10. Türchen
Heim für Weihnacht Teil 2 🏡
Seit drei Tagen war Louis jetzt schon bei Harry. Richtig, Harry hatte einen wildfremden Mann mit zu sich nach Hause genommen. Liam war noch immer hin und hergerissen, wie er diese Situation jetzt finden sollte. Er wollte auf jeden Fall helfen, sonst würde er sich nicht so für die Organisationen engagieren, aber man merkte auch, dass er sich Sorgen um Harry machte. Aber Harry lebte noch und Louis ging es schon viel besser, als noch am Anfang, auch wenn es noch eine Weile dauern würde, bis er wieder komplett auf den Beinen stand.
Louis hatte sich eine Grippe eingefangen, wie Harry sofort am ersten Tag festgestellt hatte, nachdem er und Louis langsam ins Gespräch gekommen waren und Louis ihm seine Symptome erklärt hatte. Harry war gleich in den Mama-Modus gesprungen, hatte ihm Medikamente geholt und Tee gekocht. Er ging total in seiner neuen Aufgabe auf und wurde von Louis schon öfter gefragt, warum er denn Autor geworden ist und nicht etwa Krankenpfleger, da er sich so rührend um ihn kümmerte.
Der Lockenkopf beantwortete diese Frage jedoch immer gleich, mit den Worten „Weil ich Bücher liebe und gerne Welten erschaffe, die anderen helfen die Realität für eine Weile zu vergessen." Er konnte Louis ja schlecht sagen, dass er der Grund war, warum es ihm so viel Spaß machte.
Wenn der Wuschelkopf mit den vor Fieber geröteten Wangen auf seinem Sofa saß, in einem Kokon aus Decken eingewickelt, und mit halb geöffneten Augen auf den Fernseher schaute, der einen Weihnachtsfilm nach dem nächsten abspielte, schlug Harrys Herz automatisch schneller. Es war ein sehr süßer Anblick.
An seinem fünften Tag hatte ein schlimmer Husten eingesetzt, weshalb Harry den ganzen Tag am Tee kochen war. Als sich der Husten am Abend noch kein Stück gebessert hatte, stellte er sich sogar extra nochmal in die Küche, um Louis eine selbstgemachte Suppe nach dem Rezept seiner Mutter zu kochen.
„Aber das hättest du doch nicht tun müssen.", murmelte Louis, seine Stimme ganz heiser, bevor er in einem Hustenanfall endete. Harry, der Louis die Suppenschüssel glücklicherweise noch nicht gegeben hatte, stellt die Schüssel mit seiner eigenen auf dem Couchtisch ab und ließ sich neben den Wuschelkopf aufs Sofa fallen, um ihm beruhigend über den Rücken zu streichen.
„Stell dir mal vor du wärst so da draußen geblieben, Louis.", murmelte Harry und strich ihm vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er seine Hand kurz auf seiner Stirn liegen ließ.
„Du hättest dir wirklich noch deinen Tod geholt.", flüsterte er und fügte in Gedanken hinzu, dass er ihn so nie kennengelernt hätte. Er war nur wenige Zentimeter von Louis Gesicht entfernt und starrte in dieses endlose Blau. Einen Moment lang stellte er sich vor, wie es wäre diese wenigen fehlenden Zentimeter einfach zu überbrücken und seine Lippen auf die des Wuschelkopfes zu legen.
Bevor das jedoch passieren konnte, lehnte er sich zurück und holte mit einem Räuspern die beiden Suppenschüsseln, von denen er eine Louis reichte.
Schweigend aßen sie die Suppe und schauten den bestimmt schon hundertsten Weihnachtsfilm.
Als beide fertig waren, räumte Harry die Schüssel in die Spülmaschine und kochte noch schnell einen Tee, während Louis sich schon einmal den nächsten Weihnachtsfilm aussuchen sollte. Mit einer dampfenden Tasse Earl Grey, Louis Lieblingstee, wie Harry mit der Zeit gelernt hatte und dann natürlich auch sofort besorgen musste, trat er dann zurück ins Wohnzimmer und setzte sich wieder aufs Sofa.
Er konnte gerade noch die Tasse vor sich auf dem kleinen Tisch abstellen, als sich Louis auch schon an ihn kuschelte und seine Brust als Kopfkissen benutze. Bereits die Abende zuvor hatte sich Louis immer wieder an ihn gekuschelt, mit der Begründung, dass ihm dank seines Fiebers unglaublich kalt war und die Decken nicht gegen menschliche Wärme ankamen. Darüber hatte Harry nur schmunzelnd den Kopf schütteln können, so ganz glaubte er das dem Lockenkopf nicht, aber er fand die Situation selbst viel zu schön, als dass er dagegen etwas unternahm.
Lediglich eine der Wolldecken, die am Ende des Sofas lagen, breitete er über ihnen aus und legte vorsichtig einen Arm um den Wuschelkopf, der kurz den Blick vom Fernsehbildschirm abwandte und mit einem kleinen Lächeln zu Harry sah.
Schon verrückt, obwohl sie sich erst vor fünf Tagen kennengelernt hatten und Harry nur wegen den vollends ausgelastetem Asylen angeboten hatte, ihn aufzunehmen und sich um ihn zu kümmern, fühlte es sich an, als würden sie sich schon ewig kennen. Der Anfang war vielleicht etwas holprig gewesen, aber schnell fühlte es sich so an, als wäre es nie anders gewesen und obwohl keiner der beiden es aussprach, hofften sie doch insgeheim auch die Weihnachtsfeiertage miteinander zu verbringen. Und wer weiß, vielleicht hofften sie das nicht nur für dieses Weihnachten.
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