Ghost
56:
Erschöpft stellte ich die letzte Kiste im Wohnzimmer ab und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Obwohl die Sonne schon am Untergehen war, war es noch immer richtig schwül und bei so einem Wetter Umzugskisten zu schleppen, war nicht gerade toll, aber wenigstens hatte ich es jetzt hinter mir.
Mit meinen zweiundzwanzig Jahren war es an der Zeit, dass ich mir endlich mal etwas Eigenes suchte. Meine Mum war zwar anderer Meinung, laut ihr könnte ich auch mein ganzes Leben bei ihr bleiben, aber sie nahm es mir natürluch nicht übel, dass ich auszog.
Nach einiger Zeit war ich auch fündig geworden und jetzt stand ich hier, in meiner neuen Wohnung. Sie war nicht besonders groß, aber auch nicht zu klein und zur Uni brauchte ich nicht lange. Ich war ehrlich gesagt erstaunt gewesen, dass die Wohnung schon seit fast zwei Jahren leer gestanden hatte, aber ich dachte mir nicht viel dabei.
Müde und total ausgelaugt ließ ich mich in meinem Zimmer auf das Bett fallen und schloss die Augen. Zufrieden seufzte ich auf, als ich spürte wie sich meine Muskeln entspannten und auflockerten.
Langsam setzte ich mich wieder auf, um mein Gewand abzustreifen und mich endgültig ins Bett zu werfen, doch als ich meine Augen öffnete, sprang ich vor Schreck zurück, fiel über die Kante des Bettes und knallte unsanft auf den Boden. Schmerzerfüllt stöhnte ich auf, die Augen fest zusammengekniffen. Dann schaute ich wieder auf.
Vor mir, mitten im Zimmer stand ein junger Mann, etwa in meinem Alter und starrte mich ebenso verblüfft an, wie ich zurück schaute.
"Wer zum Teufel bist du?", fragte ich laut und der Junge zuckte zusammen. Ich sah ihn verwirrt an und zog mein T-Shirt schnell gerade, das ich eigentlich gerade ausziehen wollte.
Die Augen des Jungen waren weit aufgerissen und als ich noch eine Augenbraue zur Verdeutlichung meiner Frage hob, schien plötzlich eine Mischung aus Angst, Schreck und Neugier in seinen eisblauen Augen aufzuleuchten. Dann war er plötzlich verschwunden. Wie wenn er sich in nichts aufgelöst hätte.
Was war das? Hatte ich etwa nur halluziniert? Das konnte doch gar nichts anderes sein als Einbildung!
Verwirrt schüttelte ich den Kopf, rieb einmal über meine Augen und beschloss dann, einfach ins Bett zu gehen. Lange aufzubleiben und sich darüber Gedanken machen würde doch auch nichts bringen.
Schnell schlüpfte ich aus meinem T-Shirt und den Jeans und ging noch kurz ins Badezimmer, um meine Zähne zu putzen bevor ich erschöpft ins Bett fiel und mich unter der Decke einrollte.
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Freak begeht Selbstmord?
by TheOnlyMe
Sa, 05|04|2013, 17:39
Hey Leute,
Ich denke ihr habt alle schon davon gehört: in London hat sich ein Junge, Louis Tomlinson, selbst umgebracht.
Ja, ihr habt richtig gehört, Selbstmord. Normalerweise gibt es da nichts so viel Aufruhr, doch angeblich hat Tomlinson sich nicht die Pulsadern aufgeschnitten oder sich aufgehängt, sondern er hat sich sowohl vergiftet, als auch mit einem Draht erwürgt und zuvor mit einem Messer viermal auf sich selbst eingestochen. Die Polizei ging anfangs von Mord aus, es gibt jedoch keine fremden DNA Spuren und deshalb wird dies nun auch ausgeschlossen.
Über Tomlinsons Leben gibt es nicht viele Informationen. Bekannt ist, dass er Student war und in der Blake Street 33 gewohnt hat. Die Wohnung steht seit jenem Zeitpunkt leer und ich würde nie auch nur dran denken, da einzuziehen. Es gibt sogar Gerüchte, dass Tomlinsons Geist herum spuken würde.
Weiters meinen Psychologen, dass der Junge nicht einfach so Selbstmord begehen könnte, dazu müsste es einen Grund geben. Laut Aussagen von Freunden - oder eher eines Freundes, möglicher Hinweis? Einsamkeit? - hatte Tomlinson jedoch nie derartiges Verhalten an den Tag gelegt und es sei ein Schock für alle gewesen.
Was haltet ihr davon? Ein Freak, der einfach nur Aufmerksamkeit wollte, oder steckt was anderes dahinter? Lasst mir doch ein paar Kommentare da!
Bye :) bis bald!
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Geschockt starrte ich auf den Bildschirm meines Laptops. Jetzt wusste ich, warum hier niemand einziehen wollte. Der frühere Besitzer Louis Tomlinson hatte sich umgebracht.
Ich war gerade erst aufgestanden, doch selbst nach einer ruhigen Nacht wollte mir dieser junge Mann nicht mehr aus dem Kopf gehen, deshalb hatte ich mir meinen Laptop geschnappt und einfach bei Google die Adresse eingegeben. Gleich als erstes war der Link zu einem Blog aufgetaucht und eben jenen hatte ich gerade gelesen.
Zögerlich schrieb ich 'Louis Tomlinson' in die Suchleiste und klickte dann auf 'Bilder'.
Meine Augen wurden riesig und ich erstarrte. Auf vielen Bildern schaute mir der junge Mann entgegen, den ich in meinem Zimmer gesehen hatte.
"Ach du Scheiße.", stieß ich hervor und schluckte einmal.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung und ich drehte den Kopf schnell in diese Richtung. Ich atemte tief durch als ich sah, wer es war.
Louis Tomlinson.
Ich schluckte heftig und drehte mich dann ganz zu ihm. Er musterte mich neugierig und ich konnte keine Spur von Bosheit an ihm erkennen. Vielleicht wollte er mir ja auch gar nichts tun.
"Bist du Louis?", fragte ich leise und kam mir so blöd dabei vor. Ich redete mit jemandem, der eigentlich tot sein sollte.
Die Augen des Jungen wurden groß und er sah mich weiter neugierig an.
"Du siehst mich?", fragte eine sanfte, helle Stimme und mir lief ein Schauer über den Rücken. Wie konnte ein Toter nur so eine Stimme haben?
Ich nickte nur und dann breitete sich auf seinem Gesicht ein Lächeln aus. Ich hatte noch nie jemanden so breit lächeln sehen und aus irgendeinem Grund fand ich es süß. Er war unglaublich süß, irgendwie wie ein kleiner, verlassener Hundewelpe, der gerade nach Hause gefunden hatte.
Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, erwiderte ich das Lächeln und setzte mich ein bisschen bequemer hin. Sollte ich ihn einfach fragen, was hier los war oder war das vielleicht unrespektvoll? Immerhin war er doch eigentlich tot, und vielleicht wollte er nicht, dass ich ihn daran erinnerte. Aber ich war einfach zu neugierig, ich musste es wissen.
"Wenn du Louis Tomlinson bist, warum kann ich dich sehen? Ich meine, solltest du nicht eigentlich... ahm... tot sein?", meine Stimme wurde immer leiser und ich verzog das Gesicht über meine dumme Fragestellung. Hörte sich ja echt super an, 'solltest du nicht tot sein'.
Louis wurde blass und zog die Knie zur Brust. Sein Lächeln verschwand und er starrte auf seine verknoteten Hände.
"Ich will nicht darüber reden.", flüsterte er so leise, dass ich ihn fast nicht verstehen konnte. Ich nickte und rutschte zögerlich näher an ihn heran.
Louis schaute auf, wie ein Reh im Scheinwerferlicht und er zuckte zurück, als ich auch nur ansatzweise versuchte, ihn zu berühren. Hatte er schlechte Erfahrungen gemacht, war er geschlagen worden?
Ich streckte langsam meine Hände nach ihm aus, die Handflächen nach oben, so dass er wusste, ich würde ihm nichts tun. Louis saß wie erstarrt da, beobachtete meine Bewegungen misstrauisch, doch zuckte nicht weg. Vorsichtig ließ ich eine Hand auf seinen Unterarm sinken, berührte ihn nur ganz leicht, ohne jeden Druck.
Ich sah zu, wie an den Stellen, wo ich ihn berührte, seine Haut schwach zu glühen anfing. Fasziniert sah ich dem Spektakel zu. Ich war mir nicht sicher, ob ich erstaunt sein sollte, dass ich ihn angreifen konnte - immerhin war er ein 'Geist' - oder ob es normal war, doch dem Blick auf seinem Gesicht zu folge, war er mindestens genau so erstaunt wie ich.
"Du kannst mich angreifen?", fragte er verwirrt. Ich nickte nur und bevor ich es mir versah, warf der junge Mann sich auf mich, umklammerte mich mit seinen Armen.
"Uff", murmelte ich, als ich zurück fiel und auf der Couch zum Liegen kam. Louis krallte sich an mir fest und ich strich ihm beruhigend über den Rücken. Sein Körper zitterte und ich spürte feuchte Tränen an meinem Schlüsselbein. Vorsichtig drückte ich ihn fester an mich und fing an, ihm beruhigende Dinge ins Ohr zu flüstern.
Langsam fing er sich wieder, doch auch nachdem ich mich mit ihm am Schoß wieder aufgesetzt hatte, ließ er mich nicht los. Stattdessen legte er seinen Kopf in meiner Halsbeuge ab und tastete mit seinen Händen meine Arme und Brust ab. Als er merkte, was er gerade tat, wurde er rot und lehnte sich ein kleines Stück zurück.
"Tut mir leid. Ich hab nur seit fast zwei Jahren niemanden mehr kennen gelernt, der mich sehen, und schon gar nicht angreifen konnte.", murmelte er. Ich nickte verstehend und zog ihn wieder enger an mich. Wenn er Körperkontakt brauchte, dann würde ich ihm den gerne geben. (Natürlich rein platonisch!)
Louis ließ sich zufrieden aufseufzend in meine Umarmung fallen und ich drehte mich ein bisschen, um bequemer sitzen zu können. Langsam fielen seine Augen zu und kaum zehn Sekunden später spürte ich regelmäßige, tiefe Atemzüge an meinem Nacken, die mir eine Gänsehaut bescherten. Das beantwortete dann wohl meine Frage, ob Geister schliefen oder nicht.
Vorsichtig strich ich dem Jungen durchs Haar und er kuschelte sich enger an mich, rollte sich auf mir zusammen. Ich musste lächeln, konnte nichts dagegen tun. Er war wirklich süß und so wie er sich eingerollt hatte, wirkte er fast wie ein kleines Kätzchen.
Ich würde auf ihn aufpassen. Gemeinsam würden wir zuerst herausfinden, was los war und dann würde ich ihm helfen, dorthin zu gelangen, wo er hingehörte. (Auch wenn es weh tat, daran zu denken, ihn nicht bei mir zu haben, er hatte es verdient.) (Oh nein! Ich war nicht in ihn verliebt!) (Natürlich nicht, wie kam man überhaupt darauf.)
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"Lou?", rief ich durch die Wohnung, sobald ich nach einer Vorlesung von der Uni zurückkam.
Inzwischen waren fast drei Wochen vergangen und Louis und ich waren gute Freunde geworden. So komisch es sich anhörte, ja, ich war mit einem Geist befreundet. (Er verhielt sich allerdings nicht wirklich wie einer und er hasste es, wenn ich ihn als Geist bezeichnete, deshalb hatte ich das bleiben lassen.)
Ich hatte in letzter Zeit immer wieder nach Erklärungen dafür gesucht, dass Louis noch hier war, doch ausnahmsweise schien das Internet auch einmal nicht klug zu sein. So viel Blödsinn hatte ich schon lange nicht mehr gelesen.
Seufzend schlüpfte ich aus meinen Schuhen und zog meine Jacke aus, um sie auf einen Haken zu hängen. Ich drehte mich um und runzelte die Stirn als Louis nicht da war. Normalerweise versuchte er immer mich zu erschrecken, in dem er sich direkt vor mir materialisierte. (Das war phänomenal, er konnte sich einfach in Luft auflösen, wann immer er wollte - und wieder erscheinen.)
"Louis?"
Schlief er vielleicht? Ich ging durch due Wohnung zu meinem Schlafzimmer und öffnete die Tür und blieb stirnrunzelnd stehen.
Louis stand in der Mitte des Zimmers und schien jemandem zuzuhören.
Vorsichtig machte ich einen Schritt in den Raum und Louis bekam sofort mit, dass ich da war. Noch so eine Geistereigenschaft, er konnte es spüren, wenn ich in der Nähe war.
"Lou?", fragte ich wieder und er sah von mir zu der Stelle, zu der er zuvor geschaut hatte. War da noch jemand in meinem Zimmer?
"Louis, ich kann hier nur dich sehen.", gab ich ihm zu verstehen. Der junge Mann drehte sich nun ganz zu mir um. Er sah erstaunt und verwirrt aus - ich konnte es ihm nicht verübeln.
"Komm her.", meinte er plötzlich und ich ging zu ihm hinüber. Louis legte seine Hand auf meinen Unterarm und vor mir begann sich schemenhaft eine Person vom Hintergrund abzuzeichnen. Ich kniff die Augen leicht zusammen und schaute die Frau mittleren Alters an, die immer deutlicher zu sehen war.
"Was ist denn hier los?", fragte ich Louis leise. Er strich sanft über meinen Arm, beigte sich zu mir und antwortete ebenso ruhig: "Das ist Maya. Sie ist ein Geist, wie ich und sie ist sowas wie die Allwissende. Du weißt schon, sie weiß so ziemlich alles über Geister und ich habe gehofft, sie kann mir erklären, warum ich noch hier bin."
Ich nickte und sah zu der Frau. Sie machte einen netten, aber auch sehr strengen Eindruck. Erstaunt sah sie zu unseren Händen, die sich berührten. Dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
"Ich nehme an, du bist Harry.", sagte sie mit klarer Stimme. Ich nickte wieder und sie lächelte mich kurz an, bevor sie sich an Louis wandte.
"Zu deiner Frage, normalerweise gibt es für jeden Mensch ein vorbestimmtes Datum, an dem er stirbt, das gilt auch für Mord. Machmal gibt es jedoch Menschen, die dazu bestimmt sind, Geister sehen zu können, manchmal auch nur einen und wenn dieser Geist dann seine Ruhe findet, besteht die Chance, dass diese Menschen den Verstand verlieren und versuchen den Tod auszutricksen und jemanden umbringen, obwohl dessen Zeit noch nicht gekommen ist. Da kommst du ins Spiel, Louis. Deine Zeit war noch lange nicht abgelaufen, deshalb bist du jetzt noch da. Jeder Mensch, dessen Zeit noch nicht abgelaufen war, bleibt als Geist zurück und dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder der Geist schafft es mit sich selbst ins Reine zu kommen und ins Reich der Toten überzugehen, oder er findet seinen Seelengefährten und wird durch diesen wieder menschlich.", fasste sie schnell zusammen, doch mir drehte sich der Kopf vor den vielen Informationen.
"Das heißt, ich kann entweder sterben oder wieder ein Mensch werden.", meinte Louis und Maya nickte nur. Louis fuhr sich mit seiner freien Hand über die Augen und seufzte auf.
"Und was ist mit Harry?", fragte er weiter. Ja, das würde ich auch gerne wissen. Warum konnte ich ihn sehen und berühren?
"Er kann dich sehen.", war alles was die Frau dazu sagte und dann lächelte sie mir noch einmal zu bevor sie einen letzten Satz zu Louis sagte und verschwand.
"Wenn du gehen willst, musst du es nur wollen; wenn du bleiben willst, dann musst du es sagen."
Vollkommen überrumpelt ließ sie uns stehen und wir sahen uns verwirrt an. Was hatte sie damit gemeint?
Völlig überfüllt mit den neuen Informationen ließ ich mich auf mein Bett fallen und zog Louis unabsichtlich mit mir mit, da seine Hand noch immer auf meinem Arm lag. Er quiekte erschrocken auf und fiel dann auf mich drauf. Schnell stützte er sich auf beiden Seiten meines Körpers vom Bett ab und murmelte ein "'tschuldigung".
Ich musste auflachen und zog ihn wieder herunter. "Hör auf dich zu entschuldigen, es war meine Schuld und ich hab trotzdem nichts dagegen.", sagte ich bestimmt und Louis hörte auf sich dagegen zu stämmen und fiel ein zweites Mal auf mich drauf.
"Oops, sorry?", kicherte er und ich konnte nicht anders als zu lächeln, er war einfach zu süß.
Eine Zeit lang lagen wir nur schweigend da und ich malte kleine Muster auf Louis' Rücken. Sein Kopf lag auf meiner Brust und ich betete, dass mein Herz nicht gerade einen Marathon hinlegte.
Dann brach ich zögerlich die Stille. "Was ist eigentlich damals passiert? Ich meine, du bist umgebracht worden, richtig?", fragte ich leise, fast so als wäre ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen wollte - und das war ich ja auch nicht.
Louis' Körper spannte sich sofort an undich ruderte zurück. "Du musst es mir natürlich nicht sagen. Tut mir leid, ich wollte... Ich bin-"
"Ist schon okay.", unterbrach mich Louis. Dann schwieg er eine Zeit lang und ich dachte, er hätte die Frage schon wieder verdrängt, als er tief Luft holte und mir in die Augen sah.
"Vor ziemlich genau zwei Jahren bin ich umgebracht worden. Eigentlich war ein ganz normaler Tag, also zumindest dachte ich das. Am Abend wollte ich schlafen gehen, da hat mich auf einmal jemand gepackt und mit diesen dünnen Drähten am T-türstock fest-... festgebunden. Wenn man bei denen zu fest anzieht, dann schneiden sich die ja durch die Haut.", begann er zu erzählen und sein Blick schweifte etwas ab. Beruhigend strich ich weiter über seinen Rücken und er zog seine Mundwinkel kurz dankbar nach oben.
"Er h-hatte ein M-messer und hat damit auf mich einge- ... eingestochen. Ich hab mich nicht wehren können, sobald ich mich bewegt habe, hat der D-draht fester zugezogen. Dann hat er mich ge-gezwungen dieses Zeug zu trinken, ich w-weiß nicht, was es war.", sprach er weiter und ich konnte Tränen in seinen Augen glänzen sehen. Leise flüsterte ich ihm beruhigende Dinge ins Ohr und hielt ihn fest an mich gedrückt - die Wärme schien ihm gut zu tun.
"Alles gut . . . shh . . . ich bin da"
Louis lächelte matt und wisperte ein "Danke", bevor er mir einen Kuss auf die Wange drückte. Dann rollte er sich mehr auf als neben mir zusammen und platzierte seinen Kopf wieder auf meiner Brust. Meinem Herzschlag lauschend driftete er langsam in die Tiefen des Schlafes ab.
Überrumpelt hob ich meine Hand und legte sie auf die Wange. Die Stelle, die er geküsst hatte, fühlte sich warm an, irgendwie kribbelnd. Wunderschön.
Meine Augen weiteten sich in Realisation. Oh Gott, es war tatsächlich passiert. Ich hatte mich verliebt.
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"Was willst du tun?", fragte ich Louis. Wir saßen gerade im Wohnzimmer auf der Couch und wussten nicht genau, was wir machen könnten.
Louis war sofort klar, dass ich wegen den zwei Möglichkeiten, dem Sterben und dem Mensch-Werden fragte und nicht, was er jetzt machen wollte. Er seufzte, rutschte näher zu mir und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Aus irgendeinem Grund tat er das sehr gerne, nicht das ich mich beschweren würde, ich mochte es, wenn er so anhänglich wurde.
"Meinen Seelengefährten finden. Ich kann sowieso nicht sterben.", murmelte er so leise, dass ich ihn fast nicht verstand.
"Was meinst du damit, du kannst nicht sterben?", harkte ich nach.
"Naja, um zu sterben, müsste ich es wollen.", erwiderte er und rollte sich noch kleiner zusammen.
"Und warum willst du das nicht? Ich meine, dann wärst du doch frei, oder nicht?", fragte ich weiter. Es war ja nicht so, als ob ich wollte, dass er ging, aber ich verstand einfach nicht, warum er Sterben nicht einmal in Betracht zog.
"Weil ich es gar nicht wollen kann. Ich will es nicht, weil das bedeutet, dass ich dich alleine lassen müsste und das könnte ich nicht tun. Dazu bist du mir zu sehr ans Herz gewachsen.", nuschelte er hervor und vergrub seinen Kopf in meinem T-Shirt, so dass er mich nicht ansehen musste.
Ein Lächeln kletterte auf mein Gesicht und mein Herz flatterte herum, als hätte es plötzlich Flügel verliehen bekommen. Ich spähte zu ihm nach unten und bemerkte, dass seine Wangen einen leichten Rotton erhalten hatten.
"Brauchst dich nicht verstecken.", murmelte ich ihm zu und wuschelte einmal durch seine Haare. "Ich mag dich auch ziemlich gerne."
Louis schaute herauf und ich sah die unausgesprochene Frage in seinen blauen Augen aufblitzen. Wirklich?
"Ja, wirklich.", beantwortete ich sie.
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Die Zeit schien wie im Flug zu verstreichen. Es war einige Wochen her seit Louis gesagt hatte, er wolle nicht sterben und es war nicht sonderlich viel passiert. Wir hatten viel zusammen gemacht und es gab nichts Schöneres als diese gemeinsame Zeit.
Louis und ich waren uns näher gekommen, ich wusste fast alles über ihn und er über mich. Wenn uns jemand zusammen sehen könnte, dann würde uns derjenige wahrscheinlich eher für ein Paar, als für nur beste Freunde halten, aber das machte mir nichts aus.
Im Gegenteil, ich liebte es, wenn Louis nachts bei mir schlief und fast versuchte in mich hineinzukriechen, so wie er sich an mich kuschelte. Ich liebte es, wenn ich morgens aufwachte und in eisblaue Augen schaute, die mich musterten. Ich liebte es, wenn er ungeduldig wurde und nur darauf wartete, dass ich ihm etwas zu essen machte. (Das war eine coole Sache - Louis konnte etwas essen, wenn er wollte. Er brauchte es aber nicht, doch das hatte ich bis vor kurzem nicht gewusst (Louis hatte echt geglaubt, ich würde ihm sonst nichts mehr zu essen machen) und auch jetzt machte es mir nichts aus in der Früh aufzustehen und Frühstück zu machen.) Ich liebte es, wenn wir am Nachmittag gemeinsam faul herumsaßen oder lagen und nichts taten. Ich liebte es, wenn er mich beim Lernen beobachtete und wenn er auf einfach alles eine Antwort wusste.
Und dann fiel mir auf, was an dieser Sache nicht so ganz stimmte.
Ich hatte mir ja schon seit längerer Zeit eingestanden, dass ich in Louis verliebt war, doch das war etwas anderes. Das war so viel mehr und beste Freunde verhielten sich nicht ganz so . . . so verliebt.
Wie ein schwerer Stein fiel die Erkenntnis auf meine Schultern und ich atmete tief durch.
Ich liebte Louis.
Schnell riss ich meine Gedanken davon los und durchbrach die angenehme Stille zwischen uns.
"Und wie geht es dir mit deiner Suche?"
Louis' Augen öffneten sich und er schaute zu mir auf. Langsam setzte er sich ein bisschen auf und streckte sich ausgiebig. Dann kuschelte er sich wieder an mich, den Kopf auf meine Brust gelegt, meinem Herzschlag lauschend und lächelte leicht.
"Ich glaub, ich hab ihn schon gefunden."
Abrupt setzte ich mich gerade auf. Hatte Louis tatsächlich jemanden gefunden? Seinen Seelenverwandten? Und was sollte jetzt mit mir passieren?
"Du hast ihn gefunden? W-wer ist es?", brachte ich hervor. Ich versuchte zwar aufgeregt zu klingen, aber ich scheiterte kläglich und wahrscheinlich war mein Gesichtsausdruck ziemlich gequält.
Louis sah mich zuerst verständnislos an, dann brach er in lautes Gelächter aus. Verdutzt sah ich zu, wie er sich vor Lachen den Bauch hielt und die Tränen aus den Augenwinkeln wischte.
"Oh Mann, du Vollidiot! Da gibt es niemand anderen, nur dich. Mann, Harry, du bist es!", lachte er und sah mich dann liebevoll an.
"Ich?", war alles was mir dazu einfiel.
Louis nickte nur und wie um es mir zu beweisen, verschränkte er unsere Finger miteinander und hob unsere Hände, so dass ich das leichte Glühen seiner Haut sah. Das musste etwas heißen.
Ich würde ihm helfen, wieder ein Mensch zu werden. Ich würde alles dafür tun!
Bevor ich darüber nachdenken konnte, hatte ich Louis schon in meine Arme gezogen, ihn noch enger an mich gepresst und meinen Kopf auf seinem abgelegt. Ganz sanft, beinahe ehrfurchtsvoll legte ich meine Lippen auf seine Schläfe und lächelte bei dem kribbelnden Gefühl, das in mir aufstieg.
Wie froh ich doch war, dass ich wirklich ausgezogen und nicht doch noch ein Jahr daheim geblieben war, wie meine Mutter einmal vorgeschlagen hatte. Jetzt hatte ich alles, was ich brauchte und noch mehr.
Und das Beste war, dass Louis immer an meiner Seite sein würde.
Egal ob Geist, oder Mensch, ich liebte ihn so sehr. Und jeden Tag mehr.
*****
Hey 😊
Mal wieder ein übernatürlicher / fluffy / bisschen längerer OS - ich hoffe, der hat euch gefallen..
Ich glaube, ich hab irgendwas vergessen, was ich noch sagen wollte, aber ich hab keine Ahnung was es war... haha oops?
WIDMUNG: AnSoKetz
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