37. Yamazaki

Ich wartete zwei Tage ohne eine Möglichkeit Yongguk zu finden und mit keinerlei Beruhigung von Natashas Seiten, die ihren Bruder seit diesem ersten Tag der Vorbereitungen ebenfalls nicht mehr gesehen hatte. Wir waren beide halb krank vor Sorge, aber sie hatte immernoch zu tun, schaffte es sich irgendwie abzulenken. Trotz ihrer besänftigenden Worte, dass es ihm sicherlich gut ging und er öfters solche Phasen hatte, fand ich keine Ruhe. Er hatte versprochen nicht mehr vor mir fort zu rennen und ich wüsste wohl davon, wenn ihn etwas schon länger bedrückte.

48 lange, quälende Stunden vergingen also ohne ein Lebenszeichen von dem Mann und dann ergriff ich die Initiative.

"Park Jinyoung, du bringst sie, ich grill sie, wie kann ich dir helfen?", meldete sich der Jäger nach dem zweiten Klingeln souverän zu Wort und für einen Moment zögerte ich im einsamen Raum und starrte nur still mein Handy an, dann seufzte ich tief.

"Du erinnerst dich an den Dämon, dessen Zwilling du vor kurzem in dem Tattoostudio angegriffen hast? Ich bin der Schutzengel von diesem Tag.", stellte ich mich leise vor und er murmelte etwas unter seinem Atem, dann schien ihn die Erleuchtung zu treffen.

"Ahh, ich erinnere mich. Wie kann ich dir helfen? Ist er dir bereits überdrüssig geworden?" Seine tiefe Stimme klang mit Humor durch, aber er schien auf der Hut zu sein, achtsam auf meine Reaktionen.

"Nein, ich... Er ist fort. Ich brauche deine Hilfe, um ihn zu finden."

"Wo seid ihr?"

"Hokkaido. Wie schnell kannst du hier sein?"

"Gib mir ein paar Stunden und eine Adresse. Hokkaido hat noch so manche Rechnungen mit mir offen." Damit war er weg und ich atmete tief durch, bevor ich begann sorgfältig Daehyuns Nummer in das Gerät einzutippen.

-

Mir war nicht bewusst, dass ich eine Kettenreaktion auslösen würde, aber als kaum drei Stunden später nicht nur Daehyun, sondern auch Youngjae und ein planloser Jongup vor mir standen, war ich dann doch froh.

Ich hatte in meiner Nervosität meine Fingernägel blutig heruntergekaut und wurde sofort von Daehyun in starke Arme gerissen, als er die Türschwelle passiert hatte.

Die beiden dunklen Engel brauchten ein Weilchen, in dem sich sich nur gegenseitig wiesen vor zu gehen, bis Youngjae schnaubend Jongup an den Schultern vor sich hinein stieß und sich zu uns im Wohnzimmer gesellte.

"Okay, wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?", kam Youngjae immerhin gleich zur Sache, während Daehyun noch sehr zufrieden damit war mich zu kuscheln und mich wohl auch für das Gespräch nicht loslassen würde. Ich schaffte es immerhin mich kompliziert in seiner engen Umarmung zu drehen und uns so umher zu shuffeln, dass ich Youngjae ansehen konnte und Daehyun nur wie ein überdimensionierter Ofen an meinem Rücken klebte.

Youngjae ließ seine Flügel noch etwas trocknen, während wir uns unterhielten und er flippte regelmäßig mit einem unwirschen Nicken das Haar aus seinen Augen, während Jongup nur schweigend zum Ofen wanderte und dort seinen Hintern wärmte.

Ich erklärte Youngjae die Situation, während Daehyun mit einer Wange an meinem Kopf etwas döste und immerhin schienen sie sich einig, dass es eine gute Idee gewesen war Jinyoung anzurufen.

Wir warteten jetzt zusammen auf den Jäger und Daehyun nutzte den Moment, um ein paar Reiswaffeln in mich zu zwingen und mich lange genug auf der Couch zu zu quasseln, bis ich zumindest kurzzeitig vergessen hatte, was los war.

Mit Jinyoungs stürmischer Ankunft gegen Abend kam allerdings auch die Furcht um Yongguk wieder und der Jäger stellte sich den versammelten Herrschaften knapp vor, dann beeilte er sich mich beiseite zu nehmen.

"Okay, hör zu. Du hast sicherlich schon einmal von den Oni gehört, richtig?", flüsterte er leise genug, dass es zwischen uns blieb und besorgt nickte ich, erinnerte mich viel zu lebhaft an mein Aufeinandertreffen mit den ogerähnlichen Kreaturen.

"Gut. Die Oni sind in diesem Revier die Chefs. Dass dein Dämonenfreund hier geduldet wird, hängt mit ihnen zusammen. Ich bin mir relativ sicher, dass wir ihn dort finden werden." Seine Stimme fiel weiter und angespannt fingerte ich an meinen Ärmeln herum, als er sich noch etwas näher beugte und sein Atem über meine Wange strich.

"Ich habe seinen Bruder eine Weile beobachtet. Das Ahnenritual ihres Großvaters markiert auch den Punkt, an dem er eine Tributzahlung an die Oni abgibt. Meistens sind das Menschenleben."

Ich erschauderte, als mir endlich die Verbindung bewusst wurde, ich endlich Yongguks Grauen in Hokkaido verstand und ich nickte knapp. Von nun an musste ich wohl für jeden Anblick gewappnet sein.

Jinyoung zog sich zurück und trommelte alle zusammen, um sie auf den Couchen nieder zu setzen, knapp zu erklären, wie wir vorgehen würden.

"Unser Schutzengelchen hier kann den Dämon am besten orten. Wir bleiben in einer Gruppe, bis wir wissen, wo er ist, dass trennen wir uns. Ihr drei kümmert euch darum uns einen guten Rückweg zu ermöglichen, wobei ihr an Verletzte, Verfolger und die Wetterbedingungen denken müsst. Wir beide holen den Kerl zurück." Er wusste auf jeden Fall was er tat und sein Blick war ernst, als er in die Runde sah.

"Noch Fragen?"

Youngjae hob knapp eine Hand.

"Hier, ja. Wir können uns relativ sicher sein, dass andere ihre Hände im Spiel haben, nicht? Empfiehlst du uns Waffen und wenn ja, dürfen wir töten?" Es war absolut verstörend Youngjae so reden zu hören, doch letzten Endes machte es Sinn. Irgendwie war immerhin auch er vom Himmel gefallen und ich vermutete es war nicht aufgrund von Faulheit.

"Nehmt Waffen mit, aber versucht ihre Nutzung zu umgehen. Für euch gelten andere Regeln als für mich."

"Wann brechen wir auf?"

Jinyoung wandte sich mir zu und seine dunklen Augen glitten für einen Moment über meine blutigen und verkrampften Finger, dann erhob er sich seufzend.

"Sobald wir deine Wunden versorgt haben."

Er wusste, dass er Daehyun und mich nicht bitten musste zu bleiben und dafür war ich ihm dankbar.

Draußen wütete zur Abwechslung kein Sturm, als wir etwas später das Haus verließen, eingepackt in dicke Wintermäntel, die man sich leicht vom Leib reissen konnte. Yongguks Fährte führte weiter den Berg hinauf und ich sammelte mich für einen Moment, dann ging ich los, folgte immer seinem vertrauten Geruch tief in den Wald hinein, in dem weiß Gott was auf uns wartete.

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