11. Dezember - Ein Weihnachten, an das es sich zu erinnern lohnt - Gurkensalat28
Vielen lieben Dank für deine Teilnahme <3
Euch allen ganz viel Spaß bei Türchen Nummer 11.
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Endlich konnte er sein Werk betrachten. Bunte Girlanden flossen von der Decke, wie Wasserfälle ins Tal, während Luftballons in allen Farben den Himmel ein Stück näherbrachten. Harry hatte all seine Kreativität in die Dekoration gesteckt, um die rustikale Hütte so festlich wie möglich zu schmücken. Die Schwierigkeit lag nicht in der Deko, aber zu Weihnachten Geburtstagsgirlanden zu finden war schier unmöglich. Mit ein bisschen Glück würde Louis weder die Schneeflocken auf dem Geschenkpapier, noch die Schneemänner auf den Süßigkeiten auffallen. Trotz dieser kleinen Makel seufzte Harry zufrieden, nahm sich aus der kleinen Küche den noch dampfenden Tee und eine dicke Wolldecke.
Die Flammen des Kamins knisterten leise vor sich hin, während sich Harry auf die Couch setzte und die Decke ausbreitete. Jetzt hieß es warten. Um seine geheimen Pläne umsetzen zu können, hatte er Louis herausgeschickt, wo er im Wald, der die Hütte umgab, einen Weihnachtsbaum aussuche sollte. Er wusste wie sehr Louis die Kälte hasste und sich am liebsten an Harrys Körper wärmte, aber irgendwie musste er den Wuschelkopf ja aus dem Haus befördern. Im Schlepptau hatte er all seine Geschwister, denn auch sie pflegten Traditionen, was Harry sehr gelegen kam, um alles für diesen besonderen Abend vorzubereiten.
Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete er die Schneeflocken, die tanzend funkelnde Bilder auf die Scheiben malten und stetig zu einer hohen Schneeschicht wuchsen. Er erinnerte sich zurück an das erste Mal, als Louis und Harry hier waren.
Es war verdammt kalt und die Autofahrt viel zu lang, aber dass ist nichts, was ein heißer Tee nicht wieder hinbiegen konnte. Mit jeweils einer Tasse Tee in der Hand, überzogen mit genau dieser flauschigen Decke, lehnte sich Louis auf der Couch an mich und ich genoss seine Nähe. Dieses Bild werde ich wohl nie wieder aus meinem Kopf bekommen. Es war fast wie ein kleines Weihnachtswunder. Nichts hätte uns aus diesem Glück holen können. Louis und ich hatte das erste Mal Weihnachtskekse gebacken und dabei, zu meinem Erstaunen, nicht die Küche zerstört, abgesehen von ein paar Zuckergussflecken an der Decke. Der Blauäugige hatte sich natürlich kaum beteiligt und mir lieber den Zuckergusslöffel stibitzt, aber böse konnte ich ihm nicht sein. Der Löffel war viel zu groß für seinen Mund, wodurch sich der Guss eher um seinen Mund als in ihm verteilt hatte, welchen ich ihm nur zu gern abgeleckt hatte. An diesem Ort hatte Louis die Nützlichkeit eines Mistelzweiges kennengelernt und nutzte diese seitdem bis zur Genüge aus. Angeblich um die Weihnachtsgeister nicht zu verärgern. Hier hatten wir das erste Mal zusammen Weihnachten gefeiert.
In Gedanken versunken lächelte Harry wie ein Honigkuchenpferd und würde das am liebsten noch einmal erleben. Trotz all dieser wundervollen Erinnerung war ihm eine am liebsten. Es war der letzte Abend vor unserer Abreise, als wir das erste Mal hier waren und Louis bestand darauf, etwas Besonderes vorzubereiten. Kaum kam ihm die Idee, hatte er mich auch schon einkaufen geschickt. Natürlich wusste er wie sehr ich shoppen liebte, deshalb war ich ihm auch nicht böse, als ich gemerkt hatte, was hier vor sich ging. Als ich dann wiederkam, vollbeladen mit Tüten, die ich zitternd umklammerte, waren überall im Raum Kerzen verteilt und auf dem Tisch stand eine Schüssel Erdbeeren und eine mit Marshmallows. Verwundert brachte ich meine Einkäufe in unser Schlafzimmer und wurde von Louis überrascht, der hinter mir stand. Er legte sanft seine Hand in meine und setzte sich in Bewegung. Stumm führte er mich mit knarzenden Schritten die Treppe herunter und auf dem kleinen Holztisch stand nun zwischen den zwei Schüsseln eine Keramikvorrichtung, die ein Teelicht beherbergte. Die Flamme erinnerte mich an die Weihnachtsgeister, von denen Lou immer sprach, denn sie hatte die Kraft den ganzen Raum zu beleuchten und spielerisch hin und her zu zucken. Der wunderbar süße Geruch von geschmolzener Schokolade stieg mir in die Nase. Louis hatte für uns ein Fondue vorbereitet.
Ich schlang verliebt meine Arme um meinen Freund und hatte nicht vor ihn jemals wieder los zu lassen. Wäre da nicht dieser verdammt leckere Geruch, der um meine Aufmerksamkeit bettelte. Aus fehlenden Handlungsalternativen, umklammerte ich Lou fester und schob ihn kurzer Hand auf meinen Schoß. Der Wuschelkopf schmunzelte nur und genoss mich als Lehne. Zusammen naschten wir den ganzen Abend und schauten uns schließlich einen furchtbar kitschigen Film an, der mich wie so oft zu Tränen rührte, bis ich mich in Lous Armen wiederfand. Er küsste mir die Tränen von den Wangen und zusammen spannen wir unsere Geschichte. Der Abend war perfekt. Er ging perfekt weiter und endete auch nicht allzu schnell. Bei dem Gedanken daran musste er schmunzeln.
Das war vor drei Jahren. Seitdem war der Ausflug in die Hütte ihre ganz eigene Tradition und auch wenn das Jahr nicht immer perfekt verlief und sie sich mal stritten, diese Tradition war ihnen immer geblieben und sie hatten es geliebt. Diese Hütte hatte Harry nur einmal Schmerzen bereitet...
Das Gebrüll fuhr mir tief in die Knochen, sogar die Wände schienen zu beben. Wir hatten uns noch nie so in den Haaren, hatten durch Reden immer wieder alles hingebogen. Heute war das nicht so. „Man, Harry! Was sollte das, verdammt?" Ich hielt dem Druck nicht mehr stand, wusste, dass er Recht hatte. Mit tränenverschleiertem Blick flüchtete ich aus dem plötzlich erdrückenden Hause und begrüßte die lähmende Kälte. Louis Blick war so vorwurfsvoll, als könne er es nicht mehr mit mir aushalten. Gott, dass kann ich nicht mal selbst. Zuflucht fand ich in einer Scheune, die nur wenige Minuten von der Hütte entfernt war. Louis und ich hatten sie bei unserem ersten Besuch gefunden, als wir von einer Wanderung kamen. Aber jetzt war Louis nicht mehr an meiner Seite. Jetzt war ich allein.
Weil ich nicht wusste wohin, verkroch ich mich auf dem Heuboden, der wunderbar nach Stroh duftete. Hier hatte ich dieses Jahr die Geschenke versteckt, damit mein neugieriger Freund sie nicht fand. Dieses Problem hatte ich nicht mehr. Ob er mich hasst? Er klang mehr enttäuscht als sauer, was ekelhaft verständlich war. Ich hätte es wahrscheinlich genauso reagiert. Mein Kopf beschimpfte mich immer weiter mit allen Dingen, die ich jemals falsch gemacht hatte. Erinnerungen rasselten an meinen Augen vorbei, vor denen ich mich nicht so leicht verstecken konnte.
Als meine Tränen versiegt waren und ich nur noch vor mich hin schniefte, hörte ich eine Ladung Stroh auf den Boden fallen, gefolgt von einem energischen „Verdammt!" Vorsichtig lugte ich über die Kante, sodass ich ein Paar Arme unter einer Ladung Stroh erahnen konnte. „Lou?" Meine Stimme war noch ganz brüchig, von dem Kloß in meinem Hals. „Harry?"
Ich stolperte die Treppen herunter, in der Hoffnung nicht zu fallen und versuchte meinen Freund auszugraben. Dieser klammerte sich an meinen Arm und zog mich gleich mit hinunter. Erschrocken schrie ich auf und ließ mich auf das weiche Material fallen. Louis ließ mich nicht zu den Worten kommen, die ich mir ordentlich zurechtgelegt hatte und zog mich am Boden still in eine Umarmung. Als er sich von mir löste flüsterte er nur „Beim nächsten Mal kommst du bitte gleicht zu mir, ja?" Ich versteckte mein Gesicht in seiner Halsbeuge und murmelte ein „Okay", wobei ich nicht wusste, ob er es überhaupt hörte.
Auch diese Zeit hatte sie zu denen gemacht, die sie heute waren. So hatten sie jedes Problem gelöst und seitdem über alles geredet. Anfangs hatte Harry Angst, dass er die Hütte nicht mehr schön fänden würde, aber Louis hatte ihm im nächsten Jahr gezeigt, wie sehr er diese Tage mit ihm liebte und Harry hatte keine Bedenken mehr.
Vor allem dieses Jahr freuten sie sich darauf, denn sie hatten ihren Ausflug über Boo Bears Geburtstag gelegt und da dufte seine Familie natürlich nicht fehlen. Die ganze Rasselbande hatte sich mit peinlichen Weihnachtspullis und tütenweisen Geschenken eingedeckt, als wären sie die Nordpolelfen höchstpersönlich.
Und wie es das Schicksal so wollte, kamen die Weihnachtsbaumjäger gerade hereingeschneit. Daisy und Pheobe betraten das Wohnzimmer zuerst, während Lottie und Fizzy den Weihnachtsbaum mit dem Schlitten um das Haus brachten, um ihn draußen aufzustellen. Eigentlich hatten sie geplant ihn traditionell im Wohnzimmer zu platzieren, aber der kleine Wald beherbergte einzig meterhohe Bäume, die niemals durch die schmale Tür passen würden. Die beiden jüngsten Mitglieder der Familie konnte er nicht sehen, aber sie lieferten sich wahrscheinlich wieder eine ihrer berühmten Schneeballschlachten, die glücklicherweise nur mit zittrigen Leibern endeten.
Louis folgte seinen Geschwistern durch die offene Tür, die einen kühlen Lufthauch durchließ. Eine Ladung Schnee rieselte wie Puderzucker von ihm herunter und bedeckte den Boden mit einer zarten Schneeschicht. Louis selbst sah aus wie ein Schneemann, der vor lauter Schichten kugelrund war. So konnte man Louis Statur nicht mal mehr erahnen, so dick waren die Jacken und Skihosen. Lous Pudelmütze saß schräg auf seinem Kopf, sodass einige seiner wunderbar weichen haselnussbraunen Strähnen darunter hervorlugten. Wie gern würde Harry jetzt leicht durch seine Haare streichen und sie dabei ein wenig verwuscheln. Wobei er nicht wusste, ob er das Gefühl der Strähnen zwischen seinen Fingern lieber mochte oder Lous eingeschnappte Reaktion.
Sprachlos drehte sich Louis im Raum umher und versuchte alles auf sich wirken zu lassen, während seine Augen strahlten und sich ein Lächeln auf seinen weichen Lippen breit machte. Er war überwältigt von den vielen kleinen Lichtern, dem Duft, ja sogar den vielen Farben. Als hätte sich die Hütte in seiner Abwesenheit in ein Paradies nur für ihn verwandelt. Lou kam langsam auf Harry zu, als seine Augen am Tisch hängen blieben und es vollkommen um ihn geschehen war. Ob es der Anblick des Raumes war oder sein Freund mitten darin, was Louis die Sprache verschlag, konnte Harry nicht klar sagen, aber das war auch nicht nötig. Er liebte Lous verzaubertes Gesicht auch ohne Grund. Erinnerungen stiegen in ihm auf und ein wohlig warmes Gefühl ließ Schmetterlinge in seinem Bauch tanzen. Louis streckte seine Nase einer unsichtbaren Fährte entgegen und schien den Geruch wiederzuerkennen, ja zu verstehen. Blau traf auf grün und nichts konnte ihn mehr davon abhalten sich auf seinen Hazza zu stürzen. Auch dieser Tag war ein perfekter, mit allem was folgte.
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