20. Dezember: Kannst du das gebrochene heilen?

Heute am 20. Dezember haben wir die erste Person, die Gott sei dank noch kurzfristig eingesprungen ist, damit wir genug Autoren haben. Es ist die Liebe LariApril! Lasst ihr doch bitte ganz viel Liebe da, damit sie nochmal mehr Dankbarkeit erfährt, wie von mir. Von mir hörst du jetzt aber auch noch einmal ein Riesen Dankeschön für deine Mühe! Danke danke danke danke <3

Lots of Love

Michelle xx

Wörteranzahl: 3463


Ich schreckte aus dem Schlaf als es immer und immer wieder an meiner Tür klingelte. "Ich komme ja schon", murmelte ich mit müder Stimme, doch als ich meinen zehnjährigen Sohn vor der Tür stehen und vor Kälte bibbern sah, war ich auf einmal hellwach. "Freddie?! Was machst du denn hier? Noch dazu um diese Uhrzeit und ohne dicke Jacke?", rief ich entsetzt. Wortlos lief er an mir vorbei ins Wohnzimmer und schmiss sich weinend auf die Couch. Verdutzt schloss ich die Tür und folgte ihm. "Hey Cowboy, was ist denn los?", fragte ich ihn und strich sanft mit meiner Hand über seinen Rücken. "Mum ist doch einer dieser Menschen!", schluchzte er und ich seufzte. "Wie kommst du denn darauf?", hakte ich nach.

Erst als Freddie sich ein wenig beruhigt und ich ihn in eine warme Decke gepackt hatte, bekam ich eine Antwort auf meine Frage. "Ich habe die Doku über den Sänger geschaut, den meine ganze Klasse so gerne mag", fing er an zu erklären und ich schluckte. Bisher hatte ich ihn erfolgreich von dieser Thematik fernhalten können. Ich wollte nicht, dass er den Medien auf diese Weise ausgeliefert war. Eigentlich wollte ich ihn gar nicht in der Öffentlichkeit wissen, doch Briana konnte sich ja noch nie daran halten. "Und was ist dann passiert?", fragte ich dennoch. Ich wollte wissen, was meinen Sohn beschäftigte, auch wenn er eigentlich noch lange nicht davon erfahren sollte. "Mum kam in mein Zimmer und ist komplett ausgerastet. Sie meinte, ich solle das sofort ausmachen und aufhören, mich weiterhin mit diesem schwulen Sänger zu beschäftigen", erzählte Freddie, "Sie hat etwas gegen Schwule, Dad! Dabei hast du mir doch vor kurzem erst erklärt, dass das absolut nichts schlimmes ist! Warum gehört sie zu den unfairen Menschen, die andere für ihr Sexualität verurteilen und hassen?"

"Freddo, das tut sie nicht, wirklich nicht, vertrau mir bitte", versuchte ich ihn zu beruhigen. "Aber warum sagt sie dann sowas?!", fragte mein Sohn aufgebracht. "Das hat einen anderen Grund, Kleiner. Es liegt nicht an der Sexualität des Sängers, sondern an dem Sänger selbst. Erinnerst du dich daran, dass ich nicht wollte, dass du diese Dokumentation siehst?", hakte ich nach und der Wuschelkopf nickte. "Ja, du meintest, ich hätte schon genug fern gesehen", sagte er. "Nun, das stimmt, aber es hatte auch noch einen weiteren Grund. Ich wollte, dass du sie gar nicht siehst. Denn sie gehört irgendwie zu dem schmerzhaften Teil meiner Vergangenheit. Zu dem Teil, von dem ich nicht wollte, dass du jetzt schon davon mitbekommst. Ich wollte dich davor schützen, was die Medien darüber sagen, denn das ist teilweise alles andere als schön", erklärte ich ihm meine Sicht auf die Dinge.

Mein Sohn schaute mich mit großen Augen an. "Du kennst Harry Styles?", fragte er total baff. "Ich kannte ihn... Ich kannte ihn vermutlich besser als jeder andere. Aber wir haben seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr, leider", entgegnete ich, "Warte kurz hier, ich hole schnell etwas. Und dann erzähle ich dir die ganze Geschichte okay? Jetzt wo du sowieso schon einen Teil kennst, wärst du eh viel zu neugierig und würdest versuchen, es irgendwie anders herauszufinden. Das will ich nicht, du solltest es von mir hören..." Daraufhin verließ ich das Wohnzimmer und ging nach oben, um ein ganz besonderes Fotoalbum zu holen. Ich sollte es längst weggeschmissen haben, doch das konnte ich nicht. Sanft strichen meine Finger über den bereits abgegriffenen Buchrand, bevor ich mit zwei Tassen dampfendem Tee wieder zu meinem Sohn zurückkehrte und ihn auf meinen Schoß zog.

Gespannt wartete er darauf, dass ich die erste Seite aufschlug, was ich schließlich auch tat. Unser aller erstes Foto sprang mir entgegen und obwohl es noch immer schmerzhaft war, musste ich bei den Erinnerungen daran lächeln. "It started with 'Oops' and 'Hi'",las Freddie die leicht verblassten Worte, die daneben in seiner wunderschönen Handschrift geschrieben standen. "Wir haben uns auf der Toilette das erste Mal getroffen, kurz vor unseren Auditions für X-Factor. Ich habe ihn gesehen und wusste sofort, dass er es mal ganz weit bringen würde, also musste ich einfach ein Foto mit ihm machen. Wer hätte gedacht, dass man uns nur ein paar Wochen später in eine Band stecken würde, mit der wir 5 Jahre lang um die ganze Welt reisen? Es war die schönste Zeit meines Lebens", erzählte ich. Freddie blätterte daraufhin ein bisschen weiter.

"Ihr wart tatsächlich zusammen in einer Band?", hakte der zehnjährige nach und ich nickte. "Ja, damals im Bootcamp von X-Factor haben sie uns 5 Jungs zusammen gebracht, weil wir einzeln nicht weitergekommen sind. Und aus 4 Fremden wurden meine allerbesten Freunde, mit Harry war ich am engsten befreundet, wir sind nach der Show sogar in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Ich wurde sowas wie Harry's Erziehungsberechtigter, weil er noch nicht ganz volljährig war. Und die anderen Jungs wohnten im selben Wohnungskomplex, wir waren unzertrennlich. Viele bezeichneten uns als Brüder und das waren wir auch, aber in Harry habe ich nie einen Bruder gesehen, zu keiner Zeit. Er war mir sehr wichtig und ich wusste, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Er hat mir Dinge erzählt, von denen sonst niemand wusste, und ich hatte kein einziges Geheimnis vor ihm, wir kannten uns in- und auswendig. Schau hier, dieses Foto wurde auf unserem Balkon geschossen", meinte ich und zeigte auf ein etwas verschwommenes Bild.

"Obwohl wir uns schon sehr, sehr nahe standen, sind wir uns in der Zeit, in der wir zusammen gewohnt haben, noch näher gekommen. Näher als es unserem Management lieb war... Wir waren jung und wahnsinnig naiv, haben an die Worte der BigBosse geglaubt. Sie wollten, dass wir Verträge unterschreiben, damit wir unsere Karriere und die von Zayn, Niall und Onkel Liam nicht aufs Spiel setzen, was wir ansonsten angeblich getan hätten. Es hat uns Angst gemacht, wir wollten nicht für das Unglück unserer Bandkollegen und besten Freunde verantwortlich sein, also haben wir darauf gehört. Würde man mir heute diese Verträge vorlegen, würde ich sie einfach zerreißen. Niemals wieder würde ich mein größtes Glück so leichtfertig aus meiner Hand in die Kontrolle homophober Menschen geben", erzählte ich und mein Herz schmerzte. Alles hätte so anders verlaufen können, wären wir doch nicht so naiv und gutgläubig gewesen. "Du hast ihn geliebt oder Dad?", hakte Freddie nach und Tränen traten in meine Augen.

"Sehr sogar... Und wenn ich ganz ehrlich bin, ich tue es heute, 10 Jahre nach dem Ende unserer Beziehung, immer noch. Ich weiß, dass sich das auch niemals ändern wird, er war, ist und bleibt die Liebe meines Lebens, egal wie viel auch dagegen spricht", hauchte ich. Mein Sohn drehte sich zu mir um, wischte mir die Tränen von den Wangen und drückte mich ganz fest. "Es ist unfair, dass euch das angetan wurde. Aber Dad, du musst um ihn kämpfen bevor es zu spät ist!", sagte er nur. Ich grinste halbherzig. "Ach, wenn das doch nur so einfach wäre... Er hasst mich und das zurecht, ich habe ihn damals sehr verletzt. Und außerdem weiß ich doch gar nicht, wie ich ihn erreichen soll...",seufzte ich, "Aber verstehst du jetzt, warum deine Mutter so empfindlich auf ihn reagiert? Sie wollte mich als ihren festen Freund, doch für mich war Harry immer die einzige Option, er oder niemand. Aus diesem Grund ist er Briana ein Dorn im Auge und ich kann das absolut nachvollziehen. Mit jeder Person, die angeblich neu an Harry's Seite sein soll, geht es mir genauso. Und aus diesem Grund werde ich deine Mum jetzt auch anrufen und ihr sagen, dass du hier bist und dass es dir gut geht, sie macht sich bestimmt tierische Sorgen. Wenn du möchtest, kannst du solange das Fotoalbum weiter anschauen. Harry hat es mir zu unserem 5.Jahrestag geschenkt, kurz bevor es mit unserer Beziehung bergab ging. Jedes der Worte darin stammt von ihm..."

Widerwillig wählte ich Briana's Nummer nachdem ich in die Küche gegangen war. Ich wollte ihre grauenhafte piepsige Stimme nicht hören, doch ich wusste, dass sie ein Recht darauf hatte, zu erfahren wo Freddie war. "Louis? Warum rufst du mitten in der Nacht an?", nahm sie den Anruf mit verschlafene Stimme an. "Ich weiß ja nicht, ob du es gemerkt hast, anscheinend ja nicht, aber erstens ist es früher Morgen und zweitens ist unser Sohn von dir abgehauen und zu mir gekommen! Und zwar lediglich mit einer dünnen Jeans und einem Hoodie bekleidet! Es ist kurz vor Weihnachten, da kann der Junge doch nicht so aus dem Haus gehen!", presste ich wütend hervor. Briana wusste, dass Freddie kein Langschläfer war und trotzdem stand sie nie vor 10 Uhr auf. "Warte, was?!", rief sie entsetzt. "Ihm geht es gut, keine Sorge, aber er bleibt jetzt erstmal hier! Wie oft habe ich dir gesagt, dass man früh aufstehen muss, wenn Freddie im Haus ist? Sogar ich bekomme es geschissen dann um 7 oder 8 Uhr wach zu sein! Und ich habe mein halbes Leben auf Tour verbracht, wo du bis nachmittags schläfst, weil du erst in den frühen Morgenstunden ins Bett gehst! Außerdem wollte er weg von dir, weil er dachte, du wärst homophob! Du kannst ihn doch nicht einfach zusammenscheißen, dass er etwas nicht darf, was sonst unter anderen Umständen überhaupt kein Problem ist, und ihn dann ohne Erklärung zurücklassen! Mir gefällt es auch nicht, dass er sich jetzt mit dieser Thematik beschäftigt, aber ich weiß, was ich tun muss, um sein Wohl nicht zu gefährden! Verdammt, Briana! Dieser Junge lebt bei dir, er ist dein Sohn! Und ich kenne ihn besser als du, obwohl ich aufgrund meines Jobs deutlich weniger Zeit mit ihm verbringe?! Du hättest wissen müssen, was du mit so einer Reaktion anrichtest! Lass deinen Frust wegen Harry nicht an unserem Sohn aus! Er kann überhaupt nichts dafür, dass es für mich immer nur einen einzigen Menschen auf dieser Welt geben wird, egal wie sehr es schmerzt! Freddie kann nichts dafür, dass ich Harry liebe und nicht dich!", schrie ich kochend vor Wut.

Nach dem sie wortlos aufgelegt hatte, fuhr ich mir mit den Händen durchs Gesicht. Ich hatte eigentlich nicht laut werden wollen, aber es kotzte mich einfach so an, jedes Mal die gleiche Leier. Noch dazu war in mir all der Schmerz wieder da, als wäre es erst gestern gewesen, dass Harry und ich uns getrennt hatten. Jeder sagte immer, die Zeit heilt alle Wunden, doch wenn du deinen Seelenverwandten aufgrund eines dummen Fehlers verlierst, wird der Schmerz nicht mal ein winziges bisschen besser. Man lernt nur, ihn zu verdrängen und damit umzugehen. Ich spürte, wie ich immer mehr verzweifelte, und wusste, dass ich die Situation noch dazu mit Freddie im Haus nicht alleine überstehen würde, ohne rückfällig zu werden, also wählte ich die einzige Nummer, die mir in dieser Situation einfiel.

"Louis? Was gibt's? Hast du mal wieder in deiner Küche experimentiert?", meldete sich Liam und ich hörte, dass er grinste. Ich wollte ihm antworten, doch alles, was über meine Lippen kam, war ein lautes Wimmern und Schluchzen. "Scheiße Louis, ich bin gleich da, mach keine Dummheiten!", rief Liam und kurz darauf hörte ich das altbekannte Tuten aus den Lautsprechern. Es war mir egal, ich weinte sowieso immer mehr. Keine zwanzig Minuten später, fuhr ein Auto auf meinen Hof und es klingelte Sturm an meiner Tür. Freddie lief mit schnellen Schritten in den Flur, um sie zu öffnen. "Onkel Liam! Ich glaube, Daddy geht es nicht gut...", informierte er meinen besten Freund.

"Geh hoch in dein Zimmer, Freddie, ich kümmere mich um ihn, okay?", meinte Liam noch, bevor er zu mir in die Küche kam und seine Arme um meinen Körper schlang. "Ich bin stolz auf dich, Lou", flüsterte er in mein Ohr. Er wusste genau, was passiert wäre, hätte ich ihn nicht angerufen, denn er war derjenige gewesen, der mich damals auf meinem langen Weg aus der Selbstverlerzung begleitet hatte. Immer war er für mich da gewesen, auch später, wenn ich mal einen Rat wegen Freddie brauchte. "Warum kann die Scheiße denn nicht endlich weniger weh tun?! Es sind verdammte 10 Jahre, doppelt so viele Jahre wie die, die ich mit ihm verbracht habe, und trotzdem wird es immer nur noch schlimmer!", schimpfte ich als ich mich wieder auf meine Stimme verlassen konnte. "Weil ihr füreinander bestimmt seid, Louis! Du solltest endlich anfangen, um ihn zu kämpfen!", entgegnete mein bester Freund.

"Liam! Er hasst mich! Zurecht!", schluchzte ich. "Nein, das tut er nicht. Du weißt, dass er dir nicht auf ewig böse sein kann. Was du gemacht hast, war nicht gerade die feine Art, aber denkst du nicht, gerade er würde es verstehen? Er hatte die gleichen Verträge! Und auch wenn er vielleicht nicht so gehandelt hätte, wie du es getan hast, so ist er doch derjenige, der es am meisten nachvollziehen kann! Er vermisst dich doch mindestens genauso sehr wie du ihn!", hielt mir Liam eine Standpauke. "Und woher willst du das bitte wissen?!", keifte ich. "Hast du mal seine Songs gehört?! Und außerdem habe ich mit Niall gesprochen...", antwortete der jüngere auf meine eher rhetorisch gemeinte Frage. "Du hast WAS?!", entwich es mir geschockt. "Ich habe mit Niall gesprochen, einem meiner besten Freunde. Bloß weil ihr keinen Kontakt mehr habt, heißt das nicht, dass das bei mir genauso ist! Und irgendwann kamen wir eben auf euch beide, Harry heult sich genauso oft wie du die Augen aus dem Kopf. Er gibt sich die Schuld und sagt, er hätte dich nicht so schnell aufgeben dürfen. Verdammt! Hört doch bitte endlich auf euch selbst die Schuld zu geben und redet miteinander! Die einzigen, die Schuld an diesem ganzen Drama tragen, sind die Leute von Modest! Ich kann nicht nochmal 10 Jahre dabei zusehen, wie mein bester Freund vor sich hinleidet, obwohl er genauso gut einfach mit der Liebe seines Lebens reden und glücklich werden könnte! Und Niall sieht das genauso!", meinte Liam in einer ganzen Moralpredigt.

Schweigend verarbeitete ich alles, was ich gerade gehört hatte. "Ist das wirklich wahr?", hauchte ich dann und Liam nickte. Noch immer war ich sprachlos, bis Liam einen Entschluss fasste. "Wir fahren jetzt zu ihm!", beschloss er voller Tatendrang. Geschockt starrte ich ihn an. "Was ist? Schau nicht so, pack den Ring ein, ruf Freddie und los geht's!", rief er aufgeregt. Wie auf Befehl tat mein Körper das, was er sagte, während mein Kopf noch immer außer Betrieb war. Erst als wir längst im Auto saßen und losgefahren waren, realisierte ich, was ich hier tat. "Scheiße Liam! Ich kann da doch nicht einfach so aufkreuzen, schon gar nicht mit dem Ring! Oder Freddie!", meinte ich entsetzt.

"Oh doch, genau das kannst du! Und Freddie bringen wir vorher zu Niall, die beiden werden sich ganz sicher gut verstehen", beruhigte mich mein bester Freund. Ich gab es auf, hielt ihn aber weiterhin für absolut wahnsinnig. Und ich dachte ich bin der mit der psychischen Störung... Keine halbe Stunde später hatten wir meinen Sohn bei Niall abgeliefert, welcher mich herzlich in seine Arme geschlossen und mir viel Erfolg gewünscht hatte. Er war super begeistert von unserem oder besser gesagt Liam's Plan gewesen und hatte mir versprochen, gut auf Freddie aufzupassen. Jetzt war es nur noch ein kleines Stück bis zu Harry's Haus, wie Liam mir erzählte. Meine Aufregung und Nervosität stieg immer mehr und dann standen wir plötzlich vor der weißen Villa.

Mit zitternden Händen und einer erneuten Ermutigung durch Liam klingelte ich. Ich hatte mich auf alle möglichen Szenarien gefasst gemacht. Darauf, dass Harry mich anschreien würde oder dass er mir gegenüber absolut kalt und emotionslos war oder aber dass er mir die Tür sofort wieder vor der Nase zuschlagen würde. Doch niemals hätte ich mit dem gerechnet, was dann passierte. Harry öffnete die Tür, starrte mich einen Augenblick erschrocken an und fiel mir dann um den Hals. Er. Fiel. Mir. Um. Den. Hals! Mein Herz pochte so schnell wie noch nie als ich meine Arme um seinen muskulösen Körper legte und genießerisch seinen Duft einatmete, es war immer noch derselbe wie vor zehn Jahren. "Es tut mir so leid, Hazza", hauchte ich und Tränen rannen über meine Wangen. "Nein Lou, mir tut es leid, ich hätte dich nicht aufgeben dürfen", entgegnete der Lockenkopf. "Oh Harry, du bist immer noch viel zu gut für diese Welt... Ich habe scheiße gebaut und trotzdem gibst du dir die Schuld", lachte ich ironisch und spürte, wie auch der junge Mann in meinen Armen schmunzeln musste.

Er bat Liam und mich ins Haus, schickte mich nicht weg, und führte uns in sein großes Wohnzimmer. Wir setzten uns und ich fing an zu reden: "Harry, es tut mir leid. Ich hätte dir damals nicht sagen sollen, dass das mit uns nicht funktioniert. Ich dachte, du könntest glücklich werden ohne mich, ohne diese dummen Verträge. Ich wollte nicht, dass du unter all dem leiden musst, weil ich wusste, was auf mich zukommen würde. Sie hatten schon mit mir darüber gesprochen, dass ich ein Kind zeugen sollte... Du solltest da nicht mit hineingezogen werden, das wollte ich um alles in der Welt verhindern. Aber dabei habe ich nicht daran gedacht, was ich dir damit antun würde. Ich dachte wirklich, es wäre die bessere Alternative. Heute weiß ich wie falsch ich lag. Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, ich dachte, du hasst mich. Ich weiß, nichts in dieser Welt, kann das Vergangene wieder gut machen, dazu habe ich dich viel zu sehr verletzt. Aber ich werde nicht kampflos aufgeben und weiter dabei zusehen, wie mein Leben zugrunde geht, weil die wichtigste Person, meine große Liebe fehlt. Das kann ich nicht und das will ich auch nicht mehr! Schon gar nicht, solange der hier sich unter meinem Dach befindet. Ich weiß, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, um meinen Plan von damals in die Tat umzusetzen, aber ich finde, du solltest ihn trotzdem haben..." Zum Ende hin zog ich die Box mit dem Ring aus meiner Tasche.

Tränen rollten über Harry's Wangen. "Oh Lou, dass du hier bist, ist die einzige Wiedergutmachung, die ich brauche. Ich habe dich so sehr vermisst, ich liebe dich Louis William Tomlinson und nichts wird das jemals ändern!", schluchzte der grünäugige. Ich zog ihn in meine Arme und hauchte: "Ich liebe dich auch Harry Edward Styles, bis in alle Ewigkeit!" Glücklich schloss ich meine Hände um sein Gesicht und vereinte unsere Lippen das erste Mal seit zehn Jahren wieder. "Fuck, wie konnte ich nur so lange ohne das leben", kicherte Harry, als wir uns wieder voneinander lösten, und brachte auch mich damit zum Lachen. "Jetzt lass dich aber mal anschauen, alter Mann", neckte er mich dann. Normalerweise würde ich jetzt einen freche Spruch verlauten lassen, aber dazu war ich viel zu froh, die Liebe meines Lebens wieder zu haben.

Erst als Harry scharf die Luft einsog, wurde ich aus diesen Gedanken gerissen. "Louis...", hauchte er entsetzt und deutete auf meinen Handgelenke und Unterarme, welche durch die hochgerutschten Pulloverärmel zu sehen waren. Sofort zog ich sie wieder nach unten. Ich hatte nicht gewollt, dass er die Narben sieht, obwohl das natürlich Quatsch war. Früher oder später hätte er sie sowieso bemerkt. Liam registrierte die angespannte Stimmung und erklärte an meiner Stelle, was vorgefallen war. "Harry, diese Zeit ist lange vorbei. Ganz am Anfang da hat er sich selbst so sehr gehasst für das, was er dir angetan hat, dass er sich selbst verletzen musste, um sich von diesem Hass abzulenken. Es war nicht einfach, aber er hat es geschafft, clean zu werden, unter anderem auch für seinen Sohn. Heute ist Louis an einem anderen Punkt im Leben, er will das nicht mehr. Deshalb hat er mich vorhin auch angerufen. Im normalen Alltag verspürt er den Druck schon lange nicht mehr, aber Freddie hat alles wieder aufgewühlt. Louis hat ihm heute Morgen die ganze Geschichte erzählt, bis ins kleinste Detail. Das hat die Schmerzen und den Hass wieder hervor geholt, aber Louis ist mittlerweile stärker als vor 10 Jahren. Er hat mich sofort angerufen, weil er wusste, dass er es sonst vielleicht nicht schafft, das hätte er früher nie getan..."

Anstatt irgendwas zu sagen, schloss Harry mich einfach in seine Arme. "Alles wird wieder gut, Boobear", flüsterte er in mein Ohr und brachte mich damit endgültig zum Weinen. Wie lange hatte ich diesen Spitznamen schon nicht mehr gehört. Nur Harry und meinen Mutter hatten ihn verwendet, doch zu Harry hatte ich 10 Jahre lang keinen Kontakt und meine Mum war vor 9 Jahren gestorben. Liebevoll drückte mir Harry einen Kuss auf die Haare und verschränkte unsere Finger miteinander.

Es würde noch einiges an Zeit benötigen, bis wir alles geklärt hätten und uns wieder ohne Worte verständigen könnten, doch wir waren beide bereit jeden noch so kleinen Kampf in Kauf zu nehmen, wenn wir nur wieder beieinander sein konnten.

Und wenn ich ein paar Wochen später Weihnachten und meinen Geburtstag zusammen mit Harry und Freddie als Familie feierte und den Lockenkopf nach einem Kuss unter dem Mistelzweig fragte, ob er endlich wieder mein fester Freund sein wollte, dann war das ganz allein unsere Sache. 

LariApril

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