7. Dezember - Briefe sind Mist. Und machen glücklich - Numinia28

Der OS mit dem längstem Titel (der kaum in die Überschriftzeile gepasst hat) kommt von der lieben Numinia28

Vielen Dank dass du mitgemacht hast :-)

Viel Spaß bei Nummer 7

.-.-.-.

Es war warm. Zu warm. Naja, eigentlich war es kalt, aber zu warm für Schnee. Also mal wieder kein weißes Weihnachten. Louis hasste das. Kein Schnee an Weihnachten. Und dieses Jahr hatte er sogar sein Ferienhaus im Erzgebirge, naja, das Ferienhaus, das ihm seine Eltern vermacht hatten, verkaufen müssen. Ohne das Geld hätte er seine Wohnung nicht mehr finanzieren können. Und ohne seine Wohnung könnte er hier nicht studieren.
An der TU Dortmund.
Musikjournalismus.
Louis' Traumberuf.
Also Musikjournalist.
Aber ohne sein Ferienhaus konnte er Harry nicht sehen.
Harry wohnte dort.
In Scheibenberg. Dem Ort im Erzgebirge, in dem Louis' Ferienhaus steht. Naja, das Haus, dass mal Louis Ferienhaus war.
Harry war der schönste Mensch den Louis je gesehen hatte, der hübscheste, freundlichste, kuscheligste, wärmste, schlauste, begabteste, hilfsbereiteste, liebevollste... Louis könnte ewig so weitermachen. Harry war einfach unglaublich. Und Louis war so extrem in ihn verliebt, dass er es nicht geschafft hatte, Harry das zu gestehen. Er hatte zu große Angst, ihre inzwischen enge Freundschaft damit zu zerstören. Aber wenn er ihn eh nicht sehen konnte... Plötzlich hatte Louis eine Idee: Er würde Harry einfach einen Brief schreiben!
Da er vermutlich eh die nächsten Jahre nicht genug Geld haben würde, um nach Scheibenberg zu fahren und dort ein paar Tage zu bleiben, würde er genug Zeit haben, um sich auf Harrys Reaktion vorzubereiten, und wenn der ihn nach seinem Geständnis hassen würde, so wie Louis' letzter Schwarm, der zwar schon in der siebten war, aber immer noch schlechte Erinnerungen hoch rief, müsste Louis Harry nie wieder sehen.

Theoretisch.
Die Idee hatte sich schon eingenistet, also lief Louis zu seinem kleinen Schreibtisch, schob seine Hausaufgaben für seine nächste Vorlesung zur Seite und begann zu schreiben.

Lieber Harry,
da wir uns dieses Jahr nicht sehen werden können, habe ich entschlossen, dir einen Brief zu schreiben. Falls du es nicht schon an der Krakelschrift erkannt hast, ich bin es, Louis. Der Idiot, der normalerweise jetzt schon drei Tage da wäre. Aber ich musste das Haus verkaufen. Mein Job ist hinfällig, dieser arrogante Idiot von Franz Watt hat mich tatsächlich entlassen, ich bin ihm 'doch nischt fransösisch genüg' um in seinem Cafe zu arbeiten, und ohne Geld kann ich meine Wohnung, naja, meinen Teil der Wohnung, nicht finanzieren und ohne Wohnung kann ich nicht studieren. Seufz. Dafür hab ich ich die Wohnung für die nächsten zwei Wochen für mich, Liam und Zayn, meine Mitbewohner, sind im Urlaub, und hab jetzt mindestens für die nächsten acht Monate vorgesorgt, hab also genug Zeit, mir 'nen neuen Job zu suchen. Nebenjob. Aber damit warte ich, bis es nötig wird. Studium schlaucht mich. Der Prof für Musikwissenschaften, dem Nebenkurs, du weißt, killt mich! Ich saß vorhin drei Stunden an dem Scheiß Aufsatz für nächste Stunde! Dabei ist es, wie schon erwähnt, ein Nebenkurs! Der ist fast schon schlimmer als der Idiot in meinem Ethik GK, der meinte, wer nicht perfekt auf seine Stunde vorbereitet fünf Seiten zu unserem Thema geschrieben hat, kriegt eine fünf für diese Stunde. Naja. Studium. Langsam sollte ich mal zum Punkt kommen, 'ne? Ich schreib doch keinen Brief, nur um mich über mein Studium zu beklagen! (Ok, möglicherweise mach ich das, jetzt aber nicht) Also. Weswegen ich eigentlich schreibe. Ich weiß nicht so ganz, wie ich das schreiben soll. Egal. Mach ich es einfach ganz dämlich. Ich liebe dich Harry. Ich weiß, 'Du bist gay? Ekelhaft!'. Vermutlich ist es genau das, was du gerade denkst. Vielleicht auch nicht? Hoffentlich nicht. Wie auch immer. Ich wollte das nur mal loswerden. Damit du es weißt. Und bitte, egal ob du mir glaubst oder nicht, ob du mich nicht mehr magst oder doch, mich vielleicht sogar hasst, vergiss nie, wie toll du bist. ... . Mann, ich klinge wie meine Schwestern mit zwölf. 'Sei wer du bist, außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn'. Pffffffffffffffffff. Wie auch immer. Langsam wird der Platz knapp. Ich schreib nur noch ein bisschen, dass sich das teure Collegeblockblattpapier lohnt. Neunundneunzig Cent hat der Block gekostet. Sei dir also bewusst, dass du gerade mindestens drei Cent in der Hand hältst. Plus Briefmarke und Umschlag. Hmm Hmm. Teuer, Teuer. Kann ich mir ja jetzt leisten. Ich besitze schließlich das Geld aus dem Verkauf einer Immobilie. Trotzdem bin ich armer, geplagter Student. Whatever. Tschüss, Louis.
Post Scriptum: Das klingt, als hätte ich mich selbst verabschiedet. Sollte ich lieber 'Tschüss, dein Louis' schreiben?
Post Post Scriptum: Wusstest du übrigens, dass AM für Anti Meridium und PM für Post Meridium steht? Und das 'Advent' vom lateinischen Wort 'adventus' kommt und 'Ankunft' bedeutet?
Post Post Post Scriptum: Ignorier das PPS einfach. Das ist Mist. Stimmt zwar, ist trotzdem unnötig.

Vier Tage später, am Nachmittag Heiligabends, bereute Louis den Brief schon wieder.
Er kam sich so affig vor!
Louis konnte nur noch hoffen, dass Harry den Brief gar nicht erst bekam. Vielleicht ein Schneesturm, der den Brief wegwehte. Abgeschickt war er nämlich schon.

Oh Gott, was hatte er sich nur dabei gedacht?

Seufzend streckte er seine Hand aus, um sich einen weiteren Keks in den Mund zu stecken. Der letzte. Der Baum in der Ecke des Wohnzimmers funkelte traurig.
Es klingelte. Louis runzelte die Stirn.
Wer sollte ihn bitte an Heiligabend besuchen? Wegen seinem Geburtstag konnte es nicht sein, in den hatte er mit seinen Studienfreunden rein gefeiert. Und wegen Heiligabend auch nicht, denn jeder, der dafür kommen könnte, traf ihn morgen auf der Familienweihnachtsfeier.
Er stand auf, ging zur Tür und öffnete.
Als er sah, wer dahinterstand, sog er scharf Luft ein.
"Harry?" Der Lockenkopf lächelte unbehaglich. "Du hast geschrieben, dass du Heiligabend hier bleiben musst, also dachte ich mir, ich komme her. Wir müssen doch unsere traditionelle Weihnachtsübernachtung mit massig Filmen abhalten!" Louis starrte ihn immer noch an, schüttelte dann kurz den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen, öffnete dann die Tür und deutete in die Wohnung.
"Klar, komm rein. Aber erwarte keine Plätzchen, die hab ich bereits weggegessen." Harry grinste, trat ein und hängte seine Jacke an den dafür vorgesehenen Haken.
Im Wohnzimmer drehte er sich einmal um die eigene Achse.
"Schön hier! Ziemlich gemütlich" Louis schnaubte.
"Gemütlich ist einer sehr freundliche Art auszudrücken, wie winzig es hier ist" Harry lachte, eines seiner persönlichen, lauten, offenen Harry-Lacher. Louis hatte diese Lacher vermisst. Mehr, als er zugeben wollte. Auch er lächelte nun.
"Ok, womit wollen wir anfangen?" Harry war bereit dabei, Louis' Filmesammlung durchzuschauen. Er blickte auf. "Film?" Louis lachte.
"Klar!" Nickend wand sich Harry wieder zu den Filmen.
"Oh!" Begeistert zog er einen der Neueren aus dem Regal und hielt ihn hoch. "Wie wär's mit dem?"
Louis stöhnte. "Nein, bitte nicht! Das ist Ziams Pärchenabendfilm! Den muss ich mir seit zwei Monaten jeden einzelnen Dienstag anhören! Die schauen nämlich so laut fern, dass ich das durch meine geschlossene Zimmertür höre!" "Ziam?" "Zayn und Liam, meine Mitbewohner"
"Ah. Hmm, schade" Harry stellte den Film zurück. Kurz darauf fand er einen anderen. "Der hier?"
"Nee, den hab ich gestern Abend geguckt"
"Man Louis!" Harry stellte auch diesen Film zurück.
Nach weiterem Hin und Her fanden sie schließlich einen, den sie Beide schauen wollten. Nachdem Louis eine Kanne Tee aufgestellt hatte, naja, heißes Wasser gemacht hatte und ihm selbst Früchtetee- und Harry Earl-Grey-Teebeutel und eine Tasse hingestellt hatte, gossen beide sich eine Tasse, kuschelten sich ein und starteten den Film. Nach ungefähr der Hälfte gähnte Harry, kuschelte sich nah an Louis und legte seinen Kopf auf Louis' Schulter. Der erstarrte. Zum ersten Mal seit Harrys Ankunft dachte er wieder an den Brief.
Er hatte Harry geschrieben, dass er ihn liebte. Was wenn Harry nur hier war, um ihm zu sagen, dass er ihn nicht liebte?
Harry war so ein Mensch. Es war sogar ziemlich wahrscheinlich, dass er genau dafür hier war. Anders konnte Louis es sich nicht erklären.
Aber warum kuschelte er sich dann an ihn? Wollte er seinetwegen so tun, als würde er ihn lieben? Auch das wäre Harry zuzutrauen. Er war viel zu nett. Sogar zu Menschen, die er nicht mochte.
Oh nein. Was, wenn er Louis gar nicht mehr mochte?
Aber warum zur Hölle kuschelte er sich dann an ihn? War er doch noch an einer Freundschaft interessiert?
Wollte er, dass zwischen ihnen alles so blieb wie früher?
Hatte er den Brief deswegen nicht angesprochen?
Naja, hatte er deswegen Louis' Liebesgeständnis noch nicht angesprochen? Oder war es möglich... Nein. Bestimmt war es so. Er wollte, dass ihre wunderbare Freundschaft erhalten blieb, ohne dass Louis sie mit seinem gefühlsduseligem Mist durcheinanderbrachte.
Ja. Zu hundert Prozent.
Der Abspann begann. Harry regte sich, gähnte laut und streckte sich. Dann stand er auf und wanderte zu seiner Jacke, aus der er ein kleines Päckchen zog. Mit einem schuldbewussten Lächeln drehte er sich wieder zu Louis.
"Sorry, dass ich nicht am Anfang dran gedacht habe. Alles Gute zum Geburtstag, Lou" Damit drückte er Louis das Päckchen in die Hand. Der starrte ihn wieder erst mal nur an.
"Danke, Hazza" erwiderte er schließlich. Der kratzte sich am Nacken.
"Ich hab Hunger. Hast du was da?"
"Klar"
"Was?"
"Tiefkühlpizza"
"Mann Louis! Das ist doch kein wirklich nahrhaftes Essen!"
"Doch!"
"Nein!"
"Natürlich!"
"Na gut, aber nur weil du Geburtstag hast"
"HA!" Triumphierend marschierte Louis zum Kühlschrank und öffnete das Tiefkühlfach. "Willst du Mozzarella, Thunfisch oder Salami?" Harry, der Louis in die Küche gefolgt war, rümpfte die Nase.
"Hast du keine Schinkenpizza?"
"Doch, aber nur eine und die ist mir" grinste Louis. Harry seufzte: "Dann nehm ich halt Mozzarella. Warum genau hast du eigentlich Thunfischpizza? Ich dachte, die magst du nicht" "Tu ich auch, die gehört Zayn" Beide sahen angeekelt erst die Pizza, dann einander an. Louis musste plötzlich kichern und kurz darauf tönte das laute Gelächter der Beiden durch die Wohnung. Immer noch lachend schob Louis die Pizzen in den Ofen. Gemeinsam saßen sie auf der Küchentheke und sahen der Pizza beim Aufbacken zu.
"Du, Harry" meinte Louis plötzlich, deutlich leiser als zuvor. Fast so, als wolle er, dass Harry ihn nicht hörte. "Du... Hast ja meinen Brief bekommen. Hast du auch... Bist du bis zu dem Part gekommen, in dem ..." Er verstummte, schaute mit roten Wangen zur Seite entgegengesetzt zu Harry. Der schaute ruhig Louis' Hinterkopf an.
"Meinst du den Part, in dem du über deine Gefühle geschrieben hast?"
"Ja" hauchte Louis. Harry schaute zurück zum Ofen.
"Ja, den habe ich gelesen"
"Und bist... wirst du-" Harry fiel ihm ins Wort. "Nein, ich hasse dich nicht, und ekelhaft finde ich dich auch nicht, wie auch immer du auf den Gedanken kommst" Louis schluckte. Das war gut, aber er wusste immer noch nicht, wie Harry über ihn dachte. Über ihn fühlte. Aber um noch einmal nachzufragen, fehlte ihm der Mut. Naja, oder der selbstzerstörende Gedanke, je nachdem wie die Antwort ausfiel. Der hoffnungszerstörerische Gedanke. Oder der Gedanke, die die Hoffnung zu Fall brachte. Das klang wie ein Buchtitel. Der Gedanke, der die Hoffnung zu Fall brachte, der neue Bestsellerroman von Louis W. Tomlinson.
Die Eieruhr piepste.
Harry holte die Pizza aus dem Ofen. Louis kramte in der Zwischenzeit nach dem Pizzaschneider. Schließlich fand er ihn zwischen den Löffeln.
"Idioten" murmelte er.
"Was ist?" rief Harry vom Esstisch.
"Nichts" rief Louis zurück. "Hab den Pizzaschneider gefunden!" Genannten Schneider in der Hand folgte er Harry zum Tisch. Das Essen verlief bis auf ein wenig Smalltalk schweigend. Als sie fertig waren, gähnte Harry wieder. "Wollen wir schon schlafen gehen?" fragte Louis leicht scherzend.
"Ja, bitte" seufzte Harry. "Habe vergessen, wie anstrengend Autofahren ist" Louis lächelte. "Ok. Willst du aufs Sofa oder soll ich?"
"Wieso Sofa? Wir können einfach gemeinsam in deinem Bett schlafen, haben wir ja bei mir auch immer gemacht" Louis schaute ihn kurz erschrocken-verwirrt an, nickte dann.
"In Ordnung. Hast du Schlafsachen dabei oder soll ich dir was leihen?" Harry deutete zur Haustür.
"Hab 'ne Tasche mit Klamotten im Auto, geh sie mal kurz holen" Mit diesen Worten verschwand er im Wohnungsflur. Kurz darauf öffnete sich die Tür und Harrys Schritte verschwanden im Treppenhaus. In der Zeit, die Harry brauchte, um seine Tasche zu holen, holte Louis eine weitere Decke und ein Kopfkissen aus dem Wohnzimmerschrank. Da Harry wirklich lange brauchte, ging er auch schon ins Bad und machte sich schlaffertig. Als Harry wiederkam, lag Louis bereits in Schlafklamotten im Bett und scrollte durch irgendetwas auf seinem Handy. Harry lächelte leicht. "Sorry, aber ich musste Ewigkeiten entfernt parken. Hier gibt es irgendwie zu weinige Parkplätze" Louis grinste. "Wem sagst du das" Beide grinsten sich kurz an, dann verschwand auch Harry im Bad. Kurze Zeit später lagen sie beide mit dem Rücken zueinander im Bett. Louis schaltete das Licht aus. "Schlaf gut, Harry. Und... danke, dass du gekommen bist"
"Nichts zu danken. Gute Nacht, Lou."
Schweigen.
Harrys Atemzüge wurden bald länger, ruhiger. Louis starrte ins Dunkel des Zimmers.
Er war sich sicher, dass Harry bereits schlief. Ihm war kalt. Die Seite, auf der er lag, war unangenehm.
Er rollte sich herum. Vorsichtig, um Harry nicht zu wecken, schmiegte er sich an dessen Rücken. Allerdings schlief Harry gar nicht. Nach einer Weile drehte auch er sich um und sah Louis an. Der erschrak.
"Hazza! Ich dachte, du schläfst!" rief er flüsternd. Harry sagte nichts, sah Louis nur an. In seinen Augen spiegelte sich das Licht der Straßenlaterne.
Unwillkürlich, beinahe ohne es zu wollen, bewegten sich ihre Köpfe aufeinander zu, in kleinen, winzigen Bewegungen. Als ihre Lippen nur noch etwa einen Zentimeter voneinander entfernt waren, machte Harry eine ruckartige Bewegung nach vorne und drückte seine auf Louis'. Der erstarrte.
Stocksteif lag er da, die warmen Lippen Harrys auf den Seinen, und wurde von seinen Gedanken beinahe überrannt. So kam es, dass er, als Harry den Kuss wieder löste, immer noch genauso dalag und Harry nur ungläubig und verwirrt ansah.
"Harry, was-" fing er an, Harry unterbrach ihn allerdings.
"Louis, ich liebe dich" stieß er hervor. Und diesmal war es Louis, der seine Lippen mit Harrys verband. Und als sie da lagen, eng umschlungen und einander immer wieder küssend, in ihrer eigenen kleinen Welt, bemerkte keiner von ihnen wie es draußen anfing zu schneien, in riesigen, weißen Flocken.

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