8. Dezember: Vergeben und Vergessen
Keimling18 hat einen sehr tollen und sehr langsam One Shot für uns geschrieben. Tut mir leid das er jetzt erst kommt, aber ich bin eben eingeschlafen :D Vielen Dank an dich, dass du dir so viel Mühe gegeben hast und bei diesem Projekt dabei bist! Hinterlasst ihr doch bitte ein paar nette Worte und viel spaß beim lesen :) Schaut gerade auf ihrem Profil vorbei!
Lots of love
Michelle xx
Wörteranzahl: 5370
"Nein."
"Louis."
"Nein, ich mach das nicht mit" ,bleibt Louis stur und verschränkt seine Arme vor der Brust, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnt.
"Was ist daran bitte so schlimm?"
Johannah sieht ihren Ältesten verständnislos an. Sein Verhalten in letzter Zeit lässt wirklich zu wünschen übrig.
"Was wäre denn so schlimm daran, wenn Lottie bei mir mitfährt und nicht Harry?" ,stellt Louis als Gegenfrage und zieht seine Augenbrauen hoch. Sein Gesichtsausdruck ist herausfordernd.
"Ihr zwei seid nunmal die Ältesten und ich würde mich mit dieser Lösung am beruhigtesten fühlen, falls etwas unterwegs passieren sollte" ,versucht Jay es ihrem Sohn mit ruhiger Stimme zu erklären, doch bei ihm stößt sie dabei nur auf taube Ohren.
"Was soll bitte großartiges passieren Mom? Wir fahren jetzt schon seit über Zwölf Jahren jedes Weihnachten dort hin und noch nie ist etwas auf der Hinfahrt passiert. Ich verstehe einfach nicht, warum du unbedingt willst, dass ich mit diesem-"
Louis fehlt das richtige Wort, weshalb er einen Moment stoppt und mit den Händen ringt.
"...mit diesem Idioten fast vier Stunden am Stück in einem Auto sitzen soll" ,beendet Louis schließlich seinen Satz und blickt in das unzufriedene Gesicht seiner Mutter.
"Rede ruhig über mich als wäre ich nicht da. Deine Ignoranz ist sowieso nichts neues für mich" ,mischt sich schließlich Harry auch in diese Unterhaltung ein, da er Louis' Gerede einfach nicht mehr länger ertragen kann.
"Harry."
Mahnend sieht Desmond seinen Sohn an, der sich deshalb sofort angegriffen fühlt.
"Ernsthaft? Er darf mich beleidigen, aber sobald ich etwas sage, werde ich ermahnt oder wie?" Harrys Handbewegungen werden übertriebener. Er redet sich ziemlich in Rage.
"Wir wollen hier zu viert eine normale Unterhaltung führen und dabei sind keine Provokationen nötig, die die Kommunikation zwischen euch nur noch mehr erschweren" ,redet Desmond mit einer ruigen, aber bestimmenden Stimme weiter und wirft Harry noch einen letzten Blick zu.
Harry verdreht die Augen.
"Ich versteh ohnehin nicht, warum die mitkommen müssen. Es ist eine Tomlinson Tradition" , führt Louis das Gespräch weiter, welches er zuvor mit seiner Mutter hatte und ignoriert einfach die Störung von Harry und dessen Vater.
"Louis."
Johannahs Gedulsfaden reißt langsam. Sie dachte wirklich nicht, dass Louis so ein Problem damit haben würde Desmond als ihren neuen Lebensgefährten zu akzeptieren.
"Was? Hab ich einen Wunden Punkt getroffen? Gemma, Harry und Desmond sind nicht ein Teil unserer Familie und diese Ansicht werde ich auch nicht ändern, nur weil Weihnachten bevorsteht" ,treibt Louis es immer weiter vorran und bringt jetzt seine Mutter dazu ihre Stimme zu erheben.
"Desmond und ich werden nächstes Jahr heiraten."
Louis verdreht seine Augen. Diese Hochzeit hat ihm gerade noch gefehlt. Wenn seine Mutter wirklich den Vater vom Arschloch heiraten wird, zieht Louis aus.
"Und er wird dich verlassen, so wie alle anderen vor ihm" ,kommt es schließlich gelangweilt über Louis Lippen. Zuerst hat er noch gezögert und überlegt ob er es wirklich sagen sollte. Immerhin ist sein Ziel nicht, seine Mutter zu verletzten, aber auf der anderen Seite fühlt er gerade so viele negative Emotionen in sich und er weiß einfach nicht wohin damit.
Es musste irgendwie raus, dass seine Mutter jetzt die Leidtragende ist, tut ihm leid, sobald er die glasigen Augen seiner Mutter sieht.
Jay beginnt zu Schluchzen, weshalb sich Desmond jetzt einmischt, bevor Louis sich in irgendeiner Form für sein Gesagtes entschuldigen konnte.
"In dein Zimmer. Sofort!"
Dadurch, dass Desmond sich jetzt eingemischt hat, stellt Louis automatisch wieder auf stur.
Von dem lässt er sich definitiv nichts sagen.
"Ich bin Zwanzig Jahre alt. Sicherlich werde ich nicht auf einen Mittvierziger hören, der viel zu viele Sympatiepunkte bei meiner Mutter hat."
Das ganze wird Johannah jetzt zu viel, weshalb sie unter Tränen die Küche verlässt.
Sie wollte doch einfach nur eine glückliche Familie und dass sich jeder mit jedem versteht.
Desmond eilt ihr hinterher, aber nicht ohne Louis vorher noch einen missbilligenten Blick zuzuwerfen.
Louis verdreht die Augen und steht ebenfalls auf. Er ist nicht wirklich daran interessiert mit dem Idioten allein in einem Raum zu sein.
"Ey Louis?"
"Was?"
Genervt dreht Louis sich um und sieht zu Harry, der immernoch mit verschränkten Armen am Tisch sitzt. Sie haben keinen Augenkontakt. Harry sieht mit starrer Mine auf den Esstisch.
"Schonmal darüber nachgedacht, dass wir dich nicht in unserer Familie haben wollen. Niemand mag Lügner."
Louis zeigt keine äußerliche Gefühlsregungen, auch wenn ihn das letzte Wort mehr trifft als es ihm lieb ist.
Er sagt nichts mehr dazu, sondern dreht sich weg von seinem zukünftigen Stiefbruder und verschwindet die Treppen hoch in den Dachboden, da wo sein Zimmer liegt.
Weit weg von den Anderen.
Aber vor allem, weit weg von dem Arschloch.
《♡》
"Versuch einfach die kommenden Stunden irgendwie zu überleben. Du schaffst das schon Lou."
Nicht wirklich überzeugt zieht Louis an seiner Zigarette und sieht mit gerunzelter Stirn zu den restlichen Familienmitgliedern, die wie aufgescheuchte Hühner alle ihre Koffer vom Haus, zu dem großen Familienbus tragen.
"Das wird definitiv nicht so einfach wie du das sagst, aber irgendwo habe ich das jetzt auch verdient. Das was ich gestern zu Mom gesagt habe, tut mir immer noch unfassbar leid."
Lottie vor ihm nickt leicht. Sie weiß zwar nicht genau was ihr Bruder gesagt hat, aber ihre Mutter straft Louis schon den ganzen Morgen mit Ignoranz und das tut sie wirklich nur, wenn sie sehr enttäuscht ist. Egal was er gesagt hat, es muss sie fürchterlich getroffen haben. Wegen dem Verhalten ihrer Mutter hat Louis heute Früh bekanntgegeben, dass er mit Harry fahren würde. Louis erhofft sich dadurch die Wogen etwas zu glätten.
"Mom verzeiht dir bestimmt Lou. Gib ihr einfach ein bisschen Zeit" ,redet Lottie ihm gut zu und schlingt vor Kälte ihre Arme um ihren Oberkörper.
Wie Louis in kurzer Hose und T-Shirt vor ihr stehen konnte, ist Lottie ein Rätsel. Sie glaubt es ist wieder eine komische Art von Louis, um sich selbst zu bestrafen. Wenn er etwas schlimmes getan hat und sich schlecht fühlt, macht er manchmal dumme Aktionen um sich selbst zu bestrafen. Nie etwas wirklich schlimmes, aber trotzdem nicht gerade ohne.
"Schmeiß lieber die Zigarette weg, Mom schaut dich schon so tadelnd" ,setzt Lottie hinterher, als sie Jays Blick bemerkt.
Johannah mag es überhaupt nicht, dass Louis raucht und vor allem nicht, wenn er das vor seinen jüngeren Geschwistern macht.
Als Louis zu ihr sieht, seufzt er und schmeißt seine Kippe in den Schnee.
Nachdem alles wichtige verstaut worden ist, umarmt Jay ihre beiden Söhne nochmal und ermahnt Louis dazu sicher zu fahren. Auch wenn sie sauer auf ihren Ältesten ist, will sie ihn nicht ohne Umarmung gehen lassen.
Schließlich steigen Louis und Harry in das Auto. Letzterer stellt schonmal das Navi ein, während Louis sich anschnallt.
Als sie losfahren, macht Louis das Fenster einen Spalt breit auf. Harry sieht ihn etwas irritiert an, ist aber froh seinen Mantel angelassen zu haben. Im Auto ist es eisig und damit meint Harry nicht nur die Stimmung.
"Ist dir nicht kalt?" ,fragt Harry vorsichtig, als sie schon etwa eine Viertelstunde gefahren sind.
"Nein."
"Sicher?" ,fragt Harry nochmal, aber wird einfach ignoriert. Er verdreht die Augen.
"Ich mein ja nur, immerhin hast du eine Gänsehaut" ,murmelte Harry vor sich hin, da er nicht mit Louis' abweisenden Art klar kommt. Harry hasst Stille.
"Die hab ich aus Ekel."
Louis klingt sehr monoton. Harry kennt diese Stimmlage. Louis verwendet sie immer, wenn er andere auf Abstand halten will.
"Wovor ekelst du dich?"
"Vor dir" ,antwortete Louis knapp und schaltet kurz danach das Radio an. Harry versteht es als stille Bitte ihr Gespräch einzustellen, wenn man das so überhaupt nennen konnte.
Harry versucht wirklich alles, damit sie irgendwie miteinander klarkommen, doch egal was der Neunzehnjährige versucht, Louis reagiert mit absoluter Abweisung darauf.
Und dieses Tatsache nervt Harry.
Er ist nämlich nicht derjenige, der Schuld an der ganzen Misere hat. Louis trägt die Schuld und versucht nichtmal ansatzweise die Wogen zu glätten.
Genervt sieht Harry aus dem Fenster.
《♡》
"Kannst du bitte das Fenster zu machen? Mir ist kalt und dir glaube ich auch. Deine Lippen sind
bläulich."
Louis reagiert zuerst nicht auf Harrys Aufforderung, vermutlich war er überrascht etwas von dem Lockenkopf zu hören. Immerhin schwiegen sie sich nun schon seit zwei Stunden an.
"Wenn du meinst" ,kommt es gleichgültig von Louis, der auf Harrys Wunsch hin die Fensterscheibe hochlässt.
Danach kehrt wieder Stille ein, nur das Radio spielt leise einen Weihnachtssong nach dem anderen vor sich hin. Louis beachtet die leisen Melodien nicht, die fast schon vorsichtig aus den Lautsprechern kommen und das Auto wenigstens mit ein bisschen Leben füllen. Doch als plötzlich eine ganz bestimmte Melodie zu vernehmen ist, wird Louis' Griff ums Lenkrad fester. Sein gesamter Körper spannt sich an, worunter seine Fahrkünste auch deutlich leiden.
Harry hat die Melodie ebenso vernommen und ist wie zu Eis erstarrt.
Als der Text einsetzt schielt er vorsichtig zu Louis rüber und versucht jegliche Regung in dessen Gesicht zu erkennen. Doch nichts. Nur ein starrer Blick.
Der Rafrain kommt, doch lang ist er nicht zu hören, denn Louis macht das Radio mit einer schnellen Bewegung aus. Er versucht es mit einem vorsichtigen Lächeln und einer Ausrede abzutun, aber beide wissen ganz genau, warum Louis das Radio ausgemacht hat.
Harry beobachtete ihn argwöhnisch.
Eigentlich ist es der perfekte Moment all das, was zwischen ihnen steht, aus dem Weg zu räumen. Louis kann sich hier unmöglich vor einer Aussprache drücken.
Harry ist längst nicht mehr sauer auf Louis. Damals, vor drei Jahren, war er jedoch zutiefst verletzt. Er war seine erste große Liebe und wirklich schön hat diese Beziehung nicht gerade geendet. Louis hat ihn ziemlich verletzt, aber Harry würde ihm das mittlerweile verzeihen, damit das Familienleben nicht mehr unter ihren Streitereien leiden muss. Allerdings gibt es da ein Problem.
Louis leugnet es.
Er sagt seit drei Jahren, dass er nichts falsch gemacht hat und das ist es, was Harry verletzt. Er will seinen Frieden finden, das Thema ruhen lassen, aber das kann er nicht, wenn Louis sich an seine Unschuld klammert wie Niall an sein Essen.
"Warum hast du denn das Radio ausgemacht?" ,fragt Harry so beiläufig wie möglich.
"Ich hatte gerade keine Lust mehr auf Musik."
"Auf Musik im Allgemeinen oder auf 'All I want for Christmas'?"
Diesmal ist die Frage nicht beiläufig. Diesesmal fragt Harry es mit einem scharfen Unterton und sieht Louis direkt an. Dieser spürt Harrys eindringlichen Blick, versucht allerdings das Unwohlsein, welches sich deshalb in seinem gesamten Körper ausbreitet, zu ignorieren.
"Was willst du mit dieser Frage erreichen?"
Louis klingt ziemlich gereizt, wie immer wenn er sich in eine Ecke gedrängt fühlt.
"Wieso kann man mit dir eigentlich nie ein normales Gespräch führen?" ,platz es ärgerlich aus Harry heraus, der die ganzen Gegenfragen von Louis langsam satt hat. Jedesmal, wenn sie diesem einem Thema näher kommen, beantwortet Louis nichts mehr, sondern stellt nur noch Gegenfragen. Harry reicht es.
"Vielleicht weil du immer so komische Fragen stellst?"
"Das war überhaupt keine komische Frage. Ich wollte nur wissen, warum du das Radio ausgemacht hast."
Louis verdreht die Augen. Das Harry aber auch wirklich nie locker lassen kann. Dieses Gespräch ist doch schon wieder sowasvon lächerlich.
"Ach komm schon Harry, wir wissen beide ganz genau, warum ich es ausgemacht habe."
Der Wuschelkopf hat mit Absicht wieder nicht auf Harrys Frage geantwortet. Warum sollte er auch? Beide wissen, was vor vier Jahren bei diesem Lied passiert ist. Louis muss ihm nicht sagen, dass er das Lied nicht mehr hören will, weil es bei ihrem ersten Kuss im Hintergrund lief. Harry selbst hatte es damals sogar noch umgedichtet und Louis missfällt es, dass er jetzt jedesmal, wenn er dieses Lied hört, im Kopf Harrys Text dazu mitsingt.
Dieses Lied weckt alte Erinnerungen und Gefühle, die Louis vergessen möchte.
Sie bringen nichts als Schmerzen.
"Wieso sträubst du dich so dagegen mit mir über unsere Vergangenheit zu reden?" ,fragt Harry schließlich nach einer kurzen Stillen ziemlich gereizt und fällt damit Louis weiterhin auf die Nerven.
Harry soll es einfach gut sein lassen.
"Weil ich jedesmal nach mindestens zwei Sätzen als Lügner betitelt werde. Glaubst du ich habe Lust darauf, jedesmal die selbe Geschichte runterzuleiern, nur damit du am Ende doch wieder nur Abe glaubst?"
Louis sieht kurz zu Harry, doch als er dessen unzufriedenes Gesicht sieht, lenkt er seinen Blick lieber wieder auf die Straße.
Dem Älteren ist anhand Harrys Gesichtsausdruck klar, was jetzt kommen wird und Louis selbst hat absolut keine Lust darauf. Er wollte von Anfang an nicht mit Harry fahren. Ihm war klar, dass der Lockenkopf mit dem Thema um die Ecke kommt, aber das konnte er seiner Mutter nicht sagen. Diese weiß nichts davon, dass Harry und Louis eine gemeinsame Vergangenheit haben. Das ist damals alles vor seinem offiziellen Outing gewesen. Nur Harry wusste seine wahre Sexualität und die Leute in ihrem Freundeskreis.
"Ich hab den Chat von euch gesehen Louis" ,wirft Harry ernst ein.
"Den ganzen?"
Louis ist mittlerweile ziemlich genervt von Harrys Naivität Abe alles zu glauben, versucht es aber nicht zu deutlich zu zeigen.
"Abe hat mich durchscrollen lassen. Ich konnte jede Nachricht lesen und es hat verdammt weh getan."
Der Wuschelkopf verdreht die Augen. Er hat wirklich versucht ruhig zu bleiben und einigermaßen neutral, aber nach dieser Antwort von Harry ist das definitiv nicht mehr möglich.
"Och du armer." Louis' Stimme trieft nur so vor Sarkasmus.
"Du schämst dich wirklich gar nicht oder?" ,fragt Harry fassungslos über Louis' respektloses Verhalten. Harry hat das ganze damals wirklich getroffen und Louis zieht es ins Lächerliche.
"Für gewöhnlich schäme ich mich nur für die Dinge, die ich getan habe" ,antwortet Louis stumpf und starrt gerade aus auf die immer weißer werdende Straße. Es hat vor gut zwanzig Minuten angefangen zu schneien und die Sicht wird deshalb zunehmend schlechter.
"Willst du nicht langsam die Wahrheit sagen? Ich könnte dir dann wenigstens verzeihen und vielleicht würden wir dann einigermaßen klarkommen."
Lange sagt Louis nichts dazu.
Harry hatte sich schon wieder in seinem Sitz zurückgelehnt und das Gespräch als beendet angesehen, als Louis schließlich doch noch etwas dazu sagt.
"Okay, du willst die Wahrheit?"
"Ja!"
Wieder lässt Louis eine etwas längere Pause und stellt Harrys Nerven auf die Zerreißprobe.
"Ich habe die letzten drei Jahre nichts als die Wahrheit gesagt, im Gegensatz zu Abe" ,stellt Louis mit fester Stimme klar und ist sich durchaus bewusst, dass das nicht die Wahrheit ist, die Harry gerne gehört hätte.
"Louis-" ,setzt Harry mit einer Stimmlage an, die der seines Vaters sehr ähnelt, wenn dieser enttäuscht ist.
"Drei Jahre und du glaubst dem Arschloch immer noch alles." Louis unterbricht Harry sofort, als er dessen Tonlage hört. Er weiß jetzt schon wo das hinführt. Natürlich glaubt er Abe. Immer glaubt er nur Abe. Auch noch nachdem dieser ihm das Blaue vom Himmel gelogen hat.
"Abe ist kein Arschloch" ,protestiert Harry halbherzig.
"Deswegen hat er dich auch vor einem Jahr betrogen. Macht Sinn."
Abe ist knapp ein Jahr nachdem Louis und Harry sich getrennt hatten, mit letzterem zusammengekommen. Vor knapp einem Jahr kam dann raus, dass Abe seinen Freund mehrfach betrogen und belogen hat. Als das die Runde gemacht hat, hatte Louis tatsächlich die Hoffnung, dass Harry ihm jetzt endlich glauben würde. Doch entgegen seiner Erwartung, glaubt er Abe immer noch mehr als Louis.
Der Wuschelkopf gibt es zwar nur ungern zu, doch diese Tatsache verletzt ihn zutiefst.
"Damals war er noch keins."
"Oh doch, Abe war schon immer ein Arschloch. Du hast es nur nie mitbekommen, weil er sich vor dir verhalten hat wie Mutter Theresa. Er ist und war ein gewaltiges Arschloch."
Louis ist sauer. Und zwar so richtig. Die ganze Wut, die er gerade gegenüber Abe verspürt, mischt sich mit seiner Verzweiflung, die immer größer wird, weil ihm Harry einfach nicht glauben will. Dieses Gefühlschaos in Louis wirkt sich auf seinen Fahrstil aus. Er fährt schneller, obwohl die Sicht durch den Schnee immer noch stark beeinträchtigt wird.
"Was redest du denn da?" ,fragt Harry etwas neben der Spur. Er hat bemerkt, dass Louis schneller fährt und das gefällt ihm überhaupt nicht. Harry weiß, dass es Louis schwer fällt sich in einem Streit auf etwas anderes zu konzentrieren als seinen Gegenüber anzuschreien.
"Nichts als die Wahrheit. Ich sage immer nur die Wahrheit, aber du bist ja zu blind um das zu erkennen!"
Harry wird die Situation zu gefährlich. Louis wird immer wütender. Der Lockenkopf weiß, dass Louis noch wütender werden würde, wenn er ihn auf sein schnelles Fahren hinweisen würde, weshalb er sich jetzt eine Ausrede überlegen muss, damit Louis anhält.
"Halt bitte an, ich muss aufs Klo."
Harry sagt es mit fester Stimme, auch wenn seine Hände etwas zittern. Er muss aus diesem Auto. Louis fährt viel zu schnell und es erinnert ihn an den Autounfall, den er damals mit seiner Mutter hatte.
"Jetzt? Kann das nicht warten, bis-"
"Jetzt" ,unterbricht Harry ihn mit so einer Bestimmtheit in der Stimme, das Louis schließlich nachgibt.
"Beeil dich aber" ,murrt Louis als Harry sich abschnallt und gerade seine Hand auf den Türgriff legt. Harry verdreht die Augen, während er umständlich die Autotüre mit dem Fuß auftritt. Bevor er das Auto jedoch verlässt, dreht er sich mit dem Oberkörper zu Louis um. Dieser denkt jetzt, dass Harry ihm noch etwas sagen möchte und wappnet sich innerlich schon gegen eine Beleidigung.
Doch entgegen seiner Erwartungen, zieht Harry den Autoschlüssel raus und beeilt sich aus dem Auto zu kommen, bevor Louis ihn noch zu greifen bekommt.
Dieser braucht erst ein wenig um zu realisieren, dass Harry ihm gerade den Schlüssel geklaut hat.
Sauer schnallt sich Louis ab und steigt aus seinem Auto. Laut knallt er die Türe zu und läuft mit festen Schritten auf Harry zu. Dieser hält mit seiner rechten Hand den Schlüssel in die Höhe, während er seine linke schützen vor sich ausstreckt, um Louis zu signalisieren, dass er stehen bleiben soll.
"Was soll der Scheiß?!-"
"Lass es mich erklären" ,sagt Harry schnell und macht einen kleinen Schritt nach hinten. Louis hört nicht auf ihm näher zukommen.
"Nein, gib mir den Schlüssel."
Louis bleibt stur. Harrys ausgestreckte Hand ist nur noch Millimeter von Louis' Brustkorb entfernt, als dieser schließlich doch stehen bleibt. Seine Augen sehen zum ersten Mal seit langem wieder richtig in die grünen seines Gegenübers. Harry ist etwas überfordert von dem intensiven Blickkontakt und vergisst für einen kurzen Moment, dass er Louis eine Erklärung schuldet.
"Du hast dich so sehr aufgeregt und bist deshalb schneller gefahren. Es liegt sehr viel Schnee und die Sicht ist mehr als nur beschissen. Ich wollte nur, dass du anhälst, damit du dich beruhigst. Stärkere Emotionen beim Autofahren sind nie gut, egal ob negativ oder positiv."
Harry sieht Louis mit einem besorgten Mine an und für ein paar Sekunden kommt es dem Größeren so vor, als hätte er einen kurzen Blick hinter Louis' Wände bekommen, denn dieser wirkt für einen Moment seltsam ruhig und in seinen Augen sieht Harry so etwas wie Rührung. Doch vielleicht hat Harry sich das auch nur eingebildet, denn im nächsten Moment verfinstert sich Louis' Mine wieder und er schlägt Harrys linken Arm beiseite um näher an Harry zu kommen.
"Gib mir einfach den Schlüssel wieder. Ich will weiterfahren."
"Du bist immer noch zu gereizt" ,bleibt Harry standhaft und versucht sich Louis irgendwie vom Hals zu schaffen.
"Bullshit. Ich bin super entspannt du Arsch und jetzt gib mir den verfickten Schlüssel, bevor mir mein Geduldsfaden endgültig reißt" ,antwortet Louis mürrisch, während er versucht Harrys rechten Arm runterzuziehen.
"Hörst du dir gerade eigentlich selbst zu? Du klingst nicht wirklich entspannt. Ich versteh nicht wo dein Problem ist, beruhig dich und wir fahren weiter. Ganz einfach."
Louis scheint das überhaupt nicht einsehen zu wollen, denn er hängt sich jetzt förmlich an Harrys Arm wie ein kleiner Koalabär. Harry kippt deshalb mitsamt Louis auf seine rechte Seite und ladet unsanft auf dem Kleineren im Schnee. Ein hoher Schrei verlässt Louis' Lippen, als seine Haut den Schnee berührt. Wenn ihm davor nicht schon kalt gewesen wäre, dann ist es ihm das jetzt definitiv.
Harry steht schnell auf, sieht sich etwas orientierungslos um und sucht nach dem Schlüssel, den er beim Sturz verloren hat.
"Suchst du den?" ,fragt Louis spitzbübisch grinsend, während er den Autoschlüssel neben seinen Kopf hält.
Harry antwortet ihm nicht, sondern setzt sich in Bewegung um den Schlüssel zurückzuholen. Ohne zu zögern rennt Louis los und versucht zum Auto zu kommen, doch zwei Meter von diesem entfernt, wird er von Harry umgetackelt.
Louis landet unsanft auf seinem Bauch und lässt dabei den Autoschlüssel los, dieser landet am Rand der Straße.
Schnell versucht Louis Harrys Arme von seinen Beinen zu bekommen und rappelt sich auf. Er will gerade nach dem Schlüssel greifen, als er rückartig zurückgezogen wird. Die Beleidigung bleibt ihm allerdings im Hals stecken, als kurz darauf ein Laster an ihnen vorbeifährt...
...direkt über den Autoschlüssel.
Louis realisiert nicht wirklich, dass Harry ihn gerade vor dem sicheren Tod bewahrt hat, alles was er sieht, ist der kaputte Autoschlüssel.
Einen Moment verharren sie in ihrer Position, beide am Boden sitzend, Körper dicht aneinander gepresst und Harrys Arme um Louis. Letzterer reißt sich als erstes aus der Starre und fegt Harrys Hände von sich, als seien sie ein lästiger Fussel auf seinem T-Shirt.
Schnell versucht er die Überreste seines Schlüssels von der Straße zu holen.
Vielleicht ist es nicht so schlimm wie es aussieht.
Doch bei genauerer Betrachtung muss sich selbst Louis eingestehen, dass der Autoschlüssel hinüber ist.
"Fuck!"
Wütend pfeffert Louis den Schlüssel in den Schnee und rauft sich die Haare. Sein Blick fällt auf Harry, der immer noch auf dem Boden sitzt und wie paralysiert auf die Straße vor sich schaut.
"Das ist alles deine Schuld! Wegen dir sitzen wir jetzt im Nirgendwo fest! Du hättest mich einfach fahren lassen sollen, es wär schon nichts passiert!"
Harry sagt lange nichts, weshalb sich Louis von ihm abwendet und wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her läuft. Dabei holt er sein Handy aus seiner Hosentasche und schaut ob er Empfang hat.
Nichts.
Louis schnaubt.
"Dad hat Mom weiterfahren lassen."
Es ist nur ein leises Murmeln, doch es reicht um Louis' Aufmerksamkeit zu bekommen.
"Dad hat Mom weiterfahren lassen" ,wiederholt Harry nomal etwas lauter, sieht dabei aber immer noch gerade aus auf die Straße.
Louis' Herz rutscht ihm in die Hose. Er erkennt die Situation erst jetzt und plötzlich ist all die Wut über Harrys Verhalten verschwunden.
Anne, Harrys Mutter, ist damals wütend Auto gefahren und hat deshalb einen Unfall gebaut. Harry saß mit im Auto und konnte es zum Glück überleben, aber er hat mitbekommen wie seine Mutter gestorben ist. Lang hatte er Probleme überhaupt in ein Auto zu steigen. Mit Fünfzehn hat er es zum ersten Mal wieder geschafft und war mächtig stolz auf sich.
"Wie... wie wäre es, wenn wir uns ins Auto setzen und uns dort etwas einfallen lassen, wie wir von hier wegkommen. Dort ist es bedeutend wärmer als da auf dem Boden."
Louis lächelt Harry halbherzig an und legt eine Hand auf dessen Schulter.
Harry nickt leicht und lässt sich von Louis aufhelfen, zusammen laufen sie still zum Auto zurück und setzen sich in dieses.
Stille.
"Hast du eine Idee?" ,fragt Louis unbehaglich. All seine Wut von vorhin ist verschwunden. Er verspürt nur noch Mitleid und vielleicht auch ein wenig Kälte.
"Empfang haben wir keinen oder?" ,will Harry wissen.
"Nein."
Harry nickt langsam und lehnt sich in dem Beifahrersitz zurück. Sein Blick ist nach vorne gerichtet, im Gegensatz zu Louis'. Dieser mustert Harrys Seitenprofil und spürt jetzt noch etwas anderes.
Sehnsucht.
Lautstark seufzt er auf und sieht sich um. Ihn nervt es, dass er einfach nicht von seinen Gefühlen für Harry wegkommt.
"Wir müssen irgendwie in die nächste Stadt kommen und von dort Jemanden anrufen" ,meint Harry schließlich und sieht zu Louis. Dieser erwiedert den Blick etwas ratlos.
"Und wie kommen wir dort hin?"
"Zu Fuß."
Louis ist überhaupt nicht begeistert von Harrys Antwort und lehnt sich in seinen Sitz zurück.
"Wir werden erfrieren, dass sind noch mindestens zwei Kilometer!"
"Hast du eine bessere Idee?" ,fragt Harry und sieht zu Louis. Dieser erwidert den Blick überfordert und fährt sich durch seine zerzausten Haare.
"Nein" ,antwortet er schließlich missmutig.
"Siehst du. In der Stadt können wir uns dann ein Taxi rufen und einen Abschleppdienst."
"Wir müssen das Auto abschleppen lassen?" ,fragt Louis mit einem gequälten Gesichtsausdruck. Seine Mutter wird das gar nicht gefallen. Er wird definitiv ihre Hilfe brauchen um die Kosten abzudecken.
"Natürlich. Das steht hier ziemlich beschissen."
"Mom wird mich umbringen."
Louis lässt seinen Kopf deprimierend gegen das Lenkrad fallen und sieht sich schon selbst wie er von seiner Mutter zusammengestaucht wird. Super Aussichten.
"Du kannst ihr sagen, dass es meine Schuld war" ,bietet Harry dem Älteren an, da er weiß, dass es auch irgendwo seine Schuld war. Schließlich hat er den Schlüssel geklaut. Louis sollte nicht die ganze Schuld abbekommen, nur weil ihm das Auto gehört.
"Ich bin der Fahrer, ich trage die Verantwortung" ,stellt Louis klar, nachdem er sich wieder richtig hingesetzt hat. Er lächelt Harry milde zu.
"Aber-"
"Kein Aber."
《♡》
"Lauf doch nicht so schnell" ,beschwert sich Louis nachdem er zunehmend Schwierigkeiten bekommt Harry zu folgen. Louis ist kalt, seine Knochen werden immer steifer und er selbst fühlt sich unendlich müde.
Harry hält sofort an und dreht sich zu Louis um. Mittlerweile schafft es der Wuschelkopf nicht mehr zu verstecken, dass er friert. Vorhin hat Harry ihm auch schon seinen Mantel angeboten, aber der Sturkopf hat ihn natürlich abgelehnt.
"Willst du nicht doch meinen Mantel?" ,fragt Harry nochmal besorgt, doch Louis schüttelt den Kopf. "Mir ist nicht kalt."
Harry runzelt die Stirn. Er versteht einfach nicht, was Louis' Problem ist, wenn ihm kalt ist, soll er doch den Mantel einfach nehmen. Den Jüngeren stört es nicht, er ist auch ohne den Mantel noch warm eingepackt. Anders als Louis.
"Kannst du auch einmal in deinem Leben die Wahrheit sagen?" ,rutscht es Harry ungewollt raus.
Louis bleibt stehen sobald er Harrys Frage hört und sieht ihn fassungslos an. Seine Augen sind glasig, seine Wangen und Nase rot. Die Lippen haben eine leicht bläuliche Farbe.
"Ist das dein Scheiß Ernst?" ,fragt Louis mit bebender Stimme.
Seit Jahren wird er als Lügner dargestellt, von einer Person, die er von Herzen geliebt hat und dabei hat er nichts als die Wahrheit gesagt. Es ist absolut beschissen, wenn die Person, der man am meisten vertraut, dieses Vertrauen einfach nicht erwidert.
Louis hat nicht mehr das Bedürfnis in die Stadt zu kommen, wozu auch? Eine komische Leere breitet sich in ihm aus und er wird müde. Müde von allem. Von der Kälte. Vom Laufen, aber vor allem wird er müde von Harrys Vorwürfen. Kurzerhand setz er sich in den Schnee, ihm ist alles egal. Soll er doch erfrieren, hoffentlich ist Harry dann zufrieden.
"Louis" ,setzt Harry an, doch Louis stoppt ihn.
"Warum vertraust du mir einfach nicht? Was habe ich in unserer Beziehung falsch gemacht, dass du jemals denken konntest, ich würde dich nicht lieben? Dass ich dich nicht wertschätze? Dass ich dich nicht brauche? Was Harry? Was habe ich getan, dass du mir damals nicht mal eine Chance gegeben hast, mich zu erklären? Was habe ich getan, um gleich den Stempel eines Arschlochs aufgedrückt zu bekommen?"
Louis sieht erst zu Harry hoch, als er fertig ist. Tränen laufen ihm die Wangen hinunter. Zum ersten Mal seit drei Jahren, hinterfragt Harry bei dem Anblick des zusammengekauerten, frierenden und weinenden Louis, ob Abe ihn damals nicht doch angelogen hat.
Harry sagt zuerst nichts, er weiß auch gar nicht was, doch nachdem er seine Starre überwunden hat, zieht er wortlos seinen Mantel aus, legt ihn um Louis und setz sich neben diesen.
Lange ist es still.
"Es tut mir leid. Es war nicht richtig Abe blindlings zu vertrauen. Ich hätte mir auch deine Seite anhören müssen, aber ich konnte damals einfach nicht. Ich war so verletzt. Die Vorstellung, dass du mir alles nur vorgespielt hast, hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Du warst alles für mich und falls du noch möchtest, würde ich mir deine Seite anhören. Mir ist durchaus bewusst, dass das drei Jahre zu spät kommt. Ich kann verstehen, wenn du es mir jetzt nicht mehr erzählen möchtest."
Stille legt sich über die zwei. Louis schaut schweigend in die Ferne und lässt Harrys Worte erstmal nur so stehen. Er lässt sich Zeit mit seiner Antwort.
Schließlich holt Louis sein Handy raus und hält es Harry hin. Etwas verwundert nimmt er es entgegen.
"Ich denke der richtige Chatverlauf zwischen Abe und mir spricht für sich selbst. Der Code ist 2809" ,gibt Louis müde Anweisungen, die Harry eifrig verfolgt. "Geh auf Whatsapp. Abe ist als Wixxer eingespeichert."
Harry findet den gesuchten Chat schnell und scrollt an den Anfang der letzten Unterhaltung. Louis hat seither nicht mehr mit Abe geschrieben. Verwunderlich ist das nicht wirklich.
Fünf Minuten braucht Harry bis er alles durchgelesen hat. In dieser Zeit sitz Louis schweigend da und zieht Harrys Mantel enger um sich, als ein kalter Windstoß durch seine Haare fährt.
Der Blauäugige bekommt nicht wirklich mit wie Harry das Handydisplay schwarz werden lässt und es anschließend in seinen Schoß legt. Betrübt sieht er auf seine Schuhe. Die Spitzen sind etwas vom Schnee bedeckt.
Louis hat die Wahrheit gesagt. Abe hat an ein paar Stellen wirklich Nachrichten gelöscht und damit den Chatverlauf so verändert, dass es so aussah als hätte Louis nur seine Gefühle für Harry gespielt.
Jetzt, da er den richtigen, unveränderten Chatverlauf gelesen hat, wird sein Herz schwer. Louis hat Harry vor Abe verteidigt und bestimmt tausendmal betont wie sehr er Harry liebt.
All die Jahre.
Harry sieht jetzt zu Louis, dieser sieht immer noch starr gerade aus.
"Es tut mir leid."
Louis erwacht aus seiner Starre. Er sieht zu Harry, sagt aber zunächst nichts.
"Warum hast du nie gesagt, dass du den Chatverlauf hast?" ,fragt Harry vorsichtig. Seine Stimme ist bedrückt. Er fühlt sich wie das letzte Arschloch.
Harry blickt in die blauen Augen und zum ersten Mal versucht Louis nicht mit aller Kraft zu verstecken was er fühlt. Er lässt den Jüngeren an seinem Schmerz teilhaben. Etwas, was er schon lange nicht mehr getan hat.
"Ich wollte, dass du dem glaubst, was ich sage, aber du hast mich damals ja direkt beschuldigt, also habe ich es gelassen" ,erzählt Louis gleichgültig. Seine Tränen sind mittlerweile getrocknet. Er wirkt fertig.
"Es tut mir leid. Ich war ein dummer, unerfahrener Sechzehnjähriger Junge, der zum ersten Mal eine Beziehung hatte. Rückblickend war es absolut unfair dir gegenüber mir deine Seite nicht anzuhören."
Harry weiß nicht so recht wie er Louis noch seine Reue zeigen kann. Er fühlt sich so an, als könnte er mit keinem Wort so richtig seine Gefühle ausdrücken.
"Ich kann verstehen, warum du nichts mehr von mir wissen wolltest. Das was Abe dir gezeigt hat, hätte mich auch dazu gebracht dich zu hassen. Ich kann es wirklich nachvollziehen, aber es hat mich trotzdem verletzt. Deine Blicke waren das Schlimmste."
Louis' Stimme fängt wieder an zu beben, ob vor Kälte oder vor Trauer kann Harry nicht sagen. Der Wuschelkopf sieht ihn immer noch nicht an. Harry weiß nicht genau, wie lang sie so nebeneinander sitzen, aber es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit.
"Ich würde verstehen, wenn du Schwierigkeiten hast mir zu verzeihen oder es vielleicht sogar nie so ganz schaffst. Alles was ich sagen kann ist, dass es mir wirklich leid tut und dass ich mir ab sofort bei jedem Streit deine Sicht anhören werde, bevor ich dich verurteile. Es ist meine Schuld, dass unsere Beziehung so abrupt geendet hat. Ich- es... ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen und es ungeschehen machen. Ich hoffe du kannst es mir irgendwann irgendwie verzeihen."
Harry mustert Louis' Seitenprofil, doch als er keine Regung von Louis bekommt, senkt er den Blick.
Tief seufzt er. Er kann es Louis wirklich nicht übel nehmen, wenn dieser ihm nicht verzeihen würde. Harry wüsste noch nichtmal selbst ob er sich in so einer Situation verzeihen würde.
Lange schweigt Louis.
Noch länger als zuvor. Harry hat schon jegliche Hoffnung aufgegeben, als sich kalte Finger zwischen seine schmiegen.
Harrys Atem stockt und beschleunigt sich unwillkürlich, als er Louis' Kopf sachte auf seiner Schulter spürt. Harry traut sich nicht dem Kleineren ins Gesicht zu sehen, doch er ist sich sicher, dass er dort ein kleines Lächeln vorfinden würde.
Und eben dieses Lächeln schleicht sich ganz langsam und vorsichtig auf Harrys Lippen.
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