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"Das sieht echt wahnsinnig toll aus.", sagte Harry und ich schaute ihn lächelnd an.

"Danke, aber ich denke, dieses Outfit würde jemand anderem sicher besser passen.", erwiderte ich und strich eine Falte in meinem Pullover glatt. Der brombeerfarbene Sweater war mir etwas zu groß und endete knapp über der Mitte meiner Oberschenkel. Ich liebte das Gefühl von weichem Stoff beinahe verschluckt zu werden.

"Denke ich nicht. Ich finde, du siehst echt wunderschön aus.", sagte Harry und lächelte mich an. Ich sah, dass seine Wangen leicht rosa waren, doch das war wahrscheinlich nur das Ergebnis der Kälte draußen. Es konnte nicht wegen mir sein - ich war doch nur durchschnittlich. Nichts besonderes.

"Danke", lächelte ich ihn an und er erwiderte das Lächeln. Ich griff nach meinem Handy, das auf der Kommode lag und steckte es in die Hosentasche meiner schwarzen, engen Jeans.

"Ich bin fertig. Wir können los!", sagte ich und ging an Harry vorbei aus dem Zimmer.

Schnell hüpfte ich die Treppen hinunter und eilte fröhlich zur Tür. Harry und ich hatten beschlossen uns heute mal wieder mit alten Freunden zu treffen. Niall, Liam, Zayn und wir waren schon immer beste Freunde gewesen. Und daran hatte sich auch nichts geändert, nicht einmal nachdem Harry und ich beschlossen hatten zusammen zu ziehen. Unser Haus lag etwa eine halbe Stunde von den anderen weg, daher waren die Besuche seltener geworden, doch um nichts in der Welt wollten wir sie missen.

Glücklicherweise hatte ich meinen Führerschein schon und so mussten wir nicht, wie vor einem halben Jahr noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Das war nicht immer eine positive Erfahrung gewesen und ich war froh, die Busse hinter mir zu lassen.

"Darf ich fahren?", quengelte Harry. Ich grinste und schüttelte den Kopf. Seit etwa einem Monat hatte Harry sich in den Kopf gesetzt Auto fahren zu lernen, dabei hatte er sich noch nicht einmal bei einer Fahrschule angemeldet.

"Nein, darfst du nicht.", antwortete ich und lächelte über die verkreuzten Arme vor der Brust, die Schmolllippe und die Hundeaugen. Das half nichts. (Naja, normalerweise vielleicht schon, aber auf keinen Fall, wenn sein Leben auf dem Spiel stehen könnte.)

Grinsend wuschelte ich ihm durch die Locken - etwas, das er hasste. Aus irgendeinem Grund zog er seinen Kopf jedoch nicht weg, sondern lehnte sich sogar noch in meine Berührung. Lächelnd strich ich ihm ein paar Locken aus der Stirn und ging dann - innerlich aufseufzend, da ich den Körperkintakt schon wieder brechen musste - zum Auto.

Sobald wir los fuhren, schaltete ich das Radio ein und lächelte als ich das Lied erkannte.

Just a little bit of your heart
Just a little bit of your heart
Just a little bit of your heart is all I want
Just a little bit of your heart
Just a little bit of your heart
Just a little bit is all I'm asking for.

Ich wusste, dass Harry das Lied nicht sonderlich mochte, doch ich hatte keine Ahnung warum. Ariana Grande sang doch so wunderschön! Aber so wie ich ihn kannte hatte er einen guten Grund, auch wenn er mir den nicht sagen wollte.

Schnell schaute ich zu ihm und bemerkte, dass er zwar nicht begeistert aussah, aber er sagte nichts. Ich runzelte verwirrt die Stirn. Als Harry und Niall einmal Musik gehört hatten und dieses Lied gespielt wurde, hatte er den Iren angefahren, sofort umzuschalten.

"Wir können auch was anderes horchen.", sagte ich leise und Harrys Kopf drehte sich schnell in meine Richtung. Er schüttelte leicht den Kopf und lächelte.

"Ist schon okay. Wirklich.", murmelte er und lehnte sich bequem im Sitz zurück, der Musik lauschend. Ich sah wieder auf die Straße und versuchte mich komplett auf den Verkehr zu konzentrieren, doch ein kleiner Teil meiner Gedanken war zu abgelenkt, um an etwas anderes zu denken als Harry.

Warum tat er das?

Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Warum tat er das nur? Warum horchte er sich das Lied freiwillig an, wenn er es doch anscheinend nicht mochte?

Wenn es doch nur wegen mir wäre, schoss es mir durch den Kopf, doch ich schüttelte den Gedanken schnell wieder ab. Ich war doch nur durchschnittlich - er konnte jeden haben, den er wollte. Er war einfac wunderschön. Seufzend schüttelte ich den Kopf, wie um die Gedanken weg zu schleudern.

"Warum tust du das?", fragte ich nun doch nach. Ich war einfach zu neugierig. Aber wer konnte mir das verübeln?

Harry atmete tief durch und ich runzelte die Stirn. Wa war den so schwer, dass er es mir fast nicht sagen konnte?

"Weil ich dich echt sehr gerne mag, Lou.", antwortete er leise und sah mich dabei ernst an.

"Ahm ja, ich mag dich doch auch Harry. Das ist ja jetzt nichts neues.", erwiderte ich verwirrt und warf ihm ein kleines Lächeln zu. Ich wusste nicht wirklich, was er eigentlich hatte, denn normalerweise war er nie so. Innerlich mit den Schultern zuckend - er würde schon einen Grund haben - konzentrierte ich mich wieder auf die Straße und bog an einer Ampel ab.

"Weil es mich an dich erinnert.", glaubte ich ihn flüstern gehört zu haben, aber das war ziemlich sicher nur meine Einbildung - warum sollte er das auch sagen. Ich war doch nur absolut durchschnittlich.

Nach etwa einer halben Stunde parkte ich dann endlich das Auto vor der WG unserer Freunde. Schnell stiegen wir aus und liefen zur Tür. Sobald wir klingelten, hörte ich jemand auf der anderen Seite der Tür herum schreien und laute Schritte kamen näher. Dann wurde die Haustür aufgerissen und ein breit grinsender Niall stand vor uns.

"Hey", schrie er uns förmlich ins Gesicht und zog uns beide in eine kräftige Umarmung, so dass ich gegen Harry gepresst wurde. Wäre ich nicht fast erdrückt worden, hätte ich das wohl peinlich gefunden, doch jetzt musste ich mich auf was anderes konzentrieren, deshalb war es mir egal. (Oder das redete ich mir zumindest ein.)

"Ni-all . . . Luft!", stieß ich hervor. Er lachte und lockerte die Umarmung. Ich atmete tief durch und auch Harry war sichtlich erleichtert endlich wieder normal Luft holen zu können.

"Na los, kommt schon rein! Wir wollen den Film endlich schauen.", scheuchte uns Niall durch die Tür ins Warme. Harry lächelte mich an und deutete mir mit einer kleinen Handbewegung an, dass ich vorgehen sollte, also zog ich rasch meine Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer, wo Liam und Zayn schon auf der Couch saßen. Sie begrüßten uns und Harry ließ sich seufzend auf das Sofa fallen. Gerade als ich mich neben Liam setzen wollte, rannte Niall an mir vorbei und schmiss sich so auf den Platz, dass ich nicht mehr hinpasste. Verwirrt sah ich ihn an, setzte mich dann aber neben Harry und zog die Füße bequem an.

"Alle fertig?", fragte Zayn und Niall riss ihm ungeduldig die Fernbedienung aus der Hand. Dann drückte er auf Play und der Film begann zu spielen. Dunkle Musik erklang und es rauschte komisch.

"Was ist das für ein Film?", fragte ich stirnrunzelnd. Wir wollten uns doch eigentlich irgendso eine Komödie anschauen.

Als ich keine Antwort bekam, machte ich mir wirklich Sorgen. Wehe, das war ein Horrorfilm - alle wussten, wie sehr mir diese Filme Angst machten und ich hatte sie gebeten, keine zu schauen.

Kaum fünf Minuten in den Film hinein wusste ich, dass es definitiv ein Horrorfilm war und ich zog eine Decke über meinen Körper. Ich wollte da nicht sehen!

Schluckend spähte ich über den Rand der Decke und wünschte mir im selben Moment einfach nicht hingeschaut zu haben. Auf dem Bildschirm schlich gerade ein junges Mädchen durch einen dunklen Raum und es war total still und schwarz. Dann, auf einmal, ein lautes, schrilles Geräusch, jemand sprang hinter einem Kasten hervor. Ich zuckte zusammen und biss mir auf die Unterlippe. Ich wollte nicht schreien. Tränen stiegen mit in die Augen. Ich wollte das nicht sehen, wollte nicht wissen, was jetzt geschah.

Auf einmal legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich zuckte zusammen und sprang schreiend weg. Jetzt war es um mich geschehen und die Tränen liefen nur so meine Wangen hinunter. Schluchzend kauerte ich mich zusammen und versuchte an etwa anderes zu denken, doch es half nichts.

Jemand stoppte den Film und machte das Licht in dem Zimmer an, doch auch das bekam ich nicht wirklich mit. Ich war zu sehr damit beschäftigt, nicht zusammen zu brechen.

"Louis!", drang schließlich eine sanfte, besorgte Stimme zu mir durch.

Harry. Seine Stimme erkannte ich unter tausenden.

Mit tränenverschwommenen Augen sah ich zu ihm auf und ich konnte den Schock in seinen Zügen erkennen, als er mich so da sitzen sah. Er kniete sich zu mir und streckte vorsichtig seine Hand nach mir aus.

"Lou", wiederholte er meinen Namen. Ich wusste, er wollte mich beruhigen, mir zeigen, dass nur er hier war, dass er mir nichts tun würde.

Als könnte er mich vor den Mördern beschützen, die ich hinter jeder Ecke vermutete, krallte ich mich an ihm fest und vergrub meinen Kopf an seiner Brust. Ich wusste nicht einmal, warum ich so extrem auf diesen Film und die Berührung, die ja wahrscheinlich nur von Harry gewesen war, reagiert hatte, doch aus irgendeinem Grund hatte es mich total aus der Bahn gerissen.

Beruhigend strich mir Harry über den Rücken und flüsterte mir leise schöne Worte ins Ohr. Langsam atmete ich tief durch und entspannte mich ein bisschen. Harry war hier und er würde auf mich aufpassen.

Sanft wiegte er mich ein bisschen hin und her und summte dabei leise die Melodie meines Lieblingslieds. Er drückte mich fest an sich und ich ließ immer lockerer, denn hier fühlte ich mich sicher. Hier wurde ich beschützt. Leise begann er die Wörter des Liedes in mein Ohr zu murmeln.

"I'll still be a fool.
I'm a fool for you.

Just a little bit of your heart
Just a little bit of your heart
Just a little bit of your heart is all I want
Just a little bit of your heart
Just a little bit of your heart
Just a little bit is all I'm asking for.", sang er leise und ich lauschte der Stimme. Meine Schluchzer verstummten und ich wischte mir die letzten Tränen aus den Augenwinkeln.

"Danke", wisperte ich.

Er hielt mich einfach weiter fest und ließ mich nicht los. Dafür war ich ihm mehr als nur dankbar - ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn er mich alleine lassen würde.

Ich liebte ihn. Das wurde mir in diesem Moment klar. Ich konnte einfach nicht ohne ihn und ich wollte nie heraus finden wie es war, ohne ihn sein zu müssen. Ich liebte ihn. Mit meinem ganzen Sein. Er war mein Anker, mein Beschützer, mein Ein und Alles.

Ich löste mich aus seiner Umarmung und sah zu ihm auf, um ihm noch einmal zu danken, doch ich erstarrte als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Erstaunt, geschockt, ungläubig.

"Was?"

Harry lachte ungläubig auf und dann breitete sich langsam ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus.

"Ich liebe dich auch.", sagte er und ich schaute ihn zuerst verwirrt an, doch dann begriff ich, dass ich wohl so in Gedanken war, dass ich sie unabsichtlich laut ausgesprochen hatte.

"D-du was?", fragte ich nach.

Harry lachte und wiederholte seine Worte.

"Ich liebe dich, Lou."

"Aber . . . Warum mich? Ich bin doch nur durchschnittlich. Ich meine, schau dich mal an und dann mich.", sagte ich total ungläubig. Meinte er das wirklich ernst?

Harry runzelte die Stirn und begann dann wieder zu sprechen.

"Lou, du bist wirklich alles andere als durchschnittlich! Du bist wunderschön und ich liebe deinen Charakter. Wenn du lachst, dann wird die ganze Welt heller, weil du so strahlst und wenn du dich über etwas freust, dann funkeln deine Augen so schön, schöner als alle Diamanten auf der ganzen Welt."

"Lou, ich liebe dich."

*****

Hi 💚

Endlich meld ich mich auch mal wieder.. TUT MIR SOO LEID!!!

Wie waren eure Weihnachtsferien so? Den Schulstart gut überstanden?

Ich hab eindeutig zuviel Ariana Grande gehört (oder wahrscheinlich einfach zu viel A Little Bit Of Your Heart..)

Danke @psycho_larreh für deine Hilfe!!! <3

Irgendwie hab ich so das Gefühl, die Schule nimmt mir die Lust am Schreiben - in den Ferien hab ich soo gern geschrieben, aber jetzt.. :/ (also ich schreib natürlich schon noch gerne, aber wenn ich von der Schule nach Hause komme, dann will ich nichts mehr schreiben..)

WIDMUNG: psycho_larreh

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