Youtube vs Shop
11:
Ich schaute durch die Videos durch und suchte nach einem, dass ich noch nicht gesehen hatte. Vor etwa zwei Wochen hatte ich diesen genialen Youtube Channel gefunden: Lush. Seitdem saß ich praktisch nur mehr vor meinen Handy oder dem Laptop.
Nick und Matthew waren einfach so unglaublich süß zusammen und ich war fast neidisch auf sie. Ich wollte so gerne auch jemanden haben, den ich so sehr liebte. Am liebsten aber keinen Irgendjemand, sondern einen bestimmten Jemand. Einen Jemand mit dem Namen Harry.
Ich wusste schon seit längerem, dass ich schwul war und Harry war mein bester Freund, doch ich war schon seit Ewigkeiten in ihn verliebt. Er war der beste Mensch auf der Welt, einfach so freundlich zu jedem, so verdammt ungeschickt und das macht ihn extrem süß und richtig richtig richtig heiß. Um das alles mit einem Wort zusammen zu fassen: perfekt.
Harry war perfekt.
Ein Engel und ein Teufel noch dazu - ich meine, dass was er mir antat, das macht normalerweise kein Engel.
Mein Blick auf die Videos fixiert, schweiften meine Gedanken ab zu ihm.
Harry.
Er war einzigartig.
Nicht nur, dass er so wunderschön war. Nein, verliebt hatte ich mich, weil er mich verstand. Er wusste, was ich sagen wollte, bevor ich es wusste und er war immer für mich da.
Mein Seelenverwandter.
Ich schüttelte den Kopf um meine Gedanken über Harry los zu werden. Ich musste ihn vergessen! Er war nur mein bester Freund.
Konzentriert schaute ich wieder auf mein Handy und tippte das nächste Video, das ich sah an. Das Video begann zu spielen und trotz meiner beinahe ungesunden Sucht nach diesen Youtubern konnte ich mich nicht drauf einlassen.
Immer wieder kam ein bestimmter grünäugiger Lockenkopf in meine Gedanken und verwirbelte alles.
Seufzend pausierte ich das Video und stand von meinem Bett auf. Langsam ging ich in die Küche und machte mir dort etwas zu essen.
Meine Gedanken blieben einfach nicht da wo sie sollte, denn schon wieder wanderten sie zu diesem einen, bestimmten, wunderschönen Lockenkopf, denn ich in diesem Moment dafür einfach nur hasste.
"Verdammter Dreckskerl.", fluchte ich laut vor mich hin.
"Wer ist ein Dreckskerl?", fragte mich auf einmal eine Stimme. Ich schrak auf und sah in die unglaublich grünen Augen des eben genannten Dreckskerls. Der Löffel viel mir aus der Hand und landete mit einem lauten Klatschen in dem Jogurt, das ich eigentlich gerade essen wollte.
"Oh gott, Harry. Hör auf mich so zu erschrecken! Wie kommst du überhaupt herein?", stieß ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Er lachte nur kurz auf und meinte dann grinsend: "Du hast mir mal gezeigt, wo du den Ersatzschlüssel versteckst. Erinnerst du dich?"
Mist, er hatte recht. Warum hatte ich ihm das Versteck nur gezeigt?
Ich nickte kurz und sagte dann grummelnd: "Ich glaube, ich muss den Schlüssel neu verstecken."
Harry lachte und setzte sich dann zu mir an den Tisch. "Also, wer ist ein verdammter Dreckskerl?"
Scheiße, was sollte ich jetzt bitte sagen?
"Ähm, nur so ein Typ, der mich auf der Straße blöd angeredet hat, weil er geglaubt hat ich wäre sein Sklave oder so, keine Ahnung.", log ich schnell irgendetwas zusammen.
"Was hat er gesagt?", fragte Harry und seine Stimme klang gar nicht mehr so freundlich. Ich schaute ihm ins Gesicht und schrak fast zurück vor dem wütenden Ausdruck der mich erwartete.
"Es war nicht so schlimm. Er wollte nur, dass ich etwas aufhebe und hat das halt etwas unfreundlich ausgedrückt.", beruhigte ich ihn. "Außerdem, glaubst du wirklich, ich lasse so was auf mir sitzen? Der Typ hat seine verdiente Antwort bekommen."
Harry seufzte leise auf. "Ich will nur nicht, dass dir jemand weh tut, Lou."
Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und ich umarmte ihn kurz. Am liebsten wäre ich nie wieder zurückgewichen aus seinen Armen, aber das würde doch etwas komisch aussehen.
Harry begann über etwas zu reden, doch meine Aufmerksamkeit war schon wieder bei seinen wunderschönen grünen Augen, die gerade so strahlten. Seine Worte konnte ich nicht mehr verstehen, nur der Klang seiner Stimme zählte.
Dann verzog Harry auf einmal fragend das Gesicht und wedelte mir mit einer Hand vor den Augen herum.
"Louis, bist du noch da?"
Ich schüttelte schnell den Kopf um die ungewollten Gedanken an ihn los zu werden. Dann nickte ich und er wiederholte seine Frage: "Was hältst du von Lush?"
War das gerade ernst gemeint? Harry schaute die Videos von Nick und Matt?
"Lush?", fragte ich nach, um sicher zu gehen, dass ich das Richtige verstanden hatte.
"Ja, Lush.", versicherte mir Harry.
Oh Gott. Das ich den Tag erleben durfte - Harry Styles schaute die Videos des schwulen Paares. Warum zum Teufel verbrachte er seine Zeit auf Youtube um diese Videos zu schauen? Ich meine, er war Harry.
"Lush ist genial. Du kennst die beiden? Ernsthaft jetzt? Oh mein Gott, Nick und Matt sind verdammt süß zusammen. Und einfach perfekt. Ich meine, wenn du die nur anschaust, dann..", redete ich mich voll in Fahrt. Ich konnte es nicht glauben.
"Warte mal.", unterbrach mich Harry. "Von was genau redest du?"
Ich sah ihn verwirrt an. "Von Lush. Dem Youtube Channel."
Harry starrte mich nur an und brach dann in Gelächter aus. Himmel, was hatte ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? "Ähm, was ist denn?", fragte ich ihn leise, meine Finger knetend. Das war etwas, das ich mir angewohnt hatte wenn ich nervös war und Harry hasste es. Ich wusste nicht warum, nur dass er es hasste.
Der Lockenkopf griff nach meinen Händen und zog sie auseinander, so dass ich nicht mehr in Versuchung kam, sie zusammen zu drücken. Dann schaute er mich wieder grinsend an und sagte: "Ich habe eigentlich das Geschäft gemeint. Du weißt schon Badezeugs und Seifen und so was."
Oh scheiße! Meine Augen wurden riesig und mir wurde ganz heiß im Gesicht - wahrscheinlich war ich rot geworden. Wie konnte ich auch nur glauben, dass Harry den Youtube Channel meinte?
"Ähm.. ja, k-klar.", stotterte ich leise. Ich riskierte einen kurzen Blick in sein Gesicht und bereute es sofort wieder. Er lachte noch immer und es sah nicht so aus, als würde er sich bald wieder ein bekommen.
Tränen stiegen in meine Augen. Nur wegen meiner blöden Aussage lachte Harry mich jetzt aus und dann würde er wahrscheinlich auch noch darauf kommen, dass ich schwul war - ich meine, welcher heterosexuelle Junge schaut Videos von einem schwulen Paar - und er würde mich hassen.
Ich riss mich von ihm los, stand schnell auf und verließ fluchtartig die Küche. Eilig rannte ich in mein Zimmer und schlug die Tür hinter mir zu. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und erst jetzt ließ ich den Tränen freien Lauf.
Wieso hatte ich nur alles kaputt gemacht? Wieso?
Ein leises Klopfen ertönte an meiner Zimmertür. Ich reagierte nicht.
Noch ein Klopfen, diesmal lauter. "Lou, lässt du mich bitte rein."
"Nein.", antwortete ich und versuchte meine Stimme so normal wie nur möglich klingen zu lassen.
Misslungen - sie klang genau so wie ich mich fühlte: als hätte ich schon seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen, meine ganze Familie gestorben und als wäre ich von einem Lastwagen überfahren worden.
"Lou, ich komme jetzt rein.", warnte mich Harry.
Meinen Protest ignorierend öffnete er die Tür und stockte als er mich so daliegen sah. Dann eilte er zu mir und setzte sich neben mich auf das Bett. Er zog mich in seine Arme und wiegte uns langsam hin und her.
"Es tut mir leid. Ich hätte nicht lachen sollen. Es tut mir so leid.", entschuldigte er sich immer wieder.
Nur ganz langsam und mit vielem guten Zureden beruhigte ich mich wieder etwas und ich fragte ihn mit noch immer tränenerstickter Stimme: "Hasst du mich jetzt?"
Erschrocken schaute Harry mich an.
"Nein, natürlich nicht! Wie kommst du darauf? Warum sollte ich dich hassen?"
"Naja, w-weil du ge-gelacht hast.", brachte ich leise heraus.
Sanft strich mir Harry die leicht verchwitzten Haare aus der Stirn. Er schüttelte den Kopf. "Ich hasse dich nicht. Ich hab gelacht, weil ich es echt süß gefunden habe, wie du dich da hinein gesteigert hast."
Er fand mich süß?
Harry Styles hatte mich gerade als süß bezeichnet?
Ich schniefte kurz und wischte mir die Tränen weg. Dann setzte ich mich besser hin, löste mich aber nicht aus seinen Armen.
"Lou, ich hab aber eine Frage.", fing Harry da noch einmal zu reden an. Ich schaute ihn auffordernd an.
"Du hast ja über Matt und Nick geredet und allem Anschein nach hast du viele ihrer Videos gesehen. Sie sind zusammen, also.. bist du schwul?", fragte er und wurde zum Ende hin inmer leiser.
Da war sie - die Frage, die ich gefürchtet hatte.
Lügen brachte sowieso nichts mehr.
"Ja." Meine Stimme zitterte ein bisschen, doch obwohl ich Angst hatte, war ich auch irgendwie froh, es endlich los geworden zu sein. Jetzt wusste er es und nichts lag mehr in meiner Hand.
Ich schaute nicht in sein Gesicht, sondern hielt meinen Blick auf meine verschränkten Hände fixiert.
Harry fuhr mit seiner Hand durch meine Haare - die Gott sei Dank jetzt nicht mehr feucht waren - und an meiner Wange entlang bis zu meinem Kinn. Danach hob er meinen Kopf leicht an, so dass ich ihm in die Augen schauen musste.
"Also macht es dir nichts aus, wenn ich das tue?"
Und dann lehnt er sich zu mir, seine Augen flatterten zu und ich konnte seine Lippen auf meinen spüren. Automatisch fielen auch meine Augenlider zu. Ich konnte gar nichts dagegen tun, selbst wenn ich es gewollt hätte.
Es war nur ein kurzer Kuss und schon bald brach Harry den Kontakt wieder, doch diese paar Sekunden erschienen mir wie die wichtigsten meines ganzen Lebens.
Alles war komplett und perfekt, so wie es war.
"Nein, das macht mir nichts aus."
Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht als ich Harrys Grinsen sah. Er strahlte richtig und ich konnte nicht anders als mit meinen Fingern durch seine Locken zu fahren und sie dann über sein Gesicht gleiten zu lassen. Wie oft hatte ich das schon machen wollen...
Harry bewegte sich nicht unter meinen Fingern, ließ mich einfach machen ohne zurück zu weichen. Er vertraute mir.
Das war eine so große Enthüllung, dass mir fast wieder die Tränen gekommen wären. Er vertraute mir wirklich.
Ich liebte ihn. Das war mir nun mehr als nur bewusst.
Meine Fingerspitzen tanzten über seine Lippen als er wieder zu sprechen begann: "Lou, ich hätte da noch eine Frage."
Ich ließ meine Finger sinken, doch Harry fing meine Hand ab und legte sie wieder an seine Wange. Ich lächelte sanft und malte kleine Muster auf seine Haut.
Erwartungsvoll schaute ich ihn an.
"Willst du mein Freund sein?"
Das kleine Lächeln auf meinem Gesicht vergrößerte sich windsturmartig.
"Ja.", antwortete ich, in seine absolut umwerfenden grünen Augen schauend.
Wieder lehnte er sich nach vorne und drückte mir einen kleinen Kuss auf die Lippen. Und wieder blieb die Zeit für einen Moment stehen und die Welt hörte auf sich zu drehen.
Und wieder liebte ich es.
Ich schlang meine Arme um ihn und drückte mich ganz fest an ihn. Am liebsten würde ich ihn nie wieder los lassen. Sein Kopf war an meiner Schulter vergraben.
Dann hörte ich ihn leise in mein Ohr wispern. "Ach ja, nur um das klar zu stellen, natürlich kenne ich Matt und Nick und ich bin definitiv deiner Meinung. Die beiden gehören einfach zusammen."
*****
Ich hab echt zu viel Zeit.. 😋
WIDMUNG: blackdagger17
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