20. Türchen

Eislaufbahn Teil 1

„Und denk dran, lass dich nicht von Freddie um den Finger wickeln! Ich meine es Ernst, Louis! Er weiß ganz genau, dass ich es ihm verboten habe.", meinte Briana noch bevor sie sich verabschiedete und wieder fuhr. Sie hatte meinen Sohn Freddie vorbeigebracht, da sie geschäftlich zwei Wochen verreisen musste und ich somit auf ihn aufpassen sollte. Ich verbrachte gerne Zeit mit dem Knirps und hatte natürlich nichts dagegen gehabt, also war sie eben hier vorbeigefahren, hatte ihn abgeliefert und war gleich darauf weiter zum Flughafen.

Freddie war sofort als er hier ankam mit den Hunden raus in den Garten gestürmt, weil draußen tatsächlich alles voller Schnee war. So hatte ich nur ein kurzes „Hi Daddy" und eine schnelle Umarmung bekommen und dann war er schon verschwunden und hatte mich mit seiner Mum alleine gelassen, die gleich damit anfing mich vor seinen Albernheiten zu warnen. Als würde ich mich mit meinem Sohn nicht auskennen, nur weil er öfter bei ihr war.

Jedenfalls hatte Briana mir schon geschrieben und auch über das Telefon und gerade eben nochmal an der Tür erzählt, dass Freddie wohl gerade einen Narren am Eishockey gefressen hatte. Sie es ihm aber natürlich verboten hatte, weil sie es als viel zu gefährlich empfand. Nur leider wusste unser kleiner ganz gut, uns gegenseitig auszuspielen, da wir zwar ab und zu schrieben und telefonierten, aber eben nur kurz und über das Nötigste. Freddie hatte das natürlich ausgenutzt und so schon die ein oder andere Sache bekommen, gegen die entweder Briana oder ich gewesen sind.

Allgemein war ich aber für den Spaß des Knirpses verantwortlich. Immerhin durfte er wegen mir jetzt wenigstens Fußball spielen, denn das empfand Briana auch als zu gefährlich und es hatte mich einige Monate an Überredungskunst gedauert, bis ich sie soweit hatte, dass sie ihm erlaubte in der Fußballgruppe an seiner Schule mitzuwirken. Es war also irgendwie verständlich, dass sie mir so einschärfte, ihm das Eishockey spielen nicht zu erlauben. Aber trotzdem. Ich konnte ja wohl zu meinem Sohn nein sagen. Mal abgesehen davon, dass ich ihn in dem kurzen Zeitraum in gar keinen Verein oder ähnliches bekommen würde. Ihre Sorge war also unbegründet, wie ich ihr etliche Male versprochen hatte.

Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken an diese Gespräche zu vergessen und ging ins Wohnzimmer, wo ich mich auf das Sofa setzte und Freddie und den Hunden beim Herumtollen im Schnee zusah. Wenn ich ehrlich wahr, freute ich mich sehr auf die Vater und Sohn Zeit, die wir jetzt haben würden.

***

Die ersten paar Tage liefen super mit Freddie. Er war viel im Garten und beschäftigte sich dort mit dem Schnee oder den Hunden, was mir die Zeit ließ, etwas an den Songs weiter zu arbeiten und E-Mails zu beantworten.

Ab dem dritten Tag fingen dann die Probleme an. Freddie erwähnte immer öfter Eishockey in unseren Gesprächen und gegen Ende der ersten Woche fragte er mich dann mit großen Hundeaugen, ob er nicht Eishockey spielen dürfte.

Ich habe es versucht. Wirklich! Aber zu diesem Blick konnte ich einfach nicht nein sagen. Deswegen stand ich jetzt mit Freddie vor einer Eislaufbahn, die sich etwas abseits des Weihnachtsmarktes befand. Ich lieh uns beiden Schlittschuhe aus und kniete mich dann vor Freddie, um ihm die Schuhe richtig zuzuschnüren, ehe ich mich um meine Schuhe kümmerte und unsere normalen Schuhe zusammen mit meinen Wertsachen dann in einen Spind räumte.

Ich nahm Freddie an die Hand und zusammen betraten wir das Eis. Es waren glücklicherweise nicht allzu viele Leute hier, wahrscheinlich waren die meisten noch arbeiten und so konnte ich mich leichter auf meinen Sohn konzentrieren, da ich selbst nicht mehr ganz so sicher auf dem Eis unterwegs war. Ich hatte nicht wirklich viel Zeit dazu Schlittschuhfahren zu gehen, aber ich könnte mich auch viel schlimmer anstellen.

Von Freddie war ich total begeistert. Er war ein richtiges Naturtalent, das musste er von mir gelernt haben. Er lag noch kein einziges Mal am Boden, da war sogar ich öfter mal kurz davor gewesen. Vielleicht sollte ich wirklich mit Briana darüber reden. Der Junge würde es bestimmt weit bringen, wenn er Training dafür bekam.

Ich war gerade tief in meinen Gedanken und ließ Freddie alleine vor mir herumfahren, als ich plötzlich einen Schrei hörte und Freddie am Boden liegen sah. „Shit!", schnell fuhr ich zu meinem Sohn und kniete mich neben ihm hin. Er hielt sich den Arm und schaute mich mit wässrigen Augen an.

„Daddy.", schaffte er noch rauszubekommen, bevor er richtig anfing zu weinen und überfordert zog ich ihn in meine Arme und drückte ihn an mich, doch er quietschte auf. „Aua Daddy du tust mir weh.", hatte er unter Schluchzern rausgebracht und ich biss mir auf die Lippe. „Tut mir leid kleiner! Was tut denn weh?", fragte ich und ließ ihn los. Ich hatte zwar eine ganz gute Vorstellung davon, weil er seinen Arm umklammert hielt, aber vielleicht hatte er ja noch woanders schmerzen.

„Mein Arm, Daddy.", weinte er und da beschloss ihn ins Krankenhaus zu bringen. Wenn er sich wirklich etwas schlimmes getan hatte, würde man sich dort sofort darum kümmern können. Vorsichtig stand ich mit Freddie auf dem Arm auf und verließ die Eisbahn. Schnell wechselte ich unsere Schuhe, gab die Ausgeliehenen zurück und trug ihn zum Auto, wo ich ihn vorsichtig auf den Beifahrersitz setzte, damit ich ihn im Blick behalten konnte.

„Halte durch Kiddo, wir sind gleich im Krankenhaus und dann sorgen die Ärzte dafür, dass es deinem Arm besser geht.", versuchte ich ihn zu beruhigen, als ich mich hinters Steuer setzte, den Motor startete und losfuhr.

Briana wird mich umbringen.

———
In 4 Tagen ist einfach schon Weihnachten🙊
All the love xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top