16. türchen - 18

„Ich glaube, ich bin bereit für eine richtige Beziehung."

Das war der Satz, der mich dazu gebracht hatte meinen Glühwein auf den weißen Teppich zu spucken.

Das hieß jetzt durfte ich einen neuen Teppich kaufen (und diesmal definitiv nicht weiß), denn den Fleck würde ich vermutlich nicht mehr so einfach rausbekommen.

Louis hatte mich nur ausgelacht. Und mir dann von irgendwo ein Taschentuch gegeben, weil ich immer noch am Husten gewesen war. Heilige Scheiße, so sehr hatte ich mich noch nie verschluckt.

Jetzt stand ich in der Abstellkammer und suchte zumindest nach irgendeinem Fleckenentferner der vielleicht in der Lage war, den roten Fleck aus meinem Teppich zu bekommen. Es sah fast schon aus wie Blut.

Louis hörte ich in der Küche rumräumen, ich glaube er spülte den Topf in dem ich den Glühwein gemacht hatte. Normalerweise würde ich ihn nie alleine in die Küche gehen lassen, aber ich war gerade einfach komplett aus der Bahn geworfen.

„Ich glaube ich bin bereit für eine richtige Beziehung."

Louis. Louis Tomlinson. War bereit für eine richtige Beziehung.

Klar, no big deal, ist ja nicht so als hätte ich darauf schon gewartet seit wir 18 gewesen waren.

Louis und ich kannten uns schon Ewigkeiten. Seit der weiterführenden Schule um genau zu sein. In der fünften Klasse hatten wir uns zwar absolut nicht ausstehen können, aber die Klassenfahrt in der sechsten hatte das dann irgendwie einmal um 180° gedreht. Wir waren beste Freunde geworden.

Ab dem Zeitpunkt hatten Louis und ich unser Leben gewissermaßen Seite an Seite bestritten. Wir hatten die Hochs und Tiefs des Teenagerleben gut überstanden, hatten immer uns gehabt.

Louis war da gewesen und hatte mich beruhigt als ich rausgefunden hatte, dass ich auf Jungs stand und nicht wusste wie ich es meiner Familie sagen sollte. Ich war da gewesen, als Louis unerwartet seine Schwester und seine Mutter in einem Autounfall verloren hatte. Louis war da gewesen als mir zum ersten Mal das Herz gebrochen wurde, ich war da gewesen, als er zum ersten Mal viel zu viel getrunken hatte und bestimmt zwei Stunden kotzend über der Kloschüssel hing.

Wir waren beste Freunde.

Gewesen.

Also nein, versteht das jetzt nicht falsch, wir waren immer noch beste Freunde.

Aber als wir mit achtzehn aus unserer Heimatstadt ausgezogen waren, ich in eine kleine Dachgeschosswohnung und Louis in eine Studenten-WG, um zusammen in London zu studieren...

Ja, mit achtzehn war mir aufgefallen, dass ich mich irgendwie in Louis verliebt hatte.

Es war wirklich nicht so, dass ich mein ganzes Leben in ihn verliebt gewesen war, Himmel nein. Ich wusste noch genau, wie ich, als ich mich damals bei ihm geoutet und er das typische „Ähm, aber...du stehst doch nicht...äh...auf mich, oder?" gestottert hatte, nur laut angefangen hatte zu lachen und ihm versichert hatte, dass „Himmel nein, nicht in eine Millionen Jahren".

Tja. Sah aus als wären diese Millionen Jahre mit achtzehn vorbei gewesen, denn verdammt noch mal, ich hatte mich wirklich in ihn verliebt.

Vielleicht war es dieser kurze Skiurlaub gewesen, den wir damals spontan gemacht hatten. Nur zu zweit. Wo wir unsere kalten Füße unter der Decke aufgewärmt hatten, wo es nur ein Ehebett gab, weil wir zu broke waren eine Hütte mit mehr Betten zu mieten, wo Louis zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben tatsächlich mal etwas Genießbares gekocht hatte...

Es war so richtig ein „1000 Mal berührt, 1000 Mal ist nichts passiert, 1000 und eine Nacht und es hat Zoom gemacht." gewesen.

Bei mir zumindest. Denn bei Louis schien sich nichts verändert zu haben.

Als wir mit unserem Studium angefangen hatten und mir aufgefallen war, dass ich mich in meinen besten Freund verliebt hatte, hatte genau dieser beste Freund mir eröffnet, dass er jetzt erstmal die nächsten Jahre damit verbringen würde sein Leben „in vollen Zügen zu genießen".

Und dann hatte er mit erklärt was das für ihn hieß, nämlich „keine Verpflichtungen, keine andere Scheiße, ich mache einfach das was mir gefällt".

Also anders gesagt: Er ging keine Beziehungen ein, oder vielleicht doch, beendete die dann allerdings zwei Wochen später wieder, weil er sich nicht binden wollte, gab zero fucks was die Welt von ihm erwartete, schlief mit den Menschen mit denen er schlafen wollte und machte halt wortwörtlich einfach das was er wollte.

Und es freute mich zu sehen wie glücklich ihn das tatsächlich machte. Echt. Louis war die beste Version von sich selbst (und ich kannte sie alle...auch die nicht so tollen).

Immerhin war Louis nicht straight. Er hatte zwar nie so diese große Sexualität Selbstfindung gehabt wie ich damals mit 14, aber ich wusste, dass er auch mit Männern schlief und Shawn Mendes heiß fand.

Also hatte ich mir immer gesagt ich würde einfach warten. Bis er durch diese „Playerphase" durch war. Ich war dafür geduldig genug und zu sehen wie glücklich Louis war, bestärkte mich nur darin auf ihn warten zu wollen. Er strahlte von innen heraus.

Aber...aber ich hatte dann irgendwie doch nicht damit gerechnet, dass das passierte. Zumindest nicht so bald.

Eigentlich war er nur hier, damit wir die ersten Weihnachtsfilme zusammen gucken konnten. Normalerweise war Louis überhaupt nicht der Mensch für romantische Komödien, er sah viel lieber Marvel-Filme, oder irgendwelche komischen Dokumentationen über Robbenbabys (ich hinterfragte das gar nicht mehr), aber Weihnachtsfilme hatten es ihm irgendwie angetan.

Ich meine, wir sahen uns eh so gut wie jeden Tag, aber es war irgendwie eine Tradition geworden, dass wir uns am Samstag vor dem 1. Advent bei mir trafen und Weihnachtsfilme als Trinkspiele guckten.

Das funktionierte dann zum Beispiel so: Jedes Mal wenn ein Mistelzweig auftauchte, jedes Mal wenn jemand sich über fehlende Weihnachtsstimmung beschwerte, jemand heiße Schokolade trank, einen hässlichen Weihnachtssweater trug oder jemand einen Namen hatte, der irgendwas mit Weihnachten zu tun hatte (Nick, Holly, Claus,...) dann musste man einen Schluck trinken (in unserem Fall Glühwein).

Und wenn die Hauptcharaktere sich endlich küssten dann einen Shot.

Einige Jahre waren auch schon Louis' Mitbewohner Niall und Liam dabei gewesen, manchmal mein Nachbar Zayn, manchmal einfach ein paar Freunde von der Uni.

Aber dieses Jahr waren wir alleine.

Und Louis hatte mir beim Abspann des ersten Films, bei dem wir wirklich erstaunlich wenig hatten trinken müssen dann einfach aus dem Nichts eröffnet, dass er jetzt anscheinend keine Lust mehr auf dieses Unverbindliche hatte, sich selber dabei erwischte wie er eifersüchtig wurde, wenn die Leute mit denen er was hatte andere Leute küssten und er einfach bereit für eine echte Beziehung war.

Er hatte gesagt er hätte definitiv die richtige Entscheidung getroffen gehabt so zu leben, es hatte ihm eine der besten Zeiten seines Lebens beschert, aber jetzt wäre das vorbei.

Ja, und den Rest kennt ihr schon. Ich hatte Glühwein ausgespuckt und jetzt suchte ich nach Fleckenentferner, um den Teppich nicht wegschmeißen zu müssen.

Ich fand tatsächlich einen, aber der war uralt und sah aus als hätte meine Mutter ihn gekauft, als ich noch ein Baby gewesen war und mir dann beim Auszug einfach mitgegeben. Das Etikett war ganz vergilbt und ich suchte nach einem Haltbarkeitsdatum.

Als ich keins fand zuckte ich einfach mit den Schultern. Würde schon gehen, der Teppich war mit 75 prozentiger Wahrscheinlichkeit eh hinüber.

Ich griff also noch nach einem Schwamm (meine Mutter nannte ihn den Wunder-Schwamm, weil man damit laut ihr alle Flecken überall rausbekam, aber ich war da noch skeptisch) und nahm dann einen Eimer, um ihn mit Wasser zu befüllen.

Und dann kniete ich im Wohnzimmer auf dem Teppich und bearbeitete den Fleck mit Schwamm und Fleckenentferner.

Meine Mum hatte immer gesagt, ich musste damit „massieren" und auf gar keinen Fall reiben, deshalb gab ich jetzt irgendwie ein bisschen dem Boden eine Herzrhythmusmassage durch den Schwamm, zumindest fühlte es sich irgendwie so an.

Dann sollte ich noch anschließend mit dem Fleckenentferner und Wasser eine Art Schaum erzeugen und einwirken lassen. Na wenn das funktionierte, dann fraß ich einen Besen.

Ich stand auf, ließ den Schaum Schaum sein und einwirken und ging dann meine Küche retten.

Allerdings gab es da gar nicht viel zu retten, denn Louis hatte tatsächlich nur gespült. Und zwar ziemlich ordentlich wie es aussah. Die Küche war blitzblank, nur auf dem Tisch standen noch unsere Glühweintassen und die Thermoskanne, in der wir den Glühwein mit ins Wohnzimmer genommen hatten.

Ich runzelte die Stirn. „Wer bist du und was hast du mit Louis Tomlinson gemacht?", flüsterte ich und ging einen verwunderten Schritt auf meinen besten Freund zu, der an der Heizung lehnte und den Topf abtrocknete.

Louis zuckte mit den Schultern. „Ich dachte du hast schon den Glühwein gemacht und gekocht, da kann ich wenigstens abspülen. Vor allem, weil ich auch noch dafür gesorgt habe, dass du deinen Teppich eingesaut hast."

Ich lachte leise. „Louis, ich hab den Glühwein ausgespuckt, nicht du."

„Ja, aber nur weil dich meine Nachricht so geschockt hat." Louis grinste.

Ich lächele zurück. „Ja, ich meine...das kam tatsächlich ziemlich...überraschend."

Louis nickte nur und stellte den Topf dann in den Schrank wo er hingehörte. Er kannte sich hier blind aus.

Eine Weile war Stille. Dann räusperte ich mich leise. „Ähm...also...hast du denn..." Ich zupfte etwas unruhig an dem Saum meines T-Shirts. „Hast du denn jemanden im Sinn?", fragte ich dann. „So für dein...ernste-Beziehung-Projekt?" Ich zeichnete mit den Händen Anführungszeichen in die Luft.

Louis sah mich nachdenklich an. „Hm. Nicht wirklich." Dann grinste er. „Warum, bietest du dich an?"

Das traf mich so unvorbereitet, dass ich schluckte und ihn überfordert ansah, als er näher kam und sich neben mir auf der Anrichte abstützte. Ganz kurz starrte ich auf seine Lippen.

„Vielleicht", hauchte ich dann abgelenkt und riss die Augen auf als mir klarwurde, was ich gerade von mir gegeben hatte.

Himmel, ich hatte meine Gefühle für Louis jahrelang geheim halten können und jetzt schaffte ich es plötzlich nicht mehr mich zusammenzureißen? Was konnte ich denn eigentlich?

Louis schreckte ein Stück zurück und sah mich verwirrt an. „Was?"

„Äh...was?" Ich schluckte. So ein Mist.

Louis runzelte die Stirn und musterte mich prüfend. „Was hast du gerade gesagt?"

Ich fing an zu grinsen. „Das war ein Scherz, Mann", sagte ich dann wie von selbst. „Ich will nichts von dir."

Das war ja mal die größte Lüge, die ich je erzählt hatte.

Louis sah mich immer noch komisch an, doch dann als ich ihn an der Schulter anstieß und lachte, begann er ebenfalls langsam zu grinsen. „Okay", sagte er. Ich bildete mir aber ein, dass er als er sich abwandte leise murmelte „Komischer Scherz", bevor er nach seinem Glühweinbecher griff.

„Dann lass uns den nächsten Film ansehen, Okay? Ist Love, Actually dran?"

„Glaub schon", antwortete ich und Louis nickte.

„Okay."

Und dann gingen wir rüber ins Wohnzimmer. Wir sahen noch vier Filme, darunter auch Weihnachtspost und A Knight before Christmas (den Louis zwar als einen der schlechtesten Filme, die er je gesehen hatte bewertete, aber ich sah an seinen Augen, dass er ihm irgendwie gefiel), die dafür sorgten, dass wir ziemlich viel tranken.

Während des letzten Films wusch ich irgendwann den Schaum aus dem Teppich, aber siehe da, es hatte kaum was gebracht, der Fleck war nur rosa geworden. Louis hatte mir dabei nur grinsend zugesehen und als ich zu ihm zurück aufs Sofa kam kam er näher, hob meinen Arm an und kuschelte sich dann an meine Brust.

Louis war sehr clingy wenn er betrunken war, mit jedem. Es gab schon extrem viele Fotos wie Liam ihn irgendwo huckepack trug, oder wie er auf Zayns Brust einschlief. Um ehrlich zu sein fand ich betrunkener Louis war das Zauberhafteste was ich je gesehen hatte. Und wenn er dann mal mich zum Kuscheln auserkoren hatte konnte ich immer nur lächeln. Ich glaube, zumindest Niall und Liam wussten auf jeden Fall, dass ich in Louis verliebt war. Alleine schon wegen der Art wie ich ihn ansah, auf den unzähligen Bildern, die sie in solchen Momenten gemacht hatten.

Wir schliefen auf dem Sofa ein. Frühstückten am nächsten Morgen zusammen und alles war wie immer.

_____

Ich dachte zwar ich hatte es irgendwie gerettet, ich wollte es ja langsam angehen und mein Ausrutscher war nicht Teil des Plans gewesen, aber anscheinend hatte ich das doch nicht.

Denn in den nächsten zwei Wochen fing Louis an, sich anders zu verhalten. Wenn wir miteinander redeten war er abgelenkt, er sah mich manchmal komisch an und ich erwischte ihn ein/zwei Mal dabei, wie er mich von Weitem ansah wenn er sich mit Liam unterhielt.

Dann grinste er aber immer nur und winkte mir zu, so wie sonst auch, trotzdem fand ich die Situation irgendwie komisch.

Und jetzt waren wir auf dieser Weihnachtsfeier von irgendwem und ich saß mit Niall auf dem Sofa und spielte Partybingo (Also...halt Bingo aber mit Sachen die auf so gut wie jeder Party passierten. Auf unseren Tabellen standen zum Beispiel „irgendetwas wird kaputt gemacht", „jemand kotzt" und „zwei Personen machen rum, mit denen man nie gerechnet hätte") während wir uns unterhielten.

Louis war mit irgendwem auf dem Balkon. Ich glaube ein Mädchen namens Jade oder so. Und ich beobachtete sie ganz genau durchs Fenster. Denn jetzt wo Louis nach einer Beziehung suchte musste ich viel mehr aufpassen. Und mir langsam mal einen Plan überlegen wie ich die ganze Sache angehen wollte. Ich wartete schließlich seit Jahren darauf.

„Oh da", rief Niall. „Gigi und Zayn!"

Ich drehte mich in die Richtung, in die er deutete und dann zurück zu Niall. „Biest du irgendwie dumm oder so?", fragte ich amüsiert. „Damit haben ja mal alle gerechnet."

Niall seufzte. „Ich meinte ja auch nicht den Punkt, sondern ‚der Alkohol bringt endlich zwei Personen zusammen'", erklärte er und ich nickte. „Oh, du hast Recht."

Und dann kreuzten wir das Feld beide ab.

Ich unterhielt mich weiter mit Niall, aber so richtig konzentrieren konnte ich mich nicht. Ich sah die ganze Zeit Louis und dieses Mädchen, wie sie irgendwas flüsterten und er lachte und sie ihre Hand um seine Schulter legte.

Und irgendwann hatte ich keine Lust mehr. Ich verabschiedete mich von Niall, wollte kurz zuwinken, aber er sah mich nicht. Und da jetzt rausgehen und mich dem Mädchen sogar noch vorstellen lassen, da hatte ich keine Lust drauf. Also ließ ich es einfach bleiben, verabschiedete mich flüchtig von ein paar anderen Leuten und machte mich auf den Weg nach Hause.

Meine Güte, ich musste mir echt mal einen Plan ausdenken.

Denn wenn das so weiterging machte Louis mich noch fertig.

_____

Die nächsten zwei Tage hatte ich keinen Kontakt mit ihm. Ich musste mich um meine Prüfungsleistungen kümmern und ich glaube er war relativ viel am arbeiten, damit er für seine riesige Familie Weihnachtsgeschenke kaufen konnte, er war mit seinen Prüfungsleistungen schon durch.

Erst spät abends machte ich meine Schreibtischlampe aus und aß zu Abend. Gerade als ich meinen Teller in die Spülmaschine stellte, klingelte es allerdings an der Wohnungstür.

Verwundert schloss ich die Spülmaschine und runzelte die Stirn. Es war nach zwölf, wer könnte das sein?

Ich ging zur Tür und als ich durch den Spion sah erblickte ich meinen besten Freund.

Noch verwirrter öffnete ich die Tür.

„Harry! Du bist zu Hause", meinte er und strahlte mich an. In seinen Armen trug er irgendetwas Riesiges, Zusammengerolltes.

„Louis? Was machst du her? Es ist gleich halb eins!"

„Ich hab dir einen neuen Teppich mitgebracht." Stolz sah er mich an und hielt das Ungetüm in seinen Armen hoch.

Ich runzelte die Stirn. „Sag mal Louis, bist du betrunken?" Es war Dienstag.

„Waaaaas? Ich doch nicht", sagte er und kicherte. Und da hatte ich meine Antwort. Louis kicherte nämlich nur wenn er betrunken war.

„Oh Gott, wo hast du den Teppich her?", fragte ich und lehnte mich erschöpft an die Wand. Dann erkannte ich die Farbe und seufzte.

„Hast du den von Liam geklaut?"

„Nein!", sagte Louis ausdrucksvoll. „Geborgt."

Ich legte meine Hand an meine Stirn. „Louis!", sagte ich verzweifelt. „Du willst mir also einen Teppich schenken, den du von Liam ‚geborgt' hast?"

Louis nickte zufrieden. „Ja. Ganz genau."

Ich seufzte nochmal und trat dann einen Schritt zur Seite. „Hier, komm erstmal rein. Aber lass den Teppich bei der Tür."

Louis trat ein, legte den Teppich aber noch nicht hin.

„Warum?", fragte er skeptisch und kniff die Augen zusammen.

„Weil du mir keinen Teppich schenken kannst, der dir nicht gehört", sagte ich bestimmt, nahm ihm den Teppich aus den Armen, legte ihn hin und zog Louis hinter mir her in die Küche. „Und du brauchst jetzt erstmal ein großes Glas Wasser."

Er sagte nichts, sah mich nur mit großen Augen an und ich füllte ihm Leitungswasser in ein Glas und drückte es ihm in die Hand.

„Na los", sagte ich. „Trink."

Kurz musterte er mich noch, dann führte er das Glas mit beiden Händen zum Mund und trank. Auf Ex anscheinend, ich beobachtete nur wie sein Adamsapfel hüpfte wenn er schluckte und musste mich wirklich zusammenreißen, denn das war einfach viel zu heiß.

„Hier", sagte er. „Ich hab ausgetrunken, können wir jetzt den neuen Teppich auslegen?"

Ich schloss kurz die Augen. „Louis, ich hab-", setzte ich an zu erklären, aber da war er schon im Wohnzimmer und hatte es gesehen. Ich kam zu ihm und sah ebenfalls auf den blauen Fransenteppich.

„Du hast einen neuen...du hast einen neuen Teppich", flüsterte er entsetzt.

Ich runzelte die Stirn. „Äh. Ja..."

„Du hast einfach..." Er wirkte richtig sprachlos. „Du hast ihn einfach ersetzt...den alten."

Ich kratzte mich am Hinterkopf. „Ja, es war ja nur ein Teppich, also..."

„Das kannst du doch nicht machen!" Jetzt sah Louis zu mir hoch und blickte mich vorwurfsvoll an. Ich war überfordert. Wieso machte er denn jetzt so ein Drama?

„Ich dachte du liebst den alten Teppich?"

„Äh." Ich schluckte. „Na ja...früher bei meiner Mum war das so, ja, deshalb hat sie ihn mir beim Auszug geschenkt. Aber mittlerweile...der war über zehn Jahre alt und mit dem Fleck und allem..." Ich zuckte mit den Schultern. „Es war einfach mal Zeit für einen neuen."

Louis starrte mich nur an und blinzelte.

„Ich bin der Teppich", meinte er dann.

„Hä?" Mit allem was er sagte, verwirrte er mich noch mehr.

Louis kam einen Schritt näher und ich zwang mich ruhig zu bleiben.

„Ich bin der Teppich", sagte er dann nochmal. „Oder Harry? Ich bin der Teppich."

„Louis, was-"

„Du hast mich...du hast mich geliebt, und jetzt...jetzt wo ich will, hast du jemand anderen. Jemand neues. Weil ich einen Fleck habe. Weil ich es nicht gecheckt habe."

„Was? Ich...Louis." Komplett überfordert huschte mein Blick durch Louis' Gesicht, aber er sah mich komplett offen und ehrlich an.

„Du verstehst ja gar nicht wie frustrierend das ist, Harry", sagte er. „Ich hab dich noch nie so gesehen. Ich hab noch nie drüber nachgedacht. Nicht mal einen Gedanken daran verschwendet. Noch nie. Und jetzt machst du einfach vor zwei Wochen diesen dummen Witz, dass du dich anbieten würdest...also für eine Beziehung und...und ich kann an nichts anderes mehr denken. Die ganze Zeit bist du in meinem Kopf, du, wie du lachst, du, wie du weinst, du, wie du tanzt, wie du singst, wenn du denkst es hört niemand, du wie du mich umarmst, ich..." Er schnaufte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Chance habe. Wir sind schließlich nur Freunde. Aber als ich eben bei Liam im Zimmer war und er versucht hat mich davon abzuhalten seinen Whisky-Vorrat leer zu trinken...was er übrigens nicht geschafft hat." Kurz war Louis abgelenkt und kicherte wieder. Dann besann er sich. „Liam hat gesagt, dass du...also dass du mich auch liebst. Und jetzt komme ich hier hin und du hast einen neuen Teppich...du..." Louis schniefte leise und mein Herz brach ein Stück. „Du willst mich nicht mehr."

Ganz kurz starrte ich ihn nur an. Dann wurde mir klar, dass ich gerade der in der irgendwie höheren Position war. „Oh Louis", flüsterte ich also und zog ihn dann vorsichtig an mich. Er schlang seine Arme um meinen Bauch und drückte sein Gesicht an mein Schlüsselbein.

„Natürlich bist du nicht der Teppich, du Idiot", sagte ich dann und er sah langsam zu mir auf. „Wieso sollte ich mir einen neuen Teppich holen, wenn ich irgendwann den haben kann, den ich schon seit Ewigkeiten will?"

Louis musterte mich und schluckte.

„Du...Du liebst mich also immer noch?", fragte er und ich musste fast lachen.

„Louis, ich warte auf dich seit ich 18 war. Da haben die zwei Wochen jetzt auch nichts dran geändert."

„Du..." Er begann langsam zu lächeln. „Wirklich?" Sein ganzes Gesicht leuchtete auf und er legte dann vorsichtig seine Hände auf meine Wangen. „Harry", flüsterte er und zog mich ein Stück zu sich runter. Als ich kapierte was er vorhatte, schüttelte ich aber nur den Kopf und ging einen Schritt zurück.

„Nein, Louis...nicht so." Ich griff nach seinen Händen und zog sie sanft weg. Er sah mich verletzt an.

„Was aber...ich dachte..." Er schluckte. „Du hast doch gesagt...ich..."

„Nicht wenn du betrunken bist, Louis. Nicht so, ich..." Ich seufzte, musste mich schwer beherrschen mich nicht einfach jetzt und hier an seinen Hals zu werfen. „Du könntest es bereuen", flüsterte ich dann leise und sah zu Boden. „Und das will ich nicht."

„Nein, aber....Hazza...ich werde es nicht...", protestierte Louis leise und ich schüttelte den Kopf.

„Und außerdem kenne ich dich. Und deine Betrunkenheitsstadien. Und das sagt mir, wir sollten jetzt schnell einen Toilette aufsuchen, damit nicht der neue Teppich auch noch ruiniert wird."

„Hm?"

Aber bevor ich Louis antworten konnte zog ich ihn hinter mir her ins Badezimmer und zwar gerade noch rechtzeitig, denn sobald ich den Klodeckel angehoben hatte übergab sich Louis in die Schüssel.

Wow. Romantisch.

Ich seufzte nur, strich ihm über den Rücken und war froh, dass er kurze Haare hatte.

Dann holte ich eine Wasserflasche und kümmerte mich so gut es ging um meinen (besten) Freund.

Als er einfach nur müde war und schlafen wollte putzte ich ihm noch die Zähne, sonst hätte er morgen einen absolut üblen Geschmack im Mund und trug ihn dann in mein Bett.

Er schlief in meinen Armen schon ein. Ich deckte ihn zu, legte mich dann seufzend neben ihn und schrieb Liam, dass sein Teppich noch heile bei mir rumlag und ich ihm den morgen vorbeibringen würde.

Dann schaltete ich mein Handy in Flugmodus, legte es weg und ließ mich ebenfalls ins Kissen sinken. Scheiße, was war gerade nur passiert?

_____

Als ich am nächsten Morgen aufwachte war Louis schon wach. Ich brauchte einen Moment bis ich verstand, dass er mit seinen Fingern sanft unter meinem Shirt über meine Brust strich.

Ich musterte ihn kurz nur, registrierte das Lächeln auf seinem Gesicht und musste selber lächeln.

Passierte das hier gerade wirklich, oder träumte ich noch?

„Morgen", flüsterte ich und Louis' Blick flog zu meinem Gesicht. Sein Lächeln wurde noch breiter und er zog seine Hände aus meinem Shirt, um sie sanft an meine Wangen zu legen.

„Morgen."

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich glaube, so nervös war ich noch nie in meinem Leben.

„Kannst du..." Ich holte tief Luft. „Kannst du dich an alles erinnern?"

Kurz sah Louis mich nur an. Dann kletterte er auf mich und küsste mich.

Ich fasste das jetzt einfach mal als ein Ja auf.

I have loved you since we were eighteen.
long before we both thought the same thing.
to be loved and to be in love.

_____

soooo. ich hab erstmal heftig verschlafen haha

dabei hab ich eigentlich so viele aufgaben, die ich machen muss. und jetzt kam auch noch meine deutschlehrerin so an (ich weiß, ich hab mich schon oft über sie aufgeregt, aber diese frau ist auch einfach...) und meint uns für diese woche ungefähr zwei analysen und eine riesige recherche aufgabe (inklusive mind-map) aufgeben zu müssen, wenn wir im unterricht vermutlich nur über corona gesprochen und wirklich nichts geschafft hätten. :/

also...ja, ich hab gar keinen bock, das jetzt gleich zu machen.

immerhin schreib ich nie wieder ne deutschklausur.

ich hoffe also euer tag ist schöner als meiner haha :)

💕

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