34. Packen

Interessanterweise dauerte es ziemlich genau drei Wochen, bis all unsere Freunde endlich begriffen hatten, was abging.

Trotz Youngjaes Vorsprung war es allerdings Junhongs Großmutter, die uns als erstes tatsächlich voller Wärme gratulierte. Der Mittag, an dem sie uns besuchte, bestand mal wieder darin, dass Yongguk in seiner Ecke friedlich zeichnete und ich meine Blumen sortierte. Leise Musik füllte plätschernd die Stille, und die Sonne filterte träge durch die Fenster, während meine Füße mich geschäftig über die Fliesen trugen. Ich musste voller Freude feststellen, dass meine Blumen selbst in Yongguks Anwesenheit nicht welkten, was sehr für meinen grünen Daumen sprach.

Junhongs Großmutter kam ohne Junhong und ich war erst besorgt, dass sie alleine all die Stufen erklimmen musste, doch sie schenkte mir bloß ein faltiges, gütiges Lächeln und die Welt war in Ordnung.

Yongguk und ich taten noch nicht einmal irgendetwas, er saß nur in seiner Ecke, ich bereitete die Margeriten für sie vor und dennoch beugte sie sich mit einem Mal verschwörerisch zu mir über den Tresen, die Augen auf Yongguk.

Ich folgte ihrem Blick zu seiner entspannten Gestalt im Sessel, ließ den Blick über weiche Locken und geschickte Hände gleiten, die über das Papier zu fliegen schienen.

"Ein sehr hübscher, junger Mann, den du dir da ausgesucht hast, Kindchen.", lobte sie mich leise und ich sah sie nur aus großen Augen an, konzentrierte mich hastig wieder auf die Arbeit meiner Hände.

"Ist es so leicht zu bemerken?"

"Ihr beiden habt eine ganz besondere Atmosphäre um euch. Ich wünsche euch alles Glück der Welt."

Ich grinste sie bloß weich an und sie bedankte sich für ihre Blumen und verließ uns nicht, bevor sie nicht all meine Versuche ihr Hilfe anzubieten abgelehnt hatte.

Verwundert sah ich ihr nach und ging dann zu Yongguk hinüber, brachte ihm frischen Tee. Dieses Mal blieb er nicht vertieft in der Arbeit, sondern legte seine Skizzen ab und musterte mich für einen Moment, bevor er sich leise dankend die Tasse griff.

"Ich glaube, sie wusste irgendwie bescheid.", murmelte ich ratlos und kratzte mich am Kopf, woraufhin Yongguk bloß träge zu mir herauf grinste.

"Das ist nicht schwer mit den treudoofen Hündchenaugen, die du sehr gut sichtbar im Gesicht hast.", neckte er mich warm und ich schmollte etwas, bereute es ihm schon wieder Tee gebracht zu haben.

"Immerhin zeichne ich nicht Schutzengel, wenn auf das Blatt eigentlich Blumen gehören würden.", gab ich trotzig zurück und er errötete hinreissend, versteckte sich schüchtern hinter seinen Haaren.

Zufrieden mit meinem Sieg ließ ich ihn weiterarbeiten.

Der Rest der Jungs bekam es irgendwann über die Zeit verteilt mit. Himchan mit seinen wachsamen Augen war der nächste, der uns nur beim Gespräch im Tattooladen erwischen musste und sofort diesen wissenden Ausdruck bekam.

Junhong machte ein Mal und nie wieder versehentlich genau dann den Fehler meinen Laden zu betreten, als Yongguk gerade über den Tresen lehnte, um mich süß zu küssen, wir beide zu abgelenkt um den großen Mann kommen zu hören. Nach einer sehr amüsanten Erklärungsrunde hatte der Junge sich bloß mit weiten, verstörten Augen auf seinen Platz gesetzt und still gearbeitet.

Was Junhong wusste, wusste auch Jongup, der mir zwar nicht oft unterkam, aber Junhong ging regelmäßig bei ihm vorbei und berichtete ihm vom neuesten Klatsch und Tratsch. Wie das mit Jongup also so war, ließ er das Thema nie wieder aufkommen und nickte nur ausdruckslos, wenn es beim Picknick angesprochen wurde.

Youngjae wusste zwar seinen Teil schon, aber er kam dennoch nicht umhin laut 'hah!' zu schreien und mit einem anklagenden Finger auf uns zu deuten, als ich einmal unbedacht auf einer Geburtstagsfeier für Junhong (bei mir) die Hand an Yongguks Hüfte gelegt hatte, um mich zu stabilisieren, während ich ihm eine Kirschtomate fütterte. Junhongs Party. Hier gab es warum auch immer nur Kirschtomaten.

Mit den drei Wochen rückte auch unser Ausflug nach Hokkaido näher und näher. Yongguk wusste selbst nicht, wie lange wir bleiben würden, also waren seine Angaben, was das Packen anging etwas schwammig. Deswegen packte ich eher wenig ein und nahm mir vor dort aufzustocken, je nachdem, wie es lief.

Yongguk selbst war absolut ekstatisch dabei seine Schwester endlich wiederzusehen und ließ sich von nichts aus der Ruhe bringen. Mit einem dauerhaften, großen Grinsen ging er umher und konnte es kaum erwarten bis der Trip endlich losging, verschwand aber auch immer schier im Boden vor Scham, wenn ich ihn absolut 'treudoof' beobachtete oder dahinschmelzend küsste, weil er einfach zu süß war, um zu widerstehen.

Mit unserem Abschiedsabend, kamen auch die Jungs alle zu mir, um eine kleine Feier zu werfen, Junhong hatte seine Freundin dabei, Jongup seinen nervigen Engel nicht. Niemand war überrascht.

Während unsere Leute also noch nach und nach ins Zimmer filterten und ich die süße Jieun - sie war gut 30 Zentimeter kleiner als ihr Freund - begrüßte. Sie war ein paar Jahre älter als er und umsorgte ihn dennoch stets liebevoll, verwöhnte den ohnehin schon frechen Jungen nur noch mehr aber niemand konnte es den beiden übel nehmen.

Himchan war schnell darin sich mit einem Bier neben Yongguk auf die Couch fallen zu lassen und ihn in ein tiefes Gespräch zu verwickeln, ohne sich aber zu sehr davon ablenken zu lassen, um nicht regelmäßig an irgendwem hier drinnen - hauptsächlich Daehyun - herumzunörgeln.

Yongguk ging es gut, solange er in einer Gruppe Leute war, die er kannte und auch wenn vor allem das Engelpaar immer mal wieder schlichtweg zu laut wurde, schien er zufrieden, lächelte allen väterlich zu.

Das Highlight des Abends war natürlich Daehyun, die Hauptperson in unserer gemeinsamen Geschichte, der irgendwann aus allen Wolken fiel (schon wieder), als Yongguk im Vorbeigehen einen flüchtigen Kuss auf meiner Wange hinterließ. Und nicht einmal das hatte er tatsächlich gemerkt, nur verwirrt geschaut, obwohl wir uns buchstäblich gerade im Gespräch miteinander befanden. Es war Himchan gewesen, der laut zu jammern begonnen hatte, dass zu viele Paare um ihn herum waren und ach, er war ja so einsam und so weiter.

Dann erst waren Daehyun die vollen Lippen auf gefallen und er hatte zehn lange Minuten gebraucht, bis er endlich kapiert hatte und dann mit Fragen losgefeuert. Youngjae rettete mich, indem er seinen Freund schnappte und Pläne aushecken ging Himchan mit Jongup zu verkuppeln (was ich gerne sehen würde) und ich hatte mich nur lachend wieder zu Jieun gesellt, die der chaotische Haufen köstlich amüsierte.

Der Abend war ruhig ausgeklungen, die jeweiligen Partner hatten ihre Leute sofort heim gebracht, wenn sie angetrunken waren - wer wusste schon, zu was das bei Engeln führte - und Himchan war ebenfalls irgendwann mit Jongup gegangen, wanderte als letzter in die kalte Nacht hinaus.

Yongguk und ich blieben müde und erschöpft vom vielen Sozialkontakt zurück, aber ich lebte wieder etwas auf, als er den Raum durchquerte, um mein Gesicht zärtlich in seine Hände zunehmen, die Lippen in einer inzwischen vertrauten Geste auf meine zu senken.

"Bereit aufzubrechen?"

"Immer doch."

Und dieses Mal flogen wir gemeinsam über das nächtliche Meer.

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