Nicht ohne dich
10:
"Aber ich will nicht!", schrie ich fast und zog mein Bein so gut es halt ging weg von den Ärzten, die in ihren weißen Mänteln um mich und die Trage, auf der ich lag herum standen. Ich konnte sehen, dass sie schon sehr genervt waren, doch ich gab nicht auf.
"Ich will das nicht machen, wenn mein Louis nicht dabei ist.", warf ich ihnen zum wiederholten Mal ins Gesicht. Einer der Ärzte seufzte und antwortete mir darauf: "Aber er darf nicht in den Behandlungsraum hinein. Dieser Louis kann danach in dein Zimmer und dabei sein, wenn du von der Narkose aufwachst, aber jetzt geht das nicht."
Okay, schreien und herum zappeln half wirklich nichts, stellte ich nach fast einer Viertelstunde des Ausprobierens fest und ich musste mir etwas anderes überlegen.
Ich ließ mich zusammensacken und die aufgestauten Tränen in meinen Augen überlaufen. Unter Schmerzen versuchte ich mich ganz klein zusammen zu rollen.
Die Ärzte verdrehten die Augen, als sie sahen, dass ich nicht klein beigeben würde und einer von ihnen versuchte mich zu trösten. "Hey, es ist alles gut. Es wird nicht weh tun und wenn du wieder aufwachst, ist dein Freund bei dir, okay?"
Ich schüttelte nur den Kopf und schluchzte weiter. "I-ich will.. zu m-mein-nem Lou."
Frustriert seufzte einer der Ärzte auf und fragte dann: "Wo ist er?", in der Hoffnung, dass ich mich beruhigen würde. Und er hatte recht, zumindest zu einem Teil. Ich hörte auf zu schluchzen, doch es rannen mir noch immer ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.
"Zuhause. Er hat gesagt, er wartet auf mich.", murmelte ich so leise, dass man es fast nicht verstehen konnte.
Die Ärzte versuchten gar nicht mehr zu diskutieren. Stattdessen fragte mich einer von ihnen: "Kannst du ihn anrufen?"
Ich nickte und nahm mein Handy heraus um die bekannte Nummer zu wählen. Louis hob schon nach dem ersten Klingeln ab und seine Stimme klang besorgt aus dem Lautsprecher.
"Harry? Was ist denn los?" Ich konnte die Angespanntheit hören und beeilte mich zu sagen: "Es ist alles okay. Kannst du ins Krankenhaus kommen? Die wollen irgendwas mit meinem Fuß machen und ich brauche eine Narkose dafür, aber ich hab ihnen gesagt, dass ich in den Behandlungsraum nicht reingehe, wenn du nicht da bist."
Ich konnte förmlich spüren wie Louis lächelte und hätte ich jetzt neben ihm gestanden, hätte er mich mit einem richtig süßen Blick angeschaut und die Augen dabei verdreht.
"Ich komme schon, Babe."
Er war der beste Freund auf der ganzen Welt und das Allertollste daran war, dass er mein Freund war. Nur meiner.
Mein Lou.
Die Sekunden zählend starrte ich auf die Uhr und versuchte sie dazu zu bringen, sich schneller zu bewegen. Unendlich langsam strichen die Zeiger das Ziffernfeld entlang und während ich wartete wurde der Schmerz in meinem Bein immer schlimmer. Ich biss die Zähne zusammen und dachte an Louis.
Wenn er hier wäre, würde er neben mir sitzen, meine Hand halten und mir süße Worte zu flüstern, mich trösten. Er war meine stärkere Hälfte. Ich war so froh, dass ich ihn hatte, denn ohne ich wüsste ich nicht, was ich machen sollte.
Meine Gedanken schweiften ab zu Louis' unglaublichen blauen Augen, in denen ich jedes Mal versinken könnte. Ich konnte einfach nicht genug davon bekommen, in diese blauen Tiefen zu blicken. Er wusste wahrscheinlich nicht einmal, was für eine Wirkung er auf mich hatte.
Dann war er da. Er kam durch die Türe herein und als seine Augen auf mich fielen, ging er schnellen Schrittes auf mich zu. Besorgnis spiegelte sich auf seinem Gesicht wider und ich versuchte ihn beruhigend anzulächeln. Misslungener Versuch.
Louis trat zu mir und griff nach meiner Hand, um sie zu drücken. Sobald seine Finger meine Haut berührten, schoss ein angenehmes Kribbeln durch meinen Körper und der Schmerz in meinem Bein verblasste. Das war Louis - die beste Medizin für alles.
"Haz, alles okay?", fragte er besorgt und ich nickte, obwohl man diese Situation nicht unbedingt als 'okay' bezeichnen konnte. Ich hatte mir vor ein paar Tagen meinen Fuß gebrochen, ohne es wirklich zu bemerken und erst heute, als er richtig angeschwollen ist, wurde mir klar, dass da etwas nicht stimmte. Daraufhin ging ich zum Arzt und ließ meinen Fuß anschauen. Vom Arzt hatte ich dann auch erfahren, dass ich mir den Knochen gebrochen hatte. Das war allerdings nicht das größte Problem, denn der Knochen war schon wieder am Zusammenwachsen - allerdings falsch.
Deshalb musste ich ins Krankenhaus und hier war ich nun.
Ich hasste Krankenhäuser, aber ich konnte nichts dagegen machen. Noch schlimmer war es, wenn ich alleine sein musste. Und am schlimmsten, wenn dir ein Arzt sagte, er müsste deinen Knochen noch einmal brechen, weil er falsch zusammen gewachsen ist.
Und leider, war das der Fall.
"Können wir jetzt in den Behandlungsraum hinein gehen?", fragte einer der Ärzte leicht genervt und atmete dann erleichtert aus, als ich endlich nickte. Haltsuchend klammerte ich mich an Louis' Hand und er strich mir beruhigend mit der anderen eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Es ist alles okay. Alles wird wieder gut. Ich versprech's.", murmelte er mir leise zu.
Unsicher schaute ich ihn an und er lächelte mir aufmunternd zu. Ich nickte und atmete tief durch um mich zu beruhigen. Lou war ja da und er würde mich schon beschützen. Er würde nicht zulassen, dass mir jemand weh tun würde.
Als ich dann endlich sowohl mental als auch physisch in der Lage war, mir den Knochen noch einmal brechen zu lassen, kam einer der zwei Ärzte, die mit herein gekommen waren - die anderen hatten entschlossen, dass sie nicht mehr gebraucht wurden - mit einer Spritze auf mich zu. Ich schluckte und starrte die Nadel an. Wie sehr ich Spritzen hasste...
"Das pickst nur kurz und brennt vielleicht ein bisschen, aber es wird nicht weh tun und dann wirst du gleich einschlafen und gar nichts mehr mitbekommen.", sagte der Arzt während er immer näher kam. Fast bedrohlich ragte er vor mir in die Höhe.
Seine freie Hand umfasste meinen Arm, der nicht an Louis geklammert war und er setzte die Nadel in meine Ellbogenbeuge. Ich drehte mein Gesicht weg und schaute in die ruhigen, sicheren, blauen Augen meines Freundes.
Es pickste und dann brannte es kurz. Meine Augen wurden zuerst riesig, dann immer kleiner und schwerer. "Oh Gott, Lou, ich sterbe. Es tut mir so leid. Ich will nicht sterben. Ich liebe dich.", murmelte ich. Der zweite Arzt stand mit einer Beatmungsmaske vor mir.
Mit dem letzten bisschen Kraft, das ich noch aufbringen konnte, drehte ich meinen Kopf zu Louis und sah in seine Augen. Seine Hand, die immer noch meine hielt, strich langsam, beruhigend über meinen Unterarm.
"Ich bin da, wenn du wieder aufwachst."
Dann, nichts mehr.
~~~~~
Langsam kam ich wieder zu mir und beinahe hätte ich geglaubt, dass es nur ein Traum war, denn ich hatte keine Schmerzen mehr. Mein Fuß tat nicht weh.
Meine Augenlider flatterten bei dem Versuch sie zu öffnen und fielen schwer wieder zu. Neben meinem Bett bewegte sich etwas.
"Harry?", fragte eine Stimme sanft und leise. Und nicht nur irgendeine Stimme, es war die Stimme meines absolut unglaublichen Freundes. Er griff mit seiner Hand nach meiner und ich drückte sie leicht, um ihm zu zeigen, dass ich am Aufwachen war.
Ein kleiner Seufzer entfloh meinem Mund und ich spürte wie Louis sich zu mir aufs Bett setzte. Sanft strich er mir durch die Haare. Verschlafen drückte ich meinen Kopf gegen seine warme Hand und versuchte meine Augen zu öffnen. Langsam gewann ich mein Gefühl für meinen Körper wieder zurück und ich blinzelte.
Unendlich blaue Augen schauten auf mich herab. Louis. Mein Lou.
Als er sah, dass ich bei Bewusstsein war und ihn anschaute, lächelte er leicht.
"Hi."
Meine Mundwinkel verzogen sich nach oben und ich versuchte ihm zu antworten, doch aus meiner Kehle kam nur ein trockenes Krächzen. Sofort stand Louis auf und griff nach einem Wasserglas, das auf einem Tisch neben meinem Bett stand. Ich wollte danach greifen, doch mein Arm war noch zu schwer. Louis verstand mit was ich kämpfte und half mir vorsichtig mich aufzusetzen. Dann saß er wieder neben mir und stützte meinen Körper mit seinem. Ich lehnte mich stark gegen seine Brust und er hielt mir das Wasserglas an die Lippen.
Langsam, darauf bedacht mich nicht zu verschlucken, trank ich einen kleinen Schluck und lehnte dann meinen Kopf zurück an seine Schulter. Louis stellte da Glas weg und schlang seine Arme von hinten um mich.
"Wieder hinlegen?", fragte er leise und sein Atem kitzelte an meinem Ohr. Ich nickte müde und er half mir vorsichtig mich nieder zu legen. Ich rutschte ein Stück zur Seite und öffnete noch einmal den Mund.
"Zu... mir legen.", krächzte ich heraus und Lou strich mir sanft durch die Locken bevor er sich neben mich legte. Vorsichtig, fast so als wäre ich aus Glas und könnte jederzeit zerbrechen, schlang er seinen Arm um mich und ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust.
"Du bist so tapfer.", flüsterte er mir ins Ohr und malte mit seiner Hand kleine Kreise auf meinen Bauch. "Wirklich, du hast das toll gemacht."
Er lag ja sowas von falsch. Ich hatte das gar nicht gut gemacht, wie ein Baby hatte ich mich aufgeführt. Oh Gott, wieso war er überhaupt bei mir, wenn ich nie etwas alleine machen konnte? Wenn ich fast hilflos war?
Tränen stiegen mir in die Augen und ich versuchte gar nicht sie zu unterdrücken.
"Was ist denn los, Sweetie?", fragte Lou verwirrt und leicht panisch, sobald er meine Tränen bemerkte.
"Ich.. ich hab das nicht gut gemacht. Ich wol-wollte doch.. nur einmal.. etwas alleine schaffen. A-aber das kann.. ich ja nicht. I-ich b-bin so ein Baby.", brachte ich weinend und mit noch immer krächzender Stimme hervor.
Louis atmete erleichtert darüber, dass mir nichts weh tat aus und strich mir dann die Tränen aus dem Gesicht. "Hey, Haz. Hör auf zu weinen. Es gibt überhaupt keinen Grund dafür. Du bist absolut perfekt, so wie du bist. Ich mache das gerne für dich! Ich liebe es, mich um dich zu kümmern. Und wenn du schon meinst, dass du ein Baby bist, dann vergiss niemals, dass du mein Baby bist. Mein Baby, das ich so sehr liebe und das einfach perfekt ist!", sprach er mir gut zu.
Ich sah zu ihm auf und seine blauen Augen fanden meine. "Okay?"
Ich schniefte kurz und nickte dann in seinen Pullover. "Okay."
Louis zog mich fester an sich, aber immer noch vorsichtig mir nicht weh zu tun. Ich kuschelte mich an ihn und in diesem Moment war alles perfekt.
Egal, dass ich einen Gips hatte und mich noch fast nicht bewegen konnte.
Egal, dass ich gerade noch geweint hatte wie ein Wasserfall.
Jetzt zählten nur Lou und ich.
Wir.
*****
Und mal wieder ein neuer One-Shot.. 😛
Wahrscheinlich kommt bald (innerhalb dieser Woche) noch einer.. (wenn ich dazu komme - die Idee hätte ich schon..)
Ich weiß, dass man nach einer Narkose eigentlich nichts trinken darf, aber was solls.. darum ist es ja Fiction.. 😇
WIDMUNG: little_magic
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top