❆ 23. Türchen: He doesn't understand christmas ❆

Am letzten Tag vor Weihnachten haben wir einen One Shot von der lieben Unkreatives_Kid für euch :)

Ich habe dir nicht mehr per Mail geschrieben (weil ich doof bin), deswegen richte ich nun hier mein großes und herzliches Dankeschön an dich aus! Fürs mitmachen und deine tolle Idee <3 Schaut gerne bei ihr vorbei und hinterlasst ihr ganz viel Liebe c:

Nun viel Spaß und Lots of Love xx

Wörteranzahl: 4995







Louis war noch nie wirklich ein Fan von Weihnachten. Er versteht einfach nicht wie man, inklusive weite Teile seiner Familie, es so lieben kann.

Das einzig wirklich Gute ist, dass er ein bisschen mehr Freizeit hatte, es kälter und schneller dunkel wird, was wiederum seine Hoodies und Jogginghosen mehr gerechtfertigt. Er liebt es wirklich Zeit mit seinen Geschwistern und Eltern zu verbringen, versteht ihn nicht falsch, aber auf die allwissenden entfernten Tanten und Onkeln und verzogenen Cousins und Cousinen kann er gut verzichten.

Er versteht nicht wie es Lotti zum Beispiel aushält den ganzen Tag so zu tun als würden ihr die allwissenden und verzogenen entfernten Verwandten nicht komplett auf die Nerven gehen, sondern so zu tun, als ob sie die allwissenden und verzogenen Verwandten wirklich mögen würde. Immerhin ignoriert man sich für den Rest des Jahres einfach und redet hinter ihrem Rücken wirklich schlecht übereinander.

Er versteht nicht wie es seine kleineren Geschwister zum Beispiel aushalten, die ganze Zeit diese kitschigen Weihnachtslieder zu hören, ohne komplett durchzudrehen. Und das oft schon Monate bevor es überhaupt Dezember ist. Wie man diese Lieder wirklich mögen konnte versteht er wirklich nicht.

Er versteht nicht wie es seine Freundin zum Beispiel aushält, Jahr für Jahr die ganze Wohnung mit unnützem Zeug zuzumüllen, ohne sich mindestens zweimal am Tag an den kitschig glitzernden Girlanden aufhängen zu wollen. Dieses dekorieren, was sie jedes Jahr wieder schon Mitte November anfängt, dauert eine Ewigkeit zum her und wieder wegräumen und meistens sieht es nicht mal wirklich gut aus.
Er könnte zwei Songs inklusive Musikvideo und ein Nickerchen in dieser Zeit machen und das Ergebnis wäre mindestens dreimal so gut.

Außerdem versteht er diese Weihnachtsbäckerei nicht.
Er mag Kochen oder Backen eigentlich und ist auch nicht total mies darin, aber Kekse backen dauert wirklich einfach viel zu lang...
Er liebt es den Teig zu machen.
Er liebt das Gefühl, wenn er die Zutaten mit den Händen verknetet, so wie seine Oma es ihm beigebracht hatte, aber diesen dann in diese dummen kleinen Formen zu bringen dauert auch einfach viel zu lange.

Er erinnert sich noch gut an das letzte Weihnachtsfest mit den ganzen allwissenden und verzogenen entfernten Verwandten. Er hatte sich extra die Mühe gemacht und selbstgemachte Kekse mitgebracht, aber diese undankbaren, hochnäsigen und verzogenen entfernten Verwandten haben seine Mühen einfach wirklich kein Stück wertgeschätzt.
Ja, er hat dafür extra Halloween-Keksausstecher gekauft. Genauer gesagt Messer und Totenköpfe, aber ist Jesus nicht gestorben oder so?! Oder hat er da etwas verwechselt...

Abgesehen davon waren seine Kekse nicht so langweilig wie die der undankbaren, hochnäsigen und verzogenen entfernten Verwandten, welche nur Herz und Sternförmiges Gebäck mitgebracht hatten.
Er, sowie seine Geschwister, Oma und sein Stiefvater, sahen kein Problem damit. Und mit seinen Freunden hatte er sich beim nächsten Wiedersehen bei einem kalten Bier darüber lustig gemacht.
Und er war auch kein Stück traurig, als er im darauffolgenden Jahr als einzige Person in seiner zugegeben wirklich riesigen Familie keine Einladung erhielt. Eigentlich war er sogar froh sich weder eine Ausrede ausdenken zu müssen noch von seiner Mutter wirklich hin geschliffen zu werden.

Sein klingelndes Handy riss ihn aus seinen Gedanken. Was wollte Liam denn um die Uhrzeit? Schlief der nicht normalerweise vor Mitternacht? Aber gerade deshalb hebte er trotzdem ab.
Natürlich blickte er vorher von seinem Platz am Fensterbrett aus aufs Bett zu seiner schlafenden Freundin, er würde doch nie vergessen, dass er nicht alleine im Raum ist! Er war ein wirklich liebevoller und gewissenhafter Freund und wirklich glücklich mit Eleanor und wirklich rücksichtsvoll und-

„Ja?"
„Hey! Du, äh... Frage! Haben du und Ele zufällig noch nen Platz zum Schlafen? Nur mal für ein paar Tage! Ein Kumpel von mir wurde von seinen Eltern rausgeschmissen und sucht jetzt nen Platz, wo er zumindest für ein paar Tage auf der Couch pennen kann. Wir haben grad noch in ner Nacht und Nebel Aktion seine ganzen Sachen aus dem Haus geholt und hocken jetzt im Auto und rufen Leute durch..." Erst da fiel ihm auf, dass Ele, seine Freundin, ja nur wenige Meter weiter im Bett schläft.
Ups...

„Ähhh... Heute schon? Habt ihr keinen Platz? Eleanor schläft schon... Ich kann sie jetzt nicht fragen..."
Sie hatten sich vor kurzem ausgemacht immer den anderen wenigstens zu benachrichtigen, wenn jemand anderer in ihre Wohnung kommt.

„Leider nein... Bei uns auf der Couch pennt schon dieser neue, Zayn, weil er mit seiner Freundin Schluss gemacht hat und jetzt auch nen Platz sucht... Ich weiß was ihr besprochen habt und warum das so ist, aber ich hab grad echt keine andere Adresse... Harry is auch ein echt anständiger Mensch, ich kenn ihn schon Jahre lang, studiert Musik, ist drei Jahre jünger als du und ein super zuvorkommender Mensch..."

„Warum wurde er dann rausgeschmissen?"
Es war ihm nicht ganz geheuer, vor allem war Krach mit seiner Freundin vorprogrammiert, wenn er jetzt wirklich zusagen würde. Allerdings war ihm das auch eher egal, hauptsächlich waren Streitereien mit ihr einfach nur wirklich nervig.
„harry? darf ich-? ok. nein, schon gut. is deine entscheidung... Er würde es dir lieber selbst sagen. Er hat nicht so gute Erfahrung damit gemacht... Aber ich weiß, dass du nichts dagegen haben wirst!"

Louis sagte kein Wort. Sollte er das jetzt wirklich machen?

„Schau. Ich weiß das klingt jetzt nicht gerade sehr vielversprechend, aber glaube mir, dass alles gut ist. Ich glaube ihr würdet euch sogar gut verstehen, wenn du nur ein kleines bisschen aus dir herauskommst. Ich wollte ihn sowieso mal bald mit zu einem unserer Gruppen treffen mitnehmen..."
„Puhh... Na gut... Kommt mal vorbei... Wollt ihr was trinken?", er konnte ihn schließlich nicht einfach auf die Straße setzten und er war ein guter Gastgeber.

Seine Mutter hatte in seiner Erziehung großen Wert darauf gelegt, dass er immer hilft, wenn er konnte.
Und wenn Liam sagt Harry is okay, dann wird das auch stimmen. Sie waren schon lange befreundet und das Bauchgefühl des Jüngeren war immer korrekt gewesen, während er, pessimistisch wie er eben war, meistens das schlechte in allen Menschen gesehen hatte und oftmals gar nicht versucht hatte auf Menschen zu zugehen.

Er wunderte sich wie er jemals mit Eleanor zusammengekommen ist. Das war vermutlich der Grund, weshalb er ihr manchmal wirklich nerviges Gehabe einfach aushielt und nicht Schluss machte.

Er wäre sonst allein...

„Ich nicht, danke. Ich muss in die WG zurück. Hab morgen früh ne wichtige Vorlesung, die ich nicht verpassen darf... Nächstes Mal gerne! Harry fragt nach einem Glas Wasser..."
„Klar... Wann seid ihr dann da?" er versuchte nicht zu genervt zu klingen und nebenbei so leise wie möglich aufzustehen, ohne seine Freundin zu wecken. Immerhin musste sie morgen arbeiten.

Er konnte mittlerweile Gottseidank von Musik und auch ein bisschen Streaming leben und konnte so sein nachtaktives Wesen etwas mehr entfalten.

„Iiiinnnn... zirka fünfzehn Minuten... Passt das?"
„Sicher. Bis gleich." Und schon hatte der Älteste aufgelegt.

Der andere war das schon gewöhnt, er nahm es nicht persönlich, Harry neben ihm kannte den kleinsten der Freundesgruppe noch nicht und war gleich viel besorgter und denkt Louis würde ihn hassen. Aber sein Fahrer konnte ihn schnell beruhigen.
Sein Kumpel war sehr direkt und nahm meistens kein Blatt vor den Mund. Vor allem dann, wenn er jemanden nicht mochte.
Er hatte gewisse Angewohnheiten, welche manche als unhöflich oder ähnliches sehen, doch die meisten kommen davon, dass er es nicht mochte Zeit zu verschwenden.

Louis stand wirklich endlich von seinem Sitzplatz am Fenster auf und verließ das dunkle Schlafzimmer ohne sich nochmal zu seiner immer noch schlafenden Freundin um zu drehen. Er war ein wirklich liebevoller und zuvorkommender Partner und war auch wirklich glücklich mit der schlafenden Blonden!

Er ging den Gang runter in die Küche, wo er eine Stehlampe aufdrehte. Es war immerhin noch immer mitten in der Nacht, da brauchte man keine Festbeleuchtung. Außerdem war es mit dem gedimmten, orange-lichen Licht gleich viel gemütlicher, als mit dem beißenden weißen Licht der Deckenlampe, welche sich Ele eingebildet hatte, nur um wenige Tage später zuzugeben, dass ihr Freund recht hatte, wenn er sagt, die Lampe wäre kompletter Müll.

Langsam nahm er zwei Gläser aus dem Schrank und füllte sie gemächlich mit Wasser. Danach trottete er zu dem runden Esstisch und setzte sich auf einen der Sessel. Die kitschig glitzernde Girlande über der Tür trieb ihn beinah in den Wahn.
Jetzt mal ernsthaft.
Wie hielt Eleanor es aus unter dem ganzen Müll zu Leben?

Und warum beachtete sie seine jährlichen Bitten dieses dekorieren etwas zu reduzieren wirklich kein Stück?

Irgendwann vibrierte sein Handy.
Sie standen unten.
Er stand auf und bewegte sich zum Türöffner, um seinen Freund mit Mitbringsel in seine Wohnung zu lassen.

Er war immer noch nicht hundert Prozent überzeugt, aber das würde sich hoffentlich ändern, wenn er den Fremden kennenlernen würde.

Als die Beiden dann endlich im vierten Stock angekommen waren, traf ihn fast der Schlag.

Dieser, wie er jetzt wusste, Harry war ihm damals in der Uni wirklich oft aufgefallen.
Damals, wie in, als er noch studierte, da er letztes Semester sein Studium abgeschlossen hatte.
Er versuchte sich damals so gut es ging, was durch den Altersunterschied sehr gut ging, von dem Jüngeren fernzuhalten. Durch die quasi magische Kraft ihn zu dem langhaarigen Mann zog, ging es jedoch nicht so gut...

Er wollte ihn damals kennenlernen. Wirklich.
Aber er hatte wirklich eine Heidenangst vor dieser Anziehungskraft.

Nun musste er es fast.
Er wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht.

Er ließ sich seinen Schock jedoch nicht anmerken und zeigte seinem Gast das Gästezimmer, welches früher Eleanor gehörte.

Sie waren mehr oder weniger Freunde gewesen, teilten sich die Wohnung. Nachdem sie ihm dann ihre Liebe gestand, zog sie von ihrem in sein Zimmer und manchmal dachte er darüber nach, ihr das Zimmer zu überlassen, oder zumindest sich aus dem Gästezimmer einen Musikraum zu machen.
Mit ausziehbarer Couch, falls er mal wieder viel zu lange an seinen Projekten sitzt... Oder er sich vor seiner Freundin... Nein.

Er ist wirklich zufrieden mit ihr und liebt sie wirklich sehr.

„Hier... Es gehörte früher Ele, wir waren Mitbewohner, bevor wir zusammenkamen... Ein bisschen Zeug von mir ist hier ausgelagert, aber sonst kannst einstweilen hier bleiben..."
Liam war anscheinend schon weg, wann er gegangen war, hatte er keine Ahnung. War er so in Gedanken versunken?

„Danke Luis! Ich hab keine Ahnung was ich sonst heute getan hätte, ich hab eigentlich keine Freunde in der Uni, nur Liam und-"
„Schon gut, Ele wird etwas angepisst sein, aber ist schon gut... Ich helf gerne... Kannst es dir gemütlich machen und wenn du willst kannst du nachher noch in die Küche kommen, dein Wasser steht da... und es ist Louis..."
Damit drehte er sich auch sofort um und verschwand aus der Tür, um in die Küche zu gehen. Er atmete noch mal tief durch und setzte sich auf einen der Stühle, welche um den Esstisch stehen.

Derselbe wie bevor.
Als er noch auf die Ankunft des Jüngeren wartete.

Er versank wieder in Gedanken, als er an das wirklich angespannte Warten zurückdachte. Und an den Tag, an welchen der den Lockenkopf zum Ersten Mal sah.

Er war etwas zu früh für seine Vorlesung gewesen und sah den Größeren verloren in dem großen Gebäude herumirren. Gerade, als er auf ihn zugehen wollte, kam ihm irgendeine, ebenfalls große, braunhaarige Tussi zuvor. Es war eine dieser Frauen, welche ihre „pick-me"-Phase nie abgelegt haben und wirklich unausstehlich sind.
Harry schien ihre Art entweder nicht zu stören, oder er ignorierte das einfach.

Über Wochen, beinahe Monate hinweg, fand Louis immer wieder eine Gelegenheit, in der er mit dem attraktiven Erstsemester hätte reden können, aber er tats einfach nicht. Er war sich nicht mal wirklich sicher warum.

Vielleicht war es, weil er schüchtern war.
Vielleicht wollte er sich nicht eingestehen, dass er wirklich einen Crush hatte.
Vielleicht hatte er auch Angst davor, aufs gleiche Geschlecht zu stehen.
Vielleicht hatte er Angst, Eleanor im Laufe der Zeit zu verletzen.
Vielleicht wollte er Niall auch nicht die Genugtuung geben. Der Ire quatschte ihn nämlich Jahr und Tag damit zu, dass er wirklich auf den Jüngeren stehen würde.

Wirklich nervig.

Und er hatte wirklich Glück, dass sein manchmal wirklich nerviger Freund das Thema nie vor Liam anschnitt. Sonst hätte er noch eine wirklich nervtötende Person gehabt, welche ihm in den Ohren liegt. Wenn auch wegen anderen Gründen.
Der Blonde meinte übrigens noch immer, er hätte seine Freundin wirklich für den Lockenkopf verlassen sollen.

Da bemerkte er Schritte. Eben dieser große Lockenkopf kam unsicher durch die Tür geschritten.
„Hey..."
„Hey..." Danach Stille. Oh Gott, wie peinlich, wie alt waren die Beiden. Zwölf?!

„Ehm... Hier dein Wasser..."
„Danke..." Wieder Stille. Harry nimmt einen vorsichtigen Schluck.

„Danke nochmal, dass ich unterkommen durfte... Ich... Mein, ehm..., Stiefvater ist nicht gerade begeistert von mir... Er mochte es schon nicht, als ich angefangen hatte Musik zu studieren und dann noch..."
„Du musst es mir nicht erzählen... Und wie gesagt, wirklich kein Problem, ich helf gern."
„Es... ist das Mindeste was ich tun kann... Und Liam meinte, du hättest kein Problem damit, also vertraue ich einfach darauf, dass er Recht hat...
...
Es ist nämlich so, dass ich... ich hab einen Kollegen mitgebracht. Und er hat mich geküsst und das... das hat meinem Stief- Vater nicht gefallen... Er meinte er hätte schon länger geahnt, dass ich schwul sei und, dass er mir niemals dieses Studium hätte erlauben sollen...
...
Wir konnten noch raus, bevor er handgreiflich wurde... Aber... es war knapp... Ich habe zwar einen Job, aber noch nicht lange... Ich kann mir einfach noch keine Wohnung leisten..."

„Ich hab noch nie verstanden, dass man sein Gegenüber nicht einfach akzeptieren kann... Und dass man wegen so etwas banalem wirklich einfach handgreiflich werden kann... Keine Sorge, bei uns in der Gruppe bist du Safe... Bleib gern, solange du musst und wenn Ele was dagegen hat, regle ich das."

Der Neuankömmling in der Wohnung atmete einmal tief durch und seine angespannte Haltung lockerte sich wieder ein wenig. Louis schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln, welches er erwiderte, bevor der Ältere auf die Uhr blickte und feststellte, dass es schon fast drei Uhr morgens war.

„Hast du Morgen Uni? Es ist schon spät, du solltest schlafen gehen. Wenn du was brauchst, melde dich einfach. Badezimmer, wie du sicher schon mitbekommen hast, gibt es leider nur eins. Ele ist Morgen arbeiten und fängt irgendwann ganz früh an. Ich glaub um acht? Geh ihr vielleicht noch bestmöglich aus dem Weg, bevor ich mit ihr gesprochen hab. Gut?"
„Ich hab erst am Nachmittag eine Vorlesung, also werde ich ausschlafen, danke." Er stand auf, überragte seinen Retter nun um einen gefühlten Kilometer.
„Ist gut. Ich geh jetzt auch mal schlafen, schön langsam werd ich auch müde... Gute Nacht!" und schon ging er aus dem Zimmer raus und in das Schlafzimmer, welches er sich mit seiner Freundin teilte.

Er bildete sich ein, Geflüster hinter ihm zu hören, aber er ignorierte es einfach. Wenn der Lockenkopf wirklich noch etwas von sich gegeben hatte, dann war es sicher nicht für seine Ohren bestimmt. Er ging also einfach weiter in sein Schlafzimmer und legte sich neben Ele auf sein Bett.
Bald war Weihnachten und er musste noch eine ganze Menge Geschenke für seine Geschwister kaufen. Dieses Jahr feierte seine Familie nämlich bei ihm.

Seine richtige Familie, nicht die wirklich undankbaren, hochnäsigen und verzogenen entfernten Verwandten.

Irgendwann schaffte er es dann doch noch die Gedanken abzuschalten und einzuschlafen.




Sein Wecker reißt ihn aus seinen Träumen. Es ist heute der letzte Tag an dem er noch Geschenke besorgen kann und ein paar wenige braucht er auch wirklich noch. Zum Beispiel für Lotti, für die er wirklich noch absolut keine Ahnung hat, was er ihr denn kaufen könnte. Harry hatte angeboten mitzukommen und ihm zu helfen, obwohl er seine Schwester erst einmal kennengelernt hatte.

Der Jüngere wohnte jetzt schon einige Wochen bei ihm und seiner Freundin und sie waren schon sowas wie beste Freunde geworden. Was immer wieder wirklich nervige Streitereien mit Eleanor entfachte, hauptsächlich weil sie eifersüchtig wurde.
Ständig wurde ihm vorgeworfen er würde sie betrügen und Harry fühlte sich schlecht deshalb. Immerhin war er quasi der Auslöser für die Unruhen in der Wohnung. Er wurde allerdings jedes Mal wieder von dem Wuschelkopf beschwichtigt. Es sei Ele's schuld, da war der Älteste sich wirklich sicher.

Aber jetzt quält er sich ein weiteres Mal von der Couch auf, auf welcher er ein weiteres Mal geschlafen hatte, nachdem er ein weiteres Mal Krach mit Eleanor hatte. Es ist mittlerweile einfach nur mehr mühsam mit ihr. Und jedes Mal, wenn er seine Sicht einbringt, wird er ignoriert.

Er ist wirklich glücklich in der Beziehung, es ist gerade einfach etwas schwierig.
Er ist wirklich glücklich in der Beziehung, es ist gerade einfach etwas schwierig.
Er ist wirklich glücklich in der Beziehung, es ist gerade einfach etwas schwierig.
Er ist wirklich glücklich in der Beziehung, diese Phase würde auch vorbei gehen.
Er ist wirklich glücklich in der Beziehung.
Er ist wirklich glücklich.
Er ist wirklich...
Er ist wirklich. Wirklich...

Er ist wirklich unglücklich mit Eleanor.




Und wenn er ehrlich zu sich selbst ist, dann ist er es schon lange.
Und wenn er wirklich ehrlich zu sich selbst ist, dann ist er es schon von Anfang an.
Und wenn er wirklich ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann war er es vielleicht sogar noch nie in dieser Beziehung.
Und wenn er wirklich ganz, ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann liebte er sie nicht.

Noch nie.

Hatte er nicht und würde er vermutlich auch nie.

Sie waren ja nicht einmal wirklich befreundet.

Aber darüber will er jetzt nicht nachdenken, denn jetzt will er mit Harry in die Innenstadt. Also steht er auf, Eleanor war Gott sei Dank schon arbeiten, nimmt sich ein paar frische Kleidungsstücke aus dem Schrank und verzieht sich ins Bad duschen und fertig machen. Fertig für das Einkaufszentrum, verlässt er den kleinen Raum und geht in die Küche, um den „neuen" Mitbewohner Frühstück vorbereiten zu sehen. Er grinst, Harrys Frühstücke sind immer die Besten.

Nach dem Essen ziehen sie sich die dicken Winterjacken, Harry seine Winterstiefel, Louis seine Turnschuhe, sowie Hauben, Schals oder ähnliches an und bereiten sich eventuell sogar mental auf die bissige Kälte außerhalb des Wohnungskomplex vor.
Der größere der Beiden lachte seinen Freund immer wieder aus, wenn ihm ein weiteres Mal kalt ist. Was, zu Louis Leidwesen, ganz schön oft passiert.

Sie gehen die vielen, vielen Treppen runter auf die Straße und steigen in den nächsten Bus, der in Richtung Innenstadt fährt, was zu Louis Glück nicht lange dauert. Die wenigen Minuten bis zu ihrer Station verbringen die Beiden schweigend in dem halbleeren öffentlichen Verkehrsmittel.

Und leider ist es die meiste Zeit kein angenehmes Schweigen.

Etwas liegt in der Luft und es ist beiden glasklar, aber keiner der Beiden weiß so recht was und wie sie die Stille unterbrechen könnten. Deshalb sind Beide wirklich froh, als sie endlich an ihrem Ziel angekommen sind und endlich aus dem immer enger werden Bus aussteigen können.

„Wollen wir uns zuerst noch einen Kaffee holen?", schafft es dann der größere die immer noch anhaltende Stille zu unterbrechen.
„Gerne", ist die Antwort die er bekommt. Aber Louis verflucht sich dafür Worte verwendet zu haben, denn seine Stimme klingt gerade rau und gar nicht nach ihm.
„Starbucks?", fragt der Jüngere dann weiter, wohl wissend, dass sein Freund sich über seine Stimme ärgert. Also ist er kein Stück überrascht als dieser daraufhin nur nickt.

Und nachdem sie jeder mit einem Becher in der Hand das erste Geschäft des Tages verließen und einen Schluck des leckeren Getränks nahmen, lockert sich die Stimmung erheblich.
Der Ältere hatte sich nämlich, während sie auf ihr Getränk warteten, geschworen er würde nicht mehr darüber nachdenken was Eleanor über die Beiden sagen würde und der Größere hatte sich nämlich, während sie auf ihr Getränk warteten, geschworen er würde nicht mehr darüber nachdenken, wie sehr er Louis für sich allein haben wollte.

Sie ziehen mit dem Becher in der Hand von Geschäft zu Geschäft, aber irgendwie finden sie nichts Passendes. Es ist zum Haare raufen.
Und nach dem gefühlt zehntausendsten Laden ist der Wuschelkopf verzweifelt.

Sein Freund ist hingegen noch genauso zuversichtlich wie sonst auch. Er versucht ihn ein weiteres Mal für die Sache zu begeistern und ihm alle möglichen Gründe aufzulisten, weshalb es doch nicht sinnlos war.
Auch wenn er weiß, dass es eigentlich keinen Sinn hatte es zu versuchen, tut er es trotzdem.
Und auch wenn der Miesepeter der Beiden weiß, dass der Andere noch zigtausende Läden erfolglos abklappern wollte, bis sie endlich das Geschenk gefunden hatten, tut er es trotzdem.

Einfach weil es Harry ist und er es mag, Zeit mit ihm zu verbringen.

Und wenn er ehrlich zu sich selbst ist, dann liebt er es Zeit mit ihm zu verbringen.
Und wenn er wirklich ehrlich zu sich selbst ist, dann mag er die Zeit, die er mit ihm verbrachte, mehr als die, die er mit seiner Freundin teilte.
Und wenn er wirklich ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann mag er ihn lieber als seine Freundin.
Und wenn er wirklich ganz, ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann liebt er ihn. Und nicht sie...

Aber diese Erkenntnis hatte er noch nicht, als er mit dem attraktiven Musikstudenten durch den nächsten Teil der Fußgängerzone schlendert.
Den Becher des heißen Getränks hatten sie schon vor gefühlten Stunden geleert und weggeschmissen.

Er lässt sich einfach von dem Lockenkopf im stylishen Mantel weiterziehen, stumm auf dessen Hand starrend, welche mit seiner verwoben ist.
Er bekommt nichts in seiner Umgebung mit, keine Information kommt in seinem Hirn an, er ist viel zu sehr in seine Gedanken vertieft. Der dritte Weltkrieg hätte ausbrechen können und er hätte es wirklich absolut nicht mitbekommen.

Denn erst da ist er wirklich ganz, ganz ehrlich zu sich selbst.
Er erkennt, dass er Ele noch nie geliebt hatte und dass Niall, so ungern er es zugibt, wirklich recht hatte.

Als der Mann, den er unbedingt seins nennen wollte, ihm das perfekte Geschenk unter die Nase hält, ändert das nichts an seinem Trance-artigen Zustand. Er zieht ihn einfach zu sich her und küsst ihn.
Als der Mann, den er nun endlich geküsst hatte, ihn wegstößt, ändert das seinen Trance-artigen Zustand.
Er ist wieder klar im Kopf. So klar man in diesem Moment eben sein kann...

Eleanor. Er hatte sie betrogen.
Auch wenn er sie nicht liebt, sowas macht man einfach nicht. Er stammelt irgendwelche Entschuldigungen daher, kauft kurzerhand den Gegenstand in Harrys Hand und verlässt den kleinen Laden schnellen Schrittes.

Er lässt seinen besten Freund einfach zwischen den Regalen stehen, jedoch drehen sich seine Gedanken so schnell, dass er dies nicht mal mitbekommt.

Er denkt, dass er das nicht hätte tun sollen.
Er denkt, dass er hätte Fragen sollen.
Er denkt, dass er seine Freundin betrug.
Er denkt, dass er mit ihr Schluss machen musste.
Er denkt, dass es nicht nett wäre, so kurz vor Weihnachten die Beziehung zu beenden.
Er denkt, dass er, so dämlich diese Idee ohne Kontext auch klingt, einfach auf seinen irischen Freund hätte hören sollen.
Er denkt, er denkt, er denkt...

So viel und doch nichts...

Minus und Minus ergibt Plus. Das hatte er in Mathe in der Schule gelernt, aber hätte nie gedacht, dass es genauso auf seine Gedanken anwendbar war.

Er rennt nach Hause, es ist weit nach Mittag, komplett vergessend, dass er mit dem Bus viel schneller sei, so viel und doch wenig denkt er in diesen Momenten.

Als er endlich in seiner Wohnung angekommen ist, findet er seine Freundin am Sofa sitzend, mit einer Tasse in der Hand in den Fernseher starrend. Er zieht eine Grimasse, aber dann konnte er es wenigstens nicht noch weiter hinauszögern.

„Ele... Ich muss dich etwas fragen...", sind schlussendlich die Worte, die er wählt. Erst da sieht sie von ihrer Serie auf und pausiert Netflix.
„Klar, was gibt's Schatz?", meint sie nur und noch nie war ihm das Stechen in der Brust so deutlich wie jetzt, wenn sie immer dieselben Kosenamen verwendet, welche er schon seit Jahren bittet zu unterlassen.
„Bist du glücklich in dieser Beziehung? Und sei jetzt bitte ehrlich... Kein durch die Blume reden. Keine Euphemismen. Eine ehrliche Antwort bitte..." Ihr Kopf senkt sich bei seiner Frage. Sie hatte es schon kommen sehen. Es war nur mehr eine Frage der Zeit, bis ihre Beziehung zerbricht.
„Nicht mehr... Und dir fehlt auch etwas... Stimmts?", stellt sie die Gegenfrage, welche ihr schon seit Wochen, beinahe Monate lang, auf der Zunge brannte. Nun ist er es, der den Kopf dem Boden zuwendet. Stumm nickt er.
„Du hast mich nie geliebt, stimmts? Du wolltest mich nicht verletzen, aber eigentlich bedeute ich dir nichts..." Er nickt wieder, sieht es aber für notwendig, ein „zumindest nicht auf diese Art" hinterherzuschieben. Er schätzt die Momente, die sie als Freunde verbrachten sehr, aber mehr war da auch nicht.
„Ist es wegen Harry?" Er erstarrt. Nein, war es nicht. Oder?
„Nicht nur...", antwortet er ihr nach kurzer Bedenkzeit. Sie nickt.
„Ich verstehe... Ich werd meine Sachen packen, es ist ja eigentlich deine Wohnung... Ich wusste dass es so weit kommen würde, ich werd vermutlich zu meinen Eltern zurück gehen..."
„Es tut mir Leid, Ele... ich-„ „Schon gut.", unterbricht sie ihn, „ Ich weiß es ist nicht deine Schuld... Danke, dass dus mir gesagt hast... Ich... geh dann mal packen..."

Unbehaglich steht sie auf und geht an ihrem Ex-Freund vorbei in dessen Zimmer. Sie hatte sich vor ein paar Tagen schon zwei große Koffer besorgt. Ihr Zusammenleben mit dem Musiker glich einer Zeitbombe. Und wenn sie ehrlich ist, spürte sie schon lange, dass etwas nicht stimmte, dass ihm etwas fehlte, aber sie wollte es sich einfach nicht eingestehen.

Louis steht hingegen noch immer im Türrahmen zum Wohnzimmer und starrt auf den Parkettboden. Er weiß nicht was er tun sollte... Er weiß tief in sich selbst, dass es das Richtige war, aber warum fühlt es sich dann so falsch an?
Vielleicht, weil sie ihn nicht anschrie...

Er stellte sich auf einen weiteren wirklich nervigen Streit ein, als er sie auf der Couch sitzen sah und er weiß, er hätte es verdiente, dass sie sauer war. Aber sie ists nicht...
Sie ist es einfach nicht. Sie ist einfach so gefasst und ruhig, mit einem beruhigenden Lächeln auf den Lippen, als wäre er ein Kind. Als wüsste sie etwas, dass er selbst noch nicht wusste. Als bemitleidete sie ihn.

Und hasst sie dafür. Dafür, dass sie nicht sauer ist.
Dafür, dass sie ihn nicht anschrie.
Nicht beschimpfte und beleidigte und ihn schlug und ihn anbrüllte und weinte.

Er wollte nicht, dass er sie verletzt, aber er war nicht darauf gefasst, gar keine Reaktion zu bekommen.

Er folgt ihr in ihr ehemalig gemeinsames Zimmer. „Kann ich dir helfen?", fragt er Kleinlaut. Es tut ihm leid, dass er sie so lange belogen hatte. All die Jahre Beziehung...
„Wenn du möchtest, kannst du mein Gewand in den Koffer geben und ich hol meine Sachen aus dem Bad...", noch immer ist sie so ruhig, nimmt seine Hilfe einfach dankbar an. Er nickt.
Stumm räumen sie ihre Sachen in die Koffer, bis sie voll sind.

„Warum bist du nicht sauer?", er kann die Wörter nicht mehr zurückhalten, sie zerfressen ihn von innen heraus.
„Du warst schon lange nicht mehr glücklich... Und ich weiß nicht, ob du es jemals warst... Du glaubst doch nicht, dass mir das nicht aufgefallen ist? Ich kann dir einfach nicht geben was du willst, was du brauchst, um glücklich zu sein... Ich hab deinen Blick auf Harry gesehen... Ich wollte mir nicht eingestehen, dass diese Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt war...", sie nimmt die Koffer und wendet sich von dem jungen Mann ab.
„Eleanor...", sie dreht sich nochmal um, „Danke, für die schöne Zeit und dass du nicht sauer bist... Wenn du etwas brauchst... melde dich einfach..." Sie schenkt ihm eines ihrer typischen Ele-Lächeln.
„Schreib mir, ob das mit Harry etwas geworden ist, okay? Und wenn deine Familie ihn nicht genauso liebt wie wir alle, dann zieh ich ihnen die Ohren lang, gut?" Auch wenn es eines der traurigen Art ist. Dies ist der Zeitpunkt, an welchem die Augen beider wässrig wurden.
„Kann ich noch etwas für dich tun?", es ist komisch sie jetzt einfach so gehen zu sehen...
„Nein... Mach dir nicht solche Gedanken über mich...", sie tritt nochmals auf ihn zu, gibt ihm einen letzten Kuss auf die Wange und haucht, „Tschüss Louis..." und wenn nicht so viel Müll um die Beiden herum liegen würde und nicht die wirklich kitschig glitzernden Girlanden um sie herum hängen würden, an denen er sich am liebsten aufhängen würde, dann wäre der bittersüße Augenblick wirklich perfekt.

Der perfekte Abschluss von einer nicht ganz so perfekten Zeit...

Gelesen... Jetzt heißt es hoffen, dass sein bester Freund ihn doch nicht hasst für das, was er vor wenigen Stunden machte.

Er verkrümelt sich in sein, jetzt wirklich, eigenes Bett und fühlt sich elend.
Er hatte ihm seinen Willen einfach aufgedrückt und ihn in aller Öffentlichkeit geküsst, obwohl er wusste, dass er schlechte Erfahrungen genau damit gemacht hatte.

Irgendwann lugt ein gewisser Lockenkopf durch die Tür und fragt, ob er sich zu ihm legen konnte und natürlich hat er kein Gegenargument dazu.
Also legt sich der Jüngere zu ihm in sein Bett und sagt nichts.

Keiner der Beiden sagt ein Wort, aber unwillkürlich rutschen sie immer näher zusammen, bis der Ältere auf der Schulter des Größeren liegt und der Größere seine Arme um den Älteren legt. Und so, in den Armen seines Crush's, fühlt er sich wirklich pudelwohl...

„Willst du mit mir auf ein Date gehen?", unterbricht irgendwann eine tiefe, entspannte Stimme die wohlige Stille.
„Darf ich dich Küssen?"
„Ist das ein Ja?"
„Nur, wenn ich darf."
„Das muss ich mir nochmal überlegen..."
„pfff... Tu nicht so, als würdest du es nicht wollen..."
„Vielleicht will ich wirklich nicht?"
„Und das soll ich dir abkaufen?"
„Ja?"
„Tja, dann bekommst du wohl auch kein Date..."
„Na gut... Aber nur weil du mich mit dem Date erpresst!"
„Natürlich nur deswegen!"
„Klar."












„Dieser Müll, mit dem Eleanor die Wohnung zugerichtet hat macht mich wirklich noch wahnsinnig..."





Unkreatives_Kid

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