Kapitel 4


Die Sicherungen brennen bei mir gerade in Sekunden schnelle durch und ich will schon ansetzten sie zurechtzuweisen, allerdings kommt Tora mir zuvor.

„Wir werden da sein", antwortet sie in einem ruhigen Tonfall, der darauf aufmerksam macht, dass man sich besser nicht mit diesem mit Mädchen anlegen soll.

„Das will ich für euch hoffen", antwortet das unfreundliche Mädchen und dreht sich schwungvoll um, dabei wippen ihre blond gefärbten Haare in dem hohen Zopf hin und her.

Wir beobachten still wie sie mit ihren beiden Anhängseln abzieht, die wahrscheinlich brav wie Hündchen vor unserer Tür gewartet haben.
„Wir sollten wirklich los, Julita hat ausnahmsweise mal recht", richtet Tora ihr Wort an mich.

„Julita heißt die unfreundliche Kuh also", sage ich gespielt nachdenklich.

„Sie ist furchtbar.
Ich bin erst seit gestern hier und sie versucht jedem erst Semester das Leben zur Hölle zu machen. Zum Glück kenne ich einige zweit Semester, sie haben mich schon vor ihr gewarnt. Der Lehrer schleimenden, allerdings trotzdem begehrtesten Schülerin, hoffentlich nicht für ihren Charakter", antwortet mir Tora belustigt und schlüpft dabei in weiße Sneaker.

Ich habe mittlerweile den Platz von dieser Julita eingenommen und lehne am Türrahmen.

„Denk jetzt nicht falsch von mir, ich habe selber eine Tante die eine Ausgestoßene ist.
Aber warum scheint diese Julita hier so viel zusagen zu haben, sie ist eine von ihnen. Mich hat es beim Eintreffen schon gewundert, warum so viele von ihnen aufgenommen wurden, habe ich irgendwas nicht mitbekommen?" stelle ich Tora eine Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge liegt.

„Keine sorge, damit bist du nicht allein.
Diese Frage hat gestern auch noch in meinem Kopf herum gespukt, bis ich von den schon erwähnten zweit Semestern aufgeklärt wurde", erklärt mir Tora, während wir dem Weg zurück ins Erdgeschoss folgen, den ich vor einer Stunde hier her gegangen bin.

„Du wirst es sowieso bei der Ansprache erfahren, aber ich werde es dir jetzt erzählen, wenn du möchtest", beendet sie fragend ihren Satz.
Ich nicke als Bestätigung und betrachte nachdenklich die blumigen Tapeten im Flur.

„Es sind keine Ausgestoßenen.
Die erst Semester sind verpflichtet ein Jahr ausschließlich schlichte, triste Kleidung zu tragen. Natürlich nur bis zu den Spielen der Entscheidung.
Dort wird wie du sicherlich weißt entschieden, welchen Stand du in der Gesellschaft einnehmen wirst.
Schüler die verdammt sind Außenstehende zu sein, werden zu gleich nachdem Ende der Spiele von der Akademie verbannt", erklärt Tora und wirkt dabei nicht sonderlich begeistert von dem Konzept.

„Was passiert mit denen, die einen Rang erlangen?", frage ich sie etwas leiser, da wir im Erdgeschoss angekommen sind und uns vereinzelt Schüler entgegen kommen, die sehr wahrscheinlich auch auf dem Weg zur Ansprache sind.

„Sie dürfen die Farben ihrer nun lebenslänglich festgelegten Welt tragen und werden im zweiten, dritten und vierten Schuljahr ausgebildet.
Die zweit Semester haben aber letztes Jahr aus unerklärlichen Gründen, die Spiele der Entscheidung nicht absolvieren können. Weswegen viele Spekulationen existieren, ob sie eventuell mit diesem erst Semester gemeinsam teilnehmen werden", fährt Tora fort.

„Und lass mich raten, Julita ist im zweiten Semester und will uns am liebsten jetzt schon fertig machen, weil sie unbedingt den besten Rang erlangen will?", meine ich mit einer lächerlichen Tonlage und lasse mich von Tora durch die Gänge hin, zu einer sehr großen Tür dirigieren.

„Oh nein, so einfach ist es nicht für uns", sagt Tora, während sie die goldene Türklinke herunter drückt, „ Julita ist ebenfalls die Tochter der Königin des Lichts und damit Prinzessin von Suna."

Mein Mund ist mit einem Mal staubtrocken und aus meiner spaßigen Erwiderung wird nichts.
Dazu trägt auch die enorme Lautstärke bei, die in dem großem Raum herrscht den wir gerade betreten.

„Alle Schüler versammeln sich jedes Jahr hier.
Zuerst werden die neuen begrüßt und eingewiesen, danach folgen Änderungen im Schulsystem begleitet von wichtigen Informationen für alle anwesenden", bekomme ich von Tora ins Ohr gebrüllt, während wir versuchen uns durch die Menge zu quetschen, um wenigstens ein bisschen was zu sehen.

„Sehr praktisch solche Freunde im zweit Semester", schreie ich grinsend zurück.

Ich fühle mich beinahe wie bei einem dieser überfüllten Konzerte, die Luft hier drinnen ist schon total stickig, obwohl alle von den bodenlangen Fenstern geöffnet sind.

Kein Wunder bei geschätzten 700 Personen in einem Raum.
Da hilft die hohe Decke auch nicht mehr besonders, der gesamte Umfang des Raumes wird meiner Meinung nach auch immer knapper, wenn noch mehr Schüler kommen definitiv viel zu knapp.

Ohne Rücksicht kämpfen Tora und ich uns weiter durch die Menge, ich kann sie durch die Grünen Klamotten gut im Augen behalten, da so gut wie die Hälfte der Schüler schwarz tragen.
Gleichzeitig halten wir ungefähr in der fünften Reihe an, von hier aus kann man die Bühne einigermaßen erkennen, die sich durch eine Erhöhung von ungefähr einem Meter von den Schülern abschirmt.

Im Augenwinkel erkenne ich Julita und ihre zwei Freundinnen, die vornehm gerade in der ersten Reihe stehen, als ob diese Plätze extra für sie reserviert worden sind.
Das Mädchen rechts von ihr hat braune glatte Haare, in denen ein blauer haarreif steckt.
Die linke hat rostbraune Haare, in diese hat sie eine rosa Blumen Haarspange geschoben.
Mehr kann ich von ihnen leider nicht erkennen, ihr soldatenartiges Stillstehen trägt zu meinem Bedauern nicht gerade zur guten Betrachtung bei.

Tora lehnt sich etwas nach links, sodass sie näher an meinem Ohr dran ist und flüstert : „Ich denke es geht los."

Mit einem Mal wird es mucksmäuschenstill im Saal, die Aufmerksamkeit aller Schüler richtet sich auf die Bühne und das Klackern von hohen Schuhen, das nun ertönt, wird mit jedem
Schritt den diese Person macht lauter.

Kurz darauf erscheint die klackernde Frau persönlich auf der Bühne und stellt sich hinter das Pult mit dem Mikrofon, es ist die Direktorin.

Unter Direktorin stelle ich mir meistens eine alte Frau mit Lesebrille vor, zum Beispiel wie die aus dem Sekretariat. Aber diese Frau einige Meter vor mir ist vielleicht gerade mal Mitte dreißig, hat ordentlich hochfrisiertes schwarzes Haar, stechend grüne Augen und soweit ich beurteilen kann einen guten Geschmack für Mode.

Ein Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht und sie beginnt zu sprechen.
„Liebe Neuen Schüler und Schülerinnen, herzlich Willkommen an unserer Akademie.
Ich bin Direktorin Enola Makienzie, für sie bitte Direktorin Makienzie.
Den Weg zu einer erfolgreichen Absolvierung dieser Akademie werdet ihr unter anderem gemeinsam mit mir und den Lehrkräften bestreiten, die sich euch in den Unterrichtsfächern vorstellen werden.
Ich bin mir sicher, die Semester über euch werden euch bestätigen können, dass es hier alles gibt was das Herz begehrt.
Allerdings gehören neben den schönen Dingen, auch festgelegte Regeln zu dieser Akademie, welche ich gleich ankündigen werde",
beendet Direktorin Makienzie für einen Augenblick ihre Rede, währenddessen kommt leises Getuschel auf.

Mit einem räuspern kündigt sie Ihr fortfahren an und es wird augenblicklich wieder still.
„Die Regeln werden von mir ein einziges Mal vorgelesen und sie hängen zusätzlich vorne im Eingangsbereich aus, falls jemand meint jetzt nicht zu hören zu müssen, was ich nicht empfehle.
Innerhalb des Gebäudes werden keine Versuche unkontrolliert oder unerlaubt durchgeführt, es muss immer eine Lehrkraft anwesend sein.
Die Zimmer sind in Geschlechter aufgeteilt.
Und das bleibt auch bitte so.
Ich möchte kein Mädchen im Jungen Bereich erwischen, dass gilt auch für die männlichen Wesen unter uns.
Mobbing so wie diskriminierende Anmerkungen jeglicher Art sind untersagt.
Kommen wir nun zu der Schuluniform, das erste Semester trägt ausschließlich unauffällige Farben, bis an den Spielen der Entscheidung teilgenommen wurde.
Danach wird die Farbe der Welt getragen die ihr erhaltet, aber natürlich dürft ihr dann auch alles tragen was ihr möchtet", erneut macht die Direktorin eine kurze Pause und holt einen kleinen Zettel hervor.

„Liebe zweit Semester, ich weiß ihr alle stellt euch diese Frage schon sehr lange und sie wird euch jetzt beantwortet.
Wie ihr wisst, konnten die Spiele der Entscheidung für euch letztes Jahr nicht stattfinden, was ein großes Problem darstellt, da wir euch nicht an eure Fähigkeiten anpassen konnten. Bezüglich dieses Makels wurde in den letzten Wochen von dem obersten Rat eine Entscheidung getroffen.
Es wurde beschlossen, dass ihr die Spiele der Entscheidung dieses Jahr zusammen mit dem erst Semester absolvieren werdet", erläutert Direktorin Makienzie gefasst, doch ihre unsichere Haltung verrät sie.

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