In der Falle (6)

Die Hauptkommissarin war wütend, richtig, richtig wütend. Der Einsatz in Köln war ein Desaster gewesen und sie wusste es. Alle wussten es. Sie hatte fünf Polizisten verloren und nur eine einzige von diesen komischen Drohnen erwischt. Die Lady und ihr Team schienen unbesiegbar zu sein. Das waren sie nicht, und das wusste Emily und vielleicht war die Tatsache, dass es jetzt so wirkte, das was Emily wirklich wütend machte.
Die Rückfahrt nach Frankfurt wirkte wie eine walk of shame auf sie. Viele ihrer Leute waren verletzt worden. David hatte zwar überlebt, würde aber den Rest seines Lebens Narben haben und das Krankenhaus in der nächsten Zeit nicht verlassen können.

Als die gigantische Polizeikolonne auf dem Parkplatz der Frankfurter Polizeistation vorfuhr, zog sie so manchen neugierigen Blick auf sich.
Richtig, der Tag der offenen Tür. Emily hatte ihn total vergessen. Die Poizeihauptkommissarin stieg aus ihrem Wagen aus und marschierte schnurstracks an den Besuchern vorbei in die Station. Sie musste einen Bericht schreiben und sichergehen, dass jemand die Drohne auseinandernam, der davon auch eine Ahnung hatte. Als sie durch die Station lief hörte sie vereinzelte Besucher, die sich über eine verstopfte Toilette beschwerten.
Funktionierte hier denn gar nichts? Nur noch wütender schnauzte Emily einen Beamten an, dass er sich um das Problem mit der Toilette zu kümmern habe. Sie riss die Türe zu ihrem Büro auf und erstarrte.

Blut.
Überall war Blut.
An den Wänden, an der Decke, auf dem Boden, überall.
In der Mitte des Raumes lag, alle Viere von sich gestreckt, etwas, das vermutlich einmal der Beamte Kurz gewesen war. Emily starrte, aber nicht auf die verstümmelte Leiche ihres Kollegen, sie starrte auf das, was mit seinem Blut groß und fett über ihm an die Wand geschrieben worden war:
SO EIN PECH ABER AUCH! MUSS PEINLICH SEIN IMMER ZU SPÄT ZU KOMMEN, MEINE LIEBE EMILY!
-GRÜßE: DEINE LADY ♡

Emily las die Botschaft und schrie. Vor Wut, vor Trauer vor Schock. Sie brach auf dem Boden zusammen, hörte nicht auf zu schreien, rollte sich ein und schlug mir den Fäusten auf den blutigen Boden ein. Sie hatte versagt. Schon wieder. Die Lady war nicht im Köln gewesen, zumindest nicht lange. Sie war hier gewesen und hatte einen von Emilys Leuten abgemurkst.
Marie Brant riss die Tür auf und eilte auf Emily zu. "Sie war nicht in Köln, sie war hier.", knurrte Emily und klammerte sich an ihre langjährige Kollegin und Freundin. "Das sehe ich auch.", murmelte Brant und starrte ungläubig auf den gigantischen Schriftzug, "Man könnte fast glauben sie steht auf dich. So auf ihre kranke Serienmörderart."

Kreuz hob den Kopf und sah Brant anklagend an. "Tut sie nicht. Finde heraus, wieso sie hier war und schick die Spurensuche hier rein. Vielleicht hat Laeta de Dolores endlich einen Fehler gemacht, und ich habe vor ihr einen Strick daraus zu drehen.", zischte Emily und erhob sich. Marie nickte und wollte das verunstaltete Büro ihrer Vorgesetzten verlassen, genau in dem Moment als der Polzist, den Emily mit dem lösen des Kloprpblemes beauftragt hatte, in den Raum flitzte. Erschrocken blieb er stehen. "Mein Gott...", flüsterte er, "sie war also wirklich hier." Emily wirbelte zu ihm herum.
Das Blut auf ihrer Uniform und in ihren Haaren verlieh ihr etwas Bedrohliches. "Und wieso gingen sie schon vorher davon aus, dass Lady Laeta de Dolores hier war, Beamter Licht?", verlangte Kreuz zu wissen.

"Die Akten über mögliche Verbündete waren in der Toilette. Das hat sie verstopft. Ganz oben war die von Spes.", erklärte der Beamte. "Dann will sie vermutlich zum Schwert der Nacht. Die Akte kam vor Spes und sie ist wohl bei Spes von uns unterbrochen worden. Außerdem ist es für sie im Moment praktisch unmöglich an die davor dran zu kommen. Schickt Verstärkung nach Karlsruhe. Morgen kommt mein Team nach. Sie hat einen Fehler gemacht. Jetzt ist sie dran.", meinte Emily Kreuz mit einem kalten Ausdruck in den Augen.

Der nächste Tag war eine Tortur an sich. Die Fahrt nach Karlsruhe war ätzend lang und die Moral der Gruppe am Boden. Die Last ihres Versagens in Köln lastete schwer auf ihnen und den ganzen ersten Tag passierte überhaupt nichts. Nicht einmal ein einziges, lockiges Haar der Lady zeigte sich. Ein paar Polizisten begannen an Hauptkommissarin Kreuzes Fähigkeit zu zweifeln, die Lady einzuschätzen. Sie glaubten, dass die grausame Mörderin überhaupt nicht auftauchen würde und ihre, von dem Blutbad in ihrem Büro verstörte, Vorgesetzte Hirngespinsten hinterher lief.
"Sie sollte sich eine Ausszeit nehmen.", meinten Mache besorgt. "Sie sollte das den Profis überlassen!", beschwerte sich Günter Tischer, der Vorsitzende des GSG-9-Teams.
Emily hoffte inständig, dass die Lady sich zeigen würde. Sie und ihr Team brauchen das, um nicht komplett durchzudrehen. Ihr Wunsch würde sich erfüllen.

Emilys Plan war recht simpel: die Polzisten warteten in dem Gefängnis auf die Lady, sodass die überdurchschnittlich hohe Polizeipresenz diese nicht abschreckte. An sich war der Plan ziemlich klever, aber er war auch todlangweilig, solange sich Laeta de Dolores nicht blicken ließ.

Es war der Morgen des zweiten Tages im Karlsruher Gefängnis, als endlich etwas passierte. Emily und Marie standen vor Leonardo Accones Zelle herum, tranken Kaffee und telefonierten mit David Peterson, um sich über seine Heilung zu informieren und ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Alles war ruhig. Accone schlief noch, genau wie die meisten anderen Gefangenen. Dann hörten die Polizistinen ein Geräusch. Ein leises Kratzen, als würden Fingernägel über eine Tafel gezogen werden. Das Geräusch war nur kurz zu hören, aber es ging durch Mark und Bein. Emily zog ihre Pistole, stellte den Kaffee bei Seite und sah sich aufmerksam um.

"Sie ist hier. Das müsste ein sofort tödlicher Taser gewesen sein, den Nick entwickelt hat.", flüsterte Keuz und warf Brant einen vielsagenden Blick zu. Brant zögerte keine Sekunde, nickte und eilte davon um die Anderen zu alarmieren.

Emily drückte sich in die Ecke neben der Zelle, inständig hoffend, dass die Lady sie noch nicht gesehen hatte. Dann wartete sie. Ihr Atem klang in der Stille verräterisch laut. Plötzlich öffnete sich die Tür und eine junge, blonde Frau in Polizeiuniform stolzierte in den Gang, dicht gefolgt von einer anderen, etwas kleineren Frau mit schwarzen Haaren, die ebenfalls eine Polizeiuniform trug. Lady Laeta de Dolores und Fifemiles waren gekommen. "Das war ja mal extrem einfach.", meinte die Lady und Fifemiles lachte leise. "Ja, es ist einfach, wenn man sich an einen ordentlichen Plan hält.", gab sie zurück. Die Lady verdrehte die Augen und winkte Fifemiles zu, die anfing ein Gerät, vermutlich von TechNick entwickelt, an dem elektronischen Schloss der Zelle anzubringen. Die Lady selbst blieb einige Schritte zurück und beobachtete die Scharfschützin dabei.
Emily nutzte ihre Chance, trat aus dem Schatten und setzte den Lauf ihr Pistole an den Hinterkopf der Lady. "Hab ich dich, Lady Laeta de Dolores. Ich bin wohl doch nicht immer zu spät. Oder sollte ich Laura Brunner sagen, oder Tiffany Schneider, oder Lucy Müller?"

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