Nächtliche Geständnisse(29)

Nick Latrich lehnte seinen Kopf gegen die Rückenlehne des Pilotensessels und zog an seiner Zigarette. Es war anstrengend die blöde Maschine zu fliegen, der Polizei auszuweichen und die aggressive, revoltierende Crew der Lady zusammen zu halten.
Zumindest Fifemiles wollte ihn loswerden, da war er sich sicher. Die Amerikanerin und der Russe akzeptierten ihn mit Sicherheit auch nicht, auch wenn er sich bei denen nicht so sicher war, dass sie tatsächlich etwas versuchen würden. Er hatte sich die Fluppe wirklich verdient.
Scheiß darauf, dass er vor drei Jahren aufgehört hatte zu rauchen.

Mit einem Gähnen erhob Nick sich und schaltete den Autopiloten ein. Er brauchte Schlaf.
Dringend.
Erneut zog er an seinem Glimmstängel und bahnte sich seinen Weg aus dem Cockpit.
Seine Hände waren verkrampft, vom vielen Fliegen. Vage glaubte er sich zu erinnern, dass es in der Lounge einen Aschenbecher gab.

Evil Queen rauchte. Fifemiles und Khlopnuť, vorallem Fifemiles, hegten deshalb einen Groll gegen die Giftmörderin.
Zigaretten schwächen den Körper. Das war ihr Grund. Das macht einem die Lunge und die Konzentration kaputt und wenn man erst einmal anfängt zu zittern kann man sich auch gleich die Kugel geben. So hatte Fifemiles es erklärt.
Auch seine geliebte Ehefrau, hatte etwas gegen Evil Queens Laster. Sie fürchtete, es würde ihn zum Rauchen zurückführen. Nun, jetzt war es der Stress gewesen, auch wenn er sich die Fluppe tatsächlich bei Queen geschnorrt hatte.

Als Nick erschöpft in die Lounge stolperte, war sie nicht, wie er erwartet hatte, leer.
Ahmed saß auf einem der Barhocker und schaute etwas auf seinem Tablett.
Es sah nach einem Anime aus.
"Hey.", murmelte der Ingenieur und setzte sich neben ihn.
"Hm.", gab der Junge zurück.
Nick angelte sich den Aschenbecher und drückte dem Glimmstängel aus.
"Du rauchst.", bemerkte Ahmed und pausierte seine Serie.
Nick seufzte. "Sieht so aus. Aber sag Tieger nichts davon. Ich... ich hatte eigentlich aufgehört."
Der Junge nickte. "Klar. Ich habe auch mal geraucht, weißt du? Mit vierzehn oder so. Ich habe dann aber auch aufgehört. Hat zu viel Geld gefressen. Vorallem das Gras..."

Nick lachte. "Das kann ich mir vorstellen. Die nehmen es von den Lebenden."
"Warum hast du wieder angefangen?", haakte Ahmed nach.
"Stress."
"Klar. Muss anstrengend sein die Lady zu vertreten."
"Fifemiles hasst mich."
Ahmed lachte. "Mach dir nichts draus. Fifemiles hasst jeden, der atmet."
"Wahre Worte."
"Glaubst... glaubst du wir finden die Lady?", fragte der Junge vorsichtig.
Nick nickte müde.
"Natürlich. Tieger und ich arbeiten dran. Wir haben sie bald wieder."
Das Kind wandt seinen Kopf ab.
"Ich... mir wäre es glaube ich lieber, wenn sie nicht zurück kommen würde.", murmelte er.

Nick legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. "Hey. Ich kann verstehen, warum du Angst vor ihr hast, aber Tieger und ich, wir passen auf dich auf, okay? Wir lassen nicht zu dass sie dir wehtut. Und es ist nun mal so: Wir brauchen die Lady. Sie ist die einzige die zwischen uns und... ziemlich schrecklichen Dingen steht. Glaub mir, wir könnten uns alle angenehmere Gesellschaft als Laeta de Dolores vorstellen, mit Ausnahme von Fifemiles vielleicht, aber jeder von uns hat so seine Gründe ihr zu folgen. Sie hat uns geholfen und jetzt helfen wir ihr. So läuft das. Außerdem häutet sie uns bei lebendigem Leib, wenn sie sich befreit und rausfindet, dass wir nicht versucht haben ihr zu helfen. Und sie wird sich befreien. Das schafft sie immer."
Ahmed nickte und versuchte offenbar die Tränen in seinen Augen zu verstecken. "Danke.", flüsterte er.

Nick lächelte.
"Aber sicher doch. Was schaust du da eigentlich?"
"One Piece. Das ist ein Anime über Piraten. Ist ziemlich cool."
Der Ingenieur nickte.
"Klingt auch cool. Als ich jung war mochte ich Piraten auch total. Dann haben mich ein paar somalische übel über den Tisch gezogen und... naja. Was machen deine Piraten da denn?"
"Sie suchen einen legendären Schatz, das One Piece. Das hat mal dem Piratenkönig gehört und praktisch alle Crews wollen es haben."

"Mhm.", machte Nick nachdenklich, "Hast du dir unsere Crew so vorgestellt? Als so eine Art Familie, die immer zusammenhält und hinter legendärem Reichtum her ist?"
Ahmed zuckte mit den Schultern. "Schon irgendwie. Ich meine, ich dachte zumindest, dass wir ein höheres Ziel haben, aber ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, als würde es der Lady einzig und allein darum gehen, anderen weh zu tun und so, wenigstens sind Tech und du ein bisschen wie Familie. Mit euch kann man bestimmt krassen Mist erleben... und ihr habt ein klares Ziel vor Augen. Geld. Da steig ich durch."

Nick konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Das war ja süß. Eine Familie!
Der Junge sah Tiger und ihn als Familie an! Das musste er seiner Frau später erzählen.
Sachte lachend schüttelte er den Kopf.
"Naja, die Lady hat schon ein Ziel."
"Ach ja? Was denn? Bis jetzt belästigt sie nur diese Emily Kreuz und quält irgendwelche Bullen. Hin und wieder klaut sie auch Zeug, rennt irgendewelchen Leuten aus ihrer Vergangenheit nach und macht sich damit noch mehr Feinde. Das sieht für mich nicht nach einem Plan, geschweige denn einem Ziel aus!"

"Nun, die Lady... sie hat eine sehr interessante Vergangenheit, verstehst du? Sie war einmal ein richtiger Verbrecherboss in Berlin, mit einem riesigen Untergrundimperium und haufenweise Lakaien.
Sie hat es von der Hand übernommen, falls du mal von dem gehört hast. Er war eine ziemlich große Nummer. Richtiger James Bond Schurken Mist. Ihr Imperium besteht zum Teil immer noch, nur dass es sich jemand anderes unter den Nagel gerissen hat. Deshalb sucht sie jetzt die gefährlichsten Verbrecher der Welt zusammen, um es sich zurück zu holen. Das ist ihr Ziel. Und wir schulden ihr was, also helfen wir ihr dabei.
Aber um an ihre alte Position zu kommen, muss Laeta de Dolores beweisen, dass sie noch das Zeug dazu hat. Dass sie noch die gleiche grausame Lady ist, wie früher. Und dass sie mit der Polizei fertig wird, natürlich."

"Wow, im ernst?", haakte der Junge nach, "Sie war ein Verbrecherboss? Wie der Pate? Ich dachte eher sie wäre so ein kranker Killer. Saw style."
Nick zuckte mit den Schultern. "Das eine schließt das andere nicht aus. Es ist nicht so, als würde die Tatsache, dass sie ein Verbrecherboss war all die blutigen Morde ungeschehen machen. Lady Laeta de Dolores war schon immer jemand, der gerne selbst Hand anlegt. Ich glaube es gibt ihr einen Kick oder so."
"Das ist richtig krank."
"Absolut und ich tue auch nicht so, als würde ich es verstehen. Glaub mir, Tieger und ich sind froh wenn wir hier wieder raus sind. Dann setzten wir uns nach Nord Korea oder in die Sahelzone ab und tauchen unter. Die brauchen da immer jemanden mit unseren Qualitäten und anders als die Lady zahlen die auch."

Ahmed lachte. "Da komme ich mit. Also, zumindest wenn ihr mich lasst."
Nick grinste.
"Das sollte kein Problem werden. Aber erst einmal müssen wir die Lady finden. Tieger ortet da einen Anruf. Das könnte was sein... hoffe ich."
"Nicht mehr lange, aber. Dann sind wir weg."
"Ja, dann sind wir weg. Aber bis dahin sind wir loyal. Wir wollen keinen Stress mit Laeta de Dolores."
"Klar.", antwortete Ahmed breit grinsend.
Nun, das war doch ein nettes Gespräch gewesen. Nick fühlte sich schon viel besser. Bald war er hier weg. Keine Lady und keine Fifemiles mehr, nur noch er, seine Familie und Geld.
Haufenweise Geld.

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