28. Finsternis
Yongguks Schwingen ragten groß und bedrohlich hinter ihm auf, warfen einen gewaltigen Schatten auf das weiche Wolkenbett vor ihnen. Die Sonne, die sonst ihre Strahlen warm unser Reich erhellen ließ, war fort, versteckt hinter dunklen Wolken, um das Grauen, das sich ihr bot nicht mit ansehen zu müssen.
Selbst auf seinen Knien sah Yongguk noch unbesiegt aus, sein Geweih trotz blutigen Bruchstellen eindrucksvoll.
Ich warf mich schluchzend gegen die Arme, die mich hielten, vertraute und starke Arme, die mich nie mehr behindert hatten als jetzt, die mich um die Mitte hielten und es mir verbaten dem Dämon näher zu kommen.
"Bang Yongguk du wirst heute hingerichtet im Namen des obersten Gerichtes. Für den Mord an zahllosen unserer Brüder und Schwestern und das unerlaubte Eindringen in die himmlischen Gärten.", tönte die volle, vibrante Stimme des Erzengels durch den Himmel und seine Tunika war befleckt von Yongguks giftigem Blut, als er vorwärts trat, an mir vorbei, die sich noch immer verzweifelt wehrte.
"Jaebeom bitte, bitte tu das nicht! Ich kann helfen, ich kann ihn kontrollieren, ich kann-"
"Schweig!"
Der Mann war erzürnt, wütender, als ich ihn je gesehen hatte mit seinen flammenden Schwingen und dem goldenen Schwert aus Licht. Yongguk hingegen sah in den unnatürlichen Schatten aus wie der Teufel selbst, seine kalten Augen nicht minder wütend.
"Um dich kümmere ich mich, wenn ich diesen Abschaum aus unserem Land verbannt habe. Denke nicht, dass diejenigen, die einen Dämon lieben, hier erwünscht sind. Du" Er wandte sich wieder dem blutenden Dämon zu, zeigte mit der Spitze der glühenden Klinge auf ihn.
"Du wirst sterben. Wenn nicht für all die Gräueltaten, die du meinesgleichen angetan hast, dann für dein Vergehen diesen Engel zu verführen und zu manipulieren."
Mit zwei Schritten war er bei Yongguk und ich kämpfte und schrie, warf mich in den Griff von Daehyun und Jongup, aber es war bereits zu spät. Das Schwert sauste in einem absurd eleganten Bogen auf Yongguk hinab und beendete alles.
Schweißgebadet fuhr ich im Bett hoch und begann sofort schmerzhaft zu husten, als meine ausgedörrte Kehle die plötzliche Luftzufuhr nicht zu schätzen wusste.
Zittrig tastete ich nach meiner Wasserflasche und trank in gierigen Zügen, ob die Tränen in meinen Augen von dem Traum kamen, oder vom Husten, wer wusste es schon.
Für einen langen Moment saß ich bebend zwischen meinen zerwühlten Decken, dann flammte in einer Ecke kleinlaut ein winziges Licht auf, kaum mehr als das Licht einer Kerze, aber es reichte, um zu sehen.
Meine Augen glitten über dunkles Haar und noch viel dunklere Augen, über die bequemen, weichen Klamotten, die er trug.
Als er meinen wilden Blick traf, erhob er sich, um mit langsamen Schritten zu mir hinüber zu kommen, vorsichtig, wie um mich nicht zu verschrecken und auf meine Bettkante zu sinken.
Ein leises Schluchzen brach aus mir heraus, als seine warmen Finger federleicht mein Gesicht fanden, behutsam die vergossenen Trännen hinfort wischten.
"Ich habe dich meinen Namen rufen hören. Im Traum. Ist alles in Ordnung bei dir?"
Als ich nur verzweifelt und absolut unzurechnungsfähig den Kopf schüttelte, zog er mich behutsam in seine Arme, erlaubte es mir meinen Kopf in seinen Hals zu pressen.
Warme Hände glitten beruhigend über meinen Rücken und er summte leise, seine Stimme so lieblich und warm, gar nicht erfüllt mit Zorn, wie sie es im Traum gewesen war.
"Ich glaube..." Ich schniefte leise, versuchte meine Stimme zu finden. "Ich glaube ich begehe einen großen Fehler. Die Schuld verpestet meine Gedanken... Wie sonst sollte ich es lernen dich zu fürchten?"
Meine Finger fanden zittrig seinen Nacken, als er mich nur schweigend an den Hüften fasste und quer über seinen Schoß zog, enger umarmte.
"Dass du Schuld verspürst, ist ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass du für ihn nicht fallen wirst." Er schmiegte sich eng an mich, sein Atem gleichmäßig auf meinem Schlüsselbein, während ich zitterte und bebte, zwar nicht mehr weinte, doch der Schock war noch immer überwältigend.
"Im Traum... Ich kämpfte gegen Dae und Jongup für ihn. Ich hasste dich... für ihn."
Es war eine Skala weit höher als alles, mit dem ich bisher gerechnet hatte. Scheinbar reichten die Gefühle in meinem Herzen inzwischen tief genug, um sich mit meinesgleichen zu verfeinden, doch niemals würde ich auf eine derartige Idee kommen.
... oder?
Jaebeom brummte nur leise, als er mich hielt, wiegte mich sanft hin und her.
Es half, seine Präsenz beruhigend für mich trotz der Angst, die er mir im Traum bereitet hatte.
"Was hat er getan? Im Traum meine ich."
Ich suchte für einen Moment meinen leeren Kopf nach Worten ab, kuschelte mich enger an seinen warmen Körper, um nicht der Kälte des Raumes ausgesetzt zu sein.
"Er betrat die himmlischen Gärten und schlachtete dort unsere Brüder und Schwestern ab. Er... bekämpfte dich. Du hast ihn dafür getötet. Und dafür mein Herz gestohlen zu haben." Meine Worte klangen hohl im Raum und der andere seufzte bloß leise, hielt mich in stillem Verständnis.
Er würde mir nicht versprechen Yongguk niemals anzurühren, könnte keine Versicherung für meine Glücklichkeit abschließen. Es war seine Aufgabe die zu strafen, die in Unheiligkeit verfielen und ebenso wie er Jongup oder Youngjae gestraft hatte, würde er auch Yongguk strafen ohne eine Sekunde zu zögern.
"Dein Herz sehnt sich nach seinen Armen, statt den meinen... Auch wenn ich immer wusste, dass es eines Tages so weit wäre, so schmerzt der Gedanke nun.", bemerkte er belegt an meiner Haut und seine Finger rieben beruhigende Kreise in meine Hüften, versicherten mir, dass das okay war, selbst wenn ich schon wieder fast an meinen Tränen erstickte.
"Ich weiß nicht, wie wohl ich mich in seinen Armen fühlen würde. Genau jetzt, bist du genau der richtige, um mich zu halten.", versicherte ich ihm ebenso leise zurück und hob eine Hand zu seinem weichen Haar, um abwesend durch dieses zu streichen, langsam wieder zu mir selbst zurück zu finden.
"Wer weiß, wie es morgen ist, vielleicht bist du dann schon überglücklich in seiner Umarmung zu stehen.", tat er dramatisch den Bemitleidenswerten und ich kicherte leise in mich hinein, zog mich etwas zurück, um seinen Blick zu suchen.
"Versuch ihn einfach davon abzuhalten den Himmel zu betreten... Dann habe ich auch keinen Grund ihn zu richten."
"Nicht einmal dafür mein Herz gestohlen zu haben?"
Seine Hand kam herauf, um in einer Spiegelung meiner selbst liebevoll durch mein Haar zu streichen, eine vage Erinnerung an viele Stunden, die ich mit ihm gemeinsam auf den Wolken verbracht hatte, zurück zu lassen.
"Solange er es nicht buchstäblich nimmt nicht, nein. Nicht, solange du es in seinen Händen sicher weißt."
Ich lächelte, als er mich behutsam wieder hochhob und uns gemeinsam unter die Decken verbrachtete, mich mit einem Flügel zudeckte, weil es schon immer viel geborgener gewesen war unter seinen Schwingen zu schlafen, als jeder Decke.
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