1. Akt
Hallo ihr Lieben,
hier eine kleine Adventsgeschichte, die ich zusammen mit meiner lieben Freundin Caro geschrieben habe. Viel Spaß!
***
Harry.
"Wir müssen jetzt los!" dröhnt die Stimme von meinem Manager Brian durch die geschlossene Badezimmertür. Ich stehe immer noch vor dem Spiegel und betrachte meine Frisur, die einfach nicht so sitzen will, wie ich mir das vorstelle. Dafür glitzert und blinkt mein Outfit umso mehr und lenkt etwas davon ab. Mit der Hand streiche ich vorsichtig eine Strähne meiner dunklen Haare nach hinten und lächele zufrieden. Schon besser.
Ich will nicht noch mehr als nötig zu Brians Stresslevel beitragen und beschließe, dass mein Aussehen gut genug ist und ich so zu der Preisverleihung gehen kann. Es muss gut genug sein, schließlich werde ich Lou wiedersehen. Vorfreude schleicht sich auf meine Gesichtszüge, lässt mich strahlen, mehr als jedes Glitzeroutfit es je könnte. Die widerspenstige Strähne fällt wieder an ihren alten Platz zurück. Ich seufze.
"Harry, ich meins ernst! Wir müssen JETZT los!"
"Jaja. Bin sofort da."
"Und lass bloß deine Haare in Ruhe, sonst ist Marie wieder sauer." ergänzt mein Manager noch. Achja, daran habe ich gar nicht gedacht. Marie, meine Stylistin würde seine Haare sowieso nochmal stylen bevor es auf den roten Teppich und dann auf die große Preisverleihungsbühne gehen würde. Für mein ganzes Team würde dieser Preis so viel bedeuten, aber ich habe einen ganz anderen Gedanken im Kopf, wenn ich ganz ehrlich bin. Den Gedanken daran, das ich Louis wiedersehen werde. Seit unserer Trennung ist so viel Zeit vergangen und ohne das wir es geplant hätten, haben wir Jahre verbracht ohne den anderen zu Gesicht zu bekommen oder auch nur miteinander zu reden. Eine Tatsache, die mir immer wieder den Schlaf raubt. Dabei hatten wir nie eines dieser Paare werden wollen. Wie kann man sich auseinander leben, wenn man füreinander bestimmt ist? Es ist einfach nicht richtig und ich würde die Chance, die mir das Universum heute bietet auf jeden Fall nutzen. Bevor mein Manager noch die Tür eintritt, reiße ich mich von meinem Anblick los. Los gehts. Meine Hand rutscht wie von selber in meine Hosentasche, genau dorthin wo das Geschenk ist, das ich Louis geben will.
"Harry! Hierher Harry!" Die Reporter rufen meinen Namen und ich pose für ihre Kameras die blitzen. Das Lächeln auf meinem Gesicht ist echt. Endlich mal wieder. Ich habe so lange auf diesen Abend gewartet, so, so lange. Wo Louis wohl gerade ist? Ist er wohl schon angekommen? Sitzt er noch im Auto und wartet darauf über den roten Teppich zu gehen? Oder ist er schon im Gebäude und hat gerade erst an der Stelle gestanden an der ich jetzt stehe? Ein letztes Foto, dann werde ich weitergeschoben. Alles summt von den Gesprächen der vielen Leute, es riecht nach teurem Parfum. Die ersten Tabletts mit Champagner werden herumgereicht und ich greife danach. Eine kleine Auflockerung kann nicht schaden. Nervös sehe ich mich um, ob ich Louis oder jemanden aus seinem Team erkenne. Aber nichts. Leo DiCaprio läuft an mir vorbei, weiter hinten sehe ich Zendaya und Tom Holland miteinander lachen. Im Augenwinkel meine ich Louis' Silhouette zu sehen und drehe mich abrupt um. Enttäuscht stelle ich fest, dass er es doch nicht ist und meine Sinne mir nur einen Streich gespielt haben. Mein Herzschlag hat sich gerade wieder normalisiert als ich ihn doch entdecke. Er ist tatsächlich hier, im gleichen Land, im gleichen Raum, zur selben Zeit wie ich. Auch er hat ein Champagnerglas in der Hand und die andere lässig in der Anzughosentasche. Ich versuche nicht mal mein Starren zu verbergen. Er bemerkt meine Blicke tatsächlich und sieht mich an. Ich lächele ihn mit meinem 1 - Millionen - Dollar Lächeln über den Raum hinweg an. Doch bevor ich mich auf den Weg zu ihm machen kann, werde ich schon wieder weitergeschoben. Die Show geht los.
Auf den Bildschirmen sind die Gesichter der Nominierten zu sehen. Alle versuchen möglichst entspannt auszusehen und nicht alle bekommen das hin. Mir muss mein Manager nicht sagen, dass ich lächeln soll. Ich tue es, weil ich Louis' Anwesenheit spüren kann. In jeder Zelle meines Körpers. Ohne ersichtlichen Grund kriecht mir eine Gänsehaut über die Arme, ich spüre mein Herz aufgeregt schlagen. Aber gut, das könnte auch daran liegen, dass die Moderation gerade den Zettel mit dem Namen des Gewinners aus ihrem goldenen Umschlag zieht. Mein Manager gräbt vor Aufregung seine Finger tief in meinen Oberschenkel. Dann ist es soweit. "...der Gewinner ist HARRY STYLES!" Jubel bricht los, ich werde in mehrere Umarmungen gezogen, Glückwünsche werden mir ins Ohr gemurmelt, fremde Menschen klopfen mir auf den Rücken, als ich an ihnen vorbeigehe. Ich suche nach Louis' Gesicht zwischen den ganzen klatschenden und lächelnden Menschen, kann ihn aber nicht entdecken, bevor ich zur Bühne hochsteige und den Preis entgegennehme. Erst als ich schon mitten in meiner Dankesrede stecke sehe ich ihn. Seine dunklen Haare leuchten im Scheinwerferlicht. Erinnerungen fluten meinen Kopf, meinen ganzen Körper und die nächsten Worte kommen aus einem Teil meiner Seele, von dem ich dachte, dass ich ihn schon lange verloren hätte. Mein Blick ist auf diesen wunderbaren Mann gerichtet, der endlich wieder in meiner Nähe ist und in diesem Moment in meine Richtung schaut. "...ich möchte auch dem Menschen danken, der mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin, weil er mich vom ersten Tag an geliebt hat, obwohl er jeden einzelnen meiner Fehler kannte. Danke." Ein letztes Mal hebe die Trophäe in die Höhe, bade im Applaus, der darauf wieder hochbrandet und gehe von der Bühne herunter.
Auf der After - Show - Party komme ich gar nicht heraus aus der Menschenmenge, die mich umringt. Alle wollen mir gratulieren und mir die Hand schütteln. Es dauert endlose Minuten bis ich mich losreißen kann. Der Preis, den ich gewonnen habe, ist schon längst in Brians Hände verschwunden und ich verschwende keinen Gedanken daran. Alles was mich interessiert ist,x wo Louis gerade ist. Und warum er nicht genau hier vor mir steht und sich von mir umarmen lässt. Ich kippe den Champagner herunter, den mir irgendjemand in die Hand gedrückt hat und sehe mich suchend um. Wo bist du, Lou? Ich will dich endlich wieder in meine Arme schließen und nie wieder loslassen. Es ist zu lange her, Lou. Viel zu lange.
Louis.
„Bist du bereit?" Lisa, meine Managerin, wirft mir einen fragenden Blick zu. Wir sitzen in einer edlen schwarzen Limousine und warten darauf, dass uns die Tür geöffnet wird, damit wir gemeinsam über den roten Teppich stolzieren und für die Fotografen die glücklichen Superstars mimen können. Es ist meine erste offizielle Preisverleihung seit der Pause mit One Direction. Und obwohl ich heute den Saal lediglich als Gast und nicht als Nominierter betreten werde, bin ich mehr als aufgeregt. Die letzten Jahre habe ich solche Auftritte bewusst gemieden, noch immer fühlen sie sich ohne die Jungs komisch fremd an. Doch mein zweites Soloalbum steht kurz vor dem Release und was tut man nicht alles für Promo. Zögernd nicke ich ihr zu und just in dem Moment wird die Autotür von außen geöffnet. Das Blitzlichtgewitter ist so enorm, dass ich für einen kurzen Augenblick die Augen schließen muss, damit sich meine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnen. Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich ein letztes Mal mein schwarzes Jackett glattstreiche und aus dem Wagen steige. Gemeinsam mit Lisa an meiner Seite schlängle ich mich durch die ganzen Journalisten, gebe etliche Interviews und begrüße den ein oder anderen Kollegen.
Im Foyer der großen Halle angekommen, atme ich erst einmal lautstark aus und meine Managerin grinst mich breit an.
„Das lief doch super! Ich habe dir gleich gesagt, dass all deine Sorgen unbegründet waren." Spielerisch knufft sie mir in die Seite. Erleichtert nicke ich und erwidere ihr Lächeln. Mit Lisa in meinem Management habe ich einen wirklichen Glücksgriff gemacht. Wir verstehen uns nicht nur geschäftlich, sondern auch privat. Sie gehört mittlerweile zu meinen engsten Freunden, weshalb sie auch die letzten Wochen mein Kummerkasten Nummer eins war und genau weiß, welchen Respekt ich vor der heutigen Veranstaltung hatte.
„Darauf stoßen wir an." Gezielt greift sie nach zwei Gläsern überteuerten Champagner, die in Überfluss herumgereicht werden.
„Auf dich.", prostet sie mir zu. Grinsend schüttle ich den Kopf und korrigiere sie: „Auf uns! Ohne dich und dem ganzen Rest des Teams würde ich heute nicht hierstehen." Die Gläser klirren und ich spüre das leichte Brennen des Alkohols in meinem Rachen. Wenn der Abend so weitergeht, würde er wohl tatsächlich nicht so schlimm werden.
Aus dem einen Champagner Glas wird schnell ein zweites und auch unsere kleine Gruppe hat sich mittlerweile etwas vergrößert. Lewis Capaldi und auch Ed Sheeran haben sich zu uns gesellt. Letztere kommt gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus und zeigt uns ein Foto nach dem anderen von seiner Tochter, während Lewis sichtlich Gefallen an Lisa gefunden hat. Zwischen all den Geschichten von Eds kleinem Windelhoppser, flirtet Lewis ziemlich offensichtlich mit meiner Managerin, welche davon jedoch mehr als unbeeindruckt ist. Kein Wunder Zuhause wartet ein zugegebenermaßen ziemlich heißer Ehemann auf sie, der sie vergöttert wie kein anderer. Grinsend nehme ich noch einen Schluck von meinem Champagner und lasse meinen Blick für einen kurzen Moment über die Menge schweifen. Als sich dieser dabei jedoch ausgerechnet mit einem mir nur allzu bekannten Lockenkopf kreuzt, verschlucke ich mich augenblicklich. Harry steht keine zehn Meter von mir entfernt und wirft mir sein verdammtes Strahlelächeln entgegen. Und obwohl unser Augenkontakt keine Minute anhält, erkenne ich, dass Harry alles andere als überrascht über meine Anwesenheit ist. Ganz im Gegensatz zu mir.
„Louis, alles in Ordnung?" Besorgt macht Lisa einen Schritt auf mich zu und klopft mir energisch auf den Rücken. Keuchend schnappe ich nach Luft und bemühe mich meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Geht's wieder?", fragt meine Managerin und auch meine beiden Kollegen mustern mich sorgenvoll. Ich sehe zuerst zu Lisa und dann auf mein halbvolles Champagnerglas, welches ich anschließend auf ex leere.
„Ich brauche mehr Alkohol." Mit diesen Worten entschuldige ich mich von Lewis und Ed, greife nach Lisas Hand und ziehe sie mit mir an die Bar. Ich brauche was Härteres. Mit hochgezogener Augenbraue mustert mich Lisa als ich einen kräftigen Schluck von meinem Vodka on the rocks nehme.
„Willst du mir sagen, warum du dich scheinbar zu betrinken versuchst? Was ich ganz nebenbei erwähnt nicht gut heiße." Mahnend sieht sie mich an, doch das könnte mir in diesem Moment nicht egaler sein.
„Er ist hier.", krächze ich und nippe erneut an meinem Getränk. Lisa runzelt die Stirn.
„Wer? Die halbe Musik- und Filmindustrie ist heute Abend anwesend. Du musst schon etwas präziser werden, wenn du willst, dass ich dir helfe."
„Harry." Alleine seinen Namen nach all der langen Zeit wieder laut auszusprechen, führ dazu, dass mein Puls in die Höhe schießt.
„Du wusstest nicht, dass er heute Abend hier ist?" Stumm schüttle ich den Kopf und fahre mir mit meiner Hand über das Gesicht.
„Wo lebst du? Wie kann man verdammt nochmal nicht wissen, dass Harry Styles himself heute Abend anwesend ist? Er ist gefühlt in jeder Kategorie nominiert." Ungläubig legt mir Lisa eine Hand auf den Arm und schüttelt kräftig daran, um ihre Worte zu unterstreichen. Ich zucke mit den Schultern. Das frage ich mich auch? Warum zur Hölle wusste ich nicht, dass Harry heute auch hier ist und warum verdammt nochmal, scheint er nicht darüber überrascht zu sein, mich hier zu sehen?
„Ist das ein Problem für dich?"
Ja, habe ich ein Problem damit?
„Sag mir nicht, dass das heute das erste Aufeinandertreffen seit eurer Tren-"
Der laute Gong, der unser Zeichen dafür ist, die Plätze einzunehmen, unterbricht meine Managerin. Ich exe auch den Rest dieses Drinks und mache mich, ohne auf Lisas Frage einzugehen, auf die Suche nach unseren Sitzen. Denn ja verdammt, es ist das erste Aufeinandertreffen seit unserer Trennung. Und ich bin alles andere als bereit dafür.
Die Show beginnt. Lisa wirft mir immer wieder fragende Blicke zu, doch ich ignoriere diese und tue so, als würde ich interessiert die Preisverleihung verfolgen. In Wirklichkeit laufen meine Gedanken gerade auf Hochtouren und ich bin viel mehr damit zu beschäftigt nicht in Panik zu verfallen. Erst als plötzlich Harrys Name von en Moderatoren in die Menge gerufen wird, wende ich meine Aufmerksamkeit augenblicklich wieder dem Geschehen vorne auf der Bühne zu. Mit einem riesigen Lächeln auf den Lippen schreitet Harry auf die Bühne und nimmt seinen Preis entgegen. Das erste Mal an diesem Abend habe ich die Möglichkeit ihn ausgiebig zu mustern. Er sieht gut aus. Und glücklich. Obwohl ich mich darüber freuen sollte, kann ich nicht verhindern, dass mir diese Tatsache einen heftigen Stich in der Brust bereitet. Harry lässt seinen Blick über die Menge schweifen und plötzlich treffen sich unsere Blicke für das zweite Mal heute. Automatisch schnellt mein Puls in die Höhe und ich habe das Bedürfnis schreiend aus dem Raum zu rennen. Harry holt tief Luft und obwohl es über diese Entfernung unmöglich ist, habe ich das Gefühl, dass er unseren Blickkontakt vor seinem nächsten Satz noch einmal intensiviert.
"...ich möchte auch dem Menschen danken, der mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin, weil er mich vom ersten Tag an geliebt hat, obwohl er jeden einzelnen meiner Fehler kannte. Danke."
Während Harry anschließend mit dem Applaus der Menge überglücklich die Bühne wieder verlässt, weiß ich nicht wohin mit meinen Gefühlen. Überfordert schnappe ich nach Luft. Harry hat es nicht ausgesprochen. Musste er auch nicht. Ich bin mir auch so sicher, dass er gerade mich gemeint hat. Auch Lisa scheint diesen kleinen Moment zwischen uns bemerkt zu haben und sieht mich mit großen Augen an.
Zwei Stunden später habe ich tatsächlich die Preisverleihung überstanden. Wie ich den Rest der Show hinter mich gebracht habe, ohne mich zu übergeben, kann ich nicht sagen. Doch was ich weiß ist, dass wenn ich den Abend ohne einen Gefühlsausbruch überstehen will, brauche ich noch einmal einen Drink. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass ich mich kurz darauf zusammen mit Lisa erneut an der Bar wiederfinde. Nach Harry Auftritt musste ich Lisa nichts mehr erklären, sie hat es sofort verstanden. Seitdem versucht sie mir gut zuzureden und mir zu erklären, dass es trotzdem nicht gut wäre, wenn wir uns schon jetzt aus dem Staub machen würden. Ich will ihr gerade widersprechen, als der Barkeeper ein volles Glas vor mir auf den Tresen stellt.
„Von dem netten Herrn da drüben." Er zwinkert mir zu und deutet auf einen Typen gegenüber von uns. Harry.
***
Lasst uns doch gerne etwas Kleines da :)
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