4. türchen - kindergarten

„Nein! Fee, komm da sofort runter." Harry griff nach seiner dreijährigen Tochter und hob sie von der Kücheninsel. „Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du nicht da hochklettern sollst?"

„Schon ein paar Mal." Fee lächelte zuckersüß in seinen Armen und wieder einmal musste Harry darüber staunen, wie eloquent seine Tochter schon war. Er würde bald mal einen Intelligenztest mit ihr machen müssen. Er stellte sie auf den Boden und musste lächeln. „Willst du dein Tutu etwa gar nicht anziehen?", fragte er und sie nickte sofort.

„Doch, doch, aber ich weiß nicht, wo es ist."

„Okay, Süße, dann gehen wir es mal suchen." Harry nahm Fees Hand und wurde kurz emotional, weil sie nicht mehr so klein war. Sie wurde viel zu schnell groß.

„Miranda, weißt du zufällig, wo Fees Tutu ist?", fragte Harry die Nanny, die gerade ihre Sachen zusammenpackte.

Sie runzelte die Stirn. „Hattest du das nicht auf die Kommode im Spielzimmer gelegt?"

„Oh richtig, damit ich nicht vergesse, wo es ist."

Miranda lachte und schüttelte ihren Kopf. „Wenn ich nicht wüsste, dass du einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner der Welt bist, würde ich wirklich denken, du bist ein vergesslicher Professor."

„Ah, du schmeichelst mir."

Miranda grinste und Harry ging mit Fee zusammen ins Spielzimmer, um ihr das Tutu anzuziehen. Dann griff er noch nach der Tiarahaarspange, um sie am Tuch, das um Fees Kopf gebunden war, festzumachen. Er setzte sich auf den Boden, sie stand vor ihm und als er fertig war, nahm er ihre Hände und lächelte.

„Du bist die schönste Piratenprinzessin, die es gibt", sagte er und Fee lächelte nur noch breiter und umarmte ihn. Harry lachte glücklich und drückte seine Tochter an sich.

„Und du bist der beste Dad auf der ganzen Welt."

Harrys Herz begann zu glühen und er murmelte „ich hab dich ganz doll lieb" und drückte ihr einen Kuss auf die Haare, bevor er aufstand und ihre Hand nahm. „Dann lass uns mal los, ja?"

Sie nickte begeistert und die beiden gingen zurück ins Wohnzimmer, wo Harry noch nach seinen Schlüsseln griff und Miranda gerade ihre Tasche nahm.

„Hey, soll ich dich noch zu Hause absetzen?", fragte Harry, während er auf den Aufzugsknopf drückte und hob seine Tochter wieder hoch, weil er sich dann nicht herunterbeugen musste.

Miranda lächelte, als sie sich neben ihn stellte. „Du weißt doch, dass ich in die andere Richtung wohne. Das wäre ein Umweg." Die Türen öffneten sich mit einem leisen Pling und die drei traten ein.

„Und du weißt, dass mir das egal ist, Hauptsache du kommst sicher nach Hause." Der Aufzug setzte sich in Bewegung und Miranda lächelte. „Und das schätze ich wirklich, Harry. Danke. Aber mein Freund holt mich ab, wir wollten essen gehen."

„Okay, dann ist gut."

Miranda verließ die beiden also schon in der Lobby, Harry und Fee fuhren noch eine Etage weiter in die Tiefgarage.

Harry trug seine Tochter zu seinem Auto und setzte sie in ihren Kindersitz auf dem Rücksitz. „Bereit für das beste Weihnachtsfest, das diese Kita je gesehen hat?", fragte er, als er sie angeschnallt hatte und ebenfalls saß und sie grinste breit.

„Ja!"

Er warf ihr noch ein Lachen durch den Rückspiegel zu, fuhr dann los und nur sieben Minuten und eine Geschichte über die Einhörner aus Fees Traum später, parkte er auch schon wieder auf dem Parkplatz der Kindertagesstätte. Man sah schon von außen die festliche Beleuchtung und konnte die Wärme und freundliche Stimmung förmlich spüren und Harry stand lächelnd auf und öffnete die Tür für seine Tochter, die schon unruhig im Gurt zappelte.

Als sie Harry sah, runzelte sie aber ihre kleine Stirn. „Daddy, wo ist denn deine Augenklappe?"

„Genau hier, Prinzessin." Er nahm die Augenklappe aus seiner Hosentasche, setzte sie auf und verzog dumm den Mund. „Arrh."

Fee lachte glucksend und Harry schnallte sie ab, hob sie aus dem Kindersitz auf den Boden und schloss die Autotür. „Na komm, mein Engel, lass und reingehen und deine Freunde begrüßen."

Er gab Fee seine Hand und die beiden liefen zusammen auf die Tür zu, die mit einem bunten Lichterschlauch und Tannengrün geschmückt war.

Harry war unglaublich froh, dass er sich heute freischaufeln und endlich mal selber seine Tochter mit ihren Freunden spielen sehen konnte. Er nahm sich so viel Zeit wie es ging für Fee, aber er hatte trotzdem noch das Gefühl, es war nicht genug. Und Miranda brachte und holte Fee normalerweise vom Kindergarten ab, Harry hatte es nur einmal geschafft und da war es extrem spät gewesen und fast alle anderen Kinder schon gegangen.

Er drückte die Tür auf und sofort empfing die beiden Wärme, der Geruch nach Kinderpunsch und Kakao und leises Kinderlachen. Harry sah einen Zettel auf der Glastür, die zum Gruppenraum der Entengruppe führte. Darauf stand „Weihnachten mit der Wolfsgruppe in der Turnhalle". Auf der Tür zur Wolfsgruppe stand das gleiche, nur andersherum. Also ging Harry mit Fee zu der offen stehenden Tür, die zum Untergeschoss führte, wo der Kindergarten eine wirklich ziemlich moderne Turnhalle hatte, die zwar nicht unbedingt groß, aber dafür super ausgestattet war.

Und als die beiden jetzt die Treppe runtergingen (beziehungsweise Harry Fee wieder auf den Arm genommen hatte, weil die Treppe ziemlich steil und es so einfacher war) sahen sie, wie schön der Raum weihnachtlich geschmückt worden war. Überall hingen Girlanden, die die Kinder gebastelt hatten und der Buffettisch wurde mit seidigen Tüchern in die Stimmung eingebunden. In einer Ecke stand ein kleiner Tannenbaum mit einer Menge Geschenken darunter und überall hingen Lichterketten und erzeugten eine sanfte, weihnachtliche Atmosphäre. Aus den Boxen in jeder Ecke dudelte leise Weihnachtsmusik und das einzige was alles noch schöner machte, waren die unzähligen Kinder, die zusammen spielten und Eltern und Erzieherinnen, die sich durch den Raum verteilt miteinander unterhielten.

Auf Harrys Gesicht entstand sofort ein breites Lächeln und Fee begann in seinen Armen zu zappeln.

„Oh Mr. Styles, wie schön, dass Sie es schaffen konnten." Eine hochgewachsene, braunhaarige Frau kam auf ihn zu. „Ich weiß nicht ob Sie sich noch erinnern, ich bin Sonya."

Harry lächelte (sehr charmant, was er aber gar nicht bemerkte). „Natürlich erinnere ich mich, Sonya. Und bitte, ich bin Harry."

„Sonya!", rief Fee begeistert und dann sah sie zu den anderen Kindern im Raum, warf ihrem Vater einen Blick zu und zappelte auf seinem Arm und Harry setzte sie lachend auf dem Boden ab.

_____

Louis saß währenddessen auf der anderen Seite des Raumes und baute mit seinem Sohn und dessen Freunden ein Schloss aus Bauklötzen. Als Freddie aber an seinem Ärmel zupfte und begeistert sagte „Fee ist da." drehte er sich zur Tür.

Fee war nämlich eine gute Freundin seines Sohnes und Louis verstand sich sehr gut mit Miranda, ihrer Nanny, die sie jeden Tag etwa zur gleichen Zeit abholte wie Louis Freddie.

Zu seiner Überraschung stand aber gar nicht Miranda dort im Eingang, sondern...verdammte Scheiße.

Louis hatte nicht damit gerechnet, einen der reichsten Menschen unter dreißig hier anzutreffen. Er hatte gewusst, wer Fees Vater war. Aber er war absolut nicht darauf vorbereitet gewesen, ihn jemals zu sehen, er hatte ja nicht mal Zeit dafür, seine eigene Tochter von der Kita abzuholen.

Und vor allen Dingen...ja, vor allen Dingen hatte Louis nicht gewusst, wie unfassbar gutaussehend Mr. Harry Styles auch im echten Leben war. Er war immer davon ausgegangen, diese Fotos im Internet waren übertrieben und gephotoshopt und entsprachen nicht der Realität.

Und das taten sie auch nicht. Denn in echt war er noch heißer.

Wirklich, der Mann war der Inbegriff von sexy. Er hatte braune Locken, die so mühelos perfekt auf seinem Kopf lagen, dass man nicht wusste, ob er ein drei Stunden Styling hinter sich hatte oder gerade aufgestanden war.

Dazu kam, dass er einen Anzug trug, vermutlich weil er keine Zeit gehabt hatte, sich nach der Arbeit umzuziehen, aber er trug weder Krawatte noch Fliege und die oberen Knöpfe des Hemdes waren auf.

Und er trug eine Augenklappe. Um mit seiner Tochter im Partnerlook zu sein, wie Louis feststellte, denn Fee war irgendwie auch eine Piratin. Und gleichzeitig eine Prinzessin? Eine Piratenprinzessin, beschloss Louis.

Aber sie sah absolut niedlich aus, mit ihren kleinen Löckchen, die unter dem Tuch hervorguckten und ihren perfekten Milchzähnen.

Das mit dem perfekten Gesicht schien sie wohl von ihrem Vater zu haben. Denn wirklich, verdammt nochmal, Louis kam einfach nicht darüber hinweg, wie gut der Mann aussah.

Er hatte wirklich gedacht, dass Miranda hier sein würde, Fees Vater hatte doch nie Zeit für sie, oder? Generell war Louis immer davon ausgegangen, dass er nicht der beste Vater war, auch wenn Fee begeistert von ihm erzählte. Da war das Klischee des Geschäftsmannes, der nie zu Hause war, wohl mit ihm durchgegangen, denn als er jetzt sah, wie Harry Styles seine Tochter ansah und ihr liebevoll eine Strähne aus der Stirn strich, während sie die Hände nach Sonya ausstreckte, sah er, wie sehr Fee von ihm geliebt wurde.

Er stellte sie auf den Boden und als Fee loslaufen wollte, stoppte er sie. „Halt! Hast du nicht was vergessen?"

Fee lief zu ihm zurück, Harry ging in die Knie und Fee drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann kam sie zu Freddie und Louis, aber Louis beobachtete immer noch Harry Styles, bei dem ein Lächeln auf dem Gesicht erschienen war, dass die Sonne explodieren lassen könnte. Louis konnte sich erst losreißen, als Fee in sein Bein crashte und entschuldigend lächelte. „'Tschuldigung, Louis", nuschelte sie. „Was macht ihr?"

„Wir bauen das beste Schloss aller Zeiten, willst du mitmachen?" Freddie, der ein Jahr älter, also fast fünf war, nahm Fees Hand in seine und die beiden rannten kichernd davon, um Bauklötze einer anderen Farbe zu holen. Louis stand auf und fand, dass es Zeit für ihn war, sich ein bisschen zu den anderen Erwachsenen zu gesellen.

Vor allem zu Harry Styles. Louis war sehr interessiert, wie er so war.

„Hey", sagte er zu Gigi, die dem Mann gerade eine Tasse Kinderpunsch auffüllte. „Ich dachte, ich gesell mich mal zu den Überfünfjährigen." Er grinste und Gigi grinste zurück.

„Klingt gut. Willst du auch einen Punsch?"

„Bitte", lächelte Louis und Gigi griff nach einer neuen Tasse und nickte zu dem Geschäftsmann neben ihr. „Das ist übrigens der Vater von Fee", stellte sie ihn vor und Louis drehte sich ganz zu ihm.

„Hi", sagte er und streckte seine Hand aus. „Ich bin Louis."

Harry Styles lächelte breit und schüttelte sie. Seine Hände waren warm und stark und Louis hasste es, dass er ihn so attraktiv fand. „Harry", sagte er. „Freut mich." Dann kniff er kurz die Augen zusammen. „Warte. Louis...Tomlinson?"

Louis zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Ja", sagte er überrascht. „Woher-"

„Miranda hat mir viel von dir erzählt. Ich wollte schon lange vorschlagen, dass Freddie mal zum Spielen zu uns kommen könnte."

Louis nahm abwesend den Becher, den Gigi ihm hinhielt und begann zu lächeln. Damit hatte er nicht gerechnet. Generell. Er beschloss in diesem Moment sich nicht auf Vorurteilen festzunageln und sich einen eigenen, echten Eindruck von Harry zu machen.

Denn das hier passte nicht zu seinem Bild und Louis hasste Vorurteile eigentlich. Und dass Harry wusste wer er war und wie er Fee ansah, bewies ihm eh schon, dass er anders war, als Louis ursprünglich gedacht hatte.

„Ja", sagte er. „Das würde Freddie bestimmt gerne."

Harry lächelte weiter und Louis musste sich fast beherrschen, nicht sein Handy rauszuholen und es in einem Foto festzuhalten. Es war als wäre Harry fürs Lächeln gemacht worden.

„Okay. Dann geb ich dir später mal meine Nummer und wir machen was aus, ja?"

Louis nickte und trank einen Schluck von seinem Punsch. Er war viel zu heiß, aber es fiel Louis kaum auf, denn er war immer noch damit beschäftigt Harry etwas überwältigt zu mustern. Er nickte.

„Ja. Ja, das klingt gut."

Die Idee Harrys Nummer zu haben gefiel ihm eh irgendwie. Halleluja, er musste sich echt mal zusammenreißen. Das ging ja gar nicht klar, wie seine Hormone hier mit ihm durchgingen.

„Hättest du Lust mir ein paar von den anderen Eltern vorzustellen?", fragte Harry und Louis nickte sofort.

„Ja, klar." Er lächelte und nahm noch einen Schluck seines Punschs, bevor er zu den anderen nickte und die beiden sich in Bewegung setzten.

Eine Viertelstunde später hatte Harry mit den meisten Bekanntschaft gemacht und sich mit ihnen unterhalten, aber irgendwie waren er und Louis in einer Unterhaltung wieder so abgeschweift, dass sie jetzt zu zweit etwas abseits von den anderen standen, an einen Wagen voller Turnmatten gelehnt. Harry hatte seine Augenklappe mittlerweile abgemacht und sie neben seiner Tasse auf die oberste Matte gelegt.

„Nein, wirklich, das ist total bekloppt, ich versteh einfach nicht, warum man so einen Film dreht."

Harry nickte grinsend. „Ja, das will einer verstehen."

Kurz sagte keiner von ihnen etwas, dann schien irgendwas hinter Louis Harrys Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er runzelte kurz die Stirn und sah dann wieder zu Louis.

„Sag mal...", begann er. „Kann es sein, dass diese Anna auf dich steht?", fragte er dann. „Sie sieht wirklich ständig hierher."

Bildete Louis sich den Hauch Eifersucht in Harrys Stimme ein? Vermutlich, er war jetzt schon viel zu hin und weg von diesem Mann. Er seufzte.

„Ja", sagte er. „Leider. Sie tut mir ein bisschen Leid."

Harry trank noch einen Schluck von seinem Punsch. „Bist du nicht Single? Ich dachte eigentlich Miranda hätte mir erzählt, dass du alleinerziehend bist."

„Oh doch, doch", sagte Louis. „Aber ich bin auch schwul."

„Oh." Damit hatte Harry wohl offensichtlich nicht gerechnet, er zog überrascht die Augenbrauen hoch. Aber er sah nicht negativ überrascht aus. Louis fragte sich, ob er sich nur einbildete, dass Harrys Blick ihn einmal von oben bis unten abcheckte.

„Und äh...darf ich fragen wie...also wie es dann zu deinem Sohn kam? Ich meine, du bist ziemlich offensichtlich Freddies biologischer Vater, sein Lächeln und seine Augen sind identisch mit deinen."

Kurz wusste Louis nicht, was er sagen sollte, denn wow, dass Harry das einfach so ganz nebenbei erwähnte...als wäre das eine Beobachtung, die man halt einfach mal so machte...

„Das ähm..." Louis schloss kurz die Augen. „Gut, ich bin nicht ganz zu hundert Prozent schwul offensichtlich, Freddie ist ähm...aus einem One Night Stand entstanden..." Er seufzte.

„Mein damaliger Freund hat sich von mir getrennt und ich war komplett am Boden zerstört, bin in den Club, um mich abzuschießen und...ich war angepisst von allem, was aussah wie ein Mann und...na ja, dann bin ich halt irgendwie mit Brianna im Bett gelandet. Um ehrlich zu sein, erinnere ich mich nicht mehr an so viel von der Zeugung meines Sohnes." Er sah fast ein bisschen schuldig aus, als er das sagte.

„Ich hatte es auch ehrlich gesagt fast verdrängt, bis sie mich dann irgendwie angerufen hat und meinte, dass sie schwanger ist. Und um es kurz zu machen, Brianna ist nicht wirklich...sie hat Freddie nur bekommen, weil sie nicht abtreiben wollte. Ich wollte ihr da nichts vorschreiben, das war ihre Entscheidung, aber ich wollte immer schon Kinder. Also sind Freddie und ich nur zu zweit."

Louis lächelte. „Aber uns geht's gut. Ich verdiene genug, um sehr gut klarzukommen und wir...wir haben uns."

„Das klingt schön." Harry lächelte zurück. „Fee und ich haben uns auch. Und Miranda." Er kratzte sich am Kinn. „Sie ist wirklich ein Engel."

Bevor Harry noch irgendwas sagen, oder Louis fragen konnte, ob es zu Fee etwa auch keine Mutter gab, kam Fee angerannt, lief fast in Harrys Bein rein und grinste zu ihm hoch. „Daddy, Freddie und ich haben uns was überlegt", sagte sie und Harry lächelte zu ihr runter.

„Was denn?"

„Ihr beide könnt doch einfach heiraten", sagte Fee und hüpfte begeistert auf und ab. „Du und Louis. Dann können Freddie und ich uns immer sehen und immer zusammen spielen."

Harrys Mund klappte auf und er lachte leise. „Fee, meine Süße, ich kann nicht einfach jemanden heiraten, den ich vor einer Stunde kennengelernt habe."

„Aber ihr mögt euch, oder?"

Harry warf Louis einen belustigten Blick zu und nickte seiner Tochter dann zu. „Ja, ich mag ihn, er ist sehr charmant. Trotzdem kann ich ihn nicht einfach heiraten."

Louis wurde etwas wärmer. Harry fand ihn sehr charmant?

Fee kniff unzufrieden die Augen zu. „Und nächstes Jahr?"

Harry lachte wieder leise und es klang so schön, dass Louis es in einem Glas aufbewahren wollte, sodass er es immer anhören könnte, wenn er ein bisschen Glück brauchte.

„Mal sehen, ich müsste ihn vorher auf ein paar Dates ausführen", sagte Harry und Fee strahlte breit. „Dann mach das", sagte sie, zwinkerte Louis dann zu, der nur grinsen musste und sich wunderte, dass sie das schon konnte.

„Ich wünsche es mir zu Weihnachten." Und damit zischte sie wieder ab, zu Freddie, der beim Buffet auf sie wartete.

Harry drehte sich kopfschüttelnd, aber immer noch lächelnd wieder zu Louis und der lächelte zurück. „Heißt das, zu Fee gibt es auch keine Mutter?", fragte er vorsichtig und Harry schüttelte den Kopf.

„Nein, ich..." Sein Lächeln vertiefte sich. „Ich hab sie tatsächlich adoptiert."

Louis' Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Wirklich? Damit hätte ich nie mit gerechnet, sie sieht dir so ähnlich."

Harry lachte leise und warf Louis einen Blick zu. Dann verwandelte sich sein Gesichtsausdruck und er sah ein kleines bisschen nachdenklich aus.

„Ja, ich...ich war sehr lange mit diesem einen Typen zusammen", sagte er und schloss seine Hände etwas fester um die Tasse in seiner Hand. Und Louis konnte nicht anders, als ein kleines Lächeln zu unterdrücken, denn das hieß, dass Harry tatsächlich auch auf Männer stand. Er hatte es bei Fees Vorschlag schon vermutet, aber er war sich natürlich nicht sicher gewesen.

„Und wir hatten schon Jahre über Adoption gesprochen und ich war wirklich-wirklich bereit und hab ihn gefragt ob er auch endlich soweit ist, eine Familie zu gründen..." Harry biss sich auf die Lippe.

Louis musterte Harrys zusammengezogenen Augenbrauen und sah, dass es ihm nicht leicht fiel, darüber zu sprechen. Er hatte plötzlich das Verlangen eine Hand auf seinen Arm zu legen, aber er wusste nicht, ob sie da schon waren.

„Und dann hat er sich von mir getrennt", sagte Harry und spürte bei seinen Worten kleine Messerstiche in seinem Herz. „Und mir erzählt, dass er seit sechs Jahren auch mit jemand anderem zusammen ist."

„Wie bitte?" Louis sah ihn geschockt an, sein Mund stand offen.

„Ja." Harry schnaubte und trank einen Schluck. „Ja, er hat mich fünf Jahre betrogen. Und Matt sogar sechs Jahre." Er zuckte mit den Schultern. „Ich war am Boden zerstört. Vor allem, weil unsere Beziehung wirklich so gut war. Also es gab nie..." Harry seufzte. „Kennst du das Lied ‚Bad' von Lennon Stella? Das beschreibt eigentlich ziemlich perfekt was ich gefühlt habe."

Louis konnte immer noch nichts sagen. Er musterte Harry nur mitleidig und legte dann sanft eine Hand auf seinen Arm. War ihm doch egal, ob sie da schon waren oder nicht, jetzt waren sie es.

Harry warf ihm ein Lächeln zu. „Mir ging es einige Zeit wirklich schlecht, aber irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass ich nicht mal ihm so sehr nachgetrauert habe, sondern viel mehr der Idee von einer Familie. Von einem Kind." Er sah Louis genau in die Augen. „Ich wollte wirklich, wirklich ein Kind, Louis, und dann hab ich mich gefragt, was mich eigentlich davon abhält."

Er brach den Augenkontakt wieder und sah in seinen Punsch. „Ich hab mit meiner Mum und meiner Schwester viel darüber geredet und dann...dann war da Lisa."

Ein wirklich ehrliches, breites Lächeln breitete sich auf Harrys Gesicht aus und Louis wurde warm ums Herz.

„18, aus Versehen schwanger und...und sie fand meine Bewerbung toll. Wir hatten ein paar Treffen und dann..."

Louis sah, dass Harry langsam emotional wurde.

„Dann hat sie mir Fee geschenkt", hauchte er und holte zitternd Luft. „Sorry." Er schloss kurz die Augen, um sich wieder zu fangen und Louis lächelte.

„Willst du auch kurz an die frische Luft?", fragte er und zuckte mit den Schultern. „Ich hab zwar mit dem Rauchen aufgehört, aber eine kurze Abkühlung tut immer ganz gut."

Harry lächelte zurück und nickte. „Das klingt gut. Und unsere Kinder scheinen uns eh vergessen zu haben."

Unsere Kinder. Das klang irgendwie schön.

Louis warf einen Blick zu Fee und Freddie, die gerade immer wieder die winzige Kletterwand hochkletterten und dann auf die dicke weiche Matte darunter sprangen. Sonya und Katharina, eine andere Erzieherin, standen daneben und passten auf sie auf.

„Ja", sagte er und griff nach Harrys Handgelenk. „Lass uns kurz verschwinden." Und damit zog er Harry zur Treppe, auf dem Weg stellten sie noch kurz ihre leeren Tassen auf den Buffettisch.

Kurz darauf standen sie in der kalten Luft vor der Kindertagesstätte und Harry atmete tief ein. Es war wirklich stickig da unten im Keller, das fiel einem nur kaum auf, wenn man länger drin war.

„Es tut mir Leid, dass dieser Typ dich betrogen hat", sagte Louis und steckte seine Hände in seine Hosentaschen. Er sah ehrlich aus und Harry lächelte sanft.

„Muss es nicht", sagte Harry. „Ich meine, so bin ich letztendlich zu Fee gekommen. Und ich bin es eh gewohnt, ich hatte immer schon Pech in der Liebe."

Louis lachte leise. „Ja, ich auch."

Bestimmt eine Viertelstunde unterhielten die beiden sich über ihre Ex-Beziehungen und was alles schief gelaufen war, aber komischerweise bekam keiner von beiden das bedrückende Gefühl, das sonst auftauchte, wenn sie darüber sprachen.

Es war irgendwie sehr befreiend. Und sie verstanden sich einfach. Nach einiger Zeit bemerkte Harry aber wie Louis fror.

„Wir hätten uns unsere Jacken mitnehmen sollen", sagte er. „Es ist ziemlich kalt."

Louis nickte. „Wir sollten gleich mal wieder rein."

„Ja."

Aber keiner von beiden machte Anstalten wieder das Haus zu betreten.

Sie lächelten sich nur an, sahen dann auf den Parkplatz und den Hof und dann hob Louis überrascht den Kopf.

„Es schneit", fiel ihm auf und Harry sah in die Luft und nickte. Es fielen tatsächlich kleine Flocken vom Himmel.

„Ich finde Schnee macht alles immer sofort ruhiger", flüsterte Harry leise.

„Und romantischer", fügte Louis hinzu und Harry musterte ihn von der Seite. Er sah wunderschön aus und eine Schneeflocke hatte sich tatsächlich schon in seinen Haaren verfangen.

Harry lächelte und dann folgte er einfach seinen Gefühlen. Er griff nach Louis' Handgelenk und zog ihn zum Eingang der Kita, blieb aber in der Tür stehen.

„Oh, sieh nur", sagte er und zeigte auf das Tannengrün, das um den gesamten Türrahmen angebracht war. „Sieht so aus, als stünden wir unterm Mistelzweig."

Louis sah hoch und grinste. „Das ist Tannengrün, Harry", sagte er. „Es würde mir ehrlich gesagt auch ein bisschen Sorgen bereiten, wenn in einer Kindertagesstätte Mistelzweige aufgehängt werden würden."

„Dann müssen wir uns halt vorstellen, es wäre ein Mistelzweig."

Louis war kurz nur unglaublich beeindruckt von Harrys Selbstbewusstsein (denn mein Gott, dieser Mann hatte wirklich null Angst vor Zurückweisung, oder?), dann verwandelte sich sein Grinsen in ein sanftes Lächeln.

„Damit kann ich leben."

Harry zog den jungen Vater an sich, stupste mit seiner Nase gegen seine und Louis grinste und küsste ihn.

Er legte seine Hände in Harrys Nacken und seufzte leicht gegen seine Lippen.

Sie mochten vielleicht beide normalerweise kein Glück in der Liebe zu haben...

Aber das hier könnte ja die Ausnahme sein.

Den Segen ihrer Kinder hatten sie immerhin schon.

_____

einen wunderschönen tag euch :)

ich war gestern arbeiten und ich muss sagen, ich unterschätze immer wieder wie anstrengend es einfach nur ist 4 stunden durchgehend zu stehen...

wie geht es euch? wie ist es so mit klausuren und so? ich weiß noch wie es bei mir letztes jahr war und bin wirklich froh, dass ich dieses jahr komplett davon frei bin...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top