Epilog

Mrs. Richmond hatte man in eine Psychiatrie eingewiesen. Dort war sie vermutlich auch besser aufgehoben, als in einem Gefängnis. Bei allem, was sie uns angetan hatte, hatte ich trotzdem auch Mitleid mit ihr. Die war auch nur ein Opfer von denkbar unglücklichen Umständen. 

Bei Lou kullerte eine einzelne Träne. Auch Tom, der neben ihm stand und einen Arm um ihn gelegte hatte, konnte ihn nicht trösten. Lou sah aus wie ein verlassener Hundewelpe, der sich hier am Flughafen verlaufen hatte.

"Ich werde dich vermissen" nuschelte er in mein Ohr, als ich ihn zum Abschied umarmte.

"Lou, nun sei nicht so dramatisch!", mahnte ich ihn. "Wir werden uns doch wiedersehen!"
Er schluchzte.

"Aber bis dahin sind es noch Ewigkeiten. Weißt du eigentlich, wie lange zwei Monate sind?"

Ich streichelte ihm über die Wange und wischte eine Träne weg. Es brach mir das Herz ihn so zu sehen. Lou war innerhalb eines Jahres zu einer der wichtigsten Person in meinem Leben geworden. 

"Es sind doch nur die Sommerferien", erinnerte ich ihn aufmunternd. 

Nachdem mein Vater erfahren hatte, dass seine Liebste sogar Zwillinge erwartete, hatte er meiner Mutter erklärt, dass er nun doch nicht genug Zeit haben würde, um sich um mich zu kümmern. Und so hatten sie mich zähneknirschend in Lantry gelassen.

"Ich werde dich vermissen", sagte ich Lou und sah ihm dabei in die Augen. "Ich schicke dir eine Postkarte aus Vancouver und aus New York! Und wir schreiben doch eh jeden Tag."
Er nickte tapfer.

"Ich schreibe dir auch aus Bournemouth", sagte er und drückte mich noch einmal fester.

"Millie, wir müssen jetzt wirklich zum Security Check", erinnerte mich George, der die nächsten zwei Wochen mit mir in Vancouver verbringen würde.

Ich sah auf die Uhr. Er hatte Recht. Wir waren wirklich spät dran.

Ich gab Lou einen Kuss auf die Wange und umarmte Tom zu Abschied.

"Macht euch einen schönen Sommer! Und im nächsten Schuljahr sehen wir uns wieder!"

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