6. Dezember - Heute kommt der Nikolaus

...und ich bin wieder an der Reihe 😉🎅

Danke dass ihr meine Gastschreiber so toll mit Kommis und Votes überschüttet
Auch ich freue mich natürlich, wenn ihr mir schreibt
Einen schönen Nikolaus Tag ♥️

.-.-.-.

Harry saß am Fenster im Bürozimmer seiner Wohnung und sah hinüber zum Nachbarhaus. Einem hübschen Mehrfamilienhaus in dessen Erdgeschoss ein Mann lebte, der ihn immer sehr freundlich grüßte, wenn sie sich auf der Straße trafen, und jedes Mal machte Harrys Herz einen kleinen Hüpfer.

Louis Tomlinson - alleinerziehender Vater und in Harrys Augen der schönste Mann, den er in den letzten Jahren gesehen hatte, wenngleich er es im Leben sicherlich nicht leicht hatte.

Zwar war es Harry bisher nicht gelungen, mit Louis Tomlinson mehr als ein »Hallo« zu wechseln, doch er konnte sich vorstellen, dass das Leben mit einem vierjährigen Mädchen und ohne Hilfe der Familie nicht einfach war. Dabei würde er ihm gerne seine Hilfe anbieten.

Sein Job als Grafiker ließ es zu, dass Harry viel von zuhause aus arbeiten konnte, und er würde Louis unter die Arme greifen. Wenn er nur wüsste, wie er ihm das anbieten konnte, ohne dass sich der junge Mann auf den Schlips getreten fühlte.

Vielleicht dachte er dann, Harry würde ihm das alles nicht zutrauen und wäre beleidigt.

Mittlerweile war es früher Abend und Harry hatte gar nicht bemerkt, dass es im Arbeitszimmer schon so dunkel geworden war. Er stand vom Schreibtisch auf und steckte die Lichterkette an, die er sich ins Fenster gehängt hatte, um ein wenig vorweihnachtliche Stimmung zu verbreiten. Die kleinen Lämpchen strahlten nun hinaus in die Dunkelheit auf die dünne Schneeschicht, die im Vorgarten lag und Harry beschloss, für heute Feierabend zu machen. Er war mit dem aktuellen Projekt gut vorangekommen und hatte für heute schlicht keine Lust mehr.

Gerade hatte er sich in der Küche vor den Kühlschrank gestellt, und überlegte, was er zu Abend essen sollte, als es an der Tür klingelte. Verwundert, wer um diese Zeit noch etwas von ihm wollte, öffnete er und fand sich seinem Nachbarn gegenüber wieder.

Louis Tomlinson trug eine Mütze und hatte sich einen Schal um den Hals geschlungen. Den Kopf zwischen die Schultern gezogen, wirkte er ein wenig unsicher, als er ihn ansprach: »Entschuldigen Sie, dass ich Sie so spät am Abend noch störe, aber könnten Sie mir einen Gefallen tun?«

»Das macht nichts, wollen Sie reinkommen?«, fragte Harry und trat einen Schritt beiseite, doch Louis schüttelte den Kopf: »Das geht leider nicht. Paula ist allein zuhause und ich hatte ihr gesagt, dass ich nur schnell den Müll rausbringe.« Er sprach hastig, als hätte er keine Zeit zu verlieren. »Hören Sie. Heute ist Nikolaustag und mein Kumpel, der den Nikolaus für Paula spielen sollte, ist kurzfristig verhindert. Der Vollidiot hat sich beim Schlittschuhlaufen ungünstig auf die Nase gelegt und jetzt stehe ich ohne Nikolaus da.« Louis deutete auf einen kleinen Stoffsack und eine Sporttasche, die er bei sich trug und die Harry bisher nicht aufgefallen war. »Meinen Sie, Sie könnten ... also wäre es möglich, dass Sie ... einspringen?«

»Ich soll den Nikolaus spielen?«, fragte Harry ungläubig und starrte seinen Nachbarn an. »Aber ich kenne Paula doch gar nicht. Liest der Nikolaus nicht immer die bösen Taten der Kinder vor?«

»Dafür habe ich vorgesorgt. Hier ist ein kleines Buch, darin notiert sich der Nikolaus alles, was das Kind das Jahr über so anstellt. Sie müssten es nur ablesen. Bitte. Ich habe Paula versprochen, dass heute der Nikolaus zu uns kommt, und sie redet seit Tagen von nichts anderem mehr.« Louis sah richtig verzweifelt aus und natürlich konnte Harry ihm diesen Wunsch nicht abschlagen, zumal er ja auch Zeit hatte. Also streckte er die Hand aus und nahm die Tasche entgegen.

»Ist das ein ja?«, fragte Louis unsicher und reichte ihm zögerlich die Sachen.

»Natürlich. Ich kann ja nicht zulassen, dass ein kleines Mädchen am Nikolausabend enttäuscht wird. Ich bin übrigens Harry, wir können uns gerne duzen. Wann soll ich rüberkommen?«

»Wir essen gleich zu Abend, ich denke, es wäre passend, wenn du so in einer halben Stunde rüberkommen könntest.« Louis klang ein wenig unsicher, weil er Harry Anweisungen gab, doch er hörte gerne zu, schließlich konnte er einem kleinen Mädchen eine Freude machen und seinem attraktiven Nachbarn aushelfen.

»Gut, dann sehen wir uns in 30 Minuten, bis gleich.«

»Danke, Harry«, sagte Louis leise, errötete kurz und wandte sich dann ab. Harry sah ihm nach und ging dann zurück in die Wohnung, um das Kostüm anzuziehen.

Es passte ganz gut. Der Bart kratzte unangenehm und die weiße Perücke war auch nicht gerade bequem, aber was nahm man nicht alles in Kauf, wenn es darum ging, jemandem zu helfen?

Den Sack über dem Rücken und mit schweren Schritten, stiefelte Harry eine halbe Stunde später hinüber zum Nachbarhaus. Dort hing ein Mistelzweig über der Tür und er überlegte kurz, ob er einfach klingeln sollte.

Klingelte der Nikolaus?

Mit Sicherheit nicht. Kurzerhand bog er rechts ab und ging einmal um das Haus herum. Die Rollläden waren bereits heruntergelassen und Harry klopfte ab und zu dagegen. Drinnen konnte er Louis' Stimme hören, der leise sagte: »Paula, hast du das gehört? Ich glaube, da klopft jemand bei uns am Fenster. Wollen wir mal vorn bei der Haustür nachsehen?«

»Ich geh schon mal vor, Daddy!«, rief eine helle Stimme und die Terrassentür öffnete sich.

»Harry, bist du das?«, wisperte Louis und winkte ihn zu sich heran. »Komm rein und setz dich an den Kamin.« Hastig und so leise, wie es ihm möglich war, klopfte Harry sich den Schnee von den Schuhen und ging durchs Wohnzimmer. Am Kamin hatte Louis einen hellgrauen Sessel stehen und er setzte sich hinein.

»Daddy! Kommst du? Ich traue mich nicht, allein nachzusehen!«, rief das Mädchen aus dem Flur und Louis beeilte sich, in die Diele zu kommen.

Harry machte es sich halbwegs bequem und räusperte sich leise, damit er seine Stimme gleich eindrucksvoller nutzen konnte, auch wenn er sicher war, dass die Kleine ihn nicht erkennen würde, denn sonderlich oft hatten sie einander noch nicht gesehen.

Das Mädchen fiel beinahe in Ohnmacht vor Schreck, als sie gemeinsam mit Louis zurück ins Wohnzimmer kam und Harry am Kamin saß. »Daddy. Er ist durch den Kamin gekommen«, hauchte sie und tastete mit der Hand nach Louis' Fingern, ohne dabei die Augen von Harry zu nehmen.

»Möchtest du ihm nicht guten Abend sagen?«, fragte Louis vorsichtig und ging neben seiner Tochter in die Hocke. Mit großen Augen schüttelte sie den Kopf. »Wir können gemeinsam zu ihm gehen, was denkst du?«

Sie nickte.

Harry gab sich alle Mühe, so würdevoll zu sprechen, wie es der Weihnachtsmann auch in seiner Vorstellung tat und das Kind hing ihm an den Lippen und er nahm ihr das Versprechen ab, das nächste Jahr ein wenig artiger zu sein, erst dann bekam sie ihre Geschenke und packte mit leuchtenden Augen ein Handwerkerset für Kinder aus. »Genau das, was ich mir gewünscht habe, Daddy! Jetzt können wir zusammen etwas bauen.«

Nachdem sie noch eine kleine Puppe ausgepackt hatte, die man mit in die Badewanne nehmen konnte, war sie überglücklich und vergaß beinahe, sich zu bedanken, doch Louis machte sie darauf aufmerksam: »Maus, du musst ihm noch auf Wiedersehen sagen, damit er im nächsten Jahr wieder kommt.«

»Auf Wiedersehen«, sagte die Kleine schüchtern, sah Harry nochmal mit großen Knopfaugen an und huschte dann nach draußen.

»Ich gehe dann mal durch die Haupttür«, sagte Harry leise und Louis nickte: »Vielen ...«

»Daddy! Kann ich noch in die Badewanne!?«, kam es von oben und Louis nickte zur Treppe hin. »Ich muss. Wir sehen -«

»Daddy!« Harry winkte ab. Louis würde seinen Satz wohl nicht mehr zu Ende bringen können, also wandte er sich lächelnd ab, zog die Haustür auf und ging wieder hinüber zu sich.

Seufzend zog er sich den Bart vom Kopf und rieb sich über die Stellen, an denen das Kunsthaar ihn gekratzt hatte. Die armen Männer, die den ganzen Tag in solchen Dingern steckten, dachte er und schlüpfte auch aus dem restlichen Kostüm. Er hängte es über die Garderobe, damit Louis es sich wieder abholen konnte, dann ging er in die Küche, um sich eine Tasse Tee zu machen.

Wenig später saß er mit einer dampfenden Tasse im Wohnzimmer und überlegte, ob er noch einen Film ansehen sollte, als es an der Tür klingelte. Mit einer leisen Vorahnung, wer draußen stehen könnte, erhob er sich nervös und ging durch den schmalen Flur.

»Louis.«

»Hey, Entschuldigung, dass ich vorhin so eilig gehen musste. Aber momentan dreht sie selbstständig das Wasser auf, wenn ich nicht schnell genug dabei bin, und ich musste verhindern, dass das Badezimmer gleich aussieht wie das Sea Life. Aber jetzt liegt sie im Bett.« Er hob ein Babyfon hoch. »Das habe ich seit Jahren nicht mehr benutzt, aber ich wollte mich noch bei dir bedanken, das hat uns wirklich den Abend gerettet.« Er lächelte erleichtert und Harry machte einen Schritt zur Seite.

»Wenn du möchtest, kannst du gerne reinkommen. Reicht das Babyfon so weit?«

»Danke. Ja, das reicht aus.« Louis trat sich den Schnee von den Schuhen und betrat die kleine Wohnung.

»Ich hätte dir gerne ein Dankeschön vorbeigebracht, aber ich war ja nicht darauf vorbereitet, dass ich einen Ersatz-Weihnachtsmann besorgen muss«, sagte er verlegen und legte seine Jacke ab. »Aber ich habe mir gedacht, dass du gerne zu uns zum Abendessen kommen kannst, wenn du möchtest. Ich glaube, ich bin ein ganz passabler Koch. Zumindest ist meine Tochter noch am Leben, das muss also alles ungiftig sein, was ich auftische.« Harry musste lachen. Wie süß, dass Louis zugab, auch als alleinerziehender Vater kein sonderlich passabler Koch zu sein. Er mochte es, wenn man sich eingestand, nicht alles zu können. Das war doch viel liebenswerter als Leute, die sich als perfekt darstellten.

Zumindest in Harrys Augen war das so.

»Was möchtest du denn zum Abendessen haben?«, fragte Louis unsicher und sah aus, als hoffte er, Harry würde kein kompliziertes Gericht vorschlagen.

»Ich esse alles«, antwortete Harry und bedeutete Louis, Platz zu nehmen. »Vielleicht ist es sowieso besser, wenn wir uns da nach dem Geschmack deiner Tochter richten. Was meinst du?«

»Das ist eine gute Idee, da kannst du sicher sein, dass du Weihnachten ohne Lebensmittelvergiftung erleben wirst«, sachte Louis lachend und Harry nickte zustimmend: »Na dann bin ich da auf jeden Fall dafür, dass wir uns nach der Kleinen richten.«

Sie verabredeten sich für den kommenden Samstag und Harry fieberte dem Wochenende entgegen, wie er es zum letzten Mal als Teenager getan hatte, als die Wochenenden noch voller Parties und Verabredungen gewesen waren.

Pünktlich um 18 Uhr stand er vor Louis' Wohnungstür und drückte auf den Klingelknopf. Das schrille Läuten übertönte kurz das nervöse Flattern in seinem Inneren, das ihn seit dem Vormittag verfolgte und er atmete noch einmal die kalte Winterluft ein. Ein Abendessen mit Louis - etwas, das vermutlich niemals zustande gekommen wäre, wenn er nicht den Nikolaus hätte spielen müssen und im Nachhinein war Harry dankbar dafür, dass sich alles so ergeben hatte, auch wenn der Bart schrecklich kratzig gewesen war.

»Hey, du bist ja auf die Minute pünktlich«, sagte Louis ein wenig atemlos, nachdem er die Tür geöffnet hatte und lächelte.

»Natürlich. Das gehört sich doch so, oder nicht?«

»Nicht, wenn man ein Kind hat. Ich glaube, seit ich die Kleine habe, war ich noch nie irgendwo zum vereinbarten Zeitpunkt«, sagte Louis und zuckte mit den Schultern. »Komm rein, du wirst schon ganz sehnsüchtig erwartet und das, obwohl Paula dich eigentlich gar nicht kennt. Schatz! Unser Besuch ist da!«, rief Louis, nahm Harry den Mantel ab und hängte ihn an die Garderobe. Harry bückte sich, um die Schuhe auszuziehen, und als er sich wieder aufrichtete, stand das kleine Mädchen vor ihm. Sie wirkte ein bisschen schüchtern und hatte ein Fotoalbum an die Brust gepresst.

»Schaust du mit mir Fotos an?«, fragte sie und ihre großen dunklen Augen waren so unwiderstehlich, dass Harry diese Bitte natürlich nicht abschlagen konnte. Louis schien davon jedoch nicht ganz so begeistert, denn er sagte ein wenig ablenkend: »Maus, willst du mit Harry nicht lieber die neue Bohrmaschine testen, die dir der Nikolaus gebracht hat?«

»Nein, ich will Bilder gucken«, sagte die Kleine beharrlich und Harry sah zwischen Vater und Tochter hin und her. Er verstand Louis' Ablehnung, schließlich waren Fotoalben etwas sehr Privates, das man nicht jedem Fremden unbedingt zeigen musste, doch wie es aussah, konnte auch Louis seiner Tochter nur schlecht etwas untersagen. Er seufzte und sagte: »Meinetwegen. Aber nur noch zehn Minuten, dann ist das Abendessen fertig.«

Das Fotoalbum, das Paula ihm zeigte, war wohl das Privateste, das es in der Familiensammlung gab und Harry war sich nicht sicher, ob Louis wusste, welches Album sie sich zusammen ansahen.

»Das ist mein Daddy, als er mich aus dem Krankenhaus abgeholt hat«, sagte Paula und zeigte auf ein Foto von Louis, der eine Babyschale trug, in der ein Neugeborenes lag.

»Und wo ist deine Mami?«, fragte Harry, obwohl er an der handschriftlichen Eintragung bereits erkannt hatte, dass Paula direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben worden war. Wie es aussah, hatten Louis und sein damaliger Partner das kleine Mädchen bei sich aufgenommen. Was mit dem Partner geschehen war, ging jedoch nicht aus den Bildern hervor.

»Meine Mami lebt in einem weit entfernten Land«, sagte Paula und lächelte. »Aber ich brauche auch keine Mami. Ich hab ja Daddy. Und er ist der tollste Daddy der Welt.«

»Und der tollste Daddy der Welt hat Pancakes gemacht«, sagte Louis gut gelaunt und erschien mit einem Teller voller Pancakes in der Wohnzimmertür. Begeistert sprang Paula auf und stürmte mit einem »Jaaa, Pancakes!« ins Esszimmer. Harry saß da, das Fotoalbum auf dem Schoß und bemerkte Louis' kritischen Blick. Rasch klappte er es zu.

»Schöne Bilder sind da drin«, sagte er schnell und Louis zuckte nur mit den Schultern: »Sie soll wissen, wo sie herkommt und was wir für sie getan haben.«

»Wir?«

»Das erzähle ich dir vielleicht später«, sagte Louis kühl, wandte sich um und folgte seiner Tochter. Mit dem Gefühl, seinen attraktiven Nachbarn verärgert zu haben, folgte Harry ihm und hoffte, dass sich diese seltsame Stimmung rasch wieder lichtete. Er wollte mit Louis einen schönen Abend verbringen und nicht in dessen Vergangenheit herumkramen, wenn dieser das nicht wollte.

Tatsächlich war die Stimmung beim Essen ausgelassen und gut und erst, nachdem Louis Paula ins Bett gebracht hatte und sie mit einer Tasse Tee in der Küche saßen, kam das Thema wieder auf. Es war sogar Louis selbst, der es ansprach.

»Wir haben Paula aus Estland. Per Leihmutter. Wir, das waren Samuel und ich. Wir wollten eine Familie sein und haben uns das Leben zu Dritt in den schönsten Farben ausgemalt.« Er lächelte bei der Erinnerung an die Zeit und trank bedächtig einen Schluck Tee. »Und dann hatten wir noch eine Woche bis zur Geburt. Ich hatte den Antrag allein gestellt, weil sie genetisch mein Kind ist, und Samuel wollte sie dann adoptieren, sobald sie auf der Welt war ... was er dann nicht getan hat. Schon auf dem Weg ins Krankenhaus war er ganz komisch und faselte ständig davon, dass es vielleicht doch nicht die richtige Entscheidung war. Naja, das Resultat war, dass wir uns noch am Tag ihrer Geburt getrennt haben. Er konnte sich ein Leben als Vater nicht vorstellen und ich hatte Paula ja gezeugt. Ich konnte und wollte nicht zurück. Und so bin ich alleinerziehender Vater der kleinen Maus.« Louis hatte nicht lange gesprochen und sich kurz gehalten. Harry sah ihn an und konnte nicht anders, als zu lächeln. Es war stark, was Louis geleistet hatte und dass er das alles allein geschafft hatte.

»Du hast meinen höchsten Respekt«, sagte Harry ehrlich und prostete ihm mit seiner Tasse zu. Louis lächelte verlegen und senkte den Blick: »Du bist der Erste außerhalb meiner Familie, der das zu mir sagt. Alle anderen meinten, sie hätten das nicht gekonnt.«

»Was? Das Kind behalten?« Fragte Harry irritiert, doch Louis schüttelte den Kopf: »Nein, das alles allein zu managen. Aber ich hatte ja keine andere Wahl und jetzt im Nachhinein bin ich ganz zufrieden damit.« Er lehnte sich zurück, sah in seine Tasse und schien einen Moment in seinen Gedanken zu versinken. Dann hob er den Kopf, sah Harry an und sagte: »Wobei ich auch zugeben muss, dass ein Kind es nicht unbedingt leichter macht, wieder einen Partner zu finden. Man kann nicht mal eben spontan auf ein Festival fahren oder mal die Nacht durchfeiern, weil eben die Verantwortung da ist. Wobei ich auch zugeben muss, dass ich in den letzten Jahren auch gar keine Zeit gehabt hätte, einen Partner zu haben.«

»Ein Kind ist da nicht zwingend der Grund, wieso es niemanden gibt«, wagte Harry zu sagen und Louis hob aufmerkend den Kopf.

»Was meinst du damit?«

»Nun, ich habe keine familiären Verpflichtungen und bin auch single. Aber der richtige Mensch kommt eben nicht immer dann um die Ecke, wenn man ihn gerne haben möchte.«

»Du kamst genau zum richtigen Zeitpunkt«, sagte Louis und deutete auf den Dekostrumpf am Kamin. »Du hast den Nikolaus wirklich gut gespielt. Ich glaube nicht, dass Paula dahinterkommen wird, dass unser lieber Nachbar unter dem Kostüm steckte.«

»Lieber Nachbar?«, wiederholte Harry amüsiert und mit einem leichten Unterton der Anspielung in der Stimme. Sie kannten sich nicht wirklich und dass Louis ihn so bezeichnet hatte, schmeichelte ihm.

»Ja, also ich meine ... das hat uns wirklich gut geholfen. Also mir und du bist sehr nett. Ich frage mich, wieso wir bisher noch nicht miteinander ins Gespräch gekommen sind«, sagte Louis und wirkte mit einem Mal unsicher.

»Keine Ahnung, vielleicht hast du so selbstbewusst gewirkt, dass ich mich nicht getraut habe«, überlegte Harry und legte den Kopf schief. »Du scheinst alles total im Griff zu haben und durch deine Tochter bist du natürlich auch ziemlich eingebunden. Da wusste ich nie sicher, ob du denn mal Zeit hättest, um...«

»Um was?«, fragte Louis und sah Harry mit offenem Blick an.

Was sagte man darauf? Er konnte Louis ja schlecht gestehen, dass er ihn schon eine ganze Weile ziemlich niedlich fand, sich aber einfach nicht getraut hatte, ihn anzusprechen. Also antwortete Harry nicht sofort.

»Na los, sag schon«, sagte Louis aufmunternd und stupste ihn in die Seite. Harry zuckte zusammen und verschüttete seinen Tee. Der war zum Glück nicht mehr kochend heiß, durchnässte ihm aber trotzdem das Shirt.

»Shit. Sorry, das wollte ich nicht«, sagte Louis schnell und sprang auf, um eine Serviette zu holen, und Harry stutzte kurz. Es wäre fast ein wenig billig, doch wieso sollte er die Chance nicht nutzen? Er zog sich das Shirt über den Kopf und als er wieder etwas sehen konnte, stand Louis wie eingefroren in der Tür. »Ich kann das auch kurz auswaschen und in den Trockner ...«, fing er an und ging langsam auf Harry zu und blinzelte unsicher.

»Geht schon, ich wasche das nur eben aus, damit es keine Flecken gibt«, sagte Harry leise und wollte sich an Louis vorbeischieben, der jedoch keine Anstalten machte, beiseite zu treten. Er hob den Kopf und sah ihn an.

»Das hast du absichtlich gemacht oder?«

»Was? Den Tee verschüttet?«

»Das Shirt ausgezogen...«

»Und wenn...«, gab Harry vorsichtig zu.

»...dann hat das sehr beeindruckt«, gab auch Louis zu und mit einer raschen Bewegung, zog er Harry an sich und küsste ihn. Sehr direkt und Harrys Herz sprang ihm bis zum Hals, doch er erwiderte den zarten Kuss vorsichtig. Louis seufzte leise und seine Hände fanden den Weg zu Harrys Nacken. Er zitterte leicht und ein Druck schien von ihm abzufallen. Es war, als würde er zum ersten Mal seit Paulas Geburt endlich wieder nach seinen Bedürfnissen schauen.

»Fröhliche Weihnachten«, hauchte Harry und löste sich vorsichtig aus dem Kuss. Louis lächelte ihn aus glasigen Augen an, unterbrach den Blickkontakt keine Sekunde und antwortete leise: »Fröhliche Weihnachten.«

♥️😍

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