Epilog
Ich erwachte zu dem Anblick von einer simplen Holzdecke über mir, ohne viele Zierde oder Besonderheiten, einfach nur braune Balken an braunen Balken.
Es war ein Anblick, der mir über die Jahre sehr vertraut geworden war, aber keiner den ich im Moment erwartete.
Langsam setzte ich mich auf und sah mich konfus in meiner kleinen Hütte im Himmel um, fand sie vor wie immer, selbst die Sachen, die ich mir auf die Erde genommen hatte, waren wieder hier gelandet.
Am Fußende meines Bettes saß Jaebeom mit seiner Nase in einem Buch. Ebenfalls ein sehr vertrauter Anblick, aber fehl am Platz.
"Was ist los?", fragte ich ihn leise, wusste genau, dass er mich derzeit noch absichtlich mied und er ließ sich Zeit das Buch zu zu klappen und beiseite zu legen. Er suchte determiniert meinen Blick, während er eine Hand hinter meinen Beinen auf dem Bett abstemmte.
In seinen Augen lag ein offensichtlicher Konflikt, wenn auch sein Gesicht sanft war und seine Haare von der sanften Brise durch die offenen Fenster etwas verwuschelt wurden.
Ich hatte schon lange keinen derart reinen und natürlichen Geruch mehr wahrgenommen, aber das war derzeit zweitrangig.
"An was erinnerst du dich?" Seine Stimme war weich und als ich erstmal nachdenklich die Augenbrauen zusammenzog, nahm er die zweite Hand, um sie besänftigend an meinem Knie zu platzieren, mich durch meine dünne Decke beruhigend zu streicheln.
"Ich... Oh, Yongnam! Yongnam war dort. Yongnam und Yongguk und Jinyoung... Yongguk war ein Dämon. Du warst auch dort. Du hast ihn gesehen." Aufmerksam starrte ich ihn an, suchte seine Züge nach einer Antwort ab, aber er seufzte dann nur tief.
"Habe ich. Du hast dich angeschlagen und Jinyoung hat dich raus gebracht, bevor schlimmeres geschehen konnte. Ich habe gegen Yongguk gekämpft." In seiner Stimme schwang nun Schmerz mit und ich gefror sofort auf meinem Platz, spürte mein Herz in Angst seine Funktion versagen.
"Du..."
"Ich hatte keine Wahl."
Tränen wallten heiß in meinen Augen auf, aber sie fielen nicht, jede Emotion erwürgt von den Schnüren um mein Herz.
"Natürlich hattest du die.", schaffte ich es kaum noch zu sprechen und Jaebeom senkte reuevoll den Blick, fasste mein Bein etwas fester in meiner Hand.
"Bevor du mich falsch verstehst... Yongguk war zu dem Zeitpunkt tot, als er zum Dämon wurde. Was auch immer sein Bruder da getan hat, es konnte gar nicht funktionieren. Was ich bekämpfte war eine Bestie, die nie wieder zu ihm geworden wäre. Er war bereits fort."
Ich rang um Luft, während Jaebeom still näher zu mir rutschte, um mich schweigend in seine Arme zu ziehen, kein Wort verlauten zu lassen, während ich an seiner Schulter schluchzte.
"Wir konnten Yongnam befragen, bevor er ebenfalls starb. Es war Yongguks Wahl. Yongnams Vorschlag, aber Yongguks Wahl. Er wollte eine Möglichkeit sich selbst zu... Yongnam wusste davon nichts. Er wusste nicht, dass er seinen Bruder dadurch verliert."
Ich kratzte blutige Striemen in seine Haut, als ich mich enger an ihn krallte, versuchte zu atmen, zu schlucken, das Gefühl von absoluter Leere in meinem Herzen zu kompensieren.
"Es tut mir leid... Du weißt, dass-"
"H-Hör auf."
Ich hing bebend in seinen Armen, schmeckte meine eigenen Tränen auf meiner Zunge und es war zu warm, war unangenehm, aber ich brauchte ihn zum Klammern.
Jaebeom schwieg, hielt mich nur und spendete seine Kraft.
Wir waren keine Menschen, wir starben nicht an gebrochenen Herzen und kamen auch schneller wieder über eine derarte Wunde hinweg, aber ich würde dennoch Zeit brauchen. Würde dennoch erst heilen müssen.
Ich wusste nicht, ob ich ihn geliebt hatte, ob man in unserer Position überhaupt davon reden konnte, aber die Nachrichten seines Todes trafen mich nicht minder hart.
Stundenlang lag ich nur reglos in Jaebeoms Armen und als er mich dann schlussendlich vom Bett hoch und auf die Füße wuchtete, fühlte ich mich ausgelaugt, hungrig zwar, aber auch bereit schon wieder zu schlafen.
Er setzte mich fürsorglich an meinem Tisch nieder und begann schweigend zu kochen, das Gesicht leer von Emotionen. Er sprach nicht und meine Tränen waren versiegt, ich starrte nur leer auf den Tisch, vermisste das Gefühl von Yongguks Haar unter meiner Hand.
Es klopfte.
Als ich neugierig und mit brennenden Augen aufsah, trat Jinyoung ein und winkte mir vorsichtig zu, bevor sein Blick schnell Jaebeom fand, seine Augen merklich erweichten.
"Alles klar bei euch?"
Jaebeom warf ihm nur einen hiflosen Blick zu und Jinyoung lachte auf, kam allerdings näher, um einen Arm um Jaebeoms Hüfte zu legen, einen kleinen Kuss auf die Wange des Engels zu drücken.
Mir wurde es zu viel.
Ohne mich nach den beiden umzusehen türmte ich, verließ das Haus, um mich draußen auf das Wolkenbett fallen zu lassen, gequält die Augen zu schließen.
Yongguk war fort.
Sofort riss ich die Lider wieder auf und starrte in den Himmel hinauf, verbat es mir weiter darüber nachzudenken.
Als ich mich aufsetzte, stand er wieder vor mir.
Mit einer Hand in seiner Hosentasche, die andere mit den kleinen Nagellackflecken an den Nägeln, den silbernen Armbändern auf seiner gebräunten Haut zu mir ausgestreckt.
Ich blinzelte, sah zu ihm auf, wie er sanft lächelte und dunkle Locken in seine Stirn fielen.
Ich schluckte schwer, konnte seine Augen nicht lesen, ergriff seine beringte Hand aber auch nicht.
"Was tust du hier?", flüsterte ich ihm gebrochen zu, meine Stimme rau vom weinen und er nahm verlegen die Hand wieder zu sich, kratzte sich im Nacken, während seine Augen abdrifteten, den Himmel überschauten.
"Ich... Ich bin nicht lange hier. Fehler im System und alles... Sobald ich kann, falle ich."
"Yongguk..."
Er schaffte es nicht mich abzufangen, als ich voller Pein auf ihn zu sprang und ihn von den Füßen hinab in die Wolken riss, unsere Stirnen dabei unsanft aneinander schlug. Er war echt. Er war hier. Ich hasste ihn.
"Wie oft willst du dich noch selbst töten, bis du zufrieden bist?"
Er blinzelte verlegen grinsend zu mir auf, fand allerdings dennoch meine Wange mit seiner Hand. Seine Augen folgten seinen Fingerspitzen, die behutsam über meine Haut wanderten, meine Züge nachzeichneten.
"Ich wusste, dass es nicht ging, wie es war. Habe aber nicht ganz an Yongnams Irrsinn gedacht."
"Du bist ein Idiot."
"Ich freue mich auch dich widerzusehen."
Ich neigte mich hinab, um ihn voller Verzweiflung und Schmerz zu küssen, seine Wärme und vertraute Form unter meinen Händen und Lippen zu erkunden, bis in alle Ewigkeit in meinem Gedächtnis einzuprägen.
"Wenn du fallen willst, musst du einer Todsünde nahe sein. Das kannst du nicht."
"Ich gebe mein bestes."
"Versuch es nur... Und wenn du fällst, verfolge ich dich auf Erden wieder ewig."
Ich würde sein lautes Lachen nicht mehr missen müssen.
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uuund fertig!
Wie immer allen Danke für's Lesen, Kommentieren, Voten, Lachen, Weinen, was auch immer ihr so getan habt ^^
Ich hoffe euch hat es gefallen und man sieht sich dann bei der Fortsetzung von Kawaakari bye byeee
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