bonus 2022 - just friends don't do what we do

„Okay. Du kaufst den. Keine Widerrede."

Es sind Dinge wie das hier, die Louis verwirren.

„Nein, wirklich", sagt Harry. „Du siehst darin extrem heiß aus. Kauf den oder ich zieh aus."

Sie verwirren ihn sehr.

Denn wenn Harry wirklich nur sein bester Freund wäre, würde er dann solche Sachen sagen, während Louis Kleidung anprobiert?

„Ich weiß nicht, H", sagt er. „Ich bin nicht so der Typ für auffällige-"

„Louis, du brauchst einen Anzug und rot steht dir phänomenal. Außerdem ist es auch ein bisschen weihnachtlich."

Louis legt den Kopf schief und dreht sich zum Spiegel in der offenen Kabinentür. Er mustert sich, kratzt sich am Handgelenk und dann stellt sich Harry hinter ihn und legt seine Hände auf seine Schultern.

Er lächelt Louis durch den Spiegel an und nickt. „Siehst du nicht, wie gut der an dir aussieht?", fragt er und Louis muss sich daran erinnern weiter zu atmen.

Er und Harry sind beste Freunde. Seit über acht Jahren inzwischen. Sie haben sich in einem Feriencamp kennengelernt und dann festgestellt, dass sie fast nebeneinander wohnen und seitdem haben sie eigentlich jede freie Minute zusammen verbracht. Nach der Schule sind sie in eine kleine Wohnung in London gezogen; Louis studiert und Harry macht ein Praktikum bei einem Musiklabel.

Er und Harry sind beste Freunde. Seit über acht Jahren inzwischen.

Und Louis ist schrecklich in Harry verliebt.

Und er weiß nicht, was er tun soll. Es ist ziemlich unpraktisch in seinen besten Freund verliebt zu sein.

Und zwar vor allem, wenn es in dieser Freundschaft irgendwie ziemlich oft Momente gibt, die nicht besonders freundschaftlich rüberkommen.

So wie dieser jetzt gerade, wo Harry seine Hände über Louis' Rücken zu seiner Taille wandern lässt und ihn vorm Spiegel ein wenig hin und her dreht. „Ich meine, siehst du nicht, wie der deine Taille betont? Du musst den nehmen."

Louis dreht seinen Kopf zu Harry, Harry legt sein Kinn auf Louis' Schulter ab und lächelt. Sie sind sich so nah und Harrys große Hände sind immer noch an Louis' Taille und Louis gibt jede Art von Widerstand auf.

„Okay", flüstert er und lächelt müde. „Okay, dann nehm ich den." Aber bitte lass mich jetzt los, ich halte es nicht aus, wenn du mir so nah bist.

Harry sieht sehr zufrieden aus, löst sich wieder von Louis und grinst. „Sehr gut."

Das Ding ist Louis brauchte eh mal einen Anzug, und jetzt brauchte er dringend einen, weil Niall durchgeknallt ist und eine Weihnachtsgala veranstaltet. Es ist genau die gleiche Art von Party wie jede von Nialls Partys; eine Studentenparty eben, aber diesmal hat er sich gedacht alle müssen in Abendgarderobe erscheinen (vermutlich war er nicht mal high, Niall ist der einzige Mensch, dem Louis so eine Schnapsidee auch im nüchternen Zustand zutraut).

Harry hat unzählig viele Anzüge, weil er einen Kleidungsfimmel hat („Nein, Louis, nur einen Kleidungsstil", würde er selbst dazu sagen), aber Louis nun mal nicht. Deshalb hat Harry ihn gezwungen Anzug-shoppen zu gehen und hier sind sie nun und so ist Louis in der Situation gelandet, dass er sich mit dem Kopf gegen die Umkleidewand lehnt und verzweifelt versucht das Gefühl von Harrys großen Händen an seiner Taille zu vertreiben.

Verdammt, er will diese großen Hände überall spüren, er ist so in Harry verliebt.

Aber selbst wenn Harry wirklich auch mehr als nur Freundschaft für ihn empfindet (was Louis wirklich immer öfter so vorkommt), Louis würde sich niemals trauen irgendwas in die Richtung zu unternehmen.

Er hat viel zu viel Angst Harry zu verlieren. Ihre Freundschaft bedeutet ihm alles. Er wäre lieber für immer als bester Freund an Harrys Seite, sogar als Trauzeuge, wenn er jemand anderen heiratet, als nicht in seinem Leben zu sein.

Er kann es einfach nicht wagen, es steht zu viel auf dem Spiel. Deshalb balanciert er einfach weiter auf der Grenze zwischen Freundschaft und mehr und fragt sich alle fünf Minuten, ob Harry denn jetzt das Gleiche empfindet oder nicht.

„Lou? Kommst du klar?"

„Ja, ich bin gleich fertig", ruft Louis und fängt an sich aus dem Anzug zu schälen, damit er ihn kaufen kann.

Weil Harry findet, dass Louis darin heiß aussieht.

Fuck, für den Grund würde er alle Anzüge der Welt kaufen.

_____

„Lou?"

„Ja?" Louis sieht von seinem Buch auf und rückt seine Brille zurecht. Harry steht in der Wohnzimmertür, die Hand noch auf der Klinke.

„Mit der Brille siehst du so niedlich aus", sagt er grinsend. Louis' Bauch beginnt zu kribbeln. Wieso macht Harry sowas ständig?

„Ist das was du mir sagen wolltest?", fragt er skeptisch und runzelt die Stirn.

Harry schüttelt den Kopf. „Nee, ich wollte eigentlich fragen, ob wir uns dieses Jahr einen Weihnachtsbaum holen wollen."

Louis kratzt sich am Kinn. „Warum, wir fahren doch eh nach Hause."

„Ja und?" Harry zuckt mit den Schultern. „Wir dekorieren doch sonst auch. Es muss ja auch kein großer sein, aber ich fänds einfach schön." Er guckt schüchtern und in Louis verdreht sich alles. Wenn Harry so guckt würde er doch alles für ihn machen.

„Klar", sagt er und lächelt. „Wir können einen holen, wenn du willst."

„Ja?" Harrys Augen leuchten auf und Louis nickt.

„Von mir aus auch jetzt, ich brauch eh mal einen Grund eine Lernpause zu machen, diese Klausur zerrt an meinen Nerven."

Zum Glück ist es die Letzte vor den Semesterferien.

Am Tag danach ist dann Nialls „Gala". Der Junge hat doch echt einen Knall. Leider hat Louis ihn lieb.

„Echt?"

Louis nickt und klappt sein Buch zu. Dann setzt er seine Brille ab und legt sie dazu.

„Sicher, dass du die beim Baum aussuchen nicht brauchst?", fragt Harry neckend, als Louis aufsteht und zu ihm geht.

„Ja, sicher, Harold", sagt Louis. „Tut mir Leid, du kannst meine Niedlichkeit ja später wieder bewundern." Er klopft ihm im Vorbeigehen auf die Brust.

Das ist doch Flirten, oder?

Was ist das denn bitte, wenn nicht Flirten? Freundschaftliches Teasing?

„Oh das werd ich, keine Sorge. Ich setz mich mit Popcorn aufs Sofa und schau dir beim Lernen zu."

„Das ist creepy." Louis schlüpft in seine Schuhe.

„Oder romantisch", sagt Harry grinsend und schiebt sich an Louis vorbei, um kurz im Badezimmer zu verschwinden.

Flirten, denkt Louis. Definitiv Flirten.

_____

Harry hatte Recht, der Baum ist macht das Zimmer wirklich viel weihnachtlicher. Und das Dekorieren hat auch Spaß gemacht. Er freut sich auf Weihnachten.

Zum Lernen ist Louis heute zwar nicht mehr gekommen, aber was soll's.

Dafür haben Harry und er sich eine Tiefkühlpizza reingeschoben und dann in seinem Bett einen Weihnachtsfilm angeguckt.

Jetzt ist sein Laptop schon lange zugeklappt auf dem Schreibtisch und er und Harry schlafen fast. Es ist spät, sie sind müde, es ist schön warm unter Louis' Decke.

„Lou?", fragt Harry irgendwann leise. Louis dachte schon er schläft.

„Mhm?"

„Trägst du mich ins Bett?"

„Du bist zu schwer", murrt Louis und Harry gibt ein unzufriedenes Geräusch von sich.

„Aber ich bin zu müde jetzt rüber zu gehen."

„Schlaf doch einfach hier." Louis ist ja selber schon fast am pennen.

„Das ist was ich hören wollte", flüstert Harry und kurz darauf spürt Louis, wie er einen Arm um Louis' Bauch schlingt, seinen Kopf auf seiner Brust ablegt und sich an ihn kuschelt. Louis lächelt nur, zieht ihn eng an sich und vergräbt seine Nase in Harrys Haaren.

Wir sind sowas von nicht nur befreundet, denkt er, bevor er endgültig in den Schlaf driftet. Nur-Freunde machen sowas nicht.

_____

„Denkst du Niall hat eine Champagnerpyramide? Ich könnt's mir vorstellen." Harry grinst amüsiert und wirft dann einen skeptischen Blick in den Himmel. „Es könnte heute noch regnen."

„Kann gut sein." Louis schüttelt schmunzelnd den Kopf. „Ich würd's ihm zutrauen. Vermutlich dann neben der weirden Kronkorkenstatue von Lewis, so ganz unclassy."

„Er hat echt zu viel Geld."

„Oh ja, für einen Studenten definitiv."

Die beiden biegen um die letzte Ecke und dann stehen sie vor dem Studentenwohnheim, in dem Niall zusammen mit seinen Mitbewohnern Lewis, Julia und Shawn lebt. Die vier veranstalten ständig Partys, sie sind in der ganzen Stadt schon fast dafür berühmt (also...bei den Studenten).

Auch jetzt hört man schon Last Christmas bis vor die Haustür aus Nialls Riesenlautsprechern schallen und Harry drückt die angelehnte Tür mit einem Lächeln auf.

Louis muss einmal kurz tief durchatmen. Harry sieht einfach zu heiß aus, er kann sich kaum beherrschen. Niemandem stehen Anzüge so gut wie Louis' bestem Freund, wirklich.

Und natürlich besitzt Harry auch noch einen Weihnachtsanzug. Wirklich, der Typ hat doch einen Knall. Wie zur Hölle kann denn jemand in einem Anzug, der mit Schneemännern, Zuckerstangen, Lebkuchenmännchen und Santas bedruckt ist so unverschämt gut aussehen?

Louis schüttelt die Gedanken ab und folgt Harry die Treppe hoch. Auf Nialls Etage stehen schon einige Menschen im Flur, trinken und unterhalten sich.

Harry und Louis gehen durch die geöffnete Tür und finden die Gastgeber ziemlich schnell, alle vier tanzen gerade nämlich irgendeine (so wie es aussieht selbst erfundene) Choreo zu dem immer noch laufenden Last Christmas in der Mitte ihres (für eine Studi-WG wirklich erstaunlich großen) Wohnzimmers, während die Gäste, die nicht im Flur stehen begeistert pfeifen und Cara sogar versucht die merkwürdigen Verdrehungen nachzumachen.

Harry und Louis werfen sich einen amüsierten Blick zu und entscheiden ihnen später hallo zu sagen. Sie schieben sich durch die Menschen in die Küche und bedienen sich an der großen Getränkeauswahl (es gibt übrigens leider keine Champagnerpyramide, dafür machen sie den Weihnachtsthema der Party alle Ehre, es gibt Glühwein, Eierlikör und sogar Feuerzangenbowle).

Sie stoßen lächelnd miteinander an, trinken die ersten paar Schlucke und mischen sich unter die Leute.

Eins muss man Niall und seiner WG lassen: Partys schmeißen können sie. Wirklich. Louis hatte seit Wochen nicht mehr so viel Spaß. Dazu kommt, dass der Stress der letzten Klausur jetzt endlich weg ist und er sich einfach ein bisschen fallen lassen kann.

Er unterhält sich mit den verschiedensten Leuten, trinkt ein Bier nach dem anderen und lässt sich von Michael zu Shots überreden.

Harry ist irgendwo anders, aber Louis ist entspannt. Sie müssen nicht jede Sekunde zusammenkleben, um sich so nahe zu stehen, zu wissen dass sie jeweils die Priorität voneinander sind. Sie wohnen zusammen, werden irgendwann später zusammen wieder gehen, sie haben eine sehr selbstverständliche...Beziehung? Freundschaft? Wie auch immer.

Irgendwann beschließt Louis aber doch Harry mal eben suchen zu gehen, weil er angetrunken und glücklich ist und Harry liebt und jetzt gerade halt Zeit mit ihm verbringen möchte. Egal wieviel Zeit sie eh immer miteinander verbringen.

Aber er kommt nicht weit, da kommt Harry schon auf ihn zu.

„Hey", sagt er breit lächelnd. „Ich hab dich gesucht."

„Ich dich auch", sagt Louis und steigt in sein Lächeln ein.

Harry hält ihm die Hand hin. „Komm", sagt er und Louis runzelt die Stirn.

„Du liebst den Song", hilft Harry ihm auf die Sprünge und erst da hört Louis die Anfangstöne von Blue Christmas aus den Lautsprechern kommen und beginnt noch breiter zu lächeln.

Er ergreift Harrys Hand und der zieht ihn dann hinter sich her auf die Tanzfläche im Wohnzimmer.

Gerade sind tatsächlich gar nicht so viele Leute hier, deshalb haben sie Platz, aber Harry zieht Louis trotzdem näher und legt seine Hände beide um dessen Taille. Louis lächelt, verschränkt seine in Harrys Nacken und dann tanzen sie.

Vermutlich fühlt es sich viel eleganter an, als es wirklich aussieht, aber Louis hat das Gefühl er schwebt.

Er sieht Harry an, der lässt ihn eine Pirouette machen und dann kracht er wieder sanft in seine Brust. Er ist in Harrys Armen sicher. Das hier ist wunderschön, es fühlt sich so richtig an und es ist so einfach.

Und Louis hinterfragt überhaupt nichts. Er macht sich keine Gedanken, was das jetzt bedeutet, ob sie nur Freunde oder mehr sind, oder ob das was zwischen ihnen ändert. Das muss er auch gar nicht.

Irgendwie ist gerade alles klar. Er sieht Harry, Harry sieht ihn und sie haben sich. Sie tanzen.

Das ist alles was zählt.

_____

Am 23. veranstalten Louis und Harry, seit sie ausgezogen sind, jedes Jahr ein kleines Mini-Weihnachten, bevor sie dann einen Tag später nach Hause fahren.

Ihre Familien sind in den letzten acht Jahren durch sie auch eher zu einer Familie geworden (in dem Sinne, dass auch Harrys Schwester und Eltern wegen Louis ständig bei den Tomlinsons waren, sich mit ihnen angefreundet haben und sie dann irgendwann angefangen haben Feste zusammen zu feiern und gemeinsam in Urlaube zu fahren), deshalb feiern sie Weihnachten auch so eh zusammen, aber den 23. nur für sich lassen Harry und Louis sich nicht nehmen.

Um Mitternacht singt Harry Louis dann auch immer Happy Birthday vor und um ehrlich zu sein, Harry im Schein einer Kerze auf dem jährlichen Geburtstagscupake, wie er nur für Louis singt...es ist Louis' Lieblingserinnerung. Egal von welchem Jahr.

Louis umklammert sein Geschenk für Harry fest in seinen Händen und starrt sich im Spiegel an. Durch die Wohnung zieht sich schon der herrliche Geruch von was auch immer sich Harry für dieses Jahr fürs Essen überlegt hat (er ruft Louis immer erst wenn es fertig ist, um ihn zu überraschen) und Louis hat irgendwie das Gefühl, dass dieses Jahr etwas anders ist.

Und er weiß auch ganz genau was. In den letzten Jahren, eigentlich schon in den letzten acht Jahren, also seit sie sich kennen, sind er und Harry immer auf dieser Grenze zwischen Freundschaft und mehr herumgeschlichen, mal vielleicht mehr zu einer Seite ausgeschwungen, aber es war nie...

Sie hatten schon romantische Momente, klar. Die ganzen Momente, in denen Louis immer wieder alles überdenkt, weil Harry ihn doch so ansieht, als würde er seine Liebe erwidern.

Aber das auf Nialls Party (- Entschuldigung „Gala")...das hat es so irgendwie noch nicht gegeben. Es war halt nicht mal so ein Moment, in dem Louis gedacht hat „Sowas tun Freunde nicht, wir sind irgendwie mehr", sondern...es hat sich einfach irgendwie angefühlt, als wären die beiden zusammen. Das hätte auch ihr erster Tanz auf ihrer Hochzeit sein können. Es war nicht mehr dieses Ungewisse, nicht ein „Du verwirrst mich". Es war irgendwie einfach alles klar.

Aber jetzt ist es das nicht. Jetzt ist Louis nur so so verwirrt und er weiß nicht, was er tun soll, denn soll er den ersten Schritt wagen? Er will Harry nicht verlieren, aber das wird er doch auch nicht, oder?

Und sind sie nicht irgendwie eh schon seit Ewigkeiten in einer Beziehung? Sie „daten" zwar nicht, klar, aber...wenn Harry nach Hause kommt und von seinem Tag im Studio geschafft ist, geht er nicht in sein Zimmer und schläft, er kommt zu Louis, lässt sich manchmal von ihm die Anspannung an der einen Stelle in seinem Nacken wegmassieren und erzählt ihm von seinem Tag. Dann gucken sie sich zusammen einen Film an und Harry schläft auf Louis ein.

Und wenn Louis in der Prüfungsphase ist, dann sorgt Harry dafür, dass er zwischendurch auch mal was isst, fragt ihn Sachen ab, die er lernen muss und zwingt ihn ab und zu mal abends mit ihm rauszugehen und was zu unternehmen, damit er nicht nur an die ganzen Klausuren denkt.

Sind das Dates?

„Lou?", dringt in dem Moment Harrys Stimme durch die Tür. „Es gibt Essen."

„Komme."

Mit einem letzten Blick in den Spiegel nickt Louis sich zu. Er muss einfach. Er wird bald irgendwann...er macht bald irgendwann den ersten Schritt! Er sagt Harry bald was er für ihn empfindet.

Und selbst wenn aus irgendeinem Grund alles schief gehen sollte...er wird es einfach nicht zulassen, dass ihre Freundschaft darunter leidet. Sie sind Harry und Louis. Das geht gar nicht.

_____

Harry hat sich mal wieder selbst übertroffen. Das was er gekocht hat ist sogar vegan, aber Louis hat seit Langem nichts so geiles mehr gegessen.

Sie sitzen sich gegenüber an ihrem kleinen Esstisch, die Kerzen auf dem Adventskranz neben ihnen auf dem Tisch brennen und die Weinflasche, die Harry geöffnet hat, ist schon halb leer.

Und Louis fällt es immer schwerer Harry nicht ständig anzusehen. Er ist einfach so schön, es ist nun mal schwer Harry nicht anzusehen.

Harry fängt seinen Blick auf und lächelt, trinkt dann einen Schluck Wein und leckt sich einen roten Tropfen von der Lippe. Louis' Herz zieht ihn näher und deshalb stößt er einfach ganz zufällig mit seinem Fuß gegen Harrys Bein und lässt ihn da.

Falls es Harry auffällt, lässt er es sich nicht anmerken.

Eine halbe Stunde später ist der Wein ganz leer, eine zweite Flasche offen und sie begeben sich mit ihren Gläsern rüber ins Wohnzimmer, das, wie Louis zugeben muss, durch den Weihnachtsbaum wirklich zum ersten Mal auch bei ihrer kleinen Feier hier richtig weihnachtlich aussieht.

Er mag es.

Harry stellt sein Glas ab und verschwindet dann kurz in seinem Zimmer, um seine Gitarre zu holen.

Louis trinkt in der Zeit einen Schluck Wein und mustert die beiden Geschenke, die unter dem Baum stehen. Seins an Harry ist kleiner. Er macht sich jedes Jahr so viele Gedanken, was er Harry schenkt, vermutlich ist es total offensichtlich, dass er in ihn verliebt ist.

„Was willst du als Erstes singen?", fragt Harry, als er wieder in den Raum kommt. Louis zuckt mit den Schultern.

„Joy to a world?", meint er und Harry nickt.

„Ja, warum nicht?"

Harry sucht die Seite in ihrem Weihnachtsliederbuch und schlägt ein paar Akkorde an. Dann singen die beiden zusammen.

Das machen sie oft, auch nicht an Weihnachten. In dem Feriencamp, in dem sie sich kennengelernt haben, war am Lagerfeuer singen eine große Sache.

Louis und Harry haben die Tradition in ihrer Freundschaft weitergeführt.

Und sie klingen gut zusammen. Außerdem hat Harry die schönste Stimme der Welt, findet Louis. Er freut sich jetzt schon auf sein Ständchen um Mitternacht.

Fünf Lieder später legt Harry die Gitarre wieder zur Seite und Louis lächelt ihn an. „Willst du anfangen, oder ich?"

„Fang du an", sagt Harry und Louis nickt, greift nach seinem Päckchen und gibt es Harry.

„Frohe Weihnachten, H", sagt er und Harry lächelt breit und senkt seinen Blick dann auf das Geschenk. Er packt es behutsam aus und als er dann die Schatulle sieht, fliegt sein Blick zu Louis. Louis nickt nur nachdrücklich und Harry öffnet die Samtschachtel. Sein Mund öffnet sich.

„Du...", sagt er dann und blinzelt. „Du hast einen gefunden?"

Louis grinst. „Nicht nur irgendeinen. Das ist genau der, den du hattest. Ich hab mit dem Verkäufer telefoniert und er hat mir erzählt, wie er über einige Ecken daran gekommen ist und der ist von genau dem Konzert, auf dem du deinen verloren hast."

Harrys Mund steht immer noch auf. „Louis", murmelt er. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."

Wenn es nicht bis jetzt schon offensichtlich war, dass ich dich liebe, dann ja spätestens jetzt, oder?, denkt Louis und lächelt. „Du musst gar nichts sagen."

„Lou." Harry zieht Louis in eine Umarmung. „Danke", flüstert er und dann nimmt er seinen geliebten Rosenring aus der Schatulle und schiebt ihn sich an den Finger. „Du weißt gar nicht wie viel mir das bedeutet."

Louis lächelt nur und ihm wird warm, weil es sich unglaublich anfühlt Harry so glücklich zu machen.

Eine Weile lang sagen die beiden nichts und sitzen einfach nur so da, Harry seine Hand mit dem Ring bewundernd, Louis seinen besten Freund bewundernd.

Dann sieht Harry ihn an. „Okay, jetzt ich", sagt er und greift nach seinem Geschenk für Louis, um es ihm zu geben. Es sind zwei Päckchen, mit Geschenkband zusammengeknotet.

„Frohe Weihnachten, Lou", flüstert er und streicht sich fast schon schüchtern eine Locke hinters Ohr. Louis liebt ihn so sehr.

„Ich hoffe du magst es. Das eine ist ein bisschen ein Spaßgeschenk, aber das ähm...das zweite ist...also...sehr ernst gemeint."

„Okay", sagt Louis bedächtig und beißt sich auf die Unterlippe. Das klang...als wäre es Harry wirklich wichtig und er will ihn nicht enttäuschen.

Vorsichtig reißt er das Papier von dem größeren Päckchen auf (auf dem Harry eine 1 geschrieben hat) und lacht leise, sobald er erkennt was es ist.

Harry hat ihm ein Puzzle anfertigen lassen. Ein Puzzle aus einer Collage von unzähligen ihrer dümmsten Selfies.

„Das ist ultra geil, H", meint er grinsend und Harry grinst zurück, offensichtlich stolz, dass ihm das eingefallen ist. Louis rückt näher und umarmt Harry kurz einarmig. „Das machen wir nach Weihnachten direkt, okay?"

Harry nickt, verknotet aber unsicher die Hände. Louis merkt es (weil er alles merkt, was mit Harry zu tun hat) und runzelt die Stirn.

„Harry? Was ist los?"

„Nichts", sagt Harry sofort. „Nichts, ich bin nur nervös, was du über das andere Geschenk denkst."

Louis lächelt sanft. „Harry-"

„Kannst du es bitte einfach aufmachen?", fragt er und holt tief Luft. Louis nickt und nimmt das zweite Päckchen in die Hand.

„Es ist, also...es hat ein bisschen auch noch was damit zu tun, wie der Rest des Abends verläuft, deshalb...deshalb..." Er bricht ab. „Mach's einfach auf, ok?"

Louis nickt wieder und senkt den Blick auf das Päckchen. Vorsichtig reißt er das Papier auf und öffnet dann die kleine Box, die darin eingepackt war.

Er liest die ersten paar Worte auf der Karte, die darin liegt und sein Blick fliegt zu Harry hoch.

„Ist das..."

Harry nickt. „Ein Wellnessurlaub für zwei. Nach Silvester."

Louis' Mund steht auf.

„Also nicht für zwei", sagt Harry. „Für uns zwei."

„Harry", sagt Louis leise und schluckt. Er weiß nicht was er sagen soll.

„Also ich..." Harry holt tief Luft. „Das ist ähm hauptsächlich gedacht für den Fall, dass...dass das was ich gleich mache so ausgeht, wie ich hoffe, dass es ausgeht."

Louis' Gehirn kommt nicht mehr ganz hinterher, aber sein Herz beginnt aufgeregt schneller zu schlagen. Kann es sein, dass Harry wirklich das vorhat, was Louis denkt? Beziehungsweise sich so sehr wünscht?

„Was meinst du damit?", flüstert er.

Harry mustert ihn nur. „Fuck it", flüstert er dann leise zu sich selber. Er holt tief Luft. „Eigentlich", sagt er leise. „Eigentlich wollte ich das erst später machen, aber...ich glaub, ich halt es eh nicht mehr aus zu warten."

Louis' Herz legt noch einen Zahn zu. Er hat Hoffnung, so viel Hoffnung.

„Was denn?", fragt er und Harry schluckt.

„Ich muss mit dir reden. Also beziehungsweise was gestehen", sagt er dann leise und seine Finger krallen sich in den Bund seines Shirts.

„Okay", flüstert Louis. „Und was?"

Ein paar Sekunden lang ist es still. Dann atmet Harry hörbar aus und schließt die Augen.

„Ich hab Gefühle für dich", sagt er. „Also...also romantische Gefühle, nicht nur freundschaftliche und auch echt...also wirklich ne ganze Menge."

Louis kann nicht glauben, dass Harry das gerade wirklich gesagt hat. Hat er das überhaupt gesagt? Oder hat Louis sich das gerade eingebildet?

Harry sieht ihn vorsichtig an und dann sofort wieder weg.

„Es ist okay, wenn du nicht...also ähm...es tut mir Leid wenn ich irgendwie-"

„Harry", unterbricht Louis ihn und schüttelt leicht den Kopf. Er greift nach seinen Händen und als Harry ihn immer noch nicht ansieht, rückt er näher und legt eine Hand doch an seine Wange, um ihn dazu zu bringen seinen Blick zu erwidern.

Louis' Herz hämmert gegen seine Brust und ein warmes Gefühl breitet sich in ihm aus, weil verdammte Scheiße, Harry fühlt wirklich das Gleiche für ihn wie er für Harry.

Louis sieht aber die Unsicherheit in Harrys Augen und muss schnell etwas dagegen unternehmen. Fuck, wie kann Harry denn nur denken, dass Louis seine Gefühle nicht erwidert?

„Ich auch", sagt er und sieht wie Harry tief Luft holt.

„Du...", sagt er und klammert sich an Louis' Hand fest. „Du musst ein bisschen spezifischer sein", sagt er und Louis lacht leise und rückt noch näher. Er klettert auf Harrys Schoß und streicht mit seinem Daumen über Harrys Wange.

„Ich bin in dich verliebt", sagt er und mustert wie Harrys Blick von unsicher zu ungläubig zu überrascht zu überglücklich geht. Louis lächelt und kann nicht glauben, dass das hier sein Leben ist.

Dass sie wirklich so hier sitzen. Dass einer von ihnen (dass Harry) den ersten Schritt gemacht hat, dass seine Liebe alles andere als unerwidert ist.

„Du...ja?", fragt Harry und Louis senkt seinen Kopf so, dass sich ihre Nasenspitzen berühren und nickt.

„Wirklich? Ich...das hier ist kein Traum?"

Statt einer Antwort streicht Louis eine von Harrys Locken aus seiner Stirn und küsst ihn.

Es ist alles, was er sich jemals erträumt hat und noch mehr.

Es fühlt sich an, als wäre er endlich nach Hause gekommen. Das hier ist einfach nur richtig.

„Überzeugt?", fragt Louis leise, als sie sich voneinander lösen und Harry grinst und schüttelt den Kopf.

„Nee, ich glaube, du musst mich nochmal küssen."

Und es gibt nichts was Louis lieber tun würde.

_____

Harry und Louis steigen aus der Bahn und sofort findet Harrys Hand Louis'. Louis kann nicht widerstehen und drückt Harry einen Kuss auf die Wange.

Der lächelt und dann machen sie sich auf zur Straße, in der sie beide aufgewachsen sind. Manchmal findet Louis es traurig, dass sie sich erst in diesem Feriencamp kennengelernt haben, als er schon fünfzehn war. Sie hätten so viel mehr Zeit miteinander verbringen können, wenn sie sich einfach vorher schon über den Weg gelaufen wären.

Alles ist schöner seit gestern. Louis schwebt auf Wolken, weil Harry ihn auch liebt und er sich die ganzen Momente nicht nur eingebildet hat und fuck, er ist einfach so, so glücklich.

Und gleichzeitig ist es so gewohnt. Wie schon gedacht, hat sich eigentlich gar nicht so viel verändert. Sie waren halt wirklich schon jahrelang in einer Beziehung ohne es zu merken.

Beziehungsweise ohne darüber zu reden. Gemerkt hat Louis es ja.

Und Harry wie es aussieht auch.

Louis bliebt stehen und dreht sich ganz zu Harry und küsst ihn, einfach weil er es jetzt kann und weil er will und weil er keine Angst mehr haben muss. Harry lächelt in den Kuss und legt seine Hand an Louis' Wange und fuck, Louis würde für seine Hände sterben (not to be dramatic).

Dann gehen sie weiter, Hand in Hand und dann sind sie irgendwann beim Haus von Harrys Eltern angekommen. Der wirft nur einen Blick auf seine Uhr (heute haben sie eine Bahn später genommen als sonst, sie waren heute morgen...beschäftigt).

„Meine Eltern und Gems müssten schon bei euch sein", sagt er und Louis nickt. Wie gesagt, die Styles und Tomlinsons feiern Feste inzwischen seit Jahren gemeinsam.

Ein paar Häuser weiter sind sie dann da, sehen all die Autos in der Einfahrt und auf den Parkplätzen am Straßenrand und als Louis seinen Rucksack abnimmt und seinen Schlüssel raus kramt, schlingt Harry von hinten seine Arme um ihn und platziert einen Kuss hinter seinem Ohr.

„Was glaubst du werden sie sagen?", flüstert er und Louis steckt den Schlüssel ins Schloss und dreht sich nochmal zu seinem Freund um, bevor er aufschließt.

„Vermutlich sowas wie ‚Gems, ich hab die Wette gewonnen, gib mir meine fünf Pfund'."

Harry lacht leise und nickt und Louis küsst ihn und dann öffnet er die Tür und die beiden treten ein.

„Hallo Familie", ruft Louis laut, während die beiden ihre Rucksäcke abstellen und aus den Schuhen und Jacken schlüpfen. „Harry und ich sind da."

Die Anderen müssten den Stimmen nach zu urteilen alle im Wohnzimmer sein, also gehen Harry und er auf den Raum zu. Vor der Tür schiebt Harry dann seine Hand in Louis'.

„Ich liebe dich", flüstert er und Louis' Herz wird warm und er muss sich auf die Lippe beißen, damit sein Lächeln nicht zu breit wird.

„Ich liebe dich auch", flüstert er ohne zu zögern und drückt Harry noch einen Kuss auf die Lippen. Er darf das jetzt und er kann nicht genug bekommen.

Dann öffnen sie die Tür zum Wohnzimmer und treten mit einem weiteren „Hallo" in den Raum.

Es sind tatsächlich alle schon da und sofort liegt die Aufmerksamkeit auf ihnen. Louis hat das Gefühl alle sehen gleichzeitig erst in ihre Gesichter und dann wandert ihr Blick zu ihren verschränkten Händen herunter.

Ganz kurz ist Stille.

„Mein Gott, endlich", ruft Gemma dann und Louis muss grinsen. Seine Mutter nickt, wechselt einen Blick mit Anne und lächelt dann breit.

„Also wirklich, Jungs", sagt sie. „Das wurde langsam echt mal Zeit."

Harry zieht Louis näher, legt den Arm so um ihn, dass ihre verschränkten Hände auf Louis' Schulter liegen und drückt ihm einen Kuss gegen die Schläfe.

„Find ich auch", sagt er.

Und Louis sieht nur zu ihm hoch, mustert seinen wunderschönen Freund liebevoll von der Seite und kann nicht anders als glücklich zu lächeln.

Ja. Ja, das wurde echt mal Zeit.

_____

(titel aus dem song just friends von audrey mika)

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