Lucy
"Ich muss hier abbiegen." sagte ich zu Xia die neben mir lief, nickte und selber ihren Weg zu den Spinden einschlagen wollte. "Okay, wir sehen uns ja morgen wieder." Wir umarmten uns kurz und liefen dann weiter.
Ich kam an meinem Spind an und habe schon fast wieder vergessen welches Glück ich hatte mit den Personen die ihren Spind links und rechts von mir hatten. Denn es war niemand geringeres als Madison und Finn. Die beiden guckten sich vernichtend an und dann traurig in ihren Spind. Ich sah zwischen den beiden hin und her und dann packte ich meine Sachen und wollte gehen. Die Betonung liegt auf wollte, denn ich wurde aufgehalten.
"Lucy? Was ist denn los?" Madison fragte ich was los ist. Ist das ihr Ernst. Sie und Gaten haben sich geküsst und sie traut sich jetzt echt zu fragen was los ist. Finn schlug seinen Spind genervt zu und lief so schnell er konnte weg zu Julienne. Die beiden umarmten sich und gingen dann gemeinsam aus der Schule. "Vollidiot." murmelte Madison. Und nun, obwohl das normalerweise nicht meine Art war, explodierte ich.
"Nein. Nein Madison. Er", ich zeigte auf die Stelle an der Finn gerade eben noch stand. "ist kein Vollidiot. Du bist hier die Vollidiotin. Du ziehst immer deine egoistische Ein-Mann-Show ab. Die ach so großartige Madison Harper, die schon wegen einer jämmerlichen Schneekette in ihrer Fresse vorm Reden zurück schreckt. Du bist sogar so egoistisch, dass du deine eigene Freundschaft zerstörst in dem du eifersüchtig auf Juli bist und, dass ist ja in deinen Augen wahrscheinlich schon das allerbeste. Hast du Noahs Herz gebrochen, Lilly ist mega sauer auf dich und du kannst eigentlich froh sein, dass sie dir noch nicht den Kopf abgehackt hat, Xia mochte dich eh noch nie und Jack denkt jetzt, das du der Teufel in Person bist. Super gemacht. Ach und noch was. Wegen dir haben Gaten und ich seit drei Monaten kein Wort mehr miteinander geredet, weil du alles zerstört hast indem ihr euch auf der Party küssen musstet. Vielleicht dachtest du, dass jetzt alles wieder in Ordnung kommt, nachdem du dich drei Monate nach England verkrochen hast, aber im Gegenteil, es wird alles schlimmer. Und das was Alex vorhin gesagt hat stimmt. Reiß dich jetzt endlich mal zusammen und kehre erstmal vor deiner eigenen Haustür, bevor du andere beschuldigst das dein Leben so Scheiße ist."
Damit hatte sie nicht gerechnet. Damit hatte niemand gerechnet.
Lucy Sinclair. Die immer verträumte, optimistische Frohnatur rastet aus.
Alle starrten uns an und ich lief einfach nur aus dem Schulgebäude.
"Lucy. Hey Sinclair. Warte doch mal." Alex. Warum musste er sich jetzt auch noch einmischen. Wir haben uns zwar immer gut verstanden, aber es ist etwas kompliziert. "Was ist denn?" Ich drehte mich um und schaute dem ein Kopf größeren Jungen in seine knallblauen Augen. "Ich, ähm ich wollte dich fragen ob wir mal was zusammen machen wollen. Vielleicht mal zusammen ins Kino gehen oder Musik machen."
Ich schaute ihn verdutzt an. Warum sollte so einer wie er versuchen mich aufzuheitern. Wir waren gut befreundet gewesen. Damals. Bevor die Sache mit seiner Homophobie anfing denn ab dem Zeitpunkt wurde er unerträglich. "Du Alex, was versuchst du gerade. Normalerweise ist es dir doch auch egal, wie es anderen geht, also warum sollte das bei mir jetzt anders sein."
Er schaute weg: "Das war bevor ich, ähm bevor ich es wusste."
"Bevor du was wusstest?" Ich schaute ihn eindringlich an. "Bevor ich, ich meine du hast damit doch schon Erfahrung oder? Also mit lgbtq+."
"Oh mein Gott. Heißt das? Heißt das, dass der größte Homophob aus der ganzen Stadt endlich zur Besinnung gekommen ist?" Er nickte. "Ich weiß es schon drei Monaten und bin auch fix und fertig deswegen..."
"Sei mal bitte kurz ruhig. Heißt das, dass du alle Schwulen und Lesben nur fertig gemacht hast um dich selbst zu schützen?"
Er nickte wieder. Das konnte nicht wahr sein. Ich meine, ich mochte ihn zwar. So rein freundschaftlich da Gaten, obwohl wir momentan zerstritten waren, immer noch den größten Platz hatte, aber wie gesagt es ist alles komplizierter geworden seit dem wir klein waren.
"Okay, wir können was gemeinsam machen, aber ins Kino gehen wir nicht. Ich mag die Atmosphäre dort nicht und Musik, mach ich normaler Weise alleine, aber ich mach mal eine Ausnahme."
Er grinste. Er hatte immer noch die schiefen Zähne von damals. Denn im Gegensatz zu Finn hat er sich gegen eine Zahnspange entschieden. Aber sein Lächeln war nicht so schön wie das von Gaten. Nein. Ich sollte aufhören an ihn zu denken. Denn immer wenn ich ihn sah, sah ich gleichzeitig wie er mit Maddie rumknutschte.
"Lucy? Ist alles in Ordnung?" fragte er mich und schaute auf mich herab. Das mag ich nicht. Ich hasse es wenn man auf mich herab schaut. Deswegen mochte ich... Nein. Nicht an in denken. "Ähm, ja, alles super. Wollen wir gehen." Er nickte. "Ja, aber ist wirklich alles in Ordnung." Und damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. War wirklich alles in Ordnung? Oder vertuschte ich einfach nur meine wahren Gefühle für einen Jungen, der meine Liebe nicht erwiderte und stattdessen die beste Freundin meines quasi Bruders küsst und damit nicht nur mich sondern auch Noah und Finn fertig macht.
Wie gesagt, es gibt so viele Gründe warum ich sauer auf ihn sein kann und ihm nicht verzeihen sollte.
"Nein, nicht wirklich, also es ist..." "Kompliziert. Ja ich weiß. Du sagst immer das etwas kompliziert ist, wenn du es nicht verstehen kannst, oder es verstehen willst."
Ist das sein Ernst. Macht er mir gerade Vorwürfe? Ich ging weg. Das habe ich echt nicht verstanden.
"Lucinda, warte!" ich drehte mich um. "Nenn mich bitte nicht Lucinda oder ich muss dich auch bei deinem vollen Namen nennen." "Okay Lucy, aber zumindest wartest du jetzt endlich. Ich habe es nicht so gemeint. Mir ist es nur aufgefallen."
"Schon okay. Mir geht es zur Zeit eben nicht so gut. Aber es ist ja nicht deine Schuld. Und danke das du Maddie und Xia vorhin zur Vernunft gebracht hast, wenn man es so sagen kann."
"Ähm ja kein Ding. Die beiden meckern sich schon seit Jahren gegenseitig an und machen sich fertig. Irgendwann ist doch auch mal Schluss. Die benehmen sich ja schlimmer als Kindergarten-Kinder."
"Das kannst du laut sagen." meinte ich zu ihm, als wir auch schon bei mir zu Hause eintrafen.
"Ich bin wieder... Achso, äh stimmt ja, Billy ist im College und meine Eltern sind arbeiten. Komm einfach mit in mein Zimmer. Du kannst dein Zeug dann dort ablegen." Er nickte, grinste und dann gingen wir auch schon nach oben.
"Möchtest du vielleicht was trinken?" fragte ich ihn nach einer Weile. "Ähm ja Wasser wenn du da hättest." Ich nickte und ging in die Küche. Holte Alex's Wasser und mir einen Saft. Ich lief die Treppen wieder nach oben und sah, dass er sich die Bilder an meiner Pinnwand ansah. Da war ein Gruppenbild von uns allen aus dem Kindergarten, in der Zeit wo sich Xia und Maddie noch verstanden haben. Ein Bild von Lilly, Xia und mir auf dem wir Lachen und lustige Grimassen schneiden. Ein Bild von Billy und Nick von ihrem Abschluss. Ein Bild von meiner Familie. Ein Bild von meinem Theaterkurs von dem Wettbewerb den wir gewonnen haben. Ein Bild von Jaeden, Maddie und Finn, das ich geschossen habe an unserer Klassenfahrt vor drei Jahren wo Jaeden noch nicht so verschlossen war wie heute und dann ein Bild von Gaten und mir an Halloween. Er ging als Joker und ich als Boo von der Monster AG. Als Alex sich die Bilder anschaute, blickte er etwas wehmütig. Ich fasste ihm an die Schulter. "Hey, ist alles in Ordnung? Du schaust traurig aus."
Ich schüttelte mit dem Kopf. "Nein es ist nicht alles in Ordnung. Es tut mir leid, dass ich so ein Arschloch war. Ich hätte alles besser machen können. Und als ich die Bilder gesehen habe, habe ich mir gewünscht, auch solche Freunde zu haben. Freunde die sich alles erzählen und die durch dick und dünn gehen. Die, die zusammen einfach jede Krise aushalten. Aber ich hab es ja selber verbockt."
Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und Ich setzte mich auf mein Bett. "Naja, es ist noch nicht zu spät Freunde zu finden. Du solltest dich nur entschuldigen. Ich meine du hast ziemlich viel Mist gebaut, aber es ist nie zu spät such zu ändern." Und plötzlich flog die Tür auf.
"Lucy? Lucy bist du da?" Es war Xia. Ich hinterließ ihr und Lilly einen Schlüssel mit dem sie immer zu mir kommen konnten falls sie ein Problem hatten. "Ich bin oben." antworte ich ihr und dann hörte ich schon wie sie die Treppe nach oben kam und meine Tür aufmachte.
"Oh mein Gott. Was macht der denn hier?" Sie zeigte auf Alex und fing an zu schlucken. "Ich kann auch gehen." Er wollte aufstehen, aber ich befahl ihm sich wieder hinzusetzen und gab Xia einen Blick der so viel bedeutete wie 'Beruhige dich bitte, ich kann das alles erklären.'
"Auf die Erklärung bin ich jetzt aber mal gespannt."
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"Ist das dein Ernst? Du gehörst jetzt echt zu der Fam?"
Alex nickte, guckte weg, wollte aufstehen und nun endgültig gehen. "Ich sollte jetzt nach Hause. Es war schön mit euch zu reden. Und es tut mir leid, dass ich so ein Arsch war Xia."
Sie nickte. Und ich begleitete ihn noch zur Tür und verabschiedete ihn.
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Am Abend, nachdem Xia gegangen war und meine Eltern immer noch nicht daheim waren, weil sie noch bei einem Meeting war, ging ich duschen und legte mich in mein Bett, checkte meine Social Media Plattformen, likete ein paar Bilder, verschickte noch Snaps an alle mit denen ich Flammen sammel und bemerkte das Alex mich geaddet hat, ich addete ihn zurück und versuchte mich dann schlafen zu legen. Die Betonung liegt auf versuchen, weil funktioniert hat es nicht. Ich musste immer noch an den Wuschelkopf denken, mit dem ich schon seit drei Monaten nicht mehr geredet habe.
Warum eigentlich nicht? Er hat Maddie zwar geküsst. Hat er sie überhaupt geküsst oder versuchte Maddie bloß ihren Groll los zu machen. Ich sollte mal mit einem von den beiden reden. Aber nachdem was ich heute zu Madison gesagt habe, wird sie bestimmt nicht mit mir reden wollen.
Und Gaten, er hat zwar versucht mit mir zu reden, aber er hat immer weggeschaut. War ich überhaupt noch seine beste Freundin, oder habe ich jetzt alles in den Sand gesetzt?
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