Kapitel 3
Saphiras Sicht:
Seine tiefe, raue, grässliche Stimme hallte sich in meinem Kopf ab, während seine Worte mich immer mehr zerstörten und erniedrigten.
,,Schulden oder Tochter? Also diese Frage konnten deine Eltern leicht beantworten. Knappe fünf Tausend Euro noch drauf und deine Eltern waren glücklich, vor allem weil sie dich endlich los waren''
Auch wenn dieses Geschehen vor knapp acht Jahren statt gefunden hatte, litt alles in mir immer noch darunter, denn er hatte Recht.
Ich war meinen Eltern nicht wichtig gewesen, zumindest nicht so wichtig, dass sie lieber die Schulden in Kauf genommen hätten um mich bei sich zu behalten.
Mein Blick fiel auf die kleine Wanduhr in unserem Bad und wie paralysiert beobachtete ich den großen Zeiger, der mir zeigte, dass die Zeit nicht stehen geblieben war und ich wirklich noch am leben war, auch wenn es sich nicht so anfühlte.
Nein gerade fühlte ich mich mehr als tot, gefangen in den Erinnerungen.
,,Findest du nicht, dass du mir etwas mehr Dank erweisen könntest, immerhin hab ich dich aus dem Albtraum namens Eltern gerettet''
Und in einen viel schlimmeren Albtraum gesteckt.
Trotz dass wir mitten in der Nacht hatten, ich bis vor einer halben Stunde noch geschlafen hatte, bis genau dieser Albtraum, der sich trotz dass ich wach war, immer noch in mir abspielte, mich schreiend aus dem Schlaf geholt hatte, fühlte ich mich hell wach und doch so schwach.
Wie mechanisch griff ich bei seinen nächsten Worten in den kleinen Wandschrank, nahm die versteckte Nagelschere meiner Mitbewohnerin in die Hand und sah auf mein Handgelenk.
Ich spürte wie das Blut hektisch durch meine Hautschlagader gepumpt wurde, mein Herz stockend schlug und trotzdem setzte ich die Schere an, in der Hoffnung somit den Albtraum zu unterbrechen.
,,Auf die Knie mit dir''
Wie von alleine zuckte ich auf, spürte den eiskalten Schauer auf meinen Rücken und mental seinen Fuß in meinen Kniekehlen, so dass ich wie damals auf die Knie fiel.
Meine Hand zitterte während ich zum ersten Schnitt ansetzte, auf den immer mehr folgten.
Das Blut lief langsam meinen Unterarm entlang, kleine Tropfen fielen auf die Fliesen unter mir und trotz dass ich den Schmerz fühlte, war der der Vergangenheit größer, als ich das Öffnen seines Gürtels hörte und kurz darauf sein Gürtel mit einem Mal meinen Rücken traf.
Je mehr Schläge auf meinen Rücken trafen, desto mehr Schnitte zierten meinen Unterarm, der dieses Prozedere schon gewohnt war.
Mein Herz hingegen war um einiges schwächer als früher und so spürte ich auch relativ schnell wie es immer schwächer und langsamer wurde.
,,Jetzt sieh dir an was du getan hast. Dein armes T-Shirt. Blutgetränkt. Ich glaube, du musst noch einiges lernen Kleine, aber zu aller erst lernst du unseren Hund Luzifer kennen. Und glaub mir, er ist wirklich der Teufel''
Und er hatte damals nicht gelogen.
Luzifer, ein blutrünstiger Kampfhund, hatte mich die Jahre über gerne als Knochen benutzt und erst als er mir einmal so tief ins Bein gebissen hatte, dass er die Arterie getroffen hatte, wurde er vom Tierarzt eingeschläfert, doch trotzdem hatte er mir ein eindeutiges Andenken hinterlassen.
Mein Blick fiel wie von alleine auf meinen rechten Oberschenkel, wo man selbst nach drei Jahren immer noch die Narbe in Form seines Gebisses sah.
Allein wegen ihm hatte ich Angst vor Hunden, panische Angst, so dass ich jedes mal in eine Art Trance fiel wenn ich einen Hund sah, egal ob er Luzifer ähnlich sah oder nicht.
Meinen Blick richtete ich zitternd wieder auf meinen Unterarm und kurz darauf versuchte ich mit aller Kraft auf zu stehen.
Ein Aufzucken als das eiskalte Wasser auf meinen Unterarm traf konnte ich nicht und benommen sah ich dabei zu wie das Wasser mein Blut verdünnte und in den Abfluss floss. Schnell schnappte ich mir etwas Klopapier, wickelte es mechanisch um meinen Unterarm ehe ich alle Blutspuren beseitigte und dann mit zittrigen Beinen ins Zimmer wieder lief, sein Lachen trotz allem in meinem Kopf hörend.
Erschöpft ließ ich mich auf meinem Bett nieder und war auch in binnen Sekunden wieder eingeschlafen, nur um dann den Albtraum fort zu setzen.
Müde saß ich drei Stunden später im Essensraum dieser Psychiatrie, biss lustlos an meinem Brötchen rum und versuchte dabei Maries Beschwerden zu ignorieren, die sich wie jeden Tag darüber aufgeregte, dass ich sie mal wieder geweckt hatte.
,,Marie was gibt es diesmal zu meckern?'' Frau Schefers, die Leiterin dieser Psychiatrie, stellte sich an unseren Tisch und sah leicht amüsiert Marie an, von der man schon gewohnt war, dass sie immer was zu meckern hatte.
,,Saphira ist mal wieder schreiend aufgewacht und das nicht nur einmal. Ich halte es mit diesem Mädchen nicht mehr in einem Zimmer aus. Sie ist schlimmer als Holly und die war schon echt krank''
Holly war ein vierzehn Jähriges Mädchen gewesen, die unter Depressionen gelitten hatte und die bis letztes Jahr Maries Mitbewohnerin gewesen war, bis sie sich mit einem Bademantelgürtel in ihrem Zimmer erhängt hatte.
,,Marie hör auf so über andere zu reden. Du weißt dass ich solches Verhalten nicht dulde''
,,Ach und das Saphira sich mitten in der Nacht ritzt erlauben sie oder was?''
Meine Augen weiteten sich unwillkürlich und wütend starrte ich Marie an, die mich schadenfroh angrinste.
Sie wusste genau, was dass jetzt für Konsequenzen für mich hatte.
Zusätzliche Stunde bei Herrn Collister.
,,Stimmt das Saphira?'' Frau Schefers brauchte ich erst gar keine Antwort geben, da rief sie schon Herrn Collister an und bat ihn sofort in ihr Büro zu kommen, sobald er da war.
,,Kommst du bitte mit Saphira?'' widerwillig stand ich auf, warf kurz einen Blick zu Marie ehe ich mich an Frau Schefers wendete.
,,Vielleicht sollten sie bei Gelegenheit mal Maries Jackentaschen überprüfen''
Aus Beobachtungen wusste ich nämlich, dass Marie, die unter Magersucht litt, immer die Hälfte ihres Essens in den Jackentaschen verschwinden ließ und dementsprechend sollte sich ihre Therapeutin nicht über ihre Fortschritte freuen.
Erwähnte warf mir natürlich gleich Killerblicke zu, doch ohne diese wahr zu nehmen folgte ich Frau Schefers in ihr Büro.
Schweigend setzte ich mich auf den Stuhl und ignorierte dann Frau Schefers, die versuchte heraus zu finden, was ich geträumt hatte und wieso ich mich geritzt habe.
,,Ich werde ihnen nichts erzählen, Frau Schefers''
Höchstens würde ich Herrn Collister etwas erzählen, denn dieser war mir eindeutig lieber als Frau Schefers.
Sie war zwar auch Therapeutin, doch merkte man bei ihr noch mehr, dass sie sich nur mit solchen Kindern wie mir beschäftigte, weil es ihr Job war und nicht weil sie uns wirklich helfen wollte.
Gott sei Dank klopfte es zwei Minuten später an der Tür und Herrn Collister trat ein. Sein Blick fiel natürlich direkt auf mich und kurz seufzte er auf ehe er mich angrinste.
,,Was hast du wieder angestellt Saphira?''
,,Sie brauchen ja nicht gleich so höflich sein'' erwiderte ich nur, ließ ihn kurz lachen ehe er auf mich zu lief und sich neben mich auf den Stuhl setzte.
,,Ihre Patientin Saphira Torres hat sich mitten in der Nacht geritzt, Herr Collister. Anscheinend auf Grund eines Albtraums''
Und an so einer Aussage wurde mir mal wieder klar, was für eine miese Heuchlerin Frau Schefers war im Gegensatz zu Herrn Collister.
Dieser verdrehte wegen Frau Schefers wahrscheinlich kurz die Augen, ehe er mich besorgt ansah.
,,Stimmt das Saphira?'' fast schon eingeschüchtert wendete ich den Blick auf meine Hände und zuckte dann unschlüssig mit den Schultern.
Herrn Collister hörte ich leise ausatmen während er aufstand und mir dabei andeutete auch auf zu stehen.
,,Ich werde mit Saphira reden Frau Schefers. Ich bin mir sicher, dass es nicht noch mal vorkommen wird''
Dann sollte er sich aber lieber nicht so sicher sein.
Herr Collister führte mich schließlich auf mein Zimmer, wo er mich bat, mich auf mein Bett zu setzen was ich nach einem kurzen Zögern auch tat.
Kurz verschwand er aus dem Raum, nur um dann mit einem kleinen erste Hilfe Koffer wieder zu kommen.
Widerwillig zog ich schließlich meinen Ärmel hoch und zeigte tief ein und ausatmend Herrn Collister die Schnitte. Dieser zog gleich die Luft ein und fuhr sich schwer durch die Haare.
,,Saphira wieso?'' seine Stimme klang alles andere als stark und fast schon selber von mir enttäuscht zuckte ich mit den Schultern.
,,Ich konnte nicht anders'' flüsterte ich schließlich leise und ließ meinen Therapeuten nur schwer ausatmen.
,,Du kannst immer anders Saphira. Glaub mir, dass hier ist keine Lösung''
,,Es ging nicht anders. Der Albtraum-er ist nicht weg gegangen. Ich musste diese Erinnerung irgendwie unterbrechen'' Herr Collister sah mich kurz an, ehe er anfing die Schnitte zu desinfizieren.
,,Saphira, wenn du das nächste Mal einen Albtraum hast, dann ruf mich an okay? Aber tu bitte nicht das. Das bringt nichts''
Während er noch einen sauberen Verband um meinen Unterarm wickelte, nickte ich leicht, doch tief in mir wusste ich, dass ich ihn nie anrufen würde.
Nein, dass würde nur zeigen wie schwach ich doch in Wahrheit war und dass war es doch, was ich versuchte zu verhindern.
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Hey:)
1. Wer hat heute alles Schule gehabt? Ich nicht wegen mündlichem Abitur:D
2. In welche Klasse geht hier? Bis wann geht euer längster Schultag(also Uhrzeit)?
3. Was sagt ihr bis jetzt zu dem Buch?
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen:)
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