❆ 4. Türchen: Last Christmas ❆

I'm sorry für die Verspätung, aber ich musste eben 5SOS' Lifestream zu Ende gucken und eben die Tränen wegblinzeln _

Der heutige One Shot ist von der lieben larrystoryxx :) Vielen Dank, dass du dieses Jahr dabei warst und diese tolle Geschichte in die Tasten gehauen hast Lasst ihr gerne was kleines da und Lots of Love xx

Wörteranzahl: 4174







Last Christmas i gave you my heart, but the very next day you gave it away. ~Last Christmas, Wham!

„Ich liebe dich.", haucht er leise und streicht mit seinen kalten Fingern sanft durch meine nicht mehr zu bändigenden Locken. Bei seinen Worten macht mein Herz einen Satz.

„Wirklich?", frage ich hoffnungsvoll und lasse es zu, dass er seine Hände in meinen Nacken legt und meinen Kopf sanft zu seinem herunterzieht. Meine Stirn drückt gegen seine und sein warmer Atem hinterlässt ein Kribbeln auf meinem, durch die Kälte ausgekühlten, Gesicht. Er lächelt leicht und seine weißen Zähne blitzen im matten Licht der Straßenlaterne ein wenig auf.

„Ja, wirklich.", murmelt er mit einem ernsten Blick. Seine Stimme klingt leicht kratzig durch den Glühwein und die Kälte. Die Schneeflocken, die weiterhin unaufhörlich auf unseren Köpfen landen, hinterlassen dort kleine Wassertröpfchen und mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. „Das war ein wunderschönes Weihnachtsfest, Harry.", flüstert er und lächelt. Seine blauen Augen wirken noch strahlender als sonst. „Es war wirklich, wirklich schön." Vorsichtig beugt er sich vor und legt seine Lippen sanft auf meine.

Wusch.

Mit einer Geschwindigkeit, die so bestimmt nicht ganz legal ist, rast ein Taxi an mir vorbei und spritzt eine halbe Lawine des ekelhaft grauen Schnees, der sich seit Tagen an den Straßenrändern London's befindet, hoch in die Luft. Reflexartig hechte ich einen kleinen Schritt zurück, um nichts von der Schneemasse abzubekommen und lande, nicht wirklich elegant, auf einem Bein.

Mit einem leicht wütenden Blick drehe ich mich wieder zur Straße und starre dem Taxi mit zusammengekniffenen Augen hinterher.

Ich bin kein Mensch, der sich Nummernschilder merkt und damit zur Polizei rennt, um eine Beschwerde einzureichen. Um Gotteswillen, nein! Aber dieses drecks Taxi hat mich gerade aus meinen alltäglichen Tagträumen über ihn gerissen. Und darauf steht bei mir quasi die Todesstrafe.

Eigentlich ist es lächerlich, dass ich immerzu an ihn denken muss. Denn unsere Begegnung ist heute auf den Tag genau ein Jahr her und unser Ende war eher...schnell und leider Gottes verdammt schmerzhaft. Jedenfalls für mich. Am nächsten Morgen alleine aufzuwachen, ohne Nachricht oder irgendwas sonst, ist ein klares Zeichen dafür, dass es nur ein One-Night-Stand war. Und jetzt 365 Tage später immer noch nicht drüber hinwegzukommen ist wirklich...traurig.

Aber es war Weihnachten und er war einfach...besonders.

Mein Handy, das in meiner Hosentasche plötzlich zu vibrieren beginnt, reißt mich aus meinen Gedanken.
Als ich sehe, wer anruft, beginne ich unwillkürlich ein kleines bisschen zu lächeln.

„Hey, Niall.", melde ich mich bei meinem besten Freund und klemme mir das Handy hinters Ohr, um ihn trotz des lauten Straßenverkehrs so gut wie möglich zu verstehen.

Ein erleichtertes Seufzen ist die Antwort. „Harry, oh Gott, zum Glück erreiche ich dich. Wo bist du gerade?", erwidert Niall gestresst, ohne Begrüßung und ich hebe, obwohl ich weiß, dass er mich nicht sehen kann, eine Augenbraue. „Ich war gerade bei Gemma und bin jetzt auf dem Weg nachhause, wa-"

„Jesus, Harold, dich schickt der Himmel.", unterbricht mich Niall hektisch und ich höre, wie er die Luft mit einem erleichterten Seufzen ausatmet. Ich beginne zu grinsen. „Ich bin ein Engel, schon klar.", murmele ich sarkastisch und überquere die Straße vor dem Haus meiner Schwester mit schnellen Schritten.

„Alter, erinner' mich doch nicht noch mehr daran, dass morgen Weihnachten ist.", kommt es panisch aus dem Hörer zurück. Ich runzele die Stirn.

„Niall, was-", setze ich an und mache einen eleganten Satz über den Schnee am Straßenrand, bevor ich meinen Weg zur Bushaltestelle weiter fortsetze. Doch mein bester Freund unterbricht mich. Ein Seufzen kommt aus seinem Mund. „Ich hab Mom's Geschenk vergessen.", nuschelt er kleinlaut.

Augenblicklich bleibe ich wie angewurzelt stehen. „Du hast was?"

„Ich weiß, ich weiß.", wehrt Niall schuldbewusst ab und an seiner Stimme höre ich, dass er wirklich verzweifelt ist. „Aber ich hatte in letzter Zeit so viel um die Ohren und es ist mir gerade erst eingefallen. Scheiße, Harry ich komm hier nicht vor acht weg. Du kennst sie mit mir am besten und ich flehe dich an. Kauf ihr irgendwas Schönes und - keine Ahnung - werf es mir in den Briefkasten. Ich...ich will wirklich nicht enterbt werden."

Ich raufe mir die Haare und drehe mich kurz zur Seite. Mitten auf den Straßen Londons stehen zu bleiben, ist wirklich keine gute Idee. Das merke ich jetzt, da ich von der Hälfte der Leute auf der Straße fast überrannt werde. „Niall.", zische ich ins Telefon und presse mir die linke Hand auf mein anderes Ohr, um den Lärm, um mich herum, so gut wie möglich auszublenden. „Bitte sag mir, dass das nur ein Witz ist."

Ein Seufzen ist die Antwort. Ich weiß, was das bedeutet und ich verdrehe kurz die Augen. So hatte ich mir den Nachmittag ganz bestimmt nicht vorgestellt. Aber was wäre ich bitte für ein Freund, wenn ich Niall diese Hilfe ausschlagen würde? „Ich schaue, was ich tun kann.", murmele ich also leicht genervt und weiche einer Frau mit Kinderwagen aus, die sich gerade an mir vorbeidrängt.

„Danke, Harry, wirklich. Ich danke dir so sehr.", brabbelt Niall drauflos und mehr als nur einmal versichert er mir, dass ich sein Lebensretter sei. Ich verdrehe im Sekundentakt die Augen, muss aber doch ein wenig grinsen. Das Geschenk seiner Mutter zu vergessen, ist so typisch Niall, dass ich nicht ganz weiß, ob ich lieber weinen oder lachen soll.

„Schon gut.", wimmele ich Niall schließlich ab und jetzt muss ich doch wieder ein bisschen grinsen. „So lange du mein Geschenk nicht auch noch vergessen hast."

Nachdem ich meinem besten Freund das Versprechen abgenommen habe, nächstes Jahr kein einziges Geschenk in der letzten Minute für ihn kaufen zu müssen, lege ich auf und stecke mein Handy mit zitternden Händen wieder in die Tasche.

Heute ist einer dieser Tage, an denen man eigentlich gar nicht rauswill. Ein Seufzen kommt aus meinem Mund, das direkt eine weiße Wolke in der Luft vor mir entstehen lässt, und ich vergrabe die Hände tiefer in den Taschen meines Mantels. Bitte, lass mich wenigstens schnell einen geeigneten Laden finden und dann schnell wieder nach Hause verschwinden.

Ich habe Glück. Wohl zum ersten Mal an diesem Tag. Denn keine fünf Minuten später entdecke ich einen kleinen Laden, dessen Schaufenster vor lauter Sachen, die Müttern gefallen könnten, nur so überquillt. Mein Gesicht verzieht sich zu einem milden Lächeln und schon fast hüpfend mache ich mich auf den Weg zur Tür. Es würde mich doch schon sehr wundern, wenn ich in diesem Laden nicht fündig werden würde.

Die kleine Glocke oberhalb der Ladentür klingelt sanft, als ich hindurchgehe und augenblicklich schlägt mir der Geruch von Zimt so heftig in die Nase, dass ich einige Male blinzeln muss, um meine Gedanken wieder zu ordnen. Es ist ein recht überschaubarer Laden. Nicht besonders groß, jedoch ist jedes einzelne Regal so vollgestellt, dass ich jetzt schon ahne, dass ich unmöglich in wenigen Minuten ein ordentliches Geschenk gefunden habe.

Es ist kein Verkäufer zu sehen und weil ich auch nicht davon ausgehe, dass dieser Laden allzu viele Mitarbeiter hat, mache ich gar nicht erst auf mich aufmerksam, sondern beginne sogleich mit der Begutachtung der Produkte.

In diesem Laden ist wirklich alles. Hätte ich ihn früher entdeckt hätte ich hier mit Sicherheit die Geschenke für meine halbe Familie kaufen können.

„Entschuldigen Sie, ich bin sofort bei Ihnen.", ertönt plötzlich eine Stimme aus der hintersten Ecke des Ladens und augenblicklich gefriert mein Körper zu Eis. Ich würde die Stimme unter Tausenden wiedererkennen. Ausgerechnet er. Die Person, die mir seit einem Jahr nicht mehr aus dem Kopf geht. Ich spüre förmlich, wie mein Herz für ein paar Sekunden aufhört zu schlagen.

Meine Kiefermuskulatur spannt sich an, ohne dass ich es wirklich bemerke und meine Unterlippe beginnt zu beben. Das ist ein Scherz, oder? Heilige Scheiße, das muss einfach ein Scherz sein.

Ein kleiner Teil in meinem Körper will einfach nur noch aus diesem Laden verschwinden. Hier rausrennen und nie, niemals wieder in die Nähe dieses Gebäudes kommen. Aber...das wäre lächerlich. Träume ich nicht schon seit einem Jahr davon, ihm endlich wieder zu begegnen? Nur, dass es ausgerechnet heute, auf den Tag genau ein Jahr später, passieren musste...

Ich hasse Klischees.

Ich spüre mehr, als dass ich es höre, wie er langsam immer näher zu der Stelle kommt, an der ich wie angewurzelt stehengeblieben bin. Meine Handflächen haben zu schwitzen begonnen und meine Atmung hat sich hörbar verschnellert. Wie er wohl auf mich reagieren wird? Als er mit quietschenden Schuhen um die Ecke kommt, scheint etwas in meinem Gehirn für ein paar Sekunden auszusetzen. Warum er? Warum ausgerechnet er?

„So, hier bin ich." Das Herz rutscht mir in die Hose. Da ist er nun. Der Mann, der mir letztes Weihnachten das Herz brach. Wenn das überhaupt möglich ist, sieht er jetzt sogar noch schöner aus, als vor einem Jahr. Seine Haare sind etwas kürzer und verwuschelter, als damals. Seine strahlend blauen Augen bohren sich in meine. Fast unmerklich rutscht sein Lächeln.

Aber der Moment, in dem sein Lächeln fällt, hält nur so kurz, dass ich eine Sekunde später nichtmal mehr weiß, ob ich es mir nicht doch nur eingebildet habe. Denn nur wenige Augenblicke später macht er einen kleinen Schritt auf mich zu und sagt mit einem charmanten Lächeln: „Hey, ich bin Louis und du?"

Autsch.

Ich kann mein Herz bei seinen Worten förmlich brechen hören. Die Hoffnung, er würde sich noch an mich erinnern und mich ebenfalls noch mögen, verpufft in diesem Augenblick wie Popcorn. Meine Schultern sacken leicht herab. Er weiß nicht mehr, wer ich bin. Er erinnert sich nicht.

All die Monate, die ich damit verbracht habe, mir über ihn den Kopf zu zerbrechen und ihn vermisst habe...und für ihn war das alles nur eine einmalige Sache. Der Scham über mein kindliches Verhalten zeichnet sich ausgerechnet durch Röte aus. Meine Wangen verfärben sich und ich spüre, wie meine Augen langsam, aber sicher glasig werden. Er hat mich allen Ernstes einfach vergessen. Ich schlucke schwer, um den Kloß in meinem Hals so gut es geht zu ignorieren. Hier und jetzt in Tränen auszubrechen, wäre, nett gesagt, mein Ende.

Louis und ich sind also genau das, was wir letztes Jahr um diese Zeit waren: Fremde. Und weil ich nicht zeigen will, wie sehr mich das alles gerade verletzt, wende ich den Blick ab. Ich atme einige Male heftig ein, bevor ich mich räuspere und seine Frage mit einem leisen „Hallo, Louis...ich bin Harry." beantworte.

Der Harry, mit dem du letztes Jahr Heiligabend und deinen Geburtstag verbracht hast. Der Harry, dem du dein ganzes Leid ausgeschüttet hast und ihm gesagt hast, du würdest ihn lieben. Der Harry, den du am Weihnachtsmorgen ohne Nachricht zurückgelassen hast.

Ich fühle mich gerade eher wie der Buttler aus Dinner for One als wie ich selbst. Lächerlich, armselig und gedemütigt. Und das alles nur wegen eines Jungen, der mir letztes Jahr schamlos das Herz herausgerissen hat. Dem ich unwiderruflich verfallen bin. Und das nach nur einer Nacht.

Louis' Lächeln wird eine Spur breiter. „Schöner Name.", murmelt er leise und lässt seinen Blick einmal kurz über meinen kompletten Körper schweifen. Mein Atem stockt kurz. Flirtet er etwa gerade mit mir? Wäre ich nicht so verletzt, hätte ich jetzt wahrscheinlich gelacht. Das alles erinnert mich so sehr an den Moment vor einem Jahr. Auch damals waren diese Worte genau Louis' erste über meinen Namen.

„Suchst du was Bestimmtes? Ich könnte dir behilflich sein.", bietet Louis freundlich an. Offensichtlich hat er von meinem innerlichen Kampf gar nichts mitbekommen, denn er zwinkert mir kurz zu. In meinem Magen zieht sich etwas schmerzhaft zusammen bei dem Gedanken, dass er alle Kunden so begrüßt.

So nett, so charmant, so...perfekt.

Komm über ihn hinweg, Harry.

Vielleicht ist es besser so. Dass ich jetzt weiß, dass er mich vergessen hat und nie ehrliches Interesse an mir hatte. Vielleicht schaffe ich es jetzt endlich, über ihn hinwegzukommen. Mit dem Wissen, dass es sowieso nicht geklappt hätte.

„Ich...", bringe ich hervor und fahre mir einmal kurz durch die Haare. Sie sind immer noch kalt wegen des Wetters draußen. „Ich suche nur noch ein Weihnachtsgeschenk."

Louis hebt eine Augenbraue. „Wer ist denn der Arme, den du vergessen hast?", seine Stimme klingt belustigt und seine Augen haben zu funkeln begonnen. Solche Augen sollten verboten werden. Außerdem...sein Parfüm. Wenigstens das hätte er in der Zeit für mich wechseln können.

„Die Mutter meines Freundes.", murmele ich schließlich leise und verfluche Niall einmal mehr. Nur wegen ihm bin ich gerade hier in diesem Moment. Hätte er selbst rechtzeitig an das Geschenk gedacht, wäre ich jetzt nicht hier. In der demütigendsten Situation meines Lebens.

„Dein...oh." Louis schluckt. Seine Augen verengen sich leicht und seine Stimme wird ein wenig höher als sonst. „Dann...schauen wir mal, was wir haben." Er wendet sich ab. Ich sehe ihn kurz Luft holen, bevor er sich ein paar Schritte von mir entfernt und mit einem distanzierterem Ton in der Stimme fragt: „Was hast du dir für die Mutter deines...Freundes denn vorgestellt?" Als er das sagt, räuspert er sich kurz und sein Blick mustert den ganzen Raum, nur nicht mich.

„Ehh.", mache ich wenig einfallsreich und zucke mit den Schultern. „Sie mag eher schlichte Sachen." Ich zögere kurz. Weiß nicht, ob ich das, was mir durch den Kopf geht, wirklich sagen soll. Aber ich kann einfach nicht anders. „Kleine Sachen, die besonders sind, weil ... weil man sie nie vergisst." Zu meinem Bedauern zittert meine Stimme ein wenig.

Louis' Kopf zuckt zu mir. Für einen kurzen Augenblick verfangen sich seine Augen in meinen. Ich schlucke schwer. Die Anspielung auf ihn wäre, würde er sich noch an mich erinnern, mehr als nur deutlich gewesen. Aber Louis versteht es nicht. Natürlich tut er das nicht. Wie denn auch? Vielleicht hatte Louis an dem Abend doch mehr Alkohol getrunken, als ich in Erinnerung habe und weiß nicht mal mehr, was er an diesem Tag alles gemacht hat.

Aber eigentlich sollte mir die Frage „weshalb" egal sein. Tatsache ist, dass ich nicht wichtig für ihn bin. Und ich sollte nicht hier stehen, ihn anschmachten und meinem gebrochenen Herzen hinterherjammern.

„Ich..." Louis zögert kurz. Seine Mundwinkel haben sich kaum merklich nach unten verzogen. Er räuspert sich. „Wir können ja mal schauen und wenn du etwas findest, was ihr gefallen könnte, kannst du ja..." Seine Stimme bricht. Er schluckt merklich und legt die Stirn in Falten. Ohne seinen Satz zu Ende zu bringen oder mich gar noch einmal anzusehen, dreht er sich um und läuft vor mir her, auf die andere Ecke des Ladens zu.

Ich hebe eine Augenbraue. Was ist denn jetzt? Aber es ist nicht an mir, Louis' Verhalten zu hinterfragen. Wie es aussieht, habe ich ihn ja noch nie richtig gekannt. Kurz stockt mein Atem und nur Augenblicke später verdrehe ich die Augen über meine eigene Dummheit. Ich sollte wirklich aufhören, so verdammt melodramatisch zu sein.

Ich stolpere Louis mehr hinterher als dass ich gehe. Was er wohl von mir denken mag? Für ihn bin ich wahrscheinlich nur ein junger, komisch aussehender Student mit auffälligem Kleidungsstil, dem einen Tag vor Weihnachten auffällt, dass er noch ein Geschenk für die Mutter seines Freundes braucht und-

Meine Augen weiten sich, als ich begreife. Mein Freund.

‚Die Mutter meines Freundes.'

Erst jetzt, im Nachhinein, höre ich die Zweideutigkeit des Satzes heraus. „Freund" kann für alles stehen. Normaler Freund, bester Freund, fester Freund. Eigentlich sollte es mir nichts ausmachen, dass ich die Art des Verhältnisses, das ich zu Niall habe, nicht richtig erklärt habe, aber...Louis' Reaktion...wie distanziert er sich danach benommen hat.

Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Das alles ergibt keinen Sinn. Außer...Nein. Ich erlaube mir nicht, auch nur daran zu denken. Doch als mir wieder einfällt, dass Louis' Lächeln, als er mich gesehen hat, ein bisschen in sich zusammengesunken ist, macht mein Herz erneut einen großen Satz, den ich unmöglich einfach ignorieren kann.

Was wäre, wenn...

„Die Uhr hier? Wäre die etwas für...die Mutter deines Freundes?" Louis' helle, leicht kratzige Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Mit ausdruckslosem Gesicht hält er mir eine kleine, mit bunten Steinen verzierte Taschenuhr vor die Nase.

Diese Pause zwischen den Wörtern war...unnötig? Komisch? Verwirrend?

Jedenfalls war sie zu viel des Guten. Meine Augen haben sich zu leichten Schlitzen verengt. Erinnert er sich etwa doch? Mit dem Blick immer noch auf Louis, nehme ich vorsichtig die Uhr, die an einer langen goldenen Kette hängt, in die Hand. Sie ist nicht mal hässlich. Nicht unbedingt Nialls Geschmack, aber es geht hier ja auch nicht um ihn.

„Ja.", murmle ich schließlich, hebe meinen Blick und beobachte Louis ganz genau, während ich sage: „Ich denke, dass sie Nialls Mutter gefallen wird."

Ich sehe förmlich, wie es in Louis' Kopf zu rattern beginnt. Er kennt Niall aus meinen Erzählungen. Vorausgesetzt, er erinnert sich doch an letztes Jahr. Dann weiß er, dass Niall mein bester Freund, hetero und seit zwei Jahren mit einem Mädchen zusammen ist.

Seine Lippen formen sich zu einem stummen ‚Ohh' und mein Herz macht einen Sprung. Ich weiß jetzt, dass er verstanden und mich nicht vergessen hat. Meine Mundwinkel heben sich leicht und ich versuche mein Bestes, mein Grinsen irgendwie zu verstecken. Die Frage, warum zur Hölle er so getan hat, als würde er mich nicht kennen, erscheint mir jetzt einfach nur noch unwichtig. Er kennt mich noch. Er weiß, wer ich bin und verdammt nochmal, er wurde ja fast schon eifersüchtig, als er dachte, ich wäre vergeben.

Ich kann nicht anders. Vielleicht hat mich Louis' Verhalten mir gegenüber doch wütender gemacht, als ich gedacht habe, aber ich muss es einfach sagen: „Weißt du, es ist auf jeden Fall ein besseres Geschenk als letztes Jahr...endlich mal was Besonderes." Meine Stimme trieft nur so vor Verbitterung. Okay, weg mit dem ‚Vielleicht'. Ich bin ganz eindeutig wütend.

Louis schluckt merklich. Seine Augenbrauen haben sich leicht zusammengezogen. „Harry...", setzt er mit einem flehenden Blick an, doch ich unterbreche ihn.

„Ich würde gerne zahlen." Meine Stimme klingt spitz, fast schon arrogant. Ich höre mich gar nicht nach mir an. Gott, verdammt, ja. Ich bin verletzt. Und wie. Verletzt. Enttäuscht. Sauer. Überfordert. Ich fühle im Moment wirklich viel zu viel, um klar denken zu können.

Ich höre Louis leise seufzen. Er senkt kurz den Blick, bevor er den Kopf wieder hebt und mit einem kurzen Nicken „Selbstverständlich." murmelt. Und irgendwie bin ich gerade doch ein wenig enttäuscht darüber, dass er mal wieder einfach aufgibt. Er kämpft nicht darum, mit mir zu reden. Nein. Er ist es wirklich nicht wert. Ich sollte das endlich in meinen Kopf reinbekommen.

Ich brauche ein paar Minuten, um mich wieder zu beruhigen. Mit der äußerst wenig überzeugenden Aussage, ich würde nur nochmal schauen, veranlasse ich Louis dazu, mich alleine zu lassen. Es verwirrt mich gerade einfach alles zu sehr. Und seine ständige Nähe hilft mir nicht gerade, meine Nerven zu beruhigen.

Als ich mich schließlich doch auf den Weg zur Kasse mache, weiß ich nur eins. Ich habe ein Problem. Ein riesiges Problem, dessen Hauptfigur Louis Tomlinson heißt.

Mit einem niedergeschlagenen Blick scannt Louis die kleine Uhr, bevor er sie in Papier einwickelt und in eine kleine, edel aussehende Tüte packt. Ich höre ihn leise seufzen, als er mein Geld entgegennimmt und die Kasse für Wechselgeld öffnet.

Wow. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass der Schmerz auch beim zweiten Mal so höllisch ist. Ich hatte Recht. Die ganze Zeit. Er wollte nichts von mir und dass ich hier aufgetaucht bin, war für ihn einfach nur Stress pur. Jemandem zu sagen, dass er nur für eine Nacht gut ist, ist wahrscheinlich wirklich mehr als hart. Da ist einfach abzuhauen doch viel leichter. Und jetzt nichts zu sagen auch. Und es ist gut so. Ich werde hier aus diesem Laden verschwinden, ohne jemals wieder Kontakt mit ihm aufnehmen zu können. Da bin ich mir sicher.

Doch als Louis mir das Wechselgeld reicht, legt er langsam und mit einem nervösen Blick einen kleinen, einzeln eingepackten Kaugummi vor mir auf die Theke. Ich runzele die Stirn. Ist das sein Ernst? Ich kann mir nur gut vorstellen, dass sich in der Verpackung nicht nur ein Kaugummi befindet. Als ich den Kopf wieder hebe treffen Louis' Augen meine. Ich weiß was dieser Zettel zu bedeuten hat.

Ich lege den Kopf schief und meine Augen ziehen sich leicht zusammen. Meine Unterlippe beginnt verdächtig zu beben. Alles in mir schreit danach dieses scheiß Kaugummi Papier an mich zu reißen und Louis um den Hals zu fallen. Aber welche Würde hätte ich denn dann noch? Außerdem kann ich doch nicht einfach darüber hinweg sehen, wie er mich behandelt hat. Ich will nicht noch einmal diesen Schmerz fühlen, den er mir letztes Jahr zugefügt hat.

Und weil ich es aus irgendeinem Grund das erste Mal schaffe das zu tun, was das einzig richtige ist, schüttele ich nach ein paar Sekunden, die sich für mich wie Jahre angefühlt haben, den Kopf. „Ich falle da nicht noch einmal drauf rein." Hauche ich leise und schiebe Louis den Kaugummi langsam wieder über die Theke zurück.

Louis' Schultern sacken ein wenig herab. Sein Blick wird flehend. „Harry...es ist mein Geburtstag..."

Ich weiß. Verdammt nochmal, ich weiß. Ich bin wohl doch immer noch genauso dumm und naiv wie vor einem Jahr. Es hat sich also wirklich rein gar nichts verändert.

Als ich den Kaugummi ergreife und ohne den Blick von Louis zu lösen in meiner Tasche verschwinden lasse, sehe ich Louis an,
wie ihm eine Last von den Schultern zu fallen scheint. Er atmet hörbar aus und stellt sich fast schon automatisch etwas aufrechter hin.

Ohne noch ein Wort zu sagen, packe ich die Henkel der kleinen Tasche, in der sich das Geschenk für Niall's Mutter befindet, und drehe mich zum Gehen um. Aber ich kann es nicht lassen. Ich brauche diesen Moment einfach. Kurz vor dem Ausgang des Ladens drehe ich mich noch einmal um und sage so würdevoll wie möglich.

„Aber bild dir bloß nichts darauf ein...Ich habe aus letztem Jahr gelernt." Meine Stimme klingt so autoritär, wie ich es lange nicht mehr erlebt habe. Ich bin wirklich ein wenig stolz auf mich.

„Ach und Louis...Happy Birthday."

Das mit dem: 'Nicht erneut darauf reinfallen.' war übrigens eine Lüge. Natürlich war es das. Keine fünf Minuten nachdem ich den Laden verlassen habe, ziehe ich schon den Kaugummi aus meiner Tasche und öffne ihn mit zitternden Händen. Diesmal kommt das Zittern sicherlich nicht von der Kälte. Es ist tatsächlich ein Kaugummi in der Verpackung enthalten, aber das ist nicht alles. Ein kleiner, gefalteter Zettel befindet sich ebenfalls in dem silbernem Papier. Ich beiße mir auf die Unterlippe um mein Lächeln zu verstecken bevor ich den Zettel langsam aufklappe.

Eine Nummer. Mehr ist es nicht was sich auf dem Zettel befindet. Nur eine schnell hin gekritzelte Telefonnummer. Jedoch bringt allein diese mein Herz schon so sehr zum Hyperventilieren, dass ich weiß, dass ich es unmöglich aushalten werde, mit dem Anruf jetzt noch länger zu warten. Ich benehme mich kindisch, ich weiß doch.

Das Tuten hält nicht lange. Ganze zwei Mal bevor er abhebt. Ich bin mir sicher, dass er weiß wer dran ist, ohne dass ich auch nur ein Wort gesprochen habe. Mein Mut, der auf eine komische Art und Weise gekommen ist, hat sich nämlich gerade so schnell wieder verflüchtigt, wie er gekommen ist.

„Hey.", hauche ich schließlich leise und beiße mir kurz auf die Unterlippe. „Ich wollte mich nur...für den Kaugummi bedanken."

Was für eine schwache Anrede.

Ein leises ‚Okay' ist die Antwort. Dann ein Seufzen. „Ich war letztes Jahr ein Arsch, Harry und das tut mir wirklich, wirklich leid." Louis' Stimme ist leise und ernst. Ich halte den Atem an und umklammere die Henkel des Tütchens so fest, als würde mein Leben daran hängen. Seit einem Jahr warte ich auf eine Entschuldigung seinerseits. Seit einem verdammten Jahr.

Als ich nicht reagiere, fährt Louis einfach weiter fort: „Aber ich hatte Angst, ich würde dich irgendwann vergraulen mit meiner schrecklich komplizierten Art und...keine Ahnung. Mir fällt dieses ganze Beziehungsding irgendwie total schwer." Er lacht ein leises, freudloses Lachen.

„Aber vielleicht...ich weiß, das hört sich armselig an, weil heute mein Geburtstag ist, aber... Ich habe heute noch nichts vor und, wenn du Lust hast, dich mit mir...also du und ich...ein Date?" Er bricht ab. Es fällt ihm anscheinend wirklich mehr als schwer. „Ich würde mich sehr freuen."

Mein Herz, das die ganze Zeit schon unnatürlich schnell gegen meine Rippen geschlagen hat, ist damit beschäftigt, sein Tempo weiter zu erhöhen. Meine Güte, ich bin so sehr in ihn verschossen...es könnte fast schon ungesund sein. Ich kann mein abnormal großes Grinsen keinesfalls mehr verstecken. Es ist wahrscheinlich besser, dass Louis mich jetzt nicht so sehen kann.

Denn auch, wenn ich zu dem Date ja sagen werde. Jesus Christus, natürlich werde ich das tun. Soll er wissen, dass mich sein Verhalten letztes Jahr wirklich sehr verletzt hat. Es soll eine Warnung sein, dass er das nie wieder tun soll.

„Weißt du, nach dem, was letztes Jahr passiert ist, habe ich mir geschworen, mein Herz im nächsten Jahr einer besonderen Person zu schenken.", erwidere ich leise und drücke mir das Handy mit der Handfläche fast schon schmerzhaft fest ans Ohr.

„Und das habe ich auch." Meine Stimme zittert leicht. So ein Geständnis ist wirklich anstrengender, als es sein sollte. „Nur an dieselbe wie letztes Mal auch. Und ich glaube...jemand, der noch besonderer ist, werde ich auch nicht mehr finden."

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Uhm Hallo,
also die Idee für diesen One Shot ist mir honestly gekommen als ich für eine Stunde in so nem Laden saß indem dann in der Zeit dreimal Last Christmas gespielt wurde was sehr belastend war, weil es Mitte Oktober war, aber gut. Ich hoffe natürlich es hat euch gefallen.

Xx

larrystoryxx

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