11. Dezember - Weihnachtsbäckerei


Tut mir leid für die Verspätung, ich war am Strand frühstücken 😅 Heute haben wir einen wunderschönen OS mit 2906 Wörtern von der lieben Wawuschel :)
Vielen Dank für deinen Beitrag und lasst ihr doch ein Follow und einen Kommentar da ❤️

Ein Klingeln ertönt und mein Kopf zuckt hoch. Voller Erwartung scanne ich den soeben hereingekommenen Kunden. Eine junge Frau in einem hellblauen Mantel, sie lächelt kurz und widmet sich dann sehr konzentriert den Auslagen in der Theke. Enttäuscht atme ich aus.

„Er wird schon noch kommen", bemerkt Sally als sie das Blech frischer Backwaren vom hinteren Zimmer nach vorne bringt. „Ich weiß nicht was du meinst", erwidere ich mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck, doch kann ich ein leichtes Grinsen nicht verstecken. Sally lacht auf: „Jaja."

Die junge Frau sieht auf und ich nehme das als Zeichen, dass sie sich für etwas entschieden hat. Ich nehme die Bestellung auf, verpacke die Brötchen und das Gebäck. Als Sally den Bezahlvorgang übernimmt, führe ich mir wieder vor Augen wie gut ich es mit ihr habe. Als ich meine Bäckerei vor noch keinem Jahr eröffnete, habe ich dringend eine Mitarbeiterin gesucht. Sie war die erste und die einzige, die sich mit sofortiger Verfügung meldete. Es hat nämlich keiner daran geglaubt, dass ich in das Geschäft einsteigen und überleben kann. Sally ist selbst in der harten Anfangszeit treu geblieben. Unser hartes Schuften hat sich schließlich auch ausgezahlt und mein kleiner Laden hat sich behauptet.

Die Klingel an der Tür reißt mich aus den Gedanken und ich rufe der jungen Frau noch schnell hinterher: „Einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen" Nach meiner Floskel sehe ich ihr seufzend zu, wie sich beim Öffnen der Tür dem starken Wind entgegenstellt und die Stufen auf den Gehsteig hinuntersteigt. „Das Wetter verheißt nichts Gutes", murmle ich mehr zu mir selbst. Sally hört es dennoch und stützt sich neben mir auf der Theke ab: „Jetzt bist du aber albern." Ich sehe sie irritiert an und sie erklärt: „Du kannst nicht jedes Mal alles auf die Unberechenbarkeit des Wetters schieben. Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen." Als ich zu einer Erwiderung, oder soll ich eher sagen Verteidigung ansetzen will, schüttelt sie nur den Kopf. „Versuch dich jetzt bloß nicht rauszureden!", energisch streicht sie sich eine Strähne ihres wilden roten Haares zurück, „Dazu kenne ich dich schon viel zu lange." Ich lache auf und verteidige mich dennoch: „Ich wollte damit doch nur sagen, dass vermutlich bald ein Gewitter aufzieht. Und bei einem Unwetter verlassen nur wenige gern das Haus."

„Entschuldigung?"

Bei der ertönenden Stimme verstumme ich sofort und drehe meinen Kopf. Da steht er. Trotz der Kälte wie immer in seiner Jeansjacke, seine Haare stehen durch den Wind noch stärker in alle Seiten ab als üblich. Die blauen Augen ziehen mich wie jedes Mal in ihren Bann und ich bringe kein Wort heraus. Ein heimlicher Stoß in meine Rippen, von Seiten Sally, reißt mich aus der Trance.

Ich räuspere mich und meine Wangen färben sich rötlich: „Ja bitte?" Mein Gegenüber lächelt und fragt, ohne den Blickkontakt zu verlieren: „Was gibt es denn heute Besonderes?" Ich beiße mir auf die Zunge nicht zu erwidern, dass er das Beste an meinem Arbeitstag ist, und überspiele meine Unsicherheit mit einem breiten Lächeln. „Da heute der 1. Advent ist, haben wir ganz traditionell die ersten Plätzchen frisch gebacken." Ich laufe zwei Schritte hinter der Theke entlang und deute in die Auslage. Er folgt mir und geht leicht in die Knie, um sich die Auswahl ganz genau anzusehen. Unruhig warte ich und betrachte ihn dabei. Seine Wangen sind ebenso rot, doch rührt das wohl eher von der Kälte. Ohne Vorwarnung hebt er seinen Kopf und begegnet sofort meinem musternden Blick. Erneut überspiele ich die peinliche Situation mit einem kurzen Lachen. „Entschieden?", frage ich und bekomme ein Nicken zur Antwort. Mit einem Lächeln meint er: „Ich hätte gerne von jeder Sorte zwei."

Nach außen hin nehme ich lediglich eine Tüte, fische mit einer Zange jeweils zwei Plätzchen von dem Buttergebäck, Vanillekipferln, Spritzgebäck und Kokosmakronen heraus und lege die volle Tüte oben auf die Ablage. In meinem Kopf andererseits geht es drunter und drüber: Wieso will er denn genau zwei von jeder Sorte? Wollte er nur probieren, würde er nur eins nehmen. Zwei heißt immer, dass man teilen will. Und das heißt, dass er jemand zum Teilen hat. Das wars dann wohl mit meinen Hoffnungen. Geistesabwesend nenne ich ihm den Preis und nehme das passende Kleingeld wortlos an.

„Einen schönen Sonntag", ruft Sally. Ich sehe ihm lediglich schweigend nach und kaue nachdenklich auf meiner Unterlippe herum. Es dauert keine zehn Sekunden, da dreht sie sich anklagend zu mir um und schüttelt ihren Kopf: „Was war denn das? Du bist doch sonst nicht so." „Ist doch jetzt egal", murmle ich und verschwinde ins Hinterzimmer. Es befreit meinen Kopf, wenn ich still vor mich hin backen kann. Sally übernimmt den restlichen Tag den Verkaufsbereich.

Die darauffolgende Woche ist schwer. Normalerweise freue ich mich jedes Mal auf den kommenden Sonntag, weil er dann kommt. Jedoch geistert die Zahl zwei noch immer durch meine Gedanken und ich finde keine andere Erklärung. Er muss eine Freundin haben. Natürlich. Wie soll es auch anders sein. Ich verbringe den Großteil des Tages im Hinterzimmer, backe schweigend. Sally lässt mich die meiste Zeit in Ruhe und ihre Nachfragen werden jeden Tag weniger. Und dann ist der Tag da: Der 2.Advent.

Früh morgens schleiche ich die vier Stufen zur Tür hoch und schließe den Laden auf. Es ist noch kälter geworden, weshalb ich als erstes direkt die Heizung aufdrehe. Fröstelnd schalte ich danach gleich das Licht an und verziehe mich in den Hinterraum, um den Teig für frische Brötchen und Brot zuzubereiten. Die ersten Bleche hole ich schon wieder aus dem Ofen, als ich die Tür höre. „Brrr, ist das kalt heute!", wenig später erscheint Sally im Türrahmen und ihr freudiges Lächeln schwindet, „Jetzt mal ehrlich, so kann das doch nicht weitergehen! Du ziehst ein Gesicht als würde die Welt untergehen." Ich schaue noch nicht einmal auf und stelle die Bleche zum Abkühlen zur Seite. Eine Hand legt sich auf meine Schulter und ich sehe aus dem Augenwinkel wie Sally mich mit einem Kopfschütteln betrachtet: „Ich weiß echt nicht was vor einer Woche vorgefallen ist. Du hast dich doch jedes Mal gefreut, wenn er kommt." „Das verstehst du nicht", weiche ich grummelnd aus und hole den Teig für das Buttergebäcks aus dem Kühlschrank. Sally antwortet nicht, doch höre ich am laufenden Wasser, dass sie sich die Hände wäscht.

„Dann erkläre es mir", sie stellt sich neben mich und sieht mich auffordernd an. Seufzend mache ich ihr Platz und sie beginnt mit den beiliegenden Formen den Teig auszustechen. Ich wische meine Hände an der Schürze ab und suche nach Worten: „Weist du... Letztes Mal hat er doch Plätzchen gekauft. Von jeder Sorte zwei." Sally nickt und sagt nichts darauf. Unsicher verschränke ich meine Arme: „Wenn man nur für sich holt, nimmt man doch nur jeweils eins." Erneut bekomme ich nur ein Nicken zur Antwort und ich beobachtete wie Sally die verschiedenen Formen auf die Bleche legt, mit Eigelb bestreicht und zu verzieren beginnt. „Er muss eine Freundin haben", komme ich schließlich zum Punkt und schließe enttäuscht kurz die Augen. Es dauert bis ich dazu eine Erwiderung bekomme. Zuerst wandern zwei volle Bleche in den Ofen.

„Jetzt ist mir einiges klar", meint Sally schließlich und ich sehe sie niedergeschlagen an. „Du stimmst mir also zu." „Nein, das tue ich nicht", Sally zuckt ihre Schultern, „Wieso sollte das heißen, dass er eine Freundin hat. Ich kaufe auch immer zwei. Erst zum Probieren, dann zum Genießen." Überrascht sehe ich sie an: „Ach echt?" „Ja echt", Sally grinst. Ich gebe einen Laut der Zustimmung von mir und bringe die fertige Backware nach vorne. Die ersten Kunden können jeden Moment kommen. Abwartend sehe ich zur Tür und atme dabei tief den süßen Geruch frischer Brötchen und Süßwaren ein. Genau aus diesem Grund habe ich den Laden eröffnet. Ich liebe es zu Backen und andere Menschen damit glücklich zu machen. Die Kundschaft hält Sally und mich auf Trab, und doch vergeht die Zeit viel zu langsam. Immer wieder sehe ich auf die Uhr, dann auf die Tür.

Ich befinde ich mich im Hinterraum und backe, weil die Plätzchen heute besonders schnell weggehen. Da höre ich seine Stimme und halte inne. „Guten Morgen" „Ja, wir schauen. Danke" Mir stockt das Herz und ich starre auf die angelehnte Tür. Wer ist denn jetzt wir? Er kommt doch immer alleine? Soll ich, soll ich nicht? Ich gebe mir einen Ruck und wische meine Hände eilig ab, dann spähe ich vorsichtig durch den Spalt in den Verkaufsraum. Die Theke. Sally. Er und eine junge Frau bei der Plätzchenauswahl. Warte. Eine Frau? Wer ist denn das? Ich lehne mich weiter vor, um zu sehen was genau passiert. Zu zweit bücken sie sich und schauen sich die ausgelegten Plätzchen an. Sally bedient währenddessen einen anderen Kunden. Genaustens mustere ich die hübsche Frau, die an seiner Seite steht. Braune, lange Haare schauen unter der Wollmütze hervor. Helle Augen. Nein, ich habe sie hier noch nie gesehen. Er muss sie mitgebracht haben. Ich lehne mich noch weiter vor, um sie noch näher betrachten zu können. Da verliere ich das Gleichgewicht und kippe vorne über. Unbeholfen fange ich mich an der Tür ab. Es gibt einen dumpfen Laut und die Tür schwingt weit auf. Stolpernd komme ich den Verkaufsbereich geplatzt und alle Augenpaare liegen auf mir. Sally und der Kunde, gleichermaßen erschrocken und irritiert. Die hübsche Frau mit einer gewissen Belustigung und Neugierde. Und schließlich er, mit seinen tiefblauen Augen. Er sieht überrascht aus. Zu mehr Erkenntnis komme ich nicht, da ich hektisch in den hinteren Raum zurückweiche.

Schwer atmend lehne ich mich außer Sichtweite gegen die Arbeitstheke, ich spüre die Scham brennend in meinem Gesicht. Ich Tollpatsch. Ich Idiot. Was hält er denn jetzt nur von mir? Lauschend verfolge ich still das weitere Geschehen. Jemand verlässt den Laden. Sally bedient ihn und das Mädchen. Zumindest höre ich eine helle Stimme die Bestellung sagen. Er sagt nichts mehr. Und als die Türklingel ertönt warte ich noch ein paar Sekunden, dann stecke ich meinen Kopf aus der offenstehenden Tür und knalle fast gegen Sally. „Entschuldigung" Beide weichen wir zurück und müssen auflachen. „Also wirklich, was sollte denn das jetzt?", fragt sie schließlich belustigt mit einem Kopfschütteln. Ich zucke mit meinen Schultern: „Ich wollte nur wissen wer sie ist." „Du vollbringst manchmal echt die besten Auftritte", lacht sie und bindet ihre Haare neu mit einem Band zurück. „Etwas Gutes hat es zumindest." Verständnislos sehe ich sie an und brumme verstimmt: „Dass ich mich bis auf die Haut blamiert habe? Na danke, Sally. Echt aufbauend."

Wie so oft schüttelt sie ihren Kopf und ihr Zopf wippt hin und her: „Das meine ich nicht." Irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck kann ich nicht deuten und mustere sie zunehmend verwirrt. „Was meinst du dann?", frage ich und bekomme zunächst nur ein geheimnisvolles Lächeln. Die Türklingel ertönt und Sally macht Anstalten nach vorne zum nächsten Kunden zu gehen. „Jetzt sag es mir!", verlange ich und halte sie am Handgelenk fest. Grinsend sieht sie mich an und offenbart mir: „Er war der einzige, der dir nach deinem Auftritt hinterher gestarrt hat."

Über diesen einen Satz denke ich die gesamte nächste Woche nach, denn Sally will mir nichts weiter dazu sagen. So ziehe ich meine eigenen Schlüsse: Entweder war er dermaßen überrascht und verwirrt von meinem Auftauchen, dass er einfach starren musste. Oder er mag mich. Ja, das muss es sein. Doch wer ist dann die Frau? Eine Freundin oder doch seine Freundin? Mit jedem Tag werde ich unruhiger, da ich unbedingt eine Antwort auf diese Frage brauche. Diesmal fiebere ich dem Sonntag entgegen und kann es kaum abwarten bis der 3.Advent da ist.

Meine Nerven werden auf die Probe gestellt, denn er kommt nicht zur üblichen Zeit. Zuerst denke ich mir nicht viel dabei, jeder kann ja mal später aufstehen oder etwas kommt dazwischen. Doch als die Uhr nur noch eine viertel Stunde vor Feierabend zeigt, bin ich ein reines Nervenbündel. Die Verkaufstheke entlang, dann in den hinteren Raum und wieder zurück. „Setz dich. Bitte", stößt Sally schließlich genervt aus und wirft mir einen flehenden Blick zu, „du machst mich ganz nervös." Ich bleibe stehen, lehne mich leicht an den Türrahmen und verschränke die Arme. Bereits einen Moment später stoße ich mich wieder ab und tigere unruhig zwischen den beiden Räumen umher.

„Bitte!" Sallys entnervter Ausruf bringt mich wieder zum Stehen und ich sehe sie geschlagen an. „Er kommt nicht", erkläre ich und sehe sie deprimiert an. „Und was soll ich da tun?", entgegnet sie, „Ich kann daran jetzt auch nichts ändern." Ich seufze: „Stimmt schon. Aber du weist doch sonst alles." „Jetzt übertreibst du. Ich kann schließlich nicht zaubern!"

Die Türklingel ertönt. „Entschuldigung. Haben Sie noch geöffnet?" Beide sehen wir erstaunt auf. Allerdings steht da nicht er, wie ich kurz gehofft habe. Es ist die hübsche Frau, die uns beide schwer atmend mit hochrotem Gesicht fragend anblickt. Ich bringe nur ein Nicken zustande und tue mir schwer die Enttäuschung zu verstecken. Taktvoll übernimmt Sally die Bedienung und ich betrachte das Geschehen traurig. Jetzt kommt sie sogar schon alleine. Wird er dann gar nicht mehr kommen? Habe ich ihn mit dem Vorfall letzte Woche verschreckt? Findet er mich etwa schräg? Ich habe es verpatzt.

Die Frau lächelt viel, während Sally das Gepäck und die Brötchen einpackt. Ihre Augen wandern auch zu mir und nach dem Bezahlen meint sie plötzlich: „Die Plätzchen sind wirklich sehr gut." „Danke", ich lächle höflich und nicke ihr leicht zu. Sie packt die Tüten in ihre Tasche und macht keine Anstalten zu gehen, als läge ihr noch etwas auf der Zunge. Sally wirft mir einen fragenden Blick zu, doch zucke ich nur mit meinen Schultern. Eigentlich wollen wir schließen. Einen Kunden will ich aber auch nicht rauswerfen. Mit einem Ruck wendet sich die Frau mir zu und sagt geradewegs: „Mein Bruder ist krank." Sie hält noch einen Moment inne, dann nickt sie sich leicht zu und verschwindet durch die Ladentür nach draußen.

Nicht verstehend sehe ich ihr nach. Was sollte denn das? Was interessiert mich denn jetzt ihr Bruder? Bruder. Moment. Meine Augen weiten sich und ich sehe Sally an. „Er ist ihr Bruder." Begeisterung macht sich in mir breit und ich beginne zu strahlen: „Bruder, nicht Freundin." Dann verharre ich mit einem Mal: „Aber wieso sagt sie mir das überhaupt? Oh Gott. Bin ich so durchschaubar?" „Also für mich bist du die meiste Zeit ein offenes Buch", lacht Sally. Als sie meine Verzweiflung sieht, fügt sie beruhigend hinzu: „Wahrscheinlich hat er ihr aufgetragen das zu sagen. Und das heißt, dass er selbst Interesse daran hat es richtig zu stellen." „Aber das weißt du nicht", bemerke ich ruhelos und fahre mir durch die dunklen Locken. „Nein, das weiß ich nicht. Aber ich vermute es"

Die kommende Woche, die sonst voller freudiger Weihnachtsstimmung ist, wird durch meine Anspannung getrübt. Selbst die viele Kundschaft kann mich nicht lange ablenken oder glücklich machen. Sally schickt mich regelrecht zum Backen, als ich einem Kunden anstatt Brötchen mehrere Süßwaren einpacke. Aus diesem Grund verbringe ich die restlichen Stunden vertieft im Teigrühren und Formen, die Bleche in den Ofen zu schieben und wieder herauszuholen. Und dann ist er da, der 4.Advent.

Noch früher als üblich bin ich in den Morgenstunden wach und mache mich im Dunklen auf zum Laden. Völlig fahrig kann ich mich kaum konzentrieren, bringe des Öfteren etwas durcheinander und lasse Bleche anbrennen. Aus diesem Grund bin ich sehr froh als ich die Tür höre. „Da bist du ja!", seufze ich und sehe im nächsten Augenblick Sally hereinkommen. Bereits mein Gesichtsausdruck reicht als Erklärung. „Na zum Glück ist heute Sonntag. Ich kann dich keinen Tag länger in dieser Stimmung ertragen." Ihre Worte verlieren durch ihr Grinsen an Ernsthaftigkeit. „Hoffen wir, dass er heute auch kommt und ihr das endlich klären könnt. Weihnachten ist doch die Zeit der Wunder." „Jetzt übertreibst du aber", entgegne ich lachend.

Die Türklingel ertönt und wir beide zucken aus unserem geschäftigen Treiben. Jetzt schon ein Kunde? Die werden aber auch immer früher. „Ich gehe schon", ich schiebe mir die Haare mit dem Handgelenk aus dem Gesicht und nicke Sally zu. Bereits als ich in den Verkaufsbereich komme begrüße ich den Kunden: „Guten Morgen. Was darf es denn sein?" Dann sehe ich auf und stocke in meinen Schritten. Da steht er. Diesmal mit dickem Schal um den Hals und einem verlegenen Gesichtsausdruck. „Bin ich zu früh? Ich wusste nicht, ob schon geöffnet ist." „Das ist schon in Ordnung", bringe ich geradeso heraus und lächle nervös. Anstatt die Auslagen zu betrachten, sieht er mich weiter an. Seine blauen Augen machen mich noch unruhiger, weswegen ich ungehalten erneut frage: „Was darf es denn sein?" „Einen Kaffee", entgegnet er mit einem erwartungsvollen Lächeln. Völlig aus dem Konzept gebracht, stammele ich: „Wir haben keinen Kaffee. Nur Backwaren." Meine Worte bringen ihn zum Lachen und ich kann nicht anders als ebenso zu lächeln, wenn auch sehr verwirrt. „Dann sage ich es geradewegs heraus", grinst er mich an, „Ich lade dich auf einen Kaffee mit mir ein." Dass er mich duzt, macht mich nicht sprachlos. Dass er mich ganz offensichtlich nach einem Date fragt, schon viel eher. In meinem Kopf herrscht mit einem Mal eine gähnende Leere und ich starre ihn stumm an.

„Ist das ein nein?", fragt er unsicher, als ich selbst einige Minuten später keine Reaktion zeige. „Ja, ich meine nein", verhasple ich mich und setze tief einatmend neu an, „Ja sehr gerne." Jetzt lächelt auch mein Gegenüber wieder und streckt seine Hand aus: „Ich bin Louis." „Harry", ich umfasse seine Hand und grinse ihn breit an.

[...]

Wawuschel

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