7. Blüten

Mit Tigger hier wurde es zunehmend schwerer Daehyun irgendwann zum Gehen zu bewegen. Der dickköpfige Engel war inzwischen fest entschlossen sich seinen eigenen Hund zuzulegen und gab keine Ruhe mit Tigger, säuselte die ganze Zeit auf Babysprache mit ihm. Ich hatte mehrmals versucht ihn zur Ruhe zu rufen oder direkt zum Gehen zu zwingen, aber er klebte wie ein starrsinniger Fleck auf meinem Boden und rührte sich auch dann nicht, als meine Kunden verwirrte Bögen um ihn ziehen mussten.

Das einzige, zu dem ich ihn bekommen hatte, war in Yongguks Wohnung hinauf zu gehen und das abgemessene Futter zu bringen, zusammen mit einer Fotografie des Futterplanes. Er hatte nicht viel gesagt, die Handwerker schienen wegen der Wände dort zu sein und derzeit war die Wohnung nicht wirklich angemessen eingerichtet, aber er erwähnte ein schmerzhaftes Fehlen von Farbe.

Meine Hände beschäftigten sich ohne mein Zutun, flochten geschickt Stängel und Blätter ineinander, während wir warteten und keine Kundschaft hatten. Es wurde spät, der Laden offiziell geschlossen aber die Tür noch immer offen, damit Yongguk zurückkommen konnte. Daehyuns Grenze rückte mit jedem Ticken meiner Vintage-Style Standuhr näher, er würde morgen früh aufstehen müssen.

"Du solltest endlich heim gehen. Tigger wird öfters hier sein, solange Yongguk weiß, er muss nicht extra seinen Bruder anrufen.", sagte ich irgendwann sanft zu ihm, als er gegen die Couch gelehnt weggenickt war, Tigger ein zusammengerollter Fellhaufen in seinem Schoß.

Ich schmückte Daehyun mit der Blumenkrone, die ich geflochten hatte, das vibrante Magenta und dunkle Blau hübsch in seinem hellen Haar.

Aus müden Augen sah er zu mir auf, musste grinsen, als er noch zwei kleinere Kronen in meinen Händen bemerkte.

"Gut, ich gehe. Wer weiß, vielleicht wartet er nur darauf dich allein zu erwischen?", neckte er mich etwas rau und ich schüttelte bloß lächelnd den Kopf. Daehyun war schon immer gut darin gewesen Situationen zu lesen. Ich war besser darin Leute zu lesen.

Daehyun schlurfte stolpernd und Augen reibend davon, nahm vermutlich die einfachste Route durch den Himmel, wie ich ihn kannte.

Ich hingegen krönte behutsam auch Tigger und Katy Purry, die Atmung beider Tiere gleichmäßig unter meinen Fingerspitzen und ihr Fell weich.

Es vergingen tatsächlich kaum zehn Minuten, dann klopfte es schüchtern an der Tür, er hatte sich mit der Klingel zuvor vermutlich selbst erschreckt.

Zum Wohle beider Tiere rief ich nicht nach ihm sondern ging selbst zu Tür, um diese zu öffnen, lächelte einem ebenso erschöpften Yongguk entgegen.

"Hey. Nochmal." Er grinste verlegen zum Boden hin und eine Hand kam herauf, um ihm das Haar aus dem Gesicht zu streichen, als er sich wieder aufrichtete. Weiche Strähnen glitten sofort wieder in ihre Form zurück, unbeeindruckt von beringten Fingern.

"Arbeit beendet?"

Er nickte bloß und ich öffnete die Tür weiter, damit er eintreten konnte, spürte meine Brust in Stolz schwellen, als er sofort begann sich staunend umzusehen, leise Laute der Bewunderung von sich gab.

"Wenn sie den Malern nicht zwischen die Töpfe rennen sollen oder so... kann ich auch die Nacht über auf sie acht geben.", schlug ich leise vor, während ich zu Katys Korb auf meinem Tresen hinüber ging, den ganzen Tag über hatten allerlei Kunden über sie gelächelt.

"Ah, nicht doch! Das dauert jetzt mehrere Tage, ich kann es unmöglich verantworten alles auf dich abzutreten. Mein Bruder wartet unten und nimmt die beiden bis dahin mit.", versicherte er mir schnell und ich nickte etwas bedauernd, hatte Katys Anwesenheit hier ins Herz geschlossen und würde es vermissen Yongguk morgens dabei zu beobachten, wie er mit Tigger über die Straße joggte.

"Aber vielen Dank für deine Hilfe heute... Ich hoffe sie haben nicht zu viele Probleme bereitet."

Daehyun mehr als die beiden.

Ich reichte Yongguk die Katze, die sich sofort zufrieden schnurrend unter sein Kinn kuschelte und er lächelte dasselbe wohlwollende Lächeln wie letztes Mal, kraulte sie vorsichtig hinter ihrer Krone.

"Absolut kein Problem. Ich passe gerne jederzeit wieder auf die beiden auf, sie sind sehr wohlerzogen.", lächelte ich ihm vorsichtig zu, testete noch immer wie weit man mit ihm gehen konnte und bei dem Kompliment vergrub er bloß errötend das Gesicht in seiner Katze, brummte nur.

Ich zwang das Lachen herab und hob auch Tigger auf, platzierte ihn in Yongguks freien Arm. Er sah so aus, als wollte er direkt davon marschieren, als mir noch etwas anderes einfiel.

"Einen Moment noch, bitte."

Ich eilte zu meinem Tresen hinüber und zog eine letzte Krone aus weißen Lilien hervor, die Stängel elegant verflochten und stark unter der langen Arbeit meiner Hände.

Yongguk beobachtete nur mit großen Augen, wie ich ihm die Krone auf das Haupt setzte, vorsichtig sicher stellte, dass sie nicht fiel. Seine dunklen Locken kräuselten sich stellenweise niedlich um die Blätter, aber es stand ihm überraschend gut. Allgemein stand ihm dieser weiche Look mit müden Haustieren in den Armen und Blumenkrone gut. Daehyun hatte recht gehabt mit seiner Kuscheldecke.

"Hier, perfekt. Ich hatte bloß etwas zu viel Zeit."

Yongguk wandte langsam den Kopf ab, um schüchtern in sich hinein zu grinsen, glücklich, aber so verlegen, dass es auf mich abzufärben begann.

Immerhin wurde ich nicht rot, als ich los ging ihm die Tür auf halten, seinen Abgang beobachtete. Er wünschte mir leise eine gute Nacht und ich erwiderte den Gruß, dann war er weg und ich schloss die Tür dieses Mal ganz.

Mir war warm ums Herz, als ich die Vorhänge zu zog und Lichter löschte, den Blumen eine gute Nacht wünschte. Mir war immernoch warm, als ich Daehyuns Nachrichten las, ein schläfriges Selfie mit der Blumenkrone über seine Augen gerutscht, während er im Bett lag, einen gute Nacht Gruß und ein Sternen Emoji. Ich erwiderte den Emoji und ging dann ebenfalls los mich bettfertig machen.

Welche Gräueltat konnte ein Mann wie er verbracht haben?

Nicht alle Menschen wurden zu Dämonen oder Engeln. Die meisten gingen auf natürlichem Wege in das Nichts über. Nur Leute, die einer der beiden Parteien noch nützlich sein konnten, wurden als überirdische Macht wiedergeboren. Besonders gute und hilfbereite Leute wurden zu Engeln. Düstere und kalte Leute zu Dämonen.

Ich empfand Yongguk nicht als jemanden, der zum Dämon werden konnte. Alles in mir schrie danach, dass irgendwo ein Fehler passiert sein musste, versehentlich der falsche ausgewählt wurde.

Ob das tatsächlich stimmte, würde ich den Weisen fragen müssen. Allein diese Unsicherheit verhinderte mir ein konzentriertes Arbeiten.

Außerdem wäre es nicht schlecht auch gleich für Daehyun zu fragen, welche Todsünde sein Chef verbrochen hatte. Dementsprechend war es einfacher einzugreifen.

Aber dafür war morgen noch Zeit. Vorerst driftete ich in friedliche Träume voller Blumen und Hunden, die mit Katzen spielten.

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