Auf der Suche (10) (Gore Warnung)
Schmerzen. Grauenhafte, unerträgliche Schmerzen. Es war alles was Fiona Gnir wahrnehmen konnte. Von ihren Füßen gieng ein Brennen aus, das sich seinen Weg ihre Beine hinauf bahnte, ihr kompletter Körper schmerzte pochend, ein stechender Schmerz machte sich in ihrer Seite und bei ihrem Schlüsselbein bemerkbar und ein Punk auf ihrer Stirn brannte. Die Polizistin wagte nicht sich zu bewegen, zu groß waren die Schmerzen. Nein, die Lady war wirklich nicht so gewesen, wie man sie ihr beschrieben hatte: sie war weitaus schlimmer.
Verdammt!
Sie war für so etwas ausgebildet worden. Wieso war sie überhaupt in dieser Situation?
Flatternd öffneten sich die verquollenen Augen der GSG-9 Beamten. Sie blickte auf eine cremefarbene Decke mit kleinen LED-Lampen, die wie ein Sternenhimmel wirkten. Wieso war ihre Unterbringung so hübsch? Was wollte die Lady damit bezwecken? Fiona wusste, dass sie, um lebend aus der Sache herauszukommen, gucken musste, wie übel man sie zugerichtet hatte. Das letzte an das sie sich erinnern konnte war, dass Laeta de Dolores den Stuhl, auf den sie gefesselt worden war, umgetreten hatte. Dann verschwamm alles zu einem Strudel aus Schmerz, Angst und irrem Gelächter.
Ihres protestierenden Körpers zum Trotz setzte Fiona sich ein Stückchen auf und schlug die Decke bis zu den Knien zurück. Sie trug immer noch nur Unterwäsche, ihr Körper war von blauen, lilanen und grünen Blessuren übersät, aber die Stricknadeln waren wohl aus ihrem Fleisch entfernt worden, auch wenn Gnir das nicht auf Barmherzigkeit sondern darauf zurückzuführte, dass sie die Nadeln so nicht gegen Laeta de Dolores einsetzen konnte. Vor Schmerzen stöhnend blickte sie auf die in Blut getränkten Laken. War das wirklich alles von ihr?
Langsam wandte sie den Blick von ihrem zerschlagen Körper ab, um sich mit dem Raum vertraut zu machen. Ihr Blick schweifte über eine Kiste an der Wand, einen Schrank und schließlich zu einen Nachttisch. Es war ein wirklich hübscher Nachttisch, aber was kunstvoll darauf drapiert worden war, war das genaue Gegenteil von hübsch: ein Silbertablet mit zwei abgetrennten, menschlichen Füßen darauf. Ein Schildchen lehnte an ihnen mit der schnörkelligen Schrift, die der Polizei als die der Lady bekannt war, darauf. 'Guten Appetit', bildeten die eleganten Buchstaben und Fiona wurde schlecht vor Angst und Ekel. Das waren doch nicht etwa...
Panisch schlug sie die Decke vollends zurück und erblickte ihre grün und blau geschlagenen Schienbeibe, ihre blutigen Knöchel und... nichts. Ihre Füße waren weg.
Fiona begann zu schreien. Ihre Stimme war heißer und das Geschrei schmerzte entsetzlich, aber sie konnte es nicht unterdrücken. Sie hörte erst auf, als die Übelkeit den Sieg davon trug und sie sich über das Bett und sich selbst übergab. Die Magensäure brannte in ihren Wunden. Fiona zitterte am ganzen Körper und fühlte sich plötzlich noch viel schwächer als zuvor. Erschöpft fiel sie in die Laken zurück, nur um von der Nässe ihres eigenen, ausgetreten Blutes begrüßt zu werden. Darauf hatte man sie nie vorbereitet! Schritte näherten sich auf dem Gang und blanker Horror machte sich in Fiona breit. Das klicken eines Schlosses ertönte, die Tür flog auf und Lady Laeta de Dolores stand, in einem frischen, grünen Kleid und mit aufgeföhnter, blonder Haarpracht in der Tür. "Wie schön, du bist wach! Wir können weiter machen!", rief die Mörderin und ein grausames Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. Fiona brach in Tränen aus.
Mit einem lauten Krachen fiel die Türe ins Schloss. Wütend baute sich Emily Kreuz über dem Tisch im Konferenzraum auf. Ihre bandagierten Hände umklammerten eine Akte, und sie starrte mit Funken sprühenden Augen in die Runde der, ziemlich verschreckt wirkenden, Polizisten. Niemand sagte ein Wort. Seit die Hauptkommissarin in Karlsruhe Recht gehabt hatte und sogar den Hubschrauber der Lady hatte erwischen können, wenn auch nur kurz, hatte man eine Menge Respekt vor ihr.
"Könnte mir mal einer von euch ausgewählten Spitzenbeamten erklären wie es kommt, dass ich ganz kurz nicht hier bin, GANZ KURZ, und zurück komme, zu einem Chaos, bei dem der Hempel unterm Sofa neidisch wird? Erst bin ich einmal kurz in Köln", bei der Erwähnung des katastrophalen Köln-Einsatzes zuckten einige Polizisten zusammen, "und wenn ich wieder komme ist ein toter Beamter in meinem Büro und meine, offensichtlich durchwühlten, Akten verstopfen die Toilette, dann bin ich eine Woche, EINE EINZIGE VERDAMMTE WOCHE, im Krankenhaus und unser einziges gefasstes Mitglied dieser Bande hat absolut nichts von sich gegeben, was sich aber komischerweise ändert sobald ich mit ihr rede, ein Privatjet im Wert von mehreren Millionen Euro wurde immer noch nicht gefunden und eine Polizistin des GSG-9 ist entführt worden, am helllichten Tag, ohne dass irgendeiner etwas davon mitbekommen hat. Was soll das? Habe ich nicht klar gemacht, dass wir uns bei der Lady keine Fehler erlauben dürfen? Das. SIND. Fehler!", brüllte Kreuz.
Günter Tischer meldete sich mit einem Räuspern zu Wort: "Wir suchen unermüdlich nach der Beamten Gnir, wir vermuten, dass sie in dem Flugzeug festgehalten wird, dessen Verschwinden Sie erwähnt haben. Aber zu unserem Glück", Tischer begann fies zu grinsen, "müssen Flugzeuge irgendwann landen und tanken."
Kreuz nickte. "Sind Sie sich sicher, dass TechNick dies nicht mit Solar oder etwas ähnlichem beheben konnten?", fragte sie, an die elektrisierenden Kufen des Hubschraubers denkend. Ein anderer Beamter des GSG-9 nickte eilig. "Noch haben sie das nicht, aber sie arbeiten dran. Wir haben eine Drohne auf das Flugzeug angesetzt. Leider konnten wir nur eine kleine Spähdrone verwenden, weil alles Größere auf ihrem Radar auftauchen würde."
Kreuz nickte zufrieden. "Gut. Ich bräuchte ein Team, das Informationen zu dem Jungen sammelt, den Marly da Silva erwähnt hat. Sie sagte, die Lady habe ihn aufgegabelt und er sei nicht in der Lage für die Sache mit dem Eis verantwortlich zu sein, trotzdem stellt er eine Lücke in unseren Infos da. Wer meldet sich freiwillig?", fragte die Polizeihauptkomissarin. Einige Beamte aus ihrem alten Team, erklärten sich, unter der Leitung von David Peterson, bereit den Jungen zu übernehmen und Emily händigte ihnen die, noch leere, Akte aus. "Haben wir schon Infos zu der Eis Sache?", fragte sie mit einem Blick zu Marie Brant, die sich des Falles angenommen hatte. "Ja. Tatsächlich gab es vor ein paar Jahren einen ähnlichen Vorfall, bei dem ein, bereits inhaftierter, Verbrecher nahmens, und jetzt kommt es: Laetus, auf diese Art befreit wurde. Laetus hatte ein Kind entführt. Der Eis-und-Schatten-Angriff, wie die Akten ihn nennen, wird der radikalen Gruppe rund um die mysteriöse Spes zugeordnet.", trug Marie vor.
Erneut nickte Emily. Endlich kamen sie einer Lösung näher. "Spes... ist das nicht die Verrückte mit der Kinderarmee, die sich für einen Dämon hält?", fragte Günter Tischer und knackte mit den Knöcheln seiner Hände. "Bitte, was?", fragte Dana, vom internationalen Ermittlungsteam. "Was der Kollege Tischer eben gesagt hat ist leider fast richtig", klärte Brant auf, "Spes baut sich eine 'Armee der Hoffnung' aus entführten Kindern auf und beschreibt sich selbst als Halbdämonin. Der Rest der Akten steht unter Verschluss, von höchster Stelle." "Was?", empörte sich Tischer, "Wir sind das GSG-9! Wir sind die höchste Stelle!" Brant schüttelte traurig den Kopf. "Ich fürchte nicht. Die Sperrung kommt vom Innenminister persönlich. Wir können nichts machen. Alle unsere Anträge die Akten entsperren zu lassen wurden sofort abgelehnt. Was auch immer in den Spes-Akten steht, irgendjemand von ganz oben will nicht, dass es rauskommt."
Die Tür zum Konferenzraum flog auf und der junge Beamte, der Telefondienst hatte, stürmte herein.
"Das Flugzeug setzt zum Landeanflug an. Hier, in Frankfurt!"
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