5. türchen - your eyes

„Und bitte bis morgen, ja? Ich brauche den Report bis 7 auf meinem Schreibtisch."

Harry schließt die Augen und legt eine Hand auf seine Stirn, während er nickt. „Sicher."

Sein Chef setzt seinen Weg aus dem Büro fort und Harry seufzt leise. Noch zwei Tage, dann hat er endlich erstmal Urlaub. Weihnachtspause. Meine Güte, das hat er sich auch wirklich verdient. Vielleicht sollte er seine Berufswahl doch nochmal überdenken, so ein Bürojob ist irgendwie nichts für ihn.

Er kratzt sich am Kopf, schlägt sich kurz leicht auf die Wange und nimmt einen Schluck Kaffee, um sich wieder wach zu machen, dann konzentriert er sich auf den Bericht. Wenn der bis 7 Uhr morgens auf dem Schreibtisch seines Bosses liegen soll, hat Harry noch einiges zu tun.

Er schafft es vielleicht eine Viertelstunde konzentriert zu arbeiten, dann kommt sein Lieblingskollege Mitch rein und verabschiedet sich von ihm, weil er jetzt auch Feierabend macht und Harry vermutlich der Letzte im ganzen Bürogebäude ist.

Erst um halb eins ist er fertig und klopft sich immerhin dafür auf die Schulter, dass er es wirklich geschafft hat, das jetzt einfach durchzuziehen, er hat keine Sekunde verschwendet und das ist wirklich schon eine Leistung. Sonst braucht er oft ewig für Aufgaben, die er in fünf Minuten fertig haben könnte, wenn er sich denn mal wirklich kurz anstrengen würde.

Als er alles zusammenpackt und das Licht an seinem Schreibtisch ausschaltet, seufzt er. Er bringt den Report noch schnell zu Andrews Schreibtisch, dann steigt er in den Aufzug und fährt ins Erdgeschoss. Am Empfang sitzt niemand mehr, die meisten Lichter sind aus und als Harry sich abmeldet und das Haus verlässt hört er wie sich die Türen automatisch verschließen, er war wohl wirklich der Letzte.

Er tritt in das bisschen Schnee, das liegen geblieben ist und zieht seinen Schal enger um seinen Hals. Und als eine Schneeflocke auf seiner Nasenspitze landet muss er sofort wieder an ihn denken.

Ach. Louis.

Harry seufzt wieder und macht sich auf den Weg mach Hause. Er wohnt zum Glück nicht weit weg, morgens fährt er zwar immer mit der Bahn, aber nur ein paar Stationen. Jetzt fährt keine mehr, also geht er einfach zu Fuß.

Es ist jetzt schon fast ein Jahr her, dass er alleine in den Skiurlaub gefahren ist. Die letzten zwei Tage aber nicht alleine verbracht hat. Er weiß noch ganz genau, wie Louis auf der Piste in ihn reingefahren ist, sie übereinander lagen und Louis dann seine Skibrille abgenommen hat, um besser untersuchen zu können ob bei Harry noch alles dran war.

Und wie Harry sich schockverliebt hat, als er Louis' Augen gesehen hat dessen Blau genau den gleichen Ton hatte wie der Himmel über ihm. Und wie Louis ihn dann als Entschuldigung zum Après Ski eingeladen hat. Wie die beiden in der kleinen Hütte gelandet sind die Harry gemietet hatte.

Gott, wie er ihn vermisst.

Es war wirklich das Filmreifste, was in seinem Leben je passiert ist.

Und vermutlich das Aufregendste was ihm je passieren wird, die größte Liebesgeschichte seines Lebens. Und sie war nach nur zwei Tagen vorbei.

Was Harry doch dafür geben würde, noch ein einziges Mal in diese blauen Augen zu blicken, sich selbst zu verlieren und in Louis' Seele einzutauchen.

Er glaubt, dass er sich in den zwei Tagen in Louis verliebt hat. Er ist sich sogar ziemlich sicher, denn das was der braunhaarige, von innen und außen wunderschöne Mann in ihm ausgelöst hat, waren Dinge, die er vorher noch nie gespürt hat. Dinge, die ihn dazu inspiriert haben, Songs und Gedichte zu schreiben, Dinge, die ihn dazu gebracht haben, romantische Komödien zu gucken und dabei wirklich an die Liebe zu glauben.

Und jetzt vermisst er diesen eigentlich immer noch fast Fremden schon seit einem Jahr.

Was, wenn man nur eine Chance hat? Eine Chance für eine große, druckreife Liebesgeschichte. Wenn nur einmal im Leben so etwas passiert? Und das war es jetzt?

Harry mag den Gedanken nicht. Aber dummerweise glaubt er halt irgendwie trotzdem, dass Louis, der dumme, sture Louis, der an seinem noch dümmeren Spiel ja so dringend festhalten musste, der Eine für ihn ist.

Er hat dieses Gefühl. Wenn man es weiß, dann weiß man es. Und er weiß es.

Harry verzieht sein Gesicht, als er spürt wie die Nässe ihren Weg durch seine Sneakers findet. Es ist viel zu kalt. Zumindest wenn er niemanden hat, um ihn warmzuhalten.

Wenn er Louis nicht hat.

Als Harry zu Hause ankommt und die Tür aufschließt wird er von der lauten Stimme seines Mitbewohners begrüßt, wie der sich am Telefon mit irgendwem streitet.

Um ein Uhr nachts?

Harry runzelt die Stirn, wickelt sich aus seinem Schal und hängt ihn an die Garderobe.

Er geht in die Küche und hebt grüßend die Hand. Liam nickt ihm etwas gestresst zu, das Handy ans Ohr gepresst. „Nein, Zayn, das kannst du nicht machen."

Oh, okay.

Zayn ist der Typ mit dem Liam irgendwas hat und alles ist bei den beiden unglaublich kompliziert. Harry seufzt und nimmt sich ein Glas aus dem Schrank.

„Sag ihr doch einfach, dass-...ja ok. Egal..." Liam kratzt sich an der Augenbraue und massiert sich die Schläfe. Harry füllt Wasser aus dem Hahn ins Glas, lehnt sich an die Spüle, trinkt in großen Schlucken und mustert seinen besten Freund. Trotz allem ist er irgendwie neidisch auf Liam. Immerhin hat er jemanden.

Während Harry immer noch an einem Mann hängt, den er seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat.

„Ja, ist gut." Liam klingt müde und fährt sich durchs Gesicht. „Mhm. Ich vermiss dich auch. Ja...ja, ist gut. Okay. Bis morgen, Baby. Ja. Tschüs."

Jetzt liegt doch ein leichtes Lächeln auf den Lippen und Harrys Mundwinkel ziehen sich ebenfalls nach oben. „Das war Zayn", sagt Liam überflüssigerweise, als er auflegt und sein Handy auf den Küchentisch neben sich legt.

„Ach was?" Harry grinst und Liam lacht leise.

„Ja, ist alles ein bisschen kompliziert gerade."

Harry verkneift sich ein weiteres „Ach was?" und lächelt nur und nickt. „Das hört man."

„Aber ich liebe ihn."

Harry hebt etwas überrascht den Kopf. „Das ist das erste Mal, dass du das gesagt hast", sagt er verwundert und Liam zuckt mit den Schultern.

„Ich tu's aber. Auch echt schon länger."

Harry lächelt. „Das ist schön", sagt er und als Liam seinen Gesichtsausdruck sieht, seufzt er und setzt sich auf den Tisch.

„Louis?", fragt er. „Immer noch?"

Harry stellt sein Glas hin und nickt. „Ja", sagt er und vergräbt sein Gesicht kurz hinter seinen Händen. „Ey Li, immer wenn ich Schnee sehe, ist er das Einzige an das ich denken kann."

Liam mustert ihn nur nachdenklich. „Vielleicht kannst du ihn ja doch noch irgendwie finden."

Harry sieht auf den Boden. „Ich hab es neun Monate lang versucht und bin nirgendwo gelandet."

„Hast du es ehrlich aufgegeben?"

Harry sieht zu ihm hoch. „Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich meine, es war ja irgendwie der Punkt von seinem dummen Spiel, oder?"

„Ja, aber du sagst es doch: es war ein absolut dummes Spiel. Und das sieht Louis inzwischen mit Sicherheit genauso."

Harry legt den Kopf zur Seite. „Meinst du echt?"

Liam lächelt. „Harry, so wie du von ihm redest...bin ich mir sicher, dass er dich genauso vermisst, wie du ihn."

Harry beißt sich auf die Lippe.

Louis hatte letztes Jahr nämlich die unglaublich tolle Idee, dass sie es spannend machen sollten. Dass sie alles Komplizierte, was mit Liebe kommt einfach weglassen. Sie haben ein paar perfekte Tage miteinander und sehen sich dann nie wieder.

Und Harry hat zugestimmt, weil Louis das Schönste ist, was ihm je passiert ist und er Louis auch irgendwie verstanden hat, sowas kennt man normalerweise nicht. Jede Beziehung mit Menschen ist von guten und schlechten Dingen geprägt und es war irgendwie eine ziemlich verlockende Idee, mit jemandem einfach nur Positives zu verbinden.

Deshalb haben sie sich voneinander verabschiedet und Harry hat weder eine Nummer, noch einen Nachnamen, noch einen Ort, an dem Louis lebt.

Er könnte überall wohnen, überall auf dieser Erde sein.

Vielleicht wohnt er ja auch auf der anderen Seite der Welt. Vielleicht gibt es Dinge an Louis, die Harry halt in den zwei Tagen noch nicht kennengelernt hat, die ihn in den Wahnsinn treiben würden. Vielleicht wäre er gar nicht glücklich.

Andererseits ist er das jetzt auch nicht. Er vermisst Louis wirklich. Und er ist mit den paar Anhaltspunkten, die er hatte nirgendwohin gekommen.

Er weiß nicht mehr wo er suchen soll.

„Vielleicht triffst du ihn ganz klischeehaft genau ein Jahr später. Oder noch klischeehafter auf irgendeinem Weihnachtsmarkt unter einem Mistelzweig. Ich weiß nicht, Harry, ich kann einfach nicht glauben, dass es das jetzt gewesen sein soll. Dafür klingt das einfach zu...echt, irgendwie."

Harry lächelt. „Danke, Liam."

„Sag mal, warst du eigentlich bis gerade noch arbeiten?", fragt er dann und zieht die Augenbrauen zusammen.

Harry nickt. „Ja, ich musste noch einen Bericht zu Ende schreiben."

„Sicher, dass dein Chef dich nicht überarbeitet?"

Harry nickt wieder. „Ja, es geht schon, wirklich. Ich wusste worauf ich mich einlasse, als ich den Job vor drei Jahren angenommen habe."

Liam nimmt eine Tasse, die neben ihm auf dem Tisch steht und trinkt einen Schluck. „Okay", sagt er und zuckt mit den Schultern. „Ich vertrau deinem Urteilsvermögen, aber wenn das hier anfängt zur Regel zu werden, dann organisiere ich eine Intervention für dich."

„Ich mein ich verdiene wirklich gut, das hat mir in den letzten Jahren auch in vielen Situationen den Stress genommen."

„Okay." Liam nickt. „Aber ich hab das im Blick."

Harry lächelt. „Was würde ich nur ohne dich machen?"

„Ich hab keine Ahnung."

Eine Weile sagen beide nichts.

„Hast du Lust noch ne Folge Brooklyn 99 zu gucken?", fragt Liam dann. „Ich kann jetzt eh noch nicht schlafen."

„Ich safe auch nicht." Harry lächelt. „Bin dabei."

_____

„Okay. Zayn kam mir nie so richtig wie der Typ vor, der große Partys schmeißt."

Liam lächelt. „Ach, er liebt Menschen. Er ist nur manchmal nicht so gut darin, das zu zeigen."

Harry grinst. „Okay, alles klar." Und in dem Moment wird die Tür zu Zayns Wohnung auch schon geöffnet und der schwarzhaarige Mann schenkt ihnen ein breites Lächeln.

„Hi Zayn", sagt Harry, Zayn nickt ihm lächelnd zu, sagt kurz „hi", aber dann fällt er Liam sofort um den Hals.

„Hey", nuschelt Liam gegen seine Haut, zieht ihn enger an sich und küsst ihn dann sanft zur Begrüßung. Harry quetscht sich an den beiden vorbei und betritt die Wohnung, das kann jetzt eh noch dauern. Es ist ziemlich voll, alles voller Menschen und Weihnachtsdekoration und er muss kurz durchatmen, weil die Musik so laut ist.

Er war noch nie vorher bei Zayn, er ist ja auch nicht so richtig mit ihm befreundet, er kennt ihn nur, weil er halt oft bei ihnen ist (und quasi mit Liam zusammen, aber das darf man nicht sagen, weil...mein Gott, aus was für einem Grund auch immer).

Er findet relativ schnell ein paar Leute, die er kennt, Ash und Ed sitzen zusammen mit Cherry und Sierra auf der einen Couch und scheinen ein Trinkspiele zu spielen, Harry gesellt sich dazu und begrüßt sie alle freudig.

Er ist sehr froh, dass sein Chef ihm für morgen frei gegeben hat, weil er diese Party wirklich gebraucht hat. Er denkt immer nur an Louis und Arbeit, er muss ein bisschen seine Gedanken auf was Anderes bringen. Und womit geht das besser als Alkohol?

Er lässt sich also von Ed irgendwas mischen und nimmt den ersten Schluck. Als Luke dann noch dazu stößt und Sierra küsst und Cherry sich auf Eds Schoß setzt, trinkt er fast seinen ganzen Becher aus.

Dann fangen sie irgendwann an dumme Trinkspiele zu spielen und zwei Stunden später sitzt Harry mit einem von Eds Schuhen (sie haben irgendwann einen getauscht, Harry weiß immer noch nicht so richtig warum) zusammen mit Kendall und einer Freundin von ihr und er ist absolut betrunken und hat due Zeit seines Lebens.

Zumindest in den paar Sekunden, in denen er nicht an Louis denkt und daran wie er ihn wiederfinden will- muss eigentlich, um endlich glücklich zu sein.

Der Alkohol lenkt ab. Seine Freunde lenken ab.

Aber es hilft alles nichts. Irgendwann ist es schon extrem spät, die Party immer noch in vollem Gange (wirklich, wenn Zayn etwas kann außer Liam den Kopf zu verdrehen, dann ist es Partys zu schmeißen) und Harry sitzt in der Badewanne in dem kleinen Bad oben (das eher von nicht so vielen genutzt wird).

Er weiß nicht so ganz genau, wie er da gelandet ist, er glaubt, eben war auch noch Josh hier, aber jetzt ist er alleine und starrt einfach nur an die Wand und lauscht der dumpfen Musik von unten.

Und Louis ist alles an was er denken kann. Louis und das Funkeln in seinen wunderschönen blauen Augen, in die Harry sich ab se ersten Sekunde verliebt hat.

Wieder seufzend legt er seinen Kopf an die Wand hinter sich und schließt die Augen.

Louis. Was er doch nur geben würde, um ihn endlich wiederzusehen.

_____

Als Harry aufwacht, tut ihm sein Rücken unglaublich weh, ihm ist schlecht und er hat Kopfschmerzen. Ächzend setzt er sich auf und merkt, dass er immer noch in der Badewanne liegt. Und hört, dass sie Musik immer noch läuft.

Um - er blickt auf seine Armbanduhr - halb acht? Morgens? Ach du Scheiße.

Er befördert sich irgendwie aus der Badewanne und geht rüber zum Waschbecken. Sein Spiegelbild starrt ihn etwas müde an, aber er sieht nicht mal so fertig aus, wie er gedacht hätte. Seufzend nimmt er den Becher, der dort noch von vor ein paar Stunden steht, kippt den letzten Schluck Alkohol weg und füllt ihn mit Wasser auf. Er trinkt mindestens drei ganze Becher, weil er der Dehydrierung entgegen wirken muss, um die Kopfschmerzen loszuwerden und seufzt dann.

Diese Übelkeit ist die nervige Übelkeit, bei der man die ganze Zeit weiß, dass man nicht kotzen wird, aber immer das Gefühl hat man muss.

Harry öffnet den Schrank über ihm und sucht nach einer frischen Zahnbürste. Er kann Zayn ja eine neue kaufen, aber er muss wirklich diesen Geschmack loswerden.

Also putzt er sich die Zähne, nachdem er auch etwas Zahnpasta geklaut hat und dann hört er wie irgendjemand gegen die Tür bollert. Die Stirn runzelnd öffnet Harry sie und sieht jemanden davor auf dem Boden liegen.

Es ist ein braunhaariger Typ, mit einem unfassbar hässlichen Weihnachtssweater und einer Latzhose, der flucht, weil er anscheinend gerade seinen Drink über sich geschüttet hat.

„Hey, alles okay?", fragt Harry sofort und geht in die Knie, um dem Typen beim Aufstehen zu helfen, aber er hat immer noch die Zahnbürste im Mund, deshalb ist es vermutlich ziemlich unverständlich.

„Ja, ja", meint der Typ aber, scheint ihn also verstanden zu haben und stützt sich auf Harrys Arm, um aufzustehen. „Danke, Mate."

„Gerne doch", sagt Harry und lächelt (mit Zahnbürste im Mund). „Bisschen zu viel getrunken, oder was ist los?"

Der Typ wiegt den Kopf und geht einen Schritt an Harry vorbei, um sich auf die Badewanne zu setzen.

Harry entscheidet, dass es ein guter Zeitpunkt ist, aufzuhören Zähne zu putzen. Er spült die Zahnbürste und seinen Mund aus und steckt sie daraufhin so in seine Hosentasche, dass der Kopf noch herausguckt. Zayn kann ja eh nichts mehr damit anfangen.

„Gestern hätte ich noch gesagt, das geht gar nicht, weil durch meine Venen Alkohol fließt, aber irgendwie..." Der Typ seufzt. Harry zieht überrascht die Augenbrauen hoch, als er seinen irischen Akzent hört.

„Ja, ich glaub schon. Musste vorhin schon fast kotzen, zum Glück ging es dann noch."

„Und du trinkst weiter?", fragt Harry verwirrt und der Typ nickt und nimmt den letzten Schluck von dem was er sich zum Großteil auf die Hose geschüttet hat.

„Jap", sagt er und lässt das P ploppen. „Liebe ist scheiße."

Harry fühlt plötzlich eine riesige Welle Verständnis über ihn rollen. Schließlich hat er auch nur wegen Louis so viel getrunken. Er lässt sich neben dem Typen auf die Badewannenkante fallen und seufzt. „Das kannst du echt laut sagen. Was ist es denn bei dir?"

„Ich bin in ein Mädchen verliebt, das leider nur auf Mädchen steht."

„Oh wow." Harry zieht die Augenbrauen hoch. „Das ist ja echt ne scheiß Situation."

Der Typ nickt und trinkt den letzten Schluck, bevor er den Pappbecher quer durchs Badezimmer in den Mülleimer wirft. Und sogar trifft, Harry ist beeindruckt. „Ja. Vor allem, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass sie vielleicht doch nicht ganz zu 100 % nur auf Frauen steht. Oder zumindest, dass sie auf Frauen steht und irgendwie auch ein bisschen auf mich." Er seufzt. „Und mein bester Freund sagt auch, dass sein Gaydar bei ihr komische Dinge detectet. Ich meine, wieso sollte sie mich sonst auch küssen?"

Harry will ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter legen, aber da schüttelt der Typ schon den Kopf und zuckt mit den Schultern. „Sorry, dass ich dich hier volllabere, du willst das ja alles bestimmt gar nicht hören."

Harry winkt ab. „Ach, ist schon okay, manchmal tut es gut, sowas jemandem zu erzählen. Und ich kann dich verstehen, was den Herzschmerz angeht, ich bin in einen Typen verliebt, den ich seit einem Jahr nicht mehr gesehen habe."

Sein Herz wird schwer als er es wieder mal ausspricht und er atmet tief durch.

„Warum besuchst du ihn nicht?"

Harry lacht leise auf. „Ich wünschte das könnte ich einfach. Aber ich hab keine Ahnung, wo er wohnt. Oder wie er mit Nachnamen heißt. Oder was seine Nummer ist. Ich hab keine Möglichkeit ihn zu kontaktieren und das nur wegen diesem verkackten, beschissenen Spiel, das er dachte wäre eine gute Idee." Harry ist immer lauter und erschrickt am Ende selber fast als er seine Stimme hört. „Sorry", murmelt er und entknotet seine Finger, aber der Typ sieht ihn nur geschockt von der Seite an.

„Es tut mir Leid", sagt Harry nochmal. „Ich wollte nicht so laut werden, das Ganze macht mich nur echt unglaublich fertig."

Der Typ mustert ihn immer noch nur mit zusammengekniffenen Augen und dann öffnen sich seine Lippen überrascht ein Stück.

„Sekunde", sagt er. „Sekunde, du heißt aber nicht zufällig Harry, oder?"

Jetzt ist Harry komplett verwirrt. „Was? Woher weißt du das?"

Jetzt wird der Typ fast schon bleich und blinzelt. „Ach du meine Scheiße", sagt er dann und sieht auf seine Armbanduhr. „Er wird schon da sein", murmelt er und steht auf. „Du musst sofort mitkommen."

„Was?" Jetzt ist Harry noch verwirrter.

Der Typ schließt kurz seine Augen und wirkt plötzlich komplett nüchtern. „Mein Name ist Niall", sagt er. „Und wenn mich nicht alles täuscht, dann bist du der Typ, über ich das komplette letzte Jahr zugetextet wurde."

Harrys Gehirn ist gerade ein bisschen langsam, aber das kommt sofort bei ihm an. Niall.

Niall, wie in Louis' bester Freund Niall.

Harry hatte noch im Kopf, dass er blonde Haare haben muss, weil Louis' gesagt hat, dass er sich die gerade rauswachsen lässt und das sehr dumm aussieht, aber das war logischerweise vor einem Jahr und anscheinend sind die blonden Spitzen einfach nicht mehr da.

„Du..." Harry springt auf und kurz ist ihm schwindelig. Ihm fällt in dem Moment erst auf, dass er immer noch einen Schuh von Ed trägt. „Weißt du, wo er ist?"

Niall nickt. „Ja, er ist seit einer halben Stunde arbeiten und du und ich werden da jetzt sofort hingehen."

Wieder kann Harry nur nicken und dann hat Niall ihn schon am Arm gepackt und zieht ihn mit sich. Harry ist kurz geschockt, dass die Party wirklich immer noch im Gange ist, dann ist Louis wieder alles an was er denken kann.

Niall zieht ihn durch die durchaus reduzierte, aber immer noch beachtliche Menge an Menschen und Harry erhascht einen kurzen Blick auf Liam und Zayn, die auf der Couch sitzen (beziehungsweise Liam sitzt auf der Couch. Zayn auf seinem Schoß) und aussehen als hätten sie die ganze Welt um sich herum vergessen.

Harry wird warm ums Herz. Wie kompliziert die Beziehung der beiden auch sein mag, sein bester Freund verdient es so glücklich zu sein.

Dann ist er im Aufzug und so aufgeregt wie ewig nicht mehr. Und das sein Puls durch den Alkohol sowieso erhöht ist macht das ganze nur schlimmer.

„Louis...Louis wohnt auch London?" Harry traut sich gar nicht so richtig, das zu fragen.

Niall nickt. „Ja. Erst seit ungefähr zehn Monaten, aber ja."

„Oh mein Gott", haucht Harry und kann gerade einfach nicht fassen, wie viel Glück er hat. Er zwingt sich ruhig zu atmen, aber verdammte Scheiße, er wird endlich Louis wiedersehen!

Und Liam hatte anscheinend auch noch Recht und Louis will ihn tatsächlich auch wiedersehen!

Er bekommt den Rest des Weges, den Niall ihn mit sich zieht kaum mit. Sie steigen in irgendeine U-bahn ein und fahren zwei Stationen und laufen dann durch irgendwelche Straßen, bis Niall vor einer kleinen unscheinbaren Bücherei stehen bleibt.

„Da...arbeitet er hier?", fragt Harry und Niall nickt.

„Ja. Und jetzt rein mit dir."

Harry nickt, sein Herz hämmert gegen seine Brust und dann tritt er ein, umrundet das erste Regal und...

Harry erkennt ihn sofort.

Louis steht mit dem Rücken zu ihm, vor einem Regal, ein Buch in den Händen, ein weiter Pulli um seine schlanke Figur und die Jeans sitzen locker um seine Hüfte.

Schon von hinten sieht er so anbetungswürdig aus, dass Harry ihn sofort heiraten will.

Sein Herz schlägt noch dreimal schneller (er braucht bestimmt einen Krankenwagen, denn das hier ist nicht mehr normal) und er holt tief Luft.

„Louis", sagt er dann laut und man kann sehen, wie Louis sofort seinen Kopf hebt. Eine Sekunde tut er nichts. Dann legt er das Buch zurück.

„Harry?", fragt er dann leise und dann dreht er sich um und ihre Blicke treffen einander und Louis' Mund klappt auf.

„Harry!", ruft er, rennt auf ihn zu, wirft sich ihm um den Hals und presst seine Lippen auf Harrys.

Harry schlingt seine Arme um ihn, drückt ihn eng an sich und erwidert den Kuss mit allem was er hat. Als sich Louis kurz danach von ihm löst, schüttelt er aber den Kopf.

„Es tut mir so Leid, oh mein Gott, sorry, Harry, es tut mir so Leid, dass ich dich gerade so überfallen habe, ich weiß ja nicht mal ob du überhaupt Single bist und ich hätte das nicht einfach machen-"

Harry unterbricht ihn mit einem weiteren Kuss.

„Halt die Klappe", flüstert er dann. „Ich vermiss dich seit fast einem Jahr, ich wär beleidigt gewesen, wenn du mich nicht so überfallen hättest."

Louis lächelt sein unwiderstehliches Lächeln und fährt mit seinen Händen in Harrys Locken. Harry läuft ein angenehmer Schauer über den Rücken. „Dieses Spiel war die dümmste Idee meines Lebens. Sobald ich auf dem Weg nach Hause war und keine Ahnung hatte, wie ich dich jemals wiedersehen soll...ich...fuck, Harry, ich hab es sofort bereut."

„Ich hab so viele Gefühle für dich", sagt Harry und weiß nicht wo er zuerst hinschauen soll, er will alles von Louis aufnehmen und einatmen.

Er liebt ihn. Verdammt, wirklich, er liebt ihn einfach.

„Ich auch für dich", erwidert Louis und küsst Harry nochmal. „So krass, das hab ich noch nie zuvor erlebt."

Harry kann ihn nur ansehen. Er ist so unfassbar schön.

„Ich kann nicht fassen, dass du hier bist", haucht Louis dann, seine Augen verhaken sich mit Harrys. Seine wunderschönen, umwerfenden, blauen Augen. Harry ist so verliebt.

Er kann nur lächeln und Louis wieder küssen.

„Wie zur Hölle hast du mich gefunden?", fragt Louis. „Ich hab alles versucht, ich hab überall gesucht und ich konnte einfach nicht mal deinen beschissenen Nachnamen rausfinden."

„Ich...ich auch nicht. Ich hab echt fast die Hoffnung aufgegeben. Aber dann also...der irgendwie Freund von meinem besten Freund kennt anscheinend Niall. Schätze ich."

Louis' Mund geht überrascht ein Stück auf. „Wow...Die Welt ist klein."

„Ja." Harry mustert Louis, immer noch vollkommen überwältigt und räuspert sich dann leise. „Also ähm..." Er lächelt, seine linke Hand an Louis' Taille. „Louis, ich..." Er bricht ab. Holt wieder tief Luft. „Kannst du bitte...können wir..."

„Ja", unterbricht Louis sein Gestammel und lächelt breit und glücklich. „Ja, ich wäre sehr gerne mit dir zusammen, Harry."

Eine Weile ist es still, die beiden sehen sich nur an. Dann presst Harry noch einen Kuss auf Louis' Lippen. Und dann grinst er.

„Mein Nachname ist übrigens Styles", sagt er. „Nur falls du überlegst, ihn irgendwann mal anzunehmen."

„Du bist so ein Spinner", flüstert Louis mit einem breiten Lächeln und zieht Harrys Kopf wieder zu sich, um ihn zu küssen.

Und Harry hat zwar einen unglaublichen Kater und trägt zwei unterschiedliche Schuhe, aber er war noch nie glücklicher.

Er hat die Liebe seines Lebens wiedergefunden.

Das muss einfach ein Weihnachtswunder sein.

_____

ein bisschen gerusht an manchen stellen, aber ich find ihn trotzdem ganz süß :))

2. advent!! krass wie schnell die zeit vergeht, halleluja.

einen wunderschönen restsonntag euch, verbringt zeit mit menschen, die euch wichtig sind <3

dieser one shot war übrigens inspiriert durch ted & victoria, ich bin sicher einige wissen, was ich meine :))

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