10. türchen - new year's eve
Der Schnee war viel zu hell. Am liebsten hätte Harry eine Sonnenbrille aufgesetzt.
Er seufzte.
Die Welt sollte nicht so schön aussehen, wenn es ihm so dreckig ging, das war einfach nicht fair.
Weihnachten war jetzt eh vorbei, wozu also noch Schnee? Morgen würden da nur der ganze Müll von Silvester drin rumliegen und alles eklig rotbraun machen.
Er sah wie seine Mutter und seine Schwester Gemma aus dem Auto stiegen, das auf der Auffahrt geparkt hatte. Sie schlugen die Türen zu und holten dann die Einkäufe aus dem Kofferraum. Seine Mutter musste natürlich ausgerechnet dieses Jahr die Nachbarn für Silvester einladen und dafür ein riesiges Festmahl kochen.
Gut, vielleicht war Harry auch einfach verbittert, weil er eigentlich gedacht hatte er würde jetzt mit seinen Freunden eine Silvesterparty vorbereiten. Heute um null Uhr seinen Freund küssen.
Und jetzt war er hier.
Und sein Freund sein Ex-Freund.
Er kratzte mit der Spitze seines Schuhs im Schnee herum und zog dann ein letztes Mal an seiner Zigarette, bevor er zur Fensterbank hinter sich ging und sie in den Aschenbecher drückte, der dort stand.
Gemma war schon mit ein paar Einkäufen im Haus verschwunden, aber Harry ging zu seiner Mutter, um ihr beim Tragen zu helfen.
„Hast du schon wieder geraucht?", fragte sie und musterte ihn besorgt. Harry seufzte nur und nahm ihr die Tüten aus der Hand.
„Bedank dich bei Mike", sagte er trocken und ging ins Haus.
In der Küche half er Gemma die Lebensmittel wegzupacken als seine Mutter auch die letzten Sachen in einer Kiste reintrug.
„Harry-Schatz, ich dachte Weihnachten hätte dich schon ein bisschen auf andere Gedanken gebracht?" Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Mum, gib ihm etwas Zeit", meinte Gemma und Harry kratzte sich an der Nase und seufzte.
„Hat es auch", sagte er dann. „Aber heute ist Silvester und bis vor zwei Wochen dachte ich noch..." Er brach ab.
„Können wir einfach nicht darüber reden?", fragte er dann und seine Mutter lächelte nur mitfühlend.
„Klar. Willst du mit mir zusammen kochen? Vielleicht hilft das?"
„Ja, auf jeden Fall." Harry lächelte. „Wollte ich eh fragen."
„Na, sehr gut, dass du das machst, ich hätte gar keine Lust beim Kochen zu helfen." Gemma lachte. „Ich geh mal das Feuerwerk aus dem Keller holen, ja?"
Und damit verschwand sie aus der Küche.
Harry starrte noch eine Sekunde auf den Tisch, dann schloss er die Augen, atmete tief durch und nickte dann.
„Okay. Auf geht's, Mum."
Das war das Stichwort. Die nächsten zwei Stunden waren Harry und seine Mutter nur mit Kochen, spülen und die Tafel im Wohnzimmer decken beschäftigt.
Es kamen eine Menge Leute und für die musste eine Menge Essen gemacht werden. Harry war sogar so sehr in Stress, dass ihm fast warm wurde.
Die letzten zwei Wochen war er eigentlich durchgehend am frieren gewesen. Und er wollte es sich zwar nicht eingestehen, aber das kam eindeutig von seiner Psyche. Mike hatte ihn ziemlich upgefuckt.
So entschied er sich allerdings als alles fertig aufgeräumt war und der Braten als letztes im Ofen, noch eben duschen zu gehen und als er damit fertig war waren schon die meisten Gäste da.
Sie standen im Flur und im Wohnzimmer, redeten, lachten...als HarryGemmas Freund Michal erblickte musste er sich kurz zusammenreißen.
Die beiden waren immer so glücklich. Harry war einfach nur neidisch.
Schnell lenkte er den Blick von den beiden weg und musterte die anderen Gäste.
Bis sein Blick an einem von ihnen hängen blieb.
Louis Tomlinson, der Junge, der früher neben ihnen gewohnt hatte.
Anscheinend wohnte seine Familie immer noch dort.
Harry hatte immer irgendwie ein bisschen für ihn geschwärmt, allerdings war Louis zwei Jahre älter, sie waren nie wirklich Freunde gewesen.
Aber heilige Scheiße, die Zeit hatte ihm gutgetan.
Louis war zwar mit achtzehn nicht hässlich gewesen, er war immer schon süß, aber...das hier war...wow, er sah so viel besser aus. Ein paar Sekunden konnte Harry sich nicht vom Starren abhalten. Louis hatte einen Dreitagebart, der ihm sensationell stand, seine Augen waren gefühlt noch blauer geworden und er hatte keinen Justin Bieber Haarschnitt mehr, sondern seine Haare lagen etwas durcheinander auf seinem Kopf.
Es war wirklich attraktiv.
Und wäre Harrys Herz gerade nicht komplett gebrochen, hätte er bestimmt darüber nachgedacht wie Louis' Lippen so küssten.
Aber so dachte er nicht mal daran Louis anzusprechen. Er wandte seinen Blick einfach ab und zwang sich nicht zu Gemma und Michal zu sehen, einfach weil es ihm wehtat wie glücklich die beiden aussahen.
Er freute sich für Gemma, das tat er wirklich. Wie könnte es auch nicht? Seine Schwester war in einer langjährigen glücklichen Beziehung, das sollte ihn freuen. Und er mochte Michal, sie kamen gut miteinander zurecht.
Aber gerade war es einfach schwierig für ihn irgendwen zu sehen, der in einer glücklichen Beziehung war.
Also widmete Harry seine volle Aufmerksamkeit einfach dem Essen. Er überprüfte den gedeckten Tisch, drehte ein paar Messer um, die nicht mit der Klinge zum Teller lagen, checkte fünfmal, wie weit der Braten war und riss sich zusammen den Wein noch nicht aufzumachen.
Wieso war er nicht einfach für Silvester wieder nach London gefahren?
Richtig, weil er gedacht hatte vielleicht würde das hier weniger weh tun. Und er war bei seiner Familie.
Und vielleicht hatte er ja auch Recht. In London würden ihn schließlich nur noch mehr Dinge an Mike erinnern.
Und das würde ihn noch weniger weiter bringen.
_____
Harrys Laune verbesserte sich nicht wirklich. Das ganze Essen über konnte er nur an Mike denken. Dieses fucking Arschloch.
Es half auch nicht, dass Mr. Springfield, die ältere Dame von Gegenüber auf dessen Hund Harry früher manchmal aufgepasst hatte ihn während des gesamten Essens zutextete.
Himmel, seine Mutter hatte doch echt die ganze Nachbarschaft eingeladen.
Und die Stimmung wirklich ausgelassen. Alle schienen wirklich Spaß zu haben und das freute Harry ja, aber er hatte das nunmal nicht.
Er brauchte einfach mal eine Pause. Außerdem verzehrte sich sein Körper nach einer Zigarette, also entschuldigte er sich und ging aus dem Wohnzimmer.
Im Flur zog er sich schnell Schuhe über, seinen Mantel und ging dann auf die Veranda, auf der er auch heute Nachmittag schon gestanden hatte als Gemma und seine Mum vom einkaufen zurückgekommen waren.
Es war angenehm kühl und Harry seufzte einmal tief, woraufhin ein Atemwölkchen vor seinem Mund entstand.
Er zog seine Packung Zigaretten aus der Manteltasche, nahm sich eine raus, steckte sie zwischen die Lippen und tastete nach seinem Feuerzeug.
Er zündete die Zigarette an, steckte das Feuerzeug wieder ein und nahm dann einen genüsslichen ersten Zug.
„Du rauchst? Das hätte ich gar nicht gedacht."
Harry erkannte die Stimme sofort.
Louis Tomlinson stellte sich neben ihn, steckte sich einen Filter zwischen die Lippen und begann eine Zigarette zu drehen.
Harry bedachte ihn mit einem kurzen Blick, dann blies er den Rauch in die Luft und starrte auf den Schnee, der in der Dunkelheit blau wirkte.
„Ja", sagte er dann. „Ich auch nicht. Aber ich hab's mir angewöhnt, weil mein Ex-Freund meinte er hasst es alleine zu rauchen." Harry zuckte mit den Schultern. „Jetzt ist er weg und ich abhängig."
Louis lachte trocken. „Scheiße."
Harry zuckte nur noch mal mit den Schultern. „So ist das Leben."
„Da hast du Recht." Louis' Stimme war leicht gedämpft, weil er immer noch den Filter zwischen den Lippen hatte, jetzt nahm er ihn raus und legte ihn sorgfältig auf das Papier.
Harry sah ihm dabei zu. Mike hatte ihm Drehen beigebracht und deshalb war Harry konsequent auf Schachtelzigaretten umgestiegen. Genug Geld hatte er momentan, das konnte er sich leisten. Und Zigaretten drehen schaffte er einfach nicht, ohne fast anzufangen zu weinen, weil er sich einbildete Mikes warme Finger an seinen zu spüren, wie er ihm die Bewegung gezeigt hatte.
Schnell lenkte Harry seinen Blick wieder weg und nahm einen weiteren Zug tief in seine Lungen.
„Und warum ist dein Leben scheiße?", erkundigte er sich dann bei Louis, der gerade die Zigarette fertig hatte und seinen Tabak wieder in die Innenseite seiner Jeansjacke steckte.
Louis warf ihm einen Seitenblick zu und seufzte. „Ich bin schwul und mein bester Freund wie es aussieht homophob."
Harrys Lippen öffneten sich einen Spaltbreit, aber er wusste nicht so richtig, was er darauf erwidern sollte.
„Oh", wurde es im Endeffekt. „Das ist...unpraktisch."
Louis zuckte mit den Schultern. „Ja. Keine Ahnung. Hast du mal Feuer?"
Wortlos holte Harry sein Feuerzeug aus der Tasche und reichte es Louis. Der zündete seine Zigarette an, gab Harry das Feuerzeug zurück und lehnte sich dann ans Geländer neben ihn.
„Weißt du, ich dachte immer ich kenne ihn. Und ich dachte er wüsste, dass ich schwul bin. Ich bin seit über vier Jahren out." Louis seufzte und lehnte seinen Kopf an einen Pfeiler des Geländers hinter ihm. „Aber als er mich kurz vor Weihnachten auf einem Date mit einem Typen gesehen hat ist er vollkommen ausgerastet. Er hat mich angeschrien, eine Schwuchtel genannt und dann unsere Silvesterfeier gecancelt. Und versteh mich nicht falsch, hätte er das nicht gemacht hätte ich das gemacht, solche Menschen brauche ich nicht in meinem Leben, aber es ist trotzdem schwierig zu denken man kennt jemanden, nur um dann rauszufinden, dass man das absolut nicht tut."
„Ja, wem sagst du das?" Harry lachte trocken auf und nahm einen weiteren Zug. Er hätte Mike auch nie für jemanden gehalten, der ihn betrügen würde. Über zwei Jahre lang.
Eine Weile hingen beide ihren Gedanken nach und rauchten schweigend, da sah Louis ihn plötzlich nachdenklich an. „Sag mal wie alt bist du jetzt eigentlich?"
Überrascht zog Harry die Augenbrauen ein bisschen hoch. „21. warum?"
Louis grinste. „Weil ich dich vorhin kaum wiedererkannt habe."
„Wirklich?" Harry sah ihn amüsiert an.
Louis nickte. „Ja, ich meine, das letzte Mal, dass ich dich gesehen habe warst du, was, 16? Diese fünf Jahre haben ja mal alles geändert."
Harry grinste langsam. „Inwiefern?"
Louis nahm einen Zug, wechselte die Zigarette in die linke Hand und blies den Rauch dann durch seine Zähne wieder raus.
„Na ja. Erstmal bis du größer als ich."
Harry verkniff sich ein „das ist jetzt aber auch wirklich nicht so schwer" und blickte Louis weiter interessiert an.
„Und zwar einen ganzen Kopf. Außerdem hast du lange Haare, Muskeln zum Umfallen und deine Gesichtszüge sind so...erwachsen. Und deine Stimme ist gefühlt drei Oktaven tiefer."
Harry musste husten als er einen weiteren Zug nahm und Louis zeigte nur auf ihn. „Da guck, alleine dein Husten ist tief!"
Harry grinste.
„Na ja, also kurz gesagt Harry Styles...", meinte Louis und drehte sich so, dass er neben stand und in die gleiche Richtung auf den Schnee sah. „Bist du ziemlich attraktiv."
Harry gab ein überraschtes Lachen von sich und warf Louis einen Blick zu.
„Gott, mein fünfzehnjähriges Ich wäre gestorben so einen Satz aus deinem Mund zu hören."
„Ach ja?", fragte Louis. „Warum denn das?"
Harry zog die Glut bis ganz an seine Lippen und ging dann zum Aschenbecher hinter ihnen. Er nahm ihn von der Fensterbank und stellte ihn zwischen seinen und Louis' Arm aufs Geländer.
„Ich hab ziemlich für dich geschwärmt", meinte er dann als er seine Zigarette in die Asche drückte und sich sofort eine neue nahm. Normalerweise rauchte er nicht so viel direkt hintereinander, aber hier mit Louis war es gerade einfach entspannt.
„Echt?" Louis sah ihn begeistert an.
Harry nickte amüsiert. „Ja. Du warst mein Kindheitsheld. Der coole, große Junge von nebenan." Er schüttelte leicht lachend den Kopf. „Ich war echt in dich verknallt."
„Cool?", fragte Louis. „Du fandest mich cool?"
„Fand dich nicht jeder cool?", stellte Harry einfach die Gegenfrage.
Louis lachte auf. „Absolut nicht. Ich war um ehrlich zu sein ein ziemlicher Loser, ich hatte außer Eleanor kaum Freunde."
Harry runzelte die Stirn. „Wirklich? Aber ich dachte immer-" Er stockte.
Louis lächelte, sah wieder nach vorne, zuckte mit einer Schulter und zog an seiner Zigarette. „Immerhin einer, der mich cool fand."
Harry lächelte.
Hier mit Louis zu stehen und zu reden, das machte ihn irgendwie frei von seinen Sorgen. Es war einfach.
Er wusste nichts über Louis und Louis wusste nichts über ihn und...ja, irgendwie machte es das leicht. Harry war sogar gar nicht mehr so kalt.
„Okay, also du bist doch nicht cool. Notiert. Was sollte ich sonst noch über dich wissen?", fragte er und wurde von Louis sanft zur Seite geschubst.
„Hey, du Wichser, inzwischen bin ich total cool."
„Ach ja?" Harry zog die Augenbrauen hoch und Louis verdrehte nur die Augen.
„Ja."
„Beweise es."
„Und wie?" Er legte die Stirn in Falten und drückte seine Zigarette in den Aschenbecher.
„Keine Ahnung."
„Wahnsinn, Harry. Tolle Idee."
Harry verdrehte die Augen und beschloss die neue Zigarette, die er noch in den Händen hielt doch nicht anzuzünden.
„Wollen wir ein bisschen spazieren gehen?", fragte er und Louis sah ihn verwirrt an.
„Und wie soll ich dir auf einem Spaziergang beweisen, wie cool ich bin?"
Harry seufzte und nahm die Schachtel aus seiner Jackentasche, legte die Zigarette zurück. „Immer noch keine Ahnung, aber du kannst dir ja was einfallen lassen."
Louis zuckte mit den Schultern. „Okay. Von mir aus."
„Cool."
„Cool."
Harry schrieb seiner Mum, damit sie sich keine Sorgen machte (sie schrieb nur zurück er solle gleich vor 12 wieder da sein, damit er das Beste nicht verpasste) und kurz darauf gingen er und Louis nebeneinander durch die kalte Nachtluft.
Es war entspannt und schnell waren sie in einem langen Gespräch vertieft.
Obwohl Louis ihn auf seinen Ex angesprochen hatte ging es Harry gut. Es war fast als hätte Louis eine beruhigende Aura. Irgendetwas Magisches, was dafür sorgte, dass Harry sich gut fühlte.
„Na ja, sein Plan war perfekt. Ich dachte er wäre schwul, sie dachte er wäre straight..." Er seufzte. „Ich hätte nie auch nur Verdacht geschöpft wenn ich die beiden nicht erwischt hätte."
„Was ein Arschloch", sagte Louis und blieb sogar stehen, um Harry anzusehen.
Dieser zuckte mit den Schultern. „Ja. Ein Arschloch, das ich leider geliebt habe. Glaub mir, ich weiß ganz genau was du meinst, wenn du sagst man denkt man kennt jemanden und dann kennt man ihn doch nicht. Ich hab immer gedacht Mike und ich wären Endgame."
„Pff." Louis schnaubte. „Harry, ernsthaft." Er hielt Harry am Ärmel. „Er verdient deine Liebe nicht."
Kurz starrte Harry in Louis' blaue Augen. Und schluckte. Denn da war irgendetwas, was ihn ganz kurz extrem ablenkte. Und das irritierte ihn.
Dann seufzte er. „Ich weiß, Louis. Aber es ist zwei Wochen her." Er zuckte wieder mit den Schultern. „Und ich hab noch ein ziemlich gebrochenes Herz."
Er setzte sich wieder in Bewegung und Louis folgte ihm. „Das ist doch scheiße. Es ist einfach nicht fair, dass immer die Menschen leiden, die nichts falsch gemacht haben und es den Arschlöchern gut geht."
„Tja, so funktioniert diese Welt nunmal. Mike schläft mit der nächsten unschuldigen Seele und Harry bekommt keinen Neujahrskuss." Er blinzelte kurz. „Das ist so deprimierend."
Louis lächelte vorsichtig und hakte sich bei Harry unter. „Also wenn's nur das ist."
„Was?" Harry runzelte die Stirn.
„Sieh mal, ich hab auch keinen Neujahrskuss. Und ich bin es satt."
„Was?" Langsam verwirrte Louis Harry mit seinen ständig springenden Gedanken, die er dann auch alle aussprach.
„Na ja. Es nervt mich eh, dass die Leute die in einer Beziehung sind irgendwie besonderes Glück haben sollen, weil sie ihren Partner um 0 Uhr geküsst haben. Ich will auch mit einem Kuss ins neue Jahr starten, aber wieso muss es denn dafür immer der perfekte Partner sein? Ich finde an Silvester sollte es ein Brauch sein, dass man einfach die Person küsst, die um 0 Uhr gerade neben einem steht."
Harry runzelte die Stirn noch weiter. „Und was wenn deine Oma neben dir steht?"
„Meine Oma ist tot."
„Okay, was wenn meine Oma neben mir steht?"
„Dann küsst du mich."
„Huh?"
„Okay Harry, die Idee hat Lücken, da gebe ich dir Recht."
„Hast du gerade gesagt ich soll dich küssen?"
„Wie bitte?" Louis sah ihn verwirrt an.
Aber Harry war noch verwirrter. „Louis, du bringst mich völlig durcheinander."
„Kommt da etwa dein Crush wieder?", fragte Louis neckend und wackelte mit den Augenbrauen.
„Was? Nein, du bist derjenige, der eben gesagt hat ich soll ihn küssen." Dass Louis vielleicht ein bisschen Recht hatte und Harry langsam trotz seines gebrochenen Herzens nervös in seiner Nähe wurde, das musste er ja nicht wissen.
„Ich hab mich dir nur angeboten."
„Hä?"
„Sag mal bist du schwer von Begriff?" Louis lachte.
„Ja, gerade schon", gab Harry nur zurück. „Was willst du jetzt?"
Louis lächelte. „Eigentlich war alles was ich sagen wollte...wenn du gerne einen Neujahrskuss hättest...kannst du gerne mich küssen. Ich stehe dir zur Verfügung."
Harrys Mund ging ein kleines Stück auf.
„Im Ernst jetzt?"
„Ja. Mein Geschwafel eben sollte nur aussagen, ich finde man sollte auch wenn man gerade nicht in jemanden verliebt ist, das Recht haben ins neue Jahr mit einem Kuss zu starten, weil küssen einfach schön ist. Und wenn du Lust hast mich um Mitternacht zu küssen..." Er zuckte mit den Schultern. „Dann bin ich dabei."
Harry musste langsam lächeln. Louis hatte sich ihm gerade ernsthaft als Neujahrskuss angeboten.
„Okay. Da komme ich vielleicht drauf zurück."
„Oh, ich bitte darum", meinte Louis und einen kurzen Moment sahen die beiden sich einfach an, dann klingelte Harrys Handy.
Er kramte es aus seiner Jackentasche, sah, dass es Gemma war, die anrief und ging ran.
„Hey."
„Harry, Mum sagt, du und Louis vergesst bestimmt die Zeit und sollt mal wiederkommen, damit ihr nicht den großen Moment verpasst, so wie gerade schon Dinner for One."
Harry sah auf seine Uhr. Es war Viertel vor zwölf. Seine Mutter hatte Recht. Sie sollten langsam mal umkehren.
„Ja, okay Gems, danke für den Anruf." Er zog Louis an der Jacke und dieser blieb stehen und sah Harry fragend an.
„Bis gleich." Und damit legte Gemma auf.
„Wir sollten langsam zurück, sonst verpassen wir den Countdown."
„Okay."
Sie drehten um und Louis fing mit einem ganz neuen Thema an. Harry wusste nicht warum, aber sich mit Louis zu unterhalten fiel ihm einfach leicht. Die Beiden klickten einfach, es funktionierte irgendwie. Den ganzen Rückweg gingen ihnen nicht die Themen aus und als sie beim Haus ankamen, wo die Harrys Familie und ihre Gäste schon mit Sekt- und O-Saftgläsern vor der Tür standen, um in ein paar Minute anstoßen zu können musste Harry lächeln.
Zum ersten Mal seit zwei Wochen fühlte er sich wieder richtig gut.
Und das hatte er nur Louis zu verdanken.
„Hey, ist das ein Balkon?" Louis stupste Harry an und deutete auf den Balkon über der Veranda vor der Eingangstür.
Harry nickte. „Willst du rauf?"
Begeistert nickte Louis. „Ja, bitte."
Seine Mutter wollte ihn zwar gerade begrüßen und irgendwas zu ihm sagen, aber Harry griff Louis am Arm und zog ihn mit einem „Ich zeig Louis den Balkon, wir sind bestimmt rechtzeitig wieder hier. Und wenn nicht winken wir zu euch runter." an ihr vorbei.
Louis folgte Harry die Treppe hoch und dieser öffnete dann die Balkontür.
Es war sehr eng auf dem kleinen Balkon, aber Harry störte es nicht. Auch hier hatte er einen Aschenbecher hingestellt, es war sowas wie sein Lieblingsplatz.
Sie konnten ziemlich weit blicken und dass immer noch alles weiß war machte es noch schöner. Genau so wie das Durcheinanderreden ihrer Familien, das zu ihnen hochdrang.
Harry sah von dem Ausblick zu Louis, der längst nicht mehr die Landschaft beobachtete, sondern Harry.
„Ich hoffe, dass du nächstes Jahr ganz viel Glück in der Liebe hast", meinte Louis. „Du verdienst es."
Harry war gerührt. Er lächelte. Die Stimmung war auch irgendwie anders zwischen ihnen. Gespannter. Flimmernder? Harry konnte es nicht beschreiben.
„Das wünsche ich dir auch", flüsterte er und lächelte Louis an.
Zum ersten Mal seit zwei Wochen dachte er überhaupt nicht an Mike. Wirklich keine Sekunde. Er konnte nur an Louis denken und daran ob dieser es denn wirklich wahrmachen würde Harrys Neujahrskuss zu sein.
„Uhm...Louis", begann er und wollte gerade nochmal nachfragen, da hörten sie plötzlich wie unter ihnen laut heruntergezählt wurde.
„Zehn, neun, acht..."
Harry griff nach Louis' Hand und irgendetwas explodierte ihn ihm. Er wusste nicht was es war, aber es fühlte sich gut an.
Es war anders als mit Mike. Aber besser. Es fühlte sich irgendwie sicherer an, als es mit ihm je war.
„Sieben, sechs..."
Jetzt trat Louis einen Schritt näher und lächelte Harry an.
Er lächelte auch anders als Mike. Viel schöner. Generell war Louis viel schöner. Viel, viel, viel schöner.
„Fünf, vier..."
Harry leckte sich über die Lippen. Konnte er das? So kurz nach der Trennung?
„Drei, zwei, eins"
Und dann legte Louis seine Hände in Harrys Nacken und flüsterte „Happy New Year, Harry Styles."
Und da dachte Harry gar nicht mehr an seinen Ex-Freund.
Ihre Lippen trafen aufeinander als die Uhr auf null umschlug und unten alle begannen sich um den Hals zu fallen, anzustoßen und sich ebenfalls zu küssen.
Harry konnte gar nicht fassen was hier gerade passierte.
Louis' Lippen bewegten sich sanft gegen seine und es war so anders, er...
So war Harry noch nie geküsst worden. Es war so sanft und liebevoll und es war Louis und er war einfach nur erfüllt von Glück.
Ihm war warm und Louis löste diese Dinge in ihm aus, die Harry sich nicht erklären konnte. Es war als würde dieser einzelne Kuss fast schon reichen, um sein gebrochenes Herz zu heilen.
Aber das war doch Unsinn.
Oder?
Als die beiden sich voneinander lösten musste Harry erstmal tief Luft holen. Dann öffnete er die Augen.
„Ja", sagte er dann. „Dir auch. Frohes neues Jahr, Louis."
Konnte Louis ihn bitte jedes Silvester ins neue Jahr küssen? Es gab definitiv keinen besseren Weg das neue Jahr zu starten.
Die beiden wurden durch das Geräusch von Silvesterraketen aus ihrer Trance gerissen und sahen in den Himmel.
Wie es aussah hatte Louis' Stiefvater die ersten paar Sachen fürs Feuerwerk gezündet und es war wunderschön anzusehen.
Es war Silvester und Harry hatte ganz viel Zuversicht und Vertrauen und seufzte leise. Neues Jahr, neues Glück, oder?
Und plötzlich, komplett aus dem Nichts, hatte er diesen dummen Song im Kopf, den Troy und Gabriella in High School Musical gesungen hatten als sie sich kennengelernt hatten. Auch an Silvester. The start of something new.
Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und Harry fackelte nicht lange.
Er zog Louis einfach an sich und küsste ihn weiter. Und dieser schien nicht das Geringste dagegen zu haben, er erwiderte den Kuss einfach und krallte sich in Harrys Hemd.
Vielleicht war das hier ja auch der Anfang von etwas Neuem.
Und nein, Harry meinte damit nicht das neue Jahr.
Er meinte etwas viel Schöneres.
_____
okay, irgendwie ist dieser one shot ganz anders geworden als die idee, die ich ursprünglich in meinem kopf hatte...so richtig zufrieden bin ich nicht, aber naja, was sagt ihr so?
:)
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