18. türchen - diary
Scheiße, ich bin in meinen besten Freund verliebt.
Ich blinzelte und las den Satz noch zweimal.
Und ich glaube irgendwie, dass er für mich mehr als nur ein Freund ist. Scheiße, ich bin in meinen besten Freund verliebt. Was soll ich nur machen?
Das stand da. Wirklich. Schwarz auf weiß.
In Harrys geschwungener Handschrift. Und dummerweise war Harry mein bester Freund. Und damit war ich sein bester Freund.
Sein bester Freund in den er verliebt war.
Scheiße. Aber Harry war...ich hatte nicht mal gewusst, dass Harry auf Männer stand. Und jetzt fand ich raus, dass er mich liebte?
Und zwar indem ich es in seinem Tagebuch las?
Okay, das hatte ich nicht gewollt. Ich hatte nicht gewusst, dass das hier sowas wie sein Tagebuch war. Es sah aus wie ein ganz normales Notizbuch und ich hatte nur nach seinen Mitschriften aus dem Seminar gesucht, er hatte gemeint ich soll sie mir einfach aus seinem Zimmer holen.
Und jetzt stand ich hier und wusste nicht was ich denken sollte.
„Louis?", rief Harry jetzt aus dem Nebenraum und ich zuckte zusammen und schlug panisch das Buch zu. „Alles okay, hast du alles gefunden?"
„Ääh, nee", rief ich zurück und legte das Tagebuch zurück dahin wo ich es gefunden hatte. „Wo genau sind die denn?"
„Die müssten eigentlich direkt auf dem Schreibtisch liegen." Ich hörte Schritte. Fuck, nein, er sollte jetzt nicht kommen. Ich war doch total überfordert.
Harry erschien in der Tür und kam zu mir.
Nah zu mir, er berührte fast meine Schulter als er hinter mir stehen blieb und sich nach vorne lehnte, um einen Stapel Blätter zu greifen, der tatsächlich ziemlich zentral auf seinem Schreibtisch lag. Er drückte sie mir in die Hand.
„Hier sind sie doch", meinte er und grinste mich an. „Solltest öfter deine Brille tragen", neckte er mich und stieß mich mit der Schulter an.
Ich konnte ihn nur anstarren. Deutete irgendetwas darauf hin, dass er mich mochte? Also...anders mochte?
Eigentlich nicht, er verhielt sich so wie immer. Aber dass er so nah stand...war das normal?
Eigentlich schon, so nah waren wir uns immer.
Mein Blick wanderte für eine Millisekunde zu seinen Lippen, die tatsächlich sehr einladend aussahen. Das war mir noch nie aufgefallen. Aber gut, ich hatte meinem besten Freund auch noch nie auf die Lippen geguckt.
Und warum machte ich es jetzt? Schnell sah ich wieder nach oben in seine Augen und blinzelte.
Ich war einfach nur verwirrt. Das schien ihm auch aufzufallen, denn er zog belustigt die Augenbrauen hoch.
„Louis, alles klar?"
„Was? Ja klar!" Schnell riss ich meinen Blick von ihm. „Ich bin nur ein bisschen...müde gerade."
Dass das mein Verhalten auch nicht erklärte war mir klar. Ich seufzte innerlich.
„Okay, ich hoffe nur du schläfst beim Film nicht ein", meinte Harry lächelnd. „Wir sollten jetzt eh mal los, sonst verpassen wir die Vorstellung noch."
„Bei so einem Film schlaf ich eh ein", murmelte ich und Harry lachte leise.
„Gut, dafür ist ja meine Schulter da", meinte er. „Und es ist trotzdem lieb, dass du ihn dir mit mir anguckst."
„Klar", gab ich zurück und lief dann vor ihm in den Flur, um meine Schuhe anzuziehen. „Klar, Harry."
Weniger verwirrt war ich allerdings nicht. Und ich glaube es würde nur schlimmer werden.
Mein bester Freund war in mich verliebt. Was sollte ich denn jetzt machen?
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„Wieso bist du nicht geschockt?", fragte ich, langsam immer verzweifelter werdend und Liam zuckte nur mit den Schultern, seufzte und trank einen Schluck Bier.
„Die Frage ist eher, wieso bist du geschockt, Louis", sagte er dann. „Jeder, der euch nicht kennt sieht sogar, dass da was zwischen euch ist. Ich meine, ihr verhaltet ich sogar oft ziemlich wie ein Paar."
„Hä? Gib mir ein Beispiel", meinte ich und Liam zog nur die Augenbrauen hoch.
„Ich geb dir fünf", sagte er dann. „1. Als du eifersüchtig geworden bist, weil er sich lange mit Taylor unterhalten hat, 2. wie vertraut ihr miteinander umgeht, diese Körperlichkeit eurer ‚Freundschaft', also damit meine ich wie selbstverständlich ihr euch an intimen Stellen berührt. Taille, Nacken..." Er gestikulierte in der Luft herum. „3. diese eine Party bei Nicole vor ein paar Wochen. Du saßt die ganze Zeit zwischen seinen Beinen an seine Brust gelehnt da. Stundenlang und ihr habt euch eine Zigarette geteilt. Aber es war nicht so, dass ihr nicht genug Zigaretten hattet, ihr habt nämlich fünf hintereinander geraucht, aber immer zu zweit. Jeder der euch nicht kannte ist davon ausgegangen, dass ihr zusammen seid. Wirklich jeder. Diese Perrie hat mich sogar gefragt wie lange ihr schon ein Paar seid. 4. wie oft ihr euch seht. Ernsthaft Louis, warst du, seit du Harry kennst schon mal länger von ihm getrennt als zwei Wochen?" Liam erwartete nicht mal eine Antwort. „Und 5. egal wie dumm du das jetzt findest, alleine die Art wie ihr euch anseht."
Ich starrte Liam nur an. „Was?", brachte ich dann hervor.
Liam seufzte. „Louis. Du siehst Harry so an als hätte er dir gerade die Sonne vom Himmel geholt. Und zwar immer wenn du ihn anguckst. Du merkst es nichtmal, aber selbst jetzt wo du nur an ihn denkst, hast du dieses dümmliche Grinsen auf deinen Lippen."
„Was? Gar nicht", sagte ich und strengte mich an neutral zu gucken. Dümmliches Grinsen? Pah.
Liam grinste und zuckte dann noch mal mit den Schultern. „Jedenfalls verstehe ich echt nicht wie dir das entgehen konnte", meinte er dann. „Ihr seid praktisch seit Jahren in einer Beziehung. Nur dass du auf das ganze gute Zeug verzichtest. Küssen, Sex, zusammen einschlafen und aufwachen..."
Ich warf ihn mit einem Kissen ab. „Jetzt werd mal nicht sentimental!"
„Ey du bist derjenige, der Harry so ansieht, nicht ich!", beschwerte Liam sich nur und stand dann auf. „Denk mal drüber nach. Ich hol mir einen Kinder-Pinguí aus dem Kühlschrank willst du auch einen?"
„Natürlich, was denkst du denn?"
Nachdenklich spielte ich mit dem Verschluss meiner Bierflasche rum, während ich Liam in der Küche rumwerkeln hörte.
Ich und Harry?
Ich hatte da noch nie drüber nachgedacht. Und stand ich nicht eigentlich auf Frauen?
Andererseits...wenn ich mit Harry unterwegs war dachte ich überhaupt nicht an Frauen. Oder irgendwelche Männer. Eigentlich dachte ich immer nur an ihn und wie toll und unkompliziert unsere Freundschaft war.
Tja. Das mit dem unkompliziert konnte ich jetzt wohl streichen.
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„Hä klar, Louis. Du solltest definitiv mit ihm darüber reden. Ich warte schon darauf, dass ihr zusammenkommt seit ich rausgefunden habe, dass ihr gar nicht zusammen wart."
„Du bist damals auch davon ausgegangen?" fragte ich überrascht und Niall nickte nur.
„Ja. Wie ungefähr jede Person, die euch kennenlernt. Wirklich. Ich könnte eine Umfrage starten und ich kann dir garantieren, 98 % der Leute, die dich und Harry gleichzeitig neu kennenlernen gehen davon aus, dass ihr ein Paar seid."
Ich musterte ihn eine Zeit lang. „Ich bin verwirrt", gab ich dann zu und Niall nickte nur.
„Und das ist verständlich. Du hast schließlich nie darüber nachgedacht."
„Ja, aber...hätte mir das nicht auffallen sollen, wenn ich wirklich auch in ihn verliebt bin? Also...keine Ahnung, sowas merkt man doch!"
„Du anscheinend nicht", gab Niall aber nur zurück und biss ein Stück seines Sandwiches ab. Keine Ahnung wo er das jetzt wieder herhatte. Dieser Junge hatte wirklich eine Gabe dafür von überall Essen herzuzaubern.
„Niall, du sollst mir helfen und keine nutzlosen Kommentare abgeben", jammerte ich und Niall zuckte hilflos mit den Schultern.
„Mann...was willst du denn von mir hören? Ich hab dir gesagt was du machen sollst. Dir deiner eigenen Gefühle endlich bewusst werden, zu Harry gehen und gefälligst mit ihm darüber reden. Und dann seid ihr endlich zusammen."
Ich seufzte nur. Wenn das doch so einfach wäre mir meine Gefühle einzugestehen...ich war nämlich einfach nur durcheinander. Und ich wusste nicht ob ich jetzt auf Harry stand oder nicht.
Klar, er war mir wichtig.
Und ja, ich dachte nicht mal daran mir irgendwen für eine Beziehung zu suchen...aber lag das daran, dass ich Harry hatte?
Verzweifelt ließ ich mich aufs Sofa fallen. Niall tätschelte mir nur den Kopf.
_____
Ich hatte so viel Hoffnung in Zayn gehabt, bei Liebesfragen gingen wir eigentlich immer alle zu ihm, aber er half mir auch nicht wirklich weiter. Er grinste nur und machte kryptische Kommentare als ich ihm mein Dilemma schilderte. Wir saßen auf seinem Balkon und rauchten zusammen, so wie immer eigentlich.
„Wirklich Louis, so schwierig ist das nicht", sagte er dann. „Geh einfach zu deinem Freund und mach ihn offiziell zu deinem Freund. Inoffiziell ist er das eh schon." Er zuckte mit den Schultern.
„Also findest du auch wir verhalten uns wie ein Paar?"
Zayn warf mir nur einen kurzen Seitenblick zu, bevor er amüsiert schnaubte und einen letzten Zug nahm.
„Junge", sagte er dann. „Ihr geht literally auf Dates."
Und damit drückte er seine Zigarette in den Aschenbecher und stand auf.
Ich runzelte die Stirn, nahm ebenfalls den letzten Zug und folgte ihm schnell rein. „Was meinst du damit?"
Zayn grinste. „Denk mal drüber nach", sagte er. „Und jetzt raus, Gigi kommt gleich rüber, ich hab keine Lust mehr euer Beziehungsguru zu sein, nur weil ich der einzige in unserer Freundesgruppe bin, der es hinkriegt ein normales Liebesleben zu führen." Er packte mich an den Schultern, drückte mir meine Lederjacke in die Hand und öffnete die Tür. „Also geh deinen Lover erobern und lass mich flachgelegt werden."
Ich verdrehte nur die Augen. „Schon gut, du Horndog."
Und damit verließ ich Zayns Wohnung.
_____
Er hatte Recht. Und Liam auch und Niall auch. Harry und ich waren eigentlich schon zusammen.
Ich verstand einfach nicht wie mir das hatte entgehen können. Wir gingen auf Dates, da hatte Zayn Recht. Wir gingen ins Kino, wir gingen zusammen essen (und zwar nicht nur bei McDonalds, sondern in Restaurants...teilweise sogar echt schicken Restaurants), wir gingen Minigolf spielen, Himmel, wir machten sogar zusammen einen Tanzkurz (das war nicht freiwillig von meiner Seite aus, Harry hatte mich praktisch dazu gezwungen).
Und Liam hatte Recht damit, wie körperlich unsere Freundschaft war. Es war mir nie aufgefallen, aber Harry und ich berührten uns anders als ich zum Beispiel Niall berührte.
Wenn ich darüber nachdachte Niall an seiner Taille zu berühren wenn ich mit ihm redete, cringte ich nur. Oder Liam im Nacken zu kraulen. Oder andersrum würde ich mich vermutlich erstmal erschrecken, wenn Zayn plötzlich meinte mich von hinten umarmen zu müssen.
Bei Harry kamen diese Dinge ganz natürlich. Ich dachte nicht mal darüber nach.
Und das war nunmal...nicht freundschaftlich.
Und Niall hatte auch Recht. Ich hatte es einfach wirklich nie bemerkt, aber ich war genauso in meinen besten Freund verliebt, wie er anscheinend in mich. Wenn ich über Harry mit jemand anderem nachdachte wurde mir ganz übel und ich wollte ihn einfach nur wieder an mich reißen.
Aber wenn ich darüber nachdachte mit Harry zusammen zu sein, ihn zu küssen, seine Haut gegen meiner zu spüren, ihn meinen Freund nennen zu dürfen...da wurde mir nur ganz warm und mein Herz flehte mich quasi an, das endlich Wirklichkeit werden zu lassen.
Also stand ich jetzt vor seiner Wohnung. Mein Finger über dem Klingelknopf, mein Herz gefühlt in meinem Hals.
Was wenn er mich doch nicht mochte? Was wenn es ein Scherz war und er das Buch extra so hingelegt hatte, wie es da lag? Was wenn er in den drei Tagen jetzt doch jemand anderes gefunden hatte.
Ich starrte eine Weile auf das Tannengrün, das Harry als Weihnachtsdeko an seine Tür geklebt hatte, dann machte ich kurz die Augen zu und drückte auf die Klingel.
Kurz darauf hörte ich Schritte, den Türspion und dann wurde die Tür aufgemacht.
„Hey Lou", meinte Harry und lächelte sanft. Er ließ mich eintreten und umarmte mich dann sanft zur Begrüßung (noch eine Sache die bei uns anders war). „Was machst du hier?"
"Äh ich äh...", fing ich an zu stottern und zwang mich mich zusammenzureißen. Das war Harry. Und irgendwie waren wir ja sogar schon zusammen, das heißt ich musste nicht so nervös sein.
„Ich muss dir was beichten", sagte ich also und sah zu Boden.
„Okay", antwortete Harry vorsichtig und hob dann sanft mein Kinn an, damit ich ihn wieder ansah (Okay...ernsthaft wie? Wie war mir das noch nie aufgefallen?). „Ist es was Schlimmes?"
Ich biss mir auf die Lippe. „Nicht direkt...also irgendwie schon, aber nur das was ich gemacht, nicht das was ich erkannt habe..."
Harry lächelte, aber ich sah, dass er trotzdem noch leicht besorgt war. „Und ähm..." Er schluckte. „Was hast du gemacht?"
Mein Blick flatterte zu seinen Augen, seinen grünen wunderschönen Augen und ich schloss kurz meine.
„Ich hab dein Tagebuch gelesen", sagte ich dann.
„Was?", rief Harry laut und ging einen Schritt zurück. „Du hast..."
„Nein, aber warte, bevor du dich aufregst, es war nicht mit Absicht!", beteuerte ich. „Ich schwöre es war nicht mit Absicht! Ich würde niemals dein Vertrauen missbrauchen...Ich hab doch nur nach deinen Seminarmitschriften gesucht und dachte vielleicht machst du die in diesem Buch, ich wusste nicht, ich..." Ich stockte.
Harry stand immer noch ein paar Schritte von mir entfernt und zum ersten Mal fiel mir auf, dass mir körperliche Distanz von ihm nicht gefiel. Mir fast schon wehtat. Wir waren immer nah, wenn wir uns sahen, wenn wir miteinander sprachen. Nie so wie jetzt. Es war ungewohnt und ich mochte es nicht.
Harrys Blick spiegelte jetzt eher Angst wider und keine Wut. Er kratzte sich unbehaglich am Kopf und wandte seinen Blick ab.
„Dann äh...", fing er an und schluckte. „Dann weißt du jetzt, dass..."
„Dass wir eigentlich schon ein Paar sind und ich nur zu dumm das zu merken?", fragte ich, kam auf ihn zu und legte meine Hände in seinen Nacken. Er starrte überfordert in mein Gesicht, auf meine Lippen, in meine Augen, als war er sich nicht sicher was hier gerade passierte.
„Oh ja, Harry", flüsterte ich. „Ja, das weiß ich jetzt."
Und dann zog ich seinen Kopf zu mir runter und küsste ihn. Und als er den Kuss keine Sekunde später seufzend erwiderte, seine Arme um meine Taille schlang und mich verlangend an sich drückte, da wusste ich endlich was mir all die Jahre gefehlt hatte.
Das hier.
Genau das hier.
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sooo, bitteschön :)
heute ist bei mir der letzte tag vor den ferien, das heißt ich muss alle aufgaben fertig machen hahahahahaha hilfe. ist ja nicht so als wäre das viel zu viel. ich kann doch nicht für jedes fach zwei analysen schreiben, was denken die eigentlich?
aber hey, dann bin ich immerhin frei! :) (zumindest für ein paar wochen)
wie geht es euch heute?
💕
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