13. türchen - sprachlos

„Was ist denn los mit dir?", fragt Louis lachend, lässt sich aber von Harry hinter sich her ziehen, der es sehr eilig zu haben scheint. Sie gehen ständig zu Studenten-Poetry-Slams, es war Harry aber noch nie so wichtig, dass Louis in der ersten Reihe sitzt.

Auch wenn Harry auftritt. Das kann Louis aus der zweiten Reihe genauso gut sehen, vor allem geht es um die Worte. Und oft kennt Louis Harrys Texte eh schon, weil er sie wenn er sie auswendig lernt oft vor sich hin murmelt und manchmal übt er sie auch laut und fragt Louis, was er verbessern kann.

Louis findet es süß, dass sein Freund so viel Wert auf seine Meinung legt, auch wenn Louis wirklich keine Ahnung von Gedichten hat. Es zeigt ihm wie sehr Harry alles schätzt was Louis tut, es zeigt ihm wie sehr Harry ihn wirklich liebt.

Sie sind noch nicht besonders lange zusammen, aber Louis weiß eigentlich schon seit er Harry zum ersten Mal gesehen hat, dass es anders ist als sonst. Harry ist anders. Harry ist die Liebe seines Lebens. Louis weiß das. Denn er fühlt Dinge mit Harry, die er noch nie gefühlt hat und er fühlt sich so sicher und geborgen und geliebt mit Harry, dass er einfach weiß wie gut sie einander tun. Wie perfekt sie füreinander sind.

Louis kann nicht wirklich ausdrücken, was er für Harry fühlt, aber er ist eh nicht so gut mit Worten.

Klar, er kann gut schlagfertige Antworten geben, er kann gewissermaßen ausdrücken was er sagen will, aber manchmal verläuft er sich in Fettnäpfchen, weil er irgendetwas falsch formuliert hat oder ihm wollen Wörter partout nicht einfallen, wenn er sie gerade dringend braucht.

Harry ist da ganz anders. Schon am Anfang, als sie sich kennengelernt haben war Louis sofort gefangen von Harrys Art und Weise mit Worten umzugehen. Er spielt mit ihnen, kann Dinge ausdrücken, in Worte fassen, die Louis niemals als auch nur ansatzweise beschreiben könnte. Er schreibt auch. Harry schreibt Geschichten und Gedichte und ab und an Songlyrics zu den Melodien, die Louis auf seiner alten Schrott-Gitarre spielt, die sich ständig verstimmt.

Harrys Worte haben Flügel. So ist das einfach und jeder weiß es. Und seine tiefe, melodische Stimme trägt nur dazu bei, dass Menschen es lieben ihm zuzuhören.

Louis glaubt wirklich er hat sich in dem Moment in Harry verliebt, in dem er Louis zugestimmt hat, dass Somebody To Love einer der besten Songs aller Zeiten ist und dann erklärt hat was der Song mit ihm macht. Er hat so perfekt auf den Punkt gebracht, was Louis fühlt wenn er den Song hört, dass alles was Louis gedacht hat nur „Heirate mich jetzt sofort" war und der Wunsch Harrys Dutt aufzumachen und durch seine bestimmt wunderbar weichen Locken zu fahren.

Inzwischen vergeht kaum ein Tag an dem Louis nicht durch Harrys wirklich wunderbar weiche Locken fährt. Seit er Harrys Conditioner benutzt sind seine Haare allerdings fast genauso weich und er liebt es. Vor allem wenn Harry seine Nase in ihnen vergräbt und seine Arme um Louis' Hals schlingt.

Oft wird Harry gefragt, warum er denn Literatur und nicht Kreatives Schreiben studiert, weil es doch so gut zu ihm passen würde. Louis muss dann immer nur lächeln und denkt, dass Harry es einfach nicht nötig hat.

Er hat einfach nichts mehr übers kreative Schreiben zu lernen. Zumindest ist das Louis' Meinung. Harry antwortet da immer ganz andere Sachen, rund um wie er sich weiterbilden will und was er später machen will und inwiefern ihm auch das Literaturstudium in seinem Schreiben total hilft.

Jetzt versucht Louis so gut es geht mit Harrys langen Beinen mitzuhalten, sein Freund hat wirklich einen Schritt drauf heute, das ist unglaublich. Immerhin hält Louis das warm, denn es ist sehr kalt draußen, vor seinem Mund bilden sich kleine Atemwölkchen und er friert ein bisschen, auch wenn Harry ihm schon seine Handschuhe gegeben hat.

Sie rennen gefühlt über den Campus der Uni, um im richtigen Gebäude den richtigen Hörsaal zu finden, in dem heute der Poetry-Slam stattfindet.

Es gibt oft Themen für die Abende und weil heute der 23. Dezember ist, geht es um Weihnachten. Dieses Mal kennt Louis Harrys Text noch nicht, aber er ist sich sicher er ist wundervoll und passt richtig gut. Harry schafft es immer das Thema wundervoll zu verpacken. Manchmal gibt er dem Ganzen auch einen netten Twist, hat zum Beispiel bei einem Slam über Hass und andere starke Gefühle einen Erotiktext vorgetragen, in dem er irgendwie sogar noch Kritik an 50 Shades of Grey verpackt hat und obwohl er nur über Andere gesprochen hat bestimmt allen Zuhörern das Gefühl vermittelt hat, er sei wirklich gut im Bett.

Und Louis musste da nur lachen, denn er ist der Einzige, der das auch auskosten darf und fragte sich wieder wie sein Freund es schafft Worte zu benutzen wie niemand anderes.

Und heute geht es bei dem Slam um Weihnachten und Louis freut sich schon darauf Harrys Text zu hören. Vor allem weil er ihn dieses Mal noch nicht kennt. Vielleicht hat er ja sogar was zu Louis' Geburtstag eingebaut, der ist schließlich morgen.

Jedenfalls ist heute irgendetwas anders als sonst, denn so nervös wie Harry vor diesem Auftritt ist war er vorher noch nie.

Sie kommen im Hörsaal an, wo schon einige Menschen sind, aber noch nicht so viele, sie sind wirklich früh, dank Harrys Laufschritt.

Louis lächelt als Harry ihnen Plätze in der ersten Reihe sichert und seinen Freund auf einem absetzt, bevor er zum Organisator geht und sich anwesend meldet.

Der Raum ist heute sehr weihnachtlich geschmückt, passend zum Thema und zwei Stühle links von ihm sitzt Anna, eine andere Slammerin. Er findet ihre Texte auch echt gut.

Vor einem halben Jahr noch hätte er nie gedacht, dass er mal regelmäßig bei Poetry-Slams sitzen würde. Aber da kannte er auch Harry noch nicht. Und wie gesagt, Literatur ist zwar nicht so richtig Louis' Welt, aber wenn er da ist gefällt es ihm. Poetry-Slam ist doch nochmal was anderes als einfach nur Gedichte und es ist lebendig und schön und Louis kann sich nicht vorstellen diese Gewohnheit wieder abzulegen. Vor allem, solange er Harry hat. Denn ihn auf der Bühne strahlen zu sehen ist eines der schönsten Dinge, die Louis je erlebt hat.

Und er hat nicht vor Harry jemals wieder gehen zu lassen. Wie schon gesagt, Louis weiß, dass Harry die Liebe seines Lebens ist.

Harry taucht wieder auf, setzt sich neben Louis und legt seinen Arm um ihn. Sofort kuschelt Louis sich an den warmen Körper seines Freundes und genießt den Kuss, den dieser ihm auf die Stirn drückt.

Der Saal füllt sich immer weiter, zwischendurch grüßen Harry und Louis ein paar Leute oder unterhalten sich ganz kurz mit ihnen, aber hauptsächlich sind sie ein bisschen in ihrer Welt. Louis erzählt Harry noch von seinem Telefonat mit seiner Mutter, dass die Zwillinge wieder gesund sind, er also an Weihnachten nach Hause kann, da ist er vorher noch nicht zu gekommen. Harry erzählt ihm von seinem nervigen Prof, der ihnen extrem viele Aufgaben über die Weihnachtspause gestellt hat. Zwischendurch küssen sie sich immer wieder, denn, meine Fresse, Harry und Louis sind sehr verliebt.

Dann geht es los. Der Moderator betritt die Bühne, die Spots gehen an und im Saal wird es ruhig.

Nachdem er kurz alle begrüßt hat, nochmal das Veranstaltungsformat eines Themen-Slams erklärt hat (also quasi einfach, dass es ein Thema gibt, wozu dann Texte geschrieben werden...Louis versteht nicht so richtig, warum das so schwer zu verstehen sein soll) und den ersten Slammer auf die Bühne gerufen hat geht es los.

Die Texte gefallen Louis sehr gut.

Manche sind lustig, manche etwas traurig und einen findet er nur mittelmäßig, aber dann ist Harry dran.

Er drückt nochmal Louis' Hand und steht dann auf und klettert auf die Bühne.

Als er das Mikro auf seine Höhe einstellt und charmant grinst, pfeift irgendwer und ein paar Leute lachen. Harry hat ein paar Fans, aber Louis stört das nicht. Er kann es ihnen nicht verübeln, dass sie Harry vergöttern.

Alleine wie er aussieht.

Dabei trägt er nur weite High-Wasted-Jeans und ein dunkelblaues Hemd, also ein bisschen 90er Jahre Style, und seine Haare sind in einem Dutt hochgebunden, aber er sieht einfach nur anbetungswürdig aus.

Louis muss lächeln.

„Äh hi", sagt Harry ins Mikrofon und lächelt. „Ich bin Harry und Äh..." Er lachte leise. „Normalerweise halte ich mich an die Themen." Er runzelt kurz die Stirn und schiebt noch ein „meistens" hinterher, das mit einem leisen Lachen des Publikums quittiert wird.

„Ich hab für später auch wirklich noch einen Text über Weihnachten, aber jetzt...muss ich leider etwas anderes vorlesen", sagt er. „Ich hab den Text in vielleicht einer halben Stunde geschrieben und er liegt mir wirklich am Herzen." Er sieht ein bisschen nervös aus, was Louis verwirrt. Denn normalerweise genießt er es einfach nur da auf der Bühne zu stehen und seine Texte preiszugeben.

Dann fängt er Louis' Blick auf, lächelt kurz und Louis schluckt, weil er ihn dann so ernst ansieht. „Der Text heißt Sprachlos."

Er räuspert sich, schließt kurz die Augen und fängt dann an.

„Ich schreibe seit ich denken kann. Alles. Geschichten, Gedichte...Songs. Ich hatte schon immer meine Art mit Wörtern umzugehen.
Ich kann das ziemlich gut.
Mit Sprache jonglieren,
Texte einfach fließen
und mich mitreißen lassen.
Ich kann mich ausdrücken, erklären was ich meine und das ziemlich pointiert.
Ich kann klar zum Punkt kommen,
ich kann aber auch meine Gedanken in Metaphern blühen lassen und die Worte durch tiefblaue Flüssigkeiten ziehen,
um sie dann am Herbsthimmel zwischen orangefarbenen fallenden Blättern wie Drachen steigen zu lassen,
damit Menschen mich verstehen.

Mir haben schon viele Leute gesagt
ich habe eine Gabe.
Eine Gabe, Worte so zu benutzen,
dass die Menschen, die sie lesen
danach greifen können.
Verstehen können, was ich gefühlt habe als ich sie schrieb.
Als ich meine Gedanken auf Blätter kopierte.

Sprache ist meine Kraft, Worte meine Leidenschaft.

Ich hatte noch nie ein Problem das auf Papier zu bringen, was ich aufs Papier bringen wollte.

Und dann gibt es da,
dann gibt es da dich.

Dich mit deiner Art wie dir alles egal sein kann, dich mit deinen Haaren im Wind, die mich immer wieder...

Dich mit deiner Art zu lachen,
Dich mit deiner Art alles was ich bin in Sekunden zunichte zu machen,
Dich mit deiner Art, wie du mich aufbaust
Dich mit deiner Art, wie du mich anschaust
Dich.

Dich, überall
Dich in meinen Gedanken
Im Hoch und
Auch im Fall

Dich, wie du mich küsst und sagst, dass du mich liebst

Dich, wie du nimmst,
Und dich, wie du gibst

Dich, mit so viel mehr

Als ich jemals sagen kann.

Dich, mit so viel mehr

Dass mir nicht mal mehr ein Reim einfällt.

Ich habe das Gefühl, ich bin sprachlos.

Zum ersten Mal in meinem Leben.

Denn ich weiß nicht wie ich es erklären soll, was mir sonst so leicht fällt. Ich weiß nicht, wie ich es in Worte fasse, weiß nicht wie ich was ich fühle, durch Wörter lebendig werden lasse, du wühlst Dinge in mir auf und veränderst mich.

Du lässt mich Dinge fühlen, an die denke ich nicht.

Ich glaube nicht, dass du verstehst
was ich meine, wenn ich sage,
dass ich dich liebe.

Denn ja, Liebe ist ein starkes Wort,
Liebe ist ein schönes Wort
Liebe ist ein ungreifbares Wort,
Aber es bleibt ein Wort und
es kommt dir nicht gerecht.

Es kommt dem nicht gerecht, was du mit mir machst.

Was du mit mir machst,
Was du mich fühlen lässt,
Was du in mir auslöst,
Wie du mich veränderst,
Wie du mich beeinflusst,
Wie du mich verstehst,
Wie du mich berührst,

Wo du mich berührst,
Wohin du mich bringst,
Wohin du meine Gedanken lenkst,
Wie ich mich jeden Tag ein Stück mehr finde,

Ich finde kein Äquivalent,
Was dem auch nur nahe kommt,
Was ich nicht schaffe zu beschreiben.

Wenn ich also sage,
dass ich dich liebe,
Dann sage ich nicht nur,
dass ich dich liebe

Ich sage, dass du mich komplett verwirrst, umwirfst, fertig machst, für meine schlaflosen Nächte sorgst, nicht in meinen Gedanken, sondern meine Gedanken bist, mich fühlen lässt als würde ich nichts wissen, was mich noch hungriger macht, mich einnimmst, mir Leben gibst, für mich sorgst, mich anlächelst, mit mir lachst, meine Musik bist, mein Rhythmus, mein Herzschlag, dass du mich verwandelst und veränderst, mich zu Boden wirfst und aufhebst, mich aus der Reihe tanzen lässt, mich unterstützt, mich in den Wahnsinn treibst,
mich liebst.

Ich hab so viele Worte,
So viele Worte und finde keins-

Was ich fühle oder
wie auch immer
Ist
Nicht von dieser Welt, magisch, überirdisch, spirituell, unglaublich, nicht zu glauben, nicht greifbar, zauberhaft, verzaubernd, außerordentlich, gewaltig, geheimnisvoll, mystisch, himmlisch, unerklärlich,
so viele Worte und doch
keins.

Keins.

Und so gebe ich auf.

Ich gebe auf, aber
Du bist da.

Das bist du immer.

Du bist da.

Du bist da und...alles was du tust
wird mich immer sprachlos machen.

Das ist es vielleicht
am ehesten was passt.

Aber auch doch
nicht."

Louis weint. Er hat es nicht mal bemerkt, aber das was sein Freund da gerade auf der Bühne von sich gegeben hat ist das schönste was er je gehört hat.

Die schönste Liebeserklärung, die Harry ihm jemals hätte machen können.

Er liebt Harry, wirklich, er liebt ihn so sehr, dass es fast wehtut.

Harry atmet auf, als ob er aus einem Traum aufwacht und lächelt. „Dankeschön", haucht er ins Mikrofon und das Publikum beginnt laut zu applaudieren. Ein paar Leute pfeifen und Harry lächelt. Er wirkt fast schüchtern.

Er will die Bühne verlassen, aber er kommt nicht weit.

Denn Louis ist aufgesprungen und rennt die drei Stufen hoch.

Harry fangt ihn überrascht auf, als Louis ihm um den Hals fällt, sein ganzer Körper am Beben und atmet nur aus und drückt ihn fest an sich.

„Ich liebe dich", flüsterte Louis in Harrys Ohr. „Ich liebe dich so sehr." Er schnieft. „Wirklich. Und wenn du es nicht mal beschreiben kannst...ich...ich kann es auch nicht. Aber...also..." Er löst sich ein kleines Stück, um Harry anzusehen und legt seine Hände auf dessen Wangen. „Aber ich glaube das muss keiner von uns beiden." Er lächelt. „Ich weiß ganz genau, was du versucht hast auszudrücken."

Und damit küsst er Harry sehnsüchtig und leidenschaftlich und das ganze Publikum applaudiert wieder, diesmal noch lauter.

Nein, denkt Louis. Das hier kann man wirklich nicht beschreiben.

„Ich liebe dich", flüsterte er nochmal an Harrys Lippen. „Ich liebe dich."

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jaaaa, das hier war mal ein bisschen anders

eigentlich hatte ich das gar nicht geplant, aber als ich gestern dieses gedicht geschrieben habe, dachte ich mir irgendwie, daraus kann ich auch einen one shot machen.

ich hoffe auch dieser hier hat euch gefallen :)

💕

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