36. Xiè Xie

Danke für's geduldige Warten!

Wir nähern uns übrigens dem Ende an o.o

*********

Es ergab schon Sinn, dass Yongguk mich alleine im Haus zurück ließ, während er mit Natasha gemeinsam an allen Vorbereitungen arbeitete, aber das machte mich nicht minder einsam. Ich hatte in Hokkaido keine Arbeit, in die ich mich achtlos stürzen konnte, keinen Junhong, der mich lachend entertainte, wenn mir langweilig wurde. Viel eher versank ich die meiste Zeit in diversen Büchern und beobachtete gedankenverloren das flockende Schneetreiben vor den Fenstern.

Hier zu sein ließ mir viel Zeit mich mit meinem eigenen Kopf zu beschäftigen, darüber nachzudenken, was genau ich eigentlich vor hatte und wie ich bis dahin kommen wollte.

Mir war kein zeitliches Limit gesetzt, wenn ich die nächsten Jahrhunderte damit zubrachte Yongguk pausenlos zu beobachten, so sei es, niemand würde sich daran stören.

Aber bis wohin würde unsere Geschichte überhaupt gehen? Wo würde sie aufhören? Es war zu unwahrscheinlich, dass ich für ihn fallen würde und noch wesentlich lächerlicher, dass er für mich zum Engel wurde. Würden wir wirklich den Rest unseres Lebens umeinander herum tanzen?

Meine Fingerkuppen glitten nachdenklich über die Seiten meines Buches, das ich bereits vor langer Zeit aufgehört hatte zu lesen, die Worte bedeutungslos vor meinem weit entfernten Blick. Weiße Flocken tanzten in einem trägen Walzer vom Himmel, das Holz im Kamin knackte, wenn es der Macht der winkenden Flammen nachgab. Ich lehnte mich im Sessel zurück.

Die Sonne war bereits untergegangen und das Licht von drinnen warf orangene Vierecke auf den bläulichen Schnee, als Yongguk heim kehrte. Er kündigte sich mit einer sich leise öffnenden Tür an und seine Stiefel tapsten etwas herum, als er eintrat und die Kälte mit einem leisen Murmeln aussperrte. Er schlüpfte aus seinen Schuhen und dann war nichts mehr von ihm zu hören, weswegen ich schläfrig die Augen öffnete, um ihn dabei zu beobachten, wie er auf dicken Wollsocken durch das Zimmer rutschte, um sich seines Mantels und Tasche zu entledigen.

Ein Lächeln tanzte über meine Lippen, als er glücklich etwas mehr skatete, als auf dem Laminat natürlich war und friedlich schloss ich die Augen wieder, ließ ihm die Ruhe erstmal ganz heim zu kommen.

Es ließ sich aushalten. Yongguk, der abends heim kam und sich zuerst mal etwas zu trinken suchen ging, der das Feuer im Gang hielt und an den Fenstern verharrte, um micht minder verloren wie ich in den Schnee hinaus zu sehen.

Ich öffnete die Augen wieder, als ich ihn näher kommen spürte, schloss verspätet das vergessene Buch in meinem Schoß.

"Hey.", grüßte er mich leise und reichte mir eine warme Tasse, bevor er sich auf die Couch rechts von mir fallen ließ, vorsichtig an seinem Getränk nippte.

Der süße Geruch von Schokolade berührte meine Nase und mit einem friedlichen Lächeln nahm ich einen Schluck, ließ mich von der heimatlichen Atmosphäre umhüllen.

"Wie war es heute bei euch?"

Er hob elegant die knochigen Schultern, das Haar weich in seiner Stirn, als er sich über seine Tasse beugte, die langen Wimpern dunkle Fächer auf seinen Wangen.

"Wir sind ganz gut voran gekommen. Nur noch nicht fertig. Morgen früh geht es weiter.", berichtete er knapp und wärmte seine schlanken Finger an dem warmen, braunen Porzellan, das Gesicht gelöst.

Ich nickte nur und verlor mich in meiner eigenen Tasse, erwischte mich dabei endlich mit meiner Müdigkeit aufzuholen, nachdem ich sie den Tag über erfolgreich vergessen hatte.

"Hast du schon gegessen?"

Er schüttelte den Kopf, also machte ich mich auf uns etwas zu Essen suchen. Eine Möglichkeit, um sich wach zu halten und auch mehr Zeit darüber nachzudenken, wie angenehm ich diese domestizierte Stimmung hier fand, wie sehr ich mich daran gewöhnen konnte.

-

Wir hatten gegessen und ich war sofort ins lockende Bett gefallen, war trotz meines langen Nichtstuns entschieden zu ausgelaugt.

Im Zimmer nebenan plätscherte eine Zeit lang fröhlich das Wasser, als Yongguk sich vor dem Schlafengehen noch die Zeit nahm sämtliche Anspannung des langen Tages von sich zu waschen, ich driftete lieber bereits zwischen Wachen und Schlafen umher.

Ich wurde nochmal etwas wacher, als er zurück ins Zwielicht des Schlafzimmers trat, Handtuch über seinem Kopf und die dunklen Zeichen auf seiner Brust kaum noch von seiner Hautzu unterscheiden.

Ein zufriedenes Seufzen entkam mir, als ich mich enger an die warme Decke kuschelte, die Augen wieder schloss, während er leise umher tapste und sich bereit zum Schlafen machte.

"Dein Handy liegt auf deinem Kissen.", murmelte ich ihm kaum verständlich zu und er gab einen leisen Laut der Zustimmung von sich und kurz später senkte sich für mich kaum noch merkbar das Bett an seiner Seite.

Er kramte kurz herum, während ich ihm mit Wärme im Herzen lauschte, exakt wusste, wie er kuschelig zwischen den weißen Laken aussah, wie seine schwarzen Locken sich über das Kissen verteilten und seine Haut golden damit kontrasierte.

"Morgen sollte ich früher heim kommen.", flüsterte er mir noch so tief zu, dass ich ihn nur schwer hörte und träge nickte ich, er würde es schon irgendwie hören.

"Gute Nacht."

Ich antwortete schon nicht mehr.

Als ich einige Stunden später wieder erwachte, war es, als habe ich nie geschlafen, so kurz fühlte es sich an. Dennoch setzte ich mich gähnend auf und warf einen Blick auf seine erkaltete Seite, bevor ich losging, um nachzusehen, wo er dieses Mal abgeblieben war.

Ich schlich leise durch das Wohnzimmer am kaum noch glimmenden Ofen vorbei und auf die Couch zu, auf der er sich ausgestreckt hatte. Der Tisch vor ihm war voll mit losen Blättern und seinem Notizbuch, eines seiner Beine hatte ebenfalls irgendwie Platz darauf gefunden.

Ich verkniff mir grinsend den Drang ein Bild zu machen und ging leise zu seiner schlafenden Form hinüber, die Erschöpfung musste ihn irgendwann eingeholt haben.

Für einen Moment wägte ich es ab ihn hier schlafen zu lassen und bloß seine Decke zu holen, aber dass er so früh bereits schlief, bedeutete wohl, dass er sehr erschöpft vom Tag war. Ab ins wesentlich bequemere Bett also.

Behutsam sammelte ich sein Bein vom Tisch ein und drehte ihn mit sanfter Überzeugung auf den Rücken, versuchte mich nicht darin zu verlieren, wie entspannt sein Gesicht in der kleinen Lampe an seiner Seite war. Mit etwas Mühe schaffte ich es ihn hoch zu heben und ins Schlafzimmer zu schleppen, er grummelte zwar unter seinem Atem vor sich hin, blieb aber auf wundersame Weise im Traumland.

Sobald ich Yongguk sicher unter den Decken wusste, kehrte ich noch einmal zurück, um das Licht zu löschen, ließ aber seine Sachen wie sie waren. Er wusste es nicht zu schätzen, wenn andere an seine persönlichen Aufzeichnungen gingen und ich respektierte das. Besser also, wenn er morgen selbst aufräumte, während ich noch schlief.

Im Dunkeln kroch ich wieder zu ihm ins Bett und vergrub mich fröstelnd in den Decken und schlief binnen wenigen Sekunden wieder.

-

Am nächsten Morgen fand ich eine herausgerissene Seite seines Notizbuches an meiner Seite, seine ordentliche Handschrift ein eigenartiger Kontrast zu eingerissenem Papier.

'Danke.'

Er kehrte an dem Tag nicht mehr zurück.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top