Mutter sagt immer wieder, dass er auch jetzt schon mit kleinen Taten ein Held sein kann. Und auch, dass es okay ist, wenn man nach Hilfe fragt, wenn man diese benötigt.

Ein paar seiner Klassenkameraden sehen das anders.

Harry ist zwiegespalten.

Louis neben ihm hustet. Es ist ein ekelhaftes Geräusch und Harry verzieht sein Gesicht. Ihm rutscht dadurch die Wollmütze runter. Er richtet sie und betrachtet Louis skeptisch von der Seite.

Dieser hebt seinen Kopf und sieht hoch zu dem Luftballon, der sich wild im Wind bewegt, der den beiden Jungs um die Ohren pfeift.

„Wieso sitzt du immer mit einem Luftballon hier?", erkundigt sich Harry neugierig. Das Thema von eben ist vergessen.

Harry vergräbt seine kalten Finger wieder tief in der Jacke. Louis' Schweigen verunsichert ihn.

Weitere Sekunden vergehen, bevor Louis sich zu Wort meldet: „Meine Mama ist krank. Sie hat Leukämie."

Harry legt seinen Kopf schief. Seine Hände ballen sich zu Fäusten, um seine Nervosität in Griff zu bekommen. Er schluckt schwer. „Was ist das?", flüstert er.

„Leukämie?"

Zustimmend nickt Harry. Seine Augen zucken zwischen denen von Louis hin und her, bis eben dieser wegsieht. Einfach geradeaus.

„Blutkrebs", Louis sieht wieder zu Harry, „Was das ist, weißt du aber, oder?"

Harry nickt. Schon öfter hat er davon gehört. Ganz verstehen tut er es jedoch nicht, diese Krankheit ergibt in seinem Kopf keinen Sinn. Mehr als viele kleine Krebstiere, die in ihrem Körper herumkrabbeln, kann er sich nicht vorstellen. Dass das so aber nicht funktioniert, weiß er.

Sie ist krank. Krank ist krank. Und krank ist nie gut. Außer, wenn man so einem Diktat in der Schule aus dem Weg gehen kann.

„Ich glaube fest daran, dass sie gesund wird, wenn ich jede Woche einen Ballon von hier wegfliegen lasse. Zusammen mit ihren Ärzten, die ihr auch helfen." Louis holt seine Hand aus der Jackentasche hervor und zeigt Harry eine kleine Papierrolle, die am Ende des Fadens vom Luftballon befestigt ist. „Ich schreibe immer einen Brief dazu."

Vor Neugierde fangen Harrys Augen an zu glitzern. Er muss sich stark zurückhalten, um nicht noch genauer nachzuhaken. Gern würde er erfahren, was auf dem Zettel steht, aber er möchte nicht unhöflich wirken. Wahrscheinlich sind es nur genauere Informationen über die Situationen, damit der Mensch, der das abgegriffene Papier dann findet, auch wirklich helfen kann.

Louis' trauriges Gesicht, lässt Harry schlecht fühlen. In ihm macht sich ein unangenehmer Druck breit. Beinahe wird ihm davon übel.

„Und warum machst du das hier? Du kannst den Ballon doch von deinem Fenster aus fliegen lassen, oder?", erkundigt sich Harry leise. Wie, als würde die niedrige Lautstärke den Schmerz von den beiden lindern.

Tatsächlich gelingt es ihm sogar ein Lächeln auf Louis' Lippen zu zaubern, was Harry glücklich macht. Er mag es, wenn Louis lächelt.

„Meine Mama und ich verbringen viel Zeit hier. Wir essen Eis, erzählen uns Witze oder Geschichten, spielen ein Spiel. Alles Mögliche. Wir mögen es hier. Und deswegen wird es auch sicher besser helfen, wenn ich es hier mache."

Verständlich nickt Harry. Er hat mit seiner Mutter und seiner Schwester auch so einen Ort. Wirklich oft sind sie nicht dort, weil sie nur im Sommer hinfahren, aber wenn sie mal dort sind, dann haben sie immer viel Spaß zusammen.

Bei dem Gedankengang muss Harry grinsen. So breit, dass ihm die Wangen wehtun. Louis tut es ihm gleich und Harry fühlt sich gut. Er hat das Gefühl, dass er bei Louis willkommen ist. Harry findet, dass Louis ein toller Freund ist.

Louis steht auf und hat einen auffordernden Ausdruck in seinem roten Gesicht.

„Willst du den Ballon mit mir fliegen lassen?", erkundigt Louis sich bei Harry. Harrys Augen fangen an zu funkeln. Die Grübchen bohren sich tief in seine rosigen Wangen und der fehlende Eckzahn auf der rechten Seite macht sich bemerkbar.

Wild nickt er, seine Wollmütze rutscht ein weiteres Mal über seine Augen. Nachdem er sie gerichtet hat, ist er schnell auf seinen Beinen, da er im Endeffekt sowieso schon gestanden und nur gegen die Sitzbank gelehnt ist.

Seine Nase läuft. Er zieht sie hoch und streicht mit seinem Handrücken darüber.

Anschließend streckt er begeistert seine Arme aus. Louis senkt den Faden des Ballons, damit Harry problemlos danach greifen kann.

„Ich zähle bis drei. Bei drei lassen wir los, okay?"

Harry lächelt Louis zustimmend an. Sein Herz schlägt vor Aufregung wild in seiner Brust und er kann es gar nicht mehr abwarten. Stillstehen kann er auch nicht mehr.

Sobald Louis anfängt zu zählen, presst Harry fest seine Augen zusammen und er wünscht sich, dass Louis' Mutter wieder gesund und alles wieder gut wird.

Bei der zuletzt genannten Zahl lassen die beiden den mit Helium gefüllten Luftballon los und sehen ihm mit einem breiten Lächeln hinterher. Er steigt tänzelnd in die Lüfte.

Glücklich springt Harry auf und ab.

Harry ist sich sicher, dass sobald der Brief dort ankommt, wo auch immer Louis ihn hinschickt, wird es Louis' Mutter wieder besser gehen. Ganz bestimmt.

Und Harry hat dabei geholfen.

Verschmitzt grinst er in sich hinein. Er fühlt sich jetzt schon wie ein cooler Superheld.


KiriHoran77 ♥️

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top