9. Date

Natürlich war Daehyun unaufhaltsam, nachdem er von unserem Treffen mit Yongguk erfuhr.

Gleich am nächsten Tag schneite er nach der Arbeit plötzlich vorbei und fegte wie ein Wirbelwind durch meine einst friedliche Wohnung, brachte Junhong und dessen Zwergspitz Mochii in Aufruhr und signalisierte Yongguk unten vermutlich eindeutig, was los war.

"Ich finde irgendeine Ausrede und schick dich allein los, das ist perfekt, Gott, ich dachte nicht, dass er so schnell sein würde!"

"Daehyun, er macht das buchstäblich nur für unsere Hilfe, nichts deutet darauf hin, dass er Interesse an mir hat. Wenn du dich einfach raus nimmst, bekommt er einen falschen Eindruck!"

Wir hatten wild hin und her gezankt, der arme Junhong mit Mochii auf dem Arm in unserer Mitte und verängstigt zwischen uns umher sehend. Daehyun hatte seine Pläne und Arten diese umzusetzen, ich hatte meine. Weil Yongguk aber immerhin meine Aufgabe war, würde Daehyun sich fügen müssen.

Nach unserem Streit saß er schmollend mit Mochii auf dem Schoß auf der Couch, während ich leise Junhong mit ihm vertraut machte, kurz davor war mich unten bei Yongguk für den Lärm zu entschuldigen.

Nicht viel später verließ mein schüchterner Mitarbeiter mit den großen Augen uns dann auch, brachte seiner Großmutter ein paar Veilchen mit, die sie sich in ihrem süßen Garten einpflanzen konnte. Daehyun für seinen Teil lag nun ohne Mochii lustlos auf der Couch rum, ein Arm schlaff zu deren Seite hinab hängend.

Ich brühte uns summend einen Tee auf und brachte diesen dann zu ihm hinüber, stellte das geblümte Service behutsam auf dem kleinen Tischchen ab.

"Ich bin nicht bereit dazu einen Dämon zu daten.", murmelte Daehyun eingeschnappt, während er behutsam seinen Tee etwas kühler pustete, seine Lippen gefangen dazwischen zu schmollen und ihren Job zu tun.

"Du hattest doch schon Abendessen im Arbeitsteam, nicht? Es ist dasselbe wie mit Himchan oder Youngjae unterwegs zu sein. Kein Grund zur Nervosität."

Er nahm einen vorsichtigen Schluck und verbrannte sich prompt die Zunge, stellte beleidigt die Tasse wieder ab, um mich stattdessen schnaubend in seine Arme zu ziehen.

"Wer weiß, was er vorhat. Eine Einladung zum Abendessen kann immer auch bedeuten, dass wir selbst auf der Speisekarte landen. Oder die arme Bedienung. Oder der arme Koch. Hast du je darüber nachgedacht, dass er seine Kunden da unten essen könnte?"

Ich schnippte ihm seufzend gegen den Kopf, bevor ich mich wieder an seine Brust zurück lehnte, er jammernd seinen Pony richtete.

"Es ist eigenartig... Ich glaube wirklich nicht, dass er gerne in die Öffentlichkeit geht. Ist er nicht sowas wie der Introvert des Jahrhunderts?"

Ich dachte etwas über seine Worte nach, versuchte ebenfalls auf einen Hinweis zu kommen, was Yongguk dazu bewegen könnte.

"Andererseits scheint er wie ein Mann, der zu seinem Wort steht. Ich bin froh, dass ich dich dabei haben werde.", war ich ebenso ratlos und ließ entspannt meine Hände auf seinen Armen ruhen, die eng um meine Hüfte lagen. Als ich meinen Kopf mehr gegen seine Schulter fallen ließ, vergrub er die Nase in meinem Haar, brummte leise hinein.

"Der Weise hat mich vorhin kontaktiert. Wir sollen gut auf uns aufpassen." Seine Stimme war leiser als zuvor, der Akzent schleppend und enlullend an meinem Ohr.

"Wie gütig von ihm... Erwähnte er warum?"

Es geschah nicht oft, dass der Weise uns auf Erden kontaktierte, eigentlich nur dann, sollte unsere Aufgabe warum auch immer abgebrochen werden, oder etwas gravierendes im Himmel vorgefallen sein.

"Er meinte bloß, er ahne etwas. Wir sollen gut auf unsere Unschuld acht geben."

Also würde erst noch etwas vorfallen. Etwas, dessen gesamte Auswirkung der Weise jetzt noch nicht erahnen konnte.

Beruhigt, dass keine sofortige Gefahr drohte, ließ ich meine Augen zu fallen und Daehyuns vertrauten Körper zu meinem Kissen werden, als ich friedlich hinweg schlummerte, der Tee vergessen.

-

Am Mittwoch war ich dann doch etwas unruhig, was an Daehyuns meisterhafter Fähigkeit den Teufel an die Wand zu malen liegen könnte. Der Engel hatte uns den gesamten Tag über Gesellschaft im Laden geleistet und mit Mochii gespielt, wenn er nicht gerade dabei war uns ohne Punkt und Komma seine Geschichten zu erzählen.

Junhong hatte anfangs noch etwas perplex gewirkt, sich allerdings schnell an den einfachen Umgang mit Daehyun gewöhnt, je nach Laune scherzte er inzwischen sogar mit dem älteren Mann. Es tat gut ihre Freundschaft langsam wachsen zu sehen, waren sie derzeit doch wohl meine wichtigsten Freunde.

Ich schickte Junhong an dem Tag etwas früher heim, war angesteckt von Daehyuns Misstrauen versucht weitere Sicherheitsmaßnahmen zu treffen.

Normalerweise waren wir eher die beiden, die sich unnötig sorgten und es vorzogen alles einfach auf uns zu kommen zu lassen. Wie auch immer erhielt Daehyun kurz später einen dringenden Anruf von seinem Abteilungschef und trat hinaus, um in Ruhe telefonieren zu können.

Ich war gerade dabei abschätzend vor meinem Kleiderschrank zu stehen, eine Entscheidung zu treffen, was man für einen uninteressierten aber dankbaren Nachbar tragen konnte.

Meine Antwort fiel buchstäblich vom Himmel.

Ich bemerkte den Schatten aus den Augenwinkeln, etwas, das eindeutig zu groß war, um ein Vogel zu sein und gleich einem Stern aus den Wolken fiel.

Mit zwei Schritten war ich am Fenster und sah erschrocken in die Dämmerung hinaus, auf den jungen Mann, der sich auf dem Asphalt krümmte. Mein wild pochendes Herz zog sich unangenehm zusammen, als ich glaubte die Haarfarbe zuordnen zu können, aber es fiel mir schier aus der Brust, als der Mann das Gesicht wandte und ich ihn auf einen Blick erkannte.

Ich musste nicht nach Daehyun schreien, er hatte es bereits gesehen und rannte nun panisch in mein Blickfeld, auf die Figur mit den weit gespreizten, schwarzen Schwingen und nicht minder schwarzem Geweih zu.

Meine Füße hingegen waren wie festgefroren, ließen sich nicht bewegen, selbst als ich sie anschrie etwas zu tun.

Erst als Daehyun seine weit aufgerissenen Augen von dem Mann in seinen Armen zu erst der Hauswand, dann hinauf zu meinem Fenster hob, kam Bewegung in mich.

Yongguk.

In fliegender Eile hetzte ich aus der Wohnung hinaus und die Treppe hinab, vorbei an den beiden Gestalten am Boden und direkt hinein in den Tattooladen. Dort sah ich mich panisch um, suchte zwischen schwarzen Wänden mit weißen Farbspritzern, verworrenen Gemälden und einer einsamen Couch nach dem Mann.

Ich fand ihn letzten Endes, beinahe mit den Schatten verschmilzend vor einem seiner großen Scheiben, das Profil nur spärlich von den Straßenlaternen draußen beleuchtet.

Mit leeren Augen sah er auf die Szene auf der Straße hinaus, die Hände entspannt an seinen Seiten, keinerlei Emotion auf seinem Gesicht.

Ich traute mich nicht näher heran, wusste nicht, was seine Reaktion sein würde oder wie ich ihn aus seiner Trance reißen sollte.

Als er dann sprach, war seine Stimme bodenlos wie eh und je, aber so völlig leer von jeglicher Wärme oder seiner üblichen Schüchternheit. Sie war kalt und kalkulierend.

"Engel also, hm?"

Ich erschauderte, als er meinen Blick traf, wissend.

Er erinnerte sich.

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