Kapitel 22

Saphiras Sicht:


,,Ich bin Vito und wer bist du?'' fragend sah Vito Marie an, die sich grinsend durch die Haare fuhr und dann kurz zu mir sah. 

,,Ich bin Marie, Saphiras so gesagte beste Freundin'' 

Bitte? Was hab ich verpasst? 

 ,,Echt? Saphira hat noch gar nichts von dir erzählt'' 

Weil es ja auch nichts zu erzählen gibt. Ich weiß ja nicht mal wann sie Geburtstag hat. 

,,Ja Saphira ist nicht so die Gesprächigste'' 

Tut mir leid, dass ich nicht meine Vergangenheit in die Welt hinaus schreie. 

,,Ja das hab ich auch schon gemerkt'' grinsend sah Vito zu mir und ließ mich nur kritisch die Augenbrauen zusammen ziehen. 

Sollte ich das jetzt persönlich nehmen? 

 ,,Hast du Lust mit mir raus zu gehen? Es gibt-'' bevor ich selber wusste, was ich tat unterbrach ich Marie, die mir aus irgendeinem Grund gerade ziemlich unsympathisch wurde. 

,,Marie hast du nicht gleich diesen Arzttermin, wo du dich wiegen lassen musst?'' fast schon genervt sah ich sie an und ließ sie nur auf schnauben. 

,,Saphira musst du nicht gleich deine antidepressiver nehmen damit du dich nicht schon wieder ritzt'' zickig sah sie mich an und ließ mich nur mit großen Augen sie ansehen. 

,,Hau einfach ab okay'' wütend sah ich sie an, bemerkte aus dem Augenwinkel wie Vito mich überrascht ansah und Gott sei Dank erhob sich Marie endlich und lief Richtung Tür. 

,,Du tust mir echt leid Vito. Mit so einer würde ich nicht mal zehn Minuten aushalten'' Mit einem abschätzigen Blick in meine Richtung und einem dramatischen Abgang ließ Marie die Tür hinter sich zu fallen und ließ mich gleich erleichtert aus atmen. 

,,Das meinte sie also mit so gesagt'' Vitos belustigte Stimme ließ mich nur die Augen rollen und mich dann auf mein Bett setzen. 

,,Was machst du überhaupt hier Vito?'' 

 ,,Na dich besuchen'' grinsend sah er mich an und setzte sich dann einfach neben mich. 

,,Ich hab dir doch erst gestern noch gesagt, dass ich nicht will, dass du mich hier besuchen kommst'' 

 ,,Und ich hab dir gesagt, dass ich mich davon nicht aufhalten lassen werde, also Juwel. Was machen wir jetzt?'' 

Das war doch jetzt nicht sein ernst? 


Wie ich dann erfahren durfte meinte er es wirklich ernst und egal was ich sagte, Vito blieb und machte keine Anstalten die nächsten Minuten zu verschwinden. 

Nein ehrlich gesagt machte er genau das Gegenteil, denn anstatt seinen Rucksack zu schnappen und zu gehen, zog er seine Jacke und seine Schuhe aus und legte sich dann einfach in mein Bett. 

Fassungslos betrachtete ich ihn einen Moment, verdrehte dann leicht die Augen und wollte dann auf stehen, doch umfasste Vito im selben Moment mein Handgelenk und zog mich mit Schwung zurück, so dass ich unkontrolliert halb auf ihm landete. 

Überrascht stützte ich mich auf seiner Brust ab und sah dann hoch in sein grinsendes Gesicht. 

,,Ich wollte eigentlich nur das du neben mir sitzen bleibst, aber das gefällt mir eindeutig besser'' Mit großen Augen sah ich ihn nur an und bemerkte neben bei wie sich seine Arme um meinen Rücken legten und mich enger an ihn drückten. 

,,Entspann dich Juwel. Ich bin es doch nur'' 

Und genau da lag das Problem. 

Er war Vito. 

Der Junge, von dem ich Nachts schon geträumt hatte. 

Der Junge mit diesem strahlenden Lächeln, dass mich schon mehr als einmal all meine Qualen und Erinnerungen vergessen lassen hatte. 

Vito, der Junge, der mir näher gekommen war als sonst irgendjemand und das obwohl ich genau das vermeiden wollte. 

Ich fühlte mich bei ihm sicher und doch so gefangen. 

Gefangen in seinem Bann, aus dem ich einfach nicht raus kam. 

Nicht damals und auch nicht heute. 

Alles in mir wusste, dass das hier falsch war und trotzdem sehnte sich alles in mir nach seinen Umarmungen und ließ all das geschehen. 

Ließ zu, dass er mir immer wichtiger wurde. 

Andere hätte ich schon längst raus geschmissen, andere hätte ich noch nicht mal rein gelassen und bei ihm warf ich einfach all meine Vorsetze über Bord und dachte kein bisschen mehr an all die Folgen, die es haben könnte. 


Eine hauch dünne Berührung auf meiner Stirn ließ mein Herz automatisch wieder schneller schlagen und dann leicht die Augen schließen. 

Vito entfernte seine Lippen langsam wieder von meiner Stirn und strich mir dann sanft eine Haarsträhne hinters Ohr. 

,,Wenn ich gewusst hätte, dass meine Berührungen viel mehr Einfluss auf die haben als meine Stimme, dann hätte ich dich schon im Unterricht immer geküsst, damit du aus deinen Tagträumen erwachst'' zaghaft öffnete ich die Augen wieder und blickte dann gleich in Vitos grinsendes Gesicht. 

,,Ich hab mindestens drei mal deinen Namen gesagt, aber du Träumerin hast mal wieder nicht reagiert'' gespielt genervt sah Vito mich an und ließ mich nur kurz mit den Augen rollen. 

,,Hast du denn wenigstens von mir und unserer Hochzeit in zehn Jahren geträumt?'' 

Oh man Vito. 

Wie sollte ich ihm bloß je erklären, dass ich nicht mal mehr das neue Jahr mit bekommen würde. 


Auf Vitos Frage reagierte ich gar nicht erst und nach einem kurzen Zögern legte ich dann meinen Kopf auf seine Brust und lauschte seinem etwas erhöhten Herzschlag, der mich gleich beruhigte und mich enger an Vito schmiegen ließ. 

,,Sag mal Juwel, wie lange wohnst du jetzt schon hier?'' fragte mich Vito nach ein paar Minuten in denen wir nur geschwiegen hatten und ließ mich als Antwort nur '6Wochen' an seine Brust nuscheln. 

,,6 Wochen schon?'' leicht nickte ich nur und sah dann zu Vito hoch. 

,,Und das Zimmer sieht immer noch so aus?'' 

Äh ja? 

Verwirrt sah ich Vito an, der sich aber nur auf setzte, so dass ich mich unwillkürlich mit aufsetzte und dann auf seinem Schoß saß. 

Vito ließ seinen Blick nur durch das Zimmer wandern und seufzte dann tief aus. 

,,Saphira deine Hälfte des Zimmers ist ja noch leerer als unser Süßigkeitenvorrat und der ist bis auf uralte Süßigkeiten komplett leer'' fast schon entsetzt sah Vito sich meine Hälfte an und ließ mich nur mit den Schultern zucken. 

,,Du könntest aus diesem Zimmer doch so viel mehr machen Saphira. Ich meine auf deinem Schreibtisch liegt bis auf dein Collegeblock, ein schwarzes Buch und ein Stift nichts. Dein Regal ist komplett leer und deine Wände auch. Wieso hast du denn keine Posters so wie Marie an der Wand hängen oder wenigstens ein paar Fotos'' 

Meinen Blick wendete ich nur nach unten auf meine Finger, die unruhig an meinem Pulli spielten und zuckte dann wieder mit den Schultern. 

Ich wusste, dass meine Hälfte des Zimmers nichts gegen die von Marie war. 

Während meine nämlich zu leer war, war Maries zu voll, doch hatte ich wie sie eben keine Lieblingsband oder wie Vitos irgendwelche Fotos, die ich aufhängen könnte. 

Ich hatte nichts, rein gar nichts außer all diese Erinnerungen, die ich vergessen wollte. 

An die Zeit bei meiner Familie erinnerte ich mich kaum, an die Zeit danach wollte ich mich nicht erinnern und heute zählte ich einfach nur noch die Tage, die mein Herz noch schlug. 

Vito konnte das nicht verstehen. 

Seine Kindheit war wahrscheinlich ein Traum gewesen. 

Aufgewachsen mit seinen vier Brüdern bei Eltern, die ihre Kinder liebten. 

Ich hingegen war bis zu meinem siebten Lebensjahr bei einem Alkoholiker aufgewachsen, danach bei einem Mörder und dort fast getötet worden. 

Zwar gab es bestimmt irgendwelche Fotos von mir, wo ich noch ein kleines friedliches Baby gewesen war, doch müsste ich dazu meine Familie besuchen gehen und darauf konnte ich gut verzichten, schließlich machten sie ja auch keine Anstalten mal vorbei zu schauen. 

,,Saphira hast du denn gar nichts, was du auf hängen kannst?'' Zögerlich schüttelte ich nur den Kopf und ließ Vito leise aus atmen. 

,,Wieso?'' 

 ,,Weil es nichts gibt an das ich mich erinnern kann geschweige denn will'' 

Und das würden Fotos, wenn ich sie aufhängen würde. 

Fotos aus meiner Kindheit würden mich nur an all die Momente erinnern, in denen mein Vater die Fassung verloren hatte. 

Fotos aus der Zeit bei Ihm würden mich nur quälen und daher war mir eine kahle, weiße Wand eindeutig lieber. 

Diese erinnerte mich schließlich nur daran, wie es in mir aussah und wie wenig nur noch fehlte bis ich gehen konnte. 

,,Wie meinst du das?'' fragte Vito schließlich nach einer kurzen Stille und ließ mich nur aus atmen. 

,,Ich bin nicht umsonst in einer Psychiatrie Vito. Ich bin weder Magersüchtig, noch habe ich Schizophrenie oder sonstige Erkrankungen. Ich will einfach nur vergessen können und das aus einem guten Grund'' 

Einen Moment lang sah ich Vito noch tief in die Augen, ehe ich aufstand und mit glasigen Augen ins Bad flüchtete. 

Ich hatte zu viel erzählt. 

Er würde drauf kommen. 

Er würde eins zu eins zusammen zählen können und wenn ich Glück oder vielleicht auch Pech hatte, dann würde er mich von da an in Ruhe lassen. 


Ich wusste nicht wie lange ich mich schließlich im Bad versteckte, doch öffnete ich erst nach bestimmt einer halben Stunde die Tür wieder und trat ins Zimmer. 

Mit fast schon entsetzten Blick musste ich fest stellen, dass Vito gegangen war und gleich sackten meine Schultern nach unten und mit träger Haltung lief ich auf mein Bett zu. 

Schweigend und mit schweren Herzschlägen legte ich mich auf mein Bett und spürte förmlich wie sich meine Brust noch mehr zusammen zog. 

Mich hatten schon viele Menschen in meinem Leben verlassen, enttäuscht und weinen lassen, doch bei Vito hatte ich das Gefühl, dass all das drei mal so viel weh tat und das obwohl ich immer nur das gewollt hatte. 

Schwer schluckend drehte ich mich auf die Seite Richtung Wand und riss dann unwillkürlich die Augen auf als ich das an die Wand gemalte Herz entdeckte. 

In mitten dessen standen Vito und mein Name mit dem heutigen Datum. 

Mein Blick fiel nach unten auf die Matratze, wo ich den Edding und ein Papier entdeckte. 

Zögerlich nahm ich das Papier in die Hand und fing an zu lesen:

,,Damit du auch bloß nicht den Tag vergisst, an dem ich mir geschworen habe, dich in zehn Jahren zu heiraten und dich zum glücklichsten Mädchen zu machen, dass es in ganz Philadelphia gibt. Ich weiß nicht, was in deiner Vergangenheit passiert ist Saphira und ich kann mir vorstellen, dass du all das vergessen willst und vielleicht fällt es dir ja leichter, wenn du einfach etwas hast, was dich an mich, deine Gegenwart und deine hoffentliche Zukunft erinnert, und nicht an deine Vergangenheit'' 

Nur leider Vito, warst du auch Teil von dieser. 

 ,,Tut mir leid, dass ich mich nicht verabschiedet habe, aber mein Vater hat gerade einen S.O.S Nachricht an meine Brüder und mich geschickt, da er anscheinend bei meiner Mutter einen benutzten Schwangerschaftstest gefunden hat und kurz davor ist eine Panikattacke zu kriegen. Wir sehen uns dann morgen in der Schule und dann hoffentlich mit der Gewissheit, dass ich nicht doch noch Windeln wechseln lernen muss'' 

Leicht fing ich an zu grinsen als ich mir vorstellte wie es gerade wohl bei Vito und seiner Familie aussah und legte dann den Zettel zu Vitos Gemälde in mein schwarzes Buch. 

Schweigend und immer noch mit dem kleinen Lächeln auf den Lippen legte ich mich wieder ins Bett und starrte dann verträumt das Herz an.


Und ausnahmsweise träumte ich diese Nacht nicht von der Vergangenheit sondern tatsächlich von meiner Zukunft, in der ich gesund und glücklich war und dass dank Vito.

Vito, dem Jungen, für den ich wohl wirklich langsam anfing, Gefühle zu entwickeln und das obwohl mein Herz dazu gar nicht mehr im Stande sein sollte. 

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Hey:)

Und hier das versprochene Kapitel:D

Ich schätze mal, es haben alle verstanden, dass die kleine Überraschung die Schwangerschaft ist

1. Was denkt ihr, ist Maria schwanger?

Und wenn ja, wie fändet ihr das?

Ein sechster Collister:D Also ein paar Namen mit V würden mir noch einfallen;)

2. Wie findet ihr Vitos Aktion mit dem Herz?

Was denkt ihr, wieso hat er ausgerechnet das Herz mit ihren Namen gemalt?

3. Wie ist euer Zimmer so gestaltet? Also eher voll oder leer? Habt ihr viele Fotos oder Posters im Zimmer hängen?

Ich kann euch schon mal sagen, dass nächste Kapitel wird aus der Sicht von Vito sein, wo dann die Frage mit der möglichen Schwangerschaft beantwortet wird- natürlich im Collister Style:D

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen:)

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