24. Dezember: Weihnachtswunder
Heute am besonderen Tag haben wir einen wundervollen One Shot von einer wundervollen Person für euch. Die liebe yourssincerely1D, eine meiner besten Freundinnen, hat ihn geschrieben. Für mich, ist sie sowieso die talentierteste Schreiberin die ich kenne und ich bin mir zu fast Tausend Prozent sicher, dass ihr sie alle kennt. Wir haben auf diesem Account auch schon zwei Geschichten veröffentlicht, wenn ihr sie noch nicht kennt und Interesse habt, schaut gerne mal rein. Ansonsten, lasst ihr einen Vote und mehrere Liebe Kommentare da. Falls ihr noch nicht über den Follow Button auf ihrem Account gestolpert seid, holt das auf jeden Fall nach. Und jetzt, meine Worte an dich: Danke, dass du wieder in meinem Leben bist. Letztes Jahr war etwas schwierig, du bei dem Kalender auch nicht dabei und es hat einfach etwas gefehlt. Meine Geschichte sollte auch schon ein Dankeschön an dich sein, aber hier sage ich es noch einmal richtig; Danke. Für alles. Du weißt es und ich sage es oft genug, aber danke dass es dich gibt. Und jetzt lasse ich dich auch nicht wieder gehen, nur damit du es weißt <3
Lasst ihr ganz viel Liebe da! Lots of love und frohe Weihnachten
Michelle xx
Wörteranzahl: 6991
Es war noch dunkel am Nordpol, als ich mir die rot, weiß gestreifte Hose über die Beine zog und in den grünen, flauschigen Pullover schlüpfte. Ich wuschelte mir noch einmal durch die braunen Haare, bevor ich mir die grün, rote Mütze auf den Kopf setzte, um dann mein kleines Haus zu verlassen. Fröhlich, wie immer wenn die Weihnachtszeit in vollem Gange war, aber auch etwas nervös stapfte ich durch den weißen Schnee, denn ich wusste noch nicht, was mich gleich erwarten würde. Der Weihnachtsmann hatte mich in sein Büro beordert und wollte mit mir über eine wichtige Angelegenheit sprechen. Ich hatte Angst, dass es etwas mit der Tatsache zu tun hatte, das mir letzte Woche einige hundert Christbaumkugeln für den Weihnachtsbaum in unserer Werkstatt runtergefallen und zu Bruch gegangen waren. Morgen war Heiligabend und da konnte so ein Chaos natürlich nicht gebraucht werden. Es hatte eine halbe Ewigkeit gekostet, alle wieder heile zu zaubern.
,,Louis! Lou, bleib mal stehen", ich sah hinter mich und entdeckte Niall, meinen besten Freund, der genauso gekleidet war, wie ich, seine Elfenohren zuckten fröhlich. ,,Guten Morgen Niall", begrüßte ich ihn und setzte meinen Weg dann mit ihm an meiner Seite fort. ,,Du wirst nie erraten, was passiert ist", sprach er aufgeregt, eine blonde Haarsträhne schaute unter seiner Mütze hervor und wippte im Takt unserer Schritte. ,,Werde ich wohl nicht, aber du wirst es mir sicher gleich sagen", erwiderte ich grinsend, während ich ebenfalls fühlen konnte, wie meine Elfenohren sich neugierig aufstellten. ,,Liam wurde auf eine Mission geschickt. Er soll sich um ein Menschenkind kümmern, weil dessen Eltern sich nun scheiden lassen, gerade zur Weihnachtszeit, der Zeit der Familie und Liebe. Das ist doch schrecklich, oder?"
,,Schön ist das definitiv nicht, aber wenn die Eltern des Menschenkindes nicht mehr glücklich sind, ist es wohl trotzdem besser so", antwortete ich, woraufhin Niall zustimmend brummte. Wir beide wurden bisher noch auf keine Mission in die Welt der Menschen geschickt und kannten diese dementsprechend mehr schlecht als recht. Wir sahen sie nur einmal im Jahr, an Heiligabend, wenn wir mit dem Weihnachtsmann die Geschenke auslieferten und ansonsten konnten wir die Kinder nur über die Briefe einschätzen, die sie an den Weihnachtsmann schickten. ,,Aber ich freu mich für Liam, er wird sicher dafür sorgen, dass das Kind den Geist der Weihnacht trotzallem erlebt und verinnerlicht", fügte ich noch hinzu, auch wenn ich zugegeben schon etwas neidisch war. ,,Da bin ich mir auch sicher", sagte der blonde Elf fröhlich und an der Gabelung, wobei die eine zur Werkstatt und die andere zum Haus des Weihnachtsmanns führte, verabschiedeten wir uns.
Den restlichen Weg stapfte ich allein durch den Schnee, dachte daran, was Liam wohl gerade erlebte, ehe ich endlich das Haus erreichte. Als Elf fror ich zwar bei den Temperaturen des Nordpols nicht, doch es war dennoch ein wenig anstrengend durch den hohen Schnee zu klettern, besonders weil meine Beine nicht die längsten waren. Ich klopfte ein paar Mal an die rote Tür, wobei etwas Schnee vom Dach rieselte und dann drückte ich die Türklinke herunter, die rot, weiß gestreift war, wie eine Zuckerstange. ,,Oh guten Morgen Louis", die Frau des Weihnachtsmannes begrüßte mich mit einem fröhlichen Lächeln, ,,möchtest du eine heiße Schokolade?" ,,Guten Morgen Mrs Claus", ihr Lächeln war ansteckend, weshalb auch meine Mundwinkel in die Höhe zuckten, ,,ich muss in das Büro des Weihnachtsmannes, sonst hätte ich gerne eine Tasse genommen." ,,Ach, ich bringe dir gleich eine nach oben, das ist kein Problem", sie nahm mir meine Mütze aus den Händen, woraufhin ich mich bedankte und gleich darauf machte ich mich auf den Weg zum Büro.
Vor der Tür blieb ich stehen und klopfte an, wobei die Nervosität mit einem Schlag zurückkehrte. Ich hoffte wirklich, dass das Gespräch positiv enden würde. ,,Herein", erklang die Stimme des Weihnachtsmanns, weshalb ich die Tür öffnete und eintrat. ,,Guten Morgen", ein unsicheres Lächeln umspielte meine Lippen. ,,Ah Louis, guten Morgen, ich hab dich schon erwartet", mein Gegenüber lächelte und fuhr sich mit einer Hand einmal durch den langen weißen Bart. Er war ganz in rot und weiß gekleidet, trug jedoch nicht seine typische Uniform, denn die wurde erst morgen an Heiligabend ausgepackt. Als wir uns setzten, kam wie aufs Stichwort Mrs Claus hinein und brachte uns beiden eine heiße Schokolade, bevor sie mit fröhlichem Lächeln wieder von dannen zog.
,,Falls es wegen der Christbaumkugeln ist..", murmelte ich und nahm nervös einen Schluck aus meiner Tasse, ,,es war wirklich nicht meine Absicht. Ich hab die Girlande zu spät gesehen und bin dann einfach hinüber gestolpert." Der weißhaarige Mann lachte und schüttelte mit dem Kopf. ,,Deshalb bin ich nicht böse, mach dir keine Sorgen. Außerdem war durch ein bisschen Magie doch alles schnell wieder heile. Ich hab einen Auftrag für dich." ,,Einen Auftrag? Für mich?", wiederholte ich seine Worte und konnte nicht wirklich glauben, was ich dort hörte. ,,Am besten siehst du es dir selber an", der Weihnachtsmann reichte mir eine durchsichtige Christbaumkugel, die, sobald ich sie in die Hand nahm, ein Bild widerspiegelte, welches sich bewegte. Ich entdeckte einen jungen Mann, vielleicht war er gerade achtzehn Jahre alt, der dabei war, seinen Weihnachtsbaum zu schmücken. ,,Das passiert gerade in diesem Augenblick", klärte mich der Weihnachtsmann auf, bevor ich fragen konnte und weiter sah ich gebannt auf die Kugel.
Der Junge hatte sehr definierte Gesichtszüge, schokoladig braune Locken, doch seine Haut war besorgniserregend weiß, wie Schnee. Und dann entdeckte ich etwas, was mein Herz schwer werden und meine Ohren traurig zucken ließ. Aus seinen Augen traten immer wieder Tränen hervor und als er in einer Kiste herumkramte, um wenig später einen goldenen Stern für die Spitze des Baumes hervorzuholen, brach er auf dem Boden weinend zusammen, wobei er die goldene Deko fallen ließ und diese zu Bruch ging. So viel Trauer hatte ich noch nie gesehen, wir Elfen waren eigentlich immer fröhlich, außer wenn wir uns am Geschenkpapier schnitten oder sich ein Kind doch nicht so sehr über sein Geschenk freute, wie wir es uns erhofft hatten.
,,Wieso ist er so traurig?", fragte ich niedergeschlagen und legte die magische Kugel auf den Schreibtisch, da ich mir das nicht länger mitansehen konnte. ,,Seine Mutter, seine letzte lebende Verwandte, ist dieses Jahr verstorben. Er ist gerade einmal achtzehn und verbringt dieses Jahr das Weihnachtsfest ganz allein." ,,Das können wir nicht zulassen", sagte ich aufgebracht, blickte noch einmal auf die Christbaumkugel. Der Lockenkopf saß immer noch auf dem Boden und hatte weinend die Beine an seine Brust gezogen. Mir zerriss es das Herz und mit so viel Trauer konnte ich nicht umgehen. Dem Weihnachtsmann huschte ein kleines Lächeln nach meiner Aussage über die Lippen. ,,Deshalb habe ich dich hergebeten. Neben Niall bist du wohl der fröhlichste Elf am ganzen Nordpol und wenn du es nicht schaffst, dem Jungen wundervolle Weihnachten zu bescheren, weiß ich auch nicht weiter."
,,Wann kann ich los?", fragte ich sofort, mein Herz klopfte vor Aufregung und Stolz etwas schneller, denn dies war meine erste eigene Mission und ich würde den Nordpol verlassen. ,,Ich würde sagen, jetzt. Ich würde aber vorschlagen, dass du den Jungen hierher bringst, damit er hier seine Feiertage verbringen kann und nicht etwa in einem Haus, wo ihn alles an seine Mutter erinnert. Vorausgesetzt er möchte das. Der kleine Schlitten ist schon fertig und Rudolph angespannt, du kannst also sofort los." Ich nickte, stand auf und trank meine heiße Schokolade dabei in einem Schluck leer. ,,Danke für diese Chance, ich werde dich nicht enttäuschen", ich wollte schon aus dem Büro stürmen, als ich mich noch einmal umdrehte, ,,eine Frage noch, wie heißt der Junge?" Der Weihnachtsmann lächelte. ,,Er heißt Harry. Viel Glück Louis, du wirst das schaffen."
So schnell ich konnte machte ich mich nach diesem Gespräch auf zum Stall der Rentiere, vor dem Rudolph mit der leuchtend roten Nase tatsächlich schon, angebunden vor dem Schlitten, stand. Ich begrüßte ihn, indem ich ihm einmal über das weiche Fell streichelte und dann schwang ich mich auch schon in den Schlitten. Es kam nicht oft vor, dass jemand vom Weihnachtsmann zum Nordpol eingeladen wurde und noch hatte ich keine Ahnung, wie ich Harry davon überzeugen konnte, dass er die Feiertage nicht alleine verbringen musste, aber mir würde schon etwas einfallen. Ich wusste nicht, wo genau es hinging, wo Harry lebte, doch der Weihnachtsmann schien Rudolph schon alle nötigen Informationen gegeben zu haben, denn er steuerte uns zielsicher über die Wolken. Ich wollte mich gerade etwas im Schlitten zurücklehnen, da entdeckte ich einen kleinen Briefumschlag an der Seite des Schlittens.
Mein Name stand in der Handschrift von Mrs Claus auf diesem geschrieben, weshalb ich ihn schnell öffnete und zwei Zettel herausholte. 'Louis, ich dachte, dies könnte dir auf deiner Mission vielleicht helfen'. Mehr stand auf dem ersten kleinen Zettel nicht, weshalb ich den zweiten entfaltete. Es war ein Brief von Harry, den er wohl als kleiner Junge an den Weihnachtsmann geschrieben haben musste. Er wünschte sich nichts weiter, als eine kleine Katze. Ich musste lächeln und wurde doch gleichzeitg etwas traurig bei dem Gedanken daran, wie gebrochen dieser Junge nun war. Ich verstaute den Brief sicher in der Hosentasche meiner rot, weiß gestreifen Hose und war mir sicher, dass ich Harry zumindest damit davon überzeugen konnte, dass ich tatsächlich ein Elf vom Weihnachtsmann war. Denn wer wusste schon, ob er ansonsten daran glaubte, mehr als seinen Namen wusste ich von ihm nicht.
Mit der Zeit verlor der Schlitten langsam an Höhe, was zum Zeichen hatte, dass wir sicher bald ankommen würde. Ich entdeckte den Big Ben, das London Eye und war mir dadurch zumindest schon einmal bewusst, dass wir uns in London befanden. Bisher hatte ich all das nur an Heiligabend gesehen oder davon nur in Briefen der Kinder oder in Büchern gelesen, dies nun alles selbst zu erleben, war einmalig. Ich versuchte, so viele Eindrücke wie möglich in mich aufzunehmen, um Niall und Liam möglichst viel erzählen zu können, sobald ich, hoffentlich mit Harry, wieder am Nordpol war. Rudolph, der Schlitten und ich waren in diesem Moment noch unsichtbar für die Menschen, sodass das Rentier noch etwas tiefer floh. Aufgeregt sah ich mich um, entdeckte den Buckingham Palace, viele Menschen, die in letzter Sekunde wohl noch Geschenke für ihre Lieben besorgten und nach wenigen weiteren Minuten hielt Rudolph direkt über einem Schornstein an.
,,Wir sind da", verkündete das Rentier fröhlich, seine Nase leuchtete und mein Herz schlug schneller in meiner Brust. Ich wollte den Weihnachtsmann nicht enttäuschen, doch meine erste Begegnung mit einem Menschen stand kurz bevor und dementsprechend war ich ziemlich nervös. Ich wollte keinesfalls etwas falsches sagen, wir Elfen vertrauten einander bedingungslos und kamen perfekt miteinander aus, doch ich wusste, dass die Welt der Menschen um einiges komplizierter war, auch dies verrieten so einige Briefe an den Weihnachtsmann. Ich kletterte aus dem Schlitten auf den Schornstein, atmete ein letztes Mal tief durch und ließ mich dann in den Schornstein fallen. Relativ sanft kam ich auf dem Boden auf, kletterte aus dem Kamin und klopfte mir den schwarzen Ruß von den Klamotten. Das Wohnzimmer, welches ich gerade noch in der Glaskugel gesehen hatte, erstreckte sich nun vor mir. Ich sah den Weihnachtsbaum, die Scherben des goldenen Sterns und den Jungen, der immer noch auf dem Boden saß und weinte.
Zwar war der Schlitten des Weihnachtsmannes ziemlich schnell, sonst wäre es ihm wohl kaum möglich, in einer Nacht auf der ganzen Welt Geschenke zu verteilen, trotzdem brach es mir das Herz, dass Harry nun noch immer hier saß und weinte. Ich dachte gar nicht darüber nach, was der Junge darüber denken würde, dass ich so plötzlich in seinem Wohnzimmer stand, so gut war ich mit den Sitten der Menschen doch nicht vertraut. Also hockte ich mich vor ihn, denn noch hatte er mich nicht bemerkt und legte meine Hand auf sein Knie. ,,Hey, es wird alles gut, ich bin hier um zu helfen", ich spitzte meine Elfenohren voller Stolz, da ich diesen Satz so gut über die Lippen gebracht hatte und lächelte sanft. Doch einfach ohne Vorankündigung durch den Schornstein von Harry zu klettern, fand er wohl nicht ganz so berauschend. Als er meine Berührung auf seinem Knie spürte, sah er auf und als er mich dann auch noch sprechen hörte, schrie er so laut, wie ich bisher nur Mrs Claus schreien hören hatte.
Blitzschnell stand der Junge auf, stützte sich dabei an den Scherben ab und begann sofort zu bluten. Doch anstatt sich um seine Wunde zu kümmern, drückte er sich nur eng an die Wand und sah mich aus angsterfüllten Augen an. ,,Ich hab kein Geld, falls du das willst", seine Stimme zitterte und seine Augen waren ganz verquollen und rot. ,,Ich brauche doch kein Geld am Nordpol", erwiderte ich verwirrt und wollte seine Hand in meine nehmen, um mir die blutende Wunde anzusehen, doch er drückte sich nur noch mehr an die Wand, als würde er hoffen, mit ihr zu verschmelzen. ,,Was redest du da? Am Nordpol? Bist du verrückt? Wie bist du hier überhaupt reingekommen?" ,,Na durch den Schornstein", antwortete ich wie selbstverständlich, ,,doch ich merke schon, dass war wohl nicht ganz die feine englische Art. Tut mir leid, das ist mein erstes Mal in der Menschenwelt und ich muss wohl noch eine ganze Menge lernen. Aber um mich vorzustellen, ich bin Louis, ein Weihnachtself und ich bin hier, um dir zu helfen Harry", ich lächelte den Jungen vor mir warm an und versuchte ihn zu beruhigen, doch irgendwie machte ich wohl alles nur noch schlimmer. Das war wohl der Grund, wieso der Weihnachtsmann mich bisher noch nie auf eine Mission geschickt hatte, ich war dabei alles zu vergeigen.
,,Woher kennst du meinen Namen? Ich ruf die Polizei, wenn du nicht gleich verschwindest." Die Haut des Jungen schien noch weißer zu werden, als der Schnee am Nordpol und ich konnte ein wenig Schweiß auf seiner Stirn erkennen. ,,Der Weihnachtsmann hat ihn mir verraten. Und ich bin doch hier, um dir zu helfen." Der Junge schüttelte fassungslos den Kopf, woraufhin seine braunen Locken niedlich hin und her wippten. Ich griff in meine Hosentasche, ängstlich zuckte Harry zusammen und beobachtete mich genau, doch ich zog nur den Brief von ihm an den Weihnachtsmann hervor. Ich hoffte, damit seine Zweifel und Ängste beseitigen zu können und begann, ihn vorzulesen. ,,Lieber Weihnachtsmann, ich hoffe dir, den Rentieren und deinen Elfen am Nordpol geht es gut. Dieses Jahr wünsche ich mir nichts mehr als ein Haustier. Eine Katze wäre toll, Mama und ich haben letzte Woche einige im Tierheim besucht und am liebsten würde ich alle adoptieren, doch Mama meinte, dass eine erst einmal reicht. Eine, die wie ein Puma aussieht, wäre toll, vielleicht haben die Jungs, die mich immer so ärgern, dann Angst vor ihr und lassen mich endlich in Ruhe. Aber am Ende ist es mir auch egal wie sie aussieht und ich verspreche dir Weihnachtsmann, ich werde dafür sorgen, dass sie ein tolles Zuhause hat. Dein Harry."
,,Woher hast du das? Den hab ich vor Jahren geschrieben", knurrte Harry nun etwas wütend und zog mir den Brief aus den Händen. ,,Du hast ihn damals zum Nordpol geschickt und Mrs Claus hat ihn mir für meine heutige Reise zu dir mitgegeben. Ich kann mir vorstellen, dass es wahrscheinlich nicht so einfach ist, all das zu glauben, aber ich bin wirklich ein Elf des Weihnachtsmannes", versuchte ich erneut zu erklären, zeigte zunächst auf meine spitzen Ohren und dann auf meine Kleidung, die doch eigentlich Bände sprechen sollte. Sprachlos sah Harry mich aus seinen grünen Augen an, die mich an einen wunderschönen Tannenbaum erinnerten, dessen Duft allein schon wundervolle Weihnacht versprach. ,,Wenn du mir immer noch nicht glaubst, dann gib mir deine Hand. Die blutet ganz schön", forderte ich sanft, streckte meine Hand aus und wartete darauf, dass Harry Vertrauen zu mir fassen würde.
Er zögerte eine ganze Zeit lang, doch dann schien er sich einen Ruck zu geben und legte seine Hand in meine. Sofort umschloss ich sie und legte meine andere Hand auch noch auf seinen Handrücken. Ein wenig ängstlich sah Harry mich an, bis er plötzlich zu Kichern begann. ,,Das kitzelt, was tust du?" ,,Sieh selbst", antwortete ich, ließ seine Hand los, sobald ich fertig war und erschrocken musterte der schöne Lockenkopf seine Handinnenfläche. ,,Der Schnitt...er ist weg", murmelte er fassunglos, ,,danke Louis." Es war das erste Mal, dass er meinen Namen gesagt hatte, ich hatte schon fast gedacht, er hätte ihn nicht verstanden, als ich mich ihm vorgestellt hatte, doch nun überzeugte er mich vom Gegenteil. Ich mochte es, wie er ihn aussprach und die Fröhlichkeit kehrte langsam immer mehr in meine Adern zurück. ,,Gerne doch, wir Elfen schneiden uns so oft am Geschenkpapier, da ist diese Fähigkeit ganz nützlich", meinte ich grinsend und sah dann auf die Scherben. Ich schnippste einmal und auf magische Weise setzte der goldene Stern sich wieder zusammen, als wäre er nie zu Bruch gegangen. Er flog an die Spitze des Weihnachtsbaumes, wo sein Platz war und begann zu strahlen.
Harry beobachtete alles aus großen Augen. ,,Ich glaube dir", murmelte er schließlich und mein Herz machte einen erleichternden Hüpfer. ,,Aber wie möchtest du mir helfen? Ich bin ein hoffnungsloser Fall." ,,Du bist sicher kein hoffnungsloser Fall, sondern ein sehr toller Mensch, sonst hätte mich der Weihnachtsmann nicht zu dir geschickt, um dir zu helfen. Wenn du möchtest, dann kannst du mich zum Nordpol begleiten und dort mit uns Elfen Weihnachten feiern. Ich weiß von deinem Verlust Harry, ich kann nur erahnen, wie schwer dies in deinem Herzen wiegt, aber du musst hier wirklich nicht alleine sein. Wir Elfen sind gute Zuhörer, können aber auch gut ablenken, je nachdem was dir lieber ist." ,,Ich..ich weiß nicht", murmelte Harry, ,,wieso ist es dir so wichtig, mir zu helfen?" ,,Ich bin ein Elf, es liegt in meiner Natur. Du bist der erste, dem ich helfen darf und seitdem ich gesehen habe, wie du hier auf dem Boden zusammengebrochen bist, wusste ich, dass ich dich einfach nur wieder zum Lächeln bringen will. Wenn du nicht mit zum Nordpol möchtest, ist das natürlich auch okay. Dann würde ich hier bleiben, vorausgesetzt du möchtest das, aber ich kann dir sagen, am Nordpol würde es dir gefallen."
Harry sah sich um, musterte den Weihnachtsbaum, die Bilder an der Wand, wobei sich tiefer Schmerz in seinen Augen abbildete, welcher selbst mich ins Herz traf und sah schließlich wieder mich an. ,,Ich hab sowieso nichts mehr zu verlieren. Also, ich komme mit." Ein strahlendes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und meine Ohren zuckten fröhlich. Harry schien dies zu bemerken und musste ebenfalls ein wenig lächeln. Ich konnte es nicht genau beschreiben, aber sein Lächeln zu sehen machte mich unheimlich glücklich. ,,Deine Ohren sind niedlich." ,,Ich..danke", ich hatte noch nie ein Kompliment bekommen, ich wusste gar nicht wie ich damit umgehen sollte und spürte schon die Schamesröte in meinem Gesicht. ,,Du kannst natürlich jederzeit nach Hause, nur damit du es weißt", sagte ich noch, bevor ich Harry wieder meine Hand hinhielt. Er musterte sie, als wüsste er kurzzeitig nicht, was er damit anfangen sollte, doch schlussendlich ergriff er sie.
Er war etwas größer als ich und so war auch seine Hand etwas größer als meine, doch es gefiel mir, ich fühlte mich wohl und sicher. Noch nie hatte ich so etwas gefühlt, mir war gar nicht bewusst, dass wir Elfen so empfinden konnten, aber mir gefiel das warme Kribbeln im Bauch. ,,Wie kommen wir denn nun an den Nordpol?", fragte Harry zögerlich und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an, als müsste er doch noch überlegen, ob ich vertrauenswürdig oder verrückt war. ,,Wir müssen nur durch den Schornstein nach oben. Dort wartet Rudolph mit dem Schlitten. Er bringt uns dann zum Nordpol." Nachdem ich Harrys Blick sah, verkniff ich mir ein Grinsen und fügte stattdessen ein ,,Vertrau mir", hinzu. Wir kletterten in den Kamin und zu zweit wurde es ziemlich eng, weshalb wir uns sehr nahe kamen. ,,Halt dich an mir fest", murmelte ich und während ich meine Arme um Harry legte, legte auch er seine um meine. Ich spürte seinen Atem an meinem Hals und ein ganz komisches Gefühl kribbelte durch meine Adern, welches ich einfach nicht zuordnen konnte.
Ich sprang mit Harry in meinen Armen in die Luft und wie von einer durchsichtigen Schnur wurden wir immer weiter in die Luft gezogen, bis wir schließlich oben aus dem Schornstein kamen. Neugierig sah Rudolph uns an, der brav mit dem Schlitten gewartet hatte. ,,Harry, das ist Rudolph, Rudolph, das ist Harry", stellte ich die beiden vor und half Harry in den Schlitten, wobei seine Hand wieder meine hielt. Ich wurde noch ganz verrückt, weil ich das Kribbeln in meinem Bauch nicht deuten konnte. Elfen wurden eigentlich selten krank und vor allem nichts so kurz vor Weihnachten. ,,Freut mich dich kennenzulernen Harry", Rudolphs Nase leuchtete fröhlich in einem Rotton und nachdem ich mich auch in den Schlitten gesetzt hatte, hob er wieder ab, in Richtung Nordpol. ,,Er kann sprechen?", fragte Harry erschrocken. ,,Natürlich, er ist eines der Rentiere des Weihnachtsmannes", sagte ich bloß, bis ich realisierte, dass all das, was für mich normal war, eben nicht Harrys Realität entsprach. Und so wie wir Elfen nicht froren, war ihm wahrscheinlich nun ziemlich kalt.
Also zog ich mir die Mütze vom Kopf und gab sie Harry, welcher sie dankbar entgegen nahm und gleich darauf seine Locken darunter versteckte. Ungläubig sah er sich um und konnte wahrscheinlich kaum fassen, dass wir mit dem Schlitten nun tatsächlich über den Wolken unterwegs waren. ,,Darf ich dich fragen, wieso die Jungen dich damals geärgert haben?", fragte ich vorsichtig und spielte damit auf den Brief von Harry an den Weihnachtsmann an. Er überlegte einen Moment, dann nickte er und antwortete mir. ,,Ich war schon immer etwas anders, als die anderen und wusste früh, dass ich nicht an Mädchen interessiert bin. Als die Jungs herausgefunden haben, dass ich schwul bin, also am gleichen Geschlecht interessiert bin, fanden sie mich ekelig und haben mich damit aufgezogen." ,,Das ist ja furchtbar", mitleidig legte ich meine Hand auf Harrys Knie, ,,bei uns Elfen gibt es sowas nicht. Niemand ärgert den anderen, also natürlich machen wir Späße untereinander, aber niemas würden wir den anderen verletzen wollen. Es ist vollkommen normal bei uns, sich in den Charakter hinter dem Elfen zu verlieben und nicht in das Geschlecht."
,,Mittlerweile bin ich auch stolz darauf wer ich bin, aber es hat mich lange Zeit gekostet, zu mir stehen zu können. Meine Eltern waren eine große Hilfe, doch nachdem ich erst meinen Vater und nun auch noch meine Mutter verloren hab..", Harry brach ab und schloss traurig die Augen. Ich wusste mir nicht anders zu helfen und nahm ihn einfach in den Arm. ,,Wenn du möchtest, kannst du mir gerne davon erzählen", schlug ich vor und tatsächlich begann Harry, sich zu öffnen. Den restlichen Flug zum Nordpol über erzählte er mir, wie er aufgewachsen war, wie seine Eltern ihn geprägt hatten, dass seine Mutter und er um diese Zeit eigentlich immer Kekse für das Weihnachtsfest backten und am Ende verlor ich auch die ein oder andere Träne. Nicht nur, weil ich als Elf mit so viel Trauer und Leid nicht umgehen konnte, sondern auch weil Harry so ein herzensguter Mensch war, sonst hätte mich der Weihnachtsmann niemals gesandt um ihm zu helfen und all den Schmerz hatte er einfach nicht verdient. Doch auch ich erzählt Harry vom Leben am Nordpol, was uns das ganze Jahr über so beschäftigte und er stellte so einige Fragen, die ich alle mit Freuden beantwortete.
,,Wow, ich kann es nicht glauben, wir sind tatsächlich am Nordpol", sprach Harry, sobald Rudolph den Schlitten sicher gelandet hatte und ich hielt seine Hand, damit er nicht fror. Schon auf dem Flug hatte ich ihm erklärt, dass er zumindest draußen meine Hand halten müsste, damit ich ihn dadurch die ganze Zeit magisch wärmen konnte. Ansonsten würde er die kalten Minusgrade am Nordpol in seinem Pullover sicher nicht lange durchstehen. Und ehrlich gesagt hatte ich auch nichts dagegen, seine Hand zu halten, denn es fühlte sich wirklich wundervoll an und brachte mich automatisch zum Lächeln. ,,Komm, ich führe dich ein bisschen herum", sagte ich, auch wenn ich es weiterhin nicht verstand, machte es mich aus unerfindlichen Gründen sehr glücklich, Harry so nahe zu sein und ich konnte nicht aufhören zu strahlen. Als wir das Haus des Weihnachtsmannes betraten und ich Harrys Hand loslassen wollte, umklammerte er dafür meine aber nur noch fester und mein Herz machte einen großen Hüpfer.
So stellte ich ihm mit einem breiten Grinsen auf den Lippen Mrs Claus vor und danach gingen wir zum Weihnachtsmann. Harry konnte gar nicht glauben, dass er sich tatsächlich in dieser Situation befand, doch ich merkte, wie er mit jeder Sekunde mehr auftaute und ich konnte es kaum erwarten, ihn Niall und Liam vorzustellen, sobald dieser von seiner Mission zurück war. Ich hoffte, er würde tatsächlich hierbleiben und die Feiertage mit uns verbringen wollen. ,,Louis, kann ich noch kurz mit dir reden?" Der Weihnachtsmann hielt mich sanft an der Schulter zurück. ,,Natürlich", antwortete ich, während Harry in den Flur ging und dort auf mich wartete. ,,Erst einmal bin ich sehr stolz auf dich, du hast das gut gemeistert und bist gut mit der Situation umgegangen. Harry vertraut dir und fühlt sich wohl bei dir, diese Gefühle fallen ihm sicher nicht leicht. Ich habe dir jedoch auch eine Sache verheimlicht, wieso ich gerade dich und nicht Niall auf die Mission geschickt habe." Neugierig hob ich die Augenbrauen in die Höhe und sah den Weihnachtsmann abwartend an. ,,Einige Elfen haben einen Menschen als Seelenverwandten und ich gebe mir das ganze Jahr über die größte Mühe, diejenigen Menschen für euch Elfen auszumachen. Manchmal liege ich leider falsch, aber mehrheitlich klappt es beim ersten Versuch. Bei Liam ist mir das leider nicht gelungen, ihn hab ich schon zweimal enttäuscht, aber bei dem Jungen, bei dem er gerade ist, habe ich ein gutes Gefühl. Und auch bei Harry und dir habe ich das. Solltest du also etwas fühlen, was du nicht zuordnen kannst, dann weißt du nun, woran es liegt. Die Menschen bezeichnen es auch gerne als Liebe auf den ersten Blick oder Schmetterlinge im Bauch."
Nach diesen Worten war ich zuerst einmal sprachlos, denn davon hatte ich bisher noch keine Ahnung gehabt. Auch Liam hatte all dies mit noch keinem Wort erwähnt und Niall schien es noch gar nicht zu wissen. Konnte es wirklich sein, dass Harry mein Seelenverwandter war? Was genau bedeutete das überhaupt? Wie liebte man? Mein ganzes Leben hatte ich bisher nichts anderes getan, als in der Werkstatt des Weihnachtsmannes gearbeitet, Briefe gelesen, Geschenke eingepackt und mit den Rentieren und Elfen herumgetollt. Nie war mir Liebe in den Sinn gekommen. Der Weihnachtsmann wusste genau, welche Reaktion er mit seinen Worten in mir auslöste, weshalb er mich sanft aus seinem Büro in den Flur schob, wo Harry natürlich noch immer wartete. Sofort griff dieser nach meiner Hand und schenkte mir ein warmes Lächeln. Es schien, als würde mein Körper diese Berührungen nun noch stärker wahrnehmen und als würden sich tatsächlich Schmetterlinge in meinem Bauch befinden.
,,Komm, ich zeig dir die Werkstatt", sagte ich, versuchte nicht allzu sehr in Gedanken abzudriften und stapfte kurze Zeit später mit Harry durch den hohen Schnee. Auf dem Weg dorthin trafen wir auf ein paar Elfen, die alles für Heiligabend vorbereiteten und nachdem ich Harry eine exklusive Rundführung durch unsere kleine, geheime Stadt gegeben hatte, zeigte ich ihm mein Haus. In diesem saßen wir noch Stunden später auf dem Sofa, jeweils mit einer heißen Tasse Schokolade in der Hand, während wir uns an dem Kamin aufwärmten. Ich hatte die ganze Zeit versucht, die Worte des Weihnachtsmanns auszublenden, doch nun, wo Harry mich aus seinen grünen Augen anblickte, die mich an den schönsten Weihnachtsbaum erinnerten, musste ich wieder daran denken.
,,Louis ich möchte dir für den tollen Tag danken. Danke, das du mich heute von Zuhause fort gebracht hast. Ich weiß nicht, ob ich dort noch eine Sekunde allein länger ausgehalten hätte. Der Gedanke an meine Mutter macht mich so unsagbar traurig und du bist der erste seit Wochen gewesen, bei dem ich wieder ehrlich lachen konnte. Du hast mich abgelenkt, mir zugehört und dich ehrlich dafür interessiert, was mir auf dem Herzen liegt. All das endlich mal jemandem anvertrauen zu können, hat gut getan." Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden und meine Ohren zu zucken begannen und in dem Moment war ich froh, dass Harry diese Signale bei Elfen nicht deuten konnte. Mein Herz flatterte aufgeregt in meiner Brust und wenn es wirklich so etwas wie Liebe auf den ersten Blick oder Seelenverwandtschaft zwischen Mensch und Elf geben sollte, dann hatte es mich gerade voll erwischt.
,,Als der Weihnachtsmann mir von dir erzählt hat und ich gesehen hab, wie gebrochen du bist und wie sehr du weinst, da war mir sofort klar, dass ich dir helfen und dich wieder zum Lächeln bringen möchte. Ich würde mich sehr freuen, wenn du die Feiertage hier verbringst." Harry stellte seine Tasse auf dem Beistelltisch ab und ergriff meine Hand. ,,Wenn ich das darf, dann würde ich sehr gerne hier Weihnachten verbringen", sagte Harry fast schon schüchtern und sofort nickte ich, woraufhin er zu strahlen begann und mich fest an sich drückte. Kurz war ich überrumpelt von der plötzlichen Umarmung, doch dann legte ich auch meine Arme um Harry und genoss es, wie seine Locken mich im Gesicht kitzelten. Sein Atem an meiner Haut bescherte mir eine Gänsehaut und Harry duftete nach Kakao und Keksen und das war einfach nur wundervoll.
Am nächsten Tag war es soweit, heute war Heiligabend. Die Stunden des Tages vergingen schnell, ich stellte Harry Niall vor und später auch Liam, der mittlerweile zum Nordpol zurückgekehrt war. Er hatte den Jungen namens Zayn mitgebracht, welchem er helfen sollte und dieses Mal hatte der Weihnachtsmann Recht behalten und es handelte sich tatsächlich um Liams Seelenverwandten. Nun wo ich in dieses Geheimnis eingeweiht war, erkannte ich es irgendwie auf den ersten Blick und fragte mich, ob man es bei Harry und mir wohl auch sehen konnte. Durch Zayn war Harry zumindest nicht mehr der einzige Mensch am Nordpol und während Liam, Niall und ich die letzten Dinge in der Werkstatt des Weihnachtsmannes erledigten, hatten die beiden einander. Eigentlich sollte ich den Weihnachtsmann zusammen mit Liam und Niall am heutigen Abend begleiten, um die Geschenke abzuliefern, doch Liam, Niall und mir hatte er frei gegeben, damit wir uns um die Menschen kümmern konnten.
Natürlich verbrachte ich gerne Zeit mit Harry, er war noch mehr aufgetaut, ich hielt ihn fest, wenn die Trauer ihn überkam, aber genauso konnte ich ihn auch oft zum Lachen bringen. Doch nun wo die Feiertage in vollem Gange und bald schon wieder zu Ende waren, nahm auch Harrys Besuch bald ein Ende. Dabei war ich mir mittlerweile sicher, dass er mein Seelenverwandter war. So wie mein Bauch jedes Mal zu Kribbeln begann, wenn er mich nur ansah oder mich federleicht berührte. Allein die letzten Stunden, die wir zusammen verbracht hatten, bewiesen mehr als genug. Wir hatten zusammen Kekse gebacken, er hatte mir etwas vorgesungen und am Ende hätte ich ihn beinahe geküsst, doch ich hatte absolut keine Ahnung wie das überhaupt ging und so hatte ich dann getan, als hätte Harry etwas Mehl in seinen wunderschönen Locken gehabt. Ich konnte kaum dagegen ankämpfen, ich wurde magisch zu ihm gezogen, seit der ersten Sekunde unserer Begegnung. Und ich wusste nicht, was ich tun sollte, wenn Harry den Nordpol wieder verlassen würde, nun wo ich das Gefühl der Liebe auf den ersten Blick kennengelernt hatte.
Nachdem Niall, Liam und ich mit dem Rest der Elfen den Schlitten des Weihnachtsmanns gepackt hatten und dieser bald darauf seine Reise antrat, um die Geschenke auf der Welt zu verteilen, kehrte ich zurück nach Hause, wo Harry mit einer Decke über den Schultern vor dem Kamin saß. ,,Louis, da bist du ja", fröhlich stand Harry auf und schenkte mir eine kurze Umarmung. ,,Habt ihr alles geschafft?" ,,Ja, der Weihnachtsmann ist nun unterwegs und beschenkt die Kinder auf aller Welt", erzählte ich mit einem stolzen Lächeln und war froh, als Elf Teil dieses Zaubers zu sein. ,,Wie geht es dir?", fragte ich Harry, woraufhin seine Mundwinkel sofort etwas nach unten sackten, weshalb ich ihn direkt wieder in die Arme schloss. Einerseits um ihm Trost zu spenden und andererseits, weil ich seine Nähe viel zu sehr genoss. ,,Ich vermisse sie." ,,Das verstehe ich. Kann ich etwas für dich tun?", fragte ich vorsichtig und strich Harry eine Haarsträhne hinters Ohr. Die Geste zauberte ihm ein kleines Lächeln auf sein hübsches Gesicht und schnell wischte er sich die einsame Träne von der Wange.
,,Du tust schon genug. Allein das ich hier sein darf, am Nordpol mit dir, meinem persönlichen Elf, macht mich wieder etwas glücklicher." Nun musste ich ebenfalls wieder etwas lächeln und traute mich, Harry einen hauchzarten Kuss auf die Wange zu drücken. ,,Ich hab eine Idee. Wie wäre es, wenn wir nun vielleicht einen kleinen Schneemann bauen und morgen früh gehen wir zu Liam, Niall und Zayn und packen die Geschenke aus?" ,,Hier gibt es auch Geschenke?", fragte Harry überrascht, was mich zum Lachen brachte. ,,Natürlich..und ich hab auch eine kleine Kleinigkeit für dich", gestand ich mit roten Wangen. ,,Lou, das wäre doch nicht nötig gewesen. Du bescherst mir trotz dem grausamen Jahr wundervolle Weihnachten, ein größeres Geschenk kann es für mich gar nicht geben. Und ich habe nichts für dich..", beschämt sah Harry auf den Boden, woraufhin ich seine Hand ergriff und sanft drückte. ,,Das du hier bist, ist das größte Geschenk. Du machst mich zum glücklichsten Elf am gesamten Nordpol. Und nun lass uns nach draußen gehen."
Lachend zog ich Harry mit mir nach draußen und konnte ihn auch nun nicht loslassen, damit er nicht erfrieren würde. Dadurch gestaltete es sich zwar nicht ganz so einfach, den Schneemann zu bauen, aber es machte dennoch unheimlich viel Spaß. Am Ende wälzten Harry und ich uns kichernd im Schnee, was darin endete, dass ich irgendwann auf ihm lag. Seine grünen Augen hielten meine blauen gefangen und ich konnte mich nicht rühren. Sanft legte Harry eine Hand auf meine Wange, während die andere noch mit meiner verschränkt war. ,,Lou", hauchte er so sanft, als würde eine Schneeflocke auf meiner Zunge zergehen, ,,kann ich dich was fragen?" ,,Natürlich", erwiderte ich ebenso leise, als würde der Wind sanft durch die Tannen pfeifen. ,,Glaubst du als Elf an Liebe? Vielleicht sogar an Liebe auf den ersten Blick?"
,,Ich..-", ich fühlte das Kribbeln in meinem Bauch und wie es meinen Körper von innen heraus wärmte. Nichts lieber wollte ich tun, als Harry eine Antwort auf seine Frage zu geben, doch in diesem Moment traf mich ein Schneeball direkt ins Gesicht. Geschockt sah ich in die Richtung, aus der er gekommen war und entdeckte einen lachenden Niall, während Zayn und Liam grinsend neben ihm standen, die Hände ebenfalls miteinander verschränkt. ,,Na warte", rief ich, zog Harry mit mir hoch und brachte damit unsere kleine Blase leider endgültig zum Platzen. Ich formte einen Schneeball, reichte ihn Harry, welcher diesen mit Freuden in Nialls Richtung warf und direkt in sein Gesicht traf. Nach einer ereignisreichen Schneeballschlacht, der auch Zayn und Liam nicht verschont blieben und die Harry und ich sicherlich gewonnen hatten, saßen wir fünf noch bei mir Zuhause vor dem Kamin. Wir tranken alle einen heißen Kakao und unterhielten uns darüber, auf welchem Kontinent der Weihnachtsmann wohl gerade die Geschenke verteilte.
Noch bis spät in die Nacht blieb ich allein auf dem Sofa sitzen, nachdem die anderen sich verabschiedet und Harry sich in mein Bett verkrümelt hatte. Ich dachte über seine Frage nach, auf die ich ihm dank Niall leider keine Antwort geben konnte und hatte die Befürchtung, dass ich ihm vielleicht auch keine Antwort mehr geben könnte. Morgen war Weihnachten und dann war es das mit den Feiertagen schon bald, wer wusste schon, wie lange Harry dann noch bleiben wollte und durfte. Aber das wichtigste für mich war, dass Harry glücklich war und so wie er heute gelacht hatte, wirkte es auf jeden Fall ehrlich. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. Bevor ich die Mission begonnen hatte, war ich nur ein kleiner glücklicher Elf gewesen, nichts hatte ich hinterfragt und erst Recht hatte ich mir keine Sorgen oder Gedanken über sowas gemacht. Aber Harry stellte meine kleine Weihnachtswelt ziemlich auf den Kopf.
Gefühlt hatte ich gerade einmal eine Stunde geschlafen, als Harry mich aufgeregt weckte und verkündete, dass der Weihnachtsmorgen angebrochen war. Wir machten uns fertig und brachen dann direkt auf zu Liams Haus. Auf halber Strecke trafen wir auf Niall, der heute noch breiter grinste als sonst, sodass wir den restlichen Weg zu dritt gingen. ,,Fröhliche Weihnachten", ich drückte Liam kurz an mich, genauso wie Zayn und auch Harry und Niall taten es mir gleich. Wie gesagt, wir Elfen waren ziemlich Vertrauensseelig und so war es kein Wunder, dass wir Zayn und Harry so schnell in unsere kleine Familie integriert hatten. Wobei Harry einen besonderen Platz in meinem Herzen erhielt. Nie wieder wollte ich ihn so weinen sehen, wie an dem Tag, als ich ihn kennengelernt hatte.
Wir machten es uns ins Liams Wohnzimmer gemütlich, wo die Lichterketten des Weihnachtsbaumes den ganzen Raum hell erstrahlen ließen und wir begannen fröhlich die Geschenke auszutauschen. Zwischen Liam, Niall und mir handelte es sich um Dinge wie neue Handschuhe, neue Elfenschühchen oder lustige Zaubersprüche, doch dann kam mein Geschenk für Harry an die Reihe und nervös überreichte ich es ihm. ,,Es ist wirklich nichts besonderes, aber ich wollte nicht, dass du mich vergisst", murmelte ich, eine Nervosität, die ich noch nie gefühlt hatte, erklomm meinen Körper, während ich Harry das Geschenk überreichte. ,,Danke Lou. Ich werde es sicher lieben", sprach Harry und packte es gleich darauf vorsichtig aus. Bei dem Spitznamen liefen meine Wangen wieder rot an, doch ich genoss es, denn ich fühlte mich von Harry sehr wertgeschätzt.
,,Lou, das ist toll. Ich danke dir." Harry hielt meine liebste rot, grüne Mütze in der Hand, die ich bei unserer ersten Begegnung getragen hatte und die ihn auf der Schlittenfahrt zum Nordpol gewärmt hatte. Kaum zu glauben, dass das keine zwei Tage her war und ich mich von Anfang an zu ihm verbunden gefühlt hatte. Harry setzte sich die Mütze auf den Kopf und zog mich in seine Arme. ,,Danke für das tolle Weihnachtsfest. Vor einer Woche hab ich nicht geglaubt, dass ich den heutigen Tag überleben werde und nun kann ich sogar lachen und glücklich sein", hauchte er mir ins Ohr. ,,Mein Geschenk für dich ist gestern Abend noch in Zusammenarbeit mit Niall entstanden", erzählte Harry dann, woraufhin ich ihn verwirrt ansah. ,,Ein Geschenk für mich?" Der Lockenkopf nickte und sah zu Niall. ,,Würdest du bitte?" ,,Sehr gerne", sagte Niall grinsend und schnippste einmal mit den Fingern.
,,Sieh nach oben", hauchte Harry mir zu, woraufhin ich meinen Blick hob. ,,Das ist ein Mistelzweig..", stellte ich fest, mein Gehirn konnte die Situation nicht ganz verarbeiten, doch mein Herz überschlug sich schon fast vor Freude. ,,Bei uns Menschen gibt es diese Traditionen, wenn zwei Menschen sich unter einem Mistelzweig befinden, müssen sie sich küssen", erzählte Harry und legte seine Hände in meine. Auch wenn mir die Tradition durchaus geläufig war, schien ich im Moment alles um mich herum vergessen zu haben. ,,Oh", machte ich, bekam schlagartig rote Wangen, aber ebenso zuckten meine Mundwinkel nach oben. ,,Als Elf respektiere ich natürlich die menschlichen Traditionen und..", weiter kam ich nicht, denn Harry legte seine Hand auf meine Wange und diese bloße Berührung brachte mich sofort zum Verstummen. Sein Gesicht kam meinem näher, mein Herz flatterte auf und vorsichtig schloss ich die Augen. Ich fühlte noch seinen warmen Atem auf meinen Lippen, bevor sich seine Lippen auf meine legten. Harry glaubte vielleicht, dass er der Glückliche war, weil ich sein Weihnachtsfest gerettet hatte, aber er wusste gar nicht, wie glücklich ich war, weil er nicht nur meinen ersten Kuss, sondern auch noch mein Herz gestohlen hatte.
Nie hatte ich als Elf davon geträumt, dass mein Leben so schnell solch eine Wendung nehmen würde, aber mir war Magie so greifbar, normalerweise hätte ich damit rechnen müssen. ,,Fröhliche Weihnachten", hauchte Harry gegen meine Lippen, nachdem sie sich das erste Mal voneinander gelöst hatten, nur um mich gleich darauf noch einmal zu küssen. Seufzend rückte ich noch ein Stück näher an ihn heran und konnte nun ganz deutlich die Verbindung spüren, von der der Weihnachtsmann gesprochen hatte. Und als Harry und ich uns das nächste Mal lösten und er mich ansah, da wusste ich, dass er die Seelenverwandtschaft auch spürte. ,,Danke für das schöne Geschenk", murmelte ich, berauscht von dem Gefühl, welches Harry mir allein durch seine Nähe schenkte, während meine Elfenohren fröhlich zuckten.
,,Sehr gerne", Harry fuhr mir durch meine braunen Haare, ,,vielleicht kann ich ja noch ein paar Tage länger bleiben." ,,Sehr gerne sogar", erwiderte ich und vergaß vollkommen, dass Niall, Liam und Zayn noch mit im Raum waren, ich hatte nur Augen für Harry, der mein Elfenherz zum schneller Schlagen brachte. Ich hatte nicht nur noch viel über Harry und die Menschenwelt zu lernen, sondern auch genauso noch über meine eigene. Aber ich wusste, mit Harry an meiner Seite hatte ich alle Zeit der Welt und vorallem noch viele schöne Weihnachtsfeiertage vor mir. ,,Kann ich mein Geschenk noch einmal haben?", fragte ich Harry, woraufhin er mit Blick auf meine zuckenden Elfenohren grinsend nickte. Nicht lange danach spürte ich seine Lippen wieder auf meinen, die sich so perfekt an meine schmiegten, genauso wie auch seine Hand wie ein Puzzle in meine passte. Es war, als wären wir füreinander geschaffen worden.
,,Ich danke dir noch einmal Lou, für das wunderschöne Weihnachtswunder, an das ich definitiv nicht geglaubt hätte." ,,Ich habe zu danken Haz", murmelte ich, während im Hintergrund das Holz im Kamin knisterte. Ich legte meine Hand auf seine Wange, an die er sich schmiegte. ,,Du hast meinen Horizont als Elf erweitert. Ich meine, ich war ein glücklicher Elf, aber nun bin ich noch so viel mehr, nun wo du mein Herz gestohlen hast." ,,Ich werde gut darauf aufpassen. Solange du mir versprichst, auch gut auf meins aufzupassen." ,,Natürlich", erwiderte ich und betrachtete mein persönliches Weihnachtswunder. Er war meins und ich war seins. So überwanden wir alle Höhen und Tiefen, die eine Beziehung zwischen Mensch und Elf zu bieten hatte und noch heute feierten wir zusammen Weihnachten, tranken heiße Schokolade und schenkten uns Küsse unter dem Mistelzweig.
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