Blue
26:
Den Kopf auf die Hände gestützt, lag ich auf einer Wiese und genoss die Sonne, die auf meinen Rücken schien. Ich liebte den Sommer, die Sonne und die frische Luft. Deshalb war ich auch so oft wie möglich draußen, ging spazieren, schwimmen oder lag auf einer Wiese und horchte Musik oder las - wie jetzt auch.
Bücher gehörten schon immer in mein Leben und egal wie oft mir gesagt wurde, dass ich mal etwas Anderes, etwas Normales machen sollte, ich legte sie nicht weg.
Viele Leute meinten, ich würde nur mehr in einer fiktiven Welt leben und meine wenigen, aber dafür guten Freunde vernachlässigen. Ich sah das jedoch nicht so. Meine Freunde wussten, dass ich gerne las und manchmal in meiner eigenen Traumwelt verschwand und sie akzeptierten das. Jeder von uns hatte seine eigenen Probleme und niemand wurde deswegen ausgeschlossen oder gar beleidigt.
Träumerisch sah ich von der Seite des Buches auf und mein Blick wanderte über die Blumen in der Wiese. Es gab sie in allen möglichen Farben und Formen. Manche kannte ich, andere nicht.
Aber sie alle hatten etwas gemeinsam - sie waren wunderschön.
Tief die frische Luft einatmend klappte ich mein Buch zu und schloss die Augen. Die Sonne brannte herunter, doch ich liebte diese Hitze. Auf einmal erschienen blaue Augen vor meinen Lidern und zogen mich in ihren Bann. Eisblau. Ehrlich. Schön.
Sie wirkten so real, dass ich meine Augen aufriss um nach zu sehen, ob da vielleicht jemand vor mir stand.
Nichts.
Ich drückte meine Augen wieder zu, doch sie waren verschwunden und nur mehr eine verblassende Erinnerung blieb zurück. So sehr ich mich auch anstrengte, die Farbe der Augen wieder zu sehen, ich konnte mich nicht erinnern. Es war fast so, als ob jemand mit meinen Gedanken spielen würde und die blaue Farbnuance aus meinem Hirn löschen würde.
Seufzend stand ich auf, nahm mein Buch und ging durch den Park auf den Ausgang zu. Es war schon spät geworden und meine Mutter würde sich schon Sorgen machen, wo ich die letzten drei Stunden geblieben bin.
Mit schweren Schritten ging ich durch das Tor und es war als würde ich abrupt wieder zurück in die Realität gerissen werden. Autolärm und laute Stimmen umgaben mich und ich rümpfte die Nase als der beißende Geruch von Abgasen auf mich traf.
Den Kopf eingezogen eilte ich den Gehsteig entlang und blieb an einer roten Ampel stehen. Ich versuchte all den Lärm und Gestank auszublenden, doch es gelang mir nicht wirklich. Frustriert schloss ich kurz die Augen und öffnete sie dann gleich wieder, als mir etwas Blaues auffiel.
Da, an der Hausecke. Irgendwie schien es so, als ob an der Wand zwei blaue Augen tanzten. Alles um mich herum verstummte und ich starrte die Augen an. Die Zeit schien rund um mich für einen Augenblick stehen zu bleiben.
Eisblau. Ehrlich. Schön.
Ich musste blinzeln und die Augen verschwanden. Das Brummen der Autos prallte auf mich ein und ich seufzte kurz.
Wahrscheinlich waren es nur die Scheinwerfer eines verdammten Autos gewesen.
Die Ampel leuchtete grün auf und ich ging weiter.
Nach etwa fünf Minuten kam ich schließlich zuhause an und läutete an der Tür, weil ich mal wieder den Schlüssel vergessen hatte. Das war nichts neues, ich war einfach zu fasziniert von meiner Traumwelt, als dass ich an etwas so normales wie einen Schlüssel denken konnte.
Die Tür wurde aufgerissen und meine Mutter stand da. Sie schaute mich besorgt an und zog mich schnell ins Haus. "Harry, da bist du ja endlich. Ich hab mir Sorgen gemacht."
"Sorry Mum, ich hab die Zeit übersehen.", sagte ich leise. Ich redete nicht gerne und wenn, nur sehr leise. Keine Ahnung warum, es war einfach so. Vielleicht weil ich grundsätzlich keine lauten Geräusche mochte, vielleicht aber auch weil ich einfach schüchtern war.
Meine Mutter nickte nur. Inzwischen hatte sie aufgegeben zu versuchen, mich mehr unter Leute zu bringen. Sie hatte alzeptiert, dass ich lieber in meiner eigenen Welt herum hing.
"Ich hab was zu Essen gemacht. Magst du was?", fragte meine Mutter, als ich gerade die Treppen hinauf in mein Zimmer gehen wollte. Ich blieb kurz stehen und drehte mich zu meiner Mutter um und schüttelte den Kopf.
"Nein, keinen Hunger."
"Harry, du musst was essen. Du hast seit heute früh nichts mehr gegessen.", erwiderte meine Mutter, doch ich blieb standhaft. Ich hatte wirklich keinen Hunger und wenn ich was essen wollte, konnte ich mir selbst was machen.
Ohne zu antworten, drehte ich wieder um und ging die Treppe nach oben, um in meinem Zimmer zu verschwinden. Dort zog ich mich bis auf die Boxer aus, warf mich aufs Bett und war kurz später schon tief eingeschlafen.
~~~~~
Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Ich wusste, ich hatte etwas geträumt, doch ich konnte mich nicht erinnern was. Alles was mich verfolgte, war ein paar eisblauer Augen.
Den Vormittag saß ich wie sonst auch immer in der Schule und versuchte mich auf die einzelnen Fächer zu konzentrieren, was mir mehr oder weniger gut gelang. Danach, als mich die Glocke endlich von meinem Leiden erlöste, ging ich wieder Richtung Park. Ich brauchte wieder ein bisschen Ruhe, wollte in meine eigene Welt entfliehen.
Als ich an der Wiese ankam, schlenderte ich zu meinem üblichen Platz und ließ mich zufrieden aufseufzend ins Gras fallen. Gerade als ich ein Buch aus meinem Rucksack hervor holen wollte, wurde ich von einem Räuspern unterbrochen. Mein Kopf schnellte nach oben und ich sah blau.
Eisblau. Ehrlich. Schön.
Dieses Augenpaar, das mich die ganze Zeit verfolgte, blickte auf mich herab und erst nach einer Weile konnte ich meinen Blick von ihnen abwenden und auf den jungen Mann fokussieren, der vor mir stand.
Er war nicht allzu groß, wahrscheinlich etwas kleiner als ich und hatte braune Haare, die ihm vorne leicht ins Gesicht fielen.
Er lächelte mich an und begann zu sprechen: "Hey, ich bin Louis. Ich bin neu hier, gerade erst her gezogen. Wie heißt du?"
Louis.
Ich hatte noch nie in meinem Leben jemand Schöneren gesehen.
"Ha-harry", stotterte ich leise hervor. Ich war es nicht gewohnt, dass jemand Fremdes mit mir sprach und schon gar nicht jemand, der so aussah wie Louis. Wunderschön traf es nicht mal ansatzweise.
"Harry, schöner Name.", grinste Louis und ließ sich neben mich ins Gras sinken. "Was machst du hier?", fragte er und schaute mich ehrlich interessiert an.
"In meine eigene Welt entfliehen."
Mist, das wollte ich eigentlich nicht sagen. Jetzt würde er mich für verrückt halten. Aber wenn ich in seine Augen schaute, konnte ich einfach nicht ordentlich nachdenken.
Louis lächelte weiter und meinte nur: "Das kenn ich, mach ich auch manchmal. Meinst du, du könntest mir vielleicht die Stadt ein bisschen zeigen?"
Überrumpelt nickte ich und legte das Buch zurück in meinen Rucksack. "Klar,... aber w-warum ich?", fragte ich verwirrt. Ich konnte nicht verstehen, warum jemand wie Louis etwas mit mir machen wollte.
"Weil ich dich echt nett finde und ich glaube, dass wir gut miteinander auskommen werden.", erwiderte der Blauäugige grinsend.
Gemeinsam standen wir auf und ich führte in quer durch die Stadt, zeigte ihm das Wichtigste und erzählte ein bisschen was über mich.
Alles in allem war es wahrscheinlich der spannendste Nachmittag seit langem für mich und ich liebte ihn. Zeit mit Louis zu verbringen, war wie im Paradies zu stehen und alles Glück auf der Welt zu haben.
Als ich nach Hause kam, musste ich mal wieder läuten, da ich meinen Schlüssel vergessen hatte. Meine Mutter öffnete die Tür und ließ mich hinein.
Lächelnd ging ich an ihr vorbei, überlegte es mir dann noch einmal anders, drehte mich zu ihr um und tat dann etwas, das ich sonst so gut wie nie machte. Ich begann zu reden.
"Mum, ich muss dir was sagen." Erstaunt sah sie mich an, lächelte breit und zog mich mit sich auf die Couch. "Was ist los?", fragte sie aufgeregt. Ich fühlte mich fast schlecht, dass ich sie manchmal so vernachlässigte und nahm mir vor, besser mit ihr umzugehen.
"Ich hab heute jemanden kennen gelernt.", begann ich mit meiner Geschichte und starrte lächelnd auf die aneinander gereihten Ziffern auf meinem Arm.
Daneben war ein Smiley hingemalt und ein Satz geschrieben:
Ruf mich auf jeden Fall an! Lou xx
*****
Hey :) ich bins mal wieder.. 😘
Was haltet ihr vom neuen OS?
WIDMUNG: fantasyending
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