6. Dezember: Ungeschickte Hände
_Hazzabear_ hat heute am Nikolaustag einen wundervollen One Shot für euch geschrieben :) Ihr findet ihn zwar nicht in eurem Schuh, aber dafür hier und ich hoffe, er wird euch auch so viel Freude bereiten. Danke, dass du bei diesem Projekt dabei warst und dir so eine Mühe gemacht hast. Schreibt ihr, wie immer, ein paar nette Kommentare und hinterlasst ihr einen Stern als Dankeschön. Schaut auch auf jeden Fall bei ihr vorbei!
Jetzt wünsche ich euch viel Spaß, wir sehen uns vielleicht in meiner Geschichte wieder.
Lots of love
Michelle xx
Wörteranzahl: 3836
________________________
Mama 06:54am
Es tut mir leid mein Schatz, aber die Kinder sind alle krank. Am besten kommst du nicht zu uns. Die Kleinen haben die Windpocken und Phoebe kämpft mit einer Grippe. Wir holen deine Geburtstagsfeier nach. Versprochen :*
________________________
Enttäuscht blickte ich auf mein Handy und las die Nachricht meiner Mutter erneut durch. Ich war durch das Piepen meines Handys aufgewacht. Eigentlich wäre ich morgen früh nach Doncaster gefahren, damit ich meinen Geburtstag bei meiner Familie verbringen konnte.
Doch daraus wurde wohl nichts.
Seufzend, da ich an der Tatsache, dass sie krank waren und ich mich nicht anstecken wollte, nichts ändern konnte, tippte ich schnell eine Antwort.
________________________
Ich 07:01am
Oh nein, ich hoffe den Zwillingen geht es bald besser. Lass dich nicht unterkriegen. Wünsch allen eine gute Besserung. Es ist zwar schade, aber wir holen es nach. Sehen wir uns Silvester?
________________________
Mama 07:05am
Ja natürlich! Es tut mir wirklich leid, Großer. Vielleicht kannst du dich ja noch mit deinen Freunden verabreden? Die Kleinen werden jetzt wach und brauchen mich. Wir telefonieren die Tage.
________________________
Lustlos warf ich mein Handy in die Kissen und stand langsam auf. Der Vorschlag, dass ich mit meinen Freunden feiern konnte war nicht schlecht. Nur leider war dieses Jahr die Familie dran. Liam war mit seinem Freund, Zayn, bei seiner Familie im Urlaub und genossen die
Weihnachtszeit an einem sonnigeren Ort. Mein Arbeitskollege war ebenfalls bei seiner Familie. Sein Flug ging gestern Abend nach Irland.
Also würde ich dieses Weihnachten alleine verbringen. Hervorragend.
Meine Laune verfinsterte sich. Ich hatte schon gar keine Lust mehr. Geburtstag und Weihnachten alleine. Nicht das, was ich mir von den Feiertagen erhofft hatte. Ich schlurfte in die Küche und setzte einen Tee auf. Vielleicht konnte der ja meine Stimmung heben. Ich griff nach meiner Lieblingsteesorte und hängte einen Beutel in die Tasse.
Gerade hatte ich mich an den Küchentisch gesetzt, doch anstatt vielleicht doch noch in einen halbwegs entspannten Morgen zu starten zuckte ich wegen des plötzlichen Lärms zusammen.
Was war denn jetzt los?
Wer bohrte denn um halb acht Uhr morgens Löcher in die Wand? Da es auch nach mehreren Minuten nicht aufhörte stand ich auf und zog mir etwas über. Nur in Boxershorts wollte ich mich ungerne bei den neuen Nachbarn beschweren. Auf dem Weg nach unten griff ich noch nach meinem Wohnungsschlüssel und zog die Tür hinter mir zu.
Auf jeder Etage war immer nur eine Wohnungstür, weswegen es nicht wirklich schwer war. Außerdem hatte ich in den letzten Tagen immer wieder jemanden gesehen, welcher Möbel in diese Wohnung trug.
Ich passte den Moment ab, in dem die Bohrmaschine nicht lief und klingelte. Es knallte und dann ertönte nur ein Fluchen. Doch irgendwann wurde die Tür geöffnet. Mit großen Augen sah ich den Mann vor mir an und schluckte. Seine Haare hatte er hochgebunden und vereinzelt lösten sich ein paar Locken heraus.
Was wollte ich noch gleich? "Ja?"
Ich schüttelte meinen Kopf leicht und atmete tief durch. "Wegen dem Lärm... Also... Muss das so früh am Morgen sein?" Der Mann vor mir schüttelte leicht mit seinem Kopf und kratze sich verlegen am Nacken. "Tut mir leid, ich habe da gar nicht drüber nachgedacht. Meine Familie hat sich schon einen Tag früher angekündigt und ich wollte meine Wohnung wenigstens ein
bisschen vorzeigbar machen. Ich habe leider nicht wirklich geschickte Hände und brauche ziemlich lange."
Er sah mich so entschuldigend an, dass ich einfach nicht anders konnte und meine Hilfe anbot. "Ich kann dir etwas unter die Arme greife. Handwerklich bin ich eigentlich ganz geschickt." Der Lockenkopf sah mich überrascht an. "Wirklich? Das wäre echt wunderbar." Ich trat in seine Wohnung, als er etwas bei Seite ging.
"Ich bin übrigens Harry", stellte sich der Grünäugige vor und hielt mir seine Hand hin. Den Handschlag erwiderte ich und stellte mich als Louis vor. Als unsere Hände sich berührtem breitete sich ein Kribbeln in meiner Hand aus, welches bis hoch in meinen Arm ging. Ich schluckte und versuchte mir nichts anmerken zulassen.
Harry zeigte mir, wo er Hilfe brauchte und wir begannen mit den Sachen, die kaum Lärm machten. Vermutlich waren die anderen Nachbarn auch nicht begeistert, wenn wir direkt mit der Bohrmaschine weitermachten.
Gemeinsam bauten wir einen Schrank nach dem anderen auf, oder eher ich. Denn Harry hatte tatsächlich zwei linke Hände. "Harry, du musst diese Schraube nehmen und gleichzeitig solltest du das Brett festhalten, sonst funktioniert das nicht." Er seufzte laut und legte den Schraubenzieher hin. "Warum ist das denn nicht alles farblich markiert. Woher weißt du denn, was die richtige Schraube ist. Das sieht doch alles gleich aus", jammerte er und brachte mich damit zum Lachen.
"Lach nicht", beschwerte er sich und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Ich beruhigte mich wieder und strich mir die Tränen aus den Augenwinkeln. "Warte, ich zeige es dir." Mit viel Geduld zeigte ich Harry wie es funktioniert, doch nach dem er zum wiederholten Male die falschen Teile zusammengeschraubt hatte, gab ich ihm nur die Anleitung in die Hand und die einzelnen Schrauben. Während er mit dem Sortieren und Anreichen beschäftigt war, baute ich alles zusammen.
"Danke das du mir Hilfst, Louis." Ich zog eine Schraube fest und lächelte Harry an. "Kein Ding, ich helfe gerne." Vor allem, da er ohne Hilfe wirklich aufgeschmissen wäre. Als das Regal fertig aufgebaut war, stellte Harry es auf und schob es an den entsprechenden Platz. Währenddessen beobachtete ich ihn und biss mir auf die Lippe. Ich konnte nicht anders und starrte auf seine Oberarme. Man hatte er Muskeln.
Bis alles aufgebaut war und die Hängeschränke in der Küche angebracht waren, sprachen wir über alles mögliche und lernten uns so näher kennen. Allerdings hatte ich schon seit den ersten
Minuten das Gefühl, als würde ich Harry schon länger Stunden kennen. Deshalb gingen wir auch so locker und irgendwie vertraut miteinander um. Es war echt etwas Besonderes.
Harry war erst seit einer Woche hier in London. Er hatte zuvor in Manchester eine Ausbildung gemacht und hat hier einen Job als Erzieher angenommen. Außerdem erfuhr ich, dass er nach Weihnachten eine Katze aus dem Tierheim holen wollte. Während er das erzählte war er nur am Strahlen.
Ich legte den Schraubenzieher hin und strich mir den Schweiß von der Stirn. "Ich glaube wir haben es geschafft." - "Wirklich?" Als ich nickte fing Harry an zu jubelten und streckte die Arme in die Luft. Begeistert sah er zu mir und zog mich in eine feste Umarmung. "Danke", murmelte er in meine Halsbeuge und strich mit seinen Fingern über meine Seite. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und unbewusst schmiegte ich mich etwas näher an ihn heran.
"Wie gesagt, ich helfe gerne", flüsterte ich gegen seine Brust. Als wir uns voneinander lösten sah ich kurz zu ihm hoch, wendete dann aber meinen Blick ab und schaute zu dem was wir die vergangenen Stunden gemacht hatten. "Jetzt musst du nur noch ein bisschen aufräumen und dann kannst du deine Familie eine schöne Wohnung präsentieren." Zugegeben, Harry hatte wirklich einen guten Geschmack was die Einrichtung angeht. Hier war alles schön hell. Bei mir in der Wohnung war es durch die dunkelgrüne Wandfarbe und durch die schwarzen Möbel allgemein etwas dunkler.
"Wie kann ich mich denn revanchieren?", fragte Harry. Ich schüttelte meinen Kopf und winkte ab. "Brauchst du nicht." Ich mochte es nicht, wenn man immer etwas zurückzahlen wollte. Meine Hilfe hatte ich schließlich freiwillig angeboten.
Doch Harry wollte nicht lockerlassen, er nahm auf einmal meine Hände in seine. "Und was ist mit dem Weihnachtsmarkt? Gehst du heute Abend mit mir etwas trinken?" Ich schaute auf unsere Hände und dann wieder hoch in seine grünen Augen und nickte langsam. "Gerne."
Harry grinste mich an und löste eine Hand und legte sie an meine Wange. "Heute Abend dann? Ich hole dich um 19 Uhr ab." Etwas aufgeregt stimmte ich dem zu und betrachtete wieder unsere Hände. Ich mochte wie seine größeren Hände perfekt zu meinen passten und sie umschlossen. "Dann bis heute Abend."
Ich umarmte Harry noch einmal kurz und verabschiedete mich. Mit einem Grinsen auf den Lippen kehrte ich in meine Wohnung zurück. Als ich die Tür hinter mir schloss, lehnte ich mich an diese und atmete tief durch.
Oh Gott.
Ein Date.
Wann hatte ich das letzte Mal eine richtige Verabredung?
Ich schloss meine Augen und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Das wird schon. Irgendwie. Um mich von der aufkommenden Nervosität abzulenken ging ich duschen und setzte mich eine halbe Stunde später an den Küchentisch, aß etwas und widmete mich den Aufsätzen meiner Studenten.
Ich wollte ihnen einen eine kleine Freude bereiten und ihnen so schnell wie möglich die Noten mitteilen. Als ich die Aufsätze vor den Weihnachtsfeiern eingesammelt hatte, sahen die Aufsätze sehr vielversprechend aus. Mit einer heißen Tasse Tee schaffte ich es alles zu korrigieren. Unglaublich stolz klappte ich meinen Laptop auf und trug die Noten in die Datenbank ein und schickte eine E-Mail an meine Studenten. Anfangs hatte ich bei ein paar von ihnen wirklich ernsthafte Bedenken, doch sie hatten sich wirklich gut gemacht.
Amerikanische Literatur war schließlich nicht für jeden etwas.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass Harry in weniger als einer Stunde an der Tür stehen würde. Ich wippte mit meinem Bein auf und ab und versuchte irgendwie meine Nervosität hinunterzuschlucken. Mir war etwas flau im Magen, dabei war es doch nur eine einfache Verabredung. Mit einem unglaublich gutaussehenden Mann. Daran zu denken, wie attraktiv Harry war und wie gut sein Charakter mir gefiel, half dabei allerdings überhaupt nicht.
Ich stütze meinen Kopf ab und kaute auf der Innenseite meiner Wange. In seiner Nähe fühlte ich mich doch wohl, warum schlug mein Herz jetzt so schnell? Mit weichen Knien stand ich auf und lief in der Küche langsam auf und ab. Gegen das komische Gefühl im Magen trank ich noch einen Tee. Doch egal wie sehr ich versuchte mich abzulenken. Nichts funktionierte.
Als ich erneut auf die Uhr blickte war ich überrascht wie schnell die Zeit verging, wenn man sich wahnsinnig machte. Aufgeregt ging ich in mein Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Die Wahl meiner Klamotten fiel mir alles andere als schwer. Draußen war es kalt und ich war eine Frostbeule. Ich suchte mir meine wärmsten Klamotten heraus und zog sie mir über.
Gerade als ich in den Flur trat klingelte es. Fest biss ich mir auf die Lippe und atmete noch einmal tief durch. Mit schwitzigen Händen öffnete ich die Tür. Erneut blieben mir die Worte im Hals stecken. Wie schaffe es Harry immer wieder so gut auszusehen? Seine Beine waren in
dunkle Hosen gehüllt. Er trug dicke Winterstiefel und einen dazu passenden braunen Mantel. Seine Haare hatte er diesmal offen. Die braunen Locken gingen ihm fast bis zu Brust. Als ich auf seine Hände blickte, sah ich, dass er sich die Nägel Türkis lackiert hatte. Das Einzige was mit dazu einfiel war, dass es verdammt gut zu ihm passte.
Ich hingegen glich einem Michelin – Männchen. Wenigstens würde ich nicht erfrieren.
"Hey Louis", begrüßte Harry mich und zog mich in eine kurze Umarmung. "Hallo", erwiderte ich leise und drückte ihn kurz. Ich zog seinen Duft ein und konnte nicht verhindern, dass ich lächelte. Er roch unfassbar gut. Als er sich von mir löste lächelte ich ihn unsicher an. Hoffentlich merkte er nichts von meiner Nervosität. Harry wirkte wie die Ruhe in Person.
Die Stimmung war auch ganz anders als heute morgen. Irgendwie war es nicht mehr so entspannt und locker. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns beide anstrengen wollten und es ernst meinten. Nach dem ich mir meine Winterjacke angezogen hatte, nahm ich noch meinen Geldbeutel und schloss die Tür hinter mir ab.
"Du siehst gut aus." Überrascht sah ich Harry an und zog meine Augenbrauen hoch. "D-Danke, du aber auch", nuschelte ich leise und spürte wie meine Wangen rot wurden. Ich fühlte mich wie ein kleiner Teenager. Oh je...
Der Weihnachtsmarkt lag relativ nah an unserem Haus und vom weitem konnte man schon die Musik hören. Als wir um die Ecke bogen sah man auch die Lichter und die ersten Buden. Ich war am Tag der Eröffnung einmal über den Markt gelaufen, doch abends war die Stimmung eine ganz andere.
"Wow, der ist ja viel schöner als bei uns im Dorf." Harry kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Das ist noch gar nichts. In der Mitte des Weihnachtsmarktes gibt es einen kleinen Platz und jedes Jahr übertreffen sie sich selbst mit der Dekoration."
Harry war direkt Feuer und Flamme, er schnappte sich meine Hand und zog mich weiter. "Harry", lachte ich und hielt etwas dagegen. "Wir haben doch Zeit." Entschuldigend blickte er mich an und ließ meine Hand los. "Tut mir leid." Ich schmunzelte nur und nahm seine Hand in meine. "Du freust dich doch nur, alles gut."
Gemeinsam gingen wir in einem gemütlicheren Tempo an den Ständen vorbei. Hier und da blieben wir stehen und sahen uns die Sachen an, welche dort verkauft wurden. Gerade betrachtete ich kleine Holzfigürchen. Ich wusste nie was an denen so besonders war, doch meine Mutter liebte sie und sammelte die Figuren wie eine Wahnsinnige. Während ich eine der
Figuren in die Hand nahm, legte Harry seine Hand auf meinen Rücken. Ich lächelte bei der Berührung, stellte die Figur zurück und blickte zu Harry.
Dieser lächelte mich nur warm an.
"Wollen wir uns vielleicht mit einem Glühwein aufwärmen? Meine Hände sterben gleich ab."
"Warum sagst du denn nichts?" Harry nahm die Hand von meinem Rücken und nahm meine Hände in seine. Er rieb leicht mit seinen Händen über meine und hauchte sie leicht an. "Komm da vorne ist ein Stand. Meine Hände sind auch nicht mehr wirklich warm." Ich brachte nur ein einfaches Nicken zustande. Seine Fürsorge ließ mein Herz höherschlagen.
"Was möchtest du denn trinken?" Ich holte den Geldbeutel aus meiner Winterjacke und sah Harry fragend an. "Ich nehme einen weißen Glühwein, aber du- du musst nicht zahlen." Ich schüttelte meinen Kopf und lächelte. "Möchte ich aber." Während ich unsere Bestellung aufgab hielt Harry uns beiden einen Platz an einem der Tische frei.
Als ich auf unsere Getränke wartete sah ich über meine Schulter hinweg zu Harry, welcher mich anscheinend nicht aus den Augen ließ und mir zuzwinkerte. Mit roten Wangen drehte ich mich um und nahm nach dem Bezahlen die beiden Tassen entgegen. Bei Harry angekommen wusste ich nur leider nicht mehr, welche Tasse, welche war.
"Also- Ich glaube das hier ist deine", murmelte ich und schob ihm eine hin. Als er probierte schüttelte er jedoch seinen Kopf und schaute mich verwundert an. "Kinderpunsch?" Kurz biss ich mir auf die Lippe. "Das ist dann wohl meine Tasse." Wir tauschten sie und ich nahm die Tasse direkt in die Hände und wärmte meine Finger auf.
Für einen Moment schwiegen wir. Es war aber keine unangenehme Stille. Jeder ging seinen Gedanken nach und nippte an den heißen Getränken. "Ist hier noch frei?" Zwei junge Mädchen sahen uns fragend an. Harry legte seinen Arm um meine Hüfte und zog mich näher an sich heran. "Natürlich" antwortete er mit einem Lächeln auf den Lippen und nickte leicht.
Das Harry so auf Kontakt aus war, brachte mich zum Schmunzeln. Ich ließ es mir nicht nehmen und schmiegte mich etwas mehr an seine Seite. Die Mädchen stellten ihre Tassen ab und bedankten sich, bevor sie ihr Gespräch vertieften.
Nachdem Harry und ich die Tassen geleert hatten, war er derjenige, welcher Nachschub holte. "Wie kommt man eigentlich dazu Amerikanische Literatur zu unterrichten?" Ich sah ihn überrascht an und grinste. "Das fragst du dich die ganze Zeit?" – "Ja, irgendwie schon. Ist das
nicht voll langweilig?" Gespielt schnaubte ich und stieß ihn in die Seite. "Sagt derjenige, welcher den ganzen Tag mit Kindern spielt", grinste ich und lachte als Harry mich finster ansah.
Wir tranken immer mehr und unterhielten uns über Gott und die Welt. Ich genoss es in Harrys Nähe und fühlte mich unglaublich wohl. Harry schien es nicht anders zu gehen, denn er hielt mich mit einem Arm immer noch eng bei sich. Sobald jemand etwas näher an und vorbei ging, zog Harry mich für einen Moment näher zu sich und ließ erst nach wenigen Sekunden etwas locker.
Wir leerten unsere Tassen und sahen uns kurz um. "Sollen wir noch etwas weiter?", fragte Harry. Ich stimmte zu und brachte unsere Tassen weg. Zusammen liefen wir noch an ein paar Ständen vorbei. Auf einmal blieb Harry stehen und drückte meine Hand kurz. "Wartest du kurz hier?" Ich nickte leicht verwirrt und schaute Harry hinterher. Doch er verschwand relativ schnell in der Masse.
Ich wurde etwas nervös. Doch als er nach einigen Minuten zurückkehrte legte es sich wieder. Harry packte irgendwas in seine Handtasche, doch weiter dachte ich nicht darüber, denn er reichte mir seine Hand. Mit geröteten Wangen nahm ich sie entgegen und gemeinsam schlenderten wir noch etwas über den Markt.
Doch nach einer Weile begannen die ersten Buden zu schließen, weswegen wir uns auf den Weg nach Hause machen. Harry ließ es sich nicht nehmen und begleitete mich hoch zu meiner Wohnungstür. Etwas unschlüssig drehte ich mich zu Harry um und war etwas ratlos. Wir hatten uns die gesamte Zeit prima verstanden und ich wollte nicht das es aufhörte.
"Ich finde wir sollten es wiederholen", fing Harry an und legte seine Hand an meine Wange. "Das wäre schön", erwiderte ich flüsternd und schmiegte mich leicht an seine Hand. Das sie kalt war interessierte mich nicht. Wir sahen uns einen Moment an, bis Harry mir wieder zuzwinkerte.
"Schlaf gut", wisperte er leise, beugte sich vor und küsste meine Stirn für ein paar Sekunden. Es fühlte sich allerdings wie eine kleine Ewigkeit an. Mit roten Wangen und einem verliebten Lächeln schaute ich ihm hinterher. Als ich eine halbe Stunde später in meinem Bett lag dachte ich nicht im Geringsten an Schlaf.
Die gesamte Zeit dachte ich über unseren Abend nach und irgendwann schlief ich mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Das mit Harry wollte ich wirklich nicht vermasseln.
Ich wachte wegen einem Klingeln an der Tür auf und setzte mich verschlafen auf. Wer war das denn jetzt? Ich rieb meine Augen und zog mir eine Jogginghose über. Langsam schlurfte ich zur Tür und öffnete diese mit nacktem Oberkörper.
"H-Harry?" Der Lockenkopf schaute auf und lächelte mich breit an. "Ich hatte irgendwie gehofft, dass du ein Langschläfer bist, dann ist die Überraschung direkt besser."
Ich sah von Harry zu dem Tablett, welches er in seinen Händen hielt und nickte leicht. "Also die Überraschung ist dir wirklich gelungen. Komm rein." Ich öffnete die Tür noch ein Stück und ging bei Seite. "Ich gehe mir nur schnell was überziehen." Harrys Blick auf meinem Oberkörper spürte ich und es brachte mich etwas zum Kichern. Er starrte nämlich ganz schön. Ruckartig wendete Harry seinen Blick ab und ging in die Küche.
Vollständig angezogen ging ich zu ihm und betrachtete das kleine Meisterwerk, welches er auf dem Küchentisch ausbreitete. "Der gestrige Abend hat so gut geendet, da dachte ich, dass der Morgen doch genauso anfangen könnte." Schmunzelnd stimmte ich ihm zu und griff nach der Tasse Tee. "Yorkshire?", fragte ich erstaunt und konnte nicht anders als zu Strahlen.
Harry nickte und strich mir eine Strähne aus der Stirn. "Ich habe mir es gemerkt. Auch wenn es ein bisschen zu viel Glühwein war." Die Tatsache, dass er mir gestern wirklich aufmerksam zugehört hat, brachte meine Gefühle vollkommen durcheinander. Hoffentlich hörte er nicht wie schnell mein Herz in meiner Brust schlug.
So wie gestern Abend breitete sich ein vertrautes Gefühl aus und ich konnte nicht anders als ihn anzulächeln und nach seiner Hand zu greifen. "Danke", flüsterte ich und strich über seinen Handrücken. Harry hatte alles was das Herz begehrt mitgebracht. Ich trank einen Schluck von meinem Tee und griff nach einem der Croissants. "Nimm die hier dazu, die Kombination ist Wahnsinn." Er reichte mir ein Glas mit Himbeermarmelade.
Eigentlich aß ich Croissants immer pur, doch Harry sah mich erwartungsvoll an, weswegen ich nicht anders konnte und probierte. Ich nickte und leckte über meine Lippen. "Schmeckt wirklich gut." – "Sag ich ja", säuselte er und aß ebenfalls ein Croissant.
Harry war nicht nur ungeschickt, was das das Handwerkliche anging. Mit dem Essen tat er sich auch etwas schwer. Er hatte etwas von der Marmelade auf seiner Wange, wie auch immer er das geschafft hatte. Ich beugte mich vor und ohne Nachzudenken wischte ich sie mit meinem Daumen weg und leckte die Marmelade von meinem Daumen.
Diesmal war Harry es, welcher mich verlegen ansah und versuchte seine roten Wangen zu verstecken. Wir frühstückten in Ruhe zu Ende und verlegten das ganze ins Wohnzimmer.
Mit Kuscheldecken machten wir es uns bequem. Im Hintergrund lief leise Weihnachtsmusik und auf dem Fernseher flackerte ein Kaminfeuer. Es mag vielleicht etwas kitschig sein, aber ich mochte dieses kuschelige Ambiente. Und es war nochmal schöner, weil Harry immer noch hier war und seine Zeit mit mir verbrachte.
Mit der Zeit, in der wir redeten, rutschten wir immer enger zusammen, bis Harry einen Arm um mich legte und ich mich an seine Seite schmiegte. Zufrieden lauschte ich seinem Herzschlag und der Musik. Ich wollte, dass es niemals aufhörte.
Als Harry zur Toilette verschwand legte ich meine Hände an die Wange und seufzte leise. Mein ganzes Gesicht glühte. Vermutlich sah ich aus wie eine kleine Tomate. Es war so schlimm, seitdem mich Harry vorhin zu sich eingeladen hatte. Wir kannten uns noch nicht lange und dennoch wollte er Weihnachten mit seiner Familie und mit mir verbringen.
Als Harry wieder zurückkam, kuschelten wir uns wieder hin, doch leider fing sein Handy an zu klingeln. Schmollend rutschte ich etwas bei Seite, damit er besser nach seinem Handy greifen konnte. Anscheinend telefonierte er mit seiner Mutter. Als er auflegte schaute er mich entschuldigend an.
"Meine Familie ist in einer halben Stunde da. Ich sollte jetzt gehen. Tut mir leid, ich dachte sie brauchen noch ein paar Stunden. Wir sehen uns morgen. Du kannst gerne schon vormittags vorbeikommen. Schließlich hast du doch Geburtstag und da ist ein schönes und großes Geburtstagsfrühstück ein Muss."
Ich schüttelte meinen Kopf und lächelte ihn an. "Du bist wirklich unglaublich, danke. Ich begleite dich noch zur Tür." Wir umarmten uns einen Moment, bis ich mit Harry an der Hand aufstand. Ich wollte gerade in die Küche, um seine Sachen wieder auf das Tablett zu stellen, als er mich festhielt und den Kopf in den Nacken legte. Verwirrt folgte ich seinem Blick und schaute überrascht auf den Mistelzweig, welcher über unseren Köpfen am Türrahmen hing.
"Wie kommt der dorthin?" Vorsichtig stupste ich den Zweig an und senkte meinen Blick auf Harry, welcher mich die gesamte Zeit still beobachtet hatte.
"Vom Weihnachtsmarkt. Ich habe ihn sogar selbst angebracht." Er sagte es mit so einem Stolz in der Stimme, doch plötzlich fiel der Zweig samt Nagel zu Boden. Ich konnte nicht anders als zu
Lachen und hob den Mistelzweig auf. Belustigt hielt ich ihn Harry hin. "Ich denke wir sollten das mit dem Hammer und Nagel noch ein bisschen üben, oder?"
"Wir?"
Anstatt darauf zu antworten, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und legte meine Lippen auf seine.
__________________
Fröhliche Weihnachten <3 anna xx _Hazzabear_
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top