Blutiges Geschenk (14) (Gore Warnung)
Fiona Gnir schlief.
Es war die einzige Möglichkeit den grauenhaften Schmerzen wenigstens Teilweise zu entkommen, die sich durch ihren geschundenen Körper fraßen, wie Maden durch eine frische Leiche.
Ihr unruhiger Schlaf endete abrupt, als die Frau, die in den letzten Tagen zu ihrem schlimmsten Albtraum geworden war, mit einem lauten Schrei in das Zimmer stürzte.
Fiona bildete sich nicht ein, dass es ihre Zimmer wäre. Das Zimmer gehörte der Lady, genau wie alles und jeder auf dem vermaledeiten Flugzeug.
Mit ihrem einen verbleibenden Auge blinzelnd hob die junge Polizistin den Kopf, so weit die rasenden Schmerzen es zuließen.
Ihr Körper brannte, stach, pochte, drückte und zog alles zugleich. Der Schmerz war kaum zu ertragen.
Der glibberige, aufgelöste Glaskörper ihres rechten Auges floss ihr Gesicht hinab und tropfte auf das dünne Laken, welches die Lady in einem kurzen Moment der Gnade über den zerschmetterten Körper ihres Opfers geworfen hatte. Ihr war schlecht. Die Füße lagen mittlerweile auf dem Boden. Sie waren bei dem waghalsigen Sturzflugmanöver, welches früher geschehen war, herunter gefallen.
"Hast du keinen Hunger? Immer noch nicht? Du hast seit Tagen nichts gegessen?",fragte die Lady scheinbar fürsorglich.
Fiona ließ sich davon nicht hereinlegen.
Selbst mit nur einem Auge war die drohende Haltung der gefürchteten Verbrecherin gut zu erkennen. Ihre zurückgezogenen Lippen, die jenes manische Grinsen formten, das Gnir in den letzten Tagen zu fürchten gelernt hatte, ihre blauen Augen, die getränkt waren, in ein Glänzen puren Wahnsinns, ihre hellbraunen Hände, die immer wieder in die blonden Locken zuckten. All das zeigte der Polizistin nur zu genau, dass Lady Laeta de Dolores nicht hier war weil sie sich Sorgen machte, sondern viel mehr, weil sie plante die Folter fort zu setzen.
"Nein", antwortete Fiona Gnir, ihre Stimme nur ein leises Krächzen. Das linke Auge der Lady zuckte. Fiona glaubte nicht sie je so wütend gesehen zu haben. Was war nur vorgefallen?
Gnirs Hirn fühlte sich an, als hätte man Daunen hinein gestopft. Es arbeitete langsam, versuchte den Schmerz auszublenden, konnte sich nicht aufraffen über die Frage nachzudenken. Fionas Kopf fiel erschöpft zurück auf das blutduchweichte Kissen.
Sie war bereits an die ständige Anwesenheit der roten Flüssigkeit gewöhnt.
Sie konnte das Blut riechen, das an ihr klebte. Sie konnte das Blut schmecken, das sich in ihrem Mund gesammelt hatte, nachdem die Lady ihre Eckzähne gezogen hatte. Sie konnte das Blut sehen, das an ihr war und an allem, das sie berührte, rote Schlieren hinterließ, wie Schleimspuren einer grausigen Schnecke. Sie konnte das Blut spüren, das nass und warm über sie floss und die Laken durchweichte, auf denen sie lag und sie konnte das Blut auch hören, wenn sie sich bewegte und es mit schmazenden Geräuschen seine Anwesenheit Kund tat.
Es störte sie nicht mehr. Sie nahm es kaum noch war. Sie wollte einfach nur noch sterben.
Langsam schloss sie das verbleibende Auge. Ein schmerzerfülltes Stöhnen entwich ihren vertrockneten Lippen.
Wasser.
Sie brauchte Flüssigkeit.
Sie hatte seit Tagen nichts getrunken.
Vielleicht hatte die Lady dies bei der Erwähnung von Essen auch gedacht, vielleicht hatte sie aber auch die anderen Symptome der Dehydrierung erkannt die sich an ihrer Gefangen abzeichneten, jedenfalls eilte sie, zumindest den Geräuschen ihrer Schritte nach zu urteilen, plötzlich aus dem Zimmer. Als sie wieder kam lag Fiona Gnir noch genau so im Bett wie zuvor. Auf den ersten Blick hätte man meinen können sie sei tot.
Mit einem lauten Klirren stellte Laeta de Dolores etwas auf dem Nachttisch ab. "Hast du Durst?"
Fiona reagierte nicht. Vielleicht würde die Lady ja wieder gehen.
Leider tat sie es nicht.
Fiona ruschte leicht zur Seite, als sich etwas schweres auf dem Bett niederließ.
Grob packte die Lady Fionas verfilzte Haare und zwang sie den Kopf zu heben, dann rammte sie ihr ein Glas zwischen die Zähne. Die Polizistin spürte, wie ihr angenehmes, kühles Wasser die Kehle hinab floss. Überrascht riss sie das Auge auf. Mit gierigen Schlucken stürzte sie das Wasser hinunter. Viel zu schnell war das Glas leer.
"Willst du mehr?", fragte die Lady und auch wenn sie so saß, dass Gnir sie nicht sehen konnte, so war das hämische Grinsen doch gut aus ihrer Stimme herauszuhören. Fiona wusste, dass sie ablehnen musste, aber ihr Widerstand war in den letzten Tagen einfach zerbrochen. Vor Anstrengung zitternd nickte sie.
Erneut verließ die Lady das Zimmer, nur um kurz darauf mit einem weiteren Glas Wasser zurück zu kehren. Mit durstigen Blicken folgte die Beamte jeder ihrer Bewegungen. "Du kannst das Wasser haben, aber zum Trinken sollte man auch Essen, nicht war.", meinte die Lady und warf einen der Füße auf das Bett zu seiner ehemaligen Besitzerin. "Nein.", japste Fiona.
"Du willst das Wasser also nicht?"
"Doch."
"Na dann. Iss... oder sag mir wo Fifemiles ist."
Fiona zögerte. Sie durfte das nicht sagen. Sie konnte nicht. Nein!
Aber sie brauchte das Wasser. Sie war so durstig.
Plötzlich drückte sich eine Metallspitze schmerzlich in Fionas Oberarm. "Also kein Wasser? Ich weiß doch, dass du es willst, dass du es brauchst.", die Spitze, vermutlich gehörte sie zu einem Messer, bohrte sich noch tiefer in den Arm der Polizistin, wie um Lady Laeta de Dolores' Worte zu unterstreichen, "Zu verdursten ist eine der schrecklichsten Arten auf die man sterben kann. Das willst du dir nicht antun, oder? Was willst du, hu? Essen oder reden?"
Das Metall durchbrach die Haut an
Gnirs Arm und warmes, rotes Blut quoll aus der Wunde. Fiona schrie kräckzend auf.
Zitternd hob sie die Hand, die von der Lady in Ruhe gelassen worden war, und zeigte widerwillig auf den abgetrennten Fuß. Laeta de Dolores lachte leise, während sie das Körperteil von der Decke aufhob und es Fiona vors Gesicht hielt.
"Iss."
Übelkeit stieg bereits in Gnirs Bauch auf bevor sie überhaupt den Mund geöffnet hatte.
Das Fleisch, das Tage lang ungekühlt im Raum gelegen hatte, verströmte einen wiederlichen Geruch und sah ziemlich matschig aus. Fiona schloss das Auge. Sie wollte es nicht sehen. Langsam, zögerlich öffnete sie den Mund und beugte sie ein Stück vor. Ihre Zähne stießen gegen etwas weiches.
Sie unterdrückte den Würgereiz und machte den Mund weiter auf.
Die Lady nutzte die Chance und drückte das abgetrennte Körperteil weiter in Fionas Mund.
Hätte sie noch genügend Flüssigkeit im Körper gehabt, hätte Fiona nun wohl geweint. All das war so schrecklich ekelhaft, so erniedrigend.
Sie lag in einem fremden Bett, zu schwach es zu verlassen, in einer stinkenden Mischung aus ihrem eigenen Blut, Urin, Schweiß und Kot und deutschlands meistgesuchte Verbrecherin zwang sie ihren eigenen Fuß zu essen.
Womit hatte sie das verdient?
"Abbeißen, du willst das Wasser doch, oder?", fragte die Lady mitleidslos.
Fiona versenkte die verbleibenden Zähne im Fleisch und versuchte angestrengt nicht daran zu denken, dass es ihr eigenes war. Sie drückte die Kiefer immer fester aufeinander, in der Hoffnung, dass es bald vorbei sein würde, doch sie schaffte es einfach nicht ein Stück Fleisch abzutrennen. Verzweifelt öffnen sie den Mund wieder und sah ihre Peinigerin flehend an.
Sie hatte es versucht. Wirklich!
Mit einem genervten Seufzen zog die Lady den Fuß zurück. Kurz blitzte das Messer auf und Fiona zuckte zusammen. Als sie keinen Schnitt spürte, wagte sie es wieder vorsichtig in die Richtung der Lady zu schauen. Die Frau mit den blonden Locken hielt ihr auffordernt ein Stück Fleisch entgegen.
"Mach schon."
Am ganzen Körper zitternd nahm Fiona es in den Mund und begann zu kauen. Ihr Körper begann fast sofort sich dagegen zu wehren. Das blutige, leicht gammlige Fleisch und das schreckliche Wissen, dass es ihr eigenes war, sorgten dafür, dass fast sofort ein Würgereiz einsetzte.
Fiona zitterte, würgte und schafft es beim besten Willen nicht den Fleischstreifen hinunter zu schlucken. Ein Zucken lief durch ihren Körper. Sie verschluckte sich.
Mit letzter Kraft schafft sie es das Stück Fuß aus ihrer Luftröhre zu befreien und auszuspucken.
"Was war das denn?", fragte Lady Laeta de Dolores. Sie klang nun äußerst aggressiv. Spucketröpfchen regneten auf Fiona Gnir herab.
Die Lady hob das Messer. Mit einem verzweifelten Aufschrei versuchte die Polizistin sich vor der niederfahrenden Klinge in Sicherheit zu bringen, doch sie war zu schwach. Immer und immer wieder schnitt das Metall durch Fionas Haut. Durch ihre Arme, ihren Oberkörper, ihr Gesicht. Der brennende, stechende Schmerz schien ihren Körper zu verzehren.
"Frankfurt. In der U-Haft Zelle. Frankfurt.", hörte Fiona sich selbst winseln. Augenblicklich ließ die Lady das Messer sinken. "Gut. Geht doch.", flüsterte sie hörbar zufrieden.
Plötzlich spürte Fiona wieder das Glas an den Lippen. Sie versuchte das Wasser zu schlucken, doch schaffte es nicht ganz. Das überschwappende,verschwendete Wasser vermischte sich mit dem Blut, das bereits über Fionas Körper lief.
Plötzlich verließ die Lady den Raum und ließ ihre Gefange mit dem leeren Glas auf der Brust zurück. Am liebsten hätte Fiona geschrien. Sie hatte ihre Leute verraten. Sie hatte sie einfach verraten!
Als die Lady zurück kam, natürlich musste sie zurück kommen, hielt sie ein rotes Band in den Händen, das sie sorgfältig um Fionas Hals band. "Ein kleines Geschenk für unsere liebe Kommissarin.", seuselte sie. Fiona spürte wie sie in die Ohnmacht abdriftete.
Emily war müde. Es war verdammt früh am Morgen, aber als Polizeihauptkomissarin sah sie es als selbstverständlich an, dass sie als erste in der Station zu sein hatte. Sie schloss die Tür auf und wollte zunächst einmal nach Fifemiles sehen. Vielleicht wollte die Scharfschützin ja jetzt ein Geständnis ablegen. Dass etwas ganz und gar nicht stimmte, sah sie schon, als die Wachposten vor der Zelle nicht belegt waren, aber vielleicht waren sie ja auch auf der Toilette. Emily gähnte und schloss die Tür auf. Als sie das Innere der Zelle sah war sie schlagartig wach. Die Wachen waren an die Wand gelehnt worden, auf ihren Hälsen der Kopf des jeweils anderen. Fifemiles war weg. In der Mitte der Zelle lag, völlig reglos, Fiona Gnir. Sie war blutüberströmt und mit Wunden bedeckt. Ihre Füße fehlten. Um ihren Hals hieng eine rote Schleife.
Viel Spaß mit dem Geschenk, meine liebe Emily.
-Deine Lady ♡
Stand über Fionas Körper an die Wand geschrieben. Mit Blut. Es war überall Blut.
"Scheiße.", flüsterte Emily Kreuz.
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