16. türchen - wtf II
Louis und Niall setzen sich in sein Kaminzimmer auf die Couch. Louis liebt Nialls Einrichtung. Irgendwie hat der Ire ein Händchen für Design und er hat anders als einige der anderen Jungs einfach mal ein bisschen von den Unmengen an Geld, die sie haben für sich ausgegeben, dafür dass sein Haus schön ist. Und das ist es. Das Kaminzimmer mit den vielen Büchern und bequemen Sesseln und Sofa mag Louis am liebsten, aber auch das Musikzimmer ist super. Abgesehen davon hat Niall aber sowieso fast überall ein Klavier stehen, einfach weil er kann und Louis bewundert das.
Er pustet in seinen Tee, der so heiß es, dass ihm selbst die Tasse fast die Finger verbrennt, aber er ignoriert das.
Er ist überfordert, er weiß nicht wo er anfangen soll.
Niall zum Glück schon. „Also", sagt er. „Harry und Shawn."
„Ja." Louis nickt, aber er klingt unsicher und guckt immer noch nur in seinen Tee. Dann holt er tief Luft.
„Das fühlt sich falsch an", sagt er und sieht zu Niall. Der mustert ihn nur, sein Gesichtsausdruck unergründlich.
„Inwiefern?", fragt er dann.
Louis sieht wieder runter auf seinen Tee. „Ich hab keine Ahnung", sagt er resigniert. „Ich...Ich weiß es wirklich nicht. Aber seit die beiden...zusammen sind, zumindest seit sie öffentlich zusammen sind...fühl ich mich komisch. Irgendwie...irgendwas an dem Bild von den beiden zusammen ist einfach-"
Er stockt. „Falsch."
„Okay. Inwiefern falsch?"
„Ich weiß es nicht." Langsam wird er verzweifelt. „Ich weiß es einfach nicht. Es fühlt sich komisch an die beiden zu sehen, irgendwas daran ist nicht richtig, ich...ich versuche seit einem halben Jahr herauszufinden, was es ist, aber ich verstehe es einfach nicht."
Niall sieht ihn nur weiterhin stumm an. Louis stellt seinen Tee auf den Wohnzimmertisch vor sich.
„Kurz dachte ich es ist, weil Harry nie so der Typ für öffentliches Daten war, aber das stimmt nicht. Über Camille hat er auch öffentlich in Interviews gesprochen, mit Kendall hat er sogar zusammen welche gegeben, es ist eigentlich nichts Neues. Deshalb warum fühlt es sich so komisch an? Ich meine, ich hab seit der Zeit nach Mums Tod kaum mehr Kontakt mit ihm. Da war er absolut für mich da, mein Fels in der Brandung und als es mir wieder irgendwie besser ging...wir haben uns komplett auseinander gelebt, er hat sich von mir abgeschottet, wir sind nicht mal mehr wirklich Freunde. Auch wenn er mir immer noch viel bedeutet. Also warum habe ich plötzlich ein Problem mit seiner Beziehung mit Shawn?"
Wieder ist Niall eine Weile lang still. Dann holt er tief Luft. „Louis, hast du...", fängt er an. „Hast du schonmal daran gedacht, dass es daran liegen könnte, dass...dass es Shawn ist? Und keine Frau? Ich meine...das was an dieser Beziehung anders ist als an denen davor...ist, dass Harry öffentlich einen Mann datet."
Louis sieht Niall einige Sekunden sprachlos an. Dann räuspert er sich, sein Atem schneller.
„Willst du damit sagen, ich bin homophob?"
„Nein!", sagt Niall sofort. „Nein. Das...das meinte ich überhaupt nicht." Und dann murmelt er noch zu sich selber „eher das Gegenteil."
Louis hört es trotzdem und sein Herz weiß natürlich wieder sofort was Niall meint. Sein Kopf ist noch nicht so ganz hinterher.
„Was meinst du damit?", fragt er leise und Niall seufzt leise und sieht auf.
„Lou...", beginnt er. „Was fühlst du, wenn du Harry siehst?"
Louis sieht ihn zwei Sekunden lang nur an. Dann zuckt er mit den Schultern. „Ich seh ihn ja nicht mehr." Seine Stimme ist leise und er fühlt sich klein.
Niall schließt kurz die Augen. „Und wie fühlt sich das an?"
Louis schluckt. Sein Blick bleibt kurz bei dem offenen Klavier hängen. „Ich vermisse ihn", sagt er dann und er merkt, dass das die Wahrheit ist und das überwältigt ihn irgendwie, weil, ja er wusste, dass Harry und er sich auseinander gelebt haben, aber...aber er wusste nicht, dass ihm das so sehr wehtut. Er dachte er kommt damit klar. Harry würde zwar für immer ein Teil seines Lebens bleiben, weil sie sich damals so nah standen, aber halt kein präsenter Teil seines Lebens.
„Scheiße. Ich vermisse ihn", sagt er dann leise nochmal, als ihm das klar wird und er holt tief Luft, aber er zittert dabei.
„So wie du Zayn vermisst?", fragt Niall nach und Louis schüttelt sofort den Kopf, ohne darüber nachzudenken.
„Nein", haucht er. „Anders."
„Und wie?"
„Ich..." Louis sieht nur geradeaus auf das Bücherregal, das die gesamte Wand in der der Kamin ist umfasst. „Ich vermisse seine Umarmungen", flüstert er. „Ich vermisse seine Stimme. Er hat mich manchmal...manchmal in den Schlaf gesungen, wenn ich Alpträume hatte." Louis krallt seine Hände in die Lehne des Sofas neben, als diese Erinnerungen ihn einholen. „Ich vermisse sein Lachen. Und wie er aussieht wenn er lacht. Vor allem wie er aussieht, wenn er über etwas lacht, was ich gesagt habe. Ich vermisse seine dummen Witze, ich vermisse es ihn in der Dusche singen zu hören, ich vermisse es ihn mitten in der Nacht aufzuwecken, damit wir uns einen Mitternachtssnack machen. Ich vermisse seinen Geruch. Das Gefühl, dass er da ist, wenn ich nach Hause komme. Alles irgendwie."
Er legt sich eine Hand vor die Augen und atmet tief durch. „Zayn vermisse ich als Person", sagt er. „Als Freund. Bei Harry vermisse ich...uns. Uns zusammen. Wie wir waren, was wir gemacht haben, unsere Wohnung...einfach...."
Jetzt starrt er ins Feuer und seine Augen sind irgendwie ein bisschen wässrig und Louis ist komplett überfordert, denn da ist eine Ahnung, eine Ahnung tief in ihm, die versucht hervorzudringen und er kann damit nicht umgehen."
„Louis", sagt Niall sanft und Louis spürt seine Hand auf seinem Arm und fährt zu ihm herum. „Hast du dir gerade selber zugehört?"
Jetzt füllen sich Louis' Augen ganz mit Tränen und sein Mund geht auf, aber er weiß nicht was er sagen soll, also schließt er ihn wieder. Dann blinzelt er.
„Bin ich...", fängt er an, bricht ab, legt seine Hände auf sein Gesicht, nimmt sie wieder weg. „Fuck, Niall, bin ich in Harry verliebt?"
Als Louis nach einer Pause wieder zu Niall sieht, bemerkt er das traurige Lächeln, das sich auf seine Lippen gelegt hat. „Ich denke, das bist du", sagt Niall. „Wir alle denken, das bist du."
Und obwohl Louis das letzte halbe Jahr gar nichts kapiert hat...er versteht irgendwie sofort warum Niall so traurig aussieht.
Weil er es endlich begriffen hat. Weil Niall und wen auch immer Niall mit wir alle meint schon seit zehn Jahren darauf warten, dass Louis es versteht.
Und das hat er nicht.
„Ist Harry..." Es ist schwer für Louis zu sprechen. Sein Gehirn ist sowieso gerade damit beschäftigt alle Erinnerungen, die er mit Harry hat neu abzuspielen und sie diesmal in ein anderes Licht zu stellen.
Da ist Louis, wie er lächelt, weil er Harry in der Dusche singen hört.
Louis, wie er lächelt, weil Harry über seinen eigenen unfassbar schlechten Witz lacht.
Louis, wie er lächelt, weil Harry ihm um drei Uhr nachts Pancakes macht.
Louis, wie er lächelt, weil Harry ihn umarmt und durch die Luft wirbelt, weil er im Park ein Tor geschossen hat.
Louis, wie er lächelt, weil Harry beim Film eingeschlafen ist und sich an Louis kuschelt.
Louis, wie er lächelt, weil Harry.
Andererseits ist da Louis, wie sein Herz wehtut, weil Harry über Online Hate weint.
Louis, wie sein Herz wehtut, weil Harry nach einem Konzert eine Panikattacke hat.
Louis, wie sein Herz wehtut, weil Harry ihm sagt, dass er auszieht.
Louis, wie sein Herz wehtut, weil Harry immer weniger Zeit mit ihm verbringt.
Louis, wie sein Herz wehtut, weil Harry mit Shawn Mendes zusammen ist.
Louis, wie sein Herz wehtut, weil Harry.
Er schluckt. „War Harry...war er auch in mich verliebt?", fragt Louis mit zitternder Stimme und Niall atmet laut ein und aus.
„Ich gehe davon aus", sagt er.
Louis zieht seine Beine aufs Sofa und schlingt seine Arme darum und er kommt sich vor als wäre er wieder 19, nicht 29 und so unglaublich unsicher und durcheinander.
Wie konnte denn alles so schief laufen?
Wie konnte er so blind sein?
Verdammt, Louis ist bis vorhin sogar davon ausgegangen, dass er hetero ist.
„Was mach ich denn jetzt?", fragt er in die Luft und Niall nimmt seinen Tee und trinkt einen Schluck.
„Was willst du denn?", fragt er.
„Harry", haucht Louis ohne darüber nachzudenken und dann reißt er die Augen auf, weil es stimmt. Weil sein Herz jetzt endlich angefangen hat, mit ihm zu kommunizieren. Weil er seine eigenen Gefühle jetzt endlich versteht.
„Dann weißt du doch eigentlich was du zu tun hast", sagt Niall und Louis runzelt die Stirn und sieht seinen Kumpel an.
„Was meinst du?"
„Na ja." Niall zuckt mit den Schultern. „Geh zu ihm. Rede mit ihm."
Louis schüttelt den Kopf. „Das geht nicht", sagt er. „Er hat Shawn. Die beiden sind glücklich."
Niall seufzt. „Hör mal, Louis", sagt er. „Normalerweise bin ich ja auch absolut gegen das ganze den-Freund-ausspannen, aber-"
„Niall, erstmal würde ich niemandem jemals den Freund ausspannen, das macht man nicht. Und zweitens würde das auch nichts bringen. Selbst wenn Harry jemals auch in mich verliebt war-"
„War er."
„-das heißt nicht, dass er mich jetzt plötzlich einfach nehmen würde, nur weil ich nach einem Jahrzehnt auch mal geschnallt habe, dass ich in ihn verliebt bin. Er liebt Shawn. Er ist glücklich mit ihm, er sieht ihn so an wie er früher mal mich angesehen hat."
Niall schüttelt den Kopf. „Es ist nicht der gleiche Blick."
„Doch." Louis nickt.
Niall schüttelt wieder den Kopf. „Nein. Bei dir war er echt."
Louis runzelt die Stirn und schnaubt dann leicht. „Und bei Shawn nicht oder was?"
Niall schüttelt zum dritten Mal den Kopf. Dann stellt er seinen Tee wieder hin und seufzt. „Ich musste ihm eigentlich versprechen, dir nichts davon zu sagen", fängt er an und Louis runzelt die Stirn.
„Du hast...du hast mit Harry über mich gesprochen?"
Niall nickt. Dann zuckt er mit einer Schulter. „Na ja, also...eigentlich hat er nur kurz gesagt, dass ich dir nichts von der ganzen Sache erzählen darf. Mehr nicht."
„Was für eine ganze Sache?" Louis ist verwirrt. Niall seufzt.
„Dass Harry und Shawn nicht zusammen sind."
Louis runzelt die Stirn. „Was?" Das ergibt jetzt irgendwie keinen Sinn für ihn. „Wie jetzt, die beiden sind nicht zusammen?"
Niall fährt sich durch die braunen Haare und kratzt sich am Kopf. „Okay", sagt er. „Von vorne."
Louis sieht ihn immer noch nur an.
„Was stimmt ist, dass die beiden sich sehr nahe stehen. Sie haben sich auf irgendeiner Party bei mir besser kennengelernt, mehr Zeit miteinander verbracht und sie sind sehr gute Freunde. Und wenn sie schon das ein oder andere Mal miteinander geschlafen haben, würde mich das auch nicht wundern-"
Louis zuckt ein wenig zusammen, Niall macht ein schuldbewusstes Gesicht.
„-aber die beiden sind nicht zusammen. Shawn hatte Probleme mit seiner Identität und seinem Selbstbewusstsein und Harry hat ihm da ziemlich geholfen. Und als er sich outen wollte, dachten beide und vor allem Shawns Management, dass es besser wäre, wenn er sich in einer längeren Beziehung outet. Stabiler irgendwie. Die Idee war schnell da und ich meine Harry Styles und Shawn Mendes - das sind Schlagzeilen. Gegen zusätzliche Promo hatten beide nichts, vor allem mit Shawns Album, was vor zwei Monaten rausgekommen ist." Niall seufzt. „Bald jetzt nach Weihnachten irgendwann hätten sie wieder ein öffentliche Trennung gestaged und das wäre alles gewesen."
„Wirklich?" Louis schluckt. „Die beiden sind nicht...sind nicht zusammen?"
Niall schüttelt den Kopf. „Nur sehr gute Schauspieler. Wobei sie ihre Zuneigung ja nicht mal spielen müssen, wie gesagt, sie stehen sich nah. Aber, nein, Louis, sie sind nicht zusammen. Shawn hängt dafür eh noch viel zu sehr an seinem Ex, also einem echten Ex, und Harry..." Niall stockt und sagt nichts mehr.
„Sie sind nicht zusammen." Louis ist irgendwie extrem erleichtert. Er hat es nicht mal in Betracht gezogen, dass es auch sowas geben könnte, wie schwule PR-Beziehungen. Das einzige was er kennt, ist PR-Beziehungen, um die wahre Sexualität von jemandem zu verstecken, nicht um sie zu bestärken. Landon und Julian zum Beispiel, zwei Freunde von Liam, haben eine Zeit lang ziemlich darunter gelitten, dass Julian angeblich mit einer seiner Schauspielkolleginnen zusammen war. Dabei sind die beiden inzwischen seit über 18 Jahren ein Paar.
„Also...also würde ich...niemandem den Freund ausspannen?", fragt Louis, obwohl das alles generell so hypothetisch ist, dass er innerlich fast lachen muss. Nur weil Harry nicht mit Shawn zusammen ist heißt das nicht, dass er überhaupt mit Louis reden will. Die beiden haben sich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Vielleicht will Harry das gar nicht.
Niall schüttelt den Kopf. „Nein." Ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen. „Nein, würdest du nicht."
„Soll ich mit ihm reden?", fragt Louis und schluckt. „Ich...ich weiß nicht, ich meine es ist jetzt so lange...glaubst du er will mich überhaupt sehen?"
„Ich glaube, dass er dich auch vermisst."
„Meinst du wirklich?" Louis beißt sich auf die Unterlippe und Niall nickt.
„Ja. Denk doch mal daran, wie nah ihr euch wart. Wie könnte er dich denn nicht vermissen?"
Louis legt sein Kinn auf seinem linken Knie ab, das andere Bein lässt er wieder runterfallen. „Man kann sowas verlernen", flüstert er und Niall schüttelt den Kopf.
„Was für ein Quatsch. Man verlernt es nicht jemanden zu vermissen, den man liebt."
„Ich weiß noch gar nicht ob Harry mich liebt. Ich weiß nicht mal ob er mich irgendwann mal geliebt hat."
Niall seufzt. Er wirkt, als ob er es langsam Leid ist.
„Das wird du nicht rausfinden, wenn du nicht mit ihm redest. Was hast du denn zu verlieren?"
Louis zuckt mit den Schultern. „Ihn ja nicht mehr", flüstert er und der Satz bringt schon wieder Tränen in seine Augen. Er blinzelt sie weg und lässt auch sein anderes Bein wieder vom Sofa rutschen.
„Okay, hör auf damit", sagt Niall. „Ich weiß, dass das alles echt ne Menge ist, die du zu verarbeiten hast. Aber wenn du jetzt mit ihm reden willst, dann tu es."
Louis sieht zu seinem Kumpel und holt tief Luft.
„Du hast Recht", sagt er. Dann seufzt er und sein Herz verzieht sich wieder schmerzhaft. „Niall, ich weiß...ich weiß nicht mal, wo er wohnt."
Niall lächelt nur. „Ich schon", sagt er. „Glücklicherweise ist er gerade sogar in London. Ich fahr dich hin."
Und Louis hat sofort das Gefühl, dass Niall das nicht nur anbietet, weil er so ein guter Freund ist, sondern, weil er sichergehen will, dass Louis es wirklich durchzieht.
Irgendwie ist er ihm dankbar dafür.
_____
Sie fahren nicht mal besonders weit. Niall ist im Auto geblieben, Louis ist hochgegangen und jetzt steht er hier vor Harrys Londoner Wohnung und fragt sich ob er nicht vielleicht einfach wieder gehen soll.
An seiner Tür hängt ein Weihnachtskranz und es ist s hässlich, aber so Harry, dass Louis fast wieder weinen will.
Was dachte er sich denn dabei? Nur weil er plötzlich geschnallt hat, dass er in Harry verliebt ist, ändert das ja nichts an ihrer Situation. Er hat ihn seit Ewigkeiten nicht gesehen und Harrys Leben ist jetzt so anders und er weiß nicht mal-
Seine Gedanken werden unterbrochen. Von seinem eigenen Finger, der auf die Klingel drückt. Verdammt, jetzt gibt es wohl keinen Ausweg mehr. Außer Harry ist gar nicht zu Hause, dann ist vielleicht-
Wieder werden seine Gedanken unterbrochen. Diesmal von Harry. Der die Tür geöffnet hat. Und Louis anstarrt, als wäre er ein Geist.
„Hi", bringt Louis hervor und Harry blinzelt. Er sieht so gut aus.
„Äh", sagt Harry und seine Stimme ist tief und schön und Harry und verdammt, wieso dachte Louis, dass er das hier kann? Und wie wusste er jemals nicht, dass er in ihn verliebt ist?
„Hey Louis. Willst du...willst du reinkommen?"
Es ist kein was machst du hier und das bringt Louis fast dazu zu hyperventilieren.
Er kann nur nicken und Harry tritt einen Schritt zur Seite und eine Locke fällt dabei vor sein Auge und er pustet sie sanft weg und Louis wusste nicht, dass man sich so sehr nach einer Person verzehren kann.
Er hat das Gefühl er stirbt gerade, weil alle diese Emotionen schon immer da waren, aber er sie nie als das identifizieren konnte was sie waren, aber jetzt kann er das, weil sein scheiß Herz endlich mit ihm kommuniziert und es ist so viel, es ist so überwältigend, dass er nicht so ganz hinterherkommt.
Er geht wie ferngesteuert an Harry vorbei in die Wohnung, hört wie Harry die Tür wieder schließt und holt tief Luft.
„Ähm...setz dich ruhig", sagt Harry, aber Louis hört, dass er auch etwas aus dem Konzept gebracht ist. Weil er ihn kennt. Louis nickt, die Tür führt direkt ins Wohnzimmer und er nimmt auf der Couch Platz.
„Willst du was trinken?", fragt Harry und Louis nickt wieder, einfach nur, weil er gerade nicht das Gefühl hat zu irgendwas anderem imstande zu sein und Harry verschwindet kurz in einem Raum, der anscheinend die Küche ist und kommt kurz darauf mit einem Glas Wasser wieder. Still, weil auch Harry Louis kennt.
„Shawn?", ruft Harry dann ziemlich laut, zu einer anderen Tür und Louis kriegt einen Herzschock und beißt sich auf die Lippe, weil...was wenn Niall Unrecht hat und die beiden doch zusammen sind?
Kurz darauf erscheint Shawn Mendes auch schon in Harrys Wohnzimmer, in Jeans und Pulli, ohne Socken. Er ist sogar noch etwas größer als Harry. Und Louis spürt wieder das, was er das ganze letzte halbe Jahr gespürt hat. Aber diesmal weiß er was es ist.
Eifersucht. Eifersucht und Sehnsucht und Neid, dass ein Mann öffentlich mit Harry zusammen ist und es nicht Louis ist.
„Kannst du gehen?", fragt Harry Shawn aber ziemlich direkt und Louis sieht nur etwas sprachlos zwischen den beiden hin und her.
Shawn wirft einen schnellen Blick zu Louis und ein Lächeln tritt auf sein Gesicht. „Natürlich", sagt er. „Ich hol nur eben mein Zeug."
Und damit verschwindet er wieder in dem Zimmer aus dem er gekommen ist und steht kurz darauf vor der Wohnungstür und schlüpft in seine Schuhe und Jacke. Anscheinend war sein „Zeug" nur Socken und sein Handy und Harry geht eben zur Tür und umarmt ihn kurz und Louis' Herz blutet.
Aber die beiden wirken tatsächlich nicht so als wären sie unsterblich ineinander verliebt. Sie sehen sich nicht so an wie in dem Interview und allen anderen Sachen, die Louis im letzten halben Jahr von den beiden gesehen hat. Sie verhalten sich nicht so.
Sie wirken eher wie gute Freunde, die einfach ziemlich comfortable miteinander sind.
Und dann ist Shawn weg und Harry kommt zu Louis und setzt sich auf den Sessel neben der Couch und sieht ihn an.
„Hi", sagt er nochmal und Louis sieht ihn an und versucht es mit einem vorsichtigen Lächeln.
„Hi", erwidert er.
Harry lächelt zurück. Er beugt sich so nach vorne, dass er sich mit seinen Ellbogen auf den Knien abstürzt und seine Hände verschränkt er locker miteinander.
„Ich äh...ich hab gehört ihr beide seid gar nicht..." Louis schluckt. „Gar nicht wirklich zusammen?"
Harry verengt die Augen. „Von wem?"
Louis beißt sich auf die Lippe. „Ist das wichtig?", fragt er und Harry guckt kurz nur, dann schüttelt der den Kopf und seufzt. „Nein. Und da hast du richtig gehört. Shawn ist nur ein guter Freund. Und er brauchte ein bisschen Hilfe und ich war für ihn da."
„Okay." Louis nimmt einen Schluck Wasser und weiß nicht so ganz wie er das Gespräch jetzt auf das Thema lenken soll, über das er mit Harry reden will, also macht er es einfach auf die ganz unelegante Weise: Keine Überleitung.
„Ich vermisse dich", platzt er heraus und Harrys Gesichtsausdruck lässt auf nichts schließen außer Überraschung. Dann beißt er sich auf die Unterlippe und sieht auf seine Hände.
Seine Hände sind wunderschön. Louis ist noch nie richtig aktiv aufgefallen wie wunderschön Harrys Hände sind. Er will sie mit seinen verschränken. Mit Harrys Ringen spielen.
In seinen Armen liegen.
„Louis", sagt Harry und Louis muss schlucken, weil sein Name aus Harrys Mund so anders klingt, jetzt wo er verstanden hat, dass er ihn liebt. „Das kannst du nicht machen. Du kannst nicht einfach aus dem Nichts nach drei Jahren auftauchen und sagen, dass du mich vermisst."
Louis merkt, wie etwas Verzweiflung in ihm aufsteigt. „Du bist doch derjenige, der sich von mir angewendet hat", flüstert er und kann den unterschwelligen Vorwurf nicht verbergen.
„Du hast nicht so gewirkt, als würde sich das sonderlich stören." Harry sieht von deinen Händen wieder zu Louis, die Augen genauso strahlend grün wie mit sechzehn und Louis krallt seine Finger um das Wasserglas.
„Was soll das denn heißen?" Er schafft es genauso wenig das Zittern in seiner Stimme zu verbergen.
Harry zuckt mit den Schultern und fährt sich mit den Händen durchs Gesicht. „Ich weiß nicht, Louis, was...was machst du plötzlich hier?"
„Nein, was soll das heißen?" Louis stellt sein Glas auf den Wohnzimmertisch vor sich und sieht Harry genauer an. „Harry, wie jetzt mir war das egal, dass du dich von mir entfernt hast? Denkst du das ernsthaft?"
Harry sieht ihn unergründlich an und blinzelt.
„Das ist Bullshit, Harry. Es tat mir extrem weh, dass du immer mehr aus meinen Fingern geglitten bist. Du warst mein bester Freund, mit meiner Familie die wichtigste Person meines Lebens und du hast dich komplett von mir abgewendet. Aber...aber es war deine Entscheidung und es wirkte irgendwie nicht wie mein Recht, dich da aufzuhalten."
„Was wenn ich wollte, dass du zumindest ein bisschen um mich kämpfst?"
Als Harry jetzt zu Louis aufsieht, ist da irgendwas Anderes in seinen Augen und Louis' Herz stolpert.
„Was?", haucht er. „Harry, ich...ich hatte keine Kraft zu kämpfen." Er schluckt. „Ich hatte das Gefühl du...du brauchst mich einfach nicht mehr und ich wollte dir nicht im Weg stehen."
„Ich brauche dich nicht mehr?", fragt Harry. „Das ist dein Gefühl gewesen? Louis, ich war völlig abhängig von dir."
Louis schluckt.
„Es ist das Gegenteil. Ich konnte nicht mehr ohne dich, deshalb brauchte ich ein bisschen Abstand." Sein Gesichtsausdruck wird weich. „Aber ich wollte dich nie verlieren."
Louis beißt sich auf die Lippe. „Echt nicht?"
Harry schüttelt den Kopf. „Nein. Louis, du...du wirst immer wichtig für mich sein."
„Ja?" Louis spürt wie emotional er wird. Er holt tief Luft und blinzelt. „Harry, ich..." Tränen treten in seine Augen und er kratzt an der Haut seines linken Daumennagels.
„Louis", flüstert Harry als er das sieht, Louis holt tief Luft und die erste Träne fällt.
„Nein. Lou." Harry steht von dem Sessel auf und kniet sich vor Louis, um seine Hände auf Louis' Oberschenkel zu legen und Louis stirbt fast wegen des Spitznamens. „Bitte wein nicht", flüstert Harry und streicht mit seinen Daumen sanft über Louis' Jeans. „Das kann ich nicht sehen."
Das bringt Louis dazu noch mehr zu weinen, denn heilige Scheiße, er hat Harry so sehr vermisst und er ist so sehr in ihn verliebt und scheiße, es ist so krass das zum ersten Mal zu verstehen, die Gefühle nachvollziehen zu können.
„Louis, hey."
„Ich liebe dich", schluchzt Louis dann aus dem Nichts, weil er es einfach nicht mehr aushält, einfach nicht mehr für sich behalten kann und Harry hält inne.
Louis sieht auf, Harry starrt ihn aus seinen grünen Augen mit offenem Mund auf.
„Ich hab eben mit Niall gesprochen", purzelt es aus Louis' Mund und weder kann er noch will er sich stoppen. „Deine Beziehung mit Shawn hat mich fertig gemacht und ich wusste nicht mal warum. Und Niall hat mir geholfen zu verstehen, wie sehr ich dich vermisse und warum und ich-"
„Du...du bist in mich verliebt?", unterbricht Harry ihn und Louis schluckt. Harrys Hände liegen nämlich immer noch auf seinen Oberschenkeln und er ist ihm ziemlich nah und Louis kann nicht mehr atmen.
Er nickt.
„Wirklich?", haucht Harry und Louis nickt nochmal.
„Ja." Seine Stimme bricht und Harry schluckt, nimmt seine Hände von Louis' Oberschenkeln und legt sie an seine Wangen, um die Tränen wegzustreichen.
„Bitte hör auf zu weinen", flüstert er. Louis sieht ihn nur an. Harry ist so unfassbar schön.
„Ich..." Louis bricht wieder ab, weil er selber nicht weiß was er sagen soll, holt tief Luft und blinzelt.
Harrys Augen fliegen über sein ganzes Gesicht und bleiben an seinen Lippen hängen, sein linker Daumen streicht nochmal sanft über Louis' Wange.
„Ich dachte immer...", haucht er. „Ich dachte immer, du wärst straight und ich hätte keine Chance."
„Das dachte ich auch", sagt Louis. Dann: „Warte, was?" Weil der letzte Teil des Satzes bei ihm ankommt. „Was meinst du mit keine Chance?"
„Louis", flüstert Harry nur und schüttelt seinen Kopf leicht und dann kriegt Louis gar nichts mehr mit, weil Harry sich nach vorne beugt und Louis so heftig küsst, dass er nach hinten in die Sofakissen fällt. Jetzt liegt Harry so halb auf ihm und Louis kann nur seine Arme um ihn schlingen und den stürmischen Kuss erwidern.
Er zittert am ganzen Körper, sein Herz explodiert und das hier ist definitiv besser als Ausgänge für dieses Gespräch, die er sich ausgemalt hat.
„Was?", haucht er völlig überfordert gegen Harrys Lippen, als die beiden sich kurz voneinander lösen, aber Harry antwortet ihm nicht, er nimmt einfach wieder seine Lippen in Beschlag und küsst ihn weiter um den Verstand.
Erst nachdem beide ein bisschen runterkommen und der Kuss ein kleines bisschen langsamer und kontrollierter wird.
„Uhm", sagt Harry etwas benommen und zuckt mit einer Schulter. „Oops?"
Ein Lächeln entsteht auf Louis' Lippen, breit und strahlend und ehrlicher als alles in den letzten fünf Jahren. „Hi", flüstert er leise und ein kleines Lachen purzelt von Harrys Lippen, fällt auf Louis' und dieser saugt es in sich auf. Er lacht ebenfalls leise.
Dann schlingt er seine Arme enger um Harry und reckt sein Kinn nach oben. Harry versteht und drückt noch einen sanften Kuss auf Louis' Lippen.
Und Louis versteht es. Das Bild von Harry und Shawn hat sich deshalb so falsch angefühlt, weil es falsch ist. Das einzig Richtige sind Harry und Louis.
„Heißt das, du..." Louis holt tief Luft. „Heißt das, es besteht eine Chance auf ein uns?"
Harry grinst und Louis spürt sein Gewicht auf ihm, und es ist der schönste Moment seines Lebens.
„Das heißt ich würde seit zehn Jahren dafür sterben, dich sagen zu hören, dass du mich liebst", flüstert Harry zurück und küsst Louis.
„Das heißt ich muss jetzt deutlich schneller dafür sorgen, das öffentliche Breakup von Shawn und mir zu stagen", flüstert er und küsst Louis.
„Das heißt ich liebe dich auch", flüstert er und küsst Louis.
Und Louis schwebt.
_____
zweiter teil woooo :))
wie geht's euch?
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