Feind meiner Feinde (28) (Gore Warnung)
Emily hatte die Lady auf das unter Stockbett verfrachtet und ihre Wunden proffesorisch mit den Decken verbunden, die sich, dank ihres Zustandes, glücklicherweise leicht zerreißen ließen.
Die kleine Serienmörderin war bewusstlos, ihr Atem unregelmäßig.
Hin und wieder blubberte Blut zwischen ihren Lippen hervor.
Mindestens zwei ihrer Rippen waren gebrochen. Eine ihrer Kniescheiben war völlig zertrümmert. Ihr fehlten mehrere Zähne und ihr rasierter Schädel blutete an mehreren Stellen stark.
Die Hauptkommissarin gab ihr bestes sich um Lucy zu kümmern, als sei sie irgend ein anderes Opfer einer Gewalttat, doch es fiel ihr schwer.
Immer wieder schlich sich der verräterische Gedanke in ihren Verstand, dass Lady Laeta de Dolores dieses Schicksal verdient hatte.
Dass es richtig war, dass sie nun erlitt, was sie dutzenden Menschen angetan hatte.
Dass es moralisch völlig in Ordnung wäre, eine Serienmörderin von ihrem Kaliber auf den kalten, harten Boden eines Kühlraums verrecken zu lassen.
Doch diese Gedanken drängte Kreuz mit simpler Logik zurück:
Solange die Lady am Leben war, würde der goldene Palast sie vermutlich in Ruhe lassen. Außerdem waren ihre Ausbruchschancen mit einer gnadenlosen, übermenschlich starken Mörderin einfach um einiges höher.
Vorallem jetzt, da sich Laeta de Dolores in den Kopf gesetzt hatte, dass sie Emily liebte.
Vermutlich würde sie sie tatsächlich beschützen.
Nachdem alle Wunden Lucys proffesorisch verbunden waren, und es nur noch eine halbe Decke gab, kletterte die Hauptkommissarin in das obere Stockbett und versuchte ihr Schläfchen von vorher vortzusetzen.
Es dauerte ewig, bis sie schließlich einschlafen konnte. Das klapprige Bett quietschte bei jeder noch so kleinen Bewegung und schwankte beunruhigend.
Hin und wieder wurde die Stille durch ein gequältes Röcheln oder blutiges Gurgeln der Lady unterbrochen.
Einmal hustete sie und Emily musste zurück nach unten klettern, um die stabile Seitenlage wieder herzustellen.
Nach Stunden gelang es ihr endlich ins Reich der Träume abzutriften.
Ihr Schlaf war unruhig.
Der Kommissarin täumte, sie sei wieder im Krankenhaus.
"Sehen Sie nach ihr. Sie wird bald sterben. Wenn Sie ihr Fragen stellen wollen, ist jetzt die letzte Möglichkeit.", befahl die emotionslose Stimme des Arztes.
Kreuz eilte durch die Gänge.
Vor der Türe blieb sie stehen und drückte sie auf.
Die Gestalt im Bett war wieder da.
Die Geräte piepsten.
Die Schläuche hingen von ihrem Körper.
Wieder war der Anblick quälend, aber Emily hatte etwas zu erledigen.
Sie musste die Fragen stellen und Fiona Gnir anhören.
Sie musste mit der armen, gequälten Frau in dem Bett reden.
Ubd dieses mal würde sie nicht so dumm fragen, wie es Gnir ginge.
Professionell räusperte Polizeihauptkommissarin Kreuz sich.
"Frau Gnir. Ich hätte noch ein paar Fragen..."
Die Frau in dem Bett drehte sich um.
Wieder war ihr Gesicht grässlich entstellt.
Wieder fehlte eines ihrer Augen.
Wieder durchzogen unzählige Nähte ihre Haut, die jene grauenhaften Schnitte der Lady zusammen hielten.
Nur, dass die Frau in dem Bett nicht Fiona Gnir war.
Ihr eigenes Gesicht sah Emily entgegen.
Die Polizistin schrie spitz auf.
"Was? Was bitte? Nein!"
"Sieh nur...", krächzte die Emily Kreuz in dem Bett.
"Wa... was?"
Ein mit Schläuchen besetzter Arm schnellte vor und zerschnittene Finger schlangen sich fest, wie eine Schraubzwinge, um Emilys Arm.
"Sieh nur, was sie mir angetan hat!"
"W...wer?", stammelte Kreuz, obwohl sie die Antwort bereits wusste.
"Die Lady! Deine Lucy! Wie kannst du sie retten? Sie wird es dir auch antun. Sie wird dich töten, Emily! Sie wird dich töten und sie wird es genießen."
"Ich brauche sie noch.", versuchte Emily zu erklären, während sie an dem Arm ihres sterbenden selbsts zog.
"Sie hat Nola Schmuck getötet!"
"Ich weiß!"
"Die hat sie auch geliebt, wirklich geliebt!"
"Das sind nur Gerüchte. Das ist nicht bestätigt!"
Endlich gelang es Emily ihren Arm zu befreien.
Sie rannte aus dem Zimmer. Sie musste weg von der gefolterten Emily.
"Du lässt zu, dass sie uns umbringt!", schrie ihre eigene gequälte Stimme hinter ihr her.
Emily Kreuz rannte durch die Gänge des Krankenhauses. Um sie herum flogen die Türen auf und gaben den grässlichen Anblick auf andere Opfer der Lady frei.
Sie kannte sie alle.
Jeden von ihnen.
"Sie hat mich umgebracht!", kreischte Leon Kurz und versuchte vergeblich seine Hirnmasse in seinen Schädel zurück zu drücken.
Ein Teil seines Darms schwang an seiner Hüfte hin und her, wie eine dieser Ketten, die Jugendliche manchmal an den Hosen hatten.
Emily rannte weiter.
"Wieso hilfst du ihr, Emily!", klagte Xaver Forst, der Sekretär, den die Lady in Köln über dem Altar verteilt hatte.
"Wieso unterstützt du das?"
Er torkelte Emily entgegen, seine Eingeweide in den Händen nach ihr ausgestreckt, mit leeren, blutenden Augenhöhlen, doch die Polizistin schlug einen Haken um ihn und fuhr mit ihrer Flucht fort.
Etwas nasses traf sie an Hinterkopf.
Emily drehte sich um.
Die drei Polizisten, die Beamten Störr, McGreen und Çelik, die in
Köln Evil Queen zum Opfer gefallen waren, starrten ihr entgegen.
Blut rann aus ihren Augen.
Sie hatten Schaum vor den Mündern und Erbrochenes bedeckte ihre Uniformen.
"Das ist Ihre Schuld, Kommissarin Kreuz!", rief Beate Störr. Blutiger Schaum tropfte zeischen ihren Zähnen hervor auf den Boden.
"Wieso wollen Sie der Lady helfen? Bedeuet unser Opfer denn nichts? Wegen Ihnen sind wir umsonst gestorben! ", kreischte Murat Çelik. Erbrochenes spritzte der Kommissarin entgegen.
"How dare you?", fauchte McGreen und brach in einer Lache seines Blutes zusammen.
"Ich muss es tun! Ohne sie gehen meine Chancen hier raus zu kommen gegen null!", klagte Emily, "Ich habe keine Wahl!"
"Du hast gesagt, du würdest sie aufhalten, Emily. Du hast gesagt, du machst sie fertig! Du hast es versprochen, Emily."
Auf dem Boden, zu Emilys Füßen, lag Fiona Gnir.
Ihre Narben waren nicht mehr genäht und ununterbrochen floss Blut aus ihnen hervor.
"Lass sie sterben, Emily! Lass sie bitte einfach sterben! Löse dein Versprechen ein!", schrie Gnir mit krazender Stimme, während der Cocktail aus Blut und Erbrochenem im Gang weiter anstieg.
Mittlerweile stand er der Kommissarin bis zu den Knöcheln.
"Töte sie!", kreischte Gnir.
"Töte sie!", schrien Xaver und Leon.
"Töte sie!", gurgelten Evil Queens Opfer.
"Ich brauche sie noch! Sie geht ins Gefängnis, versprochen!"
"Töte sie!"
"Ich kann nicht!"
"Töte sie!"
"Kommt schon, wir sind Polizisten! Ich darf keine verletze, wehrlose Person umbringen!"
"Töte sie!"
"Töte sie!"
"Töte sie!"
"Töte sie!"
"Töte Lady Laeta de Dolores!"
"Töte!"
"Töte!"
"Töte!"
"Töte!"
Emily riss die erst beste Tür auf und stürzte hindurch.
Das Gemisch aus Körperflüssigkeiten schwappte um ihre Waden und bedeckte Gnir fast ganz, als sie hindurch stolperte.
Ihre Uniform färbte sich langsam rot.
Panisch knallte Kreuz die Tür ins Schloss und beobachtete schwer atmend wie das Blut und Erbrochene durch den Türspalt abfloss.
Erschöpft lehnte sie ihren Kopf gegen das Holz.
"Du wirst mich umbringen, oder?", fragte plötzlich eine leise Stimme hinter Emily.
Ruckartig drehte sie sich um.
Erst jetzt nahm sie das Zimmer, in das sie geflohen war, überhaupt wahr.
Es war ein Kinderzimmer, ganz in Pink.
Ein rosaner Schreibtisch stand in einer Ecke, bilder von Einhörnern zierteen die Wände und vor einem Fenster, vor dem ein neonpinker Vorhang hing, stand ein rosanes Bett mit pinker Bettwäsche.
Auf eben diesem Bett saß ein kleines Mädchen mit einem pinken Malblock und Stiften.
Sie hatte wilde, blonde Locken und trug ein pinkes Kleid. Ihre Haut war hellbraun und stechend blaue Augen bohrten sich, durch einige Lucken hindurch, in Emilys.
Auf dem Bett saß Laura Brunner.
Emily schüttelte den Kopf.
"Nein. Ich werde dir nichts tun.", flüsterte sie beschwichtigend. Das kleine Mädchen schüttelte anklagend den Kopf.
"Doch wirst du! Du wirst mich umbringen! Du wirst!"
"Nein. Bestimmt nicht. Hör mal... Laura, du heißt doch noch Laura, oder? Ich werde dir nicht weh tun. Ich werde dich nicht töten."
Laura Brunner sprang vom Bett auf und kam Emily entgegen.
Sie drückt ihr das Bild in die Hand das sie gemalt hatte.
"Aber ich werde dir weh tun und ich werde dich töten.", verkündete sie mit einem breiten Grinsen.
Emilys Blick fiel auf das Blatt Papier in ihren Händen.
Mit groben, für ein Kind typischen Strichen, war darauf eine Figur zu erkennen, die am Boden lag.
Sie hatte einen braunen Pferdeschwanz und war in dunkelblau gekleidet. Auf ihrer Nase trohnte eine Brille.
Über die Figur hatte Laura wild mit einem roten Stift gekritzelt.
"Das bist du. Und das ist den Blut.", erklärte das Kind strahlend.
Plötzlich begann das Zimmer zu schwanken. Laura und das Pink verschwammen.
Emily riss die Augen auf.
Erneut war sie von kompletter Dunkelheit umfangen.
Das Bett schwankte und quietschte.
Mit zitternden Fingern holte die Polizistin ihre Taschenlampe hervor, sie knipste sie jedoch nicht an. Was, wenn noch jemand im Zimmer war?
"Emily?", fragte eine leise Stimme von unten.
Kreuz zuckte zusammen.
Die Lady.
"Ja.", antwortete sie.
"Ich wollte nur wissen, ob du da bist."
"Bin ich."
"Gut. Mache dich bereit. Wenn sie uns essen bringen, brechen wir aus. Und Emily?"
"Ja."
"Ich werde Demiral ermorden. Danach versuche ich es aber sein zu lassen. Für dich."
"Hm.", machte die Kommissarin und verdrehte die Augen.
"Erst einmal musst du in der Verfassung sein, jemanden zu töten."
Ein leises Lachen erklang in der Dunkelheit.
"Mir geht es schon viel besser. Schatten und Kälte wirken Wunder, bei mir."
Die Stimme klang viel näher als zuvor.
Sofort knipste Emily das Lämpchen an.
Lady Laeta de Dolores direkt stand vor dem Bett und grinste ihr blutig entgegen.
Keine Spur ihrer vorherigen Schwäche war geblieben.
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