❆ 2. Weihnachtstag: Christmas 11 & Grinch ❆

Leider ist etwas schief gelaufen und der one shot von der lieben CurlyHazza_28 ist in meinen Mails irgendwie untergegangen.. ich bin sehr froh, dass sie sich nochmal bei mir gemeldet, mir verziehen und ihn mir nochmal geschickt hat, damit sie und ich euch heute noch eine Freude bereiten können ♥️

Dies ist jetzt offiziell der letzte one shot des diesjährigen Adventskalenders... :( Lasst ihr nochmal ganz viel Liebe da ♥️

Ich bedanke mich vielmals bei dir für deine Mühe und das Meisterwerk, was dabei entstanden ist! Schaut gerne bei ihr vorbei und hinterlasst ihr ein follow 🥰♥️

Nun habe ich genug gequatscht - morgen kommt noch ein allgemeines Dankeschön. Viel Spaß und einen schönen zweiten Weihnachtsfeiertag c:

Lots of Love xx

Wörteranzahl: 4222


Laute Musik, Stimmengewirr und jede Menge rote Weihnachtsmützen. Ich ließ meinen Blick über die Menschenmenge schweifen, die teils hektisch, teils verzaubert über den Weihnachtsmarkt schlenderte, während ich das Geld in der Kasse zählte. Wir hatten mit unserem kleinen Stand von der Bäckerei in den letzten Tagen viel eingenommen und ich hatte das Gefühl, dass die Werbung hier unserem kleinen Laden, den wir vor etwa einem Monat eröffnet hatten, ziemlich gut tat. Denn dort hatte sich die Kundschaft in der Vorweihnachtszeit beinahe verdoppelt.

„E-Entschuldigung?"

Verwundert blickte ich über den Tresen und sah mich um, konnte jedoch keine Menschenseele erkennen. Hatte ich jetzt schon so viel Glühwein getrunken, dass ich Stimmen in meinem Kopf hörte? Oh Himmel. Das würde morgen einen heftigen Kater geben.

„K-kannst d-du mir helfen?"

Nein. Da war jemand, definitiv, ich war doch nicht verrückt. Als ich den Blick etwas nach unten senkte, sah ich auch den hellblauen Bommel einer Wintermütze. Ich trat einen Schritt vor und nun konnte ich auch die großen blauen Augen des kleinen Mädchens, das mich verschreckt ansah, erkennen. Ihre Wimpern waren feucht, die Wangen gerötet und sie knetete nervös ihre in dicke Wollhandschuhe eingepackten Hände. Sie wirkte so verloren, dass mir der Anblick beinahe das Herz brach.

„Hey, ist alles okay?" Prompt zuckte das Mädchen zusammen und trat einen Schritt rückwärts. Ohje. Vielleicht hätte ich mit ihr auf Augenhöhe gehen sollen. Sie ging mir vielleicht gerade mal bis zur Hüfte und da der Stand zusätzlich auch noch ein wenig erhöht war, musste ich in ihren Augen beinahe so groß wie ein Riese sein. Da wir gerade sowieso keine Kundschaft hatten, zögerte ich nicht lange und verließ unseren Stand. Um sie nicht noch mehr zu verschrecken, hockte ich mich vor sie, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein. Einen Moment lang starrte sie mich einfach nur an und es wirkte ein wenig so, als hätte sie ein Gespenst gesehen.

„Na du." Sie zuckte erneut zusammen. „Hey, ich tu dir nichts. Wie heißt du denn?"

„Phoebe...", murmelte sie leise und ich musste lächeln, als ich merkte, wie ein wenig ihrer Anspannung abfiel. „U-und du?"

„Harry." Sie nickte langsam. „Wo sind denn deine Eltern, Phoebe?"

Sofort konnte ich es in ihren Augen glitzern sehen, bevor eine einzelne Träne ihre gerötete Wange hinunterlief. „Zuhause." Es war mehr ein Wimmern als eine Antwort und ihre Augen füllten sich immer mehr mit Tränen.

„Und mit wem bist du hier?" Sie war ungefähr sechs, vielleicht sieben und konnte unmöglich ganz alleine sein. Auf Weihnachtsmärkten war es immer voll und laut und überall waren Menschen. Vielleicht war sie mit einer Freundin und deren Eltern hier und einfach verloren gegangen. Als ich in ihrem Alter gewesen bin, war mir das auch oft passiert und ich war jedes Mal aufs Neue so verzweifelt gewesen, dass ich weinend umher geirrt war. Vermutlich ging es ihr nicht anders.

„M-mit meinem Bruder... u-und meinen Schwestern..." Sie wischte sich mit dem Ärmel ihrer Jacke über die feuchten Augen.

„Und wo sind dein Bruder und deine Schwestern?" Ich blickte über ihre Schulter und scannte mit meinen Augen die Umgebung. Doch hier waren keine Leute, die vielleicht in Phoebes Alter oder ein wenig älter waren. Bloß Familien mit Eltern oder ein paar Rentnergruppen bei der Glühweinbude konnte ich erkennen.

„Ich... ich weiß es nicht." Ihr war die Verzweiflung deutlich anzusehen und nun brachen endgültig alle Dämme und die Tränen liefen ihr unaufhaltsam über die geröteten Wangen.

„Shh, ist ja gut." Ich streckte meine Hand nach ihr aus, um ihr vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht zu wischen und ihr sie anschießend hinzuhalten. „Komm, wir suchen sie zusammen. Wir finden sie bestimmt, weit können sie ja nicht sein."

Schüchtern griff sie mit ihrer kleinen, in den Wollhandschuh eingepackten Hand nach meiner, die im Vergleich so unglaublich riesig zu sein schien.

„Wie alt sind deine Schwestern und dein Bruder denn?", fragte ich, um ein wenig herauszufinden, nach wem wir eigentlich suchten, während ich mit Phoebe hinter unseren Stand ging.

„Daisy ist genau so alt wie ich, wir sind nämlich Spiegelbilder", erklärte sie und ihre Verzweiflung schien mit einem Mal wie weggeblasen zu sein. „Und Fizzy ist schon elf und Lotti sogar dreizehn. Und Lou ist steinalt, nämlich schon neunzehn."

„Ihr seid ja ganz schön viele", stellte ich fest, während ich Zayn, der mit einem Becher Glühwein auf einem unserer Klappstühle am Auto saß, kurz zunickte. „Hey, kannst du kurz den Stand übernehmen? Ich habe hier einen kleinen Notfall."

„Klar Haz." Er kam grinsend und ein wenig taumelt zu uns hinüber. Stumm schüttelte ich den Kopf. Und ich dachte, ich hätte viel Glühwein getrunken. Als er uns erreichte, klopfte er mir einmal kurz auf die Schulter, ehe er sich zu der kleinen hinunterbeugte. „Und wer bist du?"

„Phoebe." Sie schielte mit einem Auge auf den angebissenen Cookie, den Zayn sich wohl aus unserem Vorrat stibitzt hatte. „Isst du das noch?"

„Weiß was sie will, die Kleine, gefällt mir." Zayn lachte und brach dem Mädchen ein Stück Keks ab, das sie mit strahlenden Augen entgegennahm. „Lass mich raten, Familie verloren? Von der Sorte hatte ich gestern auch zwei. Viel Erfolg beim Suchen."

Und damit wandte er sich ab und taumelte hinüber zu unserem Stand. Schmunzelnd sah ich ihm hinterher. Wenn das nur gut ging. Als ich ihn das letzte Mal betrunken und unbeaufsichtigt an unserem Stand gelassen hatte, hatte er versucht, einer älteren Dame eine seiner Weihnachtssocken, auf die er so unglaublich stolz war, zu verkaufen.

„Du bist nicht der Weihnachtsmann." Phoebe hatte die Augen zusammengekniffen und musterte mich angestrengt. „Nein." Ich zog sie an ihrer kleinen Hand zurück zur Menge, wo ich mich suchend umsah, ehe ich eine grobe Richtung ansteuerte. „Warum trägst du dann so eine Mütze?" Sie deutete mit ihrer freien Hand auf meine rote Weihnachtsmütze. „Kannst du ein Geheimnis für dich bewahren?" Ich beugte mich ein wenig zu ihr hinunter, während ich versuchte, unter den vielen Menschen ein paar Kinder zu finden. Mit großen Augen starrte Phoebe mich an, ehe sie nickte. „Ich bin ein Weihnachtself", flüsterte ich ihr ins Ohr, woraufhin ihre Augen noch größer wurden und ich Angst hatte, sie könnten gleich heraus fallen.

„H-heißt das du kennst den Weihnachtsmann?", stammelte sie aufgeregt, „Und die Rentiere? Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner, Blitzen und Rudolph?" Grinsend nickte ich, woraufhin sie hibbelig neben mir her hüpfte und ihren Griff um meine Hand verstärkte.

„Phebs?"

Augenblicklich ließ die Kleine meine Hand los und rannte auf einen Jungen, den ich nun ein paar Meter vor uns erkennen konnte, zu. „Mein Gott, ich war krank vor Sorge", seufzte er und schloss das kleine Mädchen in seine Arme, bevor er sie unter quiekendem Protest hochhob und eng an sich drückte.

Lächelnd strich ich mir eine Strähne meiner schulterlangen Locken hinters Ohr und rückte anschließend meine Weihnachtsmütze zurecht. Neugierig betrachtete ich die anderen drei Mädchen, wovon eines Phoebe tatsächlich zum Verwechseln ähnlich sah, bevor mein Blick auf den Jungen fiel. Sein braunes Haar lag kreuz und quer auf seinem Kopf und die markanten Wangenknochen passten perfekt zu seinem Gesicht. Er trug eine gräuliche Winterjacke mit hellem Fellkragen an der Kapuze und sofort fielen mir seine schwarzen Vans, die für diese Jahreszeit wohl eher ungeeignet waren, auf.

„Hey", hörte ich plötzlich eine Stimme vor mir und als ich den Blick hob, sah ich direkt in ein Paar wunderschöner blauer Augen.

„H-hey", stammelte ich ein wenig überfordert. „Lou?"

„Louis, ja", lachte er leise und reichte mir seine Hand. „Und du bist?"

„Harry, tschuldigung." Scheiße warum sah er so gut aus? Ich sollte ihn besser nicht länger angucken, um mit ihm ein vernünftiges Gespräch zu führen. Nur leider war das nicht so einfach, wenn diese blauen Augen nicht eine Sekunde von meinen eigenen abließen.

„Tut mir leid, dass sie dir Umstände gemacht hat... aber hier sind so viele Leute und... ach Weihnachtsmärkte sind einfach bescheuert, viel zu unübersichtlich und...", verlegen senkte er den Blick, als ihm anscheinend bewusst wurde, dass wir uns überhaupt nicht kannten und er gerade seinen angesammelten Frust bei mir auslud. „Danke jedenfalls..."

„Pass auf, Harry, Lou ist der Grinch", flüsterte mir Phoebe, die inzwischen wieder an meine Seite getreten war, plötzlich zu. „Halt dich lieber fern von ihm, sonst ist der Weihnachtsmann dir vielleicht böse."

„Der Grinch also." Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und auch Louis' Mundwinkel zuckten ein wenig nach oben. „Ich bin einfach kein Fan von diesem...", er machte eine allumfassende Geste. „Ganzen Zeug. Aber wie auch immer, danke nochmal Harry und... frohe Weihnachten."

Und damit drehte er sich um, nahm zwei seiner kleinen Schwestern an die Hand und ließ mich stehen. Verwirrt sah ich ihm hinterher. Und irgendetwas in mir wäre ihm in diesem Moment gerne hinterher gelaufen. Auch wenn ich keine Ahnung hatte warum. Vielleicht waren es diese Augen gewesen. Diese wunderschönen blauen Augen. Oder einfach die Tatsache, dass ich der Perfektion in Person gerade begegnet war.

„Suche erfolgreich oder Kind verkauft?", grinste Zayn, als ich wieder am Stand ankam.

„Du Blödmann", erwiderte ich nur und trat zu ihm, um anzufangen, ein paar der Sachen zusammen zu räumen. „Gleich ist Feierabend, ich glaube, so viele kommen jetzt nicht mehr. Ich habe vorhin mal grob überschlagen, wir haben heute guten Umsatz gemacht." „Das liegt bestimmt nur an meinem Charme", schlussfolgerte Zayn und nippte an seinem dampfenden Becher. „Wohl eher an meinem", korrigierte ich ihn und wischte mit einem Lappen kopfschüttelnd über die Ablageflächen. „Du hast doch den ganzen Tag nur rumgesessen und dich besoffen."

„Es ist Weihnachten", erklärte mein bester Freund und schloss die Augen, während er sich auf einen Hocker fallen ließ. „Das macht man so. Kann ja nicht jeder so eine Spaßbremse sein wie du."

„H-Harry?"

Ich sah mich um und entdeckte die blaue Pudelmütze von vorhin. Grinsend verließ ich den Stand und ging vor Phoebe in die Knie. Schüchtern sah sie mich an, bevor sie sich plötzlich umdrehte um zu Louis und ihren Schwestern, die ein paar Meter weiter längs standen, zu laufen. Als ich ihn entdeckte, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Ich hatte gehofft, ihn noch einmal wieder sehen zu können. Lächelnd beobachtete ich, wie er seiner kleinen Schwester etwas ins Ohr flüsterte und ihr dann einen kleinen Stups gab, ehe sie wieder zu mir kam.

„K-kannst du vielleicht... also nur wenn... also...", stammelte sie und fummelte an einem goldenen Umschlag, den sie in ihren kleinen Händen hielt, herum. Ich wartete ich, bis sie sich einigermaßen gesammelt hatte und ihn mir dann hin hielt. „D-das ist mein W-wunschzettel... und du kennst ja den Weihnachtsmann... und... vielleicht... k-kannst du ihm den geben?"

„Das mache ich." Ich lächelte und nahm ihn entgegen, bevor ich ihn in meine Manteltasche steckte. „Er freut sich bestimmt."

„D-danke", strahlte sie, bevor sie schüchtern ihre kleinen Ärmchen um meinen Hals schlang und anschließend zurück zu ihren Geschwistern hüpfte. Als ich den Blick hob, wurde mir mit einem Mal ganz flau im Magen, denn Louis hatte genau im selben Moment das gleiche getan. Auch aus dieser Entfernung konnte ich noch das wunderschöne Blau seiner Augen erkennen und musste mich wirklich bemühen, den Blick von ihm zu lösen. Ich lächelte ihm kurz zu und hob die Hand, was er mir gleich tat, ehe sich die kleine Truppe in Bewegung setzte und aus meinem Sichtfeld verschwand.

„Soso, du kennst also den Weihnachtsmann?" Das leichte Lallen in Zayns Stimme war nicht zu überhören. Ich schüttelte den Kopf. Wenn er den restlichen Dezember so weitermachte, müsste ich ihn irgendwann noch an unseren Stand ketten, damit er nicht davon lief und irgendwelche Dummheiten machte. „Kann ich dir meinen Wunschzettel auch geben?"

„Du Idiot." Ich warf ein Geschirrhandtuch von der Ablage nach ihm. „Komm, ich fahre dich eben nach Hause und räume hier dann noch etwas auf." Ich brachte Zayn also in seine Wohnung und fuhr anschließend zurück zum Weihnachtsmarkt, wo ich anfing, den Keksteig für den morgigen Tag zuzubereiten. Eigentlich waren dafür die anderen Mitarbeiter aus der Bäckerei zuständig, von denen ich morgen früh die fertige Backware bekam, doch mir gefiel es irgendwie, das, was ich verkaufte, auch selbst zu backen.

„H-Harry?", riss mich plötzlich eine Stimme aus meinen Gedanken und ich vernahm ein leises Räuspern. Das war schon das dritte Mal an diesem Tag, doch dieses Mal war da keine blaue Pudelmütze, als ich mich umdrehte.

„Der Grinch." Sofort musste ich lächeln und Louis schien es nicht anders zu gehen. „Was machst du denn noch hier? Der Weihnachtsmarkt ist doch schon längst geschlossen."

„Ich ähh...", verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. „Ich habe meine Schwestern nach Hause gebracht und ähh... dachte dann ich... ähm..."

Scheu sah er mich an.

„Ich wollte mich nochmal bedanken... mein Stiefvater hätte mir den Kopf abgerissen, wenn du Phoebe nicht gefunden hättest." „Das war doch wirklich keine große Sache", winkte ich ab.

War er extra nochmal zurückgekommen, um sich zu bedanken?

„Und deshalb...? Was wäre, wenn ich gar nicht mehr hier gewesen wäre?", fragte ich verwundert. „Bist du aber", erwiderte Louis leise und ich glaubte sogar, dass sich seine Wangen leicht rot verfärbten. „E-eigentlich bin ich hier, weil... ich dich nochmal wieder sehen wollte... irgendwie."

Ich spürte, wie mir Hitze in die Wangen stieg und ich konnte einen Moment lang nur belämmert vor mich hin grinsen, ehe mir auffiel, dass ich vielleicht etwas auf seine Äußerung antworten sollte. „Das freut mich. Komm doch rein."

Scheu nickte er, bevor er an die Seite des Wagens ging und durch die Tür, die ich ihm aufhielt hinein kam. Als wäre es das normalste der Welt, hüpfte er auf die Arbeitsfläche und machte es sich neben meinem ausgerollten Teig im Schneidersitz gemütlich. „Hey, Schuhe aus meinem Teig", schmunzelte ich, woraufhin er sich grinsend die Vans von den Füßen zog und auf den Boden fallen ließ, jedoch keine Anstalten machte, sich zu erheben.

„Backst du alles, was du hier verkaufst selbst?", fragte er und kramte in meiner Kiste mit den Ausstechformen herum, bis er einen Pinguin herauszog und amüsiert in den Teig drückte. „Nein, das machen die aus unserer Bäckerei. Ich mache das nur manchmal, wenn ich noch Zeit und Lust habe", erwiderte ich und nahm ihm den Pinguin aus der Hand, um ihn gegen einen Stern einzutauschen.

„Hey!", protestierte er lachend. „Was hast du gegen den Pinguin?"

„Was ist an einem Pinguin denn bitteschön weihnachtlich?", stellte ich die Gegenfrage, woraufhin er gespielt beleidigt die Nase in die Luft reckte. „Ich bin der Grinch. Schon vergessen, Weihnachtself?"

„Wie kommt das eigentlich?", fragte ich neugierig, während ich ein paar Tannenbäume in den Teig drückte. „Ich finde Weihnachten ist die schönste Zeit des Jahres. Überall ist so nette Stimmung, man ist die ganze Zeit mit seiner Familie zusammen, man kann jeden Tag Kekse backen und alle sind freundlich zueinander." „Ja...", murmelte Louis und starrte gedankenverloren auf den Keksteig. „Wenn man es so sieht, klingt es eigentlich ganz schön..."

„Aber?", hakte ich nach und legte ein paar der ausgestochenen Kekse auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech. Kurz glaubte ich, Traurigkeit in Louis' Blick erkennen zu können, doch dann sah er wieder zu mir und grinste mich an, wobei man deutlich sehen konnte, dass das Lächeln kaum seine Augen erreichte. „Ach, der ganze Weihnachtskram geht mir einfach auf den Keks. Alles ist so voll und laut und alle sind happy und fröhlich. Außerdem ist da dann dieser eklige Schneematsch, der einem andauernd unter den Schuhen klebt und es ist immer alles arschkalt."

Leise grummelnd griff Louis nach dem Pinguin, den er ausgestochen hatte und steckte ihn sich grinsend in den Mund. „Hey!", protestierte ich lachend. „Der ist doch noch gar nicht gebacken, davon bekommst du noch Bauchschmerzen."

„Du wolltest ihn nicht haben", erwiderte der Wuschelkopf jedoch nur und zuckte mit den Schultern. „Was machst du so, wenn du nicht gerade Kekse backst, Mr. Weihnachtself?" „Ich gehe zur Schule." Ich schob ein volles Blech mit Keksen in den Ofen. „Und ich treffe mich mit meinen Freunden und ich koche sehr gerne und... jobbe in einer Bäckerei."

„Interessant." Er hatte es wohl irgendwie geschafft, sich den Pinguin zurück zu erobern, denn das neue Blech war bereits halb mit den kleinen Vögeln bedeckt. „Lass das", lachte ich. „Die muss ich noch verkaufen."

„Du könntest sie mir auch schenken." Er schob sich noch ein kleines Stück rohen Keksteig in den Mund.

„Der Grinch möchte Weihnachtskekse? Habe ich das richtig verstanden?", hakte ich nach, woraufhin er mich mit von der Kälte geröteten Wangen und leuchtenden Augen breit grinsend anstrahlte und leicht nickte.

„Na schön." Ich schob das Blech Pinguine in den Ofen, nachdem ich das vorherige herausgenommen hatte, bevor ich nach Zayns Weihnachtsmannmütze griff und sie dem Kleineren auf die verwuschelten braunen Haare setzte. „Aber dafür müssen wir dich ein wenig in Weihnachtsstimmung bringen."

„Harreh, nein", nörgelte Louis, als ich bereits den Timer am Backofen einstellte und ihn dann am Arm aus dem Wagen zog. „Hier hat doch sowieso schon alles geschlossen." Ich steuerte mit ihm die kleine Eisfläche zum Schlittschuhfahren an, die tagsüber für gewöhnlich rappelvoll war. Obwohl es bereits stockdunkel war, konnte man aufgrund der vielen Beleuchtung in den Straßen fast so viel sehen, als wäre es Tag. „Dürfen wir das?", fragte Louis nervös, als ich bereits über die Absperrung kletterte und ihm meine Hände als Hilfe entgegen hielt.

„Keine Ahnung." Ich zuckte mit den Schultern. „Aber wenn wir Ärger kriegen, zeig einfach auf mich und sag, dass es meine Schuld war." „Okay, das beruhigt mich." Er rückte seine Weihnachtsmütze ein wenig zurecht, ehe er sich von mir über die Absperrung helfen ließ. Doch sobald er mit beiden Füßen auf dem glatten Eis stand, fing er an, wild mit den Armen zu fuchteln und panisch zu quieken, ehe er plötzlich das Gleichgewicht verlor und mit dem Hintern auf dem kalten Nass landete.

„Ich hasse Weihnachten!", schnaufte er und verschränkte als Bestärkung dieser Aussage die Arme vor der Brust. „Und dich auch, weil deine Idee bescheuert war."

„Na komm, ich helfe dir." Ich musste mich zusammenreißen, nicht laut zu lachen. Sein Anblick, der mich irgendwie mehr an ein trotziges kleines Kind als an einen neunzehnjährigen Teenager erinnerte, war einfach zu komisch. Ich hielt ihm meine Hand hin, die er leise knurrend ergriff und sich von mir hochhelfen ließ. Als er wieder stand, ließ ich sie einfach nicht wieder los, sondern hielt sie weiterhin fest, während wir langsam über das rutschige Eis glitten.

„Und du?", fragte ich neugierig, während mein Herz aufgrund seiner kleinen, warmen Hand, die fest meine eigene umklammerte, wie wild in meiner Brust schlug. „Was machst du so in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade von deinen Schwestern auf einen Weihnachtsmarkt geschleppt wirst?"

„Nichts Spannendes. Ich mache momentan meine Ausbildung zum Erzieher in einem Kindergarten und das raubt mir manchmal echt den letzten Nerv, aber die Kids sind echt klasse. Ich würde unter keinen Umständen etwas anderes machen wollen." „Ich finde, das klingt spannend", widersprach ich ihm, als er plötzlich erneut leise quiekte und ich dann an meiner Hand nach unten gezogen wurde.

Nur eine Sekunde später fand ich mich neben ihm auf dem Boden wieder und blickte direkt in seine blauen Augen, die mich glücklich anstrahlten, bevor er in lautes Gelächter ausbrach. Verträumt lauschte ich diesem wunderbaren Geräusch, was mein Herz irgendwie erwärmte und betrachtete die kleinen Falten, die sich um seine Augen gebildet hatten, während sich seine Wangen inzwischen noch roter gefärbt hatten.

„Was guckst du so?", grinste er, als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte und blickte mir nun direkt in die Augen.

„Du bist süß", erwiderte ich leise. Fast so leise, dass ich es selbst kaum gehört hätte, doch er musste es mitbekommen haben, da sich seine Wangen mit einem Mal noch roter färbten und er verlegen den Kopf senkte.

„Na komm", lächelte ich dann und stand auf, bevor ich auch ihm wieder auf die Beine half. „Holen wir dir deine Kekse."

Zurück im Wagen kochte ich Louis und mir einen Tee, an dem wir uns die kalten Hände wärmen konnten. Ich holte die Kekse aus dem Ofen, der sich nach Erreichen der eingestellten Zeit automatisch ausgeschaltet hatte. Während Lou bereits einige Kekse knabberte, kramte ich in meiner Manteltasche herum, um den goldenen Umschlag von Phoebe heraus zu holen. „Den solltest du vielleicht zurückbekommen." Ich reichte ihn ihm. „Schließlich kannst du ihre Wünsche wahrscheinlich eher erfüllen als ich."

„Was steht denn drin?", fragte er neugierig. Ich holte den mit Weihnachtsstickern verzierten Brief aus dem Umschlag und las ihn vor, als ich mit einem Mal stockte. „Was ist los?", hakte Louis grinsend nach. „Was kommt nach dem Ritt auf dem pinken Einhorn mit den goldenen Flügeln?"

„Louis..." Ich reichte ihm die Karte, woraufhin das Lächeln in seinem Gesicht urplötzlich erstarrte. „Es tut mir so leid."

„Nein das... du konntest nicht wissen, dass...", ich sah, wie es in seinen Augen verdächtig anfing zu glitzern, ehe eine einzelne Träne seine Wange hinunter lief. „Tschuldigung..."

„Hey", vorsichtig ging ich einen Schritt auf ihn zu und legte sanft meine Arme um seinen Körper, als er seine mit einem Mal um meinen Hals schlang und das Gesicht in meinen Locken vergrub. „T-tut mir leid", schluchzte er leise. „D-du kannst ja ü-überhaupt nichts dafür und jetzt..."

„Lou..." Ich strich ihm vorsichtig über den Rücken. „Wenn du reden möchtest... ich bin gut im Zuhören." „D-danke." Er drückte sich noch ein wenig mehr an mich. „Phebs ist nur noch so klein und... und ich weiß nicht, ob sie es versteht... und jetzt..."

„Magst du deshalb kein Weihnachten?", hakte ich vorsichtig nach, während ich ihn einfach nur eine Weile im Arm hielt. Ich spürte ein leichtes Nicken an meiner Schulter. „Es war vor einem Jahr um diese Zeit... mitten in der Weihnachtszeit und... jetzt sind all diese Erinnerungen zurück und... tschuldigung, du solltest das wirklich nicht abbekommen."

„Hey.." Langsam löste ich mich von ihm und nahm sein Gesicht in meine Hände, um ihm mit den Daumen vorsichtig die Tränen von den Wangen zu wischen. „Du solltest traurig sein, das ist menschlich. Entschuldige dich nicht dafür."

„Danke für das mit Phoebe nochmal", schniefte er leise, ehe er mich aus seinen wunderschönen, verheulten Augen scheu ansah. „Sie redet nur noch von dir und... ich hab sie lange nicht mehr so strahlen gesehen. Danke." „Ich hab kaum etwas gemacht. Deine Schwester ist ein wundervolles Mädchen. Und sie ist stark, ich bin mir sicher, dass sie es eines Tages verstehen wird."

„Ja, das ist sie", stimmte Louis zu und wischte sich mit dem Ärmel seiner Winterjacke über die feuchten Augen, ehe er sich einen weiteren Keks in den Mund steckte. Vorsichtig griff ich nach dem Brief, den Louis noch immer in der Hand hielt und steckte ihn zurück in den Umschlag, den ich ihm in die Jackentasche stopfte.

5. Ich wünsche mir, dass Mum aus dem Himmel zurück zu uns auf die Erde kommt.

„Bist du eigentlich... in einer Beziehung?", fragte Louis plötzlich und steckte schnell noch einen Keks hinterher, um seine Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.

„Wieso fragst du?", fragte ich zurück, woraufhin sich seine Wangen augenblicklich rot verfärbten. „Nur so", nuschelte er mit vollem Mund und sah mich schief grinsend an. „Also bist du?"

Stumm schüttelte ich den Kopf und füllte die Hälfte der Pinguinkekse in eine Weihnachtstüte, die ich oben mit einer roten Schleife zuband. „Hier." Ich drehte mich zu ihm um, um ihm die Tüte überreichen zu können, als er seine Finger plötzlich in den dicken Stoff meines Mantels krallte und mich daran zu sich herunter zog, um seine Lippen sanft auf meine zu legen.

Überrascht und ein wenig überfordert schloss ich die Augen, während sich mein Herzschlag augenblicklich verdreifachte und ich das Gefühl hatte, sämtliche Organe in meinem Inneren würden gerade Purzelbäume schlagen. Vorsichtig legte ich meine Hände an Louis' Hüfte und erwiderte den Kuss, während ich spürte, wie seine Hände in meine Locken glitten und liebevoll damit spielten.

„Tschuldigung", nuschelte er leise und löste sich perplex von mir, während er nervös auf seine Fußspitzen starrte.

„Hör bitte auf, dich andauernd zu entschuldigen", bat ich und öffnete meinen Mantel ein wenig, bevor ich nach Louis Hand griff und sie vorsichtig auf meinen Pullover in die Nähe meines Herzens legte. „Spürst du, was du mit mir machst?"

„Geht mir genauso", erwiderte er leise und senkte verlegen den Blick.

Grinsend legte ich meine Finger unter sein Kinn und hob es ein wenig an, wodurch er gezwungen war, mir in die Augen zu sehen. Ganz langsam kam ich seinem Gesicht immer näher bis meine Nasespitze seine leicht berührte. Grinsend stupste ich dagegen, was auch seine Mundwinkel leicht nach oben zucken ließ.

„Darf ich?", hauchte ich fragend und streifte seine Lippen dabei leicht mit meinen.

„Jetzt küss mich endlich, du Idiot", lächelte Louis leicht und schien mich mit dem wunderschönen Blau in seinen lieben Augen verzaubern zu wollen. Sanft legte ich meine Lippen zurück auf seine und genoss noch einmal diesen Moment der Gefühlsexplosion in meinem ganzen Körper.

„Warte", nuschelte Louis plötzlich und löste sich zögerlich von mir. „Ist das hier nur so eine kurze Knutscherei, weil du mich nicht komplett zum Kotzen findest oder..."

„Ich würde dich gerne richtig kennenlernen", antwortete ich und ließ meine Hand in seine hintere Hosentasche wandern, aus der ich sein Handy zog und es ihm vor die Nase hielt. „Entsperrst du es mir, dann gebe ich dir meine Nummer."

„Kriege ich dann öfter Kekse?", hakte er nach und reichte mir sein Handy, als ich nickte.

„So viele, wie du möchtest."



CurlyHazza_28

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