Kapitel 3
In der einen Hand den Zimmerplan, in der anderen meine zwei großen Reisetaschen.
Keine Ahnung wie ich das geschafft habe mich in den zweiten Stock zu bewegen, ohne etwas fallen gelassen zu haben.
Allerdings machen sich meine Finger langsam bemerkbar, denn sie drohten unter dem Gewicht der Taschen durchzubrechen.
Am Beschissensten an dieser Akademie finde ich jetzt schon die mangelnde Menge an emphatischen Eigenschaften.
Mir sind schon um die 40 Jugendlichen auf dem Weg hierher entgegen gekommen und niemand von ihnen hat es auch nur in Erwägung gezogen mir zu helfen oder es wenigstens anzubieten.
Ich gebe einen erleichterten laut von mir, als ich endlich die Tür im Augenwinkel wahrnehme, auf der die Nummer „213" in goldenen Buchstaben prankt.
Die Zimmertür steht sperrangelweit offen, entweder Mitbewohnerin oder Einbrecher.
Wobei ich die Idee vom Einbrecher bei dieser hochgesicherten Akademie sofort wieder verwerfe.
Also hoffentlich Mitbewohnerin, bitte lieber Gott keine eingebildete Tusse.
Wie ein Detektiv stoße ich die Tür ein Stück weiter mit meinem Fuß auf, um mich mit den beiden Taschen durch die Tür quetschen zu können.
Das erste was ich erblicke ist grün, überall grün. Grüne Bettwäsche, grüne Kissen, eine Menge Pflanzen und sogar grüne Bilderrahmen.
Eine stolze Fleur also.
„Wo hab ich denn jetzt schon wieder diese scheiß Uhr liegen gelassen?" ertönt eine weibliche und zugegeben ziemlich genervt klingende Stimme, aus der rechten Seite des Zimmers.
Ich entdecke die Person von der wohl dieses Geschimpfe ausgeht. Sie ist halb unter ihr Bett gekrabbelt und man kann nur noch die Hälfte ihres grünen Rockes erkennen, in Kombination mit den quietsch grünen Socken mit Fröschen drauf.
„Hi?", rutscht es mir raus und ich kann kurz darauf ihr erschrockenes einatmen hören.
Sie quetscht sich wieder unter dem Bett hervor und richtet sich völlig außer Atem vor mir auf.
„Hallo...", schnieft sie während sie sich eine ihrer dunkelbraunen Strähnen aus dem Gesicht schiebt.
„Ich bin Tora..", versucht das Mädchen ihren Satz nach einem tiefen Einatmen fortzuführen.
Ich lege meinen Kopf schräg und sehe sie verwirrt an. „Versuch erstmal wieder zu Atmen, Tora",
kommt es belustigt aus meinem Mund.
Auf ihr Gesicht schleicht sich ebenfalls ein Grinsen und sie genehmigt sich endlich einige Momente zum durchatmen.
In denen ergreife ich die Chance mich dem ganzen Gepäck zu entledigen.
Was heißt schon entledigen, ich schmeiße es auf das freie Bett, welches sich auf der rechten Seite des Zimmers befindet. Dessen weiße Wände und mangelnde Deko einen großen Kontrast zu Toras Hälfte bilden.
„Gehts wieder?", frage ich Tora und erlaube es mir auf ihrem grün bezogenen Bett Platz zu nehmen.
Sie nickt dankbar und sagt: „Also nochmal, ich bin Tora Gools von..,"
„Fleur",schneide ich ihr grinsend das Wort ab.
„Zu viel?" fragt sie mich zerknirscht.
„Keineswegs", antworte ich ihr nun sanft lächelnd, ich finde es schön wie stolz die Fleur auf ihre Welt sind.
„Ich bin Azylia von..,"
„Moonoria!", schneidet Tora mir nun enthusiastisch das Wort ab, ich stimme ihr mit einem Nicken zu.
„Nicht schwer zu erkennen bei dieser farblosen und eintönigen Kleidung nicht wahr?", frage ich mein gegenüber leicht zerknirscht.
Toras Augen werden weich und sie antwortet : „Wir sind doch alle hier um unsere Rolle im Leben erst zu bekommen, dafür sind die Spiele der Entscheidung schließlich dar.
Es spielt am Ende sowieso keine Rolle mehr, ob du adliges Blut hast oder eben nicht."
„Wenn das alle so sehen würden wäre die Welt oder eher gesagt alle Welten mit Sicherheit harmonischer", stimme ich ihr zu und bin froh ein sympathisches Mädchen als Mitbewohnerin zu haben.
Allerdings ist uns beiden wohl klar, dass selbst wenn sich alle ihren Titel unter den gleichen Vorraussetzungen erkämpfen müssen, diejenigen mit adligem Blut immer einen Vorteil haben werden.
„Was hast du gesucht?", frage ich und versuche das Thema in eine lockere Richtung zu leiten, ich brauche jetzt wirklich keine intellektuelle Diskussion.
„Meine Uhr, sie geht mir immer verloren.
Und wenn ich sie nicht bald finde, damit ich meine Eltern anrufen kann, glaub mir, dann tauchen die hier persönlich auf!" erzählt sie mir genervt.
„Sind deine Eltern denn solche Kontrollfreaks?" frage ich Tora interessiert, während ich meine Unterwäsche in den Schrank sortiere.
„Kommt drauf an", sagt sie schmunzelnd, „würdest du das Ratsoberhaupt von Fleur als Kontrollfreak bezeichnen?"
Ich halte in meiner Bewegung inne und drehe mich mit einem grauen Pullover in der Hand zu ihr um.
„Deine Eltern sind Ratsoberhaupte?" frage ich ungläubig.
„Ja", antwortet mir Tora gedehnt.
„Und das sagst du so nebenbei?", frage ich gespielt empört und stemme die Hände in meine Hüfte, wie eine verurteilende Lehrerin.
„Für mich ist das keine große Sache mehr, es ist meist eher nervig die Tochter angesehener Persönlichkeiten zu sein. Alle stecken ihre ganze Hoffnung in mich, sie tun so als wäre es sicher, dass ich die Nachfolgerin werde, aber es kann sich bei den Spielen noch alles ändern.
Ich mag zwar den genetischen Vorteil haben, aber das wird mir in dem Moment nicht viel bringen", meint sie geknickt.
„Hab nicht so viele selbstzweifel Tora, wenn es das ist was du sein möchtest dann wirst du das nächste Ratsoberhaupt, es sei denn es ist gar nicht dein Wunsch sondern nur der deiner Eltern", gebe ich ihr offen und ehrlich die Worte mit, die Tante Joyce mir jeden Abend aufs Neue eingeprügelt hat.
„Du hast recht, aber ich bin froh meine Welt Farbe dieses Jahr noch tragen zu dürfen.", meint sie stolz lächelnd, ich wollte gerade ansetzen ihr zu antworten doch eine gehässige stimme hält mich davon ab.
„Damit liegst du noch falscher als sonst, Tora von Fleur. Heute wird der letzte Tag sein, an dem ihr euch mit den Farben eurer Welten schmücken dürft, nach der Ansprache unserer geehrten Schulleiterin werdet ihr euch vernünftig einkleiden.
Die Ansprache beginnt übrigens in ein paar Minuten, wenn ihr zu spät kommt, fliegt ihr raus!", schnauzt ein blondhaariges Mädchen uns an, die sich lässig an den Türrahmen gelehnt hat.
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