7. türchen - sweet little boy

Es tut Louis weh, dass Harry sich nicht erinnern kann.

Aber so ist das nun mal. Louis ist ein Engel und so läuft das ab. Man besucht den Menschen, hilft ihm und dann wird die Erinnerung verwischt, sodass sie nur wiederkommt, wenn man wieder da ist.

Dumm nur, dass Louis nach allen Regeln der Kunst in Harry verliebt ist und sich nichts sehnlicher wünscht, als mit ihm zusammen zu sein. Man kann ja schlecht mit jemandem zusammen sein, an den man sich nicht erinnert. Und nein, 50 erste Dates beweist nicht das Gegenteil, der Film ist absolut unrealistisch. Zumindest Louis' Meinung nach.

Und ja, er kennt Filme. Louis kennt eine Menge Filme, er hat ja schließlich nichts besseres zu tun als auf die Welt herunterzublicken und Menschen zu beobachten. Und die verbringen wirklich erschreckend viel Zeit vorm Fernseher.

Seufzend dreht Louis sich auf den Bauch und streichelt Carlos, seinen kleinen Hund ohne Kopf und mit Flügeln.

„Okay, Kleiner, ich muss dann mal."

Carlos gibt ein unzufriedenes Geräusch von sich und Louis lacht leise. „Ich komme ja wieder", verspricht er, streichelt ihn nochmal und macht sich auf den Weg zum Portal.

Er kann es nicht erwarten Harry wiederzusehen. Er ist das einzige, was ihn so glücklich machen kann. Auch wenn er das nicht sollte.

Louis verdrängt den Gedanken daran, grüßt Eleanor, die auf deinem Weg an ihm vorbeischiebt und kommt zum Portal.

Und dann ist er da. Und sieht Harry in seinem Bett und seufzt leise.

Louis kann kaum glauben, dass er der Engel sein soll, denn so wie Harry aussieht, wenn er schläft macht er ihm da ernsthafte Konkurrenz.

Als er kurz darauf aufwacht, weil Louis nun mal da ist, setzt er sich auf und Louis zwingt sich nicht wieder so creepy auf seinen Oberkörper zu starren, wie gestern. Wieso muss Harry auch, obwohl draußen Minusgrade herrschen, nur in Unterwäsche schlafen? Was für eine innere Heizung hat dieser Junge denn?

„Hi?", sagt Harry etwas verwirrt und Louis seufzt innerlich leise. Genau das meint er, wenn er sagt es tut weh. Harrys Anblick bringt sein Herz immer dazu, schneller zu schlagen und sein Anblick sorgt bei Harry eher für Verwirrung als irgendwas anderes. Zumindest sorgt Louis' Magie dafür, dass er keine Angst hat.

„Hi", sagt er also zurück und plötzlich fällt ihm das Lächeln ganz leicht, weil er immerhin wieder hier ist, hier bei Harry. Und gleich wird er sich erinnern. Er streckt seine Hand aus, nimmt Harrys in seine und sieht dabei zu, wie die Erkenntnis auf Harry reinprasselt.

Er verschränkt seine Hände mit Louis' und Louis zwingt sein Herz ruhig zu bleiben. Er ist Harrys Engel. Es ist normal, dass Harry diese Reaktion hat, das ist alles nur wegen Louis' Magie.

Nicht aus irgendeinem anderen Grund, den sein Herz ihm einreden will.

„Hi", flüstert Harry leise und beginnt glücklich zu lächeln. „Hi Louis."

„Wie war dein Tag?", fragt Louis interessiert und legt seinen Kopf schief. Den eigenen zugeteilten Menschen darf man nämlich nicht beobachten. Man wird nur benachrichtigt, wenn dieser in einer Gefahrensituation steckt, aber sonst muss man eine persönliche Bindung aufbauen, die nicht voreingenommen sein soll. Deshalb gibt es diese Regel.

Genauso wie die Regel, dass man sich nicht in seinen Menschen verlieben darf. Da hat Louis ganz schön verkackt.

Harry zuckt mit den Schultern. „Ganz schön eigentlich", sagt er. „Ich hatte die letzte Stunde Entfall und dann sind Niall und ich noch an den Strand. Es war zwar extrem kalt und windig, aber sehr entspannend."

Louis nickt. Niall ist einer von Harrys besten Freunden und Louis hat ihn aus Harrys Erzählungen und den paar Dingen, die er von Niall schon gesehen hat ziemlich lieb gewonnen. „Das klingt schön. Und wie ist es mit der Anxiety?"

„Besser." Harry nickt sanft. „In den letzten Tagen zumindest, aber wer weiß, wie das wieder wird."

Louis will fast schon seufzen, weil Harry viel zu viel nachdenkt und sich oft in seinen eigenen Gedanken verirrt und Louis ihm helfen will. Aktiv, nicht nur indem er mit ihm über seine Probleme spricht. Aber er darf seine Magie was das angeht nicht anwenden. Und er versteht das auch, Harry soll von selbst besser werden. Trotzdem ist es schwierig immer das Gefühl zu haben etwas tun zu können, aber nicht zu dürfen. Also benutzt er einfach das was er darf. Worte.

„Ein Schritt nach dem andern, Harry", sagt er. „Wenn du immer nur an morgen denkst, was bleibt denn dann von heute."

„Sehr weise", sagt Harry halb ernst, halb neckend und Louis grinst und zuckt mit seiner rechten Schulter, wobei sein Flügel dort sanft mitschwingt.

„Was soll man machen, ich bin halt ein Engel."

Auch wenn ich manchmal lieber keiner wäre.

Louis hasst es, dass er so denkt, denn er weiß was für eine Ehre es ist, aber er wünscht sich wirklich schon lange ein richtiges Leben. Als Mensch. Denn er im Himmel...es geht immer nur um die Menschen und seine Arbeit und ein richtiges Leben hat man als Engel nicht.

Und ja, es ist schön den Menschen zu helfen und um Weihnachten herum die tiefsten Wünsche zu erfüllen, aber manchmal fühlt er sich einfach leer.

Harry lacht leise. Das reicht, damit Louis nicht mehr darüber nachdenkt, was er will. Jetzt ist er hier bei Harry. Das was ihn in seinem Leben tatsächlich jeden Tag glücklich macht. Das wird er sich nicht von seinen negativen Gedanken kaputtmachen lassen.

Die nächsten zwei Stunden verbringen die beiden damit, sich einfach zu unterhalten und Louis weiß, dass er gehen muss, egal wie sehr er nicht will. Er seufzt leise und drückt Harrys Hand.

„Ich muss dann auch mal wieder."

„Warum?" Harry hält seine Hand fester. Louis schluckt unmerklich. Wieso muss Harry ihm das denn immer noch schwerer machen als sowieso schon?

„Weil du schlafen musst."

„Aber deine Magie-"

„Harry, ich hab auch noch ein paar Dinge zu erledigen. Wir sehen uns aber morgen, okay?" Louis lächelt aufmunternd, obwohl er sich genauso fühlt wie Harry und dieser nickt resigniert.

„Okay. Dann vermisse ich dich halt wieder den ganzen Tag, ohne zu wissen, wer du bist."

„Was?" Louis hält inne. „Sekunde mal, wie meinst du das?"

Das ergibt keinen Sinn. Er kann ihn nicht vermissen. Er kann sich nicht an ihn erinnern!

Harry runzelt die Stirn. „Na ja. Es nervt, mich immer jeden Tag zu fragen wer das ist, der nachts kommt, und diese dumme Sehnsucht nach dir zu verspüren, ohne mich an dich zu erinnern."

„Warte, warte!" Louis zieht seine Hand weg. Er will das zwar nicht, aber irgendwas muss mit seiner Magie falsch sein. „Du...du kannst dich tagsüber an mich erinnern?" Sein Herz beschleunigt sich auf das Dreifache und er kann Harry nur überfordert anstarren. Was hat er denn falsch gemacht?

„Nein, hab ich doch gerade gesagt." Harry runzelt die Stirn und greift wieder nach Louis' Hand. Louis weiß nicht, was er tun will.

„Aber du denkst an mich. Das ist nicht normal." Louis starrt kurz auf Harrys Bettdecke und sieht dann wieder hoch zu seinem wunderschönen Menschen. Warum musste Mary ihn auch für Harry zuteilen?

Louis macht alles falsch.

Harry runzelt die Stirn. „Was meinst du damit?"

„Das passiert normalerweise nicht. Du solltest...du solltest alles über mich vergessen. Und dich nur daran erinnern, wenn ich bei dir bin."

„Ich weiß ja auch wie gesagt nicht so richtig, was...also ich hab ja immer nur so ein Gefühl-"

„Trotzdem." Louis schluckt. „Das ist nicht..." Sein Gehirn arbeitet auf Hochtouren, aber er kommt nicht darauf, was er falsch gemacht hat. Seine Flügel flattern einmal auf und zu.

„Ich muss jetzt wirklich los, das...ich muss das mit meiner Chefin besprechen, irgendwas stimmt hier nicht."

„Warte, mit...mit deiner Chefin?", fragt Harry verwirrt nach. „Wie soll ich mir das vorstellen? Dass der Himmel so eine Art...Büro ist? Und es eine...Abteilung für Engel gibt?"

Louis zuckt mit einer Schulter. „Ja? Irgendwie schon? Also...so halb." Eigentlich ziemlich genau so. Nur vielleicht etwas magischer und himmlischer. Und ohne Computer.

„Wow, okay." Harry blinzelt. Louis muss leicht grinsen.

„Okay. Ich muss. Schlaf gut, ja? Wir sehen uns morgen."

Louis bringt Harry dazu sich hinzulegen, deckt ihn zu und legt sanft eine Hand auf die Stirn, damit er gleich wieder sofort einschläft.

Dann verschwindet er zurück nach Hause.

Als er ankommt springt Carlos ihm ins Gesicht und Louis schiebt ihn weg, drückt ihm einen Kuss aufs Fell und macht sich sofort auf den Weg Mary zu finden.

_____

Mary hat nicht nur viele Namen, sie hat auch viele Gestalten, aber man erkennt sie immer.

Sie ist in der großen Halle, fliegt zwischen den Schreibtischen hin und her und scheint Aufgaben zu verteilen und anderen zu helfen. Louis holt tief Luft und begibt sich zu ihr.

„Mary?", fragt er. „Ich hab ein Problem."

„Ach ja?" Sie streicht sich die dunklen Haare nach hinten und lächelt freundlich. „Was denn?"

Louis versucht mit ihr Schritt zu halten, oder eher Flügelschlag zu halten, aber sie scheint ordentlich was zu tun haben, in ihrem linken Arm hält sie unzählige Papierrollen.

Trotzdem hört sie ihm aufmerksam zu.

„Harry, er...er..." Louis holt tief Luft und seufzt, Mary wirft eine der Rollen zu El, die ihr zulächelt, kurz überfliegt was darauf steht und durch einen Gang oben links verschwindet.

„Er erinnert sich an mich", erklärt Louis und Unbehagen macht sich in ihm breit. „Ich weiß nicht was mit meiner Magie nicht stimmt, aber irgendwas ist off."

Mary sieht Louis an und lächelt. „Sag mir", beginnt sie und wirft eine weitere Rolle zu Sandy. „Hat er immer ein Gefühl, dass es dich gibt?"

„Ja." Louis runzelt die Stirn. „Woher weißt du das?"

Sie lächelt noch wärmer, auch wenn das eigentlich gar nicht möglich sein sollte, wirft eine Rolle zu Cal und streichelt kurz den Fuchs, der auf einer Wolke an ihr vorbeifliegt.

„Mit deiner Magie ist alles in Ordnung, Louis."

„Aber...das ergibt keinen Sinn." Louis flattert aufgeregt neben ihr her, Mary bleibt kurz noch bei Cal stehen und zeigt auf eins der Papiere auf seinem Schreibtisch. Er wirft ihr einen dankbaren Blick zu.

„Wenn mit meiner Magie alles in Ordnung ist, dann sollte er sich nicht an mich erinnern dürfen."

Mary wendet sich ihm zu. „Komm mal mit", sagt sie und zieht ihn dann hinter sich her, durch Gänge und an unzähligen Engeln vorbei, bis sie in einer riesigen unendlichen Bibliothek ankommen. Louis runzelt die Stirn. Er war noch nie hier.

Mary fährt mit ihrem Finger ein paar Buchrücken entlang, dann drückt zieht sie eins hervor und blättert hindurch, bis sie anscheinend auf der Seite ankommt, die sie gesucht hat.

„Es gibt eine Ausnahme", sagt sie.

Louis runzelt die Stirn. „Ausnahme?"

„Eure Magie ist sehr stark. Eine der stärksten Kräfte überhaupt, zwischen allen Göttern und Universen. Aber es gibt eine Sache, die immer stärker sein wird als alles was es gibt. Nichts kann sie besiegen. Nicht mal Engelmagie."

Sie dreht das Buch um und es zeigt eine Zeichnung von einem Paar, umschlungen und ineinander versunken, während von außen alle möglichen Gefahren auf sie einprasseln. Schlangen, Blitze und Ketten sind nur ein paar davon.

„Ähm...hä?", fragt Louis nicht besonders intelligent und Mary rollt mit den Augen und legt eine Hand auf seine Schulter.

„Liebe, Louis", sagt sie.

Louis schluckt. Weiß Mary also, dass er sich in Harry verliebt hat? Obwohl er es nicht darf? „Was soll das heißen?"

Mary legt den Kopf schief. „Dass deine Magie keinen Einfluss auf Harry haben kann, zumindest nicht zu vollem Ausmaß, wenn er etwas stärkeres hat."

„Warte, soll das...heißt das Harry ist in mich verliebt?" Jegliche Farbe weicht aus Louis' Gesicht und nähert sich so seinem hellgrauen Shirt an.

„Und du ihn ihn." Mary lächelt. „Oder etwa nicht?"

Louis sinkt ein Stück nach unten. „Ja", flüstert er dann leise. „Es tut mir Leid, Mary, ich weiß, ich hab dich enttäuscht, aber Harry ist nun mal-"

„Louis", unterbricht sie ihn und schüttelt den Kopf. „Du hast mich doch nicht enttäuscht."

„Nicht?", fragt Louis verwirrt und sieht zu ihr auf. Sie schüttelt den Kopf, klappt das Buch wieder zu, um es in den Schrank zu stellen und lächelt.

„Wieso denn? Weil du dich verliebt hast?"

„Ja, ich meine...was ist mit der Rege?"

Mary rollt mit den Augen und winkt ab. „Die ist absoluter Unsinn. Auch Engeln kann nicht vorgeschrieben werden, in wen sie sich zu verlieben haben. Ich hab dir doch gerade gesagt, dass Liebe die stärkste Macht ist."

„Ja, aber..."

„Louis, wirklich, mach dir keine Gedanken. Tu einfach, was dein Herz dir sagt."

„Okay", flüstert er. „Okay."

_____

Als er in der nächsten Nacht wieder zu Harry kommt muss er ihn nicht mal berühren. Harry weiß sofort wer er ist. Und hätte Mary es ihm nicht erklärt, hätte Louis spätestens jetzt Panik geschoben.

Aber mit seiner Magie ist ja alles in Ordnung.

Harry streckt die Hände nach Louis aus und Louis kann nichts dafür, dass sein Herz unsicher gegen seine Brust schlägt und seine Flügel leicht aufgeregt flattern.

„Was ist los?", fragt Harry sofort und Louis will ihn dafür verfluchen, dass er ihn so um den Finger gewickelt hat.

„Ich ähm", beginnt er, nimmt Harrys Hände an und sein Herz stolpert als er sieht was für ein breites Lächeln das bei Harry auslöst.

„Ich hab mit meiner Chefin geredet und äh...na ja, also es gibt eine Sache, die es möglich macht, dass jemand sich erinnert, beziehungsweise so ein Gefühl hat, genau wie du es beschrieben hast, also ähm..."

„Ja?" Harry sucht Louis' Blick, Louis beißt sich auf die Unterlippe.

„Harry...", sagt er dann. „Bist du in mich verliebt?"

Bitte sag ja, bitte sag ja, bitte sag ja.

Harrys Mund geht ein Stück auf. „Ähm..." sagt er und schluckt. „Also äh-"

„Versteh das nicht falsch, das ist...das ist nichts Schlimmes. Nur Mary meinte, das ist die einzige Möglichkeit und-"

„Sekunde!", unterbricht Harry Louis und runzelt die Stirn. „Deine Chefin heißt Mary?"

Das ist das harryste was er jetzt hätte tun können. Louis muss sich ein Grinsen verkneifen.

Er zuckt mit einer Schulter. „Unter anderem."

„Was soll das heißen?"

„Na ja, sie hat viele Namen. Ist doch auch egal, Harry", sagt Louis und sieht ihn flehend an. „Hast du Gefühle für mich? Weil, also..." Er holt tief Luft. „Weil wenn ja, dann machst du mich damit wirklich glücklich."

Harry runzelt die Stirn.

„Was?"

Louis rollt innerlich mit den Augen. Wie schwer von Begriff sind Menschen eigentlich?

„Weil ich wirklich sehr in dich verliebt bin", sagt Louis und Harry schnappt nach Luft.

„Echt?", haucht er und Louis lächelt nur und drückt seine Hände. Der Ausdruck von Überwältigung und Zuneigung in Harrys Augen lässt sein Herz schneller schlagen.

„Ja, echt", bestätigt er also und Harry sieht genauso überfordert aus, wie Louis sich fühlt.

„Dann ähm...Engel", sagt Harry. „Also...wie ist das so mit..."

Louis grinst, denn glücklicherweise ist er kein Mensch und deshalb nicht ganz so schwer von Begriff. Er rutscht näher und löst seine Hände aus Harrys, um sie an seine Wangen zu legen. „Ja", sagt er. „Küssen tut man sich auch im Himmel."

Harry lacht leise und Louis beugt sich nur vor und drückt seine Lippen auf Harrys.

_____

„Louis?"

Etwas verwirrt winkt Louis den Eingang zu seinem Raum auf und Mary schwebt herein. Er sieht sie nur verwirrt an.

„Was gibt es?", fragt er und setzt sich auf. Carlos auf seinem Schoß gibt ein Schnurren von sich, Louis krault ihn hinter seinen Flügeln.

„Nun. Ich kann fühlen, wie unglücklich du bist."

„Was?" Louis ist glücklich. Er ist mit Harry zusammen. Wieso sollte er nicht glücklich sein?

Gut, das ist vielleicht eine kleine Lüge. Denn kann man es wirklich Zusammensein nennen, wenn man sich nur nachts sieht und der andere einen tagsüber vergisst?

Er ist glücklich...aber nur zur Hälfte. Die andere tut ganz schön weh.

„Ich bin hier, um das zu ändern." Mary lächelt. „Denn es gibt eine Möglichkeit für dich...so richtig bei Harry zu sein. Ein Mensch zu werden. Es gibt nur zwei Bedingungen."

„Ich..." Louis traut seinen Ohren kaum. „Ich kann ein Mensch werden? Ich dachte, das wäre nur ein Mythos!"

Mary lacht leise und schüttelt den Kopf. „Ist es nicht. Allerdings gibt es zwei große Bedingungen, ohne die es nicht funktioniert."

„Und die wären?"

Carlos scheint zu merken, wie aufgeregt Louis ist, denn er schmiegt sich nur eng an ihn.

Mary lässt sich vor Louis auf seinem Bett nieder und lächelt.

„1. musst du bereit sein, von Herzen bereit sein, deine Flügel aufzugeben. Dein Leben als Engel. Du kannst es nie wiederkriegen. Einmal ein Mensch, immer ein Mensch."

Louis nickt.

„Und 2., und das hängt weniger von dir ab, 2. musst du Harrys größter Herzenswunsch sein."

Louis' Lippen teilen sich überrascht. „Oh", sagt er. „Das ergibt Sinn...weil...weil ich ihm damit den Wunsch erfüllen würde. Was meine Aufgabe ist."

Mary nickt.

„Aber was, wenn ich nicht sein größter Wunsch bin?"

Mary lächelt nur. „Ich glaube die Wahrscheinlichkeit dafür ist ziemlich gering."

Louis mustert sie nur nachdenklich und kaut auf seiner Unterlippe.

„Du kannst es ausprobieren. Aber es liegt an dir. Es ist deine Entscheidung."

Louis schluckt. „Okay", sagt er. „Okay, ja. Danke, dass du es mir gesagt hast."

_____

Es ist Heiligabend und Louis hat Angst. Er hat Angst, dass er nicht Harrys größter Wunsch ist.

Er hat mir ihn darüber geredet, Harry hat es ihm versichert, Harry wirkte generell so hoffnungsvoll, dass es eigentlich wirklich sein Wunsch sein müsste.

Trotzdem hat Louis Angst. Und jetzt liegt er hier und Mary ist da und hält seine Hand, um ihn gleich wegzuschicken. Vorausgesetzt es funktioniert.

Sonst wird nichts passieren.

„Danke, Mary", flüstert er leise. „Danke, dass du es mir erlaubst und an mich glaubst und generell für alles, falls ich dich nie wiedersehe."

Sie lächelt nur.

„Unglaublich, dass du sowas kannst", sagt er.

„Nicht ich, Louis", sagt Mary lächelnd. „Die Liebe. Ich helf nur ein bisschen nach." Und damit drückt sie nochmal seine Hand und greift mit der anderen in die kleine Schale Engelstaub, die sie mitgebracht hat.

„Bist du bereit?"

Louis nickt. Er nicht und dann schließt er die Augen und hofft, dass etwas passiert. Er weiß nicht, ob er damit leben könnte, dass es nicht funktioniert.

Aber dann hört er Mary „Tschüs, Louis" flüstern und dann spürt er nur wie er in irgendeinen Sog gezogen wird.

Dann ist alles blau und fliegt an ihm vorbei und sein letzter Gedanke bevor er das Bewusstsein verliert ist, dass er wirklich Harrys Wunsch war.

_____

Als er die Augen wieder aufschlägt, schleicht sich automatisch ein Lächeln auf seine Lippen.

Denn er weiß, wer er ist. Und das ist nicht mehr Louis, der Engel.

Nein, er ist jetzt Louis Tomlinson. Louis Tomlinson, der Mensch, mit seiner großen Familie und seinen tollen Freunden und...halleluja, Louis Tomlinson, der seit zwei Jahren mit seinem früher mal besten Freund Harry zusammen ist.

Er erinnert sich an sein Engel-Dasein. Aber er erinnert sich auch an sein ganzes Leben als Mensch. Hier. Auf der Erde.

Glücklich lächelnd setzt er sich in seinem Bett auf und greift nach seinem Handy, um Harry eine Guten-Morgen-Nachricht zu schreiben. Dann sieht er kurz zu seinem Schreibtisch auf dem seine Geburtstagsgeschenke liegen, die er gestern bekommen hat.

Passend, irgendwie. Auf eine gewisse Weise wurde ja wirklich neu geboren.

Carlos, jetzt ein einfacher Kater, springt auf sein Bett, schmiegt sich kurz an ihn und Louis lacht leise und krault ihn. Dann steht er auf, und zieht sich an.

Fröhlich macht er sich auf den Weg runter in die Küche, aus der schon das Lachen seiner Schwestern und der wunderbare Geruch von Croissants dringt und Louis muss automatisch noch breiter lächeln und öffnet die Tür.

„Guten Morgen", sagt er, drückt Phoebe und Daisy einen Kuss auf den Kopf und hebt Doris dann aus ihrem Hochstuhl, um sie eng an sich zu drücken und eine kleine Pirouette mit ihr zu drehen. Sie gluckst fröhlich und Fizzy sieht ihn amüsiert an. Ernie und Lottie scheinen noch zu schlafen, Louis' Mutter steht am Herd und mustert ihren Sohn mit einem Lächeln.

„Warum so glücklich, Lou?", fragt Fizzy grinsend.

„Ach", sagt Louis. „Es ist Weihnachten und mein Leben ist perfekt. Wieso sollte ich nicht glücklich sein?"

Darauf hat sie auch kein Antwort mehr außer einem Lächeln.

Als er sich eine Dreiviertelstunde später an der Ecke mit Niall trifft, um zusammen zu Liam zu gehen kann er es kaum erwarten endlich anzukommen. Anzukommen und Harry zu sehen.

Ob Harry es alles noch wissen wird? Louis weiß es nicht, Mary hat darüber nichts gesagt.

Selbst wenn nicht, ist es eigentlich egal. Denn Harry liebt Louis auch als Menschen. Das weiß er. Er hat Erinnerungen, an gemeinsames Aufwachsen, erste Küsse vor Jahren und wie sie dann endlich zusammengekommen sind. Und auch wenn das eine andere Geschichte ist, ist sie genauso gut, wie die mit ihm als Engel.

Wie groß muss eine Liebe denn sein, um zwei perfekte Liebesgeschichten zu kriegen?

Beide Erinnerungen sind ja echt.

Als Niall und Louis bei Liam ankommen und die Treppen hochgehen, in Liams Zimmer unter dem Dach, kann Louis sein breites Lächeln nicht verstecken, aber er versucht es auch nicht mal. Er lässt sich einfach glücklich auf Harrys Schoß nieder und küsst ihn zur Begrüßung.

Weil er das jetzt kann. Richtig mit Harry zusammen sein.

„Hey", flüstert Louis und es ist irgendwie so wunderschön, so neu, aber gleichzeitig einfach nur gewohnt und vertraut und richtig.

„Hey." Harry lächelt und zieht ihn eng an sich, und Louis war noch nie so glücklich. Es hat ernsthaft funktioniert.

Etwa eine halbe Stunde später streitet er sich mit Niall, Liam und Zayn über Weihnachtsgeck, aber sobald Harry ihm etwas ins Ohr flüstert sind die Spekulatius vergessen.

„Komm mal eben mit." Und dann steht er auf und zieht Louis mit sich.

„Ey Jungs, kein Sex in Liams Bad", ruft Niall ihnen hinterher, Louis grinst. Denn möglicherweise ist das ja schonmal passiert. Zumindest in seinen neuen, alten Erinnerungen.

„Irgendwas..." Harry dreht sich zu seinem Freund um, als dieser die Tür geschlossen hat, zieht ihn eng an sich und fährt mit seinem Blick durch Louis' ganzes Gesicht. „Irgendwas ist anders."

Louis grinst nur und fährt mit seiner linken Hand in Harrys Locken, während die andere auf seiner Brust liegt.

„Was, vermisst du meine Flügel? Oder erinnerst du dich etwa schon wieder nicht an mich?", fragt Louis verschmitzt. „Mein Engel?"

Louis kann sehen, wie die Erkenntnis Harry überrollt. Das kennt er aus seinen Engeltagen, wenn er Harrys Erinnerung jede Nacht erneuern musste. Aber das hier wird das letzte Mal sein. Das erfüllt ihn mit einem so warmen Gefühl, dass er sich auf die Lippe beißen muss, um nicht zu quietschen.

„Louis!", flüstert Harry. „Aber...was?" Die Verwirrung zeigt sich auf seinem ganzen Gesicht. „Die ganzen Erinnerungen, das ganze...Leben mit dir, das nie passiert ist...was...die Anderen..."

„Wahnsinn, was Mary so kann, oder?" Louis grinst und beißt sich auf die Lippe.

„Wir..." Harry scheint immer noch nach Worten zu suchen. „Du..."

Louis lächelt. „Ich bin ein Mensch", sagt er und es ist das erste Mal, dass er es sagen kann und scheiße, ist er glücklich. „Und bei dir. Dein Herzenswunsch wurde erfüllt."

„Oh shit", haucht Harry und Louis lacht. Harry sieht ihn so voller Liebe an, dass Louis nicht anders kann als ihn zu sich runter zu ziehen und zu küssen.

Das Leben kann so wunderschön sein.

Und wie Mary gesagt hat.

Liebe.

Liebe gewinnt immer.

_____

hehehe hat damit etwa jemand von euch gerechnet?

was denkt ihr von louis' seite?

und was denkt ihr kommt morgen? ich weiß es diesmal nämlich selber noch nicht, mal sehen welchen ich als erstes fertig kriege haha

ich hoffe euch geht es soweit gut :)

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